WASSERVERSORGUNG

 

Wasser ist ein kostbares Gut. Es wird nicht nur zum Trinken und Kochen benötigt, sondern auch zum Duschen, Geschirrspülen und Zähneputzen. Dank eines hoffentlich üppig dimensionierten Wassertanks reisen Sie mit dem Wohnmobil unabhängig von der öffentlichen Wasserversorgung, und selbst beim stationären Aufenthalt auf einem gut ausgestatteten Campingplatz bedeutet das bordeigene Wassersystem einen Komfortgewinn, zum Beispiel weil man zum Händewaschen vor dem Essen nicht erst zum Sanitärgebäude laufen muss.

Das Frischwassersystem

Wasser an, Wasser marsch – eine durchdachte Wasserinstallation lässt Sie auch unterwegs den Vorzug von fließendem Wasser genießen. Der Frischwassertank wird am besten mit dem eigenen Schlauch über einen Einfüllstutzen an der Außenwand des Wohnmobils mit Trinkwasser befüllt. Ein im Tank verbauter Sensor misst den Wasserstand und zeigt den verbleibenden Tankinhalt auf dem zentralen Bedienpanel an.

Aus dem Tank wird das Wasser bei Bedarf von einer Pumpe über Rohr- und Schlauchleitungen zu den Verbrauchern transportiert, beispielsweise Duschkopf oder Toilettenspülung. Dabei lassen sich zwei Pumpenarten unterscheiden. Tauchpumpen hängen frei im Tank. Sobald der Wasserhahn geöffnet wird, leitet ein Mikroschalter ein elektrisches Signal an die Pumpe weiter, damit diese ihre Arbeit aufnimmt. Das Pumpenrad beginnt zu rotieren und das Wasser wird durch die Leitung zum Wasserhahn gefördert. Durch den unkomplizierten Aufbau sind Tauchpumpen vergleichsweise günstig und werden vor allem in einfacheren Wohnmobilen bis zur Mittelklasse verbaut. Unbedingt zu vermeiden ist ein Trockenlaufen der Pumpe über einen längeren Zeitraum, weil ein Hahn unbemerkt geöffnet wird. Schnell kann die Pumpe überhitzen und im schlimmsten Fall droht ein Totaldefekt.

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Die Truma Combi-Heizung umfasst einen Wassertank und die erwärmte Luft strömt durch vier Ausgänge in den Innenraum.

Deutlich robuster sind die aufwendigeren Druckwasser- oder Membranpumpen. Sie werden außerhalb des Tanks installiert und, ähnlich wie die Wasserinstallation zu Hause, durch den Wasserdruck gesteuert. Sobald ein Wasserhahn geöffnet wird, fällt der Wasserdruck in der Leitung ab und der in der Pumpe integrierte Druckschalter startet den Motor. Eine Verkabelung zwischen Armatur und Pumpe ist daher nicht notwendig. Membranpumpen zeichnen sich durch ihre hohe und gleichmäßige Förderleistung aus. Sie halten bedeutend länger als Tauchpumpen, sind dafür aber auch deutlich teuer. Achtung: Auch bei einem Leck in der Leitung fällt der Druck im System ab und die Pumpe nimmt ihre Arbeit auf. Grundsätzlich sollten Tauchpumpen daher über Nacht sowie bei längerer Abwesenheit über den separaten Schalter am zentralen Bedienpanel ausgeschaltet werden, um eine unbemerkte Flutung des Innenraums zu vermeiden.

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Blick in das Kompaktbad eines Teilintegrierten

