Nymphensittiche sind kleine Abenteurer, die sich gern selbst auf die Suche nach einer neuen Freizeitbeschäftigung machen. Aber auch ein Spiel oder eine Kraulrunde mit Ihnen gefällt den Flugakrobaten.
In ihrer Heimat ist der Alltag der Nymphensittiche ausgefüllt mit der Suche nach Nahrung, dem Pflegen von Sozialkontakten und der Aufzucht der Jungvögel. Als Beutetiere müssen sie außerdem jederzeit bereit zur Flucht sein. Nymphensittiche haben sich daher im Lauf der Evolution zu anpassungsfähigen und hochintelligenten Papageien entwickelt. Diese Eigenschaften machen sie zu idealen Heimvögeln, denn sie sind überaus lernfähig und gehen intensive Bindungen zu ihren Partnervögeln und Haltern ein. »Gemeinsam statt einsam« lautet ihr Lebensmotto, und nicht selten fordern Nymphensittiche andere Familienmitglieder, ob Vogel oder Mensch, zu Spiel und Spaß auf. Sie wollen nicht allein leben, sondern am liebsten mit Artgenossen und mit intensivem Familienanschluss. Alles scheint für den kleinen grauen Kakadu interessant zu sein: der Kugelschreiber in der Hand, die Socke an der Leine oder der blinkende Löffel auf dem Tisch. Bald schon kann der Halter die Körpersprache seines Australiers deuten und weiß, welche Spielzeuge und welche Spiele dem gefiederten Freund am besten gefallen. Dabei gibt es natürlich auch ganz individuelle Unterschiede, denn obwohl sich Nymphensittiche im Aussehen sehr ähnlich sehen, besitzen sie alle einen unterschiedlichen Charakter. Stürmt der eine Nymphensittich voller Neugierde und Freude zu einem neuen Spielzeug, um sich daran richtig auszutoben, so wartet sein Freund vielleicht erst einige Tage ab, bis er sich vorsichtig dem neuen Gegenstand nähert. Die richtigen Spiele und das richtige Spielzeug für den eigenen Nymphen zu finden, ist also nicht ganz einfach.Beobachten Sie daher jeden Vogel pro Tag ein paar Minuten und versuchen Sie, seinen Charakter einzuordnen. So werden Sie sich bald gut verstehen!
Nymphensittiche sind Individualisten, die sich ihre Freunde sehr genau aussuchen.
Nymphensittiche fühlen sich in der Gruppe am sichersten. Verschiedene Sozialkontakte werden gepflegt, und gemeinsam erkundet man die Welt.
Streit kommt auch bei Nymphensittichen vor. Ein kurzes Drohen mit dem Schnabel klärt die Situation und schon bald kehrt wieder Ruhe ein.
Eine gemeinsame Pause nach dem Spiel wird mit gemeinsamem Schnabelknirschen, dem Zurechtschütteln des Gefieders und Aufplustern eingeleitet.
Innerhalb der Kakadus gelten Nymphensittiche als ausgesprochen friedliche und harmoniebedürftige Papageien, die gut zu mehreren gepflegt werden können. Gruppenhaltung ist meist unproblematisch, denn die Vögel halten untereinander einen Komfortabstand ein. Dieser wird selten unterschritten, wenn das Schwarmmitglied dies nicht wünscht. Kommt es doch einmal zu einer Auseinandersetzung, so werden kurze Schaukämpfe ausgetragen, zu ernsthaften Verletzungen kommt es jedoch sehr selten. Ein drohender Schnabel und ausgebreitete Flügel zeigen, dass nun die Grenze des guten Benehmens überschritten wurde. Im Gegenzug sind Nymphen sehr treue Freunde. Ist ein Vogel krank oder kann er dem Partner nicht in ein anderes Zimmer folgen, so herrscht ständiger Rufkontakt zwischen den beiden. Diese enge Verbundenheit hilft vor allem schüchternen und ängstlichen Nymphen, denn sie sehen an dem Partnervogel, der stürmisch seine Welt erobert, wie viel Spaß Spielen bereiten kann. Hat ein gefiederter Freund etwas Interessantes entdeckt, so ruft er seine Weggefährten durch Singen und Schnattern herbei, um ihnen diesen spannenden Gegenstand zu zeigen. Nicht selten laufen die Nymphen mit abgestellten Flügeln über den Boden, um Nahrung zu finden oder Ecken und Ritzen zu untersuchen. Gibt ein Vogel einen charakteristischen Warnlaut von sich, fliegt die Gruppe rasend schnell auf und tobt durch die Wohnung. Nach so viel Sport, Spiel und Spaß machen sie dann gemeinsam eine Pause und pflegen sich gegenseitig das Gefieder. Dies ist Pflichtan den Stellen, die sie selbst mit ihrem Schnabel nicht erreichen können.
