Dr. Gregers Lieblingsblattgemüse
Bete-Grün, Grünkohl, Mangold, Mesclun-Mischung (Mix aus jungen Salatblättern), Kohlblätter, Rucola, Rübstiele, russischer roter Kohl, Schwarzkohl, brauner Senfkohl, Sauerampfer und Spinat
Portionsgröße:
1 Tasse roh
½ Tasse gekocht
Empfohlene Menge:
2 Portionen täglich
Popeye hatte recht: Er war so stark, weil er immer seinen Spinat aß. Dunkelgrünes Blattgemüse zählt zu den gesündesten Lebensmitteln unseres Planeten. Hinsichtlich vollwertiger ganzer Lebensmittel bietet dieses Gemüse den höchsten Nährwert pro Kalorie. Nur um es noch einmal hervorzuheben: In der Fachzeitschrift Nutrition and Cancer wurde eine Untersuchung mit dem Titel „Antioxidative, antimutagene und Antitumorwirkung von Nadelbaumtrieben“1 veröffentlicht. Essbare Blätter in allen ihren Größen und Formen können scheinbar gesunde Lebensmittel sein.
1777 gab General George Washington den Befehl heraus, dass die amerikanischen Truppen wild wachsende Grünpflanzen essen sollten, die sie rings um ihre Feldlager fanden, „da dieses Gemüse sehr gesundheitsförderlich ist und allen schlimmen Erkrankungen entgegenwirken kann.“2 Seither haben die US-Amerikaner allerdings auch ihre Unabhängigkeit vom Grünzeug erklärt. Heute schafft es nur etwa einer von fünfundzwanzig US-Amerikanern, gerade einmal ein Dutzend Portionen über den Verlauf eines gesamten Monats zu essen.3 Ich empfehle, mehr als ein Dutzend Portionen pro Woche zu essen.
WICHTIGE WARNUNG: Grünes Blattgemüse und Warfarin
1984 kam es zu einem tragischen Fall, der eine fünfunddreißigjährige Frau betraf, die ihren Arzt nicht über ihre Ernährungsumstellung informiert hatte. Wegen ihrer künstlichen Herzklappe musste sie das blutverdünnende Medikament Warfarin einnehmen. Da sie aber abnehmen wollte, begann sie, sich fast ausschließlich von Salat, Brokkoli, Rübstielen und braunem Senfkohl zu ernähren. Fünf Wochen später bildete sich ein Blutgerinnsel, an dem die Frau starb.4
Wenn auch Sie mit Warfarin (auch als Coumadin bekannt) behandelt werden, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, bevor Sie den Anteil an grünem Blattgemüse an Ihrer Ernährung erhöhen. Dieses Medikament wirkt (sowohl in Form von Rattengift wie auch als menschlicher Blutverdünner), indem es das Enzym lähmt, das Vitamin K verwertet, das einen Anteil an der Blutgerinnung hat. Wenn Ihr Körper aber mit einem Zustrom von frischem Vitamin K versorgt wird, das konzentriert in grünem Blattgemüse vorkommt, kann das die Wirksamkeit des Medikaments beeinträchtigen. Sie können weiterhin Ihren Salat essen, doch wird Ihr Arzt die Dosierung des Medikaments an Ihren persönlichen regelmäßigen Blattgemüseverzehr anpassen wollen.
Der tägliche Verzehr von grünem Blattgemüse scheint eine der wirkungsvollsten Strategien zu sein, die Sie anwenden können, um Ihr Leben zu verlängern.5 Von allen Lebensmittelgruppen, die von einem Team von Harvard-Wissenschaftlern erforscht wurden, wurde grünes Blattgemüse mit der stärksten schützenden Wirkung vor häufigen chronischen Krankheiten assoziiert6, einschließlich einer Risikoverringerung um bis zu 20 Prozent im Fall von Herzinfarkten7 und Schlaganfällen8 pro jeder zusätzlichen täglichen Portion.
Stellen Sie sich vor, es gäbe eine Tablette, die Ihr Leben verlängern könnte und die nur positive Nebenwirkungen hätte. Jeder würde sie nehmen! Sie würde dem glücklichen Pharmaunternehmen, das sie entwickelte, Milliarden Dollar einbringen. Jede Krankenkasse würde gesetzeshalber die Kosten dafür übernehmen. Leute aus allen gesellschaftlichen Schichten und in jedem noch so kleinsten Eckchen der Welt würden danach schreien. Aber wenn die Pille in Form von „Iss mehr grünes Blattgemüse!“ daherkommt, verpufft das Interesse der Leute plötzlich.
Die Pharmaunternehmen haben es bisher noch nicht geschafft, Brokkoli zu patentieren (Auch wenn Monsanto es probiert!9). Wir Ärzte müssen aber nicht darauf warten, dass gewiefte Pharmavertreter uns mit diversen verführerischen Angeboten dazu bringen, unseren Patienten Pfizer-Spinat oder GlaxoSmith-Kline-Mangold zu verschreiben. Mein Rezept stelle ich Ihnen gleich an Ort und Stelle aus:
Wenn das gesamte Spektrum aller farbenfrohen pflanzlichen Farbpigmente so gut für uns ist, warum ist Grünzeug dann am gesündesten? Wenn der Herbst die Blätter in die schillerndsten Farben taucht, wo kommen diese Gelb- und Rottöne dann eigentlich her? Sie waren schon die ganze Zeit da – nur von dem grünen Chlorophyll übertüncht, das im Herbst langsam abgebaut wird.10 In ähnlicher Weise enthalten auch die dunkelgrünen Blätter von Blattgemüse viele der anderen pflanzlichen Pigmente, die alle zusammen in demselben Paket verschnürt sind. Wie ich bereits erwähnt habe, sind genau diese farbenfrohen Pigmente oft dieselben Antioxidantien, die die vielen Vorteile des Obst- und Gemüseverzehrs ausmachen. Mit anderen Worten essen Sie, wenn Sie sich brav über grünes Blattgemüse hermachen, gleich den ganzen Regenbogen mit.
Das Coenzym Q10 natürlich bilden
Einer der Gründe dafür, warum grünes Blattgemüse zu den gesündesten Grüne-Ampel-Lebensmitteln zählt, scheint dessen grüne Farbe zu sein. Schon vor Jahrzehnten begann die Suche nach „Abfang“-Molekülen, die als erste Verteidigungslinie des Körpers gegen Krebs zum Einsatz kommen könnten. Die Idee dahinter war, dass es uns, wenn wir etwas finden könnten, dass sich eng an die Karzinogene binden und diese daran hindern könnte, in unsere DNA zu gelangen, möglich wäre, einige der Mutationen zu verhindern, die zu Krebs führen. Nach jahrelangem mühseligem Suchen nach solchen karzinogenbindenden Molekülen wurde endlich etwas gefunden: Chlorophyll, das allgegenwärtigste Pflanzenpigment der Welt. Die ganze Zeit lag es direkt vor unserer Nase (sofern wir uns gesund ernährten)!11
In der Laborschale konnten bestimmte DNA-Schäden in menschlichen Zellen durch Chlorophyll „vollständig beseitigt“ werden.12 Und bei Menschen? Im Namen der Wissenschaft tranken Freiwillige eine Lösung mit radioaktivem Aflatoxin (ein Karzinogen) mit oder ohne Spinatchlorophyll. Eine Spinatmenge, die sechs Tassen entsprach, schien bis zu 40 Prozent des Karzinogens unschädlich zu machen.13 Erstaunlich! Doch Chlorophyll kann noch mehr.
