Kapitel 4

Das für Sie richtige Werkzeug wählen

IN DIESEM KAPITEL

  • Ihren Arbeitsstil bestimmen
  • Ein Budget für den aktuellen und späteren Werkzeugbedarf aufstellen

Wenn Sie Holz bearbeiten wollen, brauchen Sie Werkzeuge. Wie viele und welche Werkzeuge das sind, hängt von Ihrem Arbeitsstil, Budget und den spezifischen Holzbauprojekten ab, die Sie in Angriff nehmen wollen. In diesem Kapitel werde ich Ihnen helfen, Ihren Arbeitsstil zu bestimmen und herauszufinden, welche Werkzeuge für Sie sinnvoll sind, während Sie die ersten Schritte machen und sich weiter vorarbeiten.

Ihren Arbeitsstil bestimmen

Die Wahl Ihrer Arbeitsweise wirkt sich unmittelbar auf die Art und Anzahl der Werkzeuge aus, die Sie letztendlich brauchen werden (und haben wollen). Wenn Sie beispielsweise wenig Platz haben und/oder der Geräuschpegel ein Problem ist (etwa, wenn Sie in einer Stadtwohnung leben), ist es wahrscheinlich sinnvoll, mehr oder weniger ausschließlich mit Handwerkzeugen zu arbeiten. Auf diese Weise werden Sie zwar nur langsam vorankommen, aber dafür können Sie mit Stolz auf ein Werkstück blicken, das Sie komplett von Hand gebaut haben.

Viele Hobbytischler schaffen sich irgendwann ein paar größere Maschinen, ein paar elektrische Handgeräte und eine Reihe Handwerkzeuge an, besonders, wenn sie ausreichend Platz dafür haben – zum Beispiel in einem Kellerraum oder einer Garage. (In Kapitel 7 beschreibe ich verschiedene Werkraumkonzepte und gebe Hinweise, welche Werkzeuge dazu passen.) Ihr Budget, auf das wir im folgenden Abschnitt zu sprechen kommen, und die Art Möbel, die Sie bauen möchten, haben ebenfalls Einfluss darauf, welche Werkzeuge Sie anschaffen sollten und können.

Wenn Sie beispielsweise traditionelle Windsor-Stühle bauen wollen, brauchen Sie andere Werkzeuge als für den Bau robuster Bücherregale. Am besten bestimmen Sie zunächst, welche Werkzeuge Sie für Ihren Stil brauchen, bevor Sie losziehen, um Werkzeug zu kaufen.

Schauen Sie sich Pläne für Projekte an, die Sie in Zukunft gerne verwirklichen möchten, und informieren Sie sich, welche Werkzeuge dafür empfohlen werden.

Ihr Budget festlegen

Die Bandbreite der Werkzeuge, die Sie anschaffen, hängt im Wesentlichen davon ab, wie viel Sie ausgeben können. Die Frage lautet also: »Wie viel haben Sie zur Verfügung?« (Ich warte, bis Sie Ihre Scheine gezählt haben.) Aber vielleicht ist es besser, die Sache aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Wie wäre es mit: »Wie viel kostet es, eine grundlegende Holzwerkstatt einzurichten?« In diesem Abschnitt sage ich Ihnen, welche Werkzeuge von Anfang an vorhanden sein sollten und welche Sie nach und nach anschaffen können.

Bei Holzbauprojekten kommt es nicht nur auf die Werkzeuge an (auch wenn so mancher langjährige Hobbytischler das anders sehen mag). Ihre Fähigkeiten und Ihre Vorstellungskraft sind für Ihre Projekte außerordentlich wichtig. Werkzeuge sind nur von begrenztem Nutzen. Versteifen Sie sich nicht darauf zu glauben, dass Sie ein bestimmtes Werkzeug brauchen, um etwas zu machen. Für bestimmte Aufgaben (etwa eine Holzverbindung herstellen oder eine Tischplatte leimen) gibt es fast so viele Herangehensweisen, wie es Holzwerker gibt. Manchmal führen Einschränkungen im Bereich der Werkzeuge dazu, dass man neu über ein Problem nachdenken muss und ganz neue Lösungen findet.