In der Heimvogelhaltung ist der Mensch ein Teil dieser Gruppe, also ein echtes Schwarmmitglied. Zwar sehen wir sicherlich in den Augen unserer Nymphensittiche etwas merkwürdig aus, aber unsere Australier sind tolerant und akzeptieren schnell, dass wir weder fliegen können noch Federn haben. Bald schon entdecken die pfiffigen Gesellen, dass sich die Schulter hervorragend als Sitzplatz eignet. Läuft man den Arm hinunter, so kann man als Papagei beim Gemüseputzen und Wäscheaufhängen oder bei den Hausaufgaben helfen. Wir sind also in den Augen unserer Nymphen auch ein herrlicher Spielplatz! Dabei dürfen Krauleinheiten natürlich nicht fehlen. Mit gesenktem Köpfchen fordert der schlanke Kakadu seinen Halter zur Gefiederpflege auf. Genüsslich dreht er das Köpfchen von rechts nach links und hebt es an, damit Sie auch den empfindlichen Bereich unterhalb des Schnabels kraulen. Möchte der Nymphensittich die Schmusestunde beenden, so schüttelt er das Gefieder, reckt sich und macht sich auf zu neuen Taten. Besonders großes Vertrauen beweist Ihr Nymphensittich, wenn er sich auf Ihrer Schulter entspannt und einschläft. Sorgsam ruckelt er sich zurecht, plustert sein Gefieder auf und zieht eines seiner Beinchen ein. Bald werden Sie ein leises Schnabelknirschen hören, ein Zeichen höchsten Wohlbefindens. Ihr Nymphensittich fühlt sich bei Ihnen so sicher, dass er Ihnen die Sicherung vor Räubern und Fressfeinden überlässt. Er hat Ihnen also soeben ein riesiges Kompliment gemacht!
Auch ein Nymphensittich kann schlechte Laune haben und uns zeigen, daß er jetzt keine Lust hat, sich mit uns zu beschäftigen. Ärgerlich gibt er einen zischenden Laut von sich und läuft der angebotenen Hand mit geöffnetem Schnabel entgegen. Respektieren Sie seine Zurechtweisung, sonst kommt es nur zu einer unschönen Auseinandersetzung. Nur wenn Gefahr für den kleinen Querulanten besteht, müssen Sie sofort eingreifen und die Situation entschärfen.
Als Angehörige der Kakadufamilie haben Nymphen einen hoch entwickelten Spiel- und Nagetrieb. Ihre Neugierde und ihre Intelligenz müssen täglich gefordert werden, damit die temperamentvollen Papageien im Alltag ausgeglichen und zufrieden sind.
Beim Spielzeugkauf zu beachten Berücksichtigen Sie die persönlichen Vorlieben Ihrer Vögel. Zu Beginn Ihrer Haltung empfiehlt es sich, verschiedene Spielzeuge anzubieten, um die Vorlieben herauszufinden. Besonders Spielzeuge mit Glöckchen und Perlen scheinen Nymphen zu faszinieren, es gibt aber auch kleine Australier, die Leder und Kautschuk bevorzugen. Achten Sie darauf, dass das Spielzeug für Nymphensittiche geeignet ist. Nymphen können sehr aktive und draufgängerische Spieler sein. Vielfach werden zu schwere oder zu wuchtige Spielzeuge angeboten, die den zierlichen Papagei verletzen können, wenn das Spielzeug hin- und herschaukelt. Es darf also nicht schwerer als Ihr Vogel sein.
Schaukeln und Spiralen dürfen in keinem Nymphensittichkäfig fehlen. Sie sollten stets am höchsten Punkt des Käfigs angebracht werden, damit die Vögel diese Sportgeräte auch annehmen.
Kleine Holzspielzeuge eignen sich zur Kontaktaufnahme außerhalb des Käfigs. Schüchterne Vögel lassen sich mit dem Stöckchen auch kraulen.
Um den Nagetrieb der kleinen Kakadus zu befriedigen, müssen Sie ihnen zusätzlich zu frischen Zweigen noch andere Materialien zur Verfügung stellen. Neben Sisal, Leder und Naturkautschuk eignen sich auch Kork und Balsaholz sehr gut. Spielzeug aus dem Zoofachhandel hat den Vorteil, dass es häufig aus verschiedenen Materialien kombiniert ist. Hier werden Nage- und Spieltrieb gleichzeitig befriedigt. Da die Holzanteile dieser Spielzeuge mit ungiftigen leuchtenden Farben (meist Lebensmittelfarbe) behandelt wurden, machen Sie Ihren Nymphen dadurch eine zusätzliche Freude.