An der Universität lernen Sie, dass so ziemlich alles, was Sie in der Schule in Biologie gelernt haben, nicht stimmt. Nach dem Uniabschluss, als Postgraduierte, merken Sie dann, wie stark vereinfacht all dieses Uniwissen eigentlich war. Immer wenn Sie glauben, irgendetwas in der Biologie verstanden zu haben, scheint es am Ende doch immer noch ein bisschen komplizierter zu sein, als Sie dachten. Bis vor gar nicht langer Zeit nahmen wir z. B. an, dass Pflanzen und pflanzenähnliche Organismen die einzigen seien, die die Energie der Sonne direkt auffangen und verwerten konnten. Pflanzen betreiben Photosynthese. Tiere nicht. Das liegt daran, dass Pflanzen Chlorophyll haben und Tiere nicht. Nun ja, theoretisch haben wir Chlorophyll im Körper – jedenfalls nach dem Verzehr von Pflanzen. Es scheint aber auf keinen Fall zu funktionieren, dass das Chlorophyll, das nach dem Salat in unsere Blutbahn gelangt, auch mit Sonnenlicht reagieren könnte. Schließlich kann das Licht unsere Haut nicht durchdringen, richtig?
Falsch. Jedes Kind, das einmal mit einer Taschenlampe seine Finger durchleuchtet hat, könnte Ihnen das sagen.
Die roten Wellenlängen des Sonnenlichts können in unseren Körper eindringen.14 Wenn Sie an einem sonnigen Tag nach draußen gehen, erreicht genug Licht Ihr Gehirn, dass Sie diese Seite tatsächlich im Inneren Ihres Schädels lesen könnten.15 Ihre inneren Organe werden in Sonnenlicht gebadet, genau wie alles Chlorophyll, das sich zu dem Moment in Ihrer Blutbahn befindet. Auch wenn jegliche Energie, die von diesem Chlorophyll produziert würde, unbedeutend16 ist, kann das durch Licht aktivierte Chlorophyll in Ihrem Körper doch dabei helfen, ein wichtiges Molekül namens Coenzym Q10 neu zu bilden.17
CoQ10, auch als Ubiquinol bekannt, ist ein Antioxidans. Wenn Ubiquinol ein freies Radikal unschädlich macht, oxidiert es zu Ubiquinon. Um wieder als wirksames Antioxidans agieren zu können, muss der Körper wieder Ubiquinol aus dem Ubiquinon herstellen. Das funktioniert ein bisschen so wie bei einer elektrischen Sicherung: Ubiquinol kann nur einmal verwendet werden und muss dann wieder in seinen Ausgangszustand zurückversetzt werden. Hier kommen Sonnenlicht und Chlorophyll ins Spiel.
Einige Wissenschaftler setzten einige Stoffwechselprodukte von Ubiquinon und von aus der Nahrung stammendem Chlorophyll der Art von Licht aus, die bis in Ihre Blutbahn gelangt … und simsalabim: CoQ10 wurde wiedergeboren! Ohne Chlorophyll und ohne Licht wäre das aber nicht passiert. Wir dachten immer, dass die große Stärke von Sonnenlicht nur in der Bildung von Vitamin D besteht, und die von grünem Blattgemüse nur in den Antioxidantien, die es selbst enthält. Jetzt aber vermuten wir, dass die Kombination von beidem dem Körper dabei helfen kann, seine eigenen Antioxidantienbestand zu produzieren und zu erhalten.
Eine pflanzenbasierte, chlorophyllreiche Ernährung kann besonders für diejenigen wichtig sein, die cholesterinsenkende Medikamente einnehmen, da diese die CoQ10-Produktion beeinträchtigen können.
Ich hoffe, ich konnte Sie davon überzeugen, so oft wie möglich grünes Blattgemüse zu essen. Das Problem der meisten Leute besteht darin, dass sie noch nicht herausgefunden haben, wie es ihnen gut schmeckt. Ich befürchte, die meisten unter uns haben immer noch sehr unangenehme Erinnerungen an totgekochten Ekelbrei aus Schulkantinenzeiten.
Schauen wir uns z. B. einmal Grünkohl an. Schmeckt nach Ballaststoffen, Gras und irgendwie bitter, oder? Einige Sorten schmecken besser als andere. Wenn Sie Glück haben, finden Sie in der Gemüseabteilung im Supermarkt drei verschiedene Arten: Grünkohl, Schwarzkohl und roten Grünkohl. Was den Nährwert anbelangt, sind die Unterschiede zwischen den dreien zu vernachlässigen, jedenfalls im Vergleich dazu, wie viel Sie gewillt sind davon zu essen.18,19 Die gesündeste Blattkohlart ist die, von der Sie am meisten essen.
