Sehenswertes im Markusviertel
Inhaltsverzeichnis
Chiesa San Salvatore
Diese wuchtige Klosterkirche (Bauzeit 1507-1534) des Augustinerordens ist der einzige Kirchenbau des Viertels, der es in seinen Ausmaßen fast mit der Markuskirche aufnehmen kann. Unter drei Kuppeln und hinter einer Barockfassade aus dem 17. Jh. versteckt sich eine kostbare Kirchenausstattung im Renaissancestil. Aufwendige Grabmäler von Dogen und Adelsfamilien zieren die Innenwände und Nischen.
Liebhaber sakraler Kunst wird der jüngst restaurierte Hochaltaraufsatz aus dem 14. Jh. interessieren (Pala d’Argento), der allerdings nicht immer zu sehen ist, denn ein Gemälde von Tizian („Verklärung Christi“) verdeckt ihn zumeist. Nur 3-mal im Jahr (an Weihnachten, Ostern und zur Feier der Transfiguration am 6. August) wird Tizians Gemälde in den Altartisch versenkt und der Blick auf die ca. 2,50 x 3 m große Pala freigegeben.
Den Altar im rechten Querschiff schmückt ein weiteres Gemälde von Tizian („Verkündigung“). Ein Fenster im farbigen Mosaikfußboden erlaubt einen bescheidenen Blick in die Krypta.
Campo San Salvador. Geöffnet: Mo-Sa 9-12 und 15-19 Uhr, So nur nachmittags, Juni-Aug. 16-19 Uhr. Eintritt frei.
Palazzo Contarini del Bovolo
Der Wendeltreppenturm
des Palazzo Contarini
Dieser Palazzo aus dem späten 15. Jh. befindet sich am Schnittpunkt von drei Kanälen. Interessanter als seine Wasserfassade ist der zu besichtigende Innenhof, den man über den landseitigen Eingang betritt. Der Wendeltreppenturm im Hof ist vom Allerfeinsten und ein Beispiel kunstvoller Innenhofgestaltung auf engstem Raum. Der spiralförmig ansteigende Bogengang des Treppenturms Scala del Bovolo nimmt das Arkadenmotiv auf und wirkt wie eine Verlängerung der eher schmal geratenen Fassade.
Corte del Bovolo 4299 (nahe dem Campo Manin). Voraussichtlich bis 2014/15 wegen Restaurierung geschlossen. Von der Gasse kann man jedoch einen Blick auf den Turm werfen.
Museo Fortuny (Palazzo Pesaro)
In diesem gotischen Palazzo mit dem markanten siebenbogigen Fassadenfenster lebte der spanische Stoffdesigner, Maler, Bildhauer und Fotograf Mariano Fortuny von 1899 bis zu seinem Tod im Jahr 1949. Hier entwarf der exzentrische Modezar u. a. seine plissierten Seidenkleider, in die er die Damen der oberen Zehntausend hüllte. Das Museum im eleganten Obergeschoss ist ganz den farbenprächtigen Arbeiten Fortunys gewidmet, wozu auch die berühmten Delphos-Gewänder und handbemalte Lampenschirme aus Seide gehören. Es handelt sich um einige der letzten Originale. Feinste Fortuny-Stoffe werden nach wie vor exklusiv in Venedig gefertigt (→ „La Giudecca“, S. 210). Originalgetreu produzierte Fortuny-Lampenschirme findet man nur noch im Lizenzbetrieb Venetia Studium, den der Fortuny-Schüler Lino Lando gegründet hat (→ S. 145).
Campo San Benedetto 3780. Geöffnet: tägl. (außer Di) 10-18 Uhr. Eintritt: 10 €, erm. 8 €. Im Untergeschoss des Palazzo Pesaro sind häufig wechselnde Ausstellungen zu sehen, deren Besichtigung im Eintrittspreis eingeschlossen ist.
Chiesa Santo Stefano
Spätgotische Klosterkirche am lang gestreckten gleichnamigen Campo. Ein Kuriosum stellt der Verlauf des rückwärtigen Kanals dar, er unterquert die Hauptapsis der Kirche (zu sehen vom Ponte San Maurizio). Im hohen, schlichten Kirchenraum sind einige Grabmäler und Gemälde von Bedeutung. In der Sakristei hängen drei Werke von Tintoretto („Fußwaschung“, „Abendmahl“ und „Jesus auf dem Ölberg“). Der Kreuzgang des Klosterhofs ist vom benachbarten Campo Sant’Angelo aus zugänglich.
