499Werkzitate nach Gottfried von Straßburg: Tristan und Isold. Hrsg. von FRIEDRICH RANKE. 4. Aufl., Berlin 1959.
500Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von FRIEDRICH RANKE neu hrsg., ins Neuhochdeutsche übers., mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von RÜdiger KROHN, 3 Bde, Stuttgart 1980 (RUB 4471–4473), Bd. 3 (2. Aufl. 1991), S. 60.
501Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach der Ausgabe von REINHOLD BECHSTEIN hrsg. von PETER GANZ, 2 Bde, Wiesbaden 1978, Bd. 1, S. XXIV f.
502GANZ (Anm. 3) spricht ganz selbstverständlich immer vom Leser, wenn er den Rezipienten des Tristan meint. Gerade bei einem so sehr von Sprachmelodie und Rhythmus bestimmten Werk dürfte die Vortragssituation nicht vernachlässigt werden.
503Hierzu der Verweis auf V. 4660 f.
504V. 4698–4709: er hat den wunsch von worten: / sinen sin den reinen / ich wæne daz in feinen / ze wundere haben gespunnen / und haben in in ir brunnen / geliutert unde gereinet: / er ist binamen gefeinet / sin zunge, diu die harpfen treit, / diu hat zwo volle sælekeit: / daz sint diu wort, daz ist der sin: / diu zwei, diu harpfent under in / ir mære in vremedem prise.
505KROHN (Anm. 2), Bd. 3, S. 60.
506Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von KARL LACHMANN, Übersetzung von PETER KNECHT, mit Einführung zum Text der LACH- MANNSCHEN Ausgabe und in Probleme der Parzival-Interpretation von BERND SCHIROK, Berlin, New York 1998.
507Kudrun. Nach der Ausgabe von Karl Bartsch hrsg. von KARL STACKMANN, Tübingen 2000 (ATB 115).
508Flore und Blanscheflur. Eine Erzählung von Konrad Fleck. Hrsg. von EMIL SOMMER, Quedlinburg, Leipzig 1846 (Bibl. d. ges. dt. Nat.Lit. 12).
509Des Strickers Pfaffe Amis. Hrsg. von KINICHI KAMIHARA, Göppingen 1978 (GAG 233).
510Walther von der Vogelweide: Leich, Lieder, Sangsprüche. 14., völlig neubearb. Aufl. der Ausgabe Karl Lachmanns mit Beiträgen von THOMAS BEIN und Horst Brunner hrsg. von Christoph Cormeau, Berlin, New York 1996.
511Herrad of Hohenbourg: Hortus deliciarum. Hrsg. von ROSALIE GREEN u. a., 2 Bde, London 1979 (Studies of the Warburg Institute 36).
512Konrad von Megenberg: Das Buch der Natur. Kritischer Text nach den Handschriften. Hrsg. von ROBERT LUFF/ GEORG STEER, Bd. 2, Tübingen 2003 (Texte und Textgeschichte 54).
513Ottokars Österreichische Reimchronik. Nach den Abschriften FRANZ LICHTENSTEINS hrsg. von JOSEPH SEEMÜLLER, 2 Bde, Hannover 1890–1893 (MGH SS Deutsche Chroniken 5,1–2).
514Die Gedichte Heinrichs des Teichners. Hrsg. von HEINRICH NIEWÖHNER, 3 Bde, Berlin 1953–1956 (DTM 44; 46; 48).
515Mittelhochdeutsches Übungsbuch. Hrsg. von CARL VON KRAUS. 2., verm. und geänd. Aufl., Heidelberg 1926 (Germanische Bibliothek 1; Sammlung germanischer Elementarund Handbücher 3,2), S. 109–161.
516Kleinere deutsche Gedichte des 11. und 12. Jahrhunderts. Nach der Auswahl von ALBERT WAAG neu hrsg. von Werner Schröder, 2 Bde, Tübingen 1972 (ATB 71; 72), Bd. 1, S. 96–111.
517Lamprechts Alexander. Nach den drei Texten mit dem Fragment des Alberic von Besançon und den lateinischen Quellen hrsg. und erklärt von KARL KINZEL, Halle a. d. S. 1884 (Germanistische Handbibliothek 6).
518Herbort’s von Fritslâr Liet von Troye. Hrsg. von GEORG KARL FROMMANN, Quedlinburg, Leipzig 1837 (Bibl. d. ges. dt. Nat.-Lit. 5).
519Lanzelet. Eine Erzählung von ULRICH von ZATZIKHOVEN. Hrsg. von KARL AUGUST HAHN, Frankfurt a. M. 1845.
520Heinrichs von Neustadt Apollonius von Tyrland nach der Gothaer Handschrift, Gottes Zukunft und Visio Philiberti nach der Heidelberger Handschrift. Hrsg. von SAMUEL SINGER, Berlin 1906 (DTM 7).
521STANISLAW SAWICKI: Gottfried von Straßburg und die Poetik des Mittelalters, Berlin 1932 (Germanische Studien 124), bes. S. 58.
522G ANZ (Anm. 3), S. XXV.
523KROHN (Anm. 2), Bd. 3, S. 60.
524CHRISTOPH HUBER: Gottfried von Straßburg: Tristan und Isolde, München, Zürich 1986 (Artemis Einführungen 24). Vgl. aber Hubers revidierte Position in diesem Band.
525Zuwenig beachtet scheint mir für die Rolle der Rhetorik bei Gottfried die Arbeit von WINFRIED CHRIST: Rhetorik und Roman. Untersuchungen zu Gottfrieds von Straßburg Tristan und Isold, Meisenheim am Glan 1977 (Deutsche Studien 31).
526MANFRED GÜNTER SCHOLZ:Perspicuitas – Gottfrieds Stilideal? In: Mittelalterliche Poetik in Theorie und Praxis. Fs. für Fritz Peter Knapp. Hrsg. vonTHORDIS HENNINGS/MANUELA NIESNER/ CHRISTOPH ROTH, Berlin, New York 2009, S. 257–269, hier S. 266.