Widerstehen Sie der Versuchung, ein Werkzeug zu kaufen, nur weil es schick und neu aussieht. Denken Sie gründlich darüber nach, was das jeweilige Werkzeug für Sie leisten kann und ob Sie dasselbe nicht mit einem Werkzeug erledigen können, das Sie bereits haben. Manche Werkzeuge, wie die, die ich weiter hinten in diesem Kapitel in der Liste »Nützliche Extras« aufführe, sind nicht unbedingt notwendig, können aber den Arbeitsprozess beschleunigen und die Arbeit erleichtern. Manchen Leuten ist das wichtiger als die Kosten, während andere ein knapperes Budget, aber mehr Zeit und Energie haben. Nur Sie selbst (und wahrscheinlich andere wichtige Menschen in Ihrem Leben) können entscheiden, ob ein Werkzeug »notwendig« ist.

Werkzeuge für den Einstieg

Wie sieht die Grundausstattung einer Holzwerkstatt aus? Das hängt von vielen Faktoren ab. Ich zähle einfach einmal auf, was ich als Anfänger kaufen würde. (In dieser Liste befinden sich möglicherweise Werkzeuge, die Sie bereits haben, wenn Sie das eine oder andere zuhause selber machen.)

Auf alle hier aufgelisteten Werkzeuge gehe ich in den Kapiteln 5 und 6 näher ein. Hier beschränke ich mich auf eine kurze Beschreibung.

