Sehenswertes in San Polo und Santa Croce
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Museo di Palazzo Mocenigo
Kirchensammelticket/Chorus Pass: → S. 140, in den Vierteln San Polo und Santa Croce befinden sich 5 der 16 Chorus-Kirchen (s. u.).
Dieser herrschaftliche Palazzo gehörte zum enormen städtischen Besitz der reichen und verzweigten Familie Mocenigo, die zwischen 1414 und 1778 insgesamt sieben Dogen stellte. Einer der letzten Stammhalter vermachte ihn 1945 der Stadt, die den Palazzo auf Grund seiner kostbaren Ausstattung und seines guten Erhaltungszustands als Museum öffnete. Der reich möblierte Piano nobile (erster Stock) ist beispielhaft für die Wohnverhältnisse des venezianischen Adels in der zweiten Hälfte des 18. Jh. Die Fülle an wertvollen Gemälden und Fresken in den acht zugänglichen Sälen ist überwältigend. Der Portego (großer Saal) hängt voller Porträts der berühmtesten Familienmitglieder. Zu sehen sind außerdem riesige Lüster und Armleuchter aus Muranoglas sowie historische Kleidungsstücke, edle Stoffe und Accessoires.
Salizzada di San Stae, Santa Croce 1992. Geöffnet: Nov.-März Di-So 10-16 Uhr, April-Okt. 10-17 Uhr. Eintritt mit dem Museumspass und der Venice Card; Einzelticket 8 €, erm. 5,50 €.
Chiesa San Stae
Die eindrucksvolle Kirche am Canal Grande stammt aus dem 17. Jh., erhielt jedoch Anfang des 18. Jh. eine klassizistische Fassade. Fassaden-Baumeister war Domenico Rossi, der mit diesem grandiosen Entwurf in Venedig debütierte, Geldgeber war der Doge Alvise Mocenigo II, dessen Grabmal sich auch hier befindet. Ganz eindeutig stand die Fassade in der Tradition Andrea Palladios, man lobte die Linienführung, hielt den Statuenschmuck jedoch für überladen: ein Wirrwarr von schmachtenden Figuren lautete das harte Urteil der Zeitgenossen. Das Kircheninnere ist mit kostbaren Werken ausgestattet, darunter die „Marter des heiligen Bartholomäus“ von Giovanni Battista Tiepolo.
Campo San Stae. Geöffnet: Mo-Sa 10-17 Uhr. Eintritt: 3 € bzw. mit Chorus Pass oder Venice Card.
Chiesa San Giacomo dell’Orio
Sie ist eine der ältesten Kirchen des Viertels, ihr Grundstein wurde schon im 9. Jh. gelegt. Allerdings reicht die hier vorhandene architektonische Bandbreite bis ins 16. Jh. Ein regelrechter Säulenwald ziert das Kircheninnere, darunter befinden sich etliche Beutestücke aus Konstantinopel. Den wertvollsten Kunstschatz stellt die „Maria mit dem Kind und Heiligen“, das Hochaltarbild von Lorenzo Lotto (1480-1556), dar. In der Neuen Sakristei befindet sich ein großartiges Deckengemälde von Paolo Veronese.
Campo San Giacomo dall’Orio. Geöffnet: Mo-Sa 10-17 Uhr. Eintritt: 3 € bzw. mit Chorus Pass oder Venice Card.
Scuola Grande di San Giovanni Evangelista
Der Adler, das Wappentier des Evangelisten Johannes, schmückt den Torbogen des Innenhofs, der von prächtigen Renaissancefassaden begrenzt wird. 1261 wurde die zweitälteste Bruderschaft Venedigs gegründet, deren wertvollster Schatz eine Reliquie vom Kreuz Christi war. Während Mauro Coducci das imposante Bruderschaftsgebäude entwarf, fertigten seine Zeitgenossen Gentile Bellini und Vittore Carpaccio den grandiosen Gemäldezyklus „Wunder der heiligen Kreuzreliquie“ an, der den hinteren Saal des Obergeschosses schmückte. Heute befindet sich dieser kunstgeschichtlich sehr bedeutende Bilderzyklus im Saal 20 der Galleria dell’Accademia (→ S. 199). Seit Jahren fordert ihn die Scuola vergeblich zurück.
