Sehenswertes auf der Piazza di San Marco
Dieser faszinierende Kreuzkuppelbau mit seinem orientalischen Gewand beherrscht die Stirnseite der Hauptpiazza vollständig. Schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass es sich um kein gewöhnliches Gotteshaus handelt, sondern um die Staatskirche Venedigs, einem Sinnbild venezianischer Macht, Größe und Unabhängigkeit. Mit diesem schillernden Prachtbau verherrlichte Venedig sich selbst, seine glorreiche Geschichte und natürlich seinen Stadtheiligen, den Evangelisten Markus, dessen Symbol der geflügelte Löwe war.
Basilika San Marco, Porta Sant’Alippio -
dieses Portalmosaik zeigt die Überführung der Markusreliquien nach Venedig
Alles begann in der ersten Hälfte des 9. Jh., als venezianische Kaufleute die Reliquien des heiligen Markus aus Alexandria raubten und nach Venedig überführten. Man verwahrte die Reliquien zunächst in der Palastkapelle des Dogen und begann wenig später mit dem Bau einer repräsentativen Kirche. Von diesem frühen Vorgängerbau der Markuskirche sind kaum noch Spuren vorhanden. - Die Geschichte der heutigen Basilika begann 1063 mit der Initiative des Dogen Domenico Contarini. Vorbild des geplanten Neubaus war die Apostelkirche in Konstantinopel, die Architekten und Handwerker stammten vermutlich ebenfalls von dort. Bereits 1094 wurde die im romanisch-byzantinischen Mischstil errichtete Fünf-Kuppel-Basilika geweiht, aber ihre Baugeschichte setzte sich bis ins 16. Jh. fort, alle Stilepochen drückten ihr einen weiteren Stempel auf. Eigens für die Leitung der Bauarbeiten schuf man ein neues Staatsamt, das der Prokuratoren von San Marco, die u. a. anordneten, dass alle venezianischen Seefahrer und Kaufleute wertvolle Bauteile (sogenannte Spolien) wie Säulen, Kapitelle und Reliefs aus Marmor, Porphyr und anderen edlen Materialien zur Ausschmückung der Basilika mitzubringen hatten.
Das Äußere von San Marco: Nach der Eroberung Konstantinopels (1204) erhöhte sich die Anzahl der Raub- und Beutestücke sprunghaft, sodass der ursprüngliche rohe Ziegelbau der Markuskirche nach und nach mit kostbaren Marmorinkrustationen, Skulpturen und anderem Zierrat verkleidet und geschmückt werden konnte. In dieser Zeit gelangten auch die vier antiken Bronzepferde, die Cavalli di San Marco, auf die Terrasse über dem Hauptportal. Seit 1982 stehen dort allerdings Kopien, während die Originale im Basilikamuseum (s. u.) zu sehen sind. Die ältesten Spolien, die damals aus dem östlichen Mittelmeerraum nach Venedig gebracht wurden, befinden sich an der Südfassade (Ecke Dogenpalast). Es handelt sich um die beiden frei stehenden, üppig skulptierten Marmorpfeiler, die Pilastri Acritani (6. Jh.) sowie die vierköpfige Porphyrskulptur der Tetrarchen (4. Jh.), die vermutlich den römischen Kaiser Diokletian und seine Mitkaiser darstellt. Die ältesten Außenmosaiken (13. Jh.) befinden sich über dem äußersten linken Portal der Hauptfassade, der Porta Sant’Alippio, und zeigen die Ankunft der geraubten Markusreliquien, und zwar vor der Kulisse der Markuskirche, wie sie im 13. Jh. ausgesehen hat. Der üppige Mosaikschmuck an den Außenfassaden deutet die Pracht der byzantinischen Goldmosaiken bereits an, die fast den gesamten Innenraum der Basilika bedecken. Porphyrskulptur der Tetrarchen
Das Innere von San Marco: Der mit biblischen Mosaiken geschmückte Narthex (Vorhalle), durch den man ins Innere gelangt, gibt lediglich einen Vorgeschmack auf die über 4000 m² große Mosaikfläche, die wie eine Goldtapete an den Innenwänden und Kuppelgewölben der Basilika klebt. Dieser fantastische Kunstschatz ist die größte zusammenhängende Mosaikfläche der Welt, sie wurde zwischen dem 11. und dem 18. Jh. geschaffen, anfangs von Mosaizisten aus Byzanz und später von venezianischen Künstlern. Der weitaus größte Teil der Fläche war bereits im 14. Jh. fertiggestellt. Der einzigartige Mosaikschmuck von San Marco beeindruckt v. a. durch seine ikonografische Komplexität. Das Programm der erzählenden Bilder erfasst nahezu alle Themen des Alten und Neuen Testaments und kommt einer Bibel in Bildern gleich. Doch der überwältigende Gesamteindruck wird durch den düsteren Innenraum leider etwas getrübt, denn die relativ kleinen Fensterflächen lassen nicht genügend Licht herein, um alle Bildergeschichten erkennen zu können.