Campo Santo Stefano. Geöffnet: Mo-Sa 10-17 Uhr. Eintritt: 3 € bzw. mit Chorus Pass oder Venice Card.
Das Kirchensammelticket/Chorus Pass (10 €, erm. 7 €) ist ein Jahr gültig und in den jeweiligen Kirchen erhältlich. Dieses Ticket schließt die Besichtigung von insgesamt 16 Kirchen im historischen Stadtgebiet und auf La Giudecca ein. Die Einzeltickets kosten 3 €. Freier Eintritt mit Venice Card (→ S. 93). Im Markusviertel befinden sich drei der 16 Chorus-Kirchen.
Palazzo Grassi
Dieser klassizistische Uferpalazzo aus dem 18. Jh. ist ein Meisterwerk Giorgio Massaris. Die Schaufassade erschließt man sich am besten vom Canal Grande aus. Die wohlhabende Familie Grassi, die sich ihre Aufnahme in den Club der Stadtoberen gegen Bares erkauft hatte, lebte hier bis Mitte des 19. Jh. Danach wechselten die Besitzer mehrfach, und zwischenzeitlich diente der Palazzo sogar als Badehaus. 1984 wurde er von der Fiat-Familie Agnelli aufgekauft und einer gründlichen Restaurierung unterzogen, wobei auch die schönen Fresken ihren verloren gegangenen Glanz wieder erhielten. Seit der viel beachteten Futurismus-Ausstellung von 1986 hat der Palazzo seinen Ruf als Kunsttempel gefestigt. 2005 kaufte ihn der französische Kunstsammler und Milliardär François Pinault. Nach seinen Wünschen hat der japanische Architekt Tadao Ando den Palazzo innen umgestaltet; seitdem wird hier die hochkarätige Pinault-Sammlung zeitgenössischer Kunst gezeigt, im Wechsel mit internationalen Kunst- und Kulturevents.
Das neue Centro d’Arte contemporanea an der Punta della Dogana in Dorsoduro (→ S. 202) gehört ebenfalls zum venezianischen Pinault-Besitz.
Campo San Samuele. Anlegestelle: San Samuele. Nur im Rahmen von Ausstellungen zu besichtigen. Tägl. außer Di 10-19 Uhr. Eintritt: 15 €, erm. 10 €. Für Palazzo Grassi und Centro d’Arte 20 €, erm. 15 €.
Museo della Musica barocca (Museum der Barockmusik)
In der säkularisierten Chiesa San Maurizio sind historische Musikinstrumente, Notenbücher und Dokumente zum Thema Barockmusik in Venedig zu sehen. Im angeschlossenen Shop werden neben Klassik-CDs auch Konzertkarten für das Orchester Interpreti Veneziani verkauft, das regelmäßig in der nahe gelegenen und ebenfalls säkularisierten Chiesa di San Vidal spielt.
Campo San Maurizio. Geöffnet: tägl. 10-19 Uhr. Eintritt frei. Konzertkarten 26 €, erm. 21 €.
Chiesa Santa Maria del Giglio
Das Gotteshaus stammt ursprünglich aus dem 10. Jh., es wurde jedoch im Barockstil des 17. Jh. erneuert. Auftraggeber der Umgestaltung war die Adelsfamilie Barbaro, die sich in Form einiger Skulpturen an der Fassade verewigen ließ. Die Sockelreliefs zeigen Panoramen verschiedener Städte, in denen die Barbaros Besitzungen hatten bzw. in diplomatischen Diensten standen. Den einschiffigen Kirchenraum zieren zahlreiche Kapellen sowie Gemälde aus dem 17. und 18. Jh. In der kleinen Sakristei hängt eine absolute Kostbarkeit: ein anmutiges Gemälde von Peter Paul Rubens, auf dem eine Mutter mit zwei Kindern zu sehen ist.
Campo Zobenigo. Geöffnet: Mo-Sa 10-17 Uhr. Eintritt: 3 € bzw. mit Chorus Pass oder Venice Card.
