Tipps rund ums Ein- und Ausschalten

Windows beenden können alle. Doch wie Sie das machen, hat erstaunlich viele Auswirkungen. Mit unseren Tipps sparen Sie Zeit, Mausklicks und Nerven.

Von Axel Vahldiek

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Bild: KI Midjourney | Bearbeitung: c‘t

Früher drehten sich c’t-Artikel zum Thema Booten von Windows vor allem um die Frage, warum das so furchtbar lange dauert. Doch das scheint ein weitgehend gelöstes Problem zu sein, zumindest erreichen uns nur noch sehr selten Leseranfragen dazu. Heute sind es andere: Warum finde ich auf meinem Notebook im Startmenü die Option „Ruhezustand“, aber nicht auf dem Desktop-PC? Wie aktiviere ich den hybriden Standby? Warum belegt die Datei Hiberfil.sys so viel Platz auf C:\ und wozu dient die überhaupt? Warum bootet der PC nicht vom USB-Stick? Weshalb lässt mich der PC nicht ins BIOS-Setup? Wieso erscheint das Bootmenü bei Parallelinstallationen manchmal so spät? Dieser Beitrag versammelt diverse Tipps rund um solche Fragen und hat noch einige mehr auf Lager.

Für die Lektüre dieses Artikels setzen wir voraus, dass Sie wissen, was mit „Ruhezustand“, „Schnellstart“ und „Energie sparen“ gemeint ist. Bei Bedarf finden Sie die nötigen Informationen im Artikel „Was beim Ausschalten passiert“.

Mal so, mal so

Sie beenden Windows immer auf dieselbe Weise? Das geht womöglich besser. Zur Erinnerung: Sie erkaufen sich bei Ruhezustand und Schnellstart den Vorteil „kommt anschließend ohne Strom aus“ dadurch, dass es beim Aufwachen etwas dauert bis zur Einsatzbereitschaft des PCs (wenn auch weniger lang als bei einem Kaltstart). „Energie sparen“ hingegen erfordert eine durchgehende Stromversorgung, dafür ist Windows beim Reaktivieren ziemlich schnell wieder einsatzbereit. Daher der erste Tipp: Legen Sie sich nicht auf eine der beiden Methoden fest. Nutzen Sie stattdessen tagsüber die Option „Energie sparen“. Erst zum Feierabend wählen Sie entweder Ruhezustand (dann wacht Windows mitsamt allen Anwendungen am nächsten Tag so auf, wie Sie es am Vorabend zurückgelassen haben). Oder Sie klicken auf „Herunterfahren“ (womit Windows ja „Schnellstart“ meint), woraufhin Windows alle Anwendungen beendet und Ihr Nutzerkonto abmeldet, sich selbst aber nur schlafen legt – dann fühlt es sich am nächsten Tag so an, als sei Windows frisch gestartet.

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Windows mal so und mal anders beenden? Konfigurieren Sie einfach die Hardwareschalter gemäß Ihren Wünschen.

Windows mal so und mal so zu beenden erweist sich auch dann als praktisch, wenn das Windows-Laufwerk mit der Laufwerksverschlüsselung BitLocker geschützt ist und Sie es vor jedem Einsatz per PIN, Passwort oder Ähnlichem entsperren müssen. Während der PC Energie spart, bleibt nämlich ein von BitLocker geschütztes Laufwerk entsperrt. Herunterfahren, Schnellstart und Ruhezustand enden stattdessen damit, dass das Laufwerk wieder gesperrt wird. Beim nächsten Einschalten des PCs ist also wieder das Entsperren fällig. Davon können Sie profitieren: Wenn Sie beispielsweise mit dem Notebook von einem Konferenzraum zum nächsten eilen, versetzen Sie es bloß in den Energiesparmodus, sodass Sie am Ziel direkt weiterarbeiten können. Doch sobald das Notebook unbeaufsichtigt im Hotel bleibt oder Gefahr läuft, unterwegs in Bahn oder Taxi verloren zu gehen, wählen Sie eine der anderen Optionen und schon sind Ihre Daten geschützt [1].

Mehrere Ausschalter

Zum Beenden von Windows müssen Sie nicht jedes Mal im Startmenü herumklicken. Sie können den Einschalter am PC oder eine eventuell vorhandene Energiespartaste dazu verwenden, oder bei Notebooks einfach den Deckel zuklappen. Was genau dann jeweils passiert, können Sie individuell festlegen. Das geht so weit, dass Sie entscheiden können, dass im Akkubetrieb beim Zuklappen des Deckels etwas anderes passiert, als wenn das Notebook ans Stromnetz angeschlossen ist.