Einfache Spielzeuge lassen sich mit ein wenig Einfallsreichtum aufpeppen und regen den Spieltrieb Ihrer Nymphen an. Umwickeln Sie z.B. Plastikringe mit ein paar Küchentüchern, dann können die Vögel die Ringe wieder freizupfen.
Papier und Pappe üben auf alle Papageien eine große Anziehungskraft aus. Mittlerweile gibt es für kleine Papageien im Zoofachhandel Spielzeuge in allen möglichen Formen aus Pappe, die sich herrlich zerbeißen und zerreißen lassen. Aber auch Küchenrollen und Papierstreifen, von oben in den Käfig gehängt, können muntere Nymphen stundenlang beschäftigen. Fädeln Sie ein Stück Wellpappe durch die Gitterstäbe oder auseinandergeschnittene saubere Eierkartons zu einem Hütchenberg an einer Sisalschnur auf und hängen Sie diese in den Käfig. Hier können die Kakadus nach Herzenslust ihren Beiß- und Reißtrieb ausleben.
Um den Bewegungsdrang der agilen Vögel zu stillen, sollten Sie ihnen viele Schaukeln, Spiralen und Seilringe zur Verfügung stellen. An einem Haken unter die Decke montiert, lassen sich diese schwebenden Freisitze prima als Anflug- und Sitzgelegenheit während des Freiflugs benutzen. Zeitungspapier oder eine integrierte Kotauffangschale sorgen für die nötige Hygiene in der Wohnung.
TREATSPIELZEUG Um das natürliche Bedürfnis, nach Futter zu suchen, zu befriedigen, sollte ein Teil der Nahrung in Treatspielzeugen angeboten werden. Metallkörbchen, Acrylspielzeuge und selbstgebastelte Papierschächtelchen eignen sich sehr gut als Versteckmöglichkeit und regen zum Arbeiten an. Allmählich können Sie schwierigere Spielzeuge anbieten oder leichtes Spielzeug höher hängen. Regelmäßig säubern und trocknen lassen, damit es nicht zu Hefepilzinfektionen kommt!
GLÖCKCHEN Krach macht Spaß! Nymphen lieben Glöckchen, Metallgegenstände und Perlen. Bieten Sie nur ausgewiesenes Papageienspielzeug an, denn bei nicht sachgemäßen Glöckchen kann sich der Klöppel lösen und geschluckt werden. Montieren Sie das Glöckchen so, dass es neben dem Vogel hängt. Gitterbällchen oder Holzspielzeug mit integrierter Glocke fordern zum Toben auf und lassen sich gut vom Tisch schie ben.
HANDSPIELZEUG Kleine, leichte Handspielzeuge lassen sich wunderbar umherwerfen, regen zum Erkunden an und verhindern, dass ungeeignete Gegenstände untersucht werden.
Selbstgebaute oder kommerzielle Tischfreisitze bieten herrliche platzsparende Spielmöglichkeiten für die neugierigen Minikakadus. Buntes Spielzeug, Sand zum Scharren und ein Leckerchen machen den Freisitz attraktiv. Nach dem Spiel kann er schnell gesäubert und weggeräumt werden.
Nicht nur im Käfig, sondern auch außerhalb brauchen Nymphensittiche reichlich Beschäftigung. Ein Freisitz ist nicht nur eine optimale Anflugstelle, sondern auch ein Spiel- und Ruheplatz. Hier können sie nach Herzenslust klettern, knabbern und hangeln. Im Zoofachhandel können Sie zwischen verschiedenen Modellen wählen. Achten Sie darauf, dass der Freisitz einen stabilen Fuß hat, damit er nicht wackelt oder gar umfällt, wenn Ihre Nymphen dort mit viel Schwung landen. Mit etwas handwerklichem Geschick können Sie einen Freisitz auch selbst bauen. Am besten verwenden Sie dazu Naturäste, denn diese können die Nymphen benagen. Stellen Sie die Äste in einen hohen Kübel, der mit Steinen und Sand gefüllt ist. Die oberste Schicht besteht aus Sand, den Sie immer wieder austauschen sollten, denn die Vögel werden beim Spielen immer etwas Kot fallen lassen. Hygiene ist in der Papageienhaltung oberstes Gebot, Sie möchten die Gesundheit Ihrer gefiederten Freunde nicht durch eine Infektion gefährden. Montieren Sie einen Teil der Äste so, dass sich die Vögel neben das Spielzeug setzen können.