527Dazu BERNHARD ASMUTH:Perspicuitas. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Hrsg. von GERT UEDING, 10 Bde,Tübingen 1992–2012, Bd. 6 (2003), Sp. 814–874, hier Sp. 824–825.
528Isidori Hispalensis episcopi etymologiarum sive originum libri XX. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit WALLACE MARTIN LINDSAY, 2 Bde, Oxford 1911.
529SCHOLZ (Anm. 28), S. 266.
530KROHN (Anm. 2), Bd. 3, S. 70.
531SCHOLZ (Anm. 28), S. 258.
532Die maßgeblichen Beiträge zum sog. ‚Scheincharakter‘ des Musenanrufs bzw. seinem parodistischen Gestus haben FRIEDRICH OHLY (Wolframs Gebet an den Heiligen Geist im Eingang des Willehalm. In: ZfdA 91 [1961/1962], S. 1–37) und HANS FROMM (Tristans Schwertleite. In: DVjs 41 [1967],S. 333–350) geliefert. Ich kann aber auchihrer Argumentation nicht folgen. Vgl. dazu auch die Einwände von C. STEPHEN JAEGER: Medieval Humanism in Gottfried von Strassburg’s Tristan und Isolde, Heidelberg 1977 (Germanische Bibliothek Reihe 3), S. 61 f.
533SCHOLZ (Anm. 28), S. 261 f.
534J. A. ASHER: HARTMANN and Gottfried: master and pupil? In: Journal of the Australasian Universities Language and Literature Association 16 (1961), S. 134–144, hier S. 142.
535ASHER (Anm. 36), S. 136.
536DIETER GOEBEL: Tristans Einkleidung (Gottfried V. 4555–5011). In: ZfdPh 96 (1977), S. 61–72, hier S. 66.
537GOEBEL (Anm. 38), S. 67; Ute Schwab: Lexet gratia. Der literarische Exkurs Gottfrieds von Strassburg und Hartmanns Gregorius, Messina 1967 (Publicazioni dell’Istituto di lingue e letterature straniere 1), S. 8.
538URSULA LIEBERTZ- GRÜN: Selbstreflexivität und Mythologie. Gottfrieds Tristan als Metaroman. In: GRM N. F. 51 (2001), S. 1–20, hier S.9.
539Scholz (Anm. 28), S. 262.
540Ebd.
541Vgl. Krohn (Anm. 2), Bd. 3, S. 66.
542Scholz(Anm. 28), S. 262.
543Vgl. die gründliche Bestandsaufnahme bei WIEBKE FREYTAG: Das Oxymoron bei Wolfram, Gottfried und andern Dichtern des Mittelalters, München 1972 (Medium aevum 24), S. 143–244.
544HANS FROMM: Gottfried von Straßburg und Abaelard. In: Fs. für Ingeborg Schröbler. Hrsg. von DIETRICH SCHMIDTKE/HELGA SCHÜPPERT. PBB 95 (1973), Sonderheft, S. 196–216. Hier zitiert nach dem Abdruck in: Hans Fromm: Arbeiten zur deutschen Literatur des Mittelalters, Tübingen 1989, S. 172–190.
545FREYTAG (Anm. 45), S. 240: „Gottfried liebt das formal klare und glatte, doch inhaltlich gerade aufgrund dieser Form desto gespanntere und geheimnisvollere Oxymoron.“ Vgl. auch Ursula LiebertzGrün: „Seine Worte sind klar und vieldeutig, seine Bilder durchsichtig wie Vexierbilder, die aus unterschiedlichen Perspektiven ganz unterschiedliche Ansichten vorspiegeln.“ (Dies.: Klassisches im Mittelalter. Pluralität in der volkssprachigen höfischen Literatur. In: Klassik im Vergleich. Normativität und Historizität europäischer Klassiken. DFG-Symposion 1990. Hrsg. von WILHELM VOSSKAMP, Stuttgart, Weimar 1993 (Germanistische Symposien Berichtsbände 13), S. 101–120, hier S. 111), zitiertbei Scholz (Anm. 28), S. 257.
546Vgl. dazu meinen Aufsatz: KLAUS GRUBMÜLLER: Ir unwarheit warbæren. Über den Beitrag des Gottesurteils zur Sinnkonstitution in Gottfrieds Tristan. In: Philologie als Kulturwissenschaft. Studien zur Literatur und Geschichte des Mittelalters. Fs. für Karl Stackmann. Hrsg. von LUDGER GRENZMANN/ HUBERT HERKOMMER/DIETER WUTTKE, Göttingen 1987, S. 149–163.
547JULIUS SCHWIETERING: Der Tristan Gottfrieds von Straßburg und die Bernhardische Mystik. Abgedruckt u. a. in: JULIUS SCHWIETERING: Philologische Schriften, München 1969, S. 338–361.
548GOTTFRIED WEBER: Gottfrieds von Straßburg Tristan und die Krise des hochmittelalterlichen Weltbildes um 1200, 2 Bde, Stuttgart 1953.
549DIETMAR MIETH: Dichtung, Glaube und Moral. Studien zur Begründung einer narrativen Ethik mit einer Interpretation zum Tristanroman Gottfrieds von Straßburg, Mainz 1976 (Tübinger theologische Studien 7), S. 214.48
550JAEGER(Anm. 34), bes. S. 139–155. Jaegers subtile Textbeobachtungen werden durch die Integumentum-Lehre als Erklärungsmodell zu sehr eingeebnet.
551FROMM (Anm. 46).
552ROBERT GLENDINNING: Gottfried von Straßburg and the School-Tradition. In: DVjs 61 (1987), S. 617–638; Zitate S. 636.48
553GLENDINNING (Anm. 54), S. 622.
554Die konzeptionelle Nähe des Pyramus und Thisbe-Stoffes zum Tristan zeigt sich zum Beispiel auch in der Rückwirkung des Tristan auf die deutsche Version von Pyramus und Thisbe: Der die Gräber der beiden toten Liebenden umschlingende Rebstock ist ohne Zweifel aus den deutschen Tristan- Fortsetzungen entlehnt (vgl. Novellistik des Mittelalters. Märendichtung. Hrsg., übers. und komm. von KLAUS GRUBMÜLLER, Frankfurt a. M. 1996 [Bibliothek des Mittelalters 23], S. 1148 f.).
555KLAUS GRUBMÜLLER: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Geschichte der europäischen Novellistik im Mittelalter: Fabliau – Märe – Novelle, Tübingen 2006, S. 163.
556GLENDINNING (Anm. 54), S. 636 f.
557MANFRED GÜNTER SCHOLZ: Perspicuitas – Gottfrieds Stilideal? In: Mittelalterliche Poetik in Theorie und Praxis. Fs. für Fritz Peter Knapp. Hrsg. von THORDIS HENNINGS/MANUELA NIESNER/CHRISTOPH ROTH, Berlin, New York 2009, S. 257–269.
558SCHOLZ (Anm. 1), S. 261 f. Dort Referat zu den Ironie-Thesen von Asher, GÖBEL, SCHWAB, LIEBERTZ GRÜN. Kritisch Grubmüller in diesem Band.
559BERNHARD ASMUTH: Perspicuitas. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Hrsg. von GERT UEDING, 10 Bde, Tübingen 1992–2012, Bd. 6 (2003), Sp. 814–874, zu christlicher Rhetorik und Mittelalter Sp. 835–844.
560ASMUTH (Anm. 3), Sp. 837 f.; SCHOLZ (Anm. 1), bes. S. 260; S. 267.
561SCHOLZ (Anm. 1), S. 269. Besonders weit geht URSULA LIEBERTZ-GRÜN: Selbstreflexivität und Mythologie. Gottfrieds Tristan als Metaroman. In: GRM N. F. 51 (2001), S. 1–20. In Kombination mit der Ironie-These wird Dunkelheit als Gottfrieds Stilprinzip gesehen, allerdings ohne Anschluss an die rhetorische obscuritas-Tradition, bes. S. 6–10.
562Zit. nach der durchgesehenen und kommentierten Ranke-Ausgabe: Gottfried von Straßburg: Tristan und Isold. Hrsg. von WALTER HAUG/MANFRED GÜNTER SCHOLZ, 2 Bde, Berlin 2011 (Bibliothek des Mittelalters 10; 11).
563ASMUTH (Anm. 3), Sp. 838.
564JENS HAUSTEIN: Mediävistische Stilforschung und die Präsenzkultur des Mittelalters. Mit einem Ausblick auf Gottfried von Straßburg und Konrad von Würzburg. In: Textprofile stilistisch. Beiträge zur literarischen Evolution. Hrsg. von ULRICH BREUER/BERNHARD SPIES, Bielefeld 2011 (Mainzer historische Kulturwissenschaften 8), S. 43–60.
565HAUSTEIN (Anm. 8, S. 48) zitiert KATHARINA PHILIPOWSKI (2007). Vorsichtiger votiert für eine (noch) unterminologische stilistische Nomenklatur bei den mhd. Klassikern GERT HÜBNER: Lobblumen. Studien zur Genese und Funktion der ‚Geblümten Rede‘, Tübingen, Basel 2000 (Bibliotheca Germanica 41), S. 38–44 passim, bes. S. 41.
566Vgl. SIGRID MÜLLER-KLEIMANN: Gottfrieds Urteil über den zeitgenössischen deutschen Roman. Ein Kommentar zu den Tristanversen 4619–4748, Stuttgart 1990 (Helfant-Studien 6), hier S. 56.
567Möglicherweise sucht HAUG (Anm. 6), S. 265, den Anschluss an den ornatus-Kontext und nicht das perspicuitas-Prinzip.
568LAMBERTUS OKKEN: Kommentar zum Tristan-Roman Gottfrieds von Straßburg, 3 Bde, Amsterdam 1984–1988 (Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur 57; 58; 81), Bd. 1 (1984), S. 233 f.; MÜLLER-KLEIMANN (Anm. 10), S. 55–57.
569CHRISTEL MEIER: Gemma Spiritalis. Methode und Gebrauch der Edelsteinallegorese vom frühen Christentum bis ins 18. Jahrhundert, München 1977 (Münstersche Mittelalterschriften 34).
570Hier S. 237–239. Als bibelhermeneutischen Beleg nennt MÜLLER-KLEIMANN (Anm. 10, S. 56, Anm. 166) eine Stelle bei Bruno Astensis (gest. 1123): Vetus Testamentum, quod prius quidem obscurissimum erat, nunc spiritualiter intellectum, digne satis crystallus vocatur, quoniam spiritualiter intelligentibus clarissimum et penetrabile factum, est (PL 164, Sp. 1221 B, „Das Alte Testament, das früher höchst dunkel war, wird nun im Spiritualsinn sehr zu Recht ein Kristall genannt, da es denen, die es spiritual verstehen, sehr klar und durchsichtig wurde.“ [C. H.]).
571Hieronymus Lauretus: Silva allegoriarum totius sacrae scripturae, Barcelona 1570, Nachdruck der Ausgabe Köln 1681, München 1971, Artikel Crystallus S. 296.
