Wir wollen raus!
Auch im Ostteil der Stadt gab es eine lebendige Kultur- und Undergroundszene. Vor allem die sog. Blueser- bzw. Kundenszene, die den Hippies nacheiferte, war groß. Künstler hatten es hier jedoch nicht so leicht - die einen erhielten Publikations- oder Auftrittsverbot, andere wurden ins Exil gezwungen. Aber auch nach Ost-Berlin hatte es in den 1970ern einen US-Musiker verschlagen: Dean Reed, den „Roten Elvis“, dessen Lebensgeschichte schon Tom Hanks verfilmen wollte. Als bekennender Sozialist war er gekommen, als Zweifler 1986 in einem See bei Berlin ertrunken.
Ende der 1980er war die öffentliche Kritik am System, an der Mangelwirtschaft, am Wahlbetrug und an der politischen Bevormundung nicht mehr zu unterdrücken. Damaliger Tenor: „Wir wollen raus!“ Trotz aller repressiven Gegenmaßnahmen wurden mit Verweis auf die KSZE-Verträge immer mehr Ausreiseanträge gestellt, 1987 über 100.000. Im selben Jahr rief Ronald Reagan in seiner berühmten Rede vor dem Brandenburger Tor: „Mr. Gorbachev, open this gate. Mr. Gorbachev, tear down this wall!“ Vor Gorbatschows Forderungen nach Glasnost und Perestroika verschloss die SED-Führung die Augen, die DDR-Bürgerrechtler aber griffen sie auf. Das Neue Forum mobilisierte die Massen: Am 4. November 1989 demonstrierten 500.000 Menschen auf dem Alexanderplatz. Die SED-Führung hielt dem Druck nicht mehr stand, am 9. November 1989 gab Politbüro-Mitglied Günter Schabowski bekannt: „Privatreisen nach dem Ausland können ohne Anliegen von Voraussetzungen (...) beantragt werden, Genehmigungen werden kurzfristig erteilt.“ Nur wenige Stunden später waren die Grenzbeamten dem Andrang nicht mehr gewachsen. Am folgenden Tag titelte die BZ: „Die Mauer ist weg! Berlin ist wieder Berlin!“ Und Willy Brandt sagte vor dem nun offenen Brandenburger Tor: „Nun muss zusammenwachsen, was zusammengehört.“