Stürze entstehen nicht aufgrund einer einzigen Erkrankung, eines einzigen Krankheitssymptoms oder eines einzigen Funktionsdefizits. Lediglich dann, wenn ein Sturz durch eine Synkope (plötzlich eintretender Bewusstseinsverlust) ausgelöst wurde, ist eine monokausale Erklärung zulässig. Alle anderen Stürze sind meist durch viele Faktoren bedingt: Sie sind auf ein (nicht funktionierendes) Zusammenspiel verschiedener körperlicher Einzeldefizite und/oder Defizite des lokomotorischen Systems (Bewegungsfähigkeit) mit äußeren Einflussfaktoren zurückzuführen. Ein Sturz tritt dann ein, wenn in einer Situation mehrere Defizite nicht mehr kompensiert (ausgeglichen) werden können.
Ein sturzauslösender Faktor kann bei grenzkompensierten Defiziten, also einem gerade noch ausgleichbaren Funktionsverlust, ein zunächst nebensächlich erscheinender äußerer Einflussfaktor sein, z. B. ungünstige Bodenbeschaffenheit oder unpassendes bzw. nicht ergonomisches Schuhwerk. Die ungünstige Bodenbeschaffenheit bzw. das nicht optimale Schuhwerk ist bei einem solchen Bedingungsgefüge aber nicht als Sturzursache, sondern als Sturzanlass zu klassifizieren.
Im Nationalen Expertenstandard zur Sturzprophylaxe werden Risikofaktoren beschrieben, die in intrinsische und extrinsische differenziert werden:
Intrinsische Faktoren Dazu gehören Altersveränderungen, z. B.:
Veränderungen im Gangbild
Beeinträchtigung der Balance- und Koordinationsleistung
Beeinflussung des Sehvermögens (z. B. durch die veränderte Hell-Dunkel-Adaption)
Schmerzen
Einschränkungen durch Erkrankungen (z. B. Demenz, Rheuma, Parkinson, Osteoporose oder Apoplex)
Extrinsische Faktoren Hierzu zählen
Faktoren, die in der Umgebung der Betroffenen anzutreffen sind, z. B. nicht angemessene Milieugestaltung wie
fehlende Haltegriffe,
unzureichende Beleuchtung,
Medikamente, z. B.
Hangover nach Schlafmitteln,
speziell vorgeschriebener Einnahmerhythmus,
unangepasste Hilfsmittel, z.B.
Bremsen am Rollator lassen sich wegen Arthrose nicht betätigen,
Toilettenstuhl wackelt,
ungeeignete Kleidung und schlecht sitzendes Schuhwerk, z. B.
Schuhe können wegen der dick auftragenden Kompressionsstrümpfe nicht korrekt angezogen werden,
herunterbaumelnde Hosenträger verursachen Stolpern.
Fallbeispiel
Frau Evers leidet an einer Herzinsuffizienz und an einer unzureichenden Hell-Dunkel-Adaption des Sehenvermögens. Seit Kurzem nimmt sie ein vom Hausarzt verordnetes Diuretikum zum Abendessen ein. Bei einem nächtlichen Toilettengang stürzt sie auf dem Weg zur Toilette auf der Treppe. Eine genaue Analyse des Sturzereignisses ergibt Folgendes: Das sturzauslösende Ereignis war das Treppensteigen anlässlich eines nächtlichen Toilettenganges. Aufgrund der Dringlichkeit des Toilettenganges verzichtete Frau Evers auf das Anziehen von festen Schuhen und trug stattdessen Bettschuhe. Ebenso verzichtete sie auf das Tragen ihrer Brille. Die steile Treppe ist mit einem Handlauf versehen, die Treppenstufen sind abgenutzt und die Beleuchtung ist unzureichend.
Im Fallbeispiel liegen mehrere intrinsische und extrinsische Risikofaktoren vor. Als intrinsische Faktoren wären die nicht kompensierte Beeinträchtigung des Sehvermögens und das Ausscheidungsverhalten zu nennen. Als extrinsische Faktoren kommen Umgebungsgefahren (unzureichende Beleuchtung, abgenutzte Treppenstufen), die Medikation und unangemessenes Schuhwerk infrage. Zwischen intrinsischen und extrinsischen Faktoren besteht insofern ein Zusammenhang, als das Ausscheidungsverhalten durch die Verordnung eines Diuretikums (iatrogener Faktor) beeinflusst wurde. Inwieweit der problematische Einnahmezeitpunkt (am Abend) auf mangelhafte Aufklärung zurückzuführen ist, wäre zusätzlich zu hinterfragen.