572Zur Auslegung auf die Engel vgl. Heinrich von Kröllwitz, Vater Unser-Auslegung (Heinrich’s von Krolewiz ûz Mîssen Vater Unser. Hrsg. von GE. CHR. LISCH, Quedlinburg, Leipzig 1839, [Bibl. d. ges. dt. Nat.-Lit. 19]). Literale Beschreibung: der stein sô lûter ist irkant, / daz man dâ durch ein hâr wol siet; / der stein ouch wol bî golde stîet, / wan er ist harte reine (V. 1209–1212); dann Auslegung auf der engele schar / an dîe got hât geleit / lûtterlîche klârheit, / wan an sie nie sunde nequam [im Gegensatz zu den abgefallenen Engeln] (V. 1410–1413). – Exegese auf die Standhaftigkeit des Christen im Prolog von Albrechts Jüngerem Titurel (Albrechts von Scharfenberg Jüngerer Titurel. Hrsg. von WERNER WOLF [I-II, 2]/KURT NYHOLM [II, 2-IV], Berlin 1955–1995 [DTM 45; 55; 61; 73; 77; 79]), Str. 36–39; etymologisierende Aufforderung, daz ir zu Krist kristellet (Str. 39,2).
573MEIER (Anm. 13), Augustinus zu der schwierigen Psalmstelle 147,16 f., S. 96–99.
574MEIER (Anm. 13), S. 236–240.
575MEIER(Anm. 13), S. 237 f., Anm. 480. Die Stelle lautet bei Petrus Berchorius, Opera, Bd. 1, Köln 1692: Et ista scriptura dicitur crystallus obscura [sic], quia vere in ista est claritas sapientiae, et tamen cum hoc difficultas, et obscuritas invenitur (S. 735, „Diese Schrift wird ein dunkler Kristall genannt, weil in ihr wahrhaft die Klarheit der Weisheit ist und man dennoch dabei Schwierigkeit und Dunkelheit findet.“). Zum obscuritas-Charakter der Bibel grundsätzlich ASMUTH (Anm. 3), Sp. 839 f.
576Mit reichen Materialien CHRISTOPH GERHARD: Perseus kristallîner schilt. In: GRM N. F. 26 (1976), S. 91–113. – Vgl. auch JENS HAUSTEIN: Marner-Studien, Tübingen 1995 (MTU 109), S. 188–191.
577Tristan, V. 4718–4722; sîniu wort diu sweiment alse der ar (V. 4722).
578BRUNO QUAST: Gottfried von Straßburg und das Nichthermeneutische. Über Wortzauber als literar- ästhetisches Differenzkriterium. In: Mitteilungen des deutschen Germanistenverbandes 51, 3 (2004), S. 250–260.
579und muoz mir diu [Worte] dar inne / ze vremedem wunder eiten, / dem wunsche bereiten / als golt von Arâbe (Tristan, V. 4892–4895).
580Die angekündigte Ausgabe von KARL BERTAU ist noch nicht erschienen, daher wird zitiert nach: Die Goldene Schmiede des Konrad von Würzburg. Hrsg. von EDWARD SCHRÖDER, 2. unveränd. Aufl., Göttingen 1969. – Die Stellen: V. 842–857; V. 1794–1831. – Die anonyme mndl. Bearbeitung des Werkes mit dem Titel Marien voerspan of sapeel (Hrsg. von JOACHIM MOSCHALL, Erlangen 1983) reduziert die Kristall-Allegorese und spricht nur von der cristallen luterheit (S. 65).
581dir ist der cristallenstein / gelich und der berille: / beid offenbare und stille / zel ich si zuo der kiusche din. / swie kalt si von nature sin, / leit man si zuo der sunnen, / ein kerze ist dran enbrunnen / schier unde in kurzer wile gar. / din luter herze liehtgevar / und kalt von kiuscheclicher art, / do daz geleit zer sunnen wart, / ich meine an götelichen schin, / do wart uns von der tugent din / Crist, daz ware lieht, enzunt, / der ewecliche und alle stunt / beliuhten muoz die engel (Die Goldene Schmiede, V. 842–857).
582Vgl. die Zusammenstellung: kiusche luter unde glanz (Die Goldene Schmiede, V. 279).
583GERHARD (Anm. 20), S. 106, verweist zur Stelle auf den Lesestab als technische Errungenschaft des 13. Jahrhunderts. – Vgl. den Beryll als Vergrößerungsglas/Brille bei Hugo von Montfort: Werlich din lieb sich meren tuot / Als durch den barillen tuot die gsicht (Hugo von Montfort. Hrsg. von KARL BARTSCH, Tübingen 1879 [StLV 143], Lied 2, V. 86 f.).
584WOLFGANG MONECKE: Studien zur epischen Technik Konrads von Würzburg. Das Erzählprinzip der wildekeit, Stuttgart 1968 (Germanistische Abhandlungen 24).
585SUSANNE KÖBELE: Zwischen Klang und Sinn. Das Gottfried-Idiom in Konrads Goldener Schmiede (Mit einer Anmerkung zur paradoxen Dynamik von Alteritätsschüben). In: Alterität als Leitkonzept für historisches Interpretieren. Hrsg. von ANJA BECKER/JAN MOHR, Berlin 2012 (Deutsche Literatur. Studien und Quellen 8), S. 303–333. – Zum „Gottfried-Idiom“ besonders S. 311 f.
586KÜBELE (Anm. 29), S. 319 f.
587MONECKE (Anm. 28), Kap. 1, S. 1–33; zu Gottfried S. 14–21.
588MONECKE (Anm. 28), S. 20 f.
589Rudolf von Ems: Alexander. Ein höfischer Versroman des 13. Jahrhunderts. Hrsg. von Victor Junk, 2 Bde, Leipzig 1928–1929 (StLV 272; 274), Bd. 1, V. 3063–3268.
590MONECKE (Anm. 28), S. 21.
591Zur lückenhaften Überlieferung der einschlägigen Passagen ASMUTH (Anm. 3), Sp. 835 f.; entsprechend Scholz (Anm. 1), S. 260.