Der Blick nach unten, auf den mittlerweile welligen Fußboden, ist ebenfalls ein wahrer Hochgenuss. Wie ein orientalisch gemusterter und ornamentierter Teppichboden bedeckt eine farbige Mosaikfläche aus Marmor, Porphyr und Glas den gesamten Kirchenfußboden. Der obligatorische Rundgang führt zum Hochaltar, der durch eine kunstvoll gearbeitete Chorschranke mit Marmorstatuen vom Hauptraum abgetrennt ist. Unter dem Baldachin mit seinen vier reliefverzierten Säulen ruhen die Markusreliquien in einem gläsernen Sarkophag. Eine absolute Kostbarkeit der byzantinisch-lateinischen Goldschmiedekunst verbirgt sich hinter dem Hochaltar, es handelt sich um die viel bestaunte Pala d’Oro, eine große goldene Tafel (140 x 345 cm), die mit über 2000 Edelsteinen besetzt ist (extra Eintritt, s. u.). Die einzelnen Gold- und Emailleplatten, aus denen dieser Altaraufsatz zusammengesetzt ist, entstanden zwischen dem 10. und 14. Jh. Christus als Pantokrator (thronender Christus) steht
Florian, Quadri und Lavena - Venedigs Kaffeehausklassiker
Die Nummer eins unter den Piazza-Cafés: Caffè Florian
Als die Venezianer im 17. Jh. erstmals Kaffee aus der Levante importierten, dauerte es nicht lange, bis das anfänglich als Medizin eingenommene schwarze Getränk zum stimulierenden Genussmittel avancierte. Die Mode, bittersüßen Kaffee zu trinken, nahm bald solche Ausmaße an, dass allein unter den Arkaden des Markusplatzes über 20 kleine Kaffeeschenken um Kundschaft buhlten. Im 18. Jh. entwickelten sich einige dieser Botteghe del caffè zu eleganten Kaffeehäusern, in denen sich neben venezianischen Lebemännern und Lebenskünstlern vom Schlage eines Giacomo Casanova auch die feine Gesellschaft der Stadt tummelte.
Größter Beliebtheit erfreuten sich die drei heute noch existierenden Cafés Florian, Quadri und Lavena. Das berühmteste unter ihnen ist zweifellos das Florian, das ehemalige Café Venezia Trionfante, das mit Stolz darauf verweist, einige der namhaftesten Literaten, Musiker und Künstler der letzten drei Jahrhunderte bewirtet zu haben. Politisch brisant wurde es im legendären Florian lediglich zur Zeit der österreichischen Besatzung in der ersten Hälfte des 19. Jh., als die Anti-Habsburger-Fraktion dort konspirierte, während die Besatzungsoffiziere im gegenüberliegenden Quadri verkehrten. Alle drei Kaffeehäuser zeichnen sich durch erlesene Qualität und gesalzene Preise aus, haben abends lange geöffnet, und wenn draußen ein Orchester aufspielt, muss mit einem Musikzuschlag gerechnet werden.
Caffè Florian 32, 1720 gegründet und damit das älteste Kaffeehaus Italiens. Die stilvolle Einrichtung hat längst Patina angesetzt, und die Liste der illustren Florian-Gäste ist lang. Man sitzt auf roten Samtpolstern zwischen schweren Wandspiegeln und labt sich an erlesenen Köstlichkeiten. Cello- und Geigenspieler sorgen häufig für eine romantische Klangkulisse. Im Winter mittwochs geschlossen.
041/5205641. Caffè Quadri 23, vis-à-vis vom Florian, ein halbes Jahrhundert jünger, aber ebenso legendär. Im Stil gleicht es einem Wiener Kaffeehaus samt Backwaren und Walzermusik. Abends wird im ersten Stock zum gepflegten Dinieren eingedeckt, die Restaurantpreise sind allerdings horrend. Im Winter montags geschlossen.
041/5222105. Caffè Lavena 26, traditionsreiches Kaffeehaus von 1750, ebenfalls unter den Arkaden des Markusplatzes. Angeblich frequentierte der in Venedig verstorbene Richard Wagner das Lavena, um Giuseppe Verdi aus dem Weg zu gehen, der das gegenüberliegende Florian bevorzugte. Helles Interieur und angeschlossene Pianobar. Im Winter dienstags geschlossen.
041/5224070. im Zentrum dieser Preziose, während am unteren Rand die Geschichte des Evangelisten Markus erzählt wird. Ein weiterer Kunstschatz verbirgt sich in der Cappella della Madonna Nicopeia links vom Hauptaltar: das Andachtsbild der namengebenden Siegbringenden Madonna, eine mit Perlen und Juwelen besetzte Ikone aus dem 10. Jh., die als Beutestück aus Konstantinopel hierher gelangte.
In den ersten Jahrhunderten nach ihrer Fertigstellung diente die Markuskirche als Grabstätte der Dogen, überall stößt man auf Wandnischen mit Dogengrabmälern. Andrea Dandolo war der letzte Doge, der 1354 hier beigesetzt wurde.
Ermäßigte Preise für Familien mit der Offerta Famiglie: 2 Erwachsene und mind. 1 Kind (erstes Ticket 24 €, alle weiteren 18 €) sowie für EU-Bürger über 65 Jahre (18 €).