Warmwasseraufbereitung

Damit warmes Wasser aus dem Wasserhahn läuft, muss ein Warmwasserbereiter zwischengeschaltet werden. Zur Auswahl stehen verschiedene Varianten, je nachdem wie viel Wasser benötigt wird, wie schnell es zur Verfügung stehen und welcher Energieträger genutzt werden soll. Boiler funktionieren wahlweise mit Strom, Gas oder im Mischbetrieb. Besonders komfortabel sind Kombigeräte, wie die weit verbreitete Truma Combi, die einen Warmwasserboiler und eine Warmluft-Gebläseheizung in nur einem Gerät beherbergt. Beim Heizungsbetrieb im Winter wird sowohl das Wasser wie auch die Luft erwärmt. Im Sommer wird nur das Wasser erhitzt. Zusätzlich zum Gasbetrieb können Wasser und Luft beim Anschluss an den Landstrom ausschließlich oder zur Unterstützung über die 1 800 W starken Elektro-Heizstäbe erwärmt werden. Das Fassungsvermögen der angebotenen Boiler beträgt zwischen 5 und 15 Liter. Dabei reicht eine kleine 5-Liter-Therme für die tägliche Katzenwäsche und das Zähneputzen mit warmem Wasser. Wünschen Sie dagegen auch warmes Wasser zum Duschen, so benötigen Sie einen größeren Boiler mit einem Fassungsvermögen ab 10 Liter.

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FROSTWÄCHTER

Dieses automatische Ventil schützt die Wasserinstallation vor Frostschäden und ist meist in Heizungsnähe verbaut. Es öffnet selbstständig bei einer Temperatur von 3 °C, damit der Boiler entleert wird. Im Winter sollte das Fahrzeug daher vor dem Einfüllen des Frischwassers geheizt sein. Sonst löst der Frostwächter aus und das Wasser läuft gleich wieder unten aus dem Fahrzeug heraus. Schließen lässt sich das Ventil erst ab einer Temperatur von etwa 7 °C. Dazu drehen Sie zunächst den blauen Drehknopf oben, bis er parallel zum Wasseranschluss steht und einrastet. Anschließend drücken Sie den blauen Knopf auf der Gehäuserückseite, um das Ablassventil zu schließen.

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Achten Sie auf gute Zapfstellen, um Keimen keine Chance zu geben.

Frischwasserversorgung

Rund 80 % der Reisekrankheiten sind laut Weltgesundheitsorganisation auf verunreinigtes Trinkwasser zurückzuführen, denn Erreger im Wasser können zu Durchfall oder schlimmeren Erkrankungen führen.

Punkt Nummer eins in Bezug auf gute Wasserqualität an Bord ist die kritische Auswahl der geeigneten Zapfstelle. Machen Sie im Zweifelsfall lieber einen großen Bogen um dreckige Wassersäulen und warten Sie mit dem Wassernachfüllen lieber, bis Sie eine vertrauenerweckende Installation gefunden haben.

Als sichere Quelle, um sauberes Trinkwasser zu bunkern, eignen sich vor allem Camping- und Stellplätze. Weitere mögliche Anlaufstellen, um (teilweise gegen ein kleines Entgelt) Frischwasser zu zapfen, bieten Tankstellen, Gaststätten und auch Friedhöfe. In Südeuropa gibt es in kleineren Dörfern oftmals noch einen Trinkwasserbrunnen im Ortszentrum.

Auf Campingplätzen ist die Wasserversorgung üblicherweise im Übernachtungspreis inbegriffen, an den Ver- und Entsorgungsstationen auf Stellplätzen zapft man das Frischwasser meist an einem Münzautomaten – meist gibt es 100 Liter für 1 €.

Das Frischwasser wird über einen Einfüllstutzen außen am Wohnmobil eingefüllt. Er liegt hinter einem abschließbaren Stopfen bzw. einer Serviceklappe. Beim Tankstopp im Ausland sollten Sie es tunlichst vermeiden, dem Tankwart den Schlüssel für den Frischwasser-Einfüllstutzen auszuhändigen, um eine Verwechslung mit dem Dieseltank auszuschließen. Der Frischwassertank eines Wohnmobils hat je nach Modell ein Fassungsvermögen zwischen 80 und 150 Liter. In Campingbussen sind meist kleinere Tanks mit einem Volumen um die 50 Liter verbaut, in den Wohnmobilen jenseits der 3,5-Tonnen-Grenze finden sich oftmals riesige 200 Liter fassende Frischwassertanks.

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Bei räumlicher Trennung von Ver- und Entsorgung ist eine Verwechslung nahezu ausgeschlossen.

