Schloss Charlottenburg: Die größte erhaltene Hohenzollernresidenz Berlins mit einer Front von 500 m Länge ging aus einem für die Kurfürstin und spätere Königin Sophie-Charlotte zwischen 1695 und 1699 erbauten Lustschlösschen hervor. Bereits ab 1701 wurde das Schloss durch den Architekten Eosander von Göthe umfangreich erweitert. 1705 nannte es Friedrich I. nach dem frühen Tod seiner Gattin in „Charlottenburg“ um, es wurde seine bevorzugte Nebenresidenz. Zuvor hatte der König nur nach Einladung Zutritt zum Schloss gehabt, die Ehe mit Sophie-Charlotte galt als nicht besonders glücklich. Insgesamt sieben Monarchengenerationen prägten das Schloss, zuletzt wohnte hier Kaiser Friedrich III. in seiner nur 99 Tage währenden Regierungszeit im Jahr 1888. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das zerstörte Schloss nach historischem Vorbild wieder aufgebaut. Mittlerweile ist es sanierungsbedürftig. Bis 2016 stehen umfangreiche Restaurierungsarbeiten an, zu einer kompletten Schließung wird es jedoch nicht kommen.
Im Alten Schloss, wie der mit Tambour und Kuppel gekrönte Haupttrakt in der Mitte der Schlossanlage genannt wird, taucht der Besucher ein in die Zeit Sophie Charlottes und Friedrichs I. Highlights sind das imposante Porzellankabinett mit 2700 Porzellangefäßen, das Schlafgemach des Königs samt Marmorbad und die prunkvoll ausgestattete Kapelle. Das gerettete Originalinventar wurde mit Stücken aus anderen Berliner Schlössern aufgestockt.
Der Trakt, der gen Westen an das Alte Schloss anschließt, ist die Große Orangerie,wo u. a. Zitronen- und Pomeranzenbäume überwinterten, die den Barockgarten im Sommer zierten. Heute finden hier Veranstaltungen und Konzerte im höfischen Stil statt. Den Abschluss der Orangerie bildete einst das Schlosstheater- heute das Depot des Museums für Vor- und Frühgeschichte.
Der Trakt gen Osten nennt sichNeuer Flügelundentstand unter Friedrich II. bzw. durch dessen Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Als Höhepunkt des friderizianischen Rokoko gilt die dortige GoldeneGalerie, ein 42 m langer, herrlicher Tanzsaal. Sehenswert sind auch die sog. Winterkammern, die für Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) eingerichtet wurden. Der König verstarb jedoch noch vor deren Fertigstellung. Später machte es sich hier
Essen & Trinken
3
Samowar
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Wendel
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Wilhelm Hoeck
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Bootshaus Stella am Lietzensee
9
Engelbecken
10
Trattoria La Pignata
Einkaufen
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Platten Pedro
Sonstiges
1
Spree-Eck (Fußballkneipe)
dessen Schwiegertochter Luise (1776-1810) gemütlich, die wohl populärste deutsche Königin überhaupt. Ihre Wohnräume wurden rekonstruiert, so das elegante Schlafzimmer mit stoffdrapierten Wänden, das nach einem Entwurf des damaligen Stararchitekten Karl Friedrich Schinkel entstand.
Spandauer Damm 20-24, Westend o. Richard-Wagner-Platz. Altes Schloss, April-Okt. tägl. (außer Mo) 10-18 Uhr, sonst bis 17 Uhr. 12 €, erm. 8 €. Neuer Flügel, Wiedereröffnung nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten noch 2014 geplant. Besichtigung in beiden Fällen im Rahmen einer Führung oder per Audioguide. www.spsg.de.
Schlosspark: Nördlich des Schlosses schließt der 55 ha große Schlosspark an, der aus einem wunderschönen Barockparterre im französischen Stil und einem naturnahen englischen Landschaftsgarten besteht. Er wird ausgiebig zum Spazierengehen, Joggen und Sonnenbaden genutzt - und damit das so bleibt, gibt es massive Proteste gegen die Erhebung eines Eintrittsgeldes. Am Parkrand, direkt neben dem Neuen Flügel des Schlosses, steht der Neue Pavillon, den Karl Friedrich Schinkel 1824 als Sommerhaus für Friedrich Wilhelm III. errichtete. Darin wird heute Kunst aus der Schinkelzeit gezeigt. Inmitten des Parks liegt das klassizistische Mausoleum aus dem Jahr 1810. Friedrich Wilhelm III. ließ es nach dem plötzlichen Tod seiner Gemahlin Luise errichten. Neben ihrem Marmorsarkophag ruht er selbst. Ihnen leisten Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) und Gattin Augusta Gesellschaft. Im Nordosten des Schlossparks kann man noch das Belvederebesichtigen, ein dreigeschossiges Gebäude, das 1788 als Teehaus und Aussichtspavillon errichtet wurde. Heute präsentiert man darin eine umfangreiche Sammlung Berliner Porzellans.
