Sehenswertes am Canal Grande
Inhaltsverzeichnis
Ca’ Rezzonico mit Museo del Settecento Veneziano
Die Bauphase des massigen Barockpalazzos dauerte fast hundert Jahre. Im 17. Jh. von Baldassare Longhena begonnen, konnte der herrschaftliche Uferpalazzo erst Mitte des 18. Jh. für die geadelte Bankiersfamilie Rezzonico fertig gestellt werden. Dem Kunstgeschmack der Zeit folgend, ließen die wohlhabenden Besitzer die großen Säle in den oberen Stockwerken mit kostbaren Deckengemälden, u. a. von Giovanni Battista Tiepolo, ausschmücken. Der stilvoll möblierte Palazzo wurde Mitte des 19. Jh. von dem englischen Dichter Robert Browning (1812-1889) gekauft. Nachdem das tadellos gepflegte Anwesen in den 30er-Jahren des 20. Jh. in den Besitz der Stadt überging, bot es sich geradezu an, daraus ein Museum zu machen. Zusätzlich bestückt mit historischem Mobiliar und Gemälden namhafter einheimischer Genremaler gibt das „Museum des venezianischen 18. Jh.“ heute einen lebendigen Einblick in die Wohn- und Lebenskultur zur Blütezeit des Rokoko.
In den kostbar ausgestatteten Räumlichkeiten sind u. a. wertvolle Möbel, Lüster, Seidentapeten, Wandteppiche, Chinoiserien und Porzellansammlungen zu sehen. Eine Vorstellung von der Pracht des venezianischen Salonlebens vermittelt v. a. der riesige Ballsaal im eleganten Piano nobile (Obergeschoss). Reinen Kunstgenuss bietet das allegorische Deckengemälde „Hochzeit des Ludovico Rezzonico“ von Giovanni Battista Tiepolo, der auch den sogenannten Thronsaal des Palazzo mit Fresken schmückte. Im Mezzaningeschoss sind u. a. bedeutende Werke des venezianischen Genremalers Pietro Longhi zu sehen sowie einige Stadtansichten von Francesco Guardi und Canaletto, außerdem ein monumentales Historienbild von Giambattista Piazzetta. In jüngerer Zeit hinzugekommen ist eine private Gemäldesammlung, die Schenkung Martini, mit Bildern von Cima da Conegliano, Alvise Vivarini, Tintoretto, Sebastiano und Marco Ricci. Den Abschluss bildet eine vollständig eingerichtete Apotheke aus dem 18. Jh. Der Giardino di Ca’ Rezzonico ist beispielhaft für die venezianische Gartenbaukunst.
Museo del Settecento Veneziano: Dorsoduro 3136, Ca’ Rezzonico. Anlegestelle: Ca’ Rezzonico. Geöffnet: Nov.-März tägl. außer Di 10-17 Uhr, April-Okt. 10-18 Uhr. Eintritt mit Museumspass und Venice Card, Einzelticket 8 €, erm. 5,50 €. Café und Shop im Erdgeschoss.
Ponte di Rialto
Die Rialtobrücke, ein Wahrzeichen Venedigs
Die wohl wichtigste und schönste Steinbrücke, von Antonio da Ponte ganz im Stil der Hochrenaissance errichtet, ist ein Wahrzeichen Venedigs. Die 48 m lange Bogenbrücke aus istrischem Marmor überspannt den Canal Grande an seiner schmalsten Stelle und war bis 1854 die einzige feste Verbindung zwischen den beiden Stadthälften. Bereits im 12. Jh. befand sich hier eine Holzbrücke, die später durch eine Zugbrücke ersetzt wurde. Da die Rialtobrücke den Stadtteil San Marco mit dem Marktviertel verband und deshalb stark frequentiert wurde, musste sie besonders funktional und praktisch sein. Als Mitte des 16. Jh. ein Jahrzehnte andauernder Wettbewerb für den Bau einer Steinbrücke ausgeschrieben wurde, waren Sachlichkeit und Zweckmäßigkeit die obersten Kriterien. Mit Sansovino, Palladio und Ponte beteiligten sich die namhaftesten Architekten der Zeit. Während Sansovino angeblich an den bautechnischen Problemen scheiterte, wurde Palladios Entwurf wegen praktischer Nachteile abgelehnt. Den Zuschlag bekam schließlich Antonio da Ponte, dessen 1590 fertig gestellte Brücke bis heute eine perfekt funktionierende Lösung darstellt. Die elegante Arkadenbrücke hat einen breiten mittleren Weg, der von zwei überdachten Ladenreihen und Seitenwegen flankiert wird.