Den nötigen Dialog zu finden, ist zumindest unter Windows 11 nicht ganz trivial, weil Microsoft hier die bordeigene Suchfunktion kaputtgepfuscht hat. Es gibt aber einen Weg, der unter Windows 10 und 11 gleichermaßen funktioniert: Drücken Sie Windows + R, tippen Sie control ein und bestätigen Sie mit Enter. Es öffnet sich die klassische Systemsteuerung. Darin tippen Sie oben rechts im Suchfeld so lange buchstabenweise Netzschalter ein, bis der Suchtreffer „Netzschalterverhalten ändern“ erscheint.

Was konkret Sie in diesem Dialog festlegen können, hängt vom jeweiligen Computer ab. Was sich auf Notebooks als praktisch erwiesen hat: Legen Sie fest, dass Windows beim Zuklappen des Deckels Energie spart, beim Drücken des Einschalters hingegen in den Ruhezustand geht. Sofern eine Energiespartaste vorhanden ist, können Sie auch die konfigurieren.

Für Nostalgiker beherrscht Windows übrigens auch einen ganz klassischen Weg zum Beenden: Drücken Sie Alt + F4, dann erscheint ein Pull-down-Menü mit allen verfügbaren Optionen. Das klappt aber nur, wenn der Desktop den Fokus hat (Tastenkombination dafür: Windows + D).

Schlafmodi (de-)aktivieren

Welche Optionen im Startmenü zu finden sind, können Sie anpassen. Den nötigen Dialog finden Sie auf demselben Weg, der oben bereits für das Konfigurieren von Netzschalter und Notebookdeckel beschrieben wurde: Windows + R drücken, control eintippen, mittels Suchfeld nach Netzschalter suchen, bis der Suchtreffer „Netzschalterverhalten ändern“ erscheint. In diesem Dialog klicken Sie dieses Mal oben auf den Link „Einige Einstellungen sind momentan nicht verfügbar“. Es folgt eine Sind-Siesicher?-Nachfrage. Anschließend setzen oder entfernen Sie nach Gusto die Häkchen vor „Schnellstart aktivieren“, „Ruhezustand“ oder „Energie sparen“.

Im Dialog fehlt die Option für den Ruhezustand? Das liegt dann daran, dass er komplett deaktiviert ist. Ändern lässt sich das mit einem Kommandozeilenbefehl, den Sie in eine mit Administratorrechten laufende Eingabeaufforderung oder PowerShell eintippen. Powercfg /h on aktiviert den Ruhezustand (woraufhin Sie im Dialog das Häkchen setzen oder entfernen können) Powercfg /h off deaktiviert ihn wieder. Obacht: Ohne Ruhezustand funktioniert auch der Schnellstart nicht.

Wirklich herunterfahren

In manchen Situationen ist es sinnvoll oder gar notwendig, Windows komplett herunterzufahren. Das gilt beispielsweise, wenn Sie am PC herumschrauben wollen, also beispielsweise RAM-Riegel, Datenträger oder Grafikkarte tauschen oder ergänzen wollen. Dann sollte der PC grundsätzlich komplett aus und von jeglicher Stromquelle getrennt sein, weshalb „Energie sparen“ dafür ausscheidet.

Doch auch Ruhezustand und Schnellstart sind dann die falsche Wahl, denn nur das vollständige Herunterfahren stellt sicher, dass sowohl das BIOS als auch Windows beim nächsten Start nach neuer Hardware suchen. Wacht es stattdessen bloß aus dem Ruhezustand auf, erwartet es noch die alte Hardware und hat die dafür nötigen Treiber noch geladen, was zu Problemen führen kann. Das „kann“ ist ernst gemeint, denn in erstaunlich vielen Fällen klappt es trotzdem. Doch das hilft Ihnen nicht, wenn ausgerechnet Ihr PC die Ausnahme ist.