592Vgl. Einführung in die Stilistik. Hrsg. von KARL-HEINZ GÖTTERT/OLIVER JUNGEN, München 2004 (UTB 2567), S. 150 f. zum inneren bzw. äußerem aptum. Ausführlich HEINRICH LAUSBERG: Handbuch der literarischen Rhetorik. Eine Grundlegung der Literaturwissenschaft, 3. Aufl. Stuttgart 1990, § 258, s. a. Register ‚aptus‘, S. 648.
593MANFRED FUHRMANN: Die antike Rhetorik. Eine Einführung, München, Zürich 1984 (Artemis Ein- führungen 10), S. 116 f.; S. 123.
594Zu den Deutungsvarianten von figieret MÜLLER-KLEIMANN (Anm. 10), S. 40–43: in Frage kommen ‚treffen‘ oder ‚bilden/gestalten‘. Scholz (Anm. 6), Bd. 2, S. 365 f., plädiert für ersteres.
595SCHOLZ (Anm. 1), S. 262.
596Vgl. oben zur Präsenz-Debatte QUAST (Anm. 22); HAUSTEIN (Anm. 8); KÖBELE (Anm. 29).
597ASMUTH (Anm. 3), Sp. 838–840.
598ASMUTH (Anm. 3), Sp. 841 f. – Vgl. CHRISTOPH HUBER: Merkmale des Schönen und volkssprach- liche Literarästhetik. Zu Hartmann von Aue und Gottfried von Straßburg. In: Das fremde Schöne. Dimensionen des Ästhetischen in der Literatur des Mittelalters. Hrsg. von MANUEL BRAUN/CHRISTOPHER YOUNG, Berlin, New York 2007 (Trends in Medieval Philology 12), S. 111–141.
599GERT HÜBNER: evidentia. Erzählformen und ihre Funktionen. In: Historische Narratologie. Mediävistische Perspektiven. Hrsg. von HARALD HAFERLAND/MATTHIAS Meyer, Berlin, New York 2010 (Trends in Medieval Philology 19), S. 119–147.
600Vgl. Tristan, V. 4661–4664, mit der Opposition: ebene, sleht, ufreht, traben – besnaben. Zur Glätte der Fügung, in der sich Spannungen unter der Oberfläche halten, vgl. Gerok-Reiter in diesem Band.
601KARL OLBRICH: Kristall. In: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, 10 Bde, Berlin, New York 1927–1942, Bd. 5 (1933, Nachdruck 1987), Sp. 576–578; FRITZ BOEHM: Kristallomantie, ebd. Sp. 578–594. – Petrus Berchorius weiß in seinem Artikel zum „dunklen Kristall“ Alectoria, aus dem oben die schrifthermeneutische Auslegung zitiert wurde (Anm. 19), auch von den magischen Qualitä- ten des Steins: secundum magos, facit certantem invictum et insuperabilem (ebd.).
602Vom Hasen über die vindære wilder mære, / der mære wilderære (V. 4665 f.) zum Ausdruck die selben wilderære (V. 4683).
603Verwandt auch Glas und Spiegel.
604SCHOLZ (Anm. 1), S. 263 f.
605KÖBELE (Anm. 29) sieht die Kohärenz der Goldenen Schmiede durch Klang wie Metaphorik herge- stellt, These S. 310 f. und passim, etwa S. 318.
606RUTH FINCKH: Minor Mundus Homo. Studien zur Mikrokosmos-Idee in der mittelalterlichen Literatur, Göttingen 1999 (Palaestra 306), Kap. 6.
607Vgl. FRANZISKA WESSEL: Probleme der Metaphorik und die Minnemetaphorik in Gottfrieds von Straßburg Tristan und Isolde, München 1984 (Münstersche Mittelalterschriften 54), S. 324–358. – Siehe auch HUBER (Anm. 42), S. 135–140.
608Zur Exzeptionalität Tristans HUBER (Anm. 42), S. 130 f. Ausführlich SUSANNE FLECKEN BÜTTNER: Wiederholung und Variation als poetisches Prinzip. Exemplarität, Identität und Exzeptionalität in Gottfrieds Tristan, Berlin, New York 2011, hier S. 224–226. Die Verfasserin sieht im Literaturexkurs eine Analogie zwischen der Exzeptionalität der Helden und der auf Tradition fußenden Exzeptionalität von Gottfrieds stilistischem Anspruch ausgedrückt.
609Die Minne ist im Tristan durch den Minnetrank und seine nicht hintergehbare Wirkung „absolut gesetzt“ und unterscheidet sich damit grundlegend von der ‚Liebe‘ in modernen Liebeskonzeptionen, die auf einem unbedingten Anspruch des Individuums auf Liebesglück beruhen. Der Liebestrank erzeugt einen objektiven Zwang, ohne den das Problem im 12. Jahrhundert vermutlich nicht diskutabel gewesen wäre. Dass Tristan und Isolde diesen objektiven Zwang durch subjektive Entscheidungen für sich annehmen, hat zuerst HANS FROMM herausgearbeitet: HANS FROMM: Gottfried von Straßburg und Abaelard. In: ders.: Arbeiten zur deutschen Literatur des Mittelalters, Tübingen 1989, S. 173–190 [zuerst 1973].
610Gottfrieds Tristan wird zitiert nach: Gottfried von Strassburg: Tristan und Isold. Hrsg. von WALTER HAUG/MANFRED GÜNTER Scholz. Mit dem Text des Thomas, hrsg., übers. und komm. von WALTER HAUG, 2 Bde, Berlin 2011 (Bibliothek des Mittelalters 10; 11).
611Für den gesamten Prolog und insbesondere für den Beginn stellt guot einen zentralen Begriff dar. Zum Prolog vgl. nach wie vor die Interpretation von ALBRECHT SCHÖNE: Zu Gottfrieds Tristan-Prolog. In: DVjs 29 (1955), S. 447–474. Die Literatur zum Tristan-Prolog kann hier nicht ausführlich gewürdigt werden, einen Überblick bietet der Kommentar in HAUG/SCHOLZ (Anm. 2), S. 230–239 (zum Aufbau und zum Akrostichon) und S. 239–272 (zu einzelnen Abschnitten und Stellen).
