[16] Zit. n. Daniel Tyradellis, Müde Museen. Oder: Wie Ausstellungen unser Denken verändern können, Hamburg 2014, S.260.

[17] Zit. n. Filippo-Tommaso Marinetti, Futuristisches Manifest, http://www.kunstzitate.de/bildendekunst/manifeste/futurismus.htm, letzter Zugriff 1.2.2018.

[18] Joachim Baur, Museumsanalyse. Methoden und Konturen eines neuen Forschungsfeldes, Bielefeld 2010, S.34.

[19] Zu Auratisierungsstrategien in den Ausstellungen und zur aufmerksamkeitsökonomischen PR-Orientierung in den Museen seit dem weltweiten Museumsboom ab den 1970er Jahren vgl. auch Gottfried Korff, Museumsdinge: deponieren – exponieren, Köln, Weimar 22007, S.9f.

[20] Ulrike Lorenz, Wolfgang Ullrich, Was muss das Museum? Was kann das Museum?, Köln 2018.

[21] Ebd., S.12.

[22] Ebd., S.33f.

[23] Vgl. Chantal Mouffe, Agonistics: Thinking the World Politically, London 2013; dt. Agonistik. Die Welt politisch denken, Berlin 2014; und dies., »Institutions as Sites of Agonistic Intervention«, in: Pascal Gielen (Hg.), Institutional Attitudes: Instituting Art in a Flat World, Amsterdam 2013, S.63-76.

[24] Souriau, Modi der Existenz, S.91-113.

Die postkonzeptuelle Situation, oder Die kulturelle Logik des Hochkapitalismus heute

[1] Der Originaltitel dieses Beitrags lautet »The Postconceptual Condition«, was eine direkte Anspielung auf Lyotards La condition postmoderne bzw. The Postmodern Condition ist. Die wörtliche Übersetzung von condition als »Bedingung« ist äußerst missverständlich und wurde auch von Lyotards deutschem Übersetzer nicht gewählt, der den Titel als Das postmoderne Wissen (Wien 1986) wiedergegeben hat. Da der direkte Bezug so ohnehin verloren ginge, wurde in Absprache mit dem Autor der vorliegende Titel gewählt. Vor allem im letzten Abschnitt, in dem ausdrückliche Reflexionen über die Logik der Bedingung angestellt werden, wird condition dennoch mit »Bedingung« übersetzt. [Anm.d.Ü.]

[2] Fredric Jameson, »Foreword«, in: Jean-François Lyotard, The Postmodern Condition: A Report on Knowledge, Minneapolis 1984, S.vii-xii, hier S.vii. [So keine deutschsprachigen Quellen angegeben sind, stammen sämtliche Übersetzungen der Zitate vom Übersetzer Christian Grüny; Anm. d. Hg.]

[3] Fredric Jameson, Postmodernism, or, the Cultural Logic of Late Capitalism, London 1991. Der gleichnamige Aufsatz, der das Argument des Buches entwickelt, war in der New Left Review im selben Jahr wie die englische Übersetzung von Lyotards Buch erschienen: »Postmodernism, or the Cultural Logic of Late Capitalism«, in: New Left Review, 146 (1984), S.53-92. Sein Ausgangspunkt war ein Vortrag am Whitney Museum in New York im Herbst 1982, der als »Postmodernism and Consumer Society«, in: Hal Foster (Hg.), The Anti-Aesthetic, Port Townsend 1983, S.111-125, publiziert worden war.

