L’Isola del Lazzaretto Nuovo
Diese kleine Laguneninsel an der Südwestspitze von Sant’Erasmo gehörte lange Zeit zu den vergessenen Orten der nördlichen Lagune. Im Mittelalter befand sich hier ein Benediktinerkloster. Ab dem 15. Jh. unterhielt die Republik Venedig auf Lazzaretto Nuovo eine Quarantänestation, nach der die Insel benannt wurde. Erst im Zuge der gezielten Erforschung und Erschließung einiger Laguneninseln rückte auch Lazzaretto Nuovo wieder ins Blickfeld des Interesses. Eine Forschungsgruppe legte im Jahr 2000 ihren wissenschaftlichen Bericht vor und präsentierte ihre umfangreichen Entdeckungen und Instandsetzungsarbeiten auf Lazzaretto Nuovo im Rahmen einer Ausstellung. Seitdem ist die Insel für die Öffentlichkeit wieder eingeschränkt zugänglich.
1468 als Quarantänestation für die Besatzung venezianischer Frachtschiffe aus Epidemiegebieten eröffnet, nahm Lazzaretto Nuovo eine ganz spezielle Rolle ein. 40 Tage lang (vierzig heißt auf Italienisch „quaranta“, woraus sich das Wort „Quarantäne“ ableitet) wurden die Besatzungsmitglieder hier wie Gefangene festgehalten und auf bestimmte Infektionskrankheiten hin untersucht, während die gesamte Fracht der Schiffe desinfiziert wurde. Mit diesen rigorosen Hygienemaßnahmen wollte man v. a. Pestepidemien vermeiden. Bis zu 10.000 Menschen, so heißt es, konnten damals gleichzeitig auf Lazzaretto Nuovo untergebracht werden.
Ein imposantes Zeugnis von der Größe der einstigen Quarantänestation legt der Tezon Grande ab, der sich in einem guten Erhaltungszustand befindet. Dieses enorme Kerngebäude von Lazzaretto Nuovo, das u. a. als Warenlager diente, war im 16. Jh. mit über 100 m Länge nach der Seilerei des Arsenale und dem Dogenpalast der drittgrößte Profanbau Venedigs. Abgesehen vom Tezon Grande sind noch etliche Quarantänezellen sowie die gemauerte Einfriedung der Insel erhalten. Im Pulverhaus, das aus der Zeit der österreichischen Besatzung stammt, sowie im Tezon Grande haben die oben erwähnten Wissenschaftler des Archeoclub d’Italia die Geschichte der Insel eindrucksvoll dokumentiert. Zu sehen sind die restaurierten Inschriften und Zeichnungen der Quarantäne-Häftlinge an den Innenwänden des Tezon Grande sowie die verschiedensten Ausgrabungsfunde. Außerdem wird ein kurzer, informativer Videofilm gezeigt. Da die Erforschung der Insel fortgesetzt wird, kommen von Zeit zu Zeit neue Erkenntnisse und Exponate hinzu. Zur obligatorischen Inselführung gehört auch die Besteigung einer Beobachtungsplattform an der Einfriedungsmauer, die den Blick auf das sich hinter Lazzaretto Nuovo ausbreitende Sumpfgebiet Palude di San Giacomo öffnet. Naturschützer haben dort die größte Pflanzen- und Tiervielfalt innerhalb der nördlichen Lagune festgestellt. Und wie prächtig die Vegetation auf der Laguneninsel gedeiht, demonstriert nicht zuletzt die Maulbeerbaum-Allee, die zum Tezon-Eingang führt.
Verbindungen: Die Vaporetti der Linie Nr. 13 ab Fondamenta Nuove halten in Lazzaretto Nuovo, wenn man das Bootspersonal rechtzeitig informiert, dass man aussteigen will. Am Steg befindet sich eine Ampel (Knopf drücken), mit der man den Vaporetti signalisiert, dass man wieder mitgenommen werden möchte!
Inselführungen: April-Okt. Sa/So um 9.45 und um 16.30 Uhr (Vaporetto 13 um 9.25 Uhr bzw. 16.05 Uhr ab Fondamenta Nuove). Eintritt frei, aber eine Spende (5 €) für den Archeoclub wird erwartet. Voranmeldung unter 041/2444011 ratsam, www.lazzarettonuovo.com.