20. Neston Park

D ie Royal Geographical Society war nicht vorbereitet auf die vielen Menschen, die sich anlässlich ihrer Sonderversammlung am 23. Juni 1863 vor dem Burlington House eingefunden hatten. An ein kleines, aus vornehmen Wissenschaftlern bestehendes, wohlerzogenes Auditorium gewöhnt, [1] sah sie sich nun plötzlich von einer gewaltigen, entschlossenen Meute überschwemmt, die im prunkvollen Gebäude am Piccadilly die Fenster zertrümmerte. Im Inneren betraten Würdenträger [2] wie der Comte de Paris und der Prince of Wales den dunkel getäfelten Hörsaal und füllten seine gestuften Reihen aus üppigen Polstersitzen. Viele würden nach dem Vortrag noch bleiben und die Zeichnungen und Proben begutachten, die man sorgfältig auf einem Tisch arrangiert hatte. Andere wären zutiefst enttäuscht, [3] weil im brechend vollen Saal kein Platz mehr war und sie vor der Tür stehen mussten, hoffend, etwas von dem zu erhaschen, was im Inneren gesprochen wurde. Von Königlichen Hoheiten bis hin zu einfachen Kaufleuten waren alle gekommen, um den hochverehrten Redner dieses Abends zu hören, John Hanning Speke.

Zwei Monate zuvor hatte Speke von Alexandria aus ein Telegramm an Murchison geschickt: »Das Nilproblem ist gelöst.« Die Worte hallten durch die Räumlichkeiten der Society und gelangten hinaus in die Welt. Die Neuigkeit verbreitete sich wie ein Lauffeuer, und als Speke und Grant schließlich in London eintrafen, hatte die Aufregung ihren Siedepunkt erreicht. »Das Jahrhunderträtsel geknackt zu haben, [4] durch Afrika gereist zu sein, dem großen Vater aller Flüsse von seiner Quelle in den Mondbergen bis zur Mündung an der Küste Ägyptens gefolgt zu sein, ist eine Großtat, welche die Namen Speke und Grant auf ewig in die Annalen geographischer Entdeckungen einschreiben wird«, schwärmte ein Reporter. »Der Ursprung des Nils ist nun kein Geheimnis mehr, denn das Problem, von dem schon Homer sprach, über das Herodot spekulierte, das Alexander verblüffte und Nero beschäftigte, ist nun endlich gelöst, und dies dank der Geschicklichkeit, Beharrlichkeit und Tatkraft zweier englischer Offiziere.«

Vor seiner Abreise aus Ägypten, das er von Gondokoro aus per Boot auf dem Nil erreicht hatte, belohnte Speke die letzten neunzehn Mitglieder seiner Expedition, seine »getreuen Kinder«, [5] wie er sie nannte. Nachdem er Bombay zum Hauptmann der »Getreuen« ernannt hatte, bat er die Royal Geographical Society, ihm eine Silbermedaille zu verleihen, den übrigen Männern Bronze. Jeder Einzelne erhielt außerdem eine finanzielle Anerkennung. »Ich hatte jedem von ihnen, [6] sofern sie sich auf der Reise gut betrugen …, einen Beutel voll Geld versprochen«, schrieb Speke, »damit sie ein neues Leben beginnen konnten, sobald sie Sansibar erreichten.« Jene dagegen, die desertiert waren [7] und dann in Sansibar aufgegriffen wurden, ließ er wie versprochen ins Gefängnis sperren.

Speke und Grant bahnten sich jetzt einen Weg durch die Menge zum Podium, wo Murchison sie erwartete. Noch vor dem offiziellen Vortragsbeginn um zwanzig Uhr verkündete Murchison, er wolle das ungeduldige Publikum nicht länger [8] auf die Folter spannen, das zweifellos nichts dagegen hätte, »jetzt auf der Stelle mit Captain Speke und Captain Grant bekannt gemacht zu werden«. Lärmender Jubel brach los. Endlich ergriff Speke das Wort und erzählte seine Geschichte. »Als ich im Jahr 1858 den Victoriasee [9] entdeckte, … da hatte ich sogleich das sichere Gefühl, dieser müsse die Quelle des Nils sein«, ließ er seine andächtig lauschenden Zuhörer wissen. »Doch noch immer hegte bis auf meine Wenigkeit ein jeder Zweifel am Ursprung des Nils, und niemand wollte mir glauben, bis ich mich erneut dorthin aufmachte und den gesamten Fluss erkundete, von der Quelle bis zur Mündung.« Das Mysterium um die Quelle des Nils sei nun gelöst, sagte er, und hätte ein gewisser Herr sich nicht massiv dagegengestemmt, hätte die Angelegenheit schon vor Jahren beigelegt werden können. »Hätte ich jene erste Expedition allein durchgeführt, wäre das Nilproblem bereits 1859 geklärt worden«, sagte er, »doch mein Vorschlag war vom Leiter der Expedition, der zum fraglichen Zeitpunkt krank war und des Reisens überdrüssig, abgelehnt worden.«

*

Murchison hätte nicht stolzer auf seinen Schützling sein können. Bei dem glanzvollen Empfang in Burlington House hatte die Royal Geographical Society Speke auch eine ihrer höchsten Ehrungen zuteilwerden lassen, die goldene Founder’s Medal , auf die er schon lange versessen gewesen war. Auch von den Königen Frankreichs und Italiens hatte er Goldmedaillen erhalten – die italienische Medaille trug die Inschrift Honor est a Nilo  –, und von Königin Victoria, nach der er den Nyanza benannt hatte, erreichten ihn Glückwünsche. Er hatte nicht nur die Bewunderung und Zuneigung Tausender Menschen in der westlichen Welt gewonnen, sondern das Interesse an der Society selbst erneut aufflammen lassen.