Seit einer kleinen Ewigkeit trotzen die Marmorblöcke der Rialtobrücke dem verseuchten Lagunenwasser, dem Wellenschlag und den Abgasen der Motorboote sowie den unzähligen Tritten der Touristenmassen. Doch die Wasserratten, die neuerdings zuhauf in den Brückenfundamenten hausen, sind zum aktuellen Hauptfeind geworden. Kleine Gesteinsbrocken fallen mittlerweile vom Ponte di Rialto ab, weshalb eine baldige Restaurierung unumgänglich sein wird.
Anlegestelle: Rialto.
Fondaco dei Tedeschi
Ca’ d’Oro, ein spätgotisches Palazzo-Juwel
Im 12. und zu Beginn des 13. Jh. war Venedig bereits eine bedeutende Handelsstadt, die auch Kaufleute aus den Ländern jenseits der Alpen anzog. Den deutschen Kaufleuten, zu denen später auch die Fugger gehörten, wies der venezianische Senat 1228 einen besonders privilegierten Handelsplatz zu, nämlich die Warenbörse (Fondaco) unmittelbar neben der Rialtobrücke. Dort konnten sie ihre Waren unter Aufsicht der Handelsbehörden deponieren und verkaufen, mussten im Gegenzug aber mit ihren Erlösen venezianische Importgüter kaufen. Das ursprüngliche Handelshaus aus dem frühen 13. Jh. brannte 1505 ab und wurde sofort wieder aufgebaut. Der noch heute bestehende Neubau, der den deutschen Kaufleuten auch als Herberge diente, war Eigentum der Republik Venedig. Giorgione und der junge Tizian wurden 1507/1508 mit der Dekoration der Außenfassade beauftragt. Fragmente dieser Fresken sind heute in der Galleria dell’Accademia (→ S. 199) zu sehen. Der Fondaco selbst besaß 160 Räume, die sich auf vier Stockwerke verteilten. Die Wohn-, Verwaltungs- und Speiseräume befanden sich ganz oben, während die Magazine und Läden die übrigen Stockwerke ausfüllten. Noch heute lässt das Untergeschoss viel von seiner ursprünglichen Bestimmung erkennen. Zur Zeit wird dieses altehrwürdige Kontorgebäude neben der Rialtobrücke in ein Shoppingcenter der Luxusklasse umgebaut. Der Entwurf des Stararchitekten Rem Koolhaas sorgt bereits seit einigen Jahren für Aufregung.
Ca’ d’Oro mit Galleria Franchetti
Die berühmte Ca’ d’Oro ist ein regelrechter Kunstschrein der venezianischen Profanarchitektur. Die spätgotische und die orientalisch-byzantinische Formensprache sind hier auf geniale Weise in perfekten Einklang gebracht worden. Das filigrane Maßwerk der Loggien und der verspielte Zinnenrand geben dem Uferpalazzo eine ansonsten kaum erreichte Leichtigkeit. Geradezu märchenhaft muss die Ca’ d’Oro früher ausgesehen haben, als neben den verschiedenen Marmorfarben auch Ultramarin und Goldtöne aus kostbaren Pigmenten die Fassade schmückten; davon ist leider nichts erhalten. Blau und Gold waren einst die Farben der gotischen Flügelaltäre und des gemalten Sternenhimmels - wie konnte Marino Contarini, der die Ca’ d’Oro (Goldhaus) 1421 in Auftrag gab, seinen Platz im Goldenen Buch des Stadtadels besser zur Schau stellen?