Ermäßigte Museumssammeltickets gibt es auch als Venice Card und Rolling Venice Card (→ S. 93). Tesoro und Galleria von San Marco: In der Basilika befinden sich noch zwei Museen, der Tesoro (Schatzkammer) im rechten Seitenschiff und die Galleria im Obergeschoss über dem Eingang. Beide Museen geben Einblick in die unermesslichen Kunstschätze der Markuskirche. Der Tesoro beherbergt den Kirchenschatz, der zugleich Staatsschatz war. Er besteht größtenteils aus Beutestücken, die die Venezianer aus Konstantinopel mitbrachten, sowie aus späteren Schenkungen und Ankäufen. Zu sehen sind kostbare Reliquienschreine, byzantinische Ikonen, Elfenbeinarbeiten, Messkelche, feine Glasarbeiten u. v. m. Der Aufstieg zur Galleria lohnt sich hingegen wegen der dort ausgestellten Originale der antiken Bronzepferde Cavalli di San Marco. Außerdem hat man die Goldmosaiken in Augenhöhe vor sich und darf obendrein die Loggia betreten, um den Blick über die großartige Platzanlage schweifen zu lassen.
Basilica di San Marco: Mo-Sa 9.45-17 Uhr, So 14-17 Uhr, Eintritt frei. Pala d’Oro: 2,50 €, erm. 1 €. Tesoro: 3 €, erm. 1,50 €. Galleria (Museo di San Marco): Tägl. 9.45-17 Uhr, Eintritt: 5 €, erm. 2,50 €. Fotografieren verboten. In einem Depot an der Piazzetta dei Leoncini müssen Taschen und Rucksäcke kostenpflichtig abgegeben werden, dort erhält man bei Bedarf auch Tücher zur Bedeckung von nackten Schultern und Beinen (1 €/Tuch). Eine Karte und praktische Informationen rund um den Markusplatz finden Sie im Kapitel „Il Sestiere di San Marco“ ab S. 134. Palazzo Ducale (Dogenpalast)
Majestätisch beherrscht das Regierungsgebäude der Dogenrepublik die Markus-Piazzetta. Ebenso wie die benachbarte Markuskirche repräsentiert und glorifiziert der Dogenpalast die einstige Weltmacht Venedig. Bis zur Selbstauflösung der Republik im Jahr 1797 beherbergte der Palazzo Ducale sämtliche Amtsräume der Regierungsorgane sowie die Privatgemächer des Dogen und nicht zuletzt auch die berüchtigten Zellen des Staatsgefängnisses.
Bei Hochwasser geht es auf dem Laufsteg zum Dogenpalast
Seine Baugeschichte reicht bis in die Gründungszeit der Lagunenstadt zurück. Bereits Anfang des 9. Jh. stand an der Stelle des heutigen Dogenpalasts eine Holzzitadelle mit Wehrtürmen, die ringsum von Kanälen geschützt war. Erst im 12. Jh. entstand auf Initiative des Dogen Sebastiano Ziani ein Steinbau im byzantinischen Stil, der jedoch aufgrund der steigenden Zahl der Regierungsmitglieder bald einem repräsentativeren Neubau weichen musste, dessen Errichtung 1340 begann. Die Chronik der Baugeschichte, die letztlich bis ins 17. Jh. hineinreicht, verzeichnet mehrere Rückschläge durch verheerende Brände, v. a. die von 1483 und 1577.
Das Äußere des Dogenpalastes: So prächtig und elegant wie heute erstrahlen die leicht rötlich schimmernden Marmorfassaden des Palazzo Ducale seit ihrer Fertigstellung im Jahr 1438. Die Westfassade, die zur Piazzetta zeigt, und die uferseitige Südfassade sind nahezu identisch im Aufbau. Beide Fassaden gelten als Musterbeispiele der venezianischen Spätgotik und dennoch sind sie voll und ganz in den orientalisch-byzantinischen Stil getaucht. Diese perfekt gelungene Stilverschmelzung, die die Außenansicht des Dogenpalasts kennzeichnet, war seinerzeit beispielhaft für die herrschaftlichen Uferpalazzi am Canal Grande.
Die unteren Arkaden mit ihren leicht gedrungenen Spitzbögen, darüber die offenen Loggien mit ihrem filigranen Maßwerk und der zierliche Zinnenrand vor dem flachen Dach lassen diesen Repräsentationsbau monumental und schwerelos zugleich erscheinen. Aus Symmetriegründen befindet sich das Hauptportal, die Porta della Carta, am äußersten Rand der Westfassade, wo es außerdem das architektonische Bindeglied zur Markuskirche darstellt. Das Hauptportal heißt deshalb „Papiertor“, weil die Bürger, die keinen Zutritt zum Dogenpalast hatten, hier ihre Bittschriften abgeben konnten, und vor diesem Tor wurden ihnen auch die Bekanntmachungen und Gesetze der Republik verkündet. Über dem Tor kniet der Doge Francesco Foscari vor dem Markuslöwen. Der anschließende Bogengang Arco Foscari verkörpert stilistisch den Übergang zur Frührenaissance und führt in den Cortile (Innenhof) zur wuchtigen Scala dei Giganti (Treppe der Giganten) mit den beiden Kolossalstatuen Mars und Neptun. Auf der obersten Stufe dieser monumentalen Treppe wurden die neu gewählten Dogen mit dem Corno ducale, der charakteristischen Dogenmütze gekrönt.