Die Freude, die Murchison an Spekes Ruhm hatte, währte jedoch nur kurz. Wie er bald erfuhr, plante der Entdecker, den ausführlichen Bericht über die Expedition nicht etwa der Royal Geographical Society zu überlassen, sondern dem Verleger Blackwood. Murchison war überrascht und enttäuscht gewesen, als Spekes Reisetagebuch vier Jahre zuvor im Blackwood’s Magazine erschienen war, hatte damals aber entschieden, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. Speke war schließlich nicht der Expeditionsleiter gewesen, und Burton hatte der Society ein langes Manuskript ausgehändigt, dem sie eine Gesamtausgabe ihres Journal gewidmet hatte. Nun jedoch hatte Speke nicht nur eine von der Society finanzierte Expedition kommandiert, sondern war von Murchison persönlich beauftragt worden, nach der Quelle des Weißen Nils zu suchen. Die Tatsache, dass er der Society und den Männern, die ihn unterstützt und ermutigt hatten, eine derart herablassende, respektlose Geringschätzung entgegenbringen konnte, entsetzte Murchison. »Der Vorstand«, sagte er mit zeittypischem Understatement vertraulich zu Grant, »ist unzufrieden [10] mit ihm.«

Nach monatelangem Drängen, Klagen und Fordern erhielt die Society von Speke endlich doch eine kurze Abhandlung. Diese war jedoch so enttäuschend, dass Murchison einen sehr nüchternen Brief an den Mann diktierte, für den er sich noch vor kurzem so enthusiastisch eingesetzt hatte, um sich über »Kürze und Unvollkommenheit« [11] des Textes zu beklagen. Die führenden Mitglieder der Society beriefen daraufhin eine Sitzung ein, um zu beratschlagen, wie sie reagieren sollten. Am Ende kamen sie zu dem Schluss, dass sie die Abhandlung publizieren müssten, ihr aber ein sehr ungewöhnliches Vorwort voranstellen würden. »Der Vorstand bedauert, [12] dass ein so bedeutendes Thema nur durch diese kurze Denkschrift im Journal der Society abgehandelt wird«, begann die Notiz. »Da uns der Verfasser … keine weiteren Materialien oder Reiseberichte zur Verfügung gestellt hat, möge der geneigte Leser für weitere Informationen zu der bedeutenden Expedition, mit der man ihn betraute und bei der ihn Präsident und Vorstand der Society nach Kräften unterstützten, Captain Spekes ausführliche Publikation zu Rate ziehen.« Die Society fügte auch Fußnoten hinzu, [13] in denen sie Fehler berichtigte und – peinlicher noch – Spekes offensichtlicher Unachtsamkeit die Detailliertheit und Genauigkeit von Burtons jüngstem Werk entgegenhielt.

Auch John Blackwood, der das Recht erworben hatte, der Welt die Geschichte zu erzählen, auf die sie wartete, quälten schwerwiegende Bedenken. Zu seinem Erstaunen enthielt der Text, den Speke ihm überließ, so viele Fehler, dass sie »das gesamte Buch diskreditieren« [14] konnten. Sogar Grant, der Speke gegen jeden Vorwurf verteidigte, äußerte die Hoffnung, Speke möge »sich auf gewisse Änderungen einlassen. [15] … Er braucht dringend die Unterstützung eines Freundes.« Speke jedoch wischte jeden wohlmeinenden Rat beiseite. »Haben Sie keine Angst vor Kritikern«, [16] schrieb er an Blackwood. »Wir werden sie beschämen, wenn sie ihre Zungen wetzen.«