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Kombisäulen sind dagegen nicht optimal.

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VORSICHT, ÜBERGEWICHT!

Ein üppiger Wassertank bringt ein hohes Maß an Autarkie, in gefülltem Zustand aber auch ein enormes zusätzliches Gewicht auf die Waage. Oftmals werden große Tanks daher mit einer sogenannten Fahrstellung ausgestattet, bei der über ein spezielles Ablassventil nur zwischen 20 und 50 Liter im Tank verbleiben. Durch diesen „Kniff“ erzielen die Hersteller ein geringeres Fahrzeug-Leergewicht und können eine höhere Zuladung in den technischen Daten angeben. Bei längeren Strecken wie bei der An- oder Abreise ist es letztendlich aber in jedem Fall sinnvoll, den Tank für die Fahrt nur mit so viel Wasser wie nötig und erst am Urlaubsort voll zu befüllen, da das geringere Gewicht natürlich auch den Spritverbrauch senkt.

Grundsätzlich empfiehlt es sich, die vorhandenen Schläuche an einer Frischwasserzapfstelle zu meiden, da man nicht sicher sein kann, wozu diese von vorherigen Nutzern bereits verwendet wurden. Leider sieht man immer wieder unwissende (oder ignorante?) Camper, die mit dem Frischwasserschlauch die Toilettenkassette spülen.

Zur Grundausstattung eines Wohnmobils gehört daher ein Frischwasserschlauch aus Gummi oder Polyethylen, der im Idealfall trinkwassergeeignet, in jedem Fall aber PVC-frei sein sollte. Ein normaler, handelsüblicher Gartenschlauch erfüllt diese Kriterien in der Regel nicht!

Bei einem klaren Schlauch lassen sich Verunreinigungen besser erkennen und ein möglichst großer Durchmesser erlaubt eine rasche Betankung – ein Vorteil, der sich insbesondere an Automaten mit zeitgesteuerter Wasserabgabe auszahlt. Einziger Nachteil ist der höhere Platzbedarf.

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Ein langer Schlauch, der vielleicht auch einmal auf dem Boden gelegen hat oder längere Zeit in der Sonne liegt, bietet Bakterien ein willkommenes Biotop. Außerdem besteht die Gefahr, dass weniger erfahrene Camperkollegen den Schlauch zum Spülen in ihre Fäkalienkassette gesteckt haben.

Zusätzlich sehr zu empfehlen sind Hahnstücke mit unterschiedlichen Gewinden (1“, ½“, ¾“), um für verschiedene Wasserhahngrößen gewappnet zu sein.

Als gute Alternative und Ergänzung dazu eignet sich eine Gießkanne, die zudem gute Dienste leistet, wenn die Wasserzapfstelle außerhalb der Schlauchreichweite liegt oder die Anschlüsse nicht passen. Bei längeren Aufenthalten auf Camping- oder Stellplätzen mit zentraler Wasserversorgung spart man sich zudem ein Bewegen des Fahrzeugs, da man das Wasser einfach mit der Kanne transportieren kann. Besonders komfortabel sind spezielle Frischwasser-Einfüllkannen aus lebensmittelechtem Polyethylen aus dem Campinghandel. Deren Ausgießtülle ist mit einem Entlüftungskanal ausgestattet, sodass das Wasser problemlos herausfließen kann.

Unabhängig davon, mit welchem Hilfsmittel Sie den Frischwassertank befüllen, schadet es in keinem Fall, den Hahn zunächst voll aufzudrehen und das Wasser etwas laufen zu lassen. So können stehende Wasserreste abfließen und Leitung sowie Schlauch werden gut durchgespült und die Keimbelastung wird deutlich reduziert.

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Trinkwasserschlauch und ein Satz Kupplungen sollten immer an Bord sein. Nach dem Wasserzapfen unbedingt das Restwasser aus dem Schlauch entfernen, um einer Verkeimung vorzubeugen.

