11. Pommes am Tatort

Fritz Pommes trifft gegen 9 Uhr in London ein. Es ist sein erster Aufenthalt in England. Der Fahrer von Scotland Yard holt ihn am Flughafen ab.

„How was your flight?“,1 fragt er.

„Oh, very good!“,2 antwortet Pommes.

„What’s the weather like in Germany?“3

„Oh, very good!“, antwortet Pommes.

„Now we’re driving to the Lucky Horse Farm“,4 erklärt der Fahrer.

„Oh, very good!“, antwortet Pommes. Der Fahrer nimmt zur Kenntnis, dass sein Gesprächspartner einen sehr begrenzten englischen Wortschatz hat. Trotzdem bleibt er freundlich. Er erklärt alle Sehenswürdigkeiten, an denen sie vorbeifahren.

„Is this your first trip to London?“,5 fragt der Fahrer weiter.

„Yes“, anwortet Pommes.

„Are you hungry?“6

„Yes!“, antwortet Pommes.

„Do you like fish and chips?“7

„Sorry. Fish and ... what?“,8 fragt Pommes nach.

„Fish and chips!“

„Computer chips?“

Der Fahrer lacht amüsiert. „Chips means fried potatoes. Pommes frites.“9

„Aaaah! Das Wort sollte ich eigentlich kennen“, murmelt Pommes etwas verlegen.

Sie halten an einem fish and chips-Stand.

„Quick and cheap“,10 sagt der Fahrer, als sie den knusprigen Fisch und die Pommes aus der Tüte essen. „Do you like it?“

„Yes!“, antwortet Pommes und strahlt zufrieden. Das war seine erste englische Unterhaltung in England. Lief doch ganz gut, oder? Das hätte Sonja Sandmann mal hören sollen, die immer so über seine Englischkenntnisse spottet ...

Nach einer Stunde Fahrt nähern sie sich der Lucky Horse Farm. Sie fahren eine Weile zwischen Pferdeweiden an einem kleinen Fluss entlang.

„The river is good for fishing“,11 erklärt der Fahrer. „And the farmhouse is right behind the hill.“12

Da taucht der Bauernhof auch schon auf. Das Hoftor ist weit offen. Man erwartet sie schon.

„Hallo, lieber Pommes! Schön, dass Sie so schnell gekommen sind!“, ruft Kugelblitz erfreut und kommt seinem Assistenten entgegen.

„Ehrensache, Chef“, versichert Pommes und holt den Koffer mit den Pferderäuber-Unterlagen und den großen Schuhkarton mit den Gipsabdrücken aus dem Wagen. Dann folgt er Kugelblitz ins Bauernhaus.

 

Harry und sein Bruder Jack sitzen noch beim Frühstück. Der Rest der Familie ist im Pferdestall, wo sich der Tierarzt bemüht, Furys Leben zu retten.

Kugelblitz stellt Jack und Harry seinen Assistenten vor. Dann erzählt er Pommes kurz, was alles passiert ist. Pommes hört interessiert und voller Staunen zu. Seine ungeteilte Aufmerksamkeit gehört Kugelblitz. Bis die Tür aufgeht und Jessica Brown hereinkommt, die Schwester von Max. Sie strahlt übers ganze Gesicht und sagt:

„Fury is getting better!“13

Sie berichtet, dass der Arzt das richtige Gegenmittel gespritzt hat, nachdem er wusste, welches Betäubungsmittel die Möhren enthielten.

„Diese lebenswichtige Information verdanken wir diesem jungen Mann hier“, sagt Kugelblitz und deutet auf Pommes.

„Oh, really?“,14 ruft Jessica begeistert.

„Thank you so much!“15

Sie fällt Pommes um den Hals und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. Pommes bekommt einen knallroten Kopf vor Verlegenheit.

Kugelblitz lächelt und sagt: „Und jetzt, lieber Pommes, wollen Sie sicher den Tatort besichtigen? Miss Jessica wird Sie bestimmt gern begleiten und Ihnen alles Wichtige berichten. Da können Sie gleich ihr Englisch ein bisschen trainieren, my dear Pommes!“16

„Yes, sir!“, sagt Pommes und strahlt, als sei eben erst die Sonne aufgegangen. Mit freudigem Herzklopfen folgt er Jessica auf die Weide.

 

Kugelblitz sieht ihm nach und sagt zu Jack und Harry: „Der gute Pommes sah ja aus, als hätte ihn der Blitz getroffen! Na, wenn der sich verliebt, dann gibt es meist Probleme!“

Die Sorge ist zum Glück vorerst unberechtigt. Pommes kehrt nach einiger Zeit wieder mit Jessica vom Ausflug zum Tatort zurück und sagt voller Stolz: „Er war es! Die Fußspuren stimmen überein!“

Er deutet auf den Pappkarton mit den Gipsabdrücken, an denen jetzt feuchte Erde hängt. Sie haben genau in die Spuren gepasst!

 

„Dann kennen wir jetzt die Haarfarbe und die vermutliche Herkunft des Täters“, sagt Kugelblitz. „Er hat nämlich am letzten Tatort in Deutschland bei der Flucht seine Kappe verloren. In der fand unser Labor ein paar Haare. Sie sind schwarz. Wir haben außerdem mit Hilfe einer neuen Analyse festgestellt, dass der Mann sich längere Zeit in Italien aufgehalten hat!“

„Really?“, staunt Brown.