Blackwood hatte jedoch nicht nur die Sorge, dass Kritiker in Spekes Bericht Fehler entdecken könnten, sondern dass sie gar nicht erst in der Lage wären, ihn zu lesen. Während Burton in einem Zelt kauernd und mit Fieberschüben kämpfend Hunderte Seiten Prosa hervorzubringen vermochte, hatte Speke in seinem Zimmer in Jordans Schwierigkeiten, auch nur eine Seite zu füllen. »Er schreibt ein derart abscheuliches, [17] kindisches und unverständliches Zeug, dass einfach nichts damit anzufangen ist«, schrieb Blackwood voller Frust an seinen Neffen William, der ebenfalls für den Familienverlag arbeitete. »Dabei hätte er wirklich viel zu sagen, und wenn er spricht und erklärt, ist alles gut und richtig.« Speke bemühte sich, das wusste Blackwood, doch das Ergebnis war ein so fürchterliches Kauderwelsch, dass sogar der Setzer, ein gewisser »Mr. B«, baff war. Spekes Manuskript »wird nie öffentlichkeitstauglich«, sagte William zu seinem Onkel. »Es würde Mr. B umbringen, müsste er die Korrekturen durchführen. Der Bursche, der es mit mir durchgesehen hat, bekam regelrecht Lachkrämpfe.« Wie in seinen Briefen geizte Speke auch in seinem Manuskript mit Satzzeichen, ließ seinen Gedanken freien Lauf, schrieb sie offenbar nieder, wie sie ihm in den Sinn kamen. In einer Passage über das Königreich Buganda schrieb er etwa: »Dann sehr zu meiner Freude die Rückkehr nach Hause angeordnet, [18] denn so schön der Nyanza auch war die fehlende Rücksicht auf die Bequemlichkeit anderer Leute, das tägliche ermüdende unentwegte Bootfahren den ganzen Tag, sowie Mtesas Hin-und-Her-Gerenne wegen allem.«

Aus schierer Verzweiflung beschloss Blackwood irgendwann, einen Ghostwriter hinzuzuziehen. Speke, das wusste er, hatte eine erstaunliche Geschichte zu erzählen, und Tausende Menschen waren erpicht darauf, sie zu lesen. Er konnte sie nur nicht zu Papier bringen. »Sie ist ohne jeden Zweifel [19] höchst interessant und voller kurioser, origineller Szenen, von denen mir einige allerdings ziemlich kindisch erscheinen«, schrieb William Blackwood an John. »Wir müssen jemanden finden, der seinem bemerkenswerten Werk Gestalt verleiht.« Sein Onkel stimmte ihm zu. Speke brauchte einen Lektor, der sich um alles kümmerte, der sein Manuskript nicht nur zurechtschliff, sondern größtenteils selbst verfasste. »Der Lektor müsste es mit Speke noch einmal durchgehen«, erklärte John, »ihm Fragen stellen und den Text anschließend noch einmal neu formulieren, und zwar so nah an seiner Sprache wie es ein präsentables Englisch überhaupt zulässt.«

Speke willigte zwar ein, doch sein Stolz war verletzt. Zu allem Übel trug Blackwoods Ghostwriter einen Nachnamen, der Spekes Blut in Wallung brachte: Burton. John Hill Burton war ein bekannter und angesehener Autor. Er hatte eine literarische Biographie David Humes und eine siebenbändige Geschichte Schottlands veröffentlicht. »Burton ist ein famoser Bursche«, [20] schrieb Blackwood, »und könnten wir Speke bloß klarmachen, wie völlig absurd und unverständlich er sich ausdrückt, würden sie gewiss gut harmonieren, da sie beide Gentlemen sind.« Speke zog zu Burton nach Edinburgh, wo er Tag für Tag mit ihm am Manuskript feilte. Die Zusammenarbeit der beiden war respektvoll und produktiv, aber keineswegs glücklich. Burton beschrieb Spekes Prosa als einen »Endlosfaden, der nicht abreißen durfte«, [21] und Speke, gelangweilt und frustriert, beschwerte sich bei Blackwood, »er habe die Korrekturfahnen satt«.

Spekes Journal of the Discovery of the Source of the Nile erschien schließlich im Dezember 1863. Das Buch wurde auf Anhieb eine Sensation, war im selben Moment ausverkauft, als es die Buchläden erreichte. Trotz größter Bemühungen durch Blackwood und John Hill Burton geriet es jedoch sofort unter Beschuss. Speke war stolz gewesen auf die Tatsache, dass er bei beiden Expeditionen als Kartograph fungiert hatte, aber seine Karten erwiesen sich als schockierend falsch. Ein Drittel der mächtigen westlichen Uferlinie des Nyanza war zu weit im Osten, die Wasserpegel stimmten nicht einmal annähernd, und Spekes Berechnungen zufolge strömte der Nil auf einer Länge von etwa einhundertfünfundvierzig Kilometern hügelaufwärts. Sogar Rigby stieß sich an dem Buch und schrieb an Grant: »Speke schreibt viel zu viel [22] von seinen Streitereien … und nicht genug über das Land, und seine Beschreibungen sind so vage, dass man ihnen nicht folgen kann.« Rigbys Kritik war vermutlich umso ärgerlicher für Speke, als er auch wegen seines ehrfürchtigen Hinweises auf die »alte Karte der Hindus« lächerlich gemacht wurde, die Rigby ihm in Sansibar gezeigt hatte. Denn keiner der beiden Männer hatte gewusst, dass es sich dabei um eine berüchtigte Fälschung handelte, die man unter Geographen längst verworfen hatte. Bloßgestellt bat Speke Blackwood, sie aus künftigen Auflagen zu streichen, aber der Schaden war schon angerichtet.