Den Freisitz attraktiv machen Bieten Sie nur am Freisitz ein besonders beliebtes Leckerchen an. Ein unbehandeltes Weidenkörbchen, das Sie mit Grünfutter und Spielzeug füllen, ist ein herrlicher Futterplatz für die zierlichen Papageien. An den Freisitz gehängt, dient es gleichzeitig als Schaukel und kann jeden Tag aufs Neue mit interessanten Dingen bestückt werden. Stellen Sie den Freisitz möglichst weit entfernt vom Käfig oder von der Voliere der Nymphensittiche auf. Dann müssen Ihre Vögel eine längere Strecke zum Freisitz fliegen. Manche Nymphensittiche fürchten sich bisweilen vor einem großen Freisitz, wenn er erst im Nachhinein angeboten wird. Ignorieren Sie in einem solchen Fall den Freisitz in den ersten Tagen. Anschließend beginnen Sie, Ihren auf Ihrer Hand sitzenden Nymphensittich neben dem Freisitz mit Leckerchen zu verwöhnen. Sobald er sich entspannt, setzen Sie ihn für eine kurze Zeit auf dem Freisitz ab und füttern ihn dort weiter. Gewöhnen Sie ihn nun daran, dass er diese Leckerchen nur auf dem Freisitz bekommt. Bald wird er von allein dorthin fliegen, um sich belohnen zu lassen. Legen Sie nun die Leckerchen in den Weidenkorb und beginnen Sie, diese unter Spielzeug zu verstecken. Allmählich wird Ihr ängstlicher Nymphensittich von selbst zum Freisitz fliegen und sich im Körbchen bedienen!
Tischfreisitz Als nette Alternative zum großen Freisitz können Sie Ihren Vögeln kleine Tischfreisitze (Zoofachhandel) während des Freiflugs anbieten. Diese haben den Vorteil, dass sie nach der Flugstunde schnell wieder weggeräumt werden können. Statten Sie die Tischfreisitze so aus, wie für den großen Freisitz beschrieben. Natürlich müssen auch auf den Tischfreisitzen die Spielzeuge regelmäßig gewechselt und gesäubert werden. Ein Spielplatz, der immer gleich aussieht, wird Ihre Nymphensittiche langfristig nicht reizen und ihre Neugierde nicht befriedigen.
Nymphensittiche lieben glänzende Gegenstände und knabbern gern daran. Leider verschlucken sie dabei oft Kleinteile (vor allem von Modeschmuck). Dies kann zu Schwermetallvergiftungen führen. Entfernen Sie solche Kleinteile aus dem Umfeld der Vögel und tragen Sie keinen Modeschmuck, wenn Sie sich mit ihnen beschäftigen.
1 Ein Leckerchen zeigt dem vorsichtigen Nymphen, dass die Hand des Halters ungefährlich ist. Leises Zureden und die nötige Geduld schaffen Vertrauen.
2 Hat der Nymphe den Finger akzep tiert, können Sie sich mit ihm auch vom Käfig entfernen. Bewegen Sie sich am Anfang jedoch langsam und vorsichtig.
Obwohl unsere Nymphen schon seit langer Zeit gezüchtet werden, schlüpfen sie nach wie vor mit der genetischen Information, die ihnen das Überleben im Freiland in Australien ermöglicht. Um sich erfolgreich in unsere Haltungen einzugewöhnen und als Heimvögel ein zufriedenes Leben mit uns zu führen, müssen die Nymphen erstaunliche Lernleistungen vollbringen. Wir können den Vögeln diesen Lernprozess erleichtern, indem wir regelmäßig mit ihnen trainieren und ihnen zeigen, wie sie sich erfolgreich in einem Leben mit uns verhalten können. Dieses Herstellen und Pflegen der Beziehung zu unseren Heimvögeln nennt man »Bonding«. Auch im Freiland müssen sich Nymphen immer wieder an neue Situationen anpassen, das »Lernen« ist ihnen sozusagen ins Nest gelegt. Der erste Schritt zu einer freundschaftlichen Beziehung zu unserem Nymphensittich ist die Gewöhnung an die Hand (Fotos >). Hat der Vogel begriffen, dass von dieser Hand keine Gefahr ausgeht, kann mit einem ausgedehnten Training begonnen werden.
Pfeiftraining Sie können die Beziehung auch ohne Körperkontakt festigen. Dazu bieten sich Pfeif- und Singspiele an. Besonders bei schüchternen Nymphen oder Vögeln mit leidvoller Vorgeschichte ist dies eine wunderbare Form der Kommunikation. Neben den Kontakt- und Warnrufen beherrschen vor allem die Männchen zahlreiche Lieder und Pfiffe, mit denen sie Kontakt mit ihrer Umwelt aufnehmen. Lauschen Sie daher zunächst den Liedern Ihrer Australier und beginnen Sie dann, diese ein wenig zu variieren. Auch Melodien können Sie den Nymphen vorpfeifen. Schon bald wird Ihr Kakadu das Pfeifkonzert zu einem Duett machen. Manche Männchen lernen Lieder auswendig und pfeifen diese fröhlich vor sich hin. Weibchen sind meist etwas schüchterner und äußern oft nur einzelne Pfiffe. Dies macht sie aber nicht weniger liebenswert oder lernfähig. Sie setzen nur andere Prioritäten.