Ich würde Ihnen Schwarzkohl (auch Palmkohl oder toskanischer KohI genannt), roten Grünkohl (auch als roter russischer Kohl bekannt) oder Baby-Grünkohl empfehlen, da diese Sorten allesamt milder und zarter sind als ausgereifter (krauser) Grünkohl. Spülen Sie die Blätter zunächst gründlich unter fließendem Wasser ab. Entfernen Sie nun die Stiele und zerreißen Sie die Blätter in mundgerechte Stücke. Alternativ können Sie die entstielten Blätter auch aufrollen und in dünne Streifen schneiden. Wenn Sie es sich ganz leicht machen wollen, greifen Sie einfach zu Tiefkühlvarianten.
Tiefkühlgemüse ist günstiger, hält sich länger und ist darüber hinaus schon gewaschen und vorgehackt.
Es gibt ein Phänomen namens kontrastierte Geschmackskonditionierung, womit Sie Ihre Geschmacksvorlieben verändern können, indem Sie einen weniger angenehmen Geschmack (z. B. sauer oder bitter) mit einem angenehmeren (z. B. süß) verbinden. Als Wissenschaftler saurem Grapefruitsaft Zucker beimischten, mochten die Probanden diesen – wenig überraschend – mehr. Doch innerhalb weniger Tage begannen die Probanden, auch ungesüßten Grapefruitsaft mehr zu mögen als vor Beginn des Experiments. Die Neukonditionierung des Geschmacks blieb sogar noch mindestens ein paar Wochen nach dem Weglassen des Zuckers bestehen.20
Dasselbe passierte, als Wissenschaftler Brokkoli in Zuckerwasser oder Aspartam tauchten oder ihn damit beträufelten.21 Ich weiß, das klingt eklig, aber der Brokkoli schmeckt dadurch nicht wirklich süß. Die zusätzliche Süße überdeckt lediglich den bitteren Geschmack und überlistet so Ihre Geschmacksknospen.22 Aus diesem Grund ist die sogenannte Geheimzutat vieler Grünkohlrezepte auch ein Löffel Zucker. Wenn es ein Lebensmittel gibt, dessen erhöhter Verzehr die Verwendung „gelber“ oder sogar „roter“ Lebensmittel rechtfertigt, dann ist es das gesündeste aller Lebensmittel: grünes Blattgemüse. Ich verwende Balsamico-Creme, auch wenn diese etwas zusätzlichen Zucker enthält. Es wäre natürlich gesünder, etwas aus der „grünen“ Kategorie der Süßungsmittel zu wählen, wie bspw. Feigen oder geriebene Äpfel.
Der Trick mit der Süße macht grüne Smoothies so lecker (auch wenn sie sehr nach Gras aussehen). Smoothies sind eine tolle Möglichkeit, Ihren Kindern Blattgemüse unterzujubeln. Die Basis besteht aus dem Trio Flüssigkeit, reifes Obst und frisches grünes Blattgemüse. Ich würde mit einem 2:1-Verhältnis beginnen und später den Blattgemüseanteil nach und nach erhöhen. Ein Rezept für einen einfachen Smoothieklassiker wäre z. B. eine Tasse Wasser, eine gefrorene Banane, eine Tasse gefrorene Beeren und eine Tasse dicht gepackter Babyspinat.101
Ich füge auch gern frische Minzblätter für einen Extra-Frischekick (und noch etwas mehr Grünzeug) hinzu. Frische Kräuter aus dem Laden können teuer sein, aber Minze kann wie Unkraut in Ihrem Garten oder in einem Topf auf Ihrer Fensterbank wachsen. Grünzeugs zum Frühstück, das kann so etwas Leckeres wie ein Minz-Schokoladen-Haferbrei sein: gekochter Haferbrei, gehackte Minze, Kakaopulver und ein gesundes natürliches Süßungsmittel (siehe Seite 356).