Speke stand auch am Pranger, weil er die Männer angriff, die ihm geholfen hatten – in diesem Fall Petherick. Monate zuvor hatte er Petherick einen Brief aus Khartum geschickt und ihm versichert, dass alles vergeben und vergessen wäre, wenn er ihm die Umstände erklärte, die dazu geführt hatten, dass er zu spät in Gondokoro eingetroffen war. »Mein lieber Petherick«, hatte Speke geschrieben, »wenn Sie die Güte hätten, [23] mir ausführlich die Schwierigkeiten zu schildern, mit denen Sie zu kämpfen hatten, als Sie flussaufwärts den Weißen Nil befuhren, wäre dies für all jene, die mit dem Finanzierungsfonds in Verbindung stehen, und auch für mich selbst eine große Erleichterung, da die Leute in dieser aufdringlichen Welt sich immer gern die Mäuler zerreißen.« Nach seiner Ankunft in England war Spekes rechtschaffener Zorn auf Petherick jedoch erneut aufgeflammt. Blackwood hatte ihm geraten, seine Vorwürfe im Buch etwas abzumildern. Schließlich habe er sich mit Petherick getroffen, sogar mit ihm [24] zu Abend gegessen, gab er zu bedenken. Dabei habe er keinen Streit angefangen oder sich in irgendeiner Weise anmerken lassen, dass er gekränkt war, »und kaum sind Sie wieder zu Hause, veröffentlichen Sie einen Vorwurf, der unendlich mehr Schaden anrichtet, als hätten Sie den Mann vor Ort geschnitten. Konsultieren Sie Ihre Geschwister oder wen auch immer, ich bin sicher, sie geben mir recht.« Speke hatte nachgegeben [25] und nur »zwei kühle Zeilen« über Petherick in den Text eingefügt, doch bald nach Erscheinen des Buches hielt er am Heiligen Abend eine Rede, die viel verheerendere Auswirkungen haben sollte als all seine Beschwerden über gebrochene Versprechen oder gestohlene Vorräte. Er gab ein Gerücht weiter, das er in Gondokoro von Pethericks Handelsrivalen gehört hatte – Petherick hatte sie wegen Sklavenhandels verhaften lassen –, und deutete an, der Konsul sei selbst am Sklavenhandel beteiligt gewesen.

Für Petherick waren die Konsequenzen unmittelbar und vernichtend. »Der Schlag«, schrieb er, »war so hart, [26] wie er nur sein konnte.« Obwohl es für eine derart schwerwiegende Anschuldigung keinerlei Beweis gab, wurde Petherick seines Amtes enthoben. Er befand sich noch in Khartum und wehrte sich nach Kräften, beteuerte in Briefen seine Unschuld, führte sogar Klage gegen Speke, aber ohne Erfolg. Auch Pethericks Frau, die sich Spekes Anschuldigungen nicht erklären konnte, schrieb aus Khartum nach Hause. »Wie ist es nur möglich? [27] Ich mag kaum glauben, dass Speke Pethericks Ehre und Integrität dermaßen in Zweifel zieht«, schrieb sie. »Mein Herz ist voller Bitterkeit.« Speke, irritiert von diesen Reaktionen auf seine Anschuldigungen, bereute nicht etwa sein eigenes Handeln, sondern bedauerte, jemals mit Petherick verkehrt zu haben. »Ich wünsche bei Gott, ich hätte [28] den rohen Menschen nie gesehen«, klagte er, »denn sowohl er als auch seine Frau attackieren mich auf die pöbelhafteste Weise.«

Nachdem Speke mutwillig die Reputation eines unschuldigen Mannes zerstört hatte, löste sich die Verehrung, die ihm seit seiner Rückkehr nach England entgegengebracht worden war, allmählich in Luft auf. Selbst Murchison fühlte sich bemüßigt, Petherick in Schutz zu nehmen, und ließ bei einer Versammlung der Royal Geographical Society verlauten, die Anschuldigungen gegen ihn seien »im höchsten Maße ungerechtfertigt«. [29] An Grant schrieb er, Speke habe ihm »ein äußerst aggressives Telegramm [über Petherick]« geschickt. »Es war dermaßen aggressiv, dass sein Ruf beschädigt worden wäre, hätte ich es öffentlich gemacht.« Petherick sei »ohne Gnade von Bord gestoßen« [30] worden, wetterte Burton. Sein Privatvermögen sei verschwendet, »seine Gesundheit und die seiner heldenhaften, liebevollen Frau vollkommen, vielleicht gar unwiederbringlich ruiniert und seine Reputation als Kaufmann und Beamter in den Augen seiner Landsleute und der gesamten zivilisierten Welt vernichtet, und warum das alles? Weil man ihm Pflichtverletzung und Sklavenhandel vorwirft, während er in Wahrheit alles in seiner Macht Stehende tat, diesem Unrecht Einhalt zu gebieten.«