Achtung Singt oder pfeift Ihr Nymphe plötzlich nicht mehr, obwohl er bisher stets mit viel Freude bei der Sache war, so ist dies ein ernstes Krankheitszeichen. Neben einem einfachen Infekt kann die Syrinx, der Stimmkopf bei Vögeln, erkrankt sein. Dies muss ein Fachtierarzt untersuchen.
Körperliches Training ist ebenfalls wichtig. In den täglichen Freiflug (>) können Sie auch kleine Übungen einbauen, die Ihre Vögel nicht nur geistig fordern, sondern auch körperlich. Und das macht Halter und Nymphe gleichermaßen Spaß.
»Bleib und Komm« Sobald Ihr Vogel zuverlässig auf Ihre Hand steigt und sich wieder absetzen lässt, bringen Sie ihm bei, an einem bestimmten Ort sitzen zu bleiben. Beginnen Sie mit einer ganz leichten Übung, indem Sie den Nymphen auf seinem Freisitz absetzen und ihm mit der flachen erhobenen Hand zeigen, dass er nun dort zu warten hat. Sagen Sie dazu das Kommando »Bleib« und belohnen Sie den Nymphen sofort mit einem Leckerchen. Sobald er sich an diese Situation gewöhnt hat, sagen Sie »Bleib« und treten einen Schritt zurück. Warten Sie einen kurzen Moment und holen Sie den kleinen Kakadu dann mit dem Kommando »Komm« zu sich, indem Sie ihm die Hand zum Auffliegen anbieten. Vergrößern Sie nun Schritt für Schritt den Abstand zwischen Ihnen und Ihrem Vogel, sodass er immer weitere Strecken zu Ihnen fliegen muss. Natürlich wird dann stets belohnt. Noch schwieriger wird die Übung, wenn Sie in ein anderes Zimmer gehen, denn nun muss der kleine Akrobat Kurven fliegen, um zu Ihnen zu kommen bzw. das Kommando richtig interpretieren. Besonders anstrengend ist es für Ihren Nymphensittich, wenn er zwischen Ihnen und einer anderen Person über längere Distanz hin- und herfliegen muss. Loben Sie immer, wenn er bei Ihnen oder Ihrem Übungspartner landet und belohnen Sie ihn mit einem kleinen Leckerchen. Achten Sie darauf, dass das Leckerchen nicht zu groß ist, sonst ist der Nymphe zu lang mit Fressen beschäftigt und die Konzentration lässt nach.
Mit einem regelmäßigen Tricktraining fördern Sie die Intelligenz Ihrer Nymphensittiche. Das Training dient nicht dazu, Ihren Vogel zu einem kleinen Clown zu erziehen, sondern es soll seine geistigen Fähigkeiten fördern und fordern. Zusätzlich wird die emotionale Bindung zwischen Halter und Nymphen gefestigt (Bonding). Es hat sich gezeigt, dass Nymphen sehr gern beim Tricktraining mitarbeiten. Sie freuen sich über die zusätzliche Aufmerksamkeit und genießen es, für ihr Futter zu arbeiten.
Was ist Shaping? Mittlerweile wird häufig die Technik des Shapings benutzt. Shaping bedeutet differenzierte Verstärkung von erfolgreichen Annäherungen, also das Unterteilen einer Handlung in viele kleine Einzelschritte. Zunächst wird das Ziel definiert, anschließend wird der Weg zu dieser Übung in winzig kleine Schritte unterteilt, sodass der Vogel langsam lernt, welches Verhalten er zeigen soll. Bedenken Sie, dass Ihr Nymphe nicht weiß, was er letztendlich tun soll! Er arbeitet ohne zu verstehen, was von ihm verlangt wird, und Sie müssen ihm durch Ihr Verhalten zeigen, dass er richtig gehandelt hat. Shaping beginnt in dem Moment, in dem der Nymphe die erste kleine richtige Bewegung in Richtung des definierten Ziels gemacht hat. Diese Bewegung muss sofort belohnt und dann immer wieder geübt werden, bis sie zur Selbstverständlichkeit wird.
Ablauf des Shaping Zwischen den einzelnen Schritten bekommt der Vogel als positive Verstärkung ein Leckerchen. Um dem Nymphen für die Zukunft zu zeigen, mit welchem Verhalten er sich eine Belohnung erarbeiten kann, empfiehlt es sich, ein unterstützendes Kommando zu benutzen. Geben Sie das Kommando zunächst genau in dem Moment, in dem der Nymphe das erwünschte Verhalten zeigt, loben Sie kräftig und bestätigen Sie sofort mit einem Leckerchen. Nach einer Weile geben Sie das Kommando direkt vor dem zu erwartenden Verhalten, wenn Sie bereits erkennen können, dass der Nymphe richtig reagiert. Abschließend belohnen Sie den Nymphen nur dann, wenn er richtig auf das Kommando reagiert hat. Hat Ihr Nymphe während eines Trainingsschrittes Schwierigkeiten, so kehren Sie einfach zum vorherigen Trainingsschritt zurück und arbeiten an diesem so lang, bis er zur Routine wird. Dann erst gehen Sie einen Schritt weiter.