Wenn Sie Ihr Blattgemüse mit etwas kombinieren wollen, das Sie bereits lieben, um es geschmacklich zu verbessern, versuchen Sie es doch einmal mit einer „grünen“ Fettquelle, also mit Nüssen, Samen, Nuss- oder Samenbutter oder Avocados. Viele der gesunden Nährstoffe in Blattgemüse wie z. B. Beta-Carotin, Lutein, Vitamin K und Zeaxanthin sind fettlöslich. Das Kombinieren von grünem Blattgemüse mit einer grünen Fettquelle führt also nicht nur dazu, dass es besser schmeckt, sondern auch zu einer optimierten Nährstoffaufnahme. Das heißt, dass Sie Ihren Salat mit einem Tahini-Dressing abrunden, Ihr Pesto mit Walnüssen zubereiten oder geröstete Sesamsamen über Ihren gedünsteten Grünkohl streuen können.
Die verbesserte Nährstoffaufnahme ist nicht zu unterschätzen. Als Wissenschaftler ihre Probanden einen gesunden Salat mit Spinat, Romanasalatblättern, Möhren und Tomaten zusammen mit einer Fettquelle essen ließen, beobachteten sie in den folgenden acht Stunden einen beeindruckenden Anstieg von Carotinoid-Phytonährstoffen in deren Blut. Mit einem fettfreien Dressing lag die Carotinoid-Absorption bei einem zu vernachlässigenden Wert; es war fast so, als hätten die Probanden den Salat gar nicht gegessen.23 In ähnlicher Weise kann auch das Hinzufügen von Avocado zu Ihrer Salsa die Menge fettlöslicher Nährstoffe, die es schaffen, in Ihre Blutbahn zu gelangen, verdreifachen (in diesem Fall das Lycopin aus den Tomaten).24 Es braucht gar nicht viel. Nur drei Gramm Fett in einer ganzen warmen Mahlzeit können ausreichen, um die Absorption erheblich zu steigern.25 Das ist gerade einmal so viel wie eine einzige Walnuss oder aber ein Löffel Avocado oder Kokosraspel. Knabbern Sie ein paar Pistazien nach dem Essen – et voilà. Das grüne Blattgemüse und die Fettquelle müssen nur zur selben Zeit in Ihrem Magen landen.
Eine andere Möglichkeit, den bitteren Geschmack von Blattgemüse loszuwerden, ist das Blanchieren oder Kochen. Leider gehen dann aber einige der gesunden Nährstoffe ins Kochwasser über.26 Wenn Sie eine Suppe machen, ist das kein Problem, da die Nährstoffe nicht zerstört werden, sondern einfach ins Wasser übergehen. Wenn Sie das Kochwasser allerdings wegschütten, gießen Sie damit auch einige der Nährstoffe in den Abfluss. Doch auch wenn Ihnen so 50 Prozent dieser gesunden Nährstoffe flöten gehen – wenn Sie durch den weniger bitteren Geschmack dazu motiviert werden, doppelt so viel Blattgemüse zu essen, haben Sie das Problem gelöst! Immer wenn ich Pasta koche, gebe ich kurz vor Ende der Kochzeit und dem Abgießen der Pasta noch eine Handvoll Blattgemüse in den Topf. Ich weiß, dass ich so Nährstoffe verliere, die zusammen mit dem Kochwasser in den Abfluss fließen, aber das nehme ich gern in Kauf, wenn ich dafür ganz bequem alles schnell in einem Topf zubereiten und meine Familie dazu bringen kann, sogar noch mehr Grünzeug zu essen.
Versuchen Sie Blattgemüse zu einem möglichst großen Teil Ihrer Mahlzeiten hinzuzufügen. Fast alles, was ich esse, liegt auf einem Bett aus Grünzeug, das auf diese Weise den Geschmack des jeweiligen Gerichts annimmt. Wenn Sie Ihr gedünstetes Blattgemüse aber lieber „pur“ mögen, können Sie es mit Zitronensaft, aromatisiertem Essig, roten Chiliflocken, Knoblauch, Ingwer, salzarmer Sojasoße oder karamellisierten Zwiebeln verfeinern. Ich persönlich mag es scharf, süßlich, salzig und mit Raucharoma. Für die Schärfe verwende ich Hot Sauce, Balsamico-Creme für die süße Note und geräuchertes Paprikapulver und Liquid Smoke für das Raucharoma. Für die salzige Note habe ich früher gern einen Sojasoßenersatz namens Bragg Liquid Aminos verwendet, bevor ich begann, meinen Salzkonsum konsequenter einzuschränken. Der beste natriumfreie Salzersatz, den ich bisher finden konnte, ist „Table Tasty“. (Was sind das für komische Namen?)