Gran Teatro La Fenice
Santa Maria del Giglio
Das klassizistische Opernhaus vom Ende des 18. Jh. gehört zu den renommiertesten Bühnen der Welt. Hier feierten die berühmtesten Komponisten, Sänger, Regisseure, Dirigenten und Choreografen große Erfolge. Im 19. Jh. komponierten Rossini, Bellini, Donizetti und Verdi einige ihrer bedeutendsten Opernwerke exklusiv für das Fenice. Giuseppe Verdi arbeite mehrere Jahre in Venedig und brachte es auf fünf Uraufführungen. 1844 begeisterte er das Publikum erstmals mit „Ernani“, 1854 verabschiedete er sich mit der überarbeiteten Version von „La Traviata“. Auch Richard Wagner wurde im Fenice mit „Rienzi“, „Lohengrin“ und „Der Ring des Nibelungen“ zum gefeierten Komponisten. Später triumphierten hier internationale Stars wie Strawinsky, Prokofjew, Gershwin, Bernstein, Britten, Nono, Strehler sowie Maria Callas, Luciano Pavarotti und Pina Bausch, um nur einige Namen zu nennen.
Mit der Errichtung des ersten öffentlichen Opernhauses San Cassiano 1637 avancierte Venedig zum Zentrum der frühen italienischen Opernkultur. Die ersten Protagonisten der venezianischen Oper waren Monteverdi, Cavalli und Cesti. In rascher Folge entstanden weitere Opernhäuser, und im 18. Jh. besaß die Stadt bereits 19 Musiktheater, von denen einzig das Fenice übrig geblieben ist (abgesehen vom modernisierten Teatro Malibran). Errichtet wurde das klassizistische Opernhaus als einer der letzten Bauten des alten Venedig von 1790 bis 1792. Seinen Namen „La Fenice“ - Phönix wie der wunderbare Vogel aus der Asche - erhielt es als Nachfolgebau einer 20 Jahre zuvor an gleicher Stelle abgebrannten Oper. Doch 1836 wurde auch La Fenice von einem verheerenden Feuer völlig verwüstet. Aber bereits ein Jahr später erstrahlte es wieder in vollem Glanz samt vergoldeter Stuckatur im Parkett und auf den fünf Logenrängen. 800 Zuschauer hatten insgesamt Platz, und 160 Jahre lang fanden hier hochkarätige Konzerte, Opern-, Ballett- und Theateraufführungen statt. Auch während der Weltkriege wurde gespielt, bis das Opernhaus 1996 erneut einem Großbrand zum Opfer fiel. Heute weiß man, dass die mit Elektroarbeiten betraute Firma, die in Verzug geraten war, absichtlich einen Kurzschluss verursacht hat, der zum katastrophalen Brand führte. Betroffenheit und Anteilnahme waren so groß, dass internationale Spendengelder in Millionenhöhe flossen, und in Verbindung mit einem großzügigen UNESCO-Fond konnte sofort mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Die heiß ersehnte Wiedereröffnung fand im November 2004 statt. Seitdem streiten sich Experten und Kritiker gerne darüber, ob es klug gewesen ist, das Fenice originalgetreu wiederaufzubauen, anstatt die Gelegenheit zu nutzen, es den Anforderungen eines modernen Opernhauses anzupassen, v. a. in technischer Hinsicht.
La Fenice -
Venedigs Kulturtempel
Campo San Fantin. Klassische Konzerte, Opern und Ballettabende (→ „A bis Z/Kulturelle Veranstaltungen“, S. 97).
Führungen: tägl. 9.30-18 Uhr, mit Audioguide, auch auf Deutsch. Ticketverkauf direkt an der Theaterkasse: 8,50 €, erm. 6 €. Musik- und Book-Shop im Foyer.
Chiesa San Moisè
Die Barockmasse der Kirchenfassade springt einem förmlich ins Auge. Überladen und überfrachtet könnte man auf den ersten Blick sagen, aber diese Fassade gilt als vollendetes Beispiel für die grundlegende Umkehrung des Verhältnisses von Architektur und Skulptur. Die barocke Skulptur spielt keine untergeordnete Rolle mehr, sondern tritt in ein gleichwertiges Verhältnis zur Architektur. Kontrastreich erhebt sich rechts der Glockenturm aus dem 14. Jh. Über den Seitenportalen befinden sich zwei Grabmäler, während im Innern eine „Fußwaschung“ von Tintoretto zu bewundern ist.
Campo San Moisè. Mo-Sa 9.30-12.30 Uhr. Eintritt frei.