Trinkwasserkonservierung und Trinkwasseraufbereitung

Wasser ist das am stärksten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland und wenn Sie sich an einem hiesigen Camping- oder Stellplatz mit Frischwasser versorgen, können Sie darauf vertrauen, dass das Wasser Trinkwasserqualität hat, sofern es an der Zapfstelle nicht anders angegeben ist. Auch in den meisten anderen mittel- und nordeuropäischen Ländern hat das Leitungswasser eine hohe Qualität. Die regelmäßige Überwachung greift aber nur bis zum Hahn an der Zapfstelle. Als nicht steriles Naturprodukt kann selbst das beste Wasser verderben. Gerade bei hohen Temperaturen im Sommer finden Keime und Erreger im Trinkwassersystem des Wohnmobils hervorragende Bedingungen vor und können hohe Konzentrationen erreichen, die gesundheitsgefährlich werden. Grund zur Panik besteht aber nicht, und wenn einige grundlegende Regeln beachtet werden, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen, lassen sich Keime im Frischwassertank zuverlässig vermeiden.

In vielen süd- und osteuropäischen Ländern wird Leitungswasser dagegen standardmäßig stark gechlort. Das ist bei richtiger Dosierung zwar nicht gesundheitsschädlich, wirkt sich aber negativ auf den Geschmack aus. Je nach Reiseregion kann es daher sinnvoll sein, für die Trinkwasserversorgung auf industriell abgefülltes Wasser aus dem Supermarkt zurückzugreifen und das Wasser aus dem Tank im Wohnmobil nicht zu trinken.

Trinkwasserkonservierung durch Silberionen

Wenn Sie Ihren Tank wie unter „Regelmäßige Tankreinigung“ (siehe Seite 123) beschrieben regelmäßig reinigen, in (Nord-)Europa unterwegs sind und einen regelmäßigen Wasserdurchsatz haben und alle paar Tage sauberes Frischwasser tanken, brauchen Sie im Prinzip nichts weiter zu tun und können getrost auf den Zusatz von Chemikalien verzichten. Allerdings gilt: Je länger das Wasser im Tank verweilt, desto größer wird die Gefahr einer Verkeimung. Wenn Sie Wohnmobil oder Caravan nur gelegentlich nutzen und nicht jedes Wochenende damit unterwegs sind, ist es sinnvoll, die Keimvermehrung durch Zugabe eines chemischen Zusatzes zu stoppen.

Die Wirksamkeit der Mittel für die Trinkwasserkonservierung im Campingmobil beruhen in der Regel auf der Basis von Silberionen. Es gibt entsprechende Produkte unter vielen Namen im Handel, so zum Beispiel Micropur Classic von Katadyn, Purosil von Multiman, Certisil argento oder Aqua Clean von Yachticon. Die Präparate werden in Tablettenform, als Pulver und als Flüssigkonzentrat angeboten. Es braucht lediglich in der richtigen Dosierung dem Trinkwasser zugesetzt werden und innerhalb einer Einwirkzeit von etwa zwei Stunden werden Pilze, Viren und Bakterien inaktiviert und das Wasser vor Wiederkeimung geschützt, sodass es für einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten frisch bleibt.

Silberionen sind in geringer Konzentration für den gesunden menschlichen Organismus unbedenklich und wurden schon in der Antike zur Wasserkonservierung eingesetzt. Auch wenn Produkte auf Silberbasis seit der jüngsten Novelle der Trinkwasserverordnung nicht mehr für die Aufbereitung von Wasser zulässig sind, sind diese ohne Probleme im Campingfachhandel erhältlich und dürfen durch Endverbraucher auch nach wie vor zur Aufbereitung des eigenen Trinkwassers beim Camping angewendet werden, aber beispielsweise nicht bei der gewerblichen Vermietung eines Wohnmobils.

Einen dauerhaften Langzeitschutz ohne zusätzlichen Arbeitsaufwand versprechen Produkte, die einfach in den Frischwassertank gelegt oder gehängt werden. So sparen Sie sich beim Wasserzapfen das Hantieren mit einem Messbecher, um die richtige Menge an Konservierungsmittel entsprechend der Bedienungsanleitung zu dosieren, da bei jeder Tankbefüllung jeweils die exakte Menge an benötigten Silberionen selbstständig aus dem Trägermaterial gelöst wird. Problem dabei: Das funktioniert nicht immer. Laut einer Analyse, die das Institut SGS Fresenius 2018 im Auftrag von Auto Bild ausführte, wirkte nur das Silbernetz von WM-Aquatec. Andere Produkte wie eine Silberkugel oder ein Silberstick setzten nicht genug Silberionen frei und das Wasser im Tank verkeimte.