Durch die Porta del Frumento (Weizentor) der uferseitigen Südfassade gelangt der heutige Besucher in den Cortile. Von dort führt eine Seitentreppe hinauf ins Obergeschoss. Im Mauerwerk des oberen Arkadengangs ist einer der berüchtigten Denunziationsbriefkästen Bocca di Leone („Löwenmaul“) zu sehen, die überall in der Stadt steckten. Mittels eingeworfener Zettel konnte damals jedermann unerkannt seine Nachbarn und Mitbürger beschuldigen und der staatlichen Sicherheitsbehörde melden.
Das Innere des Dogenpalastes: Der Rundgang durch die prunkvollen Säle des Dogenpalasts vermittelt einen anschaulichen Eindruck vom mächtigen Regierungsapparat der Serenissima. Die Räumlichkeiten, mit deren Ausschmückung die namhaftesten Künstler der Stadt über Jahrhunderte hinweg beschäftigt waren, sind von einer derartigen Pracht erfüllt, dass es einem fast die Sprache verschlägt. So muss es damals wohl auch den ausländischen Gesandten ergangen sein, als sie die reich verzierte goldene Treppe Scala d’Oro hinauf in die luxuriösen Amtsräume des Obergeschosses geführt wurden. Zunächst gelangt man in die Sala del Anticollegio, den ehemaligen Warteraum für ausländische Gesandte, dessen mythologische Wandgemälde fast alle von Tintoretto stammen, abgesehen von Paolo Veroneses Meisterwerk „Raub der Europa“.
In der anschließenden Sala del Collegio, in der nur die hochrangigen Besucher empfangen wurden, sind die Wände und Decken vollständig mit Gemälden von Tintoretto, Tizian und Veronese geschmückt, darunter auch Veroneses Wandbild „Sebastiano Venier“, in dem er den Oberbefehlshaber der venezianischen Flotte in der Schlacht von Lepanto verherrlichte.
Es folgt der Senatssaal, Sala del Senato, in dem das 100-köpfige Gremium der Senatoren zweimal pro Woche tagte. Das Deckengemälde „Venedig als Königin der Meere“ stammt von Tintoretto. In den anschließenden Räumen Sala del Consiglio dei Dieci und Sala della Bussola war die gefürchtete Sicherheitsbehörde untergebracht. Nicht ganz unpassend dazu folgt der Waffensaal (Sala d’Armi) mit über 2000 z. T. reichlich martialischen Exponaten zur venezianischen Waffen- und Foltertechnik, darunter auch ein bemerkenswertes Schnellfeuergewehr.
Danach steigt man hinunter zur Sala del Maggior Consiglio, dem größten und beeindruckendsten Raum des Palazzo Ducale, 54 m lang und 25 m breit. Die verschwenderische Ausschmückung dieses Großen Ratssaals entspricht seiner Bedeutung, denn hier tagte das größte Organ des Staatsapparats mit seinen bis zu 2000 Mitgliedern. Es war mehr als ein Desaster, als die viel gerühmten Saalausmalungen von Gentile und Giovanni Bellini, Tizian, Carpaccio u. a. dem Großbrand von 1577 nahezu vollständig zum Opfer fielen. Für die erneute bildliche Ausschmückung des Großen Ratssaals und der anderen zerstörten Amtsräume verpflichtete die Regierung u. a. Tintoretto und Veronese. Beide Maler hinterließen hier großartige Beispiele ihrer außergewöhnlichen Begabung. Das riesige Wandbild „Paradies“ von Tintoretto stellt einen Superlativ der Malerei dar, mit 7 x 22 m ist es weltweit das größte Ölgemälde auf Leinwand. Im Zentrum eines unglaublichen Menschengewimmels thront Christus als Lichtgestalt. Wohl nicht zufällig schmückt gerade dieses gigantische Gemälde die Wand hinter dem Dogenthron. Die übrigen Wandflächen sind mit Bildern ausgestaltet, in denen die großen geschichtlichen Ereignisse der Serenissima verherrlicht werden. Die vergoldete Holzdecke enthält insgesamt 35 Leinwandgemälde, darunter Paolo Veroneses „Apotheose Venedigs“, eine Komposition von ungeheurer Leuchtkraft und Perspektive. Im Deckenfries sind die Porträts der ersten 76 Dogen der Republik aneinandergereiht, die seit 697 regierten. Ein Feld ist jedoch schwarz übermalt, der betreffende Doge Marino Falier wurde 1355 wegen Hochverrats einen Kopf kürzer gemacht.
Die benachbarte Sala dello Scrutinio zeigt an der schmalen Seite eine Darstellung des Jüngsten Gerichts von Jacopo Palma d. J., die gestalterische Ähnlichkeiten mit Tintorettos Paradies aufweist. Die gegenüberliegende Seite füllt ein prächtiges Triumphtor aus.