Gegen Ende des 19. Jh. erwarb Baron Giorgio Franchetti den Palazzo, ließ ihn aufwendig restaurieren und vermachte ihn später zusammen mit seiner wertvollen Kunstsammlung der Stadt, die darin die Galleria Franchetti einrichtete. Von der ursprünglichen Innenausstattung beeindruckt v. a. der kostbare Mosaikfußboden im Erdgeschoss. Die Kunst- und Antiquitätensammlung Franchetti hingegen besteht u. a. aus seltenen Renaissancemöbeln, wertvollen Wandteppichen, Bronzefiguren und einer umfangreichen Gemäldesammlung, zu der neben zweitrangigen Werken auch einige Glanzstücke der venezianischen Malerei gehören, darunter Tizians „Venus vor dem Spiegel“, Vittore Carpaccios „Verkündigung“ und Andrea Mantegnas „Heiliger Sebastian“ in der Palastkapelle. Es ist allein schon ein erhabenes Gefühl, auf die Loggia des eleganten Obergeschosses zu treten, den Canal Grande zu Füßen.
Galleria Franchetti: Cannaregio 3932, Ca’ d’Oro. Anlegestelle: Ca’ d’Oro. Geöffnet: Mo 8.15-14 Uhr, Di-Sa 8.15-19.15 Uhr, So 10-18 Uhr. Eintritt: 6 €, erm. 3 €, in Verbindung mit einer Sonderausstellung 12 €, erm. 9 €.
Ca’ Pesaro mit Galleria d’Arte Moderna und Museo Orientale
Spätgotisch: Palazzo Contarini-Fasan
Der Repräsentationsbau des Dogen Giovanni Pesaro ist ein bombastisches Schwergewicht unter den barocken Bauten am Canal Grande. Das von Baldassare Longhena entworfene Gebäude konnte nach mehreren Unterbrechungen erst 1710 fertig gestellt werden. Der imposante Aufbau der Schaufassade setzt sich an den Fassaden der Seitenkanäle mit unverminderter Größe fort. Die architektonischen Herzstücke des monumentalen Uferpalazzo sind die riesigen Säle des Piano nobile (Obergeschoss) sowie der aufwendig gestaltete Innenhof mit dem Brunnenhaus.
Die Ca’ Pesaro beherbergt zwei Museen, die Galerie für Moderne Kunst und das Museum für Fernöstliche Kunst, außerdem eine Kunstbibliothek. In den lichtdurchfluteten Sälen des Obergeschosses, in denen allein die Kunstgalerie untergebracht ist, hängen wertvolle Gemälde und Zeichnungen des späten 19. und frühen 20. Jh., u. a. von Max Liebermann, Paul Klee, Gustav Klimt, Wassily Kandinsky, Franz von Stuck, Marc Chagall, Emil Nolde, Matisse, Max Ernst, Yves Tanguy, Giorgio De Chirico und den beiden italienischen Pointillisten Giovanni Fattori und Telemaco Signorini. Außerdem sind zahlreiche Skulpturen von Auguste Rodin, Jean Arp, Henry Moore, Adolfo Wildt und Arturo Martini zu sehen. Die Galleria d’Arte Moderna wurde bereits 1908 eröffnet und war in den ersten beiden Jahrzehnten ein bedeutendes Ausstellungszentrum avantgardistischer Kunst von internationalem Rang.
Mittlerweile ist eine neue Ausstellungsfläche im zweiten Obergeschoss hinzugekommen. Hier findet man neben Rodins Bürgern von Calais auch Werke weniger bekannter Künstler wie Martinuzzi, Vedova, Viani, Cadorin, Donghi und Tito in Verbindung mit Sonderausstellungen.
Das separate und gut bestückte Museo Orientale im obersten Stockwerk widmet sich im Wesentlichen dem japanischen Kunsthandwerk und zeigt typisch fernöstliche Gegenstände wie bemalte Schirme, Lackarbeiten und Porzellan sowie Möbel, Musikinstrumente, Schattentheaterfiguren und Rollbilder. Den etwas martialischen Auftakt bildet ein Waffensortiment der Samurai.
Galleria d’Arte Moderna: Santa Croce 2076, Ca’ Pesaro. Anlegestelle: San Stae. Geöffnet: Nov.-März tägl. außer Mo 10-17 Uhr, April-Okt. 10-18 Uhr. Eintritt mit dem Museumspass und der Venice Card; Einzelticket 10 €, erm. 7,50 €.
Museo Orientale: Öffnungszeiten wie Galleria d’Arte Moderna. Eintritt mit dem Museumspass und der Venice Card; Einzelticket 8 €, erm. 5,50 €.
Café und Shop im Erdgeschoss.