Wasserdesinfektion mit Chlor

Voraussetzung für die Wirksamkeit von chemischen Zusätzen auf Silberbasis ist die Verwendung von sauberem Wasser. Sie wirken dagegen nicht desinfizierend und sind nicht in der Lage, bereits verunreinigtes Wasser zu säubern. Bei Fernreisen in Länder mit unzureichender Trinkwasserversorgung oder der Wasserentnahme aus zweifelhaften Quellen wie Zisternen oder Brunnen ist ein Zusatz zur Trinkwasserdesinfektion (meist auf Chlorbasis) nötig, um gesundheitliche Probleme durch verunreinigtes Trinkwasser zu vermeiden. Da die Chlorbehandlung nur wenige Tage vorhält, kommen meist Kombipräparate zum Einsatz, die die Vorteile der beiden Substanzen Chlor und Silber kombinieren und das Trinkwasser sowohl desinfizieren wie auch vor einer Wiederverkeimung schützen. Handelsübliche und weit verbreitete Produkte sind z. B. Aqua Clean Quick von Yachticon, Micropur Forte von Katadyn oder Chlorosil von Multiman. Wie man sieht, unterscheiden sich die Namen der Produkte mit und ohne Chlor manchmal nur geringfügig. Deshalb beim Einkauf aufpassen, dass man das richtige Produkt erwischt.

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Ver- und Entsorgungsstation an einem Stellplatz an der portugiesischen Algarveküste

Keimfrei ohne Chemie

Abkochen ist die einfachste und bekannteste Variante, um keimfreies Wasser ohne den Einsatz von Chlor oder anderen Chemikalien zu erhalten. Das Verfahren ist ohne Zweifel sehr wirkungsvoll und im Notfall eine gute Möglichkeit, um Trinkwasser zu erhalten, das man bedenkenlos verwenden kann. Leider ist es aber auch energieintensiv und sehr umständlich, da das Wasser mindestens zehn Minuten lang sprudelnd kochen sollte.

Deutlich weniger Energie verbraucht die Trinkwasserdesinfektion durch UV-Licht. Die kurzwellige, ultraviolette Strahlung schädigt das Erbgut der Mikroorganismen und tötet so Bakterien und Keime wirkungsvoll ab, versprechen die Hersteller der meistens für den Hauseinsatz gedachten Geräte. Es gibt aber auch Geräte für Wohnmobilisten von den Firmen Purion und vom Camping-Wasserversorgungsspezialisten Reich. Reich hat zwei unterschiedliche UV-Clean-Entkeimungsgeräte im Angebot. Während die Variante mit Tauchstrahler (ca. 450 €) im Wassertank versenkt wird und sich alle vier Stunden für 15 Minuten einschaltet, wird das Durchflussgerät mit Puritec Strahler (ca. 700 €) zwischen Wassertank und Wasserhahn installiert und ein Durchflusssensor schaltet den UV-Strahler ein, sobald Wasser entnommen wird, solche Geräte bietet auch die Firma Purion in verschiedenen Größen an. Damit der Tauchstrahler funktioniert, sollte der Tank aber relativ klein und vor allem relativ kompakt ohne versteckte Ecken und Enden gestaltet sein, sonst erreicht die UV-Strahlung diese Bereiche nicht. Leitungen sind auch so nicht vor dem Verkeimen geschützt. Die Durchflussgeräte dagegen garantieren keinen keimfreien Tank. Um das klassische Sauberhalten der Wasseranlage kommt man auch mit diesen relativ teuren technischen Geräten nicht herum. Generell: Tests haben wir zu einzelnen Geräten nicht durchgeführt, können also über die Wirksamkeit der einzelnen Verfahren nur Vermutungen äußern.