Speke, den die seiner Ansicht nach haltlose Kritik an seiner Person tief verletzte, fühlte sich ins Unrecht gesetzt. »Die Presse hat mich beschuldigt, unnachsichtig zu sein«, klagte er und richtete seinen Zorn selbst gegen die, die es gut mit ihm meinten: Blackwood warf er vor, sein Manuskript allzu hart kritisiert zu haben, seinem Freund Grant, der damals in Edinburgh einen eigenen Bericht über ihre gemeinsame Reise verfasste, dass er zum Erscheinen seines Buches nicht nach London gekommen war. Murchison hielt es für klug, dass Grant auf Distanz blieb, und schrieb ihm, er könne sich glücklich schätzen, »nicht am Streit [31] [mit Petherick] beteiligt zu sein. Alle sagen, Ihr Name hätte mit dem von Speke im Buch genannt werden müssen. Jetzt können Sie froh sein, dass er Sie weggelassen hat. Auf diese Weise sind Sie für keine seiner Indiskretionen verantwortlich.« Speke, ohne Reue, schwor hoch und heilig, er werde sich fortan nur noch auf sich selbst verlassen. »Ich werde nie wieder mit einem Weggefährten [32] in die Wildnis ziehen«, schrieb er an Blackwood, »und ganz gewiss keinen persönlichen Reisebericht mehr verfassen, denn am Ende wird man ja doch nur beschimpft.« Er war auch nach wie vor zornig auf Burton. Sein Verleger solle nicht »um meinetwegen Angst haben vor dem, was ich geschrieben habe, denn es ist eine Sache zwischen Burton … und mir, ob wir es mit der Feder ausfechten oder mit der Faust. … Ich war sehr milde, finde ich, wenn man bedenkt, wie viel Unrecht mir widerfahren ist.«

Rastlos und begierig darauf, seinen Kritikern zu entfliehen, reiste Speke gemeinsam mit Laurence Oliphant nach Frankreich. In Paris machte er Kaiser Napoleon III ., dem Neffen Napoleons, und seiner Gemahlin, Kaiserin Eugénie seine Aufwartung, die »von den Aussichten auf eine weitere Afrika-Expedition entzückt« zu sein schienen. Speke hatte vor, den Kontinent von Ost nach West zu durchqueren und unterwegs bekehrte Christen zu sammeln. Zu solch einer Expedition, behauptete er, wäre nur er allein imstande.

Als ihm Spekes Ansinnen zu Ohren gekommen war, stellte Murchison klar, dass die Royal Geographical Society nicht involviert war. »Da einige Leute zu glauben scheinen, [33] Spekes Expeditionsidee käme von uns «, schrieb er an Austen Henry Layard, den Unterstaatssekretär des Foreign Office, »hielt ich es für meine Pflicht, Euer Lordschaft reinen Wein einzuschenken«. Er sorge sich um Spekes Geisteszustand, ließ er Layard wissen. »Speke sandte mir Telegramme aus Paris, in denen er gegen Petherick wetterte. Ich konnte sie weder lesen noch wiedergeben, so unbeherrscht waren sie. Ich habe sie als ›Spekes Hirngespinste‹ zu den Akten gelegt!«, schrieb er. »Ich bedaure diese Entgleisungen zutiefst, da Speke in anderer Hinsicht durchaus die erforderlichen Qualitäten besitzt, die einem wagemutigen Forschungsreisenden den Erfolg sichern.«

*

Im August kehrte Speke aus Frankreich, Burton aus Fernando Póo zurück. Es war das erste Mal seit vielen Jahren, dass sie sich beide zur gleichen Zeit in England aufhielten, und keiner der beiden wusste, was die Zukunft bringen würde. Obwohl beide eine erfolgreiche Afrika-Expedition geleitet hatten, bestand für sie wenig Hoffnung, eine weitere zu unternehmen. Die Royal Geographical Society hatte, vorerst zumindest, von beiden die Nase voll. »Ich höre von Murchison«, [34] schrieb in diesem Sommer der Außenminister Lord John Russell, »dass … die Geographical Society jeden Kontakt zu Captain Speke abzubrechen wünscht.« Stattdessen griff Murchison wieder auf seinen [35] alten Freund David Livingstone zurück, der von allen Forschern der Society am meisten Erfahrung hatte. Im Dezember, kurz bevor Speke in seiner Rede öffentlich Vorwürfe gegen Petherick erhob, hatte Murchison an Livingstone geschrieben und ihm den Vorschlag unterbreitet, er möge nach Afrika zurückkehren, den Nyanza umrunden und Spekes Theorie entweder bestätigen oder verwerfen. Livingstone, obwohl mittlerweile bereits einundfünfzig Jahre alt, hatte das Angebot angenommen.

Doch auch Burton und Speke waren nicht vergessen. Murchison, der eine große, enthusiastische Anhängerschaft rings um die namhafte Section E der British Association for the Advancement of Science aufgebaut hatte, wollte für die vierunddreißigste Jahresversammlung der Vereinigung werben, die im September in Bath stattfinden sollte. Livingstone wäre dort, um die Eröffnungsrede zu halten, aber ihm graute vor dem Ereignis, wie immer, wenn er öffentlich sprechen musste. »Es überläuft mich kalt, [36] wenn ich nur daran denke«, schrieb er an einen Freund. »Pfui!« Die Association brauchte ein weiteres Highlight, um die Menschen nach Bath zu locken. Die Antwort war eine Debatte zwischen den berühmtesten und umstrittensten Forschern dieser Tage, in der jeder von beiden aufgefordert wäre, seine Theorie zum damals wohl rätselhaftesten und explosivsten Thema zu verteidigen: Wo entspringt der Weiße Nil?