612Zu der damit verbundenen ‚Zumutung‘ vgl. ANNETTE GEROK-REITER: Umcodierung. Zum Verhältnis von minne und ere in Gottfrieds Tristan. In: ZfdPh 121 (2002), S. 365–389, hier S. 366: „Die dezidierte Zurückweisung der tradierten Deutungsmuster führt im Sinn der Iserschen ‚Negationspotentiale‘ zu einer markanten ‚Leerstelle‘ des Verstehens. Diese seit 800 Jahren beunruhigende Leerstelle bildet die Mitte des Textes.“
613Provozierend häufig benutzen Tristan und Isolde das Wort êre insbesondere in den Gebeten, mit denen sie im Baumgarten um Rettung bitten (z. B. Isolde: hilf uns, daz wir mit êren /von hinnen müezen kêren; / hêrre, bewar in unde mich!, V. 14707–14709). Hier irritiert insbesondere die Relativierung des êre-Begriffs gerade in der Apostrophe an Gott, der als Garant absoluter Werte gelten muss. Auf andere Weise signifikant ist die Diskussion um êre âne êre in Tristan V. 16310–16332. Zum gesamten Komplex vgl. GEROK-REITER (Anm. 4), die eine sukzessive Umcodierung des êre-Begriffs konstatiert.
614Vgl. RÜDIGER SCHNELL: Suche nach Wahrheit. Gottfrieds Tristan und Isold als erkenntniskritischer Roman, Tübingen 1992 (Hermaea N. F. 67), S. 28–38 (Innen- und Außennormen); TOMAS TOMASEK: Die Utopie im Tristan Gotfrids von Straßburg, Tübingen 1985 (Hermaea N. F. 49), S. 67–69 (Feudalethik und Liebesethik). Einen die Gegensätze selbst zum Zentrum des Gottfriedschen Erzählprogramms erhebenden Ansatz legt HAFERLAND vor: HARALD HAFERLAND: Gottfrieds Erzählprogramm. In: PBB 122 (2000), S. 230–258.
615So etwa der grundsätzliche Ansatz bei WALTER HAUG: Gottfrieds von Straßburg Tristan. Sexueller Sündenfall oder erotische Utopie. In: ders.: Strukturen als Schlüssel zur Welt. Kleine Schriften zur Erzählliteratur des Mittelalters, Tübingen 1989, S. 600–611 [zuerst 1986].
616Das zeigt sich insbesondere an der Diskussion um die moralische Dimension der Tristanminne, wie sie z. B. GEROK-REITER (Anm. 4), S. 367 f., nachzeichnet. Sie ist allein aus der Handlung heraus nicht zu beantworten; es ist bezeichnend, dass einer der wichtigsten Beiträge zu dieser Diskussion gerade die Paratexte heranzieht, um die Tristanminne als utopischen Entwurf zu charakterisieren: TOMASEK (Anm. 6). Die Gegenposition kommt nicht ohne textferne Werturteile aus: GOTTFRIED WEBER: Gottfrieds von Straßburg Tristan und die Krise des hochmittelalterlichen Weltbildes um 1200, 2 Bde, Stuttgart 1953.
617SUSANNE KÖBELE: iemer niuwe. Wiederholung in Gottfrieds Tristan. In: Der Tristan Gottfrieds von Straßburg. Symposion Santiago de Compostela, 5. bis 8. April 2000. Hrsg. von CHRISTOPH HUBER/VICTOR MILLET, Tübingen 2002, S. 97–115; GEROK-REITER (Anm. 4), S. 386: „Was unter minne zu verstehen, was adäquat mit ere zu bedenken sei, wird neu codiert.“
618SCHNELL (Anm.6).
619Grundlegend dazu nach wie vor TOMASEK (Anm.6).
620Vgl. BERND SCHIROK: Handlung und Exkurse in Gottfrieds Tristan. Textebenen als Interpretations problem. In: Texttyp, Sprechergruppe, Kommunikationsbereich. Studien zur deutschen Sprache in Geschichte und Gegenwart. Fs. für Hugo Steger. Hrsg. von HEINRICH LÖFFLER u. a., Berlin, New York 1994, S. 33–51; SCHNELL (Anm. 6), S. 13–17.
621Vgl. dazu grundsätzlich klärend BERND SCHIROK: Zu den Akrosticha in Gottfrieds Tristan. Versuch einer kritischen und weiterführenden Bestandsaufnahme. In: ZfdA 113 (1984), S. 188–213.
622NACH SCHIROK (Anm. 13), S. 213; die Ergänzungen, die aufgrund des Fragmentcharakters des Tristan notwendig sind, stehen in eckigen Klammern. Zur Forschung und insbesondere zur Diskussion um die Ergänzung Isol-den vgl. HAUG/SCHOLZ (Anm. 2), S. 233–239.
623Vgl. dazu auch ULRICH ERNST: Facetten mittelalterlicher Schriftkultur. Fiktion und Illustration, Wissen und Wahrnehmung, Heidelberg 2006 (Euphorion-Beiheft 51), S. 129.
624Der außerordentlich komplexe Begriff ‚Stil‘ wird im Folgenden pragmatisch verwendet: ‚Stil‘ verstehe ich als ein Phänomen, das nur relational zu fassen ist. Es beschreibt demnach die Markiertheit von sprachlichen Phänomenen, die durch verschiedene Formen von Bezugnahme hergestellt wird. Dabei müssen sich, damit sinnvoll von ‚Stil‘ gesprochen werden kann, im Regelfall mindestens ein intra- und ein intertextuelles Bezugssystem überschneiden: Das einzelne sprachliche Phänomen, das zum ‚Stil‘ eines Textes gehört, muss durch Bezugnahme auf andere Texte markiert sein (Differenz oder Ähnlichkeit), und es muss im Text selbst wiederholt auftreten (als Einzelphänomen könnte es keinen ‚Stil‘ bilden). In diesem Sinn wird im Folgenden vor allem die klangliche Qualität der Sprachverwendung Gottfrieds als Stilmerkmal beschrieben: Sie zeichnet den Text gegenüber anderen aus (was im Rahmen dieses Aufsatzes nicht gezeigt werden kann, aber konsensfähig sein dürfte) und tritt wiederholt im Text auf.
