Il Sestiere di San Marco - Das Markusviertel
Barocke Pracht und idyllischer Stadtgarten
In diesem zentralsten der sechs historischen Stadtviertel von Venedig dominiert die Piazza San Marco als absoluter Touristenmagnet; aber wenn man erst einmal diesem faszinierenden alten Herrschaftszentrum der Serenissima den schuldigen Besichtigungstribut gezollt hat, dann verspricht der anschließende Bummel durch das quicklebendige Markusviertel mit seiner reizvollen Mischung aus Kultur und Kommerz eine willkommene Abwechslung. Von der unteren Schleife des Canal Grande eingerahmt, war dieser vornehme Stadtteil immer schon das bevorzugte Wohngebiet des oberen Stadtadels. Wer sich kein Ufergrundstück direkt am Canal Grande leisten konnte, der bezog wenigstens ein standesgemäßes Quartier in San Marco. Vor allem die großen Campi (Plätze) des Viertels mit ihren stattlichen Herrschaftshäusern und imposanten Kirchen sind es, die das Innere von San Marco prägen. Angesichts der architektonischen Fülle ist es kein Wunder, dass die Gondolieri ihre Kundschaft besonders gerne durch das Markusviertel rudern. Idealer Ausgangspunkt ist der Bacino Orseolo, der
Gondelhalteplatz an der nordwestlichen Ecke der Piazza San Marco. Aber auch eine Stadtteilerkundung zu Fuß ist ein wahres Vergnügen, besonders dann, wenn man Muße hat und sich möglichst abseits des touristischen Trampelpfads bewegt und das Sehenswerte über kleine Nebengassen ansteuert. So richtig verlaufen kann man sich dabei eigentlich nicht, denn irgendwo führt immer eine Brücke über den Rio und zeigt ein Hinweisschild den Weg zum nächsten größeren Campo an. Auch gelegentliche Abstecher ans Ufer des Canal Grande sind unbedingt ratsam, denn die gegenüberliegenden Prachtfassaden der Uferpalazzi lassen sich von dort aus in beschaulicher Ruhe betrachten und fotografieren. Doch die eigentlichen Attraktionen sind die großen Campi des Viertels, von denen jeder sein eigenes Flair hat. Während der Campo Santo Stefano zu den nobelsten und zugleich lebhaftesten Plätzen Venedigs gehört, herrscht auf dem benachbarten Campo Sant’Angelo schon wesentlich mehr Ruhe. Aber egal, auf welchem Campo man sich zum Verschnaufen, zum x-ten Cappuccino oder zum abendlichen Aperitif niederlässt, gemütliche Straßencafés, die nicht selten den halben Platz einnehmen, gibt es fast überall. Kunst und Kultur bietet das Markusviertel im Vergleich zu den anderen historischen Stadtvierteln in relativ vielfältiger Form. Abgesehen von den bedeutenden Kirchenbauten und Adelshäusern sowie dem Museo Fortuny und dem Kunsttempel Palazzo Grassi gibt es mit La Fenice und dem Teatro Goldoni auch zwei herausragende Bühnen. Außerdem präsentieren einige gut bestückte private Galerien moderne und zeitgenössische Künstler. Natürlich ist es kein Geheimnis, dass das Markusviertel auch - und vielleicht sogar in erster Linie - ein Geschäftsviertel ist. Reiner Kommerz bestimmt die Szenerie in der unmittelbaren Umgebung der Piazza San Marco. In den dortigen Mercerie und der Frezzeria (Ladengassen) setzt Venedig heute auf moderne Weise seine ruhmreiche Tradition als Kaufmannsstadt und internationale Handelsmetropole fort. Das Warenangebot in diesem basarähnlichen Bezirk ist jedenfalls überwältigend, auch für shoppingerfahrene Großstadtmenschen. Internationale Designerware, Schmuck, Lederwaren, Antiquitäten und Kitsch findet man dort ebenso wie wertvolles venezianisches Kunsthandwerk aus Glas und feinstem Tuch; auch die bunten Karnevalsmasken lächeln bzw. starren die Shoppingtouristen nicht nur zur Faschingszeit an. Eine Plage hingegen sind, jedenfalls aus der Sicht der betroffenen Geschäftsleute, die allgegenwärtigen schwarzafrikanischen Straßenhändler mit ihren billigen Imitationen begehrter Designerware, zumeist chinesischer Produktion, deren Kauf übrigens unter Strafe steht.