Zunächst hatte Burton wenig Interesse an dem, was bald als »die große Nil-Debatte« durch die Zeitungen ging. Er wusste, dass Speke nicht genügend Beweise hatte, um seine Annahmen über den Nyanza zu belegen, und er hatte sich bereits einverstanden erklärt, über das Königreich Dahomey zu referieren, und war zuversichtlich, dass sein Vortrag eine Menge Zuspruch fände. Dahomey war für viele, die der Versammlung beiwohnten, nicht nur ein äußerst faszinierendes Thema, Burton stand außerdem im Ruf, ein mitreißender Redner zu sein. »Er besaß eine wunderbare Vorstellungskraft, [37] und sein reich bestücktes Gedächtnis schöpfte nicht nur aus Bücherwissen, sondern aus persönlicher Erfahrung«, würde Bram Stoker später schreiben. »Während er sprach, schien die Phantasie in all ihrer verführerischen Kraft mit ihm durchzugehen, und die ganze Welt der Gedanken in herrlichen Farben zu lodern.« Burton wusste, dass er weder Debatten noch Kontroversen brauchte, um eine Menschenmenge anzuziehen, und schon gar nicht brauchte er John Hanning Speke.

So wie Burton immer noch glaubte, dass vielleicht der Tanganjika die Quelle des Weißen Nils sein könnte, hegte Isabel nach wie vor die Hoffnung, Burton und Speke könnten sich versöhnen. Sie hatte eine persönliche Verbindung zu Speke, die nichts mit ihrem Ehemann zu tun hatte: Hundert Jahre zuvor waren die Familien Speke und Arundell durch eine Heirat verschwägert gewesen. Isabel und John hatten außerdem eine gemeinsame Freundin, Countess Kitty Dormer, die einmal mit Isabels Vater verlobt gewesen war und sich jetzt bereit erklärte, ein Treffen zwischen ihr und Speke zu arrangieren. Sie hätten sich nur einmal getroffen, schrieb Isabel, aber mehrere Briefe gewechselt. Einmal bat Speke sie um Verzeihung für das Zerwürfnis mit Burton, wie sie sich später erinnerte. »Es tut mir so leid«, habe er angeblich zu ihr [38] gesagt. »Ich weiß nicht, wie es dazu kommen konnte. Dick war so freundlich zu mir … und ich hatte ihn immer gern; aber es wäre jetzt zu schwierig für mich, die Sache aus der Welt zu schaffen.« Isabel glaubte, das Verhältnis zwischen den beiden, so zerrüttet es auch sein mochte, wäre noch immer zu reparieren. »Beinahe wäre es uns gelungen, Richard und Speke zu versöhnen«, insistierte sie, »nur leider war er zu vielen negativen Einflüssen ausgesetzt.«

Der bösartigste dieser Einflüsse war jetzt Laurence Oliphant, wusste Isabel. Oliphant, der vor kurzem mit Speke aus Frankreich heimgekehrt war, wusste seit langem, wie er in seinem Freund den Hass auf Burton schüren konnte. »Ist erst einmal ein Riss gemacht«, [39] so Burton, »lässt er sich mühelos vergrößern.« Oliphant wandte seine Aufmerksamkeit nun Burton zu und erwähnte beiläufig, dass er mit Speke über die vorgeschlagene Debatte in Bath gesprochen habe. Er werde Burton »einen Tritt [40] versetzen, falls er auf dem Podium erscheinen« würde, habe Speke angeblich zu ihm gesagt. Burton reagierte nach Plan. »Tja, damit ist es entschieden!«, schnaubte er. »Bei Gott, das soll er bloß versuchen!« Isabel, die das Gespräch mitangehört hatte, wunderte sich weder über die Reaktion ihres Mannes noch über Oliphants Einmischung. Dieser habe »die Angewohnheit, Freunde zu entzweien«, schrieb sie.

Jahre später würde Isabel behaupten, dass Oliphant nach einer seltsamen, überaus frommen Bekehrung den angerichteten Schaden bereut habe; er hatte nicht nur Burtons Verhältnis zu Speke, sondern auch zu dem britisch-amerikanischen Forscher Henry Morton Stanley vergiftet. »Er redete so lange auf Speke ein, [41] bis die Saat bitterer Feindschaft gegen Richard endgültig aufgegangen war«, schrieb Isabel. »Ich habe Mr. Stanley davon berichtet … und er meinte nur: ›Wie eigenartig; dasselbe hat er auch mit mir gemacht!‹« Als Isabel Oliphant schließlich mit seinem Verhalten konfrontiert habe, sagte sie, habe dieser das Ganze weder abgestritten noch gerechtfertigt. »Ich bitte um Verzeihung«, [42] sagte er schlicht. »Es tut mir leid – ich wusste nicht, was ich tat.«