Der Rundgang durch den Dogenpalast führt auch in den Bereich der einstigen Privatgemächer des Dogen, wo u. a. Bilder von Giovanni Bellini, Vittore Carpaccio und Hieronymus Bosch zu sehen sind.
Steinbüste eines von insgesamt 120 Dogen der Republik Venedig
Auf früheren Geheimwegen lernt man dann den düsteren Teil des Dogenpalasts kennen. Labyrinthische Gänge und Treppen führen zu den Antiche Prigioni, den alten venezianischen Kerkern und Folterkammern, und von dort über die berühmte Seufzerbrücke (Ponte dei Sospiri) in das venezianische Staatsgefängnis Prigioni Nuove, das erst im 16. Jh. als eigenständiger Bau neben dem Dogenpalast errichtet worden ist. Durch die filigranen Fensteröffnungen der überdachten Seufzerbrücke konnten die Gefangenen einen letzten Blick in die Freiheit werfen, bevor sie in den Verliesen schmoren mussten - und in den berüchtigten Bleikammern (Piombi), den Zellen direkt unter dem bleiernen Dach, schmorten sie tatsächlich, denn im Sommer war die Hitze dort unerträglich. Nicht minder schrecklich waren die Pozzi, die nasskalten Brunnen im Erdgeschoss, wo die Feuchtigkeit die Gefangenschaft zur Hölle machte. Einer der prominentesten Insassen der Prigioni war Casanova (→ S. 114), dem unter spektakulären Umständen die Flucht gelang. Bemerkenswert ist, dass in einem Raum neben dem Gefängnis eine Art Ethikkommission getagt haben soll. Casanova - ein venezianisches Multitalent
Das Licht der Welt erblickte Giacomo Girolamo Casanova am 2. April 1725. An seinem Elternhaus in der Calle Malipiero im Markusviertel erinnert eine Gedenktafel daran. Sein Name ist zum Synonym des Verführers geworden, doch seine Begabungen waren keineswegs einseitig. In seinen Lebenserinnerungen trifft man ihn als Literaten und Glücksspieler, Diplomaten und Spitzel, Freimaurer und Abenteurer, Laienprediger, Musiker, Höfling, Hasardeur, Schwärmer und Scharlatan. Dass diesem Mann der Schalk im Nacken saß, verrät sein Konterfei schon auf den ersten Blick.
Aufgewachsen in einer Zeit, als die Serenissima ihren endgültigen Untergang in einem karnevalesken Finale zelebrierte, machte Casanova seinem Namen schon in jungen Jahren viel Ehre. Er verkehrte in Adelskreisen, an den Spieltischen der zahlreichen Casinos, in den verruchtesten Bordellen der Stadt und stellte sogar den Nonnen nach. Einflussreiche Gönner halfen ihm immer wieder auf die Beine, wenn er strauchelte und z. B. seinen ganzen Besitz in einer einzigen Nacht verspielte. Doch vor dem Kerker konnte ihn niemand bewahren. Als Opfer einer Denunziation wurde Casanova am 26. Juli 1755 wegen Libertinage und Blasphemie verhaftet. In seinen Memoiren beschrieb Casanova die Situation der Gefangenen des Dogenpalastes recht eindrücklich: „In den Pozzi (→ „Prigioni“, S. 114) steht das Wasser stets zwei Fuß tief, und wenn der Gefangene nicht den ganzen Tag bis zu den Knien im Salzwasser verbringen will, muss er sich auf ein Holzgerüst setzen, wo er auch seinen Strohsack hat, und wo er am Abend sein Wasser, seine Suppe und seine Portion Brot entgegennimmt. Dieses muss er gleich essen, bevor es ihm die riesigen Wasserratten aus den Händen reißen“ - die Aussicht, sein Leben unter solchen Bedingungen fortzusetzen, regte Casanovas Fantasie an. In der Nacht des 31. Oktober 1756 gelang ihm nach mühsamen nächtelangen Bohrarbeiten (die ein Komplize für ihn ausführte!) die Flucht aus der Zelle über die Dächer in den Innenhof des Dogenpalasts, wo er einen Nachtwächter übertölpelte, der glaubte, Casanova sei am Vorabend versehentlich eingeschlossen worden. Noch in derselben Nacht setzte er sich nach Mestre ab und gelangte von dort über Treviso ins europäische Ausland. Erst 18 Jahre später kehrte er - mittlerweile amnestiert - in seine Heimatstadt zurück, wo er ausgerechnet als Spitzel der venezianischen Geheimpolizei arbeitete. Abermals verleumdet und denunziert, wurde Casanova unwiderruflich aus Venedig verbannt. Als Chevalier de Seingalt, wie er sich fortan nannte, trieb es ihn in den verschiedensten Funktionen an die Höfe von Wien, Paris, London und Sankt Petersburg. 1798 verstarb er auf Schloss Dux im nördlichen Böhmen, wo er dem Grafen Waldstein 13 Jahre lang als Bibliothekar gedient hatte - eine Stellung, die Casanova auch genutzt hat, um seine berühmten Lebenserinnerungen „Geschichte meines Lebens“ niederzuschreiben, eine Hinterlassenschaft von kulturgeschichtlichem Rang (→ S. 98). Itinerari segreti di Palazzo Ducale: Die erwähnten Bleikammern (Piombi) sieht man nur im Rahmen einer erweiterten Führung (obligatorische Voranmeldung, s. u.). Auf dieser „Geheimgänge durch den Dogenpalast“ genannten Führung gelangt man in die dritte und die vierte Etage des Palazzo Ducale, wo sich auch die Amtsräume einiger hoher Staatsdiener befanden, die z. T. noch spärlich möbliert sind. Zu den Highlights der Tour gehören neben Casanovas Zelle, in der ausführlich über seinen Gefängnisaufenthalt referiert wird, auch die mit Folterwerkzeugen ausgestatteten Folterkammern (Camere di Tortura). Interessant ist außerdem der Blick auf die ausgetüftelte Aufhängung der Decke der Sala del Maggior Consiglio (s. o.).