Palazzo Vendramin Calergi mit Casinò Municipale und Appartamenti di Richard Wagner
Ein vollendetes Frühwerk der venezianischen Renaissance, zwischen 1481 und 1504 von Mauro Coducci entworfen und ausgeführt. Die dreigeschossige Gliederung der Fassade wird durch eine Balkonreihung sowie einen breiten Wappenfries betont. In diesem Palast, der ursprünglich für die Dogenfamilie Loredan errichtet wurde, lebte Richard Wagner vom September 1882 bis zu seinem Tod am 13. Februar 1883. Er bewohnte mit seiner Familie den 20 Zimmer großen Grimaldi-Flügel im Zwischengeschoss, in dem heute eine Wagner-Stiftung untergebracht ist. Besichtigen kann man drei Zimmer der ehemaligen Wagnerwohnung, die ausgestattet sind wie eine Gedenkstätte mit persönlichen Hinterlassenschaften, darunter Faksimiles seiner Kompositionen, Bücher, Zeichnungen, Gemälde, Briefe und die Sterbemaske im Sterbezimmer. Nur etwas für Wagner-Fans.
Die übrigen herrschaftlichen Räumlichkeiten beherbergen die Spielbank von Venedig (Casinò) mit Bar und feinem Restaurant.
Casinò Municipale: Cannaregio 2040, Palazzo Vendramin Calergi. Anlegestelle: San Marcuola. Geöffnet: Ganzjährig tägl. 15.30-2.30 Uhr. Eintritt: 10 €, dafür bekommt man einen Spielchip im gleichen Wert. Ausweiskontrolle, kein Garderobenzwang.
Appartamenti di Richard Wagner: Führungen Di und Sa 10.30 Uhr, Do 14.30 Uhr, obligatorische Voranmeldung unter phone16doubleline.gif 3384164174. Eintritt frei, aber eine Spende (5 €) für die Stiftung wird erwartet.
Fondaco dei Turchi mit Museo di Storia Naturale
Seine typisch romanisch-byzantinische Form erhielt das Handelskontor der Türken im 13. Jh. Der Bogengang des Wassergeschosses datiert sogar in das ausgehende 12. Jh. Im 14. und 15. Jh. residierten die Herzöge von Ferrara in diesem Prachtbau, später wurden hier ausländische Gesandte untergebracht. Erst ab 1621 diente das wuchtige Gebäude türkischen Kaufleuten als Magazin, Handelsplatz und Herberge.
In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurde das heruntergekommene Gebäude mehr oder weniger gründlich in den baulichen Zustand des 13. Jh. zurückversetzt. 1923 zog hier das Museum für Naturgeschichte ein, das seinen Besuchern u. a. Einblicke in die Artenvielfalt der Adria verschaffte.
Stolzer Privatbesitz am Canalazzo
Nach jahrelanger Schließung, Restaurierung und Umstrukturierung ist der Fondaco der Öffentlichkeit nun wieder zugänglich. Der große Innenhof, das steinerne Treppenhaus und die hohen Säle des Obergeschosses sind eine wahre Augenweide. Eingezogen ist ein meeresbiologisches Institut samt Bibliothek, das u. a. die Lagune von Venedig erforscht. Zwei Abteilungen des Museums für Naturgeschichte sind bereits wieder eröffnet worden. In einem 5 m langen Meerwasseraquarium (5000 Liter Fassungsvermögen) wird der Meeresgrund vor der Lagune mitsamt seiner Artenvielfalt anschaulich gemacht. In der zweiten Abteilung ist ein 110 Millionen Jahre altes Dinosaurierskelett sowie das 12 m lange Skelett eines ebenso alten Riesenkrokodils zu sehen. Es handelt sich um Fossilien-Funde, die der venezianische Wissenschaftler Giancarlo Ligabue 1973 im Saharagebiet der Republik Niger machte. Nach und nach kommen weitere Abteilungen hinzu.
Museo di Storia Naturale: Santa Croce 1730, Fondaco dei Turchi. Anlegestelle: San Stae. Geöffnet: Juni-Okt. Di-Fr 10-18 Uhr, Nov.-Mai 9-17 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr, Eintritt mit dem Museumspass und der Venice Card; Einzelticket: 8 €, erm. 5,50 €.