625Zu einem ähnlichen Phänomen im Bereich des Minnesangs vgl. MARKUS STOCK: Das volle Wort – Sprachklang im späteren Minnesang. Gottfried von Neifen, Wir suln aber schône enpfâhen (KLD Lied 3). In: Text und Handeln. Zum kommunikativen Ort von Minnesang und antiker Lyrik. Hrsg. von ALBRECHT HAUSMANN, Heidelberg 2004 (Euphorion-Beiheft 46), S. 185–202.
626Meine Überlegungen treffen sich an diesem Punkt mit denen von VOLKER MERTENS: Wahrheit und Kontingenz in Gottfrieds Tristan. In: Kein Zufall. Konzeptionen von Kontingenz in der mittelalterlichen Literatur. Hrsg. von CORNELIA HERBERICHS/SUSANNE REICHLIN, Göttingen 2010 (Historische Semantik 13), S. 186–205.
627Vgl. V. 16325 f.: ich spriche nein unde jâ: / nein unde jâ sint beidiu dâ. Immer wieder ist darin ein Bezug auf Abaelards ‚Sic et non‘ gesehen worden, siehe FROMM (Anm. 1); IRENE LANZ-HUBMANN: Nein unde jâ. Mehrdeutigkeit im Tristan Gottfrieds von Straßburg. Ein Rezipientenproblem, Bern 1989 (Deutsche Literatur von den Anfängen bis 1700 5); zuletzt ablehnend HAFERLAND (Anm. 6), S. 246.
628Eine stoffgeschichtliche Übersicht bietet PETER K. Stein: Tristan. In: Epische Stoffe des Mittel alters. Hrsg. von VOLKER MERTENS/ULRICH MÜLLER, Stuttgart 1984, S. 365–394.
629Vgl. dazu auch CHINCA, der den Begriff des Möglichen durch den Hinweis auf Erzählalternativen zusätzlich profiliert: MARK CHINCA: Mögliche Welten. Alternatives Erzählen und Fiktionalität im Tristanroman Gottfrieds von Straßburg. In: Poetica 35 (2003), S. 307–333.
630FRANZ JOSEF WORSTBROCK: Der Zufall und das Ziel. Über die Handlungsstruktur in Gottfrieds Tristan. In: Fortuna. Hrsg. von WALTER HAUG/BURGHART WACHINGER, Tübingen 1995 (Fortuna vitrea 15), S. 34–51, hier S. 36 f.
631WORSTBROCK(Anm. 22); vgl. dazu auch Walter Haug: Aventiure in Gottfrieds von Strassburg Tristan. In: ders.: Strukturen als Schlüssel zur Welt (Anm. 7), S. 557–582 [zuerst 1972], mit abweichender Deutung der Zufallskonstellationen.
632WORSTBROCK (Anm. 22), S. 40.
633INGRID HAHN: Raum und Landschaft in Gottfrieds Tristan. Ein Beitrag zur Werkdeutung, München 1963 (Medium Aevum Philologische Studien 3), S. 102, spricht von „bei Gottfried so beliebten oder Konstruktion[en]“.
634Vgl. zum gesamten Komplex Monika Schausten: Erzählwelten der Tristangeschichte im hohen Mittelalter. Untersuchungen zu den deutschsprachigen Tristanfassungen des 12. und 13. Jahrhunderts, München 1999 (Forschungen zur Geschichte der älteren deutschen Literatur 24), sowie CHINCA (Anm. 21). Nur auf den ersten Blick kommt CHINCA zu einem gegenteiligen Ergebnis, indem er für Gottfried in Anspruch nimmt, dass „jede Verpflichtung des Autors zu Historizität, Glaubwürdigkeit oder logischer Kohärenz seiner Geschichte okkasionell, nicht grundlegend“ sei (S. 328). Entscheidend ist aber die durchgängige Behauptung der Möglichkeit des Erzählten und die Zurückweisung aller anderen Möglichkeiten; das tatsächlich erzählte Mögliche ist im Moment der narrativen Realisierung eben das einzige, alle anderen Möglichkeiten sind damit ausgeschlagen. Dieses Mögliche wird von Gottfried als für ihn selbst gegeben inszeniert.
635Vgl. dazu ANNA KECK: Die Liebeskonzeption der mittelalterlichen Tristanromane. Zur Erzähllogik der Werke Bérouls, Eilharts, Thomas’ und Gottfrieds, München 1998 (Beihefte zu Poetica 22), S. 139 sowie S. 141–146.
636Zur Fiktionalitätsproblematik vgl. aktuell CHINCA (Anm. 21) sowie SONJA GLAUCH: An der Schwelle zur Literatur. Elemente einer Poetik des höfischen Erzählens, Heidelberg 2009 (Studien zur historischen Poetik 1).
637Zum Artusroman vgl. nach wie vor die Arbeiten von Haug, insbesondere WALTER HAUG: Die Symbolstruktur des höfischen Epos und ihre Auflösung bei Wolfram von Eschenbach. In: ders.: Strukturen als Schlüssel zur Welt (Anm. 7), S. 483–512.