Palazzo Ducale: April-Okt. tägl. 8.30-19 Uhr, Nov.-März tägl. 8.30-17.30 Uhr. Eintritt mit der Sammelkarte für die Museen auf dem Markusplatz/I Musei di Piazza San Marco bzw. mit dem Museumspass (→ S. 110) oder der Venice Card. Abgesehen von der individuellen Besichtigung kann eine erweiterte Gruppenführung (Itinerari segreti, s. o.) auf Italienisch, Englisch oder Französisch gebucht werden: Dauer ca. 75 Min., 20 €, erm. 14 €, obligatorische Voranmeldung unter
041/42730892 (aus dem Ausland) bzw.
848082000 (in Italien), unter www.visitmuve.it oder am Karten- und Informationsschalter des Palazzo Ducale (sofern es noch freie Plätze gibt). Dieses Ticket schließt auch die individuelle Besichtigung des Dogenpalasts ein, für die sich der handliche Audioführer (auch auf Deutsch, 5 € bzw. 8 € für 2 Pers.) empfiehlt. Im Hof des Dogenpalastes befinden sich eine Cafeteria sowie eine Garderobe. Colonne di San Marco e San Teodoro
An der Wasserseite der Markus-Piazzetta markieren zwei Granitsäulen geradezu theatralisch den „Eingang“ zur Stadt. Wo heute die Gondolieri auf Kundschaft warten, erstreckte sich einst Venedigs Haupthafen, in dem alle Schiffe, die die Adria heraufkamen, anlegten. Die beiden Säulen gelangten im 12. Jh. aus Tyros (Libanon) als Beutestücke hierher. Eine trägt die heldenhafte Statue des heiligen Theodor, der bis zum Raub der Markusreliquien als oberster Schutzpatron der Stadt verehrt wurde. Auf der anderen Säule reckt sich der Markuslöwe, das Wappentier Venedigs. Dieser geflügelte Säulenlöwe mit der Bibel zwischen den Pranken war einst vergoldet und stammt vermutlich aus Persien, Flügel und Buch erhielt er jedoch erst in Venedig. Laut Volksmund bringt es übrigens Unglück, zwischen den Säulen hindurchzugehen, denn die Stelle diente früher als Hinrichtungsplatz für Hochverräter.
Biblioteca Nazionale Marciana
Gegenüber vom Dogenpalast, also an privilegierter Stelle, steht dieses elegante klassizistische Bibliotheksgebäude von Jacopo Sansovino und Vincenzo Scamozzi aus dem 16. Jh. Es verkörpert Venedigs endgültige Hinwendung zur Renaissancearchitektur und gilt als perfektes Vorbild für fast alle Profanbauten in diesem Stil. Mit lebensgroßen Dachskulpturen und üppigen Verzierungen über den Säulenreihen wird die strenge Symmetrie dieses zweigeschossigen Flachbaus aufgelockert. Zum Gebäude- komplex gehört auch die benachbarte, ehemalige Münze La Zecca, ebenfalls ein Bau von Sansovino. Hier befindet sich der enorme Bestand der Libreria Vecchia di San Marco (Markusbibliothek) mit seinen über 750.000 Bänden.
Die großen Lesesäle (Sale monumentali) beherbergen eine wertvolle Handschriftensammlung sowie zahlreiche Preziosen der Buchmalerei und der Kalligrafie (Schönschreibkunst). Die Wände und Decken sind mit kunstvollen Gemälden ausgeschmückt. Einige der Wandporträts antiker Philosophen im großen Saal stammen von Tintoretto und Veronese. Veronese wird auch die zweite Deckenbildreihe mit allegorischen Darstellungen der Musik, Arithmetik und Geometrie zugesprochen. Tizian hingegen hat das Deckenbild im hinteren kleinen Saal angefertigt, eine Allegorie der Weisheit (1560).