Merke
Extrinsische Einflussfaktoren werden oft als Sturzauslöser wirksam, intrinsische Risikofaktoren sind aber die eigentliche Sturzursache!
Zur Erhebung sturzassoziierter Merkmale empfiehlt sich ein einheitliches, standardisiertes Schema, das die relevanten Parameter erfasst. Dieses Schema kann aus Gründen der Vereinfachung dahin gehend ergänzt werden, dass die Pflegeperson zusammen mit dem Sturzrisiko zugleich diejenigen Merkmale erfasst, die zu einem höheren Sturzfolgerisiko führen.
Eine Schematisierung sollte aber nicht so weit gehen, dass Erhebungsbögen eingesetzt werden, in denen ausschließlich Ja/Nein-Fragen anzukreuzen sind. Eine derartige Vereinfachung ist nicht zulässig, weil die Mehrzahl der sturzassoziierten Merkmale einen höchst unterschiedlichen Ausprägungsgrad aufweisen können und insofern möglichst konkret beschrieben werden sollten. Es reicht z. B. nicht aus, ärztliche Diagnosestellungen unreflektiert zu übernehmen, ohne die Symptome konkret zu beschreiben; schließlich gibt die Diagnosestellung noch keine Auskunft über Stadium oder Schweregrad einer Erkrankung.
Das Formular zur Sturzrisikoerfassung (nach DNQP 2013) lässt deshalb Raum für detaillierte Beurteilungen ( ▶ Abb. 11.42). Ebenso kann die Pflegende in diesem Formular die empfohlenen Interventionsmaßnahmen beschreiben.
Einschätzung des Sturzrisikos.
Abb. 11.42 Das Formular zur Sturzrisikoerfassung erfasst intrinsische und extrinsische Faktoren zunächst im Ankreuzverfahren (nach DNQP 2013). Dann dokumentiert die Pflegeperson eine zusammenfassende Beurteilung sowie Interventionsmaßnahmen.
(Abb. nach: Köther I. Altenpflege. Thieme; 2016)
Sturzrisikofaktoren lassen sich durch gezielte Diagnostik erkennen und Maßnahmen können gezielt eingesetzt werden, sodass im Ergebnis das Sturzrisiko sinkt. Durch gezielte präventive Maßnahmen kann zusätzlich das Sturzfolgerisiko, d. h. das Ausmaß der sturzbedingten Verletzungen, günstig beeinflusst werden.
Die Wirksamkeit von Sturzpräventionsprogrammen konnte belegt werden. Das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege verweist darauf, dass im häuslichen Bereich die Sturzrate durch geeignete Interventionsprogramme gesenkt werden konnte (DNQP 2013). Interventionsprogramme in stationären Einrichtungen führen zu ähnlich positiven Ergebnissen. Pflegedienste mit einem hohen Qualitätsanspruch müssen auf der Basis dieser Erkenntnisse gezielte und nicht nur sporadische und fragmentarische Präventionsbemühungen unternehmen.
Merke
Die pflegerischen Maßnahmen zur Sturzprävention konzentrieren sich auf das Trainieren von lokomotorischer Kompetenz (den Gang betreffend), das Ausschalten von extrinsischen Risikofaktoren sowie den Einsatz geeigneter Hilfsmittel ( ▶ Abb. 11.43).
Betten machen.
Abb. 11.43 Um einen Sturz zu verhindern, setzt die Pflegeperson ihren eigenen Körper ein.
(Foto: P. Blåfield, Thieme)
Ein zentrales Element der Sturzprävention ist das Training der lokomotorischen Kompetenz. Sie beruht neben der Kraft gleichermaßen auch auf den Komponenten Ausdauer, Balancefähigkeit und Schnelligkeit. Diese 4 Komponenten müssen gleichermaßen gezielt trainiert werden.
