4.2Tastatur, Maus und Zwischenablage
Welche Tastenkürzel zur Verfügung stehen, hängt davon ab, ob Sie im Grafikmodus oder in einer Textkonsole arbeiten. Hier setze ich voraus, dass Sie den Grafikmodus nutzen. Die Tastenkürzel werden in drei Programmebenen definiert:
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Das X Window System ist für die elementaren Funktionen des Grafiksystems verantwortlich. Das X Window System stellt nur relativ wenige Tastenkürzel zur Verfügung (siehe Tabelle 4.1).
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Desktop-Systeme wie Gnome, KDE, Unity, Xfce oder LXDE bauen auf X auf. Auch durch sie werden einige Tastenkürzel definiert. Erfreulicherweise hat hier in den letzten Jahren eine Vereinheitlichung stattgefunden, sodass zumindest für die wichtigsten Operationen dieselben Tastenkürzel gelten (siehe Tabelle 4.2).
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Schließlich hängen die verfügbaren Tastenkürzel natürlich vom individuellen Programm ab, das gerade läuft. Je nachdem, ob Sie mit Firefox im Web surfen, mit LibreOffice einen Brief schreiben oder im Editor Emacs Programmcode ändern – in jedem Fall gelten andere Tastenkürzel, die in diesem Abschnitt natürlich nicht beschrieben werden können.
Bei Programmen mit grafischer Benutzeroberfläche gelten für wichtige Operationen dieselben Kürzel wie unter Windows. Das betrifft beispielsweise das Kopieren von Text in die Zwischenablage mit (Strg)+(C), das Einfügen des kopierten Texts mit (Strg)+(V) oder das Speichern einer Datei mit (Strg)+(S).
Für viele textorientierte Kommandos gelten andere Konventionen, die sich im Verlauf der Unix/Linux-Geschichte etabliert haben. Wichtige Tastenkürzel für derartige Programme sind in Abschnitt 11.1, »Textkonsolen und Terminalfenster«, zusammengefasst.
Kürzel |
Bedeutung |
---|---|
(Strg)+(Alt)+(_í) |
beendet das Grafiksystem (das X Window System) gewaltsam. Unter SUSE muss diese Tastenkombination zweimal gedrückt werden. Bei einigen Distributionen ist die Tastenkombination auch ganz deaktiviert. |
(Strg)+(Alt)+(Fn) |
wechselt vom Grafiksystem in die Konsole n. |
(Strg)+(Alt)+(Fn) |
wechselt vom Textmodus in die Konsole n. Bei den meisten Distributionen führt (Alt)+(F7) zurück in den Grafikmodus. Bei Fedora drücken Sie (Alt)+(F1). |
Tabelle 4.1Tastenkürzel unter X
Kürzel |
Bedeutung |
---|---|
(Alt)+(ê) |
wechselt das aktive Fenster. |
(Alt)+(F1) oder (é) |
zeigt das Startmenü an. |
(Alt)+(F2) |
startet ein Programm. |
(Alt)+(F3) |
zeigt das Fenstermenü des aktuellen Fensters. |
(Alt)+(F4) |
schließt das Fenster bzw. beendet das Programm. |
Tabelle 4.2Wichtige Tastenkürzel des Desktops (Gnome, KDE, Unity)
Leider gibt es keine Garantie, dass die hier zusammengefassten Tastenkürzel wirklich bei jeder Distribution gelten. Alle Tastenkürzel sind konfigurierbar, und manche Distributoren weichen von den üblichen Konventionen ab. Beispielsweise verwenden Fedora und Red Hat nicht die siebte, sondern die erste Konsole für den Grafikmodus. Die Tastenkombination (Strg)+(Alt)+(_í) ist auf immer mehr Distributionen standardmäßig deaktiviert oder wird erst bei zweimaligem Drücken wirksam.
Verwendung der Maus
Linux orientiert sich tendenziell immer mehr an den Konventionen der Windows- bzw. Mac-OS-Welt. Dennoch existieren je nach Desktop bzw. je nachdem, welches Programm Sie gerade einsetzen, einige Besonderheiten, die in diesem Abschnitt zusammengefasst sind.
Bei den meisten Desktop-Systemen ist wie unter Windows für viele Operationen – etwa das Öffnen einer Datei – ein Doppelklick erforderlich. In KDE werden dagegen viele Mausoperationen standardmäßig durch einen einfachen Mausklick ausgeführt. Wie Sie auch in KDE den Doppelklickmodus aktivieren, ist in Abschnitt 5.8, »KDE«, beschrieben.
In fast allen Linux-Programmen können Sie mit der Maus Textausschnitte kopieren und an einer anderen Stelle oder in einem anderen Programm wieder einfügen. Zum Markieren von Textausschnitten bewegen Sie die Maus einfach mit gedrückter linker Maustaste über den Text. Der so markierte Text wird dabei automatisch in einen Puffer kopiert. Sobald Sie die mittlere Maustaste drücken, wird der Text dort eingefügt, wo der aktive Eingabecursor steht. Bei einzelnen Programmen können Sie auch die rechte Maustaste zum Einfügen verwenden, was besonders dann praktisch ist, wenn Sie eine Maus mit nur zwei Tasten verwenden.
Das Markieren und Kopieren erfolgt also allein mit der Maus, ohne Tastatur. Wenn Sie sich einmal an diese Methode gewöhnt haben, werden Sie sich immer wieder fragen, warum das unter Windows oder OS X nicht ebenso einfach funktioniert.
Bei manchen alten Programmen kann bei Dialogen nur dann Text in Eingabefelder eingegeben werden, wenn sich die Maus über diesem Feld befindet. Der Eingabefokus hängt also nicht nur davon ab, welches Programm gerade aktiv ist, sondern auch davon, wo sich die Maus befindet.
Dieses Verhalten kann bei einigen Desktop-Systemen auch für Fenster aktiviert werden (focus follows mouse): Dann ist es nicht mehr erforderlich, ein Fenster anzuklicken, um darin Eingaben durchzuführen. Es reicht, die Maus richtig zu positionieren. Allerdings führt eine unbeabsichtigte Bewegung der Maus nun oft dazu, dass Texteingaben an das falsche Fenster oder Programm weitergeleitet werden. Aus diesem Grund ist der Modus focus follows mouse nicht gebräuchlich.
Wenn die Maus nicht funktioniert, können Sie den Mauszeiger bei einigen Distributionen zur Not auch mit der Tastatur steuern (siehe Tabelle 4.3). Dazu müssen Sie mit (ª)+(Strg)+(Num) einen speziellen Tastaturmodus aktivieren, der eine Tastatur mit eigenem Ziffernblock voraussetzt.
Kürzel |
Bedeutung |
---|---|
(4), (6) |
Maus nach links bzw. rechts bewegen |
(2), (8) |
Maus nach unten bzw. oben bewegen |
(5) |
linke Maustaste kurz drücken |
(+) |
Doppelklick |
(0) |
Maustaste bleibend drücken ((5) löst die Taste wieder.) |
(-) |
auf die rechte Maustaste umschalten |
(*) |
wieder auf die linke Maustaste umschalten |
Tabelle 4.3Tastenkürzel zur Maussteuerung durch den numerischen Ziffernblock
Zwischenablage
Wie gerade erwähnt wurde, landet jeder mit der Maus markierte Text in einer Art Ad-hoc-Zwischenablage. Solange die Markierung besteht, kann der markierte Text mit der mittleren Maustaste in ein anderes Programm eingefügt werden. Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, dass es ohne Tastatur funktioniert. Das Verfahren hat aber auch Nachteile: Durch jede neue Markierung wird die bisherige Markierung (und damit die Ad-hoc-Zwischenablage) gelöscht, was oft lästig ist. Außerdem hat nicht jede Maus drei Tasten.
Deswegen bieten viele Programme, z.B. alle KDE- und Gnome-Programme sowie Firefox und LibreOffice, zusätzlich die Möglichkeit, wie unter Windows mit (Strg)+(C) den markierten Text in eine eigene Zwischenablage zu kopieren, die unabhängig von der aktuellen Markierung ist. Zum Einfügen dieser Zwischenablage verwenden Sie (Strg)+(V).