Wasserfilter fürs Wohnmobil

Sowohl Abkochen wie auch Chemiezusatz oder Bestrahlung mit UV-Licht helfen nur gegen Bakterien. Schwebstoffe, giftige chemische Inhaltsstoffe oder schlechten Geschmack dagegen lassen sich damit nicht beseitigen. Bei Fernreisen mit Expeditionscharakter, auf denen „unsicheres“ Wasser aus Bächen, Seen oder Brunnen entnommen werden muss, sind daher Wasserfilter gefragt, um unbedenkliches Trinkwasser zu erhalten. Auch sind Filter gut für Allergiker geeignet, für die eine Aufbereitung von Trinkwasser mit Silberionen zur Konservierung beziehungsweise Chlor zu Desinfektion aus gesundheitlichen Gründen nicht infrage kommt. Zusätzlich sind Filter in der Lage, den Chlorgeschmack des Leitungswassers in südlichen Gefilden zu beseitigen.

Die grundsätzliche Funktionsweise eines Filters ist schnell erklärt. Am Einlass wird das Wasser in den Filter gepumpt und fließt durch das Filtermedium. Hier bleibt alles hängen, was nicht durch die feinen Poren des Filters passt, sodass sauberes Wasser aus dem Auslass strömt.

Entscheidend für die Wirkung des Filters ist das verwendete Filtermedium. Während feinporige Keramikeinsätze Partikel bis zu einer Größe von 0,2 µm (Mikrometer) und damit Bakterien, Viren Parasiten und Schwebstoffe zurückhalten, bleiben in der Filterstruktur von Aktivkohle sogar gelöste Stoffe hängen. Zur optimalen Reinigungswirkung werden daher oft auch unterschiedliche Materialien kombiniert.

Wasserfilter für Wohnmobile können vor oder nach dem Frischwassertank zum Einsatz kommen. Befüllungsfilter werden am Befüllungsschlauch vor dem Einfüllstutzen des Fahrzeugs montiert, sodass Verunreinigungen gar nicht erst im Tank landen. Für längere Standzeiten im Tank sollte es daher zusätzlich beispielsweise mit Chemie wie Silberionen gegen eine Wiederverkeimung geschützt werden. Je nach Modell verlängert ein Befüllfilter den Zeitbedarf beim Frischwassertanken mehr oder weniger stark. Dabei unterscheidet sich die Durchflussmenge zwischen den einzelnen Filterarten zum Teil erheblich. Während Hohlfaser-Membranfilter sich kaum auf den Wasserdurchfluss auswirken, müssen Sie bei Patronenfiltern bis zu 45 Minuten Geduld mitbringen, um einen 100-Liter-Tank komplett mit Frischwasser zu befüllen.

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Mit einem Filter lässt sich der Eintrag von Verunreinigungen in das Frischwassersystem verhindern.

Entnahmefilter werden zwischen der Pumpe am Wassertank und dem Wasserhahn installiert. So wird das Wasser erst im Moment der Entnahme gefiltert und es läuft immer sauberes Wasser aus dem Hahn. Ein solches System, das auch auf Expeditionen genutzt wird, kostet ab etwa 300 € aufwärts (z. B. water-jack assembly von Famous Water). Je nach Qualität des Ausgangswassers besteht aber die Gefahr, dass Frischwassertank und Leitungen verkeimen, sodass der Filter sich schneller zusetzt und häufiger gereinigt werden muss.

Regelmäßige Tankreinigung

Neben dem einwandfreien Zustand des eingefüllten Wassers ist ein keimfreier Wassertank die wichtigste Voraussetzung für eine gute Wasserqualität im Wohnmobil, denn in einem verunreinigten Tank verdirbt selbst das beste Trinkwasser rasch. Um gesundheitsschädliche Algen, Keime, Pilze und Bakterien loszuwerden, müssen regelmäßig einmal im Jahr – am besten vor Beginn der Campingsaison im Frühjahr – Frischwassertank und Leitungen gereinigt werden. Es ist eine Reinigung der Trinkwasseranlage in drei Schritten üblich:

1. Schritt: Zunächst rückt man dem Biofilm (d. h. dem Belag von Mikroorganismen) am besten mechanisch zu Leibe. Mit Bürste oder Topfschwamm wird der Film so aufgebrochen und beschädigt, dass ein danach eingesetztes chemisches Präparat gut wirken kann. Am besten reinigt man auch Leitungen, die man erreichen kann, mit filigranen Flaschenbürsten. Danach die Anlage ausspülen.