Bei alten Menschen tritt durch natürliche Abbauprozesse, aber oftmals auch durch alterstypische Erkrankungen, eine Beeinträchtigung verschiedener Komponenten des posturalen Systems auf. Das bedeutet, entgegen der Schwerkraft eine aufrechte Körperposition einnehmen zu können. Neben altersbedingten Seheinschränkungen und der alterstypischen Abnahme der Nervenleitgeschwindigkeit ist in diesem Zusammenhang besonders die herabgesetzte Kraft durch den Verlust von Muskelmasse bedeutsam. Dieser Verlust an Muskelsubstanz führt zwangsläufig zu folgenden Erscheinungen:
Kraftverlust
Verminderung der Ausdauer
Verminderung der Schnellkraft
Zusammen mit der Einschränkung von Beweglichkeit, Koordination und Balancevermögen führt dieser Prozess unweigerlich dazu, dass die Fortbewegungskompetenz eingeschränkt und damit das Sturzrisiko erhöht ist.
Die altersbedingte Abnahme der Muskelmasse und der damit einhergehende Kraftverlust sind aber kein unabänderliches, naturgesetzliches Schicksal. Vielmehr lässt sich die Leistungsminderung durch gezielte Trainingsmaßnahmen aufhalten und bei untrainierten Menschen sogar umkehren. Auf diese Weise kann letztlich sogar ein Leistungszuwachs eintreten.
Merke
Die Skelettmuskulatur ist in jedem Lebensalter trainierbar. Gezieltes Training kann den Verlust von Muskulatur auch im hohen Alter aufhalten und sogar umkehren!
Die einzig wirksame Methode, körperliche Leistungsfähigkeit und Fortbewegungskompetenz des älter werdenden Menschen zu erhalten, ist körperliches Training.
Aktive Lebensweise Gezielte Trainingsaktivitäten in der Gruppe oder in Form eines Einzeltrainings sollten dabei durch eine aktive Lebensweise und die Integration muskulärer und motorischer Aktivitäten in Alltagsaktivitäten ergänzt werden. Hierzu zählen z. B.:
„Inaktivitätsfallen“ meiden (z. B. Rolltreppen, Laufbänder, Aufzüge).
Kurze Wegstrecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad statt mit dem Pkw bewältigen (z. B. zum Einkaufen).
Motorisch anspruchsvolle Hobbys ausüben (z. B. Tanzen, Wandern, Schwimmen, Gartenarbeit).
Auf technische Hilfsmittel selektiv verzichten (z. B. ein normales Fahrrad anstatt eines Elektrobikes fahren).
Neben der Verbesserung der lokomotorischen Kompetenz erzielt planvolles körperliches Training noch zusätzliche positive Effekte, die ebenfalls bei der Sturzprävention bedeutsam sind:
Stabilisierung der Knochenmasse
erhöhte Stoffwechselaktivität
Stärkung der Herztätigkeit
verbesserte Lungenfunktion
vermehrte Bildung roter Blutkörperchen
Stärkung der Skelettmuskulatur
entlastete Wirbelsäule
günstiger Einfluss auf die Psyche
Merke
Sinnvolle, ausgewogene Trainingsleistungen verbessern nicht nur die lokomotorischen Fähigkeiten. Sie haben zusätzlich folgende Effekte:
Eine Reihe anderer sturzassoziierter Merkmale wird positiv beeinflusst.
Das Sturzfolgerisiko bei Osteoporose wird verringert.
Es gibt zahlreiche Trainingsprogramme, die sowohl in der Gruppe als auch als Einzeltraining durchgeführt werden können ( ▶ Abb. 11.44).
Training der lokomotorischen Kompetenz.
Abb. 11.44 Es werden Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Balancevermögen trainiert (a–b).
(Foto: K. Oborny, Thieme)
Bei der Auswahl eines geeigneten Trainingsprogramms sollten folgende Aspekte beachtet werden:
Das Training soll die Komponenten Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Balancevermögen gleichermaßen berücksichtigen.
Die einzelnen Übungen sollten ohne großen apparativen und logistischen Aufwand überall durchgeführt werden können.
Die Übungen sollten je nach Trainingsfortschritt modifiziert werden können. Hier bieten sich z. B. Gewichtsmanschetten zur Intensivierung an.
Aktuelle Untersuchungen haben gezeigt, dass darüber hinaus auch Programme, die mehrere Komponenten wie z. B. körperliche Übungen, Anpassung der Medikation, der Ernährung und der Umgebung, Förderung der Kontinenz oder den Einsatz von assistiven Technologien fokussieren, ebenfalls Einfluss auf die Sturzhäufigkeit haben können (Goodwin et al. 2014).
Die meisten Stürze finden innerhalb der eigenen Wohnung statt. Der Grund dafür sind u. a. versteckte Gefahrenquellen. Es gilt hier, die Umgebungsbedingungen an die Bedürfnisse älterer Personen anzupassen, die Gefahrenquellen zu erkennen und zu beseitigen.
Oftmals können ältere Menschen nur schwer akzeptieren, dass ihre Wohnung verändert oder dass etwas entfernt wird. Deshalb erfordert es von Angehörigen oder Pflegenden Einfühlungsvermögen und Feingefühl bei der Anpassung der Wohnung. Bewährt hat sich: nichts wegnehmen, sondern etwas hinzufügen. So lässt sich z. B. die hochstehende Teppichkante des vertrauten und geschätzten Läufers mit Teppichklebeband am Boden fixieren oder eine im Raum liegende Telefonleitung mit Klammern am Zimmerrand befestigen.
Praxistipp
Nichts wegnehmen, sondern etwas hinzufügen, das die Sicherheit erhöht, lautet die Devise bei der Wohnumfeldgestaltung.
Merke
Nicht der eigentliche Sturz führt zu Komplikationen (z.B. einer Fraktur), sondern vielmehr sind es die Folgen des Aufpralls. Daher reicht es nicht aus, Stürze zu verhindern, vielmehr müssen auch die Folgen des Aufpralls minimiert werden.
Protektoren können zwar Stürze nicht vermeiden. Sie können aber im Falle eines Sturzes die Sturzfolgen bzw. die Folgen des Aufpralls mildern und dabei einen gewissen Schutz vor der zu Recht gefürchteten Schenkelhalsfraktur bieten (Hüftprotektoren).
Ihr Wirkungsprinzip beruht darauf, dass der Protektor die beim Sturz auftretende Bewegungsenergie absorbiert und damit abmildert. Außerdem wird die Bewegungsenergie umgelenkt und möglichst großflächig auf das Gewebe verteilt. Die Wirksamkeit von Hüftprotektoren wurde in zahlreichen Studien belegt (z. B. Parker et al. 2003).
Die im Fachhandel angebotenen Protektoren unterscheiden sich in Preis, Materialbeschaffenheit und Trageeigenschaften. Manche Protektoren sind in die Unterwäsche eingearbeitet, andere werden in taschenförmige Aussparungen der Unterwäsche eingeschoben ( ▶ Abb. 11.45).
Hüftprotektoren.
Abb. 11.45 a Hüftprotektor sowohl für Männer als auch für Frauen. b Hüftprotektor, der das einfache Wechseln von Inkontinenzmaterialien erlaubt.
(Abb. von: Rölke Pharma GmbH, Hamburg)
Ein Problem ist oft, dass die sturzgefährdeten Personen das Tragen der Protektoren nicht akzeptieren. Besonders Menschen mit Demenz können den Sinn des Protektors nicht verstehen und empfinden ihn als störend. Bei ihnen sollte bei der Produktwahl darauf geachtet werden, dass der Protektor maximalen Tragekomfort bietet.
Bei der Wahl des Protektors sollte auch darauf geachtet werden, dass das Aus- und Anziehen der Unterkleidung bei Toilettengängen nicht erschwert werden. Dies kann besonders bei Kontinenzproblemen ein entscheidendes Kriterium für die Akzeptanz des Protektors sein. So kann dann beispielsweise ein offenes Modell eines Hüftprotektors mit ausgespartem Schritt gewählt werden.
Praxistipp
Die Verwendung von Protektoren ist dann zu empfehlen, wenn neben einem erhöhten Sturzrisiko ein deutlich erhöhtes Sturzfolgerisiko (Osteoporose, Blutgerinnungsstörung) gegeben ist. Leider tragen die Kassen im Regelfall die Kosten für Protektoren nicht.