Campanile und Loggetta
In exponierter Lage, am Schnittpunkt von Piazza und Piazzetta, ragt der schwergewichtige Ziegelsteinbau des Campanile 99 m empor. Im 12. Jh. war das Werk vollbracht, seine Pyramidenspitze erhielt der Turm jedoch erst im 15. Jh. Der Stadtrepublik diente er als Leucht-, Wach- und Glockenturm gleichermaßen. Im 16. Jh. wurden hier gar Ehebrecher an den Pranger gestellt - und zwar in einem vergitterten Käfig, der am Turm befestigt war. Am 14. Juli 1902 stürzte der Campanile ohne Vorwarnung in sich zusammen. Die bekannten Fotoaufnahmen, die von diesem Unglück existieren, sind allerdings geschickte Fälschungen. 1912 war der originalgetreue Wiederaufbau beendet. Heute führt ein Fahrstuhl hinauf zur Glockenstube, wo früher fünf verschiedene Glocken ertönten - eine rief z. B. die Senatoren in den Dogenpalast. Um Mitternacht hingegen ertönte die Mutter aller Glocken, die Marangona, und gebot Schweigen. Wer schwindelfrei ist, sollte sich den fantastischen Ausblick von oben nicht entgehen lassen. Beim Schlange stehen kann man die kleine Marmorloggia am Fuß des Turms ausgiebig unter die Lupe nehmen. Sie wurde in der ersten Hälfte des 16. Jh. von Sansovino geschaffen. Anfangs diente sie den Regierungsmitgliedern als Treffpunkt, später beherbergte sie die Wache des Dogenpalasts. Die Bronzefiguren (Apollo, Merkur, Minerva sowie eine Friedensfigur) stammen ebenfalls von Sansovino.
Campanile: Juli-Sept. tägl. 9-21 Uhr, April-Juni und Okt. 9-19 Uhr, Nov.-März 9.30-15.45 Uhr. Eintritt: 8 €, erm. 4 €. Procuratie Vecchie e Nuove
Die Längsseiten der Piazza San Marco werden vollständig von den beiden Prokuratien beherrscht, den Verwaltungsgebäuden der Serenissima, in denen die höchsten Beamten (Prokuratoren) ihre Amtsstuben hatten. Die Prokuratoren verwalteten das gesamte Vermögen der Stadtrepublik und waren für alle öffentlichen Bauvorhaben zuständig, wobei die kostspielige Vollendung der Markuskirche absolute Priorität hatte. Das dreigeschossige Gebäude der Procuratie Vecchie, an der Nordseite, entwarf Mauro Coducci im Stil der venezianischen Frührenaissance. 1517 waren die Arbeiten an diesem Monumentalbau mit seiner 150 m langen Arkadenfassade abgeschlossen. Betreten darf man heute allerdings nur die edlen Geschäfte und die alteingesessenen Kaffeehäuser unter den Arkaden. Gegenüber entstanden über ein Jahrhundert später die Procuratie Nuove, die den mittlerweile gestiegenen Platzbedarf der Prokuratoren befriedigen sollten. Baldassare Longhena stellte diesen dreigeschossigen Bau, den Vincenzo Scamozzi 1586 begonnen hatte, Mitte des 17. Jh. fertig. Scamozzi orientierte sich bei seinem Entwurf ganz am benachbarten Bibliotheksgebäude (Biblioteca Marciana), nur das dritte Stockwerk ist ein Zugeständnis an die gegenüberliegenden Procuratie Vecchie. Museo Archeologicoim Gebäude der Procuratie Nuove: Die Räumlichkeiten der Neuen Prokuratien beherbergen u. a. das interessante archäologische Museum Venedigs. Obwohl die Lagunenstadt selbst erst lange nach dem Ende der klassischen Antike entstanden ist, befinden sich hier einzigartige Kunstschätze aus dieser Zeit. Zu den Attraktionen gehören z. B. die Mädchenstatuen (Koren) aus der archaisch-griechischen Epoche und die Steinreliefs aus dem alten Assyrien (8. Jh. v. Chr.). Büsten und Statuen aus der römischen Kaiserzeit sind ebenfalls zu sehen sowie Kleinkunst aus Keramik, Bronze und Elfenbein. Insgesamt ein lohnender Besuch, der jedoch nur unter dem Stichwort „Beutekunst“ etwas mit Venedig zu tun hat.