  • Rückensäge (oder: deutsche Feinsäge): Manche Leute haben viele verschiedene Handsägen, aber die Rückensäge ist die, die Sie am häufigsten verwenden. Eine gute Rückensäge leistet Ihnen über viele Jahre (wahrscheinlich sogar Jahrzehnte) gute Dienste und eignet sich für schnelle und einfache Feinschnitte. Sie ist auf jeden Fall schneller zur Hand, als man eine Tischkreissäge eingerichtet hat. Für eine gute Rückensäge müssen Sie mit einer Ausgabe von 20 bis 30 € rechnen – ein günstiger Preis für ein so nützliches Werkzeug.
  • Tischlerwinkel: Ein Tischlerwinkel ist ein preisgünstiges (10 bis 20 €) Werkzeug, das Ihnen hilft, rechtwinklige Verbindungen (90°) herzustellen.
  • Stechbeitel: Auch wenn Sie denken, dass Sie nicht ohne Elektrogeräte arbeiten werden, sollten Sie einen Vierersatz Stechbeitel zur Hand haben, um Verbindungen zu versäubern oder andere Aufgaben zu erledigen, an die Sie noch gar nicht gedacht haben. (Aber bitte öffnen Sie keine Lackdosen mit einem Stechbeitel!) Für einen Einstiegs-Vierersatz müssen Sie mit rund 20 € rechnen, hochwertigere Sets beginnen bei 50 €.
  • Kreissäge: Eine Kreissäge ist unbedingt erforderlich, wenn Sie mit Holzplatten arbeiten (Sperrholz, MDF und so weiter – mehr über Holzplatten erfahren Sie in Kapitel 2). Legen Sie die Platte draußen auf ein paar Holzböcke (siehe weiter unten) und schneiden Sie sie zu, bevor Sie sie in die Werkstatt bringen. Ihr Rücken wird es Ihnen danken. Die Ausgabe von 60–70 € für eine Säge mit Netzkabel oder 120 € für eine Akku-Säge ist jeden Cent wert.
  • Zwingen: Man kann nie genug Zwingen haben, denn ohne sie ist es sehr viel schwieriger, die einzelnen Teile von Projekten zusammenzufügen. Besorgen Sie sich Zwingen in verschiedenen Größen und planen Sie für den ersten Schwung rund 200 € ein.
  • Hammer: Wahrscheinlich haben Sie bereits einen guten Hammer, aber wenn nicht, besorgen Sie sich einen. Und wenn Sie schon dabei sind, kaufen Sie auch einen Holzhammer oder Holzklüpfel. Letzteren werden Sie für die Arbeit mit den Stechbeiteln brauchen. (Bitte bearbeiten Sie Ihre Stechbeitel nicht mit einem Metallhammer.) Rechnen Sie mit Kosten von jeweils 20 €.
  • Handbohrmaschine: Mit »Handbohrmaschine« meine ich nicht etwa diese Handkurbel-Dinger, sondern eine einfache elektrische Bohrmaschine. Wenn Sie es sich leisten können, kaufen Sie einen Akkubohrschrauber. Anständige Modelle gibt es ab etwa 80 €.
  • Stichsäge: Wenn Sie einigermaßen günstig Kurven schneiden wollen, leistet eine Stichsäge ganze Arbeit. Selbst wenn Sie sich später eine Dekupiersäge oder Bandsäge zulegen, werden Sie für einige Dinge immer noch zur Stichsäge greifen. Betrachten Sie die rund 50 bis 80 € als gute Anlage.
  • Anreißmesser oder Reißnadel: Anreißmesser oder Reißnadeln sind viel genauer als ein Bleistift und kosten nicht viel – normalerweise unter 10 €.
  • Oberfräse: Wenn Sie mit Ihren Holzprojekten beginnen, werden Sie feststellen, dass Oberfräsen zu den vielseitigsten Werkzeugen gehören. Eine gute Oberfräse macht Ihnen das Leben sehr viel leichter. Für die meisten Anwendungen reicht eine Leistung von 1.200 Watt. Oberfräsen von Markenherstellern gibt es ab etwa 150 €.
  • Exzenterschleifer: Ein Exzenterschleifer kann vielseitig eingesetzt werden, und wenn Sie keine anderen Schleifgeräte haben, wird dieses Gerät eine ganze Weile lang ausreichen. Einen guten Exzenterschleifer können Sie bereits für unter 100 € erwerben.
  • Auflagebock: Auflageböcke sind tragbare, oft klappbare Ständer, die in der Werkstatt vielseitig einsetzbar sind. Sie können sie verwenden, um große Platten zu halten, während Sie sie mit einer Kreissäge zuschneiden. Sie können eine Sperrholzplatte darüberlegen und diesen Aufbau als Montage- oder Endbearbeitungstisch verwenden. Es macht eigentlich nur Sinn, gleich zwei zu kaufen. Die Preise für Auflageböcke beginnen bei etwa 20 € und steigen je nach Zusatzfunktionen und der maximalen Belastbarkeit.
  • Maßband: Ein normales Metallmaßband (15 €) reicht für die meisten Anwendungen aus, aber ich habe auch gerne einen Kombinationswinkel (25 €) und ein Tischlerlineal (Stahlmaßstab, 25 €) für genauere Messungen zur Hand. (Mehr zum Thema Messen erfahren Sie in Kapitel 5.)
  • Nass-/Trockensauger: In Kapitel 3 spreche ich darüber, wie wichtig die Staubabsaugung für Ihre Gesundheit und Sicherheit ist. Auch wenn leistungsfähige Staubabsauger die beste Wahl sind, sollten Sie bei der Verwendung von Handwerkzeugen zunächst mit einem guten Nass-/Trockensauger zurechtkommen. Gute Nass-/Trockensauger gibt es ab etwa 100 €.
  • Werkbank: Sie brauchen eine große ebene Fläche zum Arbeiten. Dazu müssen Sie nicht unbedingt eine teure handgefertigte Werkbank kaufen, aber Sie brauchen etwas Solides und Flaches. Die meisten Leute beginnen mit einem selbst gebauten Tisch mit einer großen Sperrholzplatte. Achten Sie in diesem Fall darauf, dass die Platte zwei Schichten dick und die Basis sehr solide ist. Sie können sich Ihre Werkbank für um die 200 € aus Holz an zwei Wochenenden selbst bauen.

Das ist eine ziemlich lange Liste, die sich nach meiner Rechnung auf etwa 1200 € beläuft. Natürlich müssen Sie das nicht alles auf einmal ausgeben. Wenn Sie Sonderangebote nutzen oder gebrauchte Werkzeuge kaufen, können Sie mit viel weniger auskommen. Ich empfehle Ihnen, Ihr Werkzeugsortiment langsam aufbauen.