Während Speke sich auf die Debatte zu freuen schien und Oliphant von seiner Zuversicht zu überzeugen suchte, war jedem, der Burton und Speke kannte, klar, dass es ein ungleicher Kampf werden würde. Burton war ein gewandter, wortgewaltiger Redner, dem der verbale Schlagabtausch, bei dem er seine Gegner regelmäßig in komplizierte, verschlungene Gedankenknoten verstrickte, großes Vergnügen bereitete. Speke dagegen war am Rednerpult ebenso unbeholfen wie mit der Feder. Mittlerweile halbseitig ertaubt – sein Gehör hatte sich nicht mehr erholt, seit sich der Käfer in sein Ohr gebohrt hatte –, vermochte er kaum einem ruhigen Gespräch zu folgen, geschweige denn einer blitzschnellen, scharfsinnig geführten Verbalattacke. So galt er mittlerweile, um es in den Worten des irischen Journalisten Sir John Gray auszudrücken, als »miserabler, unausgegorener Redner«. Wie Livingstone hatte auch Speke nie gern öffentlich gesprochen, eine Tatsache, die seinen Zuhörern schmerzlich bewusst war. Außerdem fände er unter der Zuhörerschaft in Bath kaum Freunde. Während Burtons Anhänger sich darauf freuten, Spekes spektakuläres, öffentliches Versagen mitzuerleben, schienen viele von Spekes Freunden sich ganz und gar von ihm abgewandt zu haben. Murchison gab sich mittlerweile reserviert bis distanziert, und sogar Grant hielt sich lieber fern. Als Speke ihn ins Haus seines Bruders im nahen Monk’s Park einlud, damit er der Debatte beiwohnen konnte, ließ er sich entschuldigen.

*

Am 13. September, einen Tag vor Beginn der Jahresversammlung der British Association, stiegen Burton und Isabel im Royal Hotel in Bath ab. Fast zweitausendachthundert Personen strömten in die ruhige Stadt in Somerset. Sie war im ersten nachchristlichen Jahrhundert von den Römern gegründet worden, die die heißen Quellen nutzten. Die Debatte zwischen Burton und Speke sollte am 16. September im Royal Mineral Water Hospital stattfinden, einem eindrucksvollen einhundertzweiundzwanzig Jahre alten Steingebäude, unter dem lange Tunnel verliefen, die heißes Wasser von den Quellen zum King’s Bath leiteten.

Zwei Tage später, am 15. September, kamen Burton und Isabel in den Vortragssaal, um der Auftaktveranstaltung der Section E beizuwohnen. Kaum traten sie durch die Tür, fiel ihr Blick auf einen hageren, blonden Mann, der zur Rechten Murchisons still auf dem Podium saß. Burton und Speke hatten einander jahrelang nicht gesehen und über fünf Jahre nicht miteinander gesprochen, seit dem Tag, da sich ihre Wege in Aden getrennt hatten. Im Vortragssaal waren Burton und Isabel nun gezwungen, direkt an Speke vorbeizugehen, um zu ihren Plätzen auf dem Podium zu gelangen. Als er aufblickte, erwiderten sie seinen Blick schweigend. Für Speke schienen all die schmerzhaften, widerstreitenden Gefühle, die seit Jahren unter der Oberfläche gebrodelt hatten, im Moment des Wiedersehens erneut aufzuflammen. »Ich werde sein Gesicht nie vergessen«, [43] würde Isabel später schreiben. »Es war voller Kummer, voller Sehnsucht und Verwirrung.«

Auch Burton war erschüttert angesichts des erschreckenden Wandels, den er im Gesicht des Mannes bemerkte, den er einmal so gut gekannt hatte. »Ich kam nicht umhin, die gewaltige Veränderung in seinen Zügen, seiner Miene und seiner allgemeinen Erscheinung zu bemerken, [44] die vermutlich seinen heftigen Strapazen geschuldet war«, schrieb er. »Erschwerend kamen noch Taubheit und eine Trübung des Augenlichts hinzu.« Der Moment zog sich in die Länge, [45] doch dann rief jemand vom Ende des Saals Spekes Namen, und der Bann war gebrochen. Spekes blasses, ausgezehrtes Gesicht, schrieb Isabel, »schien zu versteinern«. Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her und sagte plötzlich halblaut und an niemanden gerichtet: »Ich ertrage das nicht länger!« Damit sprang er auf und eilte zum Ausgang. Ein Mann, der in der Nähe stand, fragte ihn: »Brauchen Sie Ihren Stuhl noch, Sir? Kann ich ihn haben? Kommen Sie zurück?« Während Speke den Saal verließ, murmelte er bloß: »Ich hoffe nicht.«

*

Nachdem Speke aus dem Vortragssaal gestürmt war, begab er sich nicht etwa zum Haus seines Bruders in Monk’s Park, sondern zur alten Römerstraße, die nach London führte. Sein Ziel war Neston Park, ein großes Anwesen in Wiltshire, etwa dreißig Kilometer östlich von Bath. Errichtet im fünfzehnten Jahrhundert, war Neston Park jetzt im Besitz von Spekes Onkel, John Bird Fuller, der mit seiner Familie in einem herrschaftlichen, säulenverzierten Steingebäude auf dem Grundstück lebte. Aufgewühlt von der unerwarteten Begegnung mit Burton und der Aussicht, ihm in weniger als vierundzwanzig Stunden in einer Debatte gegenüberzusitzen, flüchtete Speke sich auf das Anwesen, wo er auf die Jagd gehen konnte, die einzige Beschäftigung, auf deren beruhigende Wirkung stets Verlass gewesen war.

