Paolo Caliari, genannt Veronese (1528-1588)
Paolo Caliari, der nach seiner Geburtsstadt Verona den Beinamen Veronese erhielt, repräsentiert zusammen mit Tizian und Tintoretto die Blütezeit zwischen Renaissance und Barock. Als Autodidakt und früh vollendeter Maler kam er 1553 nach Venedig, nachdem er bereits in Verona und Mantua nachhaltige Spuren seines Könnens hinterlassen hatte.
In seinen Darstellungen biblischer Gastmähler, wie das „Gastmahl im Hause des Levi“ (Galleria dell’Accademia → S. 199), die in klassizistischen und zum Teil schon manieristischen Fantasiearchitekturen angesiedelt sind, porträtierte Veronese die aristokratische Gesellschaft im zeitgenössischen Venedig. Ganz anders als Tintoretto war Veroneses Kunst dem Geschmack der vornehmen Aristokratie zugewandt. In diesen Kontext passt auch der Skandal um das „Gastmahl im Hause des Levi“. Für dieses Gemälde musste sich Veronese dem Tribunal der Inquisition stellen und rechtfertigen, warum er in einer heiligen Szene Narren, Mohren, Betrunkene, Papageien, Zwerge und ähnliche Skurrilitäten untergebracht hatte. Mit unschuldigem Freimut antwortete er: „Wir Maler nehmen uns dieselben Freiheiten, die sich Dichter und Verrückte nehmen.“ - Für diese mutige Verteidigung künstlerischer Freiheit bezeichnete ihn Paul Cézanne drei Jahrhunderte später als Bahnbrecher der reinen Kunst. In der Libreria Vecchia di San Marco und in der Kirche San Sebastiano (Dorsoduro) hinterließ Veronese seine repräsentativsten und umfangreichsten Gemäldezyklen. Sein „Raub der Europa“ (Dogenpalast) mit dem wunderschönen Landschaftshintergrund ist eine der erfrischendsten und lebendigsten Schöpfungen des Malers.