Weitere Werkzeuge hinzufügen

Während Sie sich als Hobbytischler weiterentwickeln, sind die folgenden Werkzeuge unter Umständen nützliche Ergänzungen Ihrer Sammlung:

  • Luftfilter: Der Feinstaub, der beim Arbeiten mit Holz entsteht, ist ein nicht minder großes Problem als die größeren Späne. Ein Luftfilter ist da eine effektive Ergänzung zum Nass-/Trockensauger. Die von der Decke hängenden Geräte kosten ab 200 €.
  • Bandschleifer: Ein Bandschleifer ist nützlich für das Schleifen flacher Oberflächen wie zum Beispiel Tischplatten. Ein Bandschleifer trägt Holz schneller ab als ein Exzenterschleifer. Das kann von Vorteil, aber auch von Nachteil sein. Man muss einen Bandschleifer vorsichtig einsetzen. Bandschleifer kosten ab 100 €, Markenschleifer überschreiten jedoch die 200-€-Grenze.
  • Zwingen: Man kann nie zu viele Zwingen haben. Nachdem Sie ein paar Projekte fertiggestellt haben, empfehle ich Ihnen, eine Bestandsaufnahme zu machen und anhand Ihrer Erfahrungen neu einzuschätzen, wie viele und welche Art von Zwingen Sie benötigen. Ergänzen Sie die Zwingen, die Sie beim Bau Ihrer Projekte gerne gehabt hätten.

Wenn nach oben alles offen ist

Wenn Sie im Geld schwimmen und sich kein Limit setzen wollen, gäbe es noch ein paar Dinge, die ich hinzufügen würde:

  • Zwingen: Richtig: noch mehr Zwingen. Sprechen Sie mir nach: »Man kann nie zu viele Zwingen haben«. Denken Sie daran, dass Zwingen Ihnen helfen, Teile zusammenzufügen, und ohne genügend Zwingen ist der Zusammenbau eines Projekts schwieriger.
  • Oszillierende Spindelschleifmaschine: Ein Spindelschleifer hat eine Spindel mit Schleifpapier, die beim Drehen auf und ab schwingt (sich bewegt). Dadurch bleibt das Schleifpapier länger sauber. Diese Maschinen eignen sich hervorragend zum Schleifen gebogener Teile, bevor man sie zusammensetzt. Dieses Werkzeug ist unverzichtbar, wenn Sie viele Möbel mit Rundungen herstellen. Eine ordentliche oszillierende Spindelschleifmaschine können Sie für knapp 200 € erwerben.

Nützliche Extras

Nachdem Sie den grundlegenden Bedarf gedeckt haben, sollten Sie sich nach einigen Werkzeugen und Vorrichtungen umsehen (Vorrichtungen sind Werkzeugzubehör; in Kapitel 7 finden Sie einige Pläne für selbst gemachte Vorrichtungen), die Ihnen das Leben erleichtern und die Holzbearbeitung beschleunigen können.

Sie sollten sehr sorgfältig darüber nachdenken, ob Sie bestimmte Werkzeuge brauchen, bevor Sie unnötiges Geld ausgeben. In diesem Abschnitt helfe ich Ihnen, einige der »Extras« zu finden, die meiner Meinung nach sinnvoll sind. Es handelt sich um Werkzeuge, die ich fast jeden Tag benutze.

  • Flachdübelfräse: Eine Flachdübelfräse wird zum Fräsen von Nuten für Flachdübel (auch Lamellos genannt; flache ovale Holzstücke, die in die Nut passen und eine Verbindung verstärken) verwendet und macht Ihnen das Leben bei der Herstellung von Tischplatten sehr viel leichter. Für eine ordentliche Flachdübelfräse müssen Sie zwischen 100 und 300 € zahlen. Dieses Werkzeug steht bei manchen Holzwerkern ganz oben auf der Liste, vor allem, wenn Sie viel von Kante zu Kante verleimen wollen (siehe Kapitel 8).
  • Taschenlochschablone (Kreg-Jig): Eine Taschenlochschablone ist ein sehr nützliches Werkzeug, wenn Sie viele Frontrahmen herstellen (die Struktur, die zum Beispiel an der Vorderseite von Kommoden und Schränken angebracht wird). Die Preise für gute, robuste Taschenlochschablonen liegen je nach Ausführung zwischen 50 und 200 €.
  • Zapfenlehre: Wenn Sie Möbel bauen wollen, die Schlitz- und Zapfenverbindungen erfordern (zum Beispiel Tische und Stühle), ist eine Zapfenlehre definitiv von Vorteil. Sie können eine solche Vorrichtung aus Sperrholz selbst herstellen oder eine robuste gusseiserne Zapfenlehre für rund 200 € kaufen.