[4] Vgl. Theodor W. Adorno, »Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft?«, in: ders., Gesammelte Schriften, Bd.8: Soziologische Schriften I, Frankfurt/M. 1972, S.354-370; Werner Sombart, Der moderne Kapitalismus. Historisch-systematische Darstellung des gesamt-europäischen Wirtschaftslebens von seinen Anfängen bis zur Gegenwart, 3 Bde., München 1987; Ernest Mandel, Der Spätkapitalismus. Versuch einer marxistischen Erklärung, Frankfurt/M. 1973. Der Titel des 71. und letzten Kapitels von Der moderne Kapitalismus in der Ausgabe von 1916 lautet »Das drohende Ende des Kapitalismus«. Jamesons Referenzen sind vielfach eher vage. In seinem »Postmodernism«-Text in der NLR bezieht er sich für seine Periodisierung auf Mandel (S.77f.), während im Postmodernism-Buch »die allgemeine Verwendung des Begriffs« der der Frankfurter Schule zugeschrieben wird (S.xviii). Es ist aber nicht ganz unwahrscheinlich, dass es Adornos Text »Kulturkritik und Gesellschaft« von 1949 (wiederabgedruckt als Eröffnungstext der Sammlung Prismen von 1955, der er den Untertitel gab) war, der die Aneignung angeregt hat. Die »Hoch-«/»Spät«-Periodisierung wird dort in Bezug auf die Kultur verwendet. Der Kontrast bleibt in der englischen Übersetzung verborgen, wo »Hochkapitalismus« als »mature capitalism« übersetzt ist; Theodor W. Adorno, »Cultural Criticism and Society«, in: ders., Prisms, Cambridge (MA) 1981, S.17-34, hier S.22 und S.25; dt. »Kulturkritik und Gesellschaft«, in: ders., Gesammelte Schriften, Bd. 10.1: Kulturkritik und Gesellschaft I, Frankfurt/M. 1997, S.11-20, hier S.15 und S.19). Zu Jamesons Versuch, sich die Literatur zur Globalisierung für seinen Begriff des Postmodernen anzueignen, und zu der Einschätzung, dass das »interessantere« der zahlreichen Verständnisse von Globalisierung dasjenige ist, das »ein neues oder drittes, multinationales Stadium des Kapitalismus postuliert, von dem die Globalisierung ein wesentlicher Zug ist und das wir heute, ob es uns gefällt oder nicht, in der Regel mit dem assoziieren, was man Postmoderne nennt«, siehe Fredric Jameson, »Notes on Globalization as a Philosophical Issue«, in: ders., Masao Miyoshi (Hg.), The Cultures of Globalization, Durham 1998, S.54-77; und ders., »Globalization and Political Strategy«, in: New Left Review, 4 (2000), S.49-68.

[5] Vgl. Jürgen Habermas, Legitimation Crisis, London 1976; dt. Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus, Frankfurt/M. 1973.

[6] Vgl. Walter Benjamin, »Charles Baudelaire. Ein Lyriker im Zeitalter des Hochkapitalismus«, in: ders., Gesammelte Schriften, Bd. I.1, Frankfurt/M. 1974, S.509-690.

[7] Vgl. Johann Joachim Winkelmann, Geschichte der Kunst des Altertums, Darmstadt 1993. Zur Kombination von Spätstil und Altersstil im englischen late style vgl. Linda Hutcheon, Michael Hutcheon, »Late Style(s): The Ageism of the Singular«, in: Occasion. Interdisciplinary Studies in the Humanities, 4 (2012), https://arcade.stanford.edu/occasion/late-styles-ageism-singular, letzter Zugriff 7.11.2020.

[8] Walter Benjamin, Das Passagen-Werk, in: ders., Gesammelte Schriften, Bd. V.2, Frankfurt/M. 1982, S.819.

[9] Étienne Balibar, »Critique in the 21st Century: Political Economy Still, and Religion, Again«, in: Radical Philosophy, 200 (2016), S.11-21, hier S.12.

[10] Vgl. Harry Harootunian, Marx After Marx: History and Time in the Expansion of Capitalism, New York 2015. Harootunians scharfe Kritik der Vorstellung einer »Vollendung« des Kapitalismus ist trotz allem inkonsistent. Vgl. dazu meine Rezension »Marx After Marx After Marx After Marx«, in: Radical Philosophy, 200 (2016), S.47-51.

[11] Vgl. Jameson, »Postmodernism«; ders., Archeologies of the Future. The Desire Called Utopia and Other Science Fiction, London, New York 2005. Im Rückblick markieren Jamesons Wellek Lectures, die er 1991, im Jahr der Publikation von Postmodernism, gehalten hat (veröffentlicht als The Seeds of Time, New York 1994), den Anfang dieser Verschiebung. Die große Zeit eines kritischen Postmodernismus in Jamesons Texten dauerte also nicht länger als ein Jahrzehnt. Was die Amerikazentriertheit von Jamesons Konzept einer »globalen und doch amerikanischen postmodernen Kultur« (»Postmodernism«, S.57) angeht, muss man sich daran erinnern, dass in den frühen 1980er Jahren weder der Zusammenbruch des Staatskommunismus in Osteuropa noch der Siegeszug eines Kapitalismus mit »chinesischen Zügen« im Blick war, wodurch auch die Aussicht auf die weitreichenderen und gänzlich dezentralen kulturell-politischen Auswirkungen der Globalisierung des Kapitals verborgen blieben, die sie schließlich ermöglichten.