Wichtig Beim Training mit Tieren wird stets nur gelobt, niemals getadelt. Ihr Nymphe muss kein »kleiner Einstein« werden oder den Trick vorführen, wenn Freunde zu Besuch kommen. Es sollte ihm Spaß machen und eine willkommene Abwechslung in seinem Alltag sein. Regelmäßig zehn Minuten Tricktraining pro Tag reichen für einen Nymphensittich als Abwechslung aus. Haben Sie einmal keine Zeit zum Trainieren, so macht dies nichts. Nymphen haben ein sehr gutes Gedächtnis und erinnern sich auch nach Wochen noch an ihre Übungen.
Mit dem Vogel trainieren
Lernen mit positiver Verstärkung
TIPPS VON DER
NYMPHENSITTICHEXPERTIN
Hildegard Niemann
Nymphensittiche reagieren erstaunlich gut auf positive Verstärkung. Das heißt, dass ein bestimmtes Verhalten durch eine für den Vogel positive Handlung unterstützt wird.
BELOHNUNG In der Regel verwendet man dabei ein Lob oder einen Leckerbissen als Verstärker. Beobachten Sie daher zunächst, was welcher Nymphensittich besonders mag und bieten Sie dieses nicht mehr mit dem Futter an.
POSITIVES UMFELD Trainieren Sie nur, wenn Sie entspannt sind, denn Ihr Vogel spürt Ihre innere Unruhe und verweigert dann die Mitarbeit. Schalten Sie Fernseher, Telefon und Türklingel aus. Diese Zeit gehört nur Ihnen und Ihrem Tier!
ÜBUNG Beginnen und beenden Sie das Training stets mit einer Übung, die Ihr Kakadu bereits beherrscht. Hören Sie mit dem Training auf, wenn Ihr Vogel besonders gut mitarbeitet, so wird er positiv an das Training denken. Loben Sie die ein zelnen Übungen enthusiastisch und setzen Sie Leckerchen ein. Aber Achtung: Wiegen Sie das Kerlchen regelmäßig, damit es nicht zu dick wird!
Eine Übung richtig beenden
Dauert Ihrem Vogel eine Übung zu lang, wird er sie von sich aus beenden. Dazu fliegt er nicht mehr zu Ihnen, sondern zu einem anderen Ort. Zählen Sie deshalb immer mit, wie oft er etwas geübt hat. Beim nächsten Training brechen Sie dann ab, bevor der Vogel die Lust verliert. Das Taining soll Ihnen und Ihrem Nymphen Spaß machen und nicht zu einer lästigen Pflichtübung werden.
TAKE THE CHIP Reichen Sie dem Nymphen einen Chip und halten Sie einen Napf so unter den Vogel, dass der Chip beim Loslassen in den Napf fällt. Sofort mit Leckerchen bestätigen! Wenn der Chip einige Male vom Nymphen in den Napf fallengelassen wurde, halten Sie den Napf so weg, dass der Chip auf den Boden fällt. Nicht bestätigen! Dreimal wiederholen, dann den Napf wieder unter den Vogel halten, bis dieser begriffen hat, dass er nur bestätigt wird, wenn der Chip in den Napf fällt. Loben!
SHAKE HANDS Anheben eines, anschließend des stets gleichen Fußes belohnen. Dann sanft den Finger an den Unterbauch des Vogels legen, sodass er den Finger festhält. Sofort bestätigen. Kommando einführen und vorsichtig den Fuß, der den Finger festhält, auf- und abbewegen, während Sie Leckerchen geben. Sobald der Nymphe die Übung beherrscht, erst das Kommando geben, dann die Übung vollziehen und bestätigen.
ADLER Zufälliges Flügelstrecken des Nymphen sofort mit dem Kommando »Adler« benennen und belohnen. Leckerchen immer bei sich tragen, da das Strecken zufällig erfolgt.
Mindestens zweimal täglich, am besten morgens und abends, müssen sich Nymphensittiche richtig ausfliegen können. Nun versteht der Halter, warum sie auch »Falkensittiche« heißen!
Der Nymphensittich ist in seinem ursprünglichen Lebensraum ein Nomade, der seine Reiseroute dem vom Regen diktierten Nahrungsangebot anpasst. Lange Flugstrecken sind daher für ihn kein großes Problem, und seine Wendigkeit und Geschicklichkeit ermöglichen ihm, auch pfeilschnell durch lichten Baumbestand zu fliegen. Im Freiland erreichen Nymphensittiche Geschwindigkeiten von 8 bis 14 Metern pro Sekunde, sie sind also echte Hochleistungssportler. Um Ihren Nymphen ausreichend Bewegungsmöglichkeiten zu bieten, ist der tägliche Freiflug daher Pflicht. Allerdings sollte uns dabei immer bewusst sein, dass die Vögel in der Wohnung »mit angezogener Handbremse« fliegen, dass sie aber nach wie vor sehr wendig und flugsicher sind.
Dauer des Freiflugs Sie richtet sich nach dem Alter, Gesundheitszustand und Gewicht der Nymphen sowie nach der Zeit, die Sie für die Aufsicht der quirligen Vögel erübrigen können. Junge Nymphensittiche sind bewegungsgierig und spielen sehr viel. Zudem brauchen sie reichlich Gelegenheit, ihre Flugakrobatik zu üben und zu verfeinern.
Sicherheit zählt Bevor Sie Ihre Vögel in der Wohnung fliegen lassen, gilt es Einiges zu bedenken:
›Informieren Sie Ihre Familie, zu welchen Zeiten die Nymphen Freiflug haben und achten Sie darauf, dass die Türen entweder geschlossen sind oder aber dass ein Türstopper zuverlässig verhindert, dass eine Tür zufallen kann.
›Achten Sie darauf, dass die Fenster geschlossen sind oder bringen Sie ein Gitter an, sodass die Nymphen nicht versehentlich entweichen können.
›Vergewissern Sie sich, dass alle Gefahrenquellen entfernt wurden (>).
Junge Bruchpiloten Vor allem junge Vögel sind noch keine ausgefeilten Flieger und stürzen gelegentlich einmal ab. Meist passiert ihnen bis auf den Schreck nichts, sie sind nur etwas orientierungslos. Beobachten Sie, ob sich der Sturzflieger anschließend wieder im Raum orientieren kann. Fliegt er nicht von allein auf, muss er sofort zum Tierarzt. Abgabevögel aus schlechter Haltung haben oft eine unterentwickelte Flugmuskulatur und können nur schlecht manövrieren. Sie fliegen nur kurze Strecken und diese meist geradeaus. Lassen Sie dem Kerlchen ein wenig Zeit, mit etwas Übung und Geduld wird auch er bald ein Künstler der Luft.
Nichts erzwingen Erwachsene Nymphensittiche haben meist ihre feste Routine und fliegen zu festen Zeiten einige schnelle Runden, bevor sie sich anderen Dingen zuwenden. Nymphen in der Mauser sind flugunlustiger, übergewichtige Nymphen sind regelrecht flugfaul. Sie müssen langsam wieder an mehr Bewegung gewöhnt werden. Ein Zuviel kann genauso schädlich sein wie ein Zuwenig. Nehmen Sie bitte professionelle Hilfe in Anspruch.
ENTWEICHEN durch geöffnete oder gekippte Türen und Fenster, der Vogel ist dann orientierungslos
VERLETZUNGEN wie Knochenbrüche durch Anfliegen an Glasscheiben und Abstürze; Biss- und Kratzverletzungen durch andere Heimtiere; Hängen bleiben mit den Krallen und Abreißen der Krallen an Teppichen und Gardinen; Stechen beim Landen auf stacheligen Kakteen
ERTRINKEN in offenen Wasserbehältern wie Vasen, gefüllten Gläsern oder in der Toilette
ERSTICKEN durch Einatmen der giftigen Dämpfe von erhitzten teflonbeschichteten Pfannen und Töpfen, Duftkerzen, Raum-, Insektensprays, Deo
VERGIFTUNGEN mit Schwermetall wie Zink und Blei an Modeschmuck, Draht, Weichplastik, ungeeignetem Spielzeug, Zahnbürsten; durch Beknabbern von giftigen Pflanzen ( Adressen >), Plastikblumen, Kerzen
VERBRENNUNGEN an brennenden Kerzen, heißen Kochstellen, Ofen, Stövchen
STROMSCHLAG durch Benagen von Kabeln
Unsere Nymphen sind sehr flexibel und anpassungsfähig, Eigenschaften, die ihnen in ihrem ursprünglichen Lebensraum das Überleben sicherten.
Durch ihr Nomadenleben in der Heimat sind Nymphensittiche sehr flexibel und anpassungsfähig, dennoch gibt es Situationen, die Ihre kleinen Kakadus und Sie im ersten Moment überfordern.