„Yes, sir!“, bestätigt Pommes.

„Wie gut, dass Sie so gut an ihren englischen Sprachkenntnissen gearbeitet haben, Pommes“, lobt Kugelblitz seinen Assistenten.

„Ich möchte gleich noch ein wenig mehr praktisches Englisch üben, Chef. Ich bin mit Miss Jessica verabredet. Wir wollen ausreiten.“

„Können Sie denn überhaupt reiten, Pommes?“

 

„Ein wenig. Hab ich auf der Polizeischule gelernt“, versichert Pommes stolz.

 

Endlich finden Kugelblitz und Brown eine Stunde Zeit, um zum Angeln zu gehen.

Gemeinsam laufen sie zum Fluss.

Während Kugelblitz die Angel immer wieder vergeblich auswirft, fängt Harry einen tollen Hecht.

„Ein schöner Füss am Hacken“, freut er sich.

„Schöner Fisch am Haken“, verbessert ihn Kugelblitz.

 

Als sie nach Hause kommen, kommt ihnen Pommes aufgeregt entgegengelaufen.

„Chef, ich hab eine Ziege verhaftet!“

„Eine Ziege?“, vergewissert sich KK.

„Yes, sir!“, antwortet Pommes stolz. „Sie war in der Scheune am Waldrand. Sie hat jämmerlich gemeckert, als wir vorbeiritten. Hat vermutlich tagelang nichts gefressen, das arme Vieh. Miss Jessica hat gesagt, dass es eine steckbrieflich gesuchte Ziege ist und dass man eine Belohnung bekommt!“

„Wenn es die Ziege ist, die am Banküberfall beteiligt war, dann könnt ihr euch über 1000 Pfund freuen!“, sagt Kugelblitz.

„Aber das müsst ihr erst beweisen.“

 

„I think the goat belongs to the Circus Zabbaione in Putney“,17 sagt Max.

Vor einigen Wochen war er dort mit Jessica in einer tollen Zirkusvorstellung. Auch eine Ziege gehörte zum Programm. Allerdings hatte sie kein abgebrochenes Horn.

„Das ist auch erst beim Banküberfall abgebrochen!“, sagt Kugelblitz.

„Okay. Let’s ask the circus people!“,18 ruft Harry Brown und geht zum Telefon.

 

Es stellt sich heraus, dass am Tag vor dem Banküberfall tatsächlich eine Ziege aus dem Zirkus Zabbaione in Putney verschwunden ist. Die Zirkusleute hatten Zigeuner dafür verantwortlich gemacht, die in der Nähe kampierten.

„Außerdem vermissen wir auch einen unserer Pferdeburschen“, berichtet der Zirkusdirektor Signore Zabbaione. „Er heißt Lauro und kommt aus Italien. Ich wollte mich allerdings sowieso von ihm trennen, weil er bei der Dressur zu grob mit den Pferden umgegangen ist.“

„Ist dieser Lauro dunkelhaarig?“, erkundigt sich Kugelblitz, der das Gespräch am Nebenapparat mithört.

„Natürlich. Wie die meisten Italiener“, sagt Zabbaione und lacht.

„Haben Sie ein Foto von ihm?“, forscht KK.

„Er wollte nie fotografiert werden. Dabei sah er ganz gut aus. Aber ich glaube, meine Tochter Isabella hat einmal beim Training ein Foto von ihm gemacht!“, überlegt Signore Zabbaione.

„Könnten Sie das Foto besorgen?“, bittet KK.

 

„Claro“, versichert der Italiener. „Lauro hat es zerrissen. Aber meine Tochter hat einen neuen Abzug gemacht. Wir haben Fotos von allen unseren Mitarbeitern und auch von unseren Tieren in unserer Kartei.“

 

„Wenn dieser Lauro die Ziege aus dem Zirkus gestohlen hat, ist er in den Banküberfall verwickelt. Aber obwohl ich das Gefühl habe, dass der Raub der Wettgelder, der Wettschwindel und die Erpressung irgendwie zusammenhängen, haben wir damit immer noch nicht unseren Pferderäuber“, überlegt Kugelblitz.

„Allerdings sagte Zabbaione, dass Lauro grob mit den Pferden umgegangen sei.

Hm. Außerdem lagen das Versteck der Ziege und der letzte Tatort des Pferderäubers dicht beieinander: hier auf der Lucky Horse Farm! Lasst uns nach Lauro suchen!“

„Ob Lauro eine Reitkappe getragen hat, Chef? Vielleicht finden wir wieder ein Haar darin? Oder ein paar Reitstiefel? Dann können wir nachweisen, ob der Ziegenräuber auch der Pferderäuber ist!“

„Gute Idee! Pommes, du übertriffst dich selbst. Reite nach dem Essen mit Jessica zum Zirkus und fahnde nach Stiefeln, Reitkappe und Ziegenfoto!“

„Yes, sir!“, sagt Pommes und wird bis über beide Ohren rot vor Stolz.

 

Jetzt drei Fragen an alle Detektive, die sich durch ein abgebrochenes Horn nicht auf die falsche Fährte locken lassen:

Hier gehts zu den Lösungen