Die Herausforderung am Herunterfahren ist, dass diese Option via Startmenü nicht zu erreichen ist. Was dort „Herunterfahren“ heißt, ist ja in Wirklichkeit „Schnellstart“, also der auf Windows begrenzte Ruhezustand. Sie könnten nun den Schnellstart wegkonfigurieren, aber wenn es nur um das einmalige Herunterfahren geht, ist das Eintippen eines Befehls schneller. Drücken Sie Windows+R. Es öffnet sich „Ausführen“. Hier tippen Sie ein:

Shutdown /s /t 0

Der Befehl Shutdown steht für den Aufruf des Kommandozeilenprogramms Shutdown.exe, die Option /s für Shutdown, also herunterfahren. Die Option /t 0 setzt den Timer auf 0 Sekunden. Sonst müssten Sie standardmäßig 30 Sekunden warten, bevor Windows herunterfährt. Noch schneller und mit weniger Aufwand klappt es freilich mit einem anderen Tipp: Halten Sie beim Klick auf „Herunterfahren“ die Umschalt-Taste gedrückt.

Verknüpfungen

Statt sich den Befehl aus dem letzten Abschnitt zu merken, können Sie eine passende Verknüpfung auf dem Desktop erzeugen, mit der sich der Aufwand fürs Herunterfahren künftig auf einen Doppelklick reduziert. Klicken Sie dazu mit der rechten Maustaste in den leeren Bereich des Desktops und wählen Sie „Neu/Verknüpfung“. Als „Speicherort des Elements“ geben Sie den genannten Befehl Shutdown.exe /s /t 0 ein, klicken auf „Weiter“, tippen einen frei wählbaren Namen ein (z. B. „Herunterfahren“) und klicken auf „Fertig stellen“.

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Sie können Windows auch per Verknüpfung herunterfahren oder schlafen legen. Selbst der Aufruf des Energiesparmodus ist so möglich, erfordert aber eine Freeware von Sysinternals.

Das Icon der Verknüpfung gefällt Ihnen nicht? Klicken Sie in Ihrem Kontextmenü auf „Eigenschaften“ und dann auf „Anderes Symbol“. Bestätigen Sie den Hinweis, dass in Shutdown.exe keine Icons enthalten sind, und wählen Sie anschließend ein Icon aus. Die Auswahl stammt aus der Datei Shell32.dll, die im Ordner Windows\System32 steckt. Hier finden Sie auch die Dateien DDORes.dll, Imagesres.dll und wmploc.dll, die weitere Icons enthalten.

Warum wir das so ausführlich erzählen, obwohl es mit Umschalt+Neustarten eine bequemere Alternative gibt? Weil Sie solche Verknüpfungen auch mit anderen Shutdown-Optionen anlegen können. Ersetzen Sie dazu /s beispielsweise durch /h (Ruhezustand, das „h“ steht für „hibernate“) oder /r (Neustart, „r“ für „restart“). Diese Optionen lassen sich wieder um /t 0 für die sofortige Ausführung ergänzen.

Auch den Energiesparmodus können Sie per Kommandozeilenbefehl (und damit auch per Verknüpfung) aufrufen. Weil das aber mit Bordmitteln bei unseren Tests nicht zuverlässig funktionierte, empfehlen wir die Sysinternals-Freeware PsShutdown.exe von Microsoft (https://live.sysinternals.com). Laden Sie das Programm herunter, es erfordert keine Installation. Die Bedienung ähnelt der des Windowseigenen Shutdown.exe:

PsShutDown.exe -d -t 0

Beim erstmaligen Aufruf müssen Sie den Lizenzbestimmungen zustimmen. Das können Sie automatisch, indem Sie zusätzlich die Option -noBanner anhängen.

Achtung: Um eine Verknüpfung mit diesem Befehl zu erstellen, müssen Sie den Speicherort des heruntergeladenen Programms angeben, das Ziel lautet dann also beispielsweise D:\Downloads\PsShut-Down.exe -d -t 0.

Platz sparen auF C:

Sowohl der Ruhezustand als auch der Schnellstart haben Auswirkungen auf den Füllstand jenes Laufwerks, auf dem Windows installiert ist (üblicherweise C:). Das liegt an der Datei Hiberfil.sys, in der Windows den Inhalt des RAM zwischenspeichert. Trotz Kompression belegt die Datei meist viele GByte. Als Standardgröße gibt Microsoft 40 Prozent der RAM-Größe an (siehe ct.de/wwk8), wenn Ruhezustand, Schnellstart und hybrider Standby verwendet werden. Ist es nur der Schnellstart, sind es 20 Prozent – das ist in Microsoft-Sprech dann eine „reduzierte“ Hiberfil.sys. Beachten Sie, dass das keine fixen Werte sind, sondern diese sich im Detail von PC zu PC unterscheiden können.

Belegt die Datei zu viel Platz, ist die radikale Lösung, auf die Ruhