Anmerkungen

1. So steht es auf der Titelseite der Time vom 3. Februar 2014 mit Verweis auf den Leitartikel von Pickert, Kate: »The Art of Being Mindful«, in: Time 183/4 (2014), S. 40–46. Zur Mainstream-Diagnose vgl. den Artikel Beyond McMindfulness von Ronald Purser und David Loy von 2013 auf https://www.huffpost.com/entry/beyond-mcmindfulness_b_3519289 (letzter Abruf: 2.1.2024) und darauf aufbauend und umfangreich Purser, Ronald: McMindfulness: How Mindfulness Became the New Capitalist Spirituality, London: Repeater 2019.

2. Die Daten für die Verlaufskurve »Deutsche Zeitungen« stammen aus dem dwds-Zeitungskorpus, der aus zahlreichen überregionalen Tages- und Wochenzeitungen besteht, vgl. die dwds-Wortverlaufskurve für »Achtsamkeit«, erstellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache https://www.dwds.de/r/plot/?view=2&corpus=zeitungenxl&norm=abs&smooth=line&genres=0&grand=1&slice=1&prune=0&window=0&wbase=0&logavg=0&logscale=0&xrange=1946%3A2023&q1=Achtsamkeit (letzter Abruf: 1.2.2024). Die Daten für die Verlaufskurve »Wissenschaftliche Veröffentlichungen« basieren auf einer Suchanfrage auf Web Of Science, einer der führenden Online-Datenbanken für wissenschaftliche Publikationen, vgl. https://www.webofscience.com/wos/woscc/summary/2d1d30fe-3cbe-4619-b774-78b6ec425c96-ca123f3a/relevance/1 (letzter Abruf: 1.2.2024).

3. Viele der in diesem Buch ausgeführten Gedanken basieren auf meiner Dissertationsschrift, vgl. Schmidt, Jacob: Achtsamkeit als kulturelle Praxis: Zu den Selbst-Welt-Modellen eines populären Phänomens, Bielefeld: transcript Verlag 2020.

4. Eine dritte Antwort besteht darin, man könne über Achtsamkeit nichts sagen, sondern sie nur erfahren. Das würde aber bedeuten, ich müsste dieses Kapitel direkt beenden, und auch das gesamte Buchprojekt stünde infrage.

5. Vgl. zur Ununterscheidbarkeit von Natur/Kultur in Bezug auf die Alpen Küster, Hansjörg: Die Alpen: Geschichte einer Landschaft, München: C.H. Beck 2020.

6. Schäfer, Hilmar: »Einleitung«, in: Schäfer, Hilmar (Hrsg.): Praxistheorie: Ein soziologisches Forschungsprogramm, Bielefeld: transcript 2016, S. 9–25 Herv. J.S.

7. Der folgende geschichtliche Überblickt orientiert sich eng an der Arbeit von Wilson, Jeff: Mindful America: The Mutual Transformation of Buddhist Meditation and American Culture, New York: Oxford University Press 2014. Zu der Einschätzung, dass es einer der verbreitetsten Irrtümer im »Westen« sei, den Buddhismus vor allem mit Meditation gleichzusetzen, vgl. Freiberger, Oliver und Christoph Kleine: Buddhismus: Handbuch und kritische Einführung, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011, S. 462 ff. und Braun, Erik: The Birth of Insight: Meditation, Modern Buddhism, and the Burmese Monk Ledi Sayadaw, Chicago: University of Chicago Press 2013, S. 3.

8. Der Begriff »Buddhistischer Modernismus« stammt von Bechert, Heinz: Buddhismus, Staat und Gesellschaft in den Ländern des Theravada-Buddhismus, Bd. 1: Grundlagen. Ceylon, Frankfurt am Main: Metzner 1966. Eine umfangreiche Analyse zu einem der Reformer, Ledi Sayadaw, findet sich bei Braun: The Birth of Insight.

9. Die Übersetzungen der Pali- und Sanskrit-Begriffe entnehme ich, falls nicht anders angegeben, von Keown, Damien: Lexikon des Buddhismus, übers. von. Karl-Heinz Golzio, Düsseldorf: Patmos 2005. Ich verzichte dabei in diesem Buch auf die diakritischen Zeichen, die vor allem für die Aussprache von Relevanz sind. Für das Nachschlagen und Auffinden sollten dadurch keine Nachteile entstehen.

10. Vgl. zur Übersetzung Schmidt, Stefan: »Der Weg der Achtsamkeit: Vom historischen Buddhismus zur modernen Bewusstseinskultur«, in: Hölzel, Britta und Christine Brähler (Hrsg.): Achtsamkeit mitten im Leben: Anwendungsgebiete und wissenschaftliche Perspektiven, München: Barth 2015, S. 21–42, hier S. 33.

11. Zu dieser Übersetzung und zur buddhologischen Analyse und Interpretation des satipatthana-sutta vgl. das Werk von Analayo: Der direkte Weg – Satipatthana, Stammbach: Beyerlein & Steinschulte 2010.

12. Vgl. zur Rezeption des Buddhismus Baumann, Martin: »Der Buddhismus im Abendland: Historische Entwicklung und gegenwärtige Präsenz«, in: Religio 3/1 (1995), S. 17–42.

13. Der wohl bekannteste Protagonist der populären Achtsamkeit, Jon Kabat-Zinn, wird auf der Neuausgabe des Buches wie folgt zitiert: »The book that started it all.« Vgl. Nyanaponika: The Heart of Buddhist Meditation: The Buddha’s Way of Mindfulness, hrsg. v. Revised Edition, Weiser 2014.

14. Nyanaponika: Geistestraining durch Achtsamkeit: Die buddhistische Satipahāna-Methode, 10. Aufl., Stammbach: Beyerlein und Steinschulte 2019, S. 16.

15. Vgl. Fromm, Erich: »Vom Haben zum Sein: Wege und Irrwege der Selbsterfahrung«, in: Funk, Rainer (Hrsg.): Schriften aus dem Nachlass, Bd. 1, 4. Aufl., Weinheim: Beltz 1991.

16. In Deutschland gibt es ein Zentrum und drei »andere Kursorte«, also Orte, an denen nicht vollzeit die Goenka-Methode gelehrt wird. Weltweit sind es 240 Zentren und 142 »andere Kursorte«. Vgl. https://www.dhamma.org/de/locations/directory# (letzter Abruf: 6.12.2023).

17. Vgl. Carrère, Emmanuel: Yoga, 2. Aufl., Berlin: Matthes & Seitz 2022; Harari, Yuval Noah: 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert, München: C.H. Beck 2018.

18. Vgl. zur Geschichte und dem Einfluss der Insight Meditation Society und des Spirit Rock Meditation Center Fronsdal, Gil: »Insight Meditation in the United States: Life, Liberty, and the Pursuit of Happiness«, in: Prebish, Charles S. und Kenneth K. Tanaka (Hrsg.): The Faces of Buddhism in America, Berkeley; Los Angeles; London: University of California Press 1998, S. 163–182.

19. Vgl. Nhat Hanh: Transformation and Healing: Sutra on the Four Establishments of Mindfulness, New York: Parallax Press 2009.

20. So wird zumindest Kabat-Zinn auf der Website der Insight Meditation Society zitiert, vgl. https://www.dharma.org/about-us/ims-turns-40/ (letzter Abruf: 6.12.2023). Vgl. zu den Einflüssen auf Kabat-Zinn auch Gilpin, Richard: »The Use of Theravāda Buddhist Practices and Perspectives in Mindfulness-Based Cognitive Therapy«, in: Contemporary Buddhism 9/2 (2008), S. 227–251, hier S. 238.

21. Vgl. dazu etwa Michalak, Johannes, Thomas Heidenreich und J. Mark G. Williams: Achtsamkeit, Göttingen: Hogrefe 2012.

22. Das Foto ist im folgenden Artikel zu sehen: https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/buero-co/stressabbau-manager-13388916.html (letzter Abruf: 29.9.2023).

23. Zur Achtsamkeit in Gefängnissen vgl. z.B. das Projekt Prison Mindfulness, https://www.prisonmindfulness.org/about (letzter Abruf: 28.09.2023). Die Verwendung der Achtsamkeit im Militär hat innerhalb der Achtsamkeitsszene eine Debatte ausgelöst, vgl. dazu Purser, Ronald und David Loy: »Beyond McMindfulness«, in: Huffington Post (2013), http://www.huffingtonpost.com/ron-purser/beyond-mcmindfulness_b_3519289.html (abgerufen am 07.04.2016).

24. Vgl. Purser: McMindfulness.

25. Empirische Basis dieser von mir entwickelten Achtsamkeitstypen sind 14 Achtsamkeits-Ratgeber, die ich nach den Kriterien der Bekanntheit und der Repräsentativität für die verschiedenen Etappen der Achtsamkeit ausgewählt habe. Mehr dazu in meiner Dissertation, vgl. Schmidt: Achtsamkeit als kulturelle Praxis, Teil. 1.

26. In der buddhistischen Lehre ist die Bestimmung der Achtsamkeit durchaus vielschichtig. Achtsamkeit wird unter anderem als sogenannte »Fähigkeit« (Pali: indriya), »Erwachensfaktor« (Pali: bojjhaiga) oder auch als Glied des »Edlen Achtfältigen Pfads« (Pali: ariya atthangika magga) aufgefasst, vgl. dazu Analayo: Der direkte Weg – Satipatthana, S. 61. Um mich in diesen Feinheiten nicht zu verheddern, spreche ich von einem Selbst- und Weltverhältnis oder einer Haltung.

27. Gunaratana, Henepola: Die Praxis der Achtsamkeit: Eine Einführung in die Vipassana-Meditation, Heidelberg: Kristkeitz 1996, S. 147.

28. Ebd.

29. Ebd., S. 148.

30. Im Englischen heißt es entsprechend meist: »seeing things as they really are«. Diese Phrase ist eine Übersetzung des Begriffs yatha-bhuta (Sanskrit), vgl. dazu Rahula, Walpola: Was der Buddha lehrt, 2. Aufl., Bern: Origo 1982, S. 32.

31. Nhat Hanh: Ich pflanze ein Lächeln, 6. Aufl., München: Goldmann Arkana 2007, S. 30.

32. Die Unterscheidung von formellen und informellen Praktiken stammt meines Wissens nach von Jon Kabat-Zinn. Sie ist aber auch analytisch sinnvoll, weshalb ich sie übernehme.

33. Vgl. für diese und weitere Beispiele Kabat-Zinn, Jon: Wherever You Go, There You Are: Mindfulness Meditation in Everyday Life, New York: Hyperion 1994, S. 146f.; vgl. zum Abwaschen Nhat Hanh: The Miracle of Mindfulness: An Introduction to the Practice of Meditation, Boston: Beacon Press 1987, S. 87.

34. Hierbei handelt es sich um eine analytische Unterscheidung, nicht um eine empirische. Auch die Sitzmediation könnte ja als eine »Achtsamkeit bei« bestimmt werden, da wir beim Sitzen achtsam sind. Allerdings ist ja gerade das bis auf wenige Ausnahmen nicht der Fall: Nicht das alltägliche Sitzen ist Gegenstand der Meditation, sondern das Sitzen eine Haltung, die die »Achtsamkeit von« unterstützen soll.

35. Vgl. dazu etwa Kornfield, Jack: Frag den Buddha – und geh den Weg des Herzens: Was uns bei der spirituellen Suche unterstützt, 5. Aufl., München: Kösel-Verlag 2022, S. 78 f.

36. In der deutschen Übersetzung wird leider der unpräzise Begriff »sorgfältig« gewählt, vgl. ebd.; zum Englischen Kornfield, Jack: A Path with Heart: A Guide Through the Perils and Promises of Spiritual Life, New York: Bantam Books 1993, S. 53.

37. Vgl. dazu etwa Kabat-Zinn: Wherever You Go, There You Are, S. 5.

38. Kabat-Zinn, Jon: Coming to Our Senses: Healing Ourselves and the World Through Mindfulness, New York: Hyperion 2005, S. 448.

39. Nhat Hanh: The Miracle of Mindfulness, S. 3.

40. Der erste Satz ist eine eigene Übersetzung von Kabat-Zinn: Wherever You Go, There You Are xvi; der zweite Satz ist zitiert aus der deutschen Ausgabe, vgl. Kabat-Zinn, Jon: Im Alltag Ruhe finden: Meditationen für ein gelassenes Leben, München: Knaur-Taschenbuch 2010, S. 10.

41. Nhat Hanh: Peace is Every Step: The Path of Mindfulness in Everyday Life, New York: Bantam Books 1992, S. 96; die deutsche Übersetzung bringt diese Formel mit »›Sein‹ ist Zusammensein.« leider sehr ungenügend zum Ausdruck, vgl. Nhat Hanh: Ich pflanze ein Lächeln, S. 116.

42. Kornfield spricht hier ähnlich von einer »Kostbarkeit aller Dinge« (»preciousness of all things«), vgl. Kornfield: A Path with Heart, S. 13.

43. Da die deutsche Übersetzung hier nicht akkurat ist, habe ich die Phrase »our appreciation of impermanence« selbst übersetzt, vgl. Kabat-Zinn: Wherever You Go, There You Are, S. 214 f.

44. Vgl. zur Geschichte des siY-Instituts deren Website https://siyli.org/about/ (letzter Abruf: 6.10.2023). Dass dort ausgebildete Lehrende bei sap tätig sind, wird auf der Website von sap deutlich, vgl. https://news.sap.com/germany/2022/09/achtsamkeit-neue-superkraft/ (letzter Abruf: 6.10.2023).

45. Auch hier gilt natürlich, dass ich Idealtypen bilde: Die gesundheitsfördernden Effekte der Meditation finden sich auch bereits vereinzelt im distanziert-sezierenden und durchaus gehäuft im interessiert-sorgenden Achtsamkeitstyp – aber entweder werden sie hier als erfreuliche Nebeneffekte relativiert, oder aber sie nehmen schlicht nicht die Position der letztendlichen Begründung für die Notwendigkeit von Achtsamkeitsübungen ein.

46. Vgl. dazu den Artikel von Julia Koch, Kerstin Kullmann und Tim Neumann im Spiegel: https://www.spiegel.de/wissenschaft/achtsamkeitstrend-was-sind-die-risiken-von-meditation-und-yoga-a-ba00dd0c-0fbd-4fb0-839e-1274476040c8?sara_ref=re-xx-cp-sh (letzter Abruf: 14.2.2024).

47. Tan, Chade-Meng: Search Inside Yourself: The Unexpected Path to Achieving Success, Happiness (and World Peace), New York: HarperOne 2012, S. 50.

48. Zur Differenzierung sei trotz der für die Bildung von Idealtypen notwendige Verallgemeinerung angemerkt, dass Tan mit seinem Google-Kurs durchaus den Anspruch hat, die Welt positiv zu verändern. Sein Buch trägt so auch den Untertitel: The Unexpected Path to Achieving Success, Happiness (and World Peace). Ich werde darauf in Kapitel 3 zurückkommen.

49. Puddicombe, Andy: Mach mal Platz im Kopf: Meditation bringt’s!, Knaur 2016, S. 21, Hervorhebung im Original.

50. Puddicombe, Andy: Get Some Headspace: 10 Minutes Can Make All the Difference, London: Hodder 2012, S. 11.

51. Tan bringt es in seiner für ihn charakteristischen Klarheit auf den Punkt: »Vom Zwang zur Wahl«, vgl. Tan, Chade-Meng: Search Inside Yourself: Optimiere dein Leben durch Achtsamkeit, 7. Aufl., München: Goldmann 2015, S. 151. In dieser deutschen Übersetzung (Englisch: From Compulsion to Choice) deutet sich eine zweite Bedeutung an, auf die ich im Kapitel 4 noch eingehen werde: den Zwang, wählen zu müssen.

52. Ebd., S. 32 und passim.

53. Kabat-Zinn: Im Alltag Ruhe finden, S. 125.

54. Vgl. zu dem Orientalismus in Matrix den erhellenden Blogeintrag von Jerrine Tan: https://lareviewofbooks.org/article/orientalism-in-our-code-the-matrix-resurrections-hollywood-and-anti-asian-violence/ (letzter Abruf:18.7.2023).

55. Gewöhnlich wird zur Lebenszeit des historischen Buddha 560480 v. Chr. angegeben. Das wird aber wissenschaftlich stark bezweifelt und so ist wohl wahrscheinlicher, dass der historische Buddhat zwischen Mitte des 5. und Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. gelebt hat, vgl. Michaels, Axel: Buddha: Leben, Lehre, Legende, München: C.H. Beck 2011, S. 10 f. bzw. 21 f.

56. Vgl. Nyanaponika: Geistestraining durch Achtsamkeit, S. 9, 11.

57. Vgl. dazu Revel, Jean-François und Matthieu Ricard: Der Mönch und der Philosoph: Buddhismus und Abendland. Ein Dialog zwischen Vater und Sohn, 3. Aufl., Köln: Kiepenheuer & Witsch 2009 und Waley, Arthur: Lebensweisheit im Alten China, Suhrkamp 1974.