Es gibt Supermarktregale voller Fertigsoßen, mit denen Sie experimentieren können. Die meisten enthalten allerdings zugesetztes Salz, Öl oder Zucker, also verwende ich sie nur zusammen mit besonders gesunden Lebensmitteln. Das Mischen von „gelben“ Lebensmitteln mit „roten“ (wie z. B. das Dippen von Pommes oder McNuggets in Barbecue-Soße) macht das Ganze aber nur noch schlimmer. Aber ich würde wohl nur halb so viele gebackene Rosmarin-Süßkartoffelspalten essen, wenn ich sie nicht in mein mit Hot Sauce aufgepepptes Ketchup tunken könnte. Und wenn es eine Entschuldigung dafür gibt, außerhalb der „grünen“ Zone herumzudippen, dann ist es dunkelgrünes Blattgemüse.
Während meiner Junggesellenzeit ließ ich mir oft chinesisches Essen liefern – normalerweise Brokkoli und Knoblauchsoße (ohne weißen Reis, dankeschön). Dann warf ich braunen Reis oder Quinoa zusammen mit ein paar getrockneten Linsen in meinen Reiskocher und dünstete ein Pfund Blattgemüse. Wenn das bestellte Essen kam, war auch der Rest fertig, also vermischte ich alles miteinander und hatte sogar noch reichlich davon für den nächsten Tag übrig.
Sie können auch indische Fertigmahlzeiten kaufen, am besten in Biosupermärkten, oder im Internet bestellen. Auch diese würde ich allerdings eher als Soßen verwenden und nicht als Mahlzeit für sich betrachten. Ich nehme am liebsten Spinat Dal – so kann ich mein Grünzeug mit einer Grünzeugsoße essen! Das ist wie das Grünkohl-Pesto-Prinzip: Verwenden Sie eine Art grüner Blätter (Basilikum), um die andere Art (Grünkohl) geschmacklich zu verbessern.
Die gesundheitlichen Vorteile von Essig
Essig scheint ein Würzmittel zu sein, das Ihnen guttut. Randomisierte kontrollierte Untersuchungen mit Diabetikern und Nichtdiabetikern legen nahe, dass das Hinzufügen von zwei Teelöffeln Essig zu den Mahlzeiten die Blutzuckerkontrolle verbessern und den Anstieg des Blutzuckers nach dem Essen um bis zu 20 Prozent dämpfen kann.27 Das Hinzufügen von Essig zum Kartoffelsalat oder zu Reis (wie es die Japaner bei Sushi-Reis tun) oder das Dippen von Brot in Balsamico-Essig kann die Wirkung dieser hochglykämischen Lebensmittel scheinbar abmildern.