[12] Vgl. Arjun Appadurai, Modernity at Large. Cultural Dimensions of Globalization, Minneapolis 1996; Lisa Rofel, Other Modernities, Berkeley 1999; Timothy Mitchell (Hg.), Questions of Modernity, Minneapolis 2000; Dilip P. Gaonkar (Hg.), Alternative Modernities, Durham 2001; Shmuel N. Eistenstadt (Hg.), Multiple Modernities, Piscataway (NJ) 2002; Bruce M. Knauft (Hg.), Critically Modern. Alternatives, Alterities, Anthropologies, Bloomington 2002. In seinem Buch A Singular Modernity, London, New York 2002, passte sich Jameson schließlich der Rückkehr der Moderne an, wenn auch mit einiger Ambivalenz (die Ablehnung der Postmoderneproblematik wies er zurück).

[13] Vgl. Arif Dirlik, »Global Modernity? Modernity in the Age of Global Capitalism«, in: Global Journal of Social Theory, 6/3 (2003), S.275-292, später zu einem Buch mit demselben Titel ausgearbeitet (Chicago 2007), und Arjun Appadurai, The Future as Cultural Fact. Essays on the Global Condition, London, New York 2013.

[14] Vgl. Peter Osborne, The Politics of Time [1995], London, New York 2011, S.14 und S.133f.; zur Geschichte als Bewegung der Differenz von Totalität und Unendlichkeit siehe S.61.

[15] Zur künstlerischen Aneignung dieser Diagramme (aus der Publikation einer früheren Version dieses Textes), in der sie sich in Zielscheiben verwandeln, als Teil eines Traums, in dem sie sich in ihrer Funktion als Stellvertreter – und damit als Maskierung – für die Wirkungen der Prozesse enthüllen, auf die sich die zeitgenössische Kunst bezieht, vgl. Hito Steyerl, »Duty-Free Art«, in: e-flux journal, 63 (2015), Kap. 5: »A Dream«, https://www.e-flux.com/journal/63/60894/duty-free-art/, letzter Zugriff 7.11.2020.

[16] Vgl. Peter Osborne, »Global Modernity and the Contemporary: Two Categories of the Philosophy of Historical Time«, in: ders., The Postconceptual Condition. Critical Essays, London, New York 2018, S.24-41. [Diesem Band ist auch der vorliegende Text entnommen, Anm.d.Ü.]

[17] Zur philosophischen Geschichte und den relevanten Bedeutungen des Begriffs »Subjekt« vgl. Alain de Libera, Archéologie du Sujet, Bd. 1: La naissance du sujet, Bd. 2: La quête de l’identité, Paris 2007/2008; Étienne Balibar u.a., »Subject«, in: Barbara Cassin (Hg.), Dictionary of Untranslatables. A Philosophical Lexicon, Princeton 2014, S.1069-1091; Alain de Libera, »Subject (Re-/Decentred)«, in: Radical Philosophy, 167 (2011), S.15-23; Étienne Balibar, Citizen Subject. Foundations for Philosophical Anthropology, New York 2016.

[18] Gayatri Chakravorty Spivak, An Aesthetic Education in the Era of Globalization, Cambridge (MA), London 2012, S.1.

[19] Giacomo Marramao, The Passage West. Philosophy After the Age of the Nation State (2003), London, New York 2012, Kap. 1.

[20] Jameson, »Globalization and Political Strategy«, S.55.

[21] Vgl. Chengxi Tang, The Geographic Imagination of Modernity. Geography, Literature, Philosophy in German Romanticism, Stanford 2008.

[22] Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Hamburg 1956, A408.

[23] Martin Heidegger, »Ursprung des Kunstwerks«, in: ders., Holzwege, Frankfurt/M. 1950, S.1-74, hier S.30.

[24] Vgl. Marramao, The Passage West, S.6-16; Jean-Luc Nancy, La Création du monde ou la mondialisation, Paris 2002. Der Titel der englischen Ausgabe verfehlt diese Unterscheidung vollständig: The Creation of the World or Globalization, New York 2007. [Für die deutsche Ausgabe gilt das Gleiche: Die Erschaffung der Welt oder Die Globalisierung, Zürich 2002, Anm.d.Ü.]