58. Vgl. Said, Edward W.: Orientalismus, Frankfurt am Main: Fischer 2009.

59. Vgl. Hasse, Dag Nikolaus: Was ist europäisch? Zur Überwindung kolonialer und romantischer Denkformen, Stuttgart: Reclam 2021, S. 10 und 32. Dieser Essay gibt einen sehr übersichtlichen und systematischen Überblick über das aktuelle Sprechen über »Europa« und damit einem Sub-Diskurs zum Ost-West-Diskurs. Wie sehr die für den Orientalismus entwickelten Analyse-Kategorien auch für den innerdeutschen »Ost-West-Diskurs« fruchtbar gemacht werden können, hat jüngst Oschmann in seinem Pamphlet Der Osten: eine westdeutsche Erfindung gezeigt, vgl. Oschmann, Dirk: Der Osten: eine Westdeutsche Erfindung, Berlin: Ullstein 2023.

60. Illustrativ hierfür ist die Ausstellung »Rembrandts Orient«, vgl. https://www.museum-barberini.de/rembrandt/ (letzter Aufruf 10. 10. 2023).

61. Vgl. dazu Mitchell, Scott A.: »Buddhism, Media and Popular Culture«, in: McMahan, David L. (Hrsg.): Buddhism in the Modern World, London: Routledge 2012, S. 305–323.

62. Vgl. Suzuki, Daisetz Teitaro: »Über Zen-Buddhismus«, in: Fromm, Erich, Daisetz Teitaro Suzuki und Richard de DeMartino: Zen-Buddhismus und Psychoanalyse, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1971, S. 9–100, hier S. 13.

63. Umfangreich nicht nur den Buddhismus betreffend, wird diese Perspektive aus einer religionswissenschaftlichen Perspektive begründet und exemplarisch vorgeführt bei Bergunder, Michael: »Umkämpfte Historisierung. Die Zwillingsgeburt von ›Religion‹ und ›Esoterik‹ in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und das Programm einer globalen Religionsgeschichte«, in: Hock, Klaus (Hrsg.): Wissen um Religion: Erkenntnis – Interesse. Epistemologie und Episteme in Religionswissenschaft und Interkultureller Theologie, Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2020, S. 47–131.

64. Zum Zeitungsartikel in The Independent vgl. https://www.independent.co.uk/news/uk/this-britain/the-happiest-man-in-the-world-433063.html (letzter Abruf: 7. Dezember 2023). Zur Referenz darauf innerhalb der Achtsamkeitsbewegung vgl. Tan: Search Inside Yourself: The Unexpected Path to Achieving Success, Happiness (and World Peace), S. 2. Zur Zurückweisung durch den gemeinten Ricard selbst vgl. https://www.faz.net/aktuell/wissen/der-guru-von-davos-ist-hirnforscher-und-moench-trainieren-sie-ihr-mitgefuehl-14708547.html (letzter Abruf: 7.12.2023).

65. Vgl. zur Abgrenzung zum Christentum Bergunder: »Umkämpfte Historisierung. Die Zwillingsgeburt von ›Religion‹ und ›Esoterik‹ in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und das Programm einer globalen Religionsgeschichte«, S. 90 f.

66. Vgl. McMahan, David L.: The Making of Buddhist Modernism, Oxford: Oxford University Press 2008, S. 91 ff.

67. Der Diskurs, Buddhismus mit Wissenschaften, zu versöhnen, hält an. Besonders hervorzuheben ist das Wirken des 14. Dalai Lama Tendzin Gyatsho, etwa in dem von ihm mitgegründeten Mind and Life Institute. Ein besonders offensiv vorgetragener, aktueller Versuch findet sich in dem Buch Why Buddhism is true des Bestsellerautors Robert Wright, Robert: Why Buddhism is True: The Science and Philosophy of Meditation and Enlightenment, New York: Simon & Schuster 2017.

68. Vgl. dazu Cho, Francisca: »Buddhism and Science: Translating and Re-translating Culture«, in: McMahan, David L. (Hrsg.): Buddhism in the Modern World, London: Routledge 2012, S. 273–288, hier S. 274 f.; Lopez, Donald S.: Buddhism & Science: A Guide for the Perplexed, Chicago: The University of Chicago Press 2008.

69. Vgl. dazu Bechert: Buddhismus, Staat und Gesellschaft in den Ländern des Theravada-Buddhismus, der den buddhistischen Modernismus in Südostasien untersucht und dabei neben der Meditation, auf die ich mich hier fokussiere, zahlreiche andere Facetten des buddhistischen Modernismus wie Nationalismus aufzeigt. Vgl. zum globalisierten buddhistischen Modernismus auch das Buch The Making of Buddhist Modernism von McMahan.

70. Vgl. Hsia, Adrian: »Katholizismus und Protestantismus versus Hinduismus und Buddhismus: Zu Hermann Hesses transkultureller Rezeption«, in: Detering, Heinrich (Hrsg.): Der Buddha in der deutschen Dichtung: Zur Rezeption des Buddhismus in der frühen Moderne, Göttingen: Wallstein 2014, S. 188–201, hier S. 190 ff.

71. Der Religionswissenschaftler McMahan bezeichnet diese Strategie als »core-versus-accretions model«, vgl. McMahan: The Making of Buddhist Modernism, S. 65.

72. Vgl. etwa Kabat-Zinn, Jon: Full Catastrophe Living: Using the Wisdom of Your Body and Mind to Face Stress, Pain, and Illness, Revised and Updated Edition Aufl., New York: Bantam Books Trade Paperback 2013, S. 603.

73. Vgl. Rahula: Was der Buddha lehrt. Eine ähnliche, sehr bemerkenswerte Passage findet sich bei Nyanaponika. Bei der Begründung einer für ihn zentralen Annahme, auf die ich später im Kapitel 3 ausführlich eingehen werde, grenzt er das Erlösungsversprechen des Buddhismus von dem der Bibel, genauer: vom ersten Satz der Bibel, ab (vgl. Nyanaponika: Geistestraining durch Achtsamkeit, S. 14). Während er den ersten Satz zur gesamten Lehre des Christenstums erhebt, der zudem keiner Interpretation bedürfe, vergleicht er ihn mit einem für seine Zwecke passenden Satz des Pali-Kanons. Es ist daher ein gutes Beispiel für einen selektive und strategische Abgrenzung.

74. Mahasi Sayadaw: Satipatthana Vipassana, bcbs Aufl., Access to Insight 2010, S. 169, eigene Übersetzung aus dem Englischen. Ich verwende hier wie im gesamten Buch die buddhistischen Termini, wie sie im Lexikon des Buddhismus übersetzt werden.

75. Kornfield: Frag den Buddha – und geh den Weg des Herzens, S. 193; da die Phrase »in this very life« in der deutschen Übersetzung fehlt, habe ich sie in eigener Übersetzung ergänzt, vgl. das englische Original Kornfield: A Path with Heart, S. 141.

76. Vgl. Berger, Peter L. und Thomas Luckmann: »Secularization and Pluralism«, in: Internationales Jahrbuch für Religionssoziologie Bd. 2 (1966), S. 73–84, hier S. 82.

77. Nyanaponika: Geistestraining durch Achtsamkeit, S. 35.

78. Vgl. ebd., S. 31.

79. Vgl. Goenka, Satya Narayan: The Discourse Summaries: Talks from a Ten-Day Course in Vipassana Meditation Condensed by William Hart, 4. Aufl., Onalaska, usa Vipassana Research Publications 2008, S. 44; bzw. Goenka, Satya Narayan: »Vipassana Meditation and the Laws of Nature: An Interview with S. N. Goenka by Alan Atkisson«, in: Goenka, S. N.: Meditation Now: Inner Peace through Inner Wisdom, Chicago: Vipassana Research Publications 2003, S. 9–33, hier S. 25.

80. Vor allem sei hier auf die Arbeiten der Neurowissenschaftlerin Tania Singer verwiesen, die in der Max-Planck-Gesellschaft die Meditationsforschung bereits lange vorantreibt und auch Vorstandsmitglied des Mind and Life Institute war. Vgl. dazu etwa die Publikation von Klimecki, Olga, Matthieu Ricard und Tania Singer: »Empathie versus Mitgefühl: Erkenntnisse aus der Forschung mit Erster-Person- und Dritter-Person-Methode«, in: Singer, Tania und Matthias Bolz (Hrsg.): Compassion: Bridging Practice in Science, Munich: Max Planck Society 2013, S. 281–297 vgl.: http://www.compassion-training.org/?page=download&lang=de#prettyPhoto (letzter Abruf: 18.03.2024.)

81. Nyanaponika: Geistestraining durch Achtsamkeit, S. 35.

82. Kabat-Zinn: Im Alltag Ruhe finden, S. 18.

83. Vgl. Kabat-Zinn, Jon: »An Outpatient Program in Behavioral Medicine for Chronic Pain Patients Based on the Practice of Mindfulness Meditation: Theoretical Considerations and Preliminary Results«, in: General Hospital Psychiatry 4/1 (1982), S. 33–47, hier S. 34.

84. Vgl. Kury, Patrick: »Selbsttechniken zwischen Tradition und Innovation: Die ersten deutschsprachigen Stress-Ratgeber der 1970er Jahre«, Das beratene Selbst: Zur Genealogie der Therapeutisierung in den »langen« Siebzigern, transcript 2011, S. 139–158.

85. Vgl. Kabat-Zinn: Full Catastrophe Living, Teil. iii.

86. Für die breite Verwendung des Begriffs vgl. etwa das Kapitel »World Stress«, Kabat-Zinn, ebd., S. 538 ff. Für die Relativierung der Stressreduktion ist beispielsweise illustrativ, dass Kabat-Zinn Achtsamkeitsmeditation entschieden von »Entspannungstechniken« abgrenzt: »Die Meditation ist keine Variante einer Entspannungstechnik, bei der man gewissermaßen versagt, wenn man anschließend noch immer angespannt ist. Wenn Sie sich in der Achtsamkeit üben, kommt es allein auf Ihre Bereitschaft an, genau hinzusehen, und die Dinge so zu sehen, wie sie in diesem Augenblick sind, einschließlich des Unbehagens, der Spannungen und Ihres Nachsinnens über Erfolg und Misserfolg.« (Kabat-Zinn, Jon: Gesund durch Meditation: Das große Buch der Selbstheilung mit MBSR, Vollständig überarbeitete Neuausgabe Aufl., München: Knaur 2013, S. 419) Die deutsche Übersetzung von Stressreduktion in »Stressbewältigung« trägt diesen Umstand Rechnung. Es geht Kabat-Zinn also darum, sich anders zur Welt in Beziehung zu setzen, einer Welt voller Widersprüche, voller Stress und Leiden. Das deutet auch der englische Originaltitel an: Full Catastrophe Living, eine Phrase, die einer Verfilmung des Buchs Zorba the Greek von Nikos Kazantzakis entnommen ist (vgl. Kabat-Zinn: Gesund durch Meditation, liii).

87. Kabat-Zinn: Full Catastrophe Living, S. 27, Hervorhebung von mir.

88. Das wird sehr deutlich an der Diskussion um ein neues Paradigma der Psychotherapie, das nach der behavioristischen und kognitiven als dritte Welle der Verhaltenstherapie diskutiert wurde, vgl. dazu Heidenreich, Thomas und Johannes Michalak (Hrsg.): Die »dritte Welle« der Verhaltenstherapie: Grundlagen und Praxis, Weinheim: Beltz 2013.

89. Illustrativ hierfür ist das Interview mit dem Achtsamkeitsforscher Paul Grossmann in Der Zeit, der bereits 2013 mahnte: »Jemand sollte die Euphorie dämpfen«, vgl. https://www.zeit.de/karriere/beruf/2013-10/interview-grossmann-achtsamkeitstraining (letzter Abruf: 6.2.2024).

90. Vgl. Kabat-Zinn: Full Catastrophe Living, S. 603, eigene Übersetzung.

91. Vgl. zur aktuellen Popularität Thoreaus und zu dessen Rezeption durch Kabat-Zinn auch Rosenthal, Caroline: »Modell des einfachen Lebens: Henry David Thoreaus Walden«, in: Matuschek, Stefan und Sandra Kerschbaumer (Hrsg.): Romantik erkennen – Modelle finden, Paderborn: Ferdinand Schöningh 2019, S. 169–186.

92. Angemerkt sei an dieser Stelle, dass Thoreau wohl einer der ersten Amerikaner:innen war, der hinduistische Quellen und hier vor allem das Konzept des yoga karma rezipierte, vgl. Hodder, Alan: »Asian Influences«, in: Myerson, Joel, Sandra Harbert Petrulionis und Laura Dassow Walls (Hrsg.): The Oxford Handbook of Transcendentalism, Oxford: Oxford University Press 2010, S. 27–37, hier S. 33.

93. Vgl. Kabat-Zinn: Wherever You Go, There You Are, S. 35 f.

94. Kabat-Zinn: Im Alltag Ruhe finden, S. 34; für die entsprechende Passage im englischen Original vgl. Kabat-Zinn: Wherever You Go, There You Are, S. 24.

95. Ich verweise hier auf das entsprechende Kapitel in meiner Dissertation, Schmidt: Achtsamkeit als kulturelle Praxis, S. 208 ff.

96. Weber, Max: »Wissenschaft als Beruf«, in: Weber, Max: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, hrsg. v. Johannes Winckelmann, 6. Aufl., Tübingen: Mohr 1985, S. 582–613, hier S. 594.

97. Kabat-Zinn, Jon: Zur Besinnung kommen: Die Weisheit der Sinne und der Sinn der Achtsamkeit in einer aus den Fugen geratenen Welt, 4. Aufl., Freiamt im Schwarzwald: Arbor-Verl. 2011, S. 621 f. Ich habe die Anführungszeichen bei »weiß« ergänzt, entsprechend der englischen Originalausgabe.

98. Nhat Hanh: Das Wunder der Achtsamkeit: Einführung in die Meditation, Zürich: Theseus 1998, S. 17.

99. Vgl. Kabat-Zinn: Full Catastrophe Living, S. 193; Kabat-Zinn: Wherever You Go, There You Are, S. 25.

100. Zum Gedanken, dass der amerikanische Pragmatismus sich gerade darüber definiere, dass er das Leben verbessere, vgl. Kemmerling, Andreas, »Pragmatische Wahrheit: Was uns im Leben weiterbringt«, in: Gassert, Philipp u. a. (Hrsg.): Was Amerika ausmacht: Multidisziplinäre Perspektiven, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2009.

101. Vgl. Brentano, Clemens: »Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter: Ein verwilderter Roman von Maria«, in: Frühwald, Wolfgang; Friedhelm Kemp (Hrsg.): Werke, Zweiter Band, München: Hanser 1980, S. 259.

102. Vgl. Kabat-Zinn, Zur Besinnung kommen, S. 363 bzw. zur Metapher des Flachlandes 361. Auch hier zeigt sich, wie sehr Kabat-Zinn Konzepte des Mahayana-Buddhismus verarbeitet, wie hier etwa die Unterscheidung von relativer oder konventioneller und ultimativer Realität aufzutauchen scheint (Sanskrit: satya-dvaya).

103. Kabat-Zinn: Im Alltag Ruhe finden, S. 222.

104. Ebd., S. 19.

105. Vgl. Woodhead, Linda und Paul Heelas (Hrsg.): Religion in Modern Times: An Interpretive Anthology, Oxford: Blackwell 2005, S. 386.

106. Vgl. Taylor, Charles: Ein säkulares Zeitalter, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009; und im Anschluss daran Joas, Hans: »Die säkulare Option: Ihr Aufstieg und ihre Folgen«, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 67/2 (2009), S. 293–300.

107. Vgl. zur allgemeinen Einschätzung, wonach die Romantik auch Sinnquellen im »Osten« sucht Reckwitz, Andreas: Das hybride Subjekt: Eine Theorie der Subjektkulturen von der bürgerlichen Moderne zur Postmoderne, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2006, S. 210. Besonders prominentes Beispiel ist hier das Gründungsdokument der Indologie, das Werk des Romantikers Friedrich Schlegel Über die Sprache und die Weisheit der Indier (1808). Schlegel zeichnet hier eine idealisierte Form des Orients – und erhebt diesen gleich der Antike zur großen Quelle romantischer Dichtung, vgl. Schlegel, Friedrich von: Über die Sprache und die Weisheit der Indier: Ein Beitrag zur Begründung der Altertumskunde, Amsterdam: Benjamins 1977, S. 319 f. Für Thoreaus Interesse am Orient vgl. Hodder: »Asian Influences«. Vgl. zur romantischen Suche nach Fernost, Reckwitz: Das hybride Subjekt, S. 210.

108. Vgl. zu diesem Gedanken Bulson, Eric: »Modernisms High and Low«, in: Rabaté, Jean-Michel (Hrsg.): A Handbook of Modernism Studies: A Handbook of Modernism Studies, John Wiley & Sons 2013, S. 55–73, der Munchs Schrei mit der Phrase von Theodor W. Adornos Aussage »what after all is left to do but scream« in Verbindung bringt.

109. Puddicombe: Mach mal Platz im Kopf, S. 15.

110. Kabat-Zinn: Zur Besinnung kommen, S. 31 f. und 156 ff.; vgl. auch Kabat-Zinn: Gesund durch Meditation, S. 24.

111. Zur ersten Bedeutung des »doing mode« vgl. vor allem Kabat-Zinn: Wherever You Go, There You Are; zur zweiten Bedeutung, der diskrepanzbasierten Informationsverarbeitung, vgl. pointiert Michalak/Heidenreich/Williams: Achtsamkeit, S. 15.

112. Vgl. Kabat-Zinn: Full Catastrophe Living, S. 458; vgl. auch das Kapitel »A. D. D. Nation« von Kabat-Zinn: Coming to Our Senses, S. 143 ff.

113. So zitiert in Nyanaponika: Geistestraining durch Achtsamkeit, S. 14, Kursivierung im Original.

114. Nyanaponika: The Heart of Buddhist Meditation: A Handbook of Mental Training Based on the Buddha’s Way of Mindfulness. Satipatthana. With an Anthology of Relevant Texts translated from the Pali and Sanskrit, Kandy: Buddhist Publication Society 1992, S. 21.

115. »Die Lehre vom Geist« wird zwar lediglich von Nyanaponika so benannt, findet sich aber der Sache nach bei zahlreichen anderen Autoren. Goldstein, Joseph. Insight Meditation: The Practice of Freedom, Boston: Shambhala Classcis 2003, S. 123; zitiert eine ähnliche dem Buddha zugeschriebene Passage und sieht im Inneren die Ursache für das Leid in uns und in der Welt. Auch Gunaratana. Die Praxis der Achtsamkeit, S. 23; bezieht sich auf das Dhammapada und schreibt: »Niemand kann mehr für dich tun als dein eigener geläuteter Geist – weder Vater noch Mutter, kein Verwandter, kein Freund, niemand.«

116. Eigene Übersetzung nach der englischen Ausgabe, da die Passage in der Deutschen nicht enthalten ist, vgl. Kabat-Zinn: Full Catastrophe Living, S. 539.

117. Diesen Begriff habe ich erstmals in einem kurzen Beitrag zu einem Sammelband entwickelt, in dem ich die Ergebnisse meiner Dissertation nochmals zuspitzte, vgl. Schmidt, Jacob: »Jon Kabat-Zinns Modellierung der Achtsamkeit als Meilenstein ihrer Popularität«, Achtsame Hochschulen in der digitalen Gesellschaft, transcript 2024, S. (in press). Die im Folgenden ausgeführten Abwege sind eine deutliche Weiterentwicklung dieser Kritik. Vielleicht sollte ich hier noch auf einen Spezialfall hinweisen. Es gibt auch innerhalb der Achtsamkeitsströmung Fälle, in denen eine gesellschaftliche Einbettung ausbleibt, etwa in dem Buch zu der sogenannten Mindfulness Based Cognitive Therapy for Depression. (Vgl. Segal, Zindel V., J. Mark G. Williams und John D. Teasdale: Mindfulness-Based Cognitive Therapy for Depression: A New Approach to Preventing Relapse, New York: Guilford Press 2002) Aber auch hier, so würde ich argumentieren, wird ja implizit vorausgesetzt, dass Depressionen ein psychologisches und kein gesellschaftlich bedingtes Problem darstellen. Letzteres würden soziologische Analysen durchaus behaupten (vgl. die wohl bekannteste Studie dazu von Ehrenberg, Alain: Das erschöpfte Selbst: Depression und Gesellschaft in der Gegenwart, Bd. 1875, 3. Aufl., Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009). Im Folgenden adressiere ich daher sowohl den expliziten als auch den impliziten gesellschaftskritischen Individualismus.

118. Vgl. Kabat-Zinn: Full Catastrophe Living, S. 539; Kabat-Zinn: Zur Besinnung kommen, S. 16.

119. Vgl. zu den soziologischen Theorien gesellschaftlicher Veränderung die Einführung von Rosa, Hartmut, David Strecker und Andrea Kottmann: Soziologische Theorien, 2. Aufl., Konstanz: uvk 2013.

120. Dieser Gedanke geht auf Stäheli, Urs: »Subversive Praktiken? Cultural Studies und die ›Macht‹ der Globalisierung«, in: Hörning, Karl H. und Julia Reuter (Hrsg.): Doing Culture: Neue Positionen zum Verhältnis von Kultur und sozialer Praxis, Bielefeld: transcript 2004, S. 154–166, hier S. 163, zurück, der anhand von globalisierungskritischen Bewegungen eine Kluft zwischen dem Lokalen und einem »Phantom des Globalen« feststellt.

121. Vgl. zum Wohlfahrtsstaat Lessenich, Stephan: Die Neuerfindung des Sozialen: Der Sozialstaat im flexiblen Kapitalismus, 3. Aufl., transcript 2013. Lessenich kritisiert dabei den Begriff »neoliberal« und zieht den Begriff »neosozial« vor und macht damit unter anderem zu Recht darauf aufmerksam, dass der Neoliberalismus nicht schlicht den »Rückzug« des Staates bedeutet, sondern er vielmehr »die Logik und Gestalt seiner Interventionen« ändert, vgl. Lessenich, ebd., S. 14.

122. Dieser Satz ist zu einem geflügelten Wort geworden. Das eigentliche Zitat ist: »Who is society? There is no such thing!«. Vgl. dazu https://www.margaretthatcher.org/document/106689 (letzter Abruf 25.10.2023).

123. Kabat-Zinn, Im Alltag Ruhe finden, S. 39. Auch Jack Kornfield bezieht sich in einem Youtube-Beitrag auf dieses Poster, vgl. https://youtu.be/jI2poE2ajxc?si=Oe2zexfbscupiv5H (letzter Aufruf am 24.10.2023).

124. Gerade das Surfen ist eine Metapher, mit der auch der Zeitsoziologe Hartmut Rosa die zur Beschleunigungsgesellschaft passende Sozialfigur bezeichnet, also Menschen, die gekonnt auf eine dynamische Umwelt reagieren und versuchen, die Optionen, die sich auftun, für sich gewinnbringend zu nutzen, vgl. dazu Rosa, Hartmut: »Terrorists and High-Speed Surfers: Towards a Sociological Conception of Performative Identity«, in: BIOS – Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen 24/2 (2011), S. 204–223.

125. Vgl. dazu etwa den Gedichtband, in dem viele Gedichte die Kriegserfahrung reflektieren, Nhat Hanh: Nenne mich bei meinen wahren Namen: Gesammelte Gedichte, Berlin: Theseus 1997.

126. Vgl. Sauerborn, Elgen: »Die Politisierung der Achtsamkeit: Extinction Rebellions gefühlvolle Protestpraktiken«, in: Working Paper SFB 1171 Affective Societies 02/21 (2021), https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/17614 (letzter Abruf: 18.03.2024.)

127. Vgl. das kurze Video von einer Podiumsdiskussion mit Christine Lagarde https://www.youtube.com/watch?v=jelzmj_ugDw (letzter Abruf: 25.10.2023).

128. Vgl. dazu d’Eramo, Marco: Die Welt im Selfie: Eine Besichtigung des touristischen Zeitalters, Berlin: Suhrkamp 2018.

129. Vgl. zum Wasserbetteffekt Wambach, Achim: Klima muss sich lohnen, Freiburg im Breisgau: Herder 2022.

130. Rosa, Hartmut: Weltbeziehungen im Zeitalter der Beschleunigung: Umrisse einer neuen Gesellschaftskritik, Berlin: Suhrkamp 2012, S. 156, Kursivierungen im Original.

131. Vgl. zu diesem Gedanken und zur Ausweitung des Gesundheitsregimes, das sich aus der Achtsamkeit vor allem bei Kabat-Zinn ergibt, die aufschlussreiche Studie von Barker, Kristin K.: »Mindfulness Meditation: Do-It-Yourself Medicalization of Every Moment«, in: Social Science & Medicine 106 (2014), S. 168–176.

132. Zu den Paradoxien und Implikationen der Prävention vgl. Bröckling, Ulrich: »Vorbeugen ist besser: Zur Soziologie der Prävention«, in: Behemoth. A Journal on Civilisation 1 (2008), S. 38–48.

133. Vgl. hierzu das Manual für die Mindfulness-Based Cognitive Therapy Segal/Williams/Teasdale: Mindfulness-Based Cognitive Therapy for Depression, S. 42.

134. Vgl. hierzu Lessenich, Stephan: »Soziale Subjektivität: Die neue Regierung der Gesellschaft«, in: Mittelweg 36/4 (2003), S. 80–93, hier S. 81, bzw. Lessenich, Die Neuerfindung des Sozialen, S. 17.

135. Vgl. https://www.theguardian.com/books/2020/sep/06/michael-sandel-the-populist-backlash-has-been-a-revolt-against-the-tyranny-of-merit (letzter Abruf: 26.10.2023).

136. Vgl. Purser: McMindfulness. Deutlich wird dieses Moment auch bei Purser, Ronald, David Forbes und Adam Burke: „Preface“, in: Purser, Ronald, David Forbes und Adam Burke (Hrsg.): Handbook of Mindfulness: Culture, Context, and Social Engagement, Schweiz: Springer 2016, S. v–xiv, hier S. ix.

137. Thoreau, Henry David: »Leben ohne Prinzipien«, in: Thoreau, Henry David: Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat und andere Essays, Zürich: Diogenes 1984, S. 37–62, hier S. 608.

138. So der Untertitel seines Buchs Vipassana-Meditation, vgl. Goldstein, Joseph: Vipassana-Meditation: Die Praxis der Freiheit, 5. Aufl., Freiamt im Schwarzwald: Arbor 2016. Zur allgemeinen Beobachtung, wonach sich die us-amerikanische Einsichtsmeditationsbewegung gerade durch ihre Betonung der Freiheit im Vergleich zu traditionelleren buddhistischen Meditationsformen auszeichnet, vgl. bereits Fronsdal: »Insight Meditation in the United States«. Auf die Unterscheidung von reaction und response gehe ich weiter unten ein.

139. Zum Begriff »zweipoliger Kern« vgl. Höffe, Otfried: Kritik der Freiheit: Das Grundproblem der Moderne, München: C.H.Beck 2015, S. 21 ff.

140. Die Unterscheidung von negativer und positiver Freiheit hat eine lange Tradition und vor allem nach der Antrittsvorlesung des einflussreichen Ideenhistorikers Isaiah Berlin Ende der 1950er-Jahre eine große Debatte ausgelöst. Die hier bemühten Begriffe »Möglichkeit« und »Verwirklichung« hat Charles Taylor in seiner Kritik an Berlin herausgestellt, vgl. Taylor, Charles: »Der Irrtum der negativen Freiheit«, Negative Freiheit? Zur Kritik des neuzeitlichen Individualismus, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988, S. 118–144.

141. Ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass es Gründe dafür gibt: einerseits die verkürzte Definition von Achtsamkeit, wie ich sie im ersten Kapitel kritisiert habe (Achtsamkeit ist die Fähigkeit und der Zustand, ganz gegenwärtig zu sein), vor allem dann, wenn, wie bei Kabat-Zinn, das Wort »Nicht-Urteilen« hinzugefügt wird; andererseits das hartnäckige asketische Vorurteil, das ich im zweiten Kapitel bereits angeführt habe.

142. Vgl. Keown: Lexikon des Buddhismus, S. 186.

143. Sayadaw U Pandita: In This Very Life: Liberation Teachings of the Buddha, 2. Aufl., Somerville: Wisdom Publications 1995, S. 1, eigene Übersetzung. Dieses Buch basiert übrigens auf Vorträgen, die U Pandita 1984 in der bereits mehrfach erwähnten Insight Meditation Society, usa, gehalten hat.

144. Etwaige Zweifel an ebendieser Autorität werden, das sei hier an dieser Stelle erwähnt, zumeist als ein ganz »natürlicher« Prozess gedeutet und umgedeutet. Denn der »Zweifel« ist einer von fünf sogenannten »Hindernissen« (Pali, Sanskrit: nivarana) – neben Begierde, Hass, Trägheit und Furcht. Sie müssen dann zum expliziten Gegenstand der Achtsamkeit gemacht werden – und ihnen kommt daher inhaltlich keine Bedeutung zu.

145. Vgl. zur ausführlichen Etymologie von sati Analayo: Der direkte Weg – Satipatthana, S. 59 ff.

146. Braun: The Birth of Insight, S. 143, eigene Übersetzung.

147. Nyanaponika: Geistestraining durch Achtsamkeit, S. 19.

148. Dieser Vergleich ist zunächst rein assoziativ. Historische Plausibilität ergibt sich lediglich, aber immerhin, dadurch, dass Nyanaponikas Lehrer, der buddhistische Mönch aus Deutschland, Nyanatiloka, selbst Kant und vor allem dessen großen Kritiker Schopenhauer in seiner Jugend rezipierte, vgl. dazu das spannende Porträt im Spiegel, https://www.spiegel.de/geschichte/wie-anton-zu-nyanatiloka-wurde-a-7f409e23-0002-0001-0000-000160905614 (letzter Abruf: 20.11.2023).

149. Kabat-Zinn: Gesund durch Meditation, S. 317, Kursivierung J.S.

150. Ebd., S. 330; zur englischen Ausgabe Kabat-Zinn: Full Catastrophe Living, S. 349.

151. Vgl. zu dieser Rekonstruktion romantischer Identität vor allem Taylor, Charles: Quellen des Selbst: Die Entstehung der neuzeitlichen Identität, 8. Aufl., Frankfurt am Main: Suhrkamp 2012, der die Romantik etwas breiter fasst als beispielsweise die deutsche Romantikforschung.

152. Kabat-Zinn: Gesund durch Meditation, S. 418; Kabat-Zinn: Full Catastrophe Living, S. 595, Herv. im Original; zur seiner selbst gestellten Frage vgl. Kabat-Zinn: Im Alltag Ruhe finden, S. 176.

153. Kornfield, Jack und Joseph Goldstein: Einsicht durch Meditation: Die Achtsamkeit des Herzens, Freiamt im Schwarzwald: Arbor 2006, S. 266, in der deutschen Übersetzung heißt es »allgemeingültige Antwort«, was aber eine etwas ungenaue Übersetzung von »preset answer« ist.

154. Vgl. Hesse, Hermann, Siddhartha: Eine indische Dichtung, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1973. Hesse selbst nannte sein Buch »ein sehr europäisches Buch« (Hesse, Hermann: Gesammelte Briefe, Bd. 2:1922–1935, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1979, S. 96), das nur sehr wenig mit dem historischen Buddha zu tun hat. Gleichwohl ist es zweifellos eines der wichtigsten Werke für die Formung des »westlichen« Bildes des Buddhismus – und wird auch von Kabat-Zinn und Kornfield rezipiert.

155. Tan: Search Inside Yourself, S. 151.

156. Pointiert kommt das etwa auch bei Nhat Hanh zum Ausdruck, wenn er schreibt: »Alles, was wir tun, ist ein Akt des Dichtens oder eine Malerei, sofern wir es mit Achtsamkeit tun.« (Nhat Hanh: Ich pflanze ein Lächeln, S. 56.)

157. Thoreau: »Leben ohne Prinzipien«, S. 57, Kursivierungen im Original.

158. Fromm: »Vom Haben zum Sein«, S. 19 f.

159. Höffe: Kritik der Freiheit, S. 14.

160. Vgl. zur Freiheitskritik der Frankfurter Schule die gute Darstellung in dem jüngst viel beachteten Werk Amlinger, Carolin und Oliver Nachtwey, Gekränkte Freiheit: Aspekte des libertären Autoritarismus, Bonn: bpb 2023, Kap. 1. Grundsätzlicher ließe sich argumentieren, dass gerade die Disziplin der Soziologie in Abgrenzung zur Philosophie Handeln auf soziale Bedingungen zurückführt. Die Soziologie erblickt so qua Profession die Grenzen oder gar die Unmöglichkeit von Freiheit. Bei Letzterem wird dann über das Problem des sozialen Determinismus gesprochen – analog zu einem psychologischen Determinismus, der sich gegen eine Willensfreiheit richtet (vgl. dazu Recki, Birgit: Freiheit, Wien: facultas.wuv 2009, Kap. 1).

161. Vgl. 69 ff. von Fromm: »Vom Haben zum Sein«, S. 69 ff.; zu seiner Auseinandersetzung mit dem Zen-Buddhismus und der Philosophie Daisetz Teitaro Suzukis vgl. Fromm, Erich: »Psychoanalyse und Zen-Buddhismus«, in: Fromm, Erich, Daisetz Teitaro Suzuki und Richard de DeMartino: Zen-Buddhismus und Psychoanalyse, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1971, S. 101–179.

162. Fromm, Erich: Die Furcht vor der Freiheit, 14. Aufl., München: dtv 2008, S. 30.

163. Vgl. ebd., S. 9, 24 ff. und passim.

164. Etwas zu vereindeutigend und apokalyptisch, aber sehr pointiert hat dies Byung-Chul Han unter dem Stichwort »Krise der Freiheit« formuliert: »Die Freiheit des Könnens erzeugt sogar mehr Zwänge als das disziplinarische Sollen, das Gebote und Verbote ausspricht. Das Soll hat eine Grenze. Das Kann hat dagegen keine. Grenzlos ist daher der Zwang, der vom Können ausgeht.« [Han, Byung-Chul: Psychopolitik: Neoliberalismus und die neuen Machttechniken, Frankfurt am Main: S. Fischer 2014, S. 10; Kursivierungen im Original.]

165. Fromm: Die Furcht vor der Freiheit, S. 30.

166. Ebd., S. 7 f.

167. Vgl. Amlinger/Nachtwey: Gekränkte Freiheit.

168. Fromm: »Vom Haben zum Sein«, S. 20.

169. Berlin, Isaiah: Freiheit: Vier Versuche, Frankfurt am Main: S. Fischer 1995, S. 41.

170. Vgl. dazu ebd., S. 40 ff. und 215 ff.

171. Arendt, Hannah: »Freiheit und Politik«, Mensch und Politik, 5. Aufl., Ditzingen: Reclam 2017, S. 48–88, hier S. 48.

172. Unklar bleibt an dieser Stelle, weshalb Arendt nicht die Stoa als Vorläufer dieser betrachtet und lediglich von einem »neuen Phänomen« spricht. Wie ich bei Berlin schon sagte, ist die Stoa vielleicht die idealtypische Vertreterin innerer Freiheit. Höffe schreibt dazu: »Sie besteht nämlich in dem zutiefst apolitischen Gedanken einer rein inneren Freiheit, und diese versteht man als Inbegriff einer persönlichen, von Recht und Politik unabhängigen Lebensweise.« (Höffe: Kritik der Freiheit, S. 28)

173. Vgl. für die Sendung mit Thomas Metzinger https://www.srf.ch/play/tv/sternstunde-religion/video/mit-saekularer-spiritualitaet-gegen-planetare-krise?urn=urn:srf:video:abb90781-43da-4a6f-a330-df29be2df7c1 (letzter Abruf: 10.2.2024).

174. Vgl. dazu Mouffe, Chantal: »›Postdemokratie‹ und die zunehmende Entpolitisierung«, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 1–2 (2011), S. 3–5.

175. Und just diese verengte Freiheit wird in einer viel beachteten Studie Gekränkte Freiheit von Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey mit dem gegenwärtigen Erstarken von autoritären Politker:innen und Bewegungen wie der AfD bezogen. Sich ändernde gesellschaftliche Normen würden ebenso als »Beschränkungen« wahrgenommen, wie ein Staat abgelehnt werde, der sich zu sehr »einmische«. Leute wie Musk, Trump oder anderen würden zu Stars, weil sie »das sagen, was man nicht mehr sagen darf«.

176. Vgl. Muraca, Barbara: Gut leben: Eine Gesellschaft jenseits des Wachstums, 2. Aufl., Berlin: Wagenbach 2020, S. 8.

177. Ich halte es daher auch für recht unwahrscheinlich, dass, wie Thomas Meyer im Nachwort des Buches von Arendt behauptet, Arendt diese Phrase als Referenz auf Thoreau bewusst nutzte. Vielmehr scheint es mir eine Variation ihres kongenialen Ausdrucks »Das Recht, Rechte zu haben«. Vgl. Arendt, Hannah: Freiheit, frei zu sein, 5. Aufl., München: dtv 2018, S. 47.

178. Ebd., S. 16.

179. Arendt: »Freiheit und Politik«, S. 48, Kursivierung im Original.

180. Arendt, Hannah: »Der Mensch, ein gesellschaftliches oder ein politisches Tier«, Mensch und Politik, 5. Aufl., Ditzingen: Reclam 2017, S. 7–47, hier S. 7.

181. Vgl. Bushart, Barbara: Integrität und Verantwortung: Hannah Arendts Konzept der Rechtspersonalität und die Zerstörung der Person im Nationalsozialismus, Bielefeld: transcript 2019, S. 10.

182. Vgl. zur Statistik: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/318160/umfrage/alleinerziehende-in-deutschland-nach-geschlecht/

183. Ottmann, Henning: »Liberale, republikanische, deliberative Demokratie«, in: Synthesis philosophica 21/2 (2006), S. 315–325, hier S. 318, Kursivierung im Original.

184. Vgl. zu den Bürger:innenräten und zu dem speziellen Fall in Frankreich Kübler, Lukas, Claus Leggewie und Patrizia Nanz: »Demokratische Innovation durch Bürgerräte«, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 2627 (2021), S. 47–53. Aktuell führt in Deutschland der Bürgerrat Ernährung, der erste Bürgerrat des Deutschen Bundestags, zu kontroversen Diskussionen, wie etwa in der Bundestagsdebatte am 15. März 2024 deutlich wurde.

185. Vgl. dazu https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/lehrerinnen-und-lehrer-nicht-noch-mehr-belasten (letzter Abruf: 9.2.2024).

186. Vgl. für das Interview https://www.zeit.de/karriere/beruf/2013-10/interview-grossmann-achtsamkeitstraining/komplettansicht (letzter Abruf: 11.2.2024).

187. Rössler, Beate: Autonomie: Ein Versuch über das gelungene Leben, Berlin: Suhrkamp 2017, S. 282.

188. Vgl. ebd., S. 317f.; vgl. zu dem Aspekt der Pluralität, den Arendt im Zusammenhang mit der Öffentlichkeit hervorhebt, Bernstein, Richard J.: Denkerin der Stunde: Über Hannah Arendt, Berlin: Suhrkamp 2020, S. 92 ff.

189. Keats, John: Werke und Briefe, Stuttgart: Reclam 1995, S. 334.

190. Vgl. https://www.tagesspiegel.de/wissen/selbstbegrenzung-und-selbstdistanz-3849094.html (letzter Abruf: 22.12.2023).

191. Seel, Martin: 111 Tugenden, 111 Laster: Eine philosophische Revue, Frankfurt am Main: Fischer 2011, S. 36.

192. Seel, Martin: Paradoxien der Erfüllung: Philosophische Essays, Frankfurt am Main: Fischer 2006, S. 97.

193. Vgl. Joerges, Bernward: »Expertise Lost: An Early Case of Technology Assessment«, in: Social Studies of Science 24/1 (1994), S. 96–104.

194. Meine Gedanken zur Veränderung moderner Zeitstrukturen im Zuge der sozialen Beschleunigung verdankte ich in großen Teilen der Studie von Rosa, Hartmut: Beschleunigung: Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005.

195. Der Begriff »rasende Stillstand« ist die deutsche Übersetzung des Buchtitels L’inertie polaire und wurde vor allem von im deutschsprachigen Raum als weiter gefasste Zeitdiagnose bekannt gemacht, vgl. Rosa: ebd., S. 41, 167. Zu der Entkopplungsthese vgl. Rosa: ebd., S. 167 ff.

196. Das Beispiel stammt vom Zeitphilosophen Henri Bergson, der mit dem Zugbeispiel zu veranschaulichen sucht, dass in einer Welt der Bewegung, der subjektive Eindruck von Ruhe oder Bewegungslosigkeit entstehen kann, vgl. Bergson, Henri: Denken und schöpferisches Werden, Hamburg: Europäische Verlagsanstalt 1993, S. 163.

197. Vgl. Rosa, Hartmut: Unverfügbarkeit, 2. Aufl., Rezidenz 2019, S. 15.

198. Vgl. dazu Simmel, Georg: »Die Großstädte und das Geistesleben«, in: Simmel, Georg: Gesamtausgabe, Bd. 7: Aufsätze und Abhandlungen: 1901–1908, Band 1, hrsg. v. Rüdiger Kramme, Angela Rammstedt und Otthein Rammstedt, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1995, S. 116–131.

199. Vgl. zu dieser Referenz auf Matrix und zu der von ihm als »hochauflösende Wahrnehmung« bezeichneten Fähigkeit Tan: Search Inside Yourself, S. 48; analog dazu auch Puddicombe: Mach mal Platz im Kopf, S. 166 f.

200. Thoreau, Henry David: »Walden«, in: Thoreau, Henry David: The Portable Thoreau, hrsg. v. Jeffrey S. Cramer, New York: Penguin Books 2012, S. 199–468, hier S. 271; die deutsche Version zitiert aus Kabat-Zinn: Im Alltag Ruhe finden, S. 160.