2. Schritt: Nun kann man ein chemisches Mittel einsetzen: Gut geeignet ist Wasserstoffperoxid (auch Aktivsauerstoff genannt). Auch Chlordioxid oder Natrium- bzw. Calciumhypochlorit haben sich in der Praxis bewährt. Zusammen mit der mechanischen Reinigung sind nach dieser einige Stunden (je nach Mittel) dauernden chemischen Behandlung die Algen und Bakterienbeläge an Innenwänden von Tank, Leitungen und Pumpe in aller Regel vollständig verschwunden. Danach das gesamte Wasser wieder an einer Service-Station ablassen und gut nachspülen.

3. Schritt: Auch wenn Kalk selbst zwar nicht gesundheitsschädlich ist, so empfiehlt sich abschließend dennoch eine Entkalkung des kompletten Frischwassersystems, um Bakterien den Nährboden zu entziehen. Gut geeignet, um Kalkablagerungen zu entfernen, ist Zitronensäure. Sie benötigen dafür keine Fertigprodukte mit weiteren Zusätzen und müssen auch nicht den Tank bis zum Rand damit auffüllen. Der Kalk setzt sich bevorzugt in den Leitungen und Auslässen ab. 100 g Zitronensäure auf etwa 20 Liter Wasser sollten reichen, um die Leitungen eines Mittelklassewohnmobils zu entkalken. Diese Menge Zitronensäure kostet in der Drogerie gekauft ungefähr 1 €. Das Zitronensäurepulver sollten Sie vor dem Einfüllen in einer kleineren Menge Wasser mischen. Ab jetzt unbedingt den Boiler auslassen. Öffnen Sie alle Hähne einmal, damit sich die saure Lösung in der gesamten Trinkwasseranlage verteilt. Dann mindestens 30 Minuten einwirken lassen. Sie können zwischendurch die Hähne noch einmal kurz öffnen und die Säure wieder einwirken lassen. Am Ende lassen Sie die Zitronensäure aus dem Frischwassertank vollständig ablaufen und spülen mit reichlich frischem Wasser nach. Erst wenn der Boiler Frischwasser enthält, darf er wieder in Betrieb genommen werden. Und weil es so naheliegt, noch ein Hinweis: Essigessenz ist nicht geeignet! Die löst zwar ebenfalls Kalk, ist jedoch zu aggressiv und kann daher auch die Dichtungen angreifen.

Sie finden im Handel auch Komplett-Sets, die alle benötigten Reinigungsprodukte für die Tankreinigung und -desinfizierung enthalten. Wer ein Wohnmobil gebraucht kauft und die Trinkwasseranlage einer Grundreinigung unterziehen will, kann auch dafür ein extra für diesen Zweck stärker dosiertes Fertigpaket kaufen. Während die „RedBox“ des Herstellers Multiman für die kontinuierliche Pflege gedacht ist, soll man mit der sogenannten „Blackbox“ des Herstellers auch stark verschmutzte Trinkwasseranlagen sanieren und regenerieren können. Unbedingt nötig sind solche recht teuren Fertigpakete nicht.

Beachten Sie bei der Reinigung unbedingt die Anleitung, Dosierung und Einwirkzeit des jeweiligen Präparates und vergessen Sie abschließend nicht, gründlich zu spülen, um die Reinigungschemikalien vollständig aus dem Trinkwassersystem zu entfernen. Selbstverständlich sollte der Tank dabei grundsätzlich nur an einer Ver- und Entsorgungsstation entleert werden (siehe Grauwasserentsorgung).