Wir wissen schon seit über fünfundzwanzig Jahren von der antiglykämischen Wirkung von Essig, aber trotzdem noch nicht, wie dieser Mechanismus genau abläuft.28 Ursprünglich wurde davon ausgegangen, dass der Essig die Magenentleerung verlangsamt, doch scheint sogar das Konsumieren von Essig zwischen den Mahlzeiten zu helfen. Typ-2-Diabetiker, die zwei Esslöffel Apfelessig vor dem Zubettgehen zu sich nahmen, wachten z. B. am nächsten Morgen mit besseren Blutzuckerwerten auf.29 Das Essen von sauer eingelegtem Gemüse oder Essigtabletten scheint nicht dieselbe Wirkung zu erzielen.30 Trinken Sie den Essig aber keinesfalls unverdünnt, da er Ihre Speiseröhre verätzen kann,31 und auch nicht in größeren Mengen – eine Tasse (240 ml) am Tag über einen Zeitraum von sechs Jahren (das entspricht zweitausend Tassen!) stellte sich als schlechte Idee heraus.32
Essig scheint auch bei einem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS), bei der Verbesserung der Arterienfunktion und dem Abbau von Körperfett zu helfen. Ein täglicher Esslöffel Apfelessig konnte bei vier von sieben Frauen mit PCOS die Eierstockfunktion im Laufe weniger Monate wiederherstellen.33 Ein Teelöffel Reisessig konnte die Arterienfunktion bei postmenopausalen Frauen erheblich verbessern. Wir wissen nicht genau warum, aber das Acetat aus der Essigsäure im Essig scheint zu einer verbesserten Stickstoffmonoxidproduktion zu führen (siehe Seite 127).34 Diese Wirkung dürfte hilfreich bei Bluthochdruck sein, und tatsächlich gibt es eine Untersuchung, die behauptet, dass ein Esslöffel Essig am Tag sich vorteilhaft auf den Blutdruck auswirkt.35
Entgegen der Volksweisheit ist Essig zwar kein wirksames Mittel gegen Kopfläuse,36 kann aber scheinbar beim Abnehmen helfen. Bei einer placebokontrollierten Doppelblindstudie (allerdings von einem Essighersteller finanziert) tranken fettleibige Probanden entweder täglich Getränke mit einem oder zwei Esslöffeln Apfelessig oder aber ein Placebogetränk, das zwar nach Essig schmeckte, aber keine Essigsäure enthielt. Beide Essiggruppen nahmen deutlich mehr ab als die Kontrollgruppe. Auch wenn die Wirkung eher moderat war – etwa 2 Kilo in einem Zeitraum von drei Monaten – zeigten CT-Scans, dass die Essiggruppen eine deutliche Menge ihres „viszeralen“ Fetts verloren hatte, d. h. des Bauchfetts, das besonders mit einem Risiko chronischer Erkrankungen in Zusammenhang gebracht wird.37
Es gibt heutzutage jede Menge aromatische, teils exotische Essigsorten, inklusive Feigen-, Pfirsich- und sogar Granatapfelessig. Ich ermutige Sie dazu, zu experimentieren und Möglichkeiten zu finden, Essig in Ihren Speiseplan einzubauen.
Ein großer Salat am Tag ist eine fantastische Möglichkeit, das Tägliche Dutzend so weit wie möglich abzuhaken. Auf ein Bett aus Schnitt-Salat und Rucola gebe ich Tomate, rote Paprika, Bohnen und Berberitzen sowie ein paar Nüsse, wenn ich ein fettfreies Dressing verwende. Mein Lieblingsdressing ist momentan eine abgewandelte Caesar-Dressing-Variante von Dr. Michael Klaper vom TrueNorth Health Center:
2 Esslöffel Mandelmehl
3 Knoblauchzehen, zerdrückt
3 Esslöffel Dijon-Senf
3 Esslöffel Nährhefe
2 Esslöffel weiße Misopaste
3 Esslöffel Zitronensaft
80 ml Wasser
Mixen und genießen! (Wenn Sie einen Hochleistungsmixer haben, können Sie wahrscheinlich sogar ganze Mandeln anstatt Mandelmehl verwenden.)
Babyspinat scheint einen höheren Phytonährstoffgehalt als ausgereifte Spinatblätter zu haben,38 aber wie sieht es mit wirklichem Babyspinat aus – den sogenannten Microgreens, kleinen Gemüse- und Kräutersetzlingen? Eine Nährstoffanalyse von fünfundzwanzig handelsüblichen Microgreens in den USA ergab, dass diese eine deutlich höhere Nährstoffdichte aufwiesen. Rotkohlsetzlinge hatten bspw. eine sechsmal so hohe Vitamin-C-Konzentration als ausgereifter Rotkohl und enthielten fast siebzigmal so viel Vitamin K.39 Allerdings werden sie in so kleinen Mengen gegessen, dass sogar die gesündeste Garnierung im modernsten Edelrestaurant sich vermutlich nicht nennenswert auf Ihre Gesundheit auswirkt.
