Die eine, ideale Route durch diesen mit Reizen nicht geizenden Stadtteil gibt es nicht, dazu ist er einfach zu vielfältig und bietet an jeder Ecke neue Möglichkeiten für überraschende Entdeckungen, sei es das Objekt der Begierde im Schaufenster oder der lauschige Treppenabsatz an einem stillen Kanal. Nur wer sich zielstrebig von Campo zu Campo bewegt, bahnt sich einen ziemlich direkten Weg durch das innere Markusviertel und stößt dabei fast wie von selbst auf alle wichtigen Sehenswürdigkeiten.
Übernachten
6
Al Gazzettino
19
Locanda Fiorita
24
Domus Ciliota
27
Santo Stefano
33
Alloggi Temporanei Venezia/Wohnungsvermittlung
39
Luna Baglioni
44
Bel Sito & Berlino
45
Flora
47
Locanda Barbarigo
48
Gritti Palace
Essen & Trinken
1
Ristorante/Pizzeria Marco Polo
2
Trattoria/Pizzeria Da Mamo
4
Osteria Al Colombo
7
Bàcaro Al Volto
9
Trattoria Sempione
10
Bàcaro/Osteria Cavatappi
11
Le Bistrot de Venise
13
Bar/Pasticceria Rosa Salva
15
Ristorante/Pizzeria Acqua Pazza
16
Osteria Al Bacareto
20
Selfservice Chat Qui Rit
21
Bàcaro/Trattoria Da Fiore
22
Gelateria/Café Paolin
23
Caffè Quadri
26
Caffè Lavena
28
Ristorante Antico Martini
29
Le Café
30
Osteria Vino Vino
31
Caffè Aurora
32
Caffè Florian
Bars & Clubs
3
Devil's Forest
25
Hard Rock Cafe
46
Harry's Bar
Einkaufen
5
Goldoni
8
Le Stampe
12
Herby
14
Fonditore Valese
17
Libreria Studium
18
Livio de Marchi
34
Il Papiro
35
Fiorella Gallery
36
Antichità Trois
37
Schola San Zaccaria
38
Jesurum
40
Legatoria Piazzesi
41
Contini Galleria
42
Attombri
43
Venetia Studium
Gleich hinter der Torre dell’Orologio(→ S. 119) beginnt das Geschäftsviertel mit seinen Mercerie und bietet Kommerz total. Dieses traditionelle Einkaufsrevier der Lagunenstadt hat lebhaften Basarcharakter und lässt kaum einen Wunsch zahlungskräftiger Shoppingtouristen unbefriedigt. Die Mercerie ziehen sich mit ihren verwinkelten Quer- und Parallelgassen bis zur wuchtigen Erlöserkirche, der Chiesa San Salvatore(s. u., „Sehenswertes“).
Während der Kaufrausch und das hektische Treiben im Einzugsbereich der Rialtobrücke(→ S. 129) ihre Fortsetzung finden, führt der Weg über den Rio di San Salvador in ruhigere Gefilde. Auf dem Ponte dell’Ovo springt einem plötzlich die Spitze des Campanile von San Marco ins Auge, und ein paar Schritte weiter steht man etwas verblüfft vor der abweisenden Fassade des Teatro Goldoni, in dem u. a. natürlich die Komödien von Carlo Goldoni gespielt werden (→ „A-Z/Kulturelle Veranstaltungen“). Gleich daneben lädt der ruhige und hübsche Platz Corte del Teatro zum Verschnaufen ein. Am kleinen Campo San Lucahaben Hungrige die Wahl zwischen einem alteingesessenen Traditions-Café und einer lauten Fast-Food-Bar - kontrastreicher geht’s kaum.
Der anschließende Campo Manin mit dem Denkmal des Volkshelden Daniele Manin hat seine Beschaulichkeit durch die sterile Fassade des modernen Bankgebäudes weitgehend eingebüßt. Von hier aus erreicht man aber bequem die sehenswerten Palazzi Contarini del Bovolo und Pesaro(s. u., „Sehenswertes“). Am breiten und friedlichen Campo Sant’Angelo, dessen Kirche im 19. Jh. abgerissen wurde, schiebt sich der im 16. Jh. entstandene Glockenturm der Chiesa Santo Stefanoins Bild (s. u., „Sehenswertes“). Seine Schieflage widerspricht den Gesetzen der Statik und erregt schon lange allgemeine Besorgnis. Er ist jedoch kein Einzelfall, schiefe Glockentürme haben in Venedig Tradition. In den letzten Jahrhunderten stürzte ein halbes Dutzend spektakulär in sich zusammen, darunter auch der Campanile von San Marco. Mehrere Glockentürme wurden aus Sicherheitsgründen bereits vorsorglich abgerissen. Konkurrenz machen dem weltbekannten Schiefen Turm von Pisa heute lediglich noch drei venezianische Glockentürme: neben Santo Stefano noch San Giorgio dei Greci und San Pietro, beide in Castello.
Am Campo Santo Stefano selbst herrscht eine angenehm mediterrane Piazza-Stimmung, und die Cafés sind immer gut gefüllt. Sowohl tagsüber als auch abends fühlen sich hier Einheimische und Touristen gleichermaßen wohl. Im zentralen Palazzo Loredan residiert ein Institut für Kunsterziehung und zieht junge Leute auf den Campo Santo Stefano - für meinen Geschmack einer der schönsten Plätze der Stadt. Am unteren Ende des Campo erhebt sich die säkularisierte Chorus-Kirche San Vitale bzw. San Vidal (→ Chorus Pass, S. 140), in der es ein Altarbild von Vittore Carpaccio zu sehen gibt.
Jetzt lohnt ein Abstecher an den Canal Grande zum Campo San Samuele, wo sich der wuchtige Palazzo Grassi(s. u., „Sehenswertes“) erhebt, der als renommiertes Ausstellungszentrum längst zu Venedigs Top-Attraktionen gehört. Begibt man sich zwecks Ausstellungsbesuch hinein, wird man erstaunt feststellen, dass der schwergewichtige Palazzo in den oberen Stockwerken gefühlsmäßig leicht schwankt. Dieses Phänomen - das übrigens gerne verschwiegen wird - lässt eindrücklich spürbar werden, dass Venedig tatsächlich auf Wasser gebaut ist und an einigen Stellen schwankt wie ein Ozeanriese.
Achtung, gleich am Anfang der engen Calle Malipiero übersieht man leicht die Gedenktafel, die an Giacomo Casanova erinnert. In der säkularisierten Kirche des Campo San Maurizio befindet sich das neu eingerichtete Museum der Barockmusik (s. u., Museo della Musica barocca). Anschließend öffnet sich der heimelige Campo Zobenigo mit der sehenswerten Kirche Santa Maria del Giglio(s. u., „Sehenswertes“). Ein paar Schritte weiter nördlich ragt das berühmte Opernhaus La Fenice(s. u., „Sehenswertes“) auf.
Auf der breiten Calle Larga XXII Marzo schließt sich der Kreis und man befindet sich wieder mitten im Shoppingtrubel; die eleganten Geschäfte dieser exklusiven Meile zählen zu den allerfeinsten Einkaufsadressen Venedigs. Am anschließenden Campo Moisè liefern sich die barocke Fassade der Chiesa San Moisè(s. u., „Sehenswertes“) und die hässlichste Hotelfassade Venedigs ein peinliches Stilgefecht. Joseph Brodsky (→ „A-Z/Literatur“) schreibt dazu: „Zusammen sehen sie aus wie Albert Speer, der eine Pizza capricciosa verzehrt.“ Interessant zu wissen, dass im alten Hotel Bauer das Oberkommando der deutschen Wehrmacht untergebracht war, weshalb es kurz vor der Kapitulation von Partisanen gesprengt worden war.
Über die Calle Vallaresso gelangt man, vorbei an Harry’s legendärer Bar, zu den Giardini Reali, der einzigen grünen Lunge des Markusviertels - ein Geschenk aus der Napoleonischen Ära.