Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770)
Nachdem das 17. Jh. eher von Mittelmaß gekennzeichnet war, erlebte Venedig im 18. Jh. eine neue Blüte der Malerei, deren herausragender Protagonist Giovanni Battista Tiepolo war. Da ihn seine Zeitgenossen nicht genug herausforderten, beschäftigte er sich intensiv mit dem Werk Veroneses und kopierte sogar dessen „Gastmahl im Hause des Levi“ (s. o.). In allen Bereichen der Malerei talentiert, kannte Tiepolos Schaffenskraft keine Grenzen, er brachte Fresken, Ölgemälde, Zeichnungen und Radierungen hervor, deren Umfang und Themenvielfalt schier unüberschaubar sind. Außerdem gehört er zu den ganz großen Humoristen und Spöttern der Malerei. Einzigartig blieb die Palette der Pastelltöne in seiner helltonigen Malerei. Mit Tiepolo erreichte die spätbarocke Malerei ihren Höhepunkt.
1717 erschien sein Name erstmals in den Verzeichnissen der venezianischen Malervereinigung. Doch sein Ruhm ging schon bald über die Grenzen Venedigs hinaus, später rissen sich die Fürsten Europas gar um Tiepolo. Nach ständigen Arbeiten in Venedig und Norditalien bekam er 1736 den ersten Auftrag aus dem Ausland. König Friedrich von Schweden suchte einen Künstler für die Ausmalung seines Schlosses in Stockholm. Tiepolo wurde nach Schweden eingeladen, lehnte die angebotene Arbeit jedoch ab, weil ihm die Bezahlung zu gering erschien.
1750 ging Tiepolo mit seinen Söhnen Giandomenico und Lorenzo nach Würzburg, wo er ungefähr drei Jahre lang im Dienst des Fürstbischofs Karl Philipp von Greiffenklau blieb, dessen Residenz er meisterlich ausschmückte. Zurück in Venedig, wurde er 1756 zum ersten Präsidenten der neu gegründeten Accademia di Pittura e Scultura ernannt. 1762 reiste er mit seinem Sohn Giandomenico nach Madrid. Am Hof Karls III. verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens mit der Ausführung bedeutender Fresken im spanischen Königspalast.
In der Galleria dell’Accademia befinden sich mehrere repräsentative Werke Tiepolos, darunter das illusionistische Deckenrundbild „Auffindung des wahren Kreuzes“, dessen bravouröse Perspektive den Betrachter förmlich aufsaugt. Außerdem stammen die wesentlichen Ausschmückungen der Scuola Grande dei Carmini (→ S. 205) sowie der Villa Nazionale Pisani (→ S. 256) von ihm.