Urlaub Viele Halter sorgen sich, dass ihre Vögel während des Urlaubs unter der Trennung von ihren Bezugspersonen leiden. In ihrer gewohnten Umgebung kommen Nymphen bei guter Pflege ohne Probleme auch über einen längeren Zeitraum mit einem anderen Pfleger zurecht – vorausgesetzt, er bietet ihnen ebenfalls täglich Freiflug und Sozialkontakte. Bringen Sie die Nymphen zu Freunden oder Verwandten in Pflege, so geben Sie Ihren Kerlchen die Lieblingsspielzeuge und einige Leckerchen für die ersten Tage mit. Natürlich erhalten die Urlaubspfleger die Telefonnummern des Tierarztes und eines Ansprechpartners, falls ein Vogel krank werden sollte oder Verhaltensauffälligkeiten zeigt.
Umzug Mit einem Umzug in eine neue Wohnung kommen die Australier sehr gut zurecht. Geben Sie die Vögel für einige Tage in Pflege und holen Sie sie erst dann zu sich, wenn alle Bohr- und Hämmerarbeiten erledigt sind. Papageien reagieren bisweilen empfindlich auf die Erschütterungen, die durch Renovierungsarbeiten entstehen. Stellen Sie den Käfig auf und holen Sie erst dann Ihre Nymphen ab. Geben Sie den Vögeln einen Tag Zeit im Käfig, damit sie sich an den neuen Raum gewöhnen. Dann erst dürfen sie das neue Heim fliegend erkunden.
Was ist da unten los? Nymphensittiche gehen den Dingen gern auf den Grund. Unbekümmert erforscht der kleine Kakadu seine neue Umgebung.
Auch bei aller Vorsicht kann es vorkommen, dass ein Nymphensittich entweicht. Im Freien findet er den Weg nicht mehr nach Hause. Da Nymphensittiche sehr schnelle Flieger sind, wird er sicher in seiner Panik zunächst einige Kilometer weit fliegen, bevor er sich erschöpft auf einem Baum oder einem Dach niederlässt. Fragen Sie beim Wetterdienst nach der aktuellen Windrichtung. Da Nymphensittiche meist mit dem Wind fliegen, können Sie den Suchradius für Ihren Vogel etwas eingrenzen. Melden Sie sich beim Tierheim und hängen Sie Flyer mit einem Bild Ihres Vogels und den Kontaktdaten aus, damit man Sie erreicht, wenn der Vogel gefunden wird. Meist entkräften entflogene Papageien sehr schnell und suchen dann die Nähe zum Menschen, um etwas zu fressen zu finden.
Trotz ihrer relativ hohen Lebenserwartung sterben manche Nymphensittiche früh an Krankheiten oder durch Unfälle. Der verstorbene Partner wird vom zurückgebliebenen Nymphen schmerzlich vermisst, und häufig ruft er tagelang intensiv nach seinem Gefährten. Nun gilt es, möglichst bald einen neuen Freund für Ihren trauernden Vogel zu finden.
Auch die Familie belastet der Tod eines gefiederten Freundes in besonderem Maße, denn er hat zu jedem Familienmitglied eine eigene Beziehung aufgebaut. Vor allem Ihren Kindern sollten Sie einige Tage Zeit geben, um die Trauer zu verarbeiten. Beziehen Sie Ihr Kind in die Auswahl des neuen Nymphen ein. Machen Sie ihm aber klar, dass dies ein anderer Vogel mit anderem Charakter sein wird.
Doch trotz der Trauer über den Verlust sollten Sie die Todesursache Ihres Vogels feststellen lassen, bevor Sie an den Kauf eines neuen Vogels denken. Handelt es sich nämlich um eine ansteckende Krankheit, müssen Sie den Partnervogel rechtzeitig behandeln. Erst wenn nach vier bis sechs Wochen Ihr verbliebener Nymphe nicht erkrankt ist, können Sie ihm einen neuen Vogel zugesellen. Nutzen Sie diese Zeit für eine Quarantäne des neuen Nymphensittichs und bauen Sie wie ab > beschrieben eine Beziehung zu dem neuen Tier auf.
Vom Problemchen zum Problem
UNTERSCHÄTZT Da man noch nicht sehr lange weiß, dass Nymphensittiche zu den Kakadus gehören, die alle sehr intelligent sind, wurden sie in der Haltung oft unterfordert. Ihr niedliches Äußeres täuscht über ihre hohe Intelligenz und Auffassungsgabe hinweg. Gelangweilte Nymphen können jedoch Verhaltensstörungen entwickeln.
HALTUNGSPROBLEME Übergewicht und Fehlernährung haben zudem zu bewegungsfaulen Vögeln geführt. Die daraus resultierenden Probleme sind manchmal nicht einfach zu lösen. Nehmen Sie daher rechtzeitig professionelle Hilfe in Anspruch, wenn Sie sich überfordert fühlen oder glauben, dass Ihre Nymphensittiche nicht zufrieden und ausgeglichen sind.