Museum Berggruen: Direkt gegenüber dem Schloss fallen zwei gleichartige neoklassizistische Gebäude mit weithin sichtbaren Rundtempeln auf den Dächern ins Auge. Sie wurden 1851-1859 von August Stüler als Kasernen für die königliche Leibwache errichtet. Im westlichen der sog. Stülerbauten ist heute die Ausstellung „Picasso und seine Zeit“ mit mehr als 120 Werken des spanischen Malers aus allen Perioden zu besichtigen. Bei den Werken handelt es sich um Schenkungen der Berggruens an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Der Berliner Jude Heinz Berggruen (1914-2007) emigrierte 1936 nach Amerika und arbeitete ab 1947 als erfolgreicher Kunsthändler in Paris, Pablo Picasso zählte zu seinen Freunden. Im angeschlossenen Kommandantenhaus dominieren Werke von Paul Klee, Henri Matisse, Alberto Giacometti und Paul Cézanne.
Schloßstr. 1, Westend o. Richard-Wagner-Platz. Tägl. (außer Mo) 10-18 Uhr. 10 €, erm. die Hälfte. Das Ticket gilt auch für die Sammlung Scharf-Gerstenberg. www.smb.museum.
Sammlung Scharf-Gerstenberg: Im östlichen Stülerbau wartet die Ausstellung „Surreale Welten“ auf Kunstfreunde. Gezeigt werden rund 300 Werke des Surrealismus und seiner Vorläufer aus der Kollektion des Kunstsammlers Dieter Scharf (gest. 2001). Darunter sind Werke von Salvador Dalí, René Magritte, Pablo Picasso, Max Klinger und Victor Hugo (der geniale Romancier konnte auch gut zeichnen). Das imposante Tempeltor von Kalabscha (20 v. Chr.) am Eingang zum angeschlossenen ehemaligen Marstall stammt noch aus der Zeit, als das Gebäude das Ägyptische Museum beherbergte (bis 2005). Das Tor wurde 1963 vor der Flutung des Assuan-Staudamms demontiert. Nach Abschluss der Umbauarbeiten am Pergamonmuseum(→ S. 131) wird es dorthin verlegt werden. Das Gleiche gilt für die Säulen aus dem Totentempel der Sahurê (um 2450 v. Chr.), die derzeit noch das hauseigene Kino schmücken - eine wahrlich surreale Atmosphäre.
Schloßstr. 70, Westend o. Richard-Wagner-Platz. Tägl. (außer Mo) 10-18 Uhr. 10 €, erm. die Hälfte. Das Ticket gilt auch für das Museum Berggruen. www.smb.museum.
Bröhan-Museum: Es ist nach seinem Gründer Karl H. Bröhan (1921-2000) benannt. Hier dreht sich alles um die Zeit zwischen1889 und 1939: Jugendstil, Art déco und Funktionalismus, wobei Letzterer etwas zu kurz kommt. Präsentiert wird Kunsthandwerk (Möbel, Silber-, Porzellan- und Glasarbeiten), aber auch Bildende Kunst (Gemäldegalerie). Dazu Wechselausstellungen.
Schloßstr. 1 a, Westend o. Richard-Wagner-Platz. Tägl. (außer Mo) 10-18 Uhr. 6 €, erm. 4 €. www.broehan-museum.de.
Abgusssammlung antiker Plastik: Diese Sammlung von rund 2000 Gipsabgüssen griechischer und römischer Skulpturen dient in erster Linie der Forschung und Lehre, doch auch Zaungäste sind willkommen. Um die Originale zu sehen, müsste man Museen in ganz Europa abklappern. Wer etwas kaufen will, geht in die Gipsformerei(→ Einkaufen, S. 60).
Schloßstr. 69 b, Westend o. Richard-Wagner-Platz. Nur Do-So 14-17 Uhr. Eintritt frei. www.abguss-sammlung-berlin.de.