638Zum Begriff Mythos vgl. UDO FRIEDRICH/BRUNO QUAST: Mediävistische Mythosforschung. In: Präsenz des Mythos. Konfigurationen einer Denkform in Mittelalter und Früher Neuzeit. Hrsg. von UDO FRIEDRICH/BRUNO QUAST, Berlin, New York 2004 (Trends in Medieval Philology 2), S. IX–XXXVII. Meine eigene Begriffsverwendung ist angeregt durch das Konzept von ERNST CASSIRER: Philosophie der symbolischen Formen. Zweiter Teil: Das mythische Denken, Darmstadt 1958 [zuerst 1923].
639LUGOWSKI hat für ein Erzählen, das an mythischen Legitimationsmustern Anteil hat, aber diese nicht mehr vollständig reproduziert, den Begriff des „mythischen Analogons“ geprägt. Jedoch scheint es mir so zu sein, dass im Tristan diese Analogie zum mythischen Erzählen nur deshalb angedeutet wird, um sie zu dementieren. Vgl. CLEMENS LUGOWSKI: Die Form der Individualität im Roman. Mit einer Einleitung von HEINZ SCHLAFFER, Frankfurt a. M. 21994 (Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 151) [zuerst 1932].
640Vgl. dazu neben ANDREAS HAMMER: Tradierung und Transformation. Mythische Erzählelemente im Tristan Gottfrieds von Straßburg und im Iwein Hartmanns von Aue, Stuttgart 2007, auch WORSTBROCK (Anm. 22).
641Es handelt sich dabei um den Typ ANTTI AARNE/STITH THOMPSON: The types of the Folktale. A Classification and Bibliography, Helsinki 21964, Nr. 300 (‚The Dragon Slayer‘); vgl. HAMMER (Anm. 32), S. 112.
642HAMMER (Anm. 32), S. 182.
643Zu fragen ist also nach der eigentlich angepeilten Stufe der Text- bzw. Stoffentwicklung.
644Meine Überlegungen sind hier angeregt von FROMM (Anm. 1), prägnant S. 180: „Hörer und Leser müssen die jeweilige Polysemie […] selber erkennen, sind zu einer Mitarbeit aufgerufen, wie sie der Dichter in seinem Prolog eigens fordert.“
645Dazu FROMM (Anm. 1), S. 187 f.
646WORSTBROCK (Anm. 22), S. 43.
647Vgl. die ähnliche Überlegung bei GERD DICKE: Gouch Gandin. Bemerkungen zur Intertextualität der Episode von ‚Rotte und Harfe‘ im Tristan Gottfrieds von Straßburg. In: ZfdA 127 (1998), S. 121–148, hier S. 146: „Auf der Oberflächenebene der erzählten Wirklichkeit mithin nicht mehr präsent, bleibt das […] Mythische aber gleichwohl semantisch wirksam, denn durch unterschwellige Bezüge und deutliche inhaltliche Korrespondenzen ist eine Assoziationsebene installiert, von der aus die Oberflächenrealität einen mythologischen Deutungshintergrund gewinnt.“
648Diese Meinung hat mit einiger Nachwirkung FRIEDRICH RANKE vertreten: Tristan und Isold, München 1925 (Bücher des Mittelalters 3). Die Gegenposition bei HANS FURSTNER: Der Beginn der Liebe bei Tristan und Isolde in Gottfrieds Epos. In: Neophilologus 41 (1957), S. 25–38, und ARTHUR T. HATTO: Der minnen vederspil Isot. In: Euphorion 51 (1957), S. 302–307. AUCH RÜDIGER KROHN mag sich nicht endgültig festlegen und zitiert HAUG aus einer 1970 erschienenen Rezension mit der Feststellung,„daß das Problem der Liebe vor dem Trank noch keineswegs ad acta zu legen ist“. Vgl. Gottfried von Straßburg: Tristan. Bd. 3. Hrsg. von RÜDIGER KROHN, Stuttgart 31985 (RUB 4473), S. 115.
649Vgl. zu dieser Verschmelzung u. a. die Interpretationen von Schöne (Anm. 3), S. 464, und WOLFGANG MOHR: „Syntaktisches Werbe- und Liebesspiel“. Zu einem sprachlichen Kunstgriff in mittel alterlicher Lyrik und Epik. In: PBB 81 (1959), S. 161–175, hier S. 168, sowie Haug/Scholz (Anm. 2), S. 258 f., mit weiteren Hinweisen.
650Solche Stellen bilden die Ausnahme; weit häufiger bleibt der Erzähler, was die Motivierung eines Ereignisses betrifft, stumm, oder er stellt das Zufällige heraus. SCHNELL (Anm. 6), S. 100, verallgemeinert zu sehr, wenn er aus dieser und wenigen anderen Stellen ableitet, es gebe für Gottfried keinen Zufall; kritisch zu SCHNELLS These auch HAUG/SCHOLZ (Anm. 2), S. 320.
651HAUG/SCHOLZ (Anm. 2), S. 320, argumentieren, dass der Hinweis auf Gott „vom Mönch Robert gewiß nicht unterschlagen worden wäre“, und beanspruchen ihn deshalb als Zutat Gottfrieds. Das spräche für die Diversifizierung von Handlungsinstanzen bei Gottfried, wie sie WORSTBROCK (Anm. 22) dargestellt hat.
652Jedoch erscheint es mir nicht legitim, im billîch „keine von Gott unterschiedene Schicksalsmacht“ zu sehen, wie dies SCHNELL (Anm. 6), S. 103, Anm. 115, tut. Gottfried unterscheidet offenbar exakt, wenn er verschiedene Handlungsinstanzen bezeichnet, und er markiert die Stelle durch die Verwendung des ungewöhnlichen Substantivs so deutlich, dass eine einfache Gleichsetzung mit Gott nur als Versuch einer entdifferenzierenden Glättung aufgefasst werden kann.
653DIETMAR MIET: Dichtung, Glaube und Moral. Studien zur Begründung einer narrativen Ethik mit einer Interpretation zum Tristanroman Gottfrieds von Straßburg, Mainz 1976 (Tübinger theologische Studien 7), S. 230.