Campiello della Scuola 2454. Besichtigung im Rahmen von Ausstellungen und Konzerten (siehe www.scuolasangiovanni.it); ansonsten leider unregelmäßige Öffnungszeiten. Eintritt Scuola und Chiesa 8 €, nur Scuola 5 €.
Basilica Santa Maria Gloriosa dei Frari (Frari-Kirche)
Eines der größten und bedeutendsten Gotteshäuser Venedigs. Im 14. und 15. Jh. vom Bettelorden der Franziskaner errichtet, fällt dieser monumentale, aber schlichte Backsteinbau stilistisch noch in die venezianische Gotik. Die Frari-Kirche war seinerzeit das Zentrum der sogenannten Konventualen im venezianischen Franziskanerorden, die von der Dogenrepublik unterstützt wurden. Deshalb fiel das Baugrundstück, das die Stadt ihnen zur Verfügung stellte, so großzügig aus. Der riesige Klosterkomplex mit den beiden Kreuzgängen beherbergt heute das Staatsarchiv. Monumental ist auch der Glockenturm, der nach dem Campanile von San Marco der zweithöchste Turm der Stadt ist.
Der Außenschmuck der schlichten Kirchenfassade beschränkt sich auf das gestaffelte Marmorportal und die himmelwärts strebenden Giebeltürmchen. Im Innern verweist die stattliche Anzahl prächtiger Grabdenkmäler deutlich auf die gute Beziehung des Ordens zu den Herrschenden. Neben Dogen, Prälaten, Honoratioren, Admirälen und Generälen hat auch das Malergenie Tizian seine letzte Ruhestätte in der Frari-Kirche gefunden - wo er sich auch selbst ein Denkmal gesetzt hat mit dem farbenprächtigen Mariä-Himmelfahrt-Gemälde von 1516-18, der „Assunta“ über dem Altar. Ebenfalls von Tizian stammt die „Madonna der Familie Pesaro“ (1519-26) im linken Seitenschiff.
Im Mittelschiff dominiert die hohe marmorne Chorschranke (1475) von Pietro Lombardo, ein Paradebeispiel für den Übergangsstil von der Spätgotik zur Frührenaissance. Dahinter verbirgt sich das hölzerne gotische Chorgestühl mit seinen insgesamt 124 Intarsienbildern.
Am Haupteingang springt das pyramidenförmige Grabmal des klassizistischen Bildhauers Antonio Canova (1757-1822) ins Auge. Canova selbst entwarf es eigentlich für Tizians Grabstätte (die sich genau gegenüber befindet). Offensichtlich empfand man es als zu klassizistisch-streng für den großen Maler, nun ehrt es Canova selbst, während Tizian unter einem antiken Tempel mit geflügeltem Markuslöwen ruht. Kaum zu fassen ist das gigantische Grabmal des Dogen Giovanni Pesaro, dessen Säulenaufbau von vier überlebensgroßen Sklaven gebildet wird (ein Werk Longhenas). Weitere Kunstwerke in der Frari-Kirche stammen von Giovanni Bellini (Flügelaltar in der Sakristei, von 1488) und Donatello (Johannes-Statue, erste Kapelle rechts vom Hochaltar).
Campo dei Frari. Geöffnet: Mo-Sa 9-18 Uhr, So 13-18 Uhr. Eintritt: 3 € bzw. mit Chorus Pass oder Venice Card.
Scuola Grande di San Rocco (Tintoretto-Museum)
Die Laienbruderschaft des heiligen Rochus, in der v. a. mittelständische Kaufleute und Handwerker organisiert waren, war eine der reichsten und größten Bruderschaften Venedigs (→ S. 46). Ihr Versammlungsgebäude, ein prunkvoll ausgestatteter Renaissancepalast aus der ersten Hälfte des 16. Jh., ist heute ein viel besuchtes Tintoretto-Museum, in dem es einen unvergleichlichen Gemäldezyklus dieses genialen Meisters der dramatischen Bewegung und der starken Licht-Schatten-Kontraste zu bewundern gibt.