Die Piazzetta:
Venedigs meerseitiges Säulen-Entree
Wie kein anderes Gebäude macht dieser klassizistische Verbindungsbau zwischen den beiden Prokuratien die architektonischen Eingriffe aus der Zeit der Napoleonischen Okkupation Venedigs deutlich. Ganz abgesehen von den schamlosen Plünderungen, die auch vor dem venezianischen Staats- und Kirchenschatz nicht Halt machten, griff Napoleon sogar in die architektonische Gestaltung der Piazza San Marco ein, die er als den „schönsten Salon Europas“ bezeichnete. Nun weiß man nicht, ob er dies vor oder nach dem Umbau sagte, jedenfalls ließ er zwischen 1807 und 1810 für die Errichtung seiner venezianischen Residenz die an dieser Stelle stehende Chiesa San Geminiano aus dem 16. Jh. abreißen. Gegenüber der Markuskirche bildete San Geminiano damals den Abschluss der Piazza. Jetzt hat diese Seite wenigstens ein harmonisches Aussehen - sagen wohlwollende Experten, während andere sich die Kirche zurückwünschen. Blick vom Campanile auf die Prokuratien und die Ala Napoleonica
Dieses gut bestückte Museum im Napoleonischen Flügel und den Procuratie Nuove besitzt im Wesentlichen zwei Abteilungen: die umfangreiche Sammlung zur Stadt- und Kulturgeschichte Venedigs und eine Gemäldegalerie mit repräsentativen Werken des 14.-16. Jh. Zunächst betritt man jedoch die jüngst restaurierten Prunksäle des sogenannten Palazzo Reale, in denen die österreichische Kaiserin Sissi Mitte des 19. Jh. wohnte. Vor allem der große Ballsaal beeindruckt durch seine herrschaftliche Pracht. Der eigentliche Streifzug durch die Geschichte Venedigs beginnt dann mit alten Stadtansichten und mit Einblicken in die Welt der Dogen. Neben einigen Dogenporträts gibt es kostbare Amtstrachten und zwei Exemplare der seltsamen, goldbestickten Kopfbedeckung Corno ducale zu sehen, die der phrygischen (kleinasiatischen) Fischermütze nachempfunden ist. Diese krönenden Zipfelmützen der Dogen waren mit Edelsteinen im Wert von ungefähr 200.000 Dukaten besetzt. Auch Numismatiker kommen in dieser Abteilung auf ihre Kosten, sie können sich ausgiebig von der venezianischen Münzkunst des 12.-18. Jh. überzeugen, sogar Prägemaschinen gehören zu den Exponaten. Die anschließenden Räume widmen sich der Seemacht Venedig; ausgestellt sind u. a. Gemälde von Seeschlachten, darunter natürlich die historische Schlacht von Lepanto. Auch einige kunstvolle Überreste des letzten venezianischen Bucintoro sind zu sehen. Die Zerstörung dieses Prunkschiffs der Dogen, das auf zahlreichen Gemälden zu bewundern ist, hat ebenfalls Napoleon zu verantworten. Außerdem zeigt eine umfangreiche Waffensammlung Exponate zur venezianischen Waffentechnik sowie erbeutete türkische Schwerter und Rüstungen.
Die Gemäldegalerie befindet sich im zweiten Stockwerk. Sie ist von besonderer Bedeutung, weil sie Werke der venezianischen Malerei des 14. Jh. besitzt, aus der Zeit vor der bahnbrechenden Bellini-Ära. Tafelbilder von Paolo und Lorenzo Veneziano sowie Jacobello del Fiore zeigen die ersten Ansätze der venezianischen Maler, sich vom Ikonenstil der byzantinischen Malerei zu lösen. In der kleinen Sektion mit flämischer Kunst des 15. Jh. ist auch Antonello da Messina vertreten, der die altniederländische Harzölmalerei nach Norditalien brachte. Ein ganzer Saal ist der Bellini-Familie gewidmet, in dem einige der berühmten Madonnendarstellungen („Pietà“) von Jacopo und Giovanni Bellini zu sehen sind, während Gentile Bellini u. a. mit einem Porträt des Dogen Giovanni Mocenigo vertreten ist. Es folgen Werke aus der Früh- und Hochrenaissance, u. a. von Vittore Carpaccio und dem Universalgenie Jacopo Sansovino.
Torre dell’Orologio:
Durchgang ins quirlige Markusviertel
Eine angeschlossene Sektion des Museo Correr befasst sich mit dem Risorgimento, der Zeit der italienischen Unabhängigkeits- und Einigungsbestrebungen Mitte des 19. Jh.
Ganz zum Schluss begegnet man Skulpturen und Reliefs von Antonio Canova (1757-1822).
Museo Correr: Öffnungszeiten wie Palazzo Ducale. Eintritt nur mit Sammelkarte, Museumspass und Venice Card (→ S. 93). Torre dell’Orologio (Uhrturm)
Dieser prächtige Renaissanceturm rechts neben den Alten Prokuratien ist nach einem Entwurf von Mauro Coducci errichtet worden. Der Mechanismus der vergoldeten Turmuhr vom Ende des 15. Jh. wurde damals als Wunderwerk betrachtet. Er setzt sich zweimal im Jahr in Bewegung: Am Himmelfahrts- und am Dreikönigstag ziehen die Heiligen Drei Könige an der Madonna vorbei. Tagaus, tagein hingegen schlagen die beiden Bronzemohren auf der oberen Terrasse die Stunde. Das große Zifferblatt zeigt nicht nur die Stunde an, sondern auch die Mondphasen und den Sonnenverlauf in den Tierkreiszeichen. Seitdem die aufwendige Restaurierung des Gebäudes samt Turmuhr und Mechanik abgeschlossen ist, darf man auch wieder die Dachterrasse betreten.
Torre dell’Orologio: Führungen tägl. zwischen 10 und 17 Uhr auf Italienisch, Englisch und Französisch. Obligatorische Voranmeldung unter
041/42730892 (aus dem Ausland) bzw. 848082000 (in Italien) oder direkt vor Ort. Eintritt: 12 €, erm. 7 €. Piazzetta dei Leoncini
So heißt der nordöstliche Zipfel des Markusplatzes, wo es zugeht wie auf einem Kinderspielplatz. Seit Generationen reiten hier die jüngsten Besucher von San Marco auf den beiden roten Marmorlöwen, nach denen die Piazzetta benannt ist.