201. Arendt, Hannah: Vita activa oder Vom tätigen Leben, Erweiterte Neuausgabe Aufl., München: Piper 2020, S. 25.

202. Vgl. Rosa: Unverfügbarkeit, S. 16.

203. Vgl. Rosa: Beschleunigung, S. 437.

204. Welzer, Harald: Selbst denken: Eine Anleitung zum Widerstand, 5. Aufl., Frankfurt am Main: Fischer 2015, S. 12.

205. Der Zeitpsychologe Zimbardo bezeichnet diese als »absolute Gegenwart« wie folgt: »Die absolute Gegenwart enthält sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft. Die Gegenwart ist weder Sklave der Vergangenheit noch Werkzeug der Zukunft.« Vgl. Zimbardo, Philip und John Boyd: Die neue Psychologie der Zeit und wie sie Ihr Leben verändern wird, Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag 2009, S. 132..

206. Pelluchon, Corine: Die Durchquerung des Unmöglichen: Hoffnung in Zeiten der Klimakatastrophe, München: C.H.Beck 2023, S. 14. Pelluchon betont dabei besonders stark, dass sich diese Form der Hoffnung oder Zuversicht nur durch das Durchleben von Verzweiflung einstellen kann und ein »Individuum alles aufgibt, all seine Überzeugungen und Erwartungen« (S. 16).

207. Rosa: Beschleunigung, S. 266 f.

208. Rosa, Hartmut: Resonanz: Eine Soziologie der Weltbeziehung, Berlin: Suhrkamp 2016, S. 226, Herv. im Original.

209. Vgl. Lafargue, Paul: Das Recht auf Faulheit: Widerlegung des Rechts auf Arbeit von 1848, Frankfurt: Trotzdem Verlag 2010, S. 34.

210. Vgl. Gronemeyer, Marianne: Das Leben als letzte Gelegenheit: Sicherheitsbedürfnisse und Zeitknappheit, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1993.

211. Rosa: Beschleunigung, S. 292, Kursivierungen im Original.

212. Zum Umschwung des Ideals weg von dem der Ruhe hin zu dem der Unruhe vgl. die kulturphilosophische Arbeit von Konersmann, Ralf: Die Unruhe der Welt, 3. Aufl., Frankfurt am Main: S. Fischer 2015; zu der für die Beschleunigungsgesellschaft typischen »Verpassensangst« vgl. Rosa: Beschleunigung, S. 218 f.

213. Reckwitz: Das hybride Subjekt, S. 239 f.; vgl. zur Zeitdiagnose Reckwitz, Andreas: Die Gesellschaft der Singularitäten: Zum Strukturwandel der Moderne, Berlin: Suhrkamp 2017, S. 18 f.

214. Die These, wonach sich das Ideal der Selbstverwirklichung mit dem Kapitalismus verbunden habe, lässt sich als kapitalistische Einverleibung beschreiben, vgl. dazu prominent Boltanski, Luc und Ève Chiapello: Der neue Geist des Kapitalismus, Konstanz: uvk 2003.

215. Zitiert in Kabat-Zinn: Im Alltag Ruhe finden, S. 36; für den Originaltext vgl. Thoreau, Henry David: Walden oder Leben in den Wäldern, Zürich: Diogenes 1979, S. 98. Ich habe die Phrase »to live deliberately« selbst übersetzt, da sie in der deutschen Übersetzung »mit Überlegung zu leben« wenig treffend übersetzt worden ist.

216. Sayadaw U Pandita: In This Very Life, S. 231 f., eigene Übersetzung. Es sei an dieser Stelle angemerkt, das die deutsche Übersetzung des Buchs In This Very Life den durchaus zweifelhaften Titel Im Augenblick liegt alles Leben trägt, der deutlich besser mit der moderne Lebenslust resoniert, als der Inhalt dies hergibt; vgl. zu der Differenz zwischen der modernen Verheißung eines intensiven Lebens und der buddhistischen »Neutralisierung« ebendieser auch Garcia, Tristan: Das intensive Leben: Eine moderne Obsession, Berlin: Suhrkamp 2017, S. 171f.

217. Kabat-Zinn: Im Alltag Ruhe finden, S. 116.

218. Vgl. dazu auch Sloterdijk, Peter: Eurotaoismus: Zur Kritik der politischen Kinetik, Sonderausgabe Aufl., Frankfurt am Main: Suhrkamp 1996, S. 149. Insgesamt scheint mir Sloterdijks Alternative zur Beschleunigung, die er in einer wohl verstandenen Gelassenheit versteht, viele Ähnlichkeiten zu dem zu haben, was ich hier versuche, wenn auch vieles davon, mir zumindest, schwer zugänglich ist.

219. Vgl. zu diesem Beispiel Rosa: Resonanz, S. 161.

220. Vgl. dazu auch die Studie zur Kreativität von Andreas Reckwitz. Unter anderem unter Verweis auf die Zen-Meditation beschreibt er eine »Alltagsästhetik der Wiederholung«, die die »westliche Differenz [...] zwischen Innovation und Reproduktion« untergräbt. (Reckwitz, Andreas: Die Erfindung der Kreativität: Zum Prozess gesellschaftlicher Ästhetisierung, 3. Aufl., Berlin: Suhrkamp 2013, S. 365) Begrüßenswert sei dies, so argumentiert er, da dem »Regime des Neuen« eine spezifische Vergleichgültigung der Welt systematisch innewohne. Die spätmoderne Orientierung am Neuen könne dazu führen »dass im Meer des vermeintlich Neuartigen nichts wirklich Neues und Originelles mehr vorkommt.« (ebd., S. 353, Herv. im Original)

221. Vgl. zu der sozialen Funktion von Langeweile Barbalet, Jack M.: »Boredom and Social Meaning«, in: The British Journal of Sociology 50/4 (1999), S. 631–646.

222. Vgl. Han, Byung-Chul, Müdigkeitsgesellschaft, 10. Aufl., Berlin: Matthes & Seitz 2014, S. 29. Zur Meditation und Langeweile vgl. auch Harari, der sagt: »The way to peace passes trough boredom.« https://youtu.be/eG5rsdevrtu (Minute 8:30, letzter Abruf: 13.2.2024).

223. Zu diesem Gedanken, losgelöst von der Meditation, vgl. Svendsen, Lars: Kleine Philosophie der Langeweile, Frankfurt am Main: Insel 2002, S. 47 ff.

224. Vgl. hierzu die Reportage vom srf https://www.srf.ch/wissen/gesundheit/heilung-oder-humbug-meditation-mit-joe-dispenza-lebenshilfe-oder-geldmacherei (letzter Abruf: 13.2.2024).

225. Die Gleichsetzung von Stille und Entfremdung ist auch in der soziologischen Theorie eine nicht unübliche Vermengung, vgl. dazu Pagis, Michal: »Producing Intersubjectivity in Silence: An Ethnographic Study of Meditation Practice«, in: Ethnography 11/2 (2010), S. 309–328, hier S. 311.

226. Jack Kornfield beschreibt so etwa die Indifferenz als »nahen Feind« der Gleichmütigkeit: »Indifferenz heißt, vor dem Leben wegzulaufen. Im Zustand der Gleichmütigkeit ist das Herz offen und lässt sich von allem berühren, Freude und Schmerz.« (Kornfield: Frag den Buddha – und geh den Weg des Herzens, S. 252) An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass der Begriff »Gelassenheit« eine deutsche Eigenheit ist und als Begriff auf Meister Eckhart zurückgeht. Im buddhistischen Kontext ist häufig auch von Gleichmut (equanimity) die Rede, was als Übersetzung des Pali uppekha ist.

227. Meist wird die liebende Güte mit diesem Vierzeiler ausgedrückt: im Englischen die Zeilen »May you be filled with loving kindness. / May you be well. / May you be peaceful and at ease. / May you be happy«.

228. Vgl. zu den Dimensionen der Verfügbarkeit Rosa: Unverfügbarkeit, S. 21 ff.; zu der Differenz von Verfügbarkeit und Erreichbarkeit ebd., S. 67 ff.

229. Vgl. Reckwitz, Andreas: »Dialektik der Sensibilität«, in: Philosophie Magazin 6 (2019), S. 56–61. Reckwitz erwähnt hier auch, wenn auch recht beiläufig und undifferenziert, Achtsamkeit als Praxis dieser neuen Mittelklasse.

230. Vgl. https://www.sueddeutsche.de/kultur/steffen-mau-hartmut-rosa-afd-1.6338787?reduced=true (letzter Abruf: 31.01.2024).

231. Vgl. hierzu die äußerst lesenswerte ethnologische Studie zum Thema intersubjektiver Stille, die bei einem vipassana-Retreat durchgeführt wurde, Pagis: »Producing Intersubjectivity in Silence«.