Grauwasserentsorgung

Das benutzte Wasser aus Spüle und Dusche, das sogenannte Grauwasser, fließt über Rohre in den Abwassertank. Die Fäkalien der Toilette (mehr dazu ab Seite 126) werden separat gesammelt (Schwarzwasser). Abwassertank und Fäkalientank müssen in regelmäßigen Abständen an einer Entsorgungsstelle entleert werden.

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Früher oder später ist mit jedem Wohnmobil der Stopp an einer Ver- und Entsorgungsstation angesagt.

Da ein Teil des Wassers zum Kochen verbraucht wird oder in die Toilette fließt, ist das Fassungsvermögen des Abwassertanks meist etwas geringer als das des Frischwassertanks. Wie voll der Abwassertank ist, lässt sich einfach mit einem Blick auf das zentrale Bedienpanel kontrollieren.

Grundsätzlich sollten Sie aber mit dem Entleeren nicht zu lange warten und gerade im Sommer empfiehlt sich spätestens alle drei Tage der Stopp an einer Entsorgungsstation. Bei hohen Temperaturen wird das Abwasser schnell faulig und die Gefahr von unangenehmen Gerüchen im Wohnraum steigt. Zwar sind die meisten Wassersysteme in aktuellen Mobilen standardmäßig mit einem Siphon ausgestattet, allerdings kann dieser „Geruchsverschluss“ bei Kurvenfahrten oder stärkeren Bremsmanövern trocken laufen. Achten Sie daher neben der regelmäßigen Entsorgung des Grauwassers immer auch darauf, dass sämtliche Abflüsse fest mit dem entsprechenden Stopfen verschlossen sind, damit sich kein übler Geruch aus dem Abwassertank im Inneren des Wohnmobils ausbreiten kann.

Da nicht jeder Gulli an die Kanalisation angeschlossen ist, darf das Grauwasser nur an den dafür vorgesehenen Ver- und Entsorgungsstationen (abgekürzt VE-Station) entsorgt werden. Eine solche Entsorgungsmöglichkeit findet sich praktisch an jedem Campingplatz sowie an einer Vielzahl von Stellplätzen und mitunter auch direkt an Kläranlagen. In Frankreich, Spanien und Portugal bieten zudem große Supermarktketten wie Carrefour oder Intermarché eine Ver- und Entsorgungsstation. Schnelle, unkomplizierte Hilfe bei der Suche nach der nächsten Ver- und Entsorgungsmöglichkeit im In- und Ausland bieten Smartphone-Apps wie „Park4Night“ oder „Stellplatz-Radar“ der Zeitschrift promobil.

Vollständige Tankentleerung

Wenn das Wohnmobil für längere Zeit nicht genutzt wird, sollten sowohl der Frisch- wie auch der Abwassertank und die Leitungen vollständig entleert werden. Das gilt insbesondere im Winter, um Frostschäden zu vermeiden. Der Grauwassertank kann wie gewohnt entleert werden, beim Frischwassertank gibt es meist ein separates Ablassventil oder einen Verschluss am Tankboden, der durch die Serviceöffnung des Tanks erreicht werden kann. Außerdem die Toilettenspülung nicht vergessen und, sofern vorhanden, den Frostwächter betätigen, damit der Boiler leerläuft.

Am häufigsten verbreitet für die Grauwasserentsorgung ist ein Bodengitter. Zum Entsorgen rangiert man das Wohnmobil nun, am besten mit der Hilfe einer zweiten Person zum Einweisen, so über den Bodeneinlass, dass der Auslassstutzen des Reisemobils treffgenau darüberliegt. Anschließend können Tankverschluss und Schieber geöffnet werden, um den Tankinhalt abzulassen.

Ebenfalls recht häufig anzutreffen sind Entsorgungssäulen, die mit einem breiten Schlauch und einem Metalltrichter am Ende ausgestattet sind. Dieser muss dann unter dem Ablassrohr des Reisemobils platziert werden. Je nach Tankgröße und Füllstand kann das Prozedere einige Minuten dauern und die Zeit kann gut genutzt werden, um parallel dazu den Frischwassertank wieder aufzufüllen.