Tintoretto arbeitete von 1564 bis 1587 an der Bilderfolge des Bruderschaftshauses. Anzahl und Größe der insgesamt 56 Gemälde waren von der Innenarchitektur des Gebäudes vorgegeben, allein in der vergoldeten Decke des Großen Saals im Obergeschoss galt es, 21 Felder in fünf unterschiedlichen Formaten zu füllen. Der gesamte Zyklus zieht sich vom Erdgeschoss bis in die Sala dell’Albergo im oberen Stockwerk.
Wer das Gesamtkunstwerk in seiner entstehungsgeschichtlichen Reihenfolge betrachten will, beginnt am besten mit der Sala dell’Albergo. Die dortigen Deckengemälde gehören zu den ersten fertiggestellten Arbeiten. Die zentrale Darstellung zeigt die „Vergöttlichung des heiligen Rochus“, mit der sich Tintoretto 1564 gegen drei Mitbewerber für den lukrativen Auftrag durchsetzte. Die Wände sind mit dramatischen Passionsszenen, einer überwältigenden Kreuzigung sowie einem Selbstbildnis des Künstlers geschmückt.
Der anschließende Große Saal, der als Versammlungsraum diente, ist mit einer Fülle von bewegenden Bibelszenen bebildert, in denen Tintoretto - auf der Höhe seiner Schaffenskraft - alle Register der dramatischen Bildkomposition und perspektivischen Illusion zieht. Im Erdgeschoss schließlich dominieren die Werke des gereiften Meisters, der das Mystische betont, v. a. im Zyklus zum Marienleben, der mit der „Verkündigung Mariens“ beginnt und mit ihrer „Himmelfahrt“ endet.
Campo San Rocco. Geöffnet: tägl. 9.30-17.30 Uhr. Eintritt: 10 €, erm. 8 € inkl. Audioführer (auch auf Deutsch).
Casa Goldoni
Bei diesem gotischen Palazzo Centanni handelt es sich um das Geburtshaus des heute noch populären Komödiendichters Carlo Goldoni (1707-1793), dessen 300. Geburtstag in Venedig aufwendig gefeiert wurde. Das Gebäude beherbergt eine theaterwissenschaftliche Bibliothek sowie ein kleines Museum, das dem Reformator der italienischen Komödie gewidmet ist. Zu sehen sind u. a. Manuskripte, Erstausgaben seiner Werke sowie eine Materialsammlung zu den venezianischen Goldoni-Inszenierungen. Das Museums-Highlight bildet ein Marionettentheater aus dem 18. Jh. Goldoni selbst starb arm und einsam in Paris. Das beliebte Komödientheater im Stadtteil San Marco ist nach ihm benannt.
Calle dei Nomboli, San Polo 2794. Geöffnet: Nov.-März tägl. außer Mi 10-16 Uhr, April-Okt. 10-17 Uhr. Eintritt mit dem Museumspass und der Venice Card; Einzelticket 5 €, erm. 3,50 €.
Chiesa San Polo
Spätgotische Kirche mit Glockenturm aus dem 14. Jh. Äußerlich keine Augenweide, aber im Kircheninnern stecken einige Kunstwerke von Rang: ein „Abendmahl“ von Tintoretto, eine „Muttergottes mit dem heiligen Johannes von Nepomuk“ von Giovanni Battista Tiepolo sowie die Kreuzwegstationen in der Sakristei von Giandomenico Tiepolo.
Campo San Polo. Geöffnet: Mo-Sa 10-17 Uhr. Eintritt: 3 € bzw. mit Chorus Pass oder Venice Card.
Chiesa San Giovanni Elemosinario
Wie San Giacometto (→ S. 150) eine der ältesten Kirchen Venedigs. Die kleine Kreuzkuppelkirche ist heute von außen kaum erkennbar in ein Häuserkonglomerat integriert. Neben der bemalten Zentralkuppel verlangen zwei Kunstwerke besondere Aufmerksamkeit: das Altarbild von Tizian, das den heiligen Johannes als Almosengeber zeigt, und ein frühmittelalterliches Steinrelief (6./7. Jh.) mit einer Darstellung der Geburt Christi. Zu sehen ist außerdem eins der seltenen Gemälde von Tizians Sohn Marco Vecellio.
Ruga Vecchia San Giovanni. Geöffnet: Mo-Sa 10-17 Uhr. Eintritt: 3 € bzw. mit Chorus Pass oder Venice Card.