Wenn Sie allerdings Ihre eigenen Microgreens ziehen wollen, könnten Sie dies abwechselnd in mehreren Töpfen oder Kästen tun und die Blättchen mit der Schere abschneiden. Dies wäre wahrscheinlich der gesündeste Salat, den Sie essen könnten. (Auf einer meiner Vortragsreisen übernachtete ich einmal bei jemandem, der genau das tat, und bin seitdem sehr neidisch.) Microgreens sind perfekt für alle ungeduldigen Gärtner: Schon nach ein bis zwei Wochen können sie geerntet werden.
Achtung: Sprossen, die Sie lieber nicht essen
Auch wenn unter allen Lebensmitteln alle grünen Pflanzen, Sprossen eingeschlossen, am gesündesten ist, gibt es einen speziellen Kandidaten, vor dem ich Sie warne: Alfalfa-Sprossen. In den USA wurden in einem Zeitraum von über zwölf Jahren insgesamt achtundzwanzig Ausbrüche von Salmonellenverseuchung auf Alfalfa-Sprossen zurückgeführt, von denen 1.275 Menschen betroffen waren.40 Ja, salmonellenverseuchte Eier führen jedes Jahr zur Erkrankung von geschätzten 142.000 US-Amerikanern,41 doch macht dies die „Sproutbreaks“ für diejenigen, die ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten oder sogar daran starben, nicht weniger tragisch. Alfalfa-Sprossen haben jede Menge kleine Ecken und Ritzen, in denen sich Bakterien verstecken können, die aus mit Gülle verseuchtem Bewässerungswasser stammen. Sogar zu Hause gezogene Sprossen können nicht wirklich als sicher angesehen werden.
Ich werde niemals den einen Vortrag in Boston vergessen. Ich hatte ihn wie eine Gameshow konzipiert, bei der die Teilnehmer aus dem Publikum versuchen sollten, die Lebensmittel, die ich mitgebracht hatte, in gesund und die ungesund einzustufen. Es herrschte ein ziemlicher Lärmpegel, als die Leute ihre Tipps durcheinander riefen. Sie können sich vielleicht die überraschte Publikumsreaktion vorstellen, als ich Alfalfa-Sprossen, eines der beliebtesten Health Foods, ganz oben bei den Lebensmitteln einordnete, die vermieden werden sollten.
Nach dem Vortrag lagen diese Alfalfa-Sprossen immer noch herum, da alle gesünderen und leckeren Dinge bereits als Preise weggegangen waren. Gerade noch hatte ich meinem Publikum erklärt, dass man diese Sprossen nicht essen sollte. Aber ich hasse es, Essen wegzuwerfen. In einem Tun-Sie-was-ich-sage-und-nicht-was-ich-tue-Moment mischte ich sie noch am selben Abend unter meinen Salat. Ja, sie hatten den ganzen Tag im Auto und dann noch stundenlang auf der Bühne herumgelegen. Ja, sie gehörten zu der Liste der Dinge bei meiner Gameshow, die Sie nicht essen sollten. Aber wie groß war wohl das Risiko, dass gerade diese Sprossenpackung kontaminiert war? Am nächsten Tag musste ich zurück in die Notaufnahme des New England Medical Center – doch diesmal nicht als Arzt, sondern als Patient mit Salmonellenvergiftung.
Abgesehen von den gefürchteten Alfalfa-Sprossen ist Grünzeug wirklich das Gesündeste, was Sie auf diesem Planeten finden können. Wenn es um den Nährwert pro Kalorie geht, gibt es einfach nichts Besseres. Entdecken Sie, probieren Sie Neues aus, kosten Sie viel, seien Sie verspielt und lehren Sie ihren Gaumen, die neuen Geschmacksrichtungen zu genießen. Ob Sie das Grünzeug nun in Ihren Smoothie schmuggeln, es zum Teil von Soßen und Dressings machen, es als Grundlage für Hauptgerichte verwenden oder es einfach als großen, knackig frischen Salat essen – legen Sie los! Ihr Körper wird Ihnen jeden Bissen gesundes Grünzeug danken.