Prävention und Gesundheitsförderung
Interventionsschritte der Pflege
Christoph S. Nies
Sich zu bewegen nimmt für den Menschen eine zentrale Bedeutung hinsichtlich des Wohlbefindens und der körperlichen Gesunderhaltung ein, da für die Gestaltung des eigenen Lebens die Bewegungsfähigkeit eines Menschen eine grundsätzliche Voraussetzung darstellt. Ob bei Kontaktaufnahme mit unserer physischen Umwelt oder dem Pflegen sozialer Kontakte: Bewegung – in den unterschiedlichsten Ausprägungen – ist immer Teil der Lebensgestaltung.
Die Gestaltung des eigenen Lebens ist eng verbunden mit dem Streben nach Selbstständigkeit, die im Verwirklichen der eigenen Lebensvorstellung starken Einfluss auf das Wohlbefinden eines Menschen nimmt. Neben dem positiven Effekt der Bewegung auf unser psychisches Wohlbefinden dient Bewegung auch direkt der physischen Gesunderhaltung eines Menschen, z. B. über den positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System.
Es wird am Genannten deutlich, dass das Bewegen eines Menschen an sich ausgeprägten gesundheitsförderlichen Charakter hat und damit als zentraler Bezugspunkt pflegerisch-gesundheitsförderlicher Interventionen zu sehen ist (z. B. über die ▶ Umsetzung des Konzeptes der aktivierenden Pflege). Auch für den Bereich der pflegerischen Prävention ist das „Sich-bewegen-Können“ eines Menschen von immenser Bedeutung. Eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit zieht meist einen erhöhten Pflegebedarf, verbunden mit Selbstständigkeitsverlust, nach sich. Die immense ▶ Bedeutung der körperlichen Aktivität im Alter für die funktionale Gesundheit und eine entsprechende Selbstständigkeit in den ATL wurde bereits in Studien nachgewiesen.
Eine präventiv ausgerichtete Pflege muss Risikofaktoren für Störungen der Bewegungsfähigkeit erkennen und geeignete Interventionen einleiten. Durch den intensiven Kontakt zum Pflegeempfänger ist gerade die Pflege dafür prädestiniert, Risikofaktoren und auch Störungen in der Bewegungsfähigkeit frühzeitig zu erkennen und darauf abgestimmt zu intervenieren. Dies geschieht auf den verschiedenen Ebenen der Prävention.
Der Interventionsschritt der Tertiärprävention spielt für die ATL „Sich bewegen“ eine besonders hervorzuhebende Rolle, da ausgeprägte Störungen der Bewegungsfähigkeit sehr viele Folgeerkrankungen nach sich ziehen können (z. B. Thrombosen, Pneumonien, Dekubitus). Diesen gilt es, präventiv-pflegerisch mittels der jeweiligen Prophylaxen zu begegnen. ▶ Tab. 11.8 zeigt mögliche Interventionen der pflegerischen Gesundheitsförderung und Prävention bezüglich der ATL „Sich bewegen“ anhand der Interventionsschritte ▶ Gesundheitsförderung, Primärprävention, Sekundärprävention und Tertiärprävention.
Gesundheitsförderung |
Primärprävention |
Sekundärprävention |
Tertiärprävention |
Interventionen |
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Interventionszeitpunkt |
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Gesundheitszustand (kein Selbstpflegedefizit im Bereich des Bewegens) |
erkennbare Risikofaktoren (Gefahr der Entstehung eines Selbstpflegedefizits im Bereich des Bewegens) |
beginnende pathologische Veränderungen (mit Selbstpflegedefizit im Bereich des Bewegens einhergehend) |
ausgeprägte pathologische Veränderungen (mit Selbstpflegedefizit im Bereich des Bewegens einhergehend) |
Zielgruppe |
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Interventionsorientierung |
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salutogenetische Ausrichtung (Förderung) |
pathogenetische Ausrichtung (Vorbeugung) |
pathogenetische Ausrichtung (Korrektur) |
pathogenetische Ausrichtung (Kompensation) |
Zielsetzung |
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