Um halb drei an diesem Nachmittag, nur eine Stunde nach seinem Zusammentreffen mit Burton, durchstreiften Speke und sein junger Vetter George Fuller bereits still, aber stetig das weite offene Gelände von Neston Park. Während das Haus hinter ihnen in immer weitere Ferne rückte, pirschten sie durch hohes Gras, vorbei an kleinen Baumgruppen, und hoben gelegentlich die Flinten, um auffliegende Rebhühner zu schießen, die aus ihren Bodennestern oder dem Gestrüpp einer Hecke hervorbrachen. Ihnen folgte Daniel Davis, Fullers Verwalter, und kennzeichnete die herabgefallenen Vögel.

Doch beide, Fuller wie Davis, hielten Abstand zu Speke. »Ich hatte Angst vor einem Unfall«, [46] räumte Fuller später ein. Zwar wusste er, dass Speke sehr erfahren im Umgang mit Waffen war und schon unter weitaus schwierigeren Bedingungen auf viel größeres Wild geschossen hatte als hier im ruhigen England. Außerdem ging er sehr umsichtig mit seiner Flinte um, wie Burton in Ostafrika selbst bemerkt hatte. Doch Fuller wusste auch, dass sein Cousin sich tags darauf, in weniger als vierundzwanzig Stunden, seinem Rivalen Burton auf dem Podium in Bath würde stellen müssen. Und dies verlieh dem ohnehin schon traurigen Tag – es war der Todestag von Spekes Bruder Edward, der während des Indischen Aufstands sieben Jahre zuvor ums Leben gekommen war – noch eine zusätzliche herbe Note. Während sie Speke folgten, konstatierten Fuller und Davis bei ihm eine gewisse »Achtlosigkeit in der Handhabung seiner Waffe«. Es sah ihm nicht ähnlich und war äußerst beunruhigend. »Wir vermieden es daher, ihm auf dem Gelände zu nahe zu kommen«, erklärte Fuller.

Die drei Männer hatten etwa [47] eineinhalb Stunden gejagt, Fuller etwas weiter vorn als Speke, Davis hinter ihm, als Speke sich einer Steinmauer näherte. Davis beobachtete, wie Speke, die Flinte in der Hand, sich anschickte, über die lose aufgeschichteten Platten der Mauer zu klettern, die das Feld säumte und an dieser Stelle etwa sechzig Zentimeter hoch war. Davis hatte sich wieder seiner Aufgabe zugewandt, als er plötzlich einen Schuss hörte. Er blickte auf, ein herabstürzendes Rebhuhn erwartend. Stattdessen sah er Fuller, der verzweifelt auf ihn zugerannt kam.

Dieser hatte gesehen, als er sich nach dem Schuss umdrehte, wie sein Vetter von der niedrigen Steinmauer stürzte, auf die er gestiegen war. Daraufhin bahnte er sich durch das hohe Gras einen Weg zu ihm hinüber und erreichte die Mauer. Dort lag Speke, und die linke Seite seines Jagdhemds färbte sich rot von Blut. Sein Hinterlader, eine zweiläufige Lancaster ohne Sicherung, lag neben ihm auf dem Boden, der eine Lauf gespannt, der andere vollständig entladen. Als Fuller sich über ihn beugte, hatte Speke nur noch Kraft für drei Worte. »Lass mich liegen.« [48] Fuller presste seine Hand auf Spekes Brust und versuchte verzweifelt, die Blutung zu stoppen, als Davis hinzukam. Mit der Bitte an den Verwalter, bei seinem Cousin zu bleiben, rannte Fuller los, um Hilfe zu holen.

Es dauerte nicht lange, und er kam mit einem Arzt aus der Gegend zurück, Thomas Fitzherbert Snow. Doch kaum sah dieser den jungen Mann blass und reglos auf dem Boden liegen, wusste er, dass er zu spät kam. Die Schrotladung, die Speke selbst ausgelöst hatte, war durch seine Brust gedrungen, in Richtung Rückgrat, hatte seine Lunge zerrissen und die großen Blutgefäße am Herzen zerfetzt. »Eine solche Wunde«, [49] wusste Snow, »bedeutete den sicheren Tod.« Während Davis allein und hilflos über ihm wachte, war John Hanning Speke an Ort und Stelle verstorben, ohne noch ein weiteres Wort zu sagen.