[25] Vgl. Peter Sloterdijk, Sphären, Bd. 1: Blasen, Frankfurt/M. 1998.

[26] Vgl. Paul Ricœur, Gedächtnis, Geschichte, Vergessen, München 2004, S.473.

[27] Robert Smithson, »A Provisional Theory of Non-Sites«, in: ders., The Collected Writings, Berkeley, Los Angeles 1996, S.364.

[28] Vgl. Peter Osborne, Anywhere or Not At All. Philosophy of Contemporary Art, London, New York 2013, Kap.6: »Art Space«.

[29] Robert Smithson, »The Spiral Jetty«, in: ders., The Collected Writings, S.143-153, hier S.153.

[30] Vgl. James Meyer, »The Functional Site; or, The Transformation of Site Specificity«, in: Erika Suderberg (Hg.), Space, Site, Intervention. Situating Installation Art, Minneapolis 2000, S.23-37.

[31] Theodor W. Adorno, Negative Dialektik, in: ders., Gesammelte Schriften, Bd. 6, Frankfurt/M. 1996, S.314.

[32] Kant, Kritik der reinen Vernunft, A838/B866.

[33] Keine der deutschen Standardübersetzungen für »contemporary« – heutig, gegenwärtig, gleichzeitig oder zeitgenössisch – trifft auf ähnliche Weise die doppelte (zusammenfügende und trennende) Konnotation des Begriffs »con-temporary«, wobei das Zeitgenössische dem am nächsten kommt.

[34] Søren Kierkegaard, Philosophische Brocken, Frankfurt/M. 1984, Kap.4.

[35] Hans-Georg Gadamer, Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik, in: ders., Gesammelte Werke, Bd. 1, Tübingen 1986, S.132. Das deutsche »Gleichzeitigkeit«, mit dem Gadamer Kierkegaards samtidighed übersetzt, wird auf Englisch gewöhnlich als »simultaneity« wiedergegeben. Um den Gegensatz von Gleichzeitigkeit und Simultaneität zu erhalten, gibt Gadamers Übersetzer Ersteres interessanterweise als »contemporaneity« wieder (Truth and Method, London 1975, S.112f.). Ich danke Lucie Mercier für ihren Hinweis auf Gadamer und die Übersetzungsfragen zwischen Dänisch, Deutsch und Englisch.

[36] Vgl. Osborne, Anywhere or Not At All, S.16.

[37] Zur Ontologie der entfremdeten Idealität der Wertform mit ihrer scheinbar selbstbestimmten Bewegung vgl. Christopher J. Arthur, »The Spectral Ontology of Value«, in: Radical Philosophy, 107 (2001), S.32-42.

[38] Vgl. Osborne, Anywhere or Not At All, S.18-22: »Three Periodizations of Contemporary Art«.

[39] Vgl. Peter Osborne, »Problematizing Disciplinarity, Transdisciplinary Problematics«, in: Theory, Culture and Society, 32/5-6 (2015), Double Special Issue: Transdisciplinary Problematics, S.3-35.

[40] Theodor W. Adorno, Ästhetische Theorie, in: ders., Gesammelte Schriften, Bd. 7, Frankfurt/M. 1970, S.392.

[41] Ebd., S.11f.

[42] Zu einem im technischen Sinne »spekulativen« Begriff zeitgenössischer Kunst als postkonzeptueller Kunst vgl. Osborne, Anywhere or Not At All, S.51-53. Eine Fehlinterpretation des Nominalismusbegriffs in Adornos Ästhetischer Theorie ist einer von Jamesons Weisen, Adorno in den Umkreis des Begriffs der Postmoderne zu ziehen: Vgl. Peter Osborne, »A Marxism for the Postmodern? Jameson’s Adorno«, in: New German Critique, 56 (1992), S.171-192.

[43] Osborne, Anywhere or Not At All, S.48.

[44] Vgl. Peter Osborne, »›Art‹ Versus ›Image‹?/›Bild‹ Versus ›Kunst‹?«, in: Texte zur Kunst, 95 (2014), S.48-55; in erweiterter Fassung als »The Distributed Image«, in: ders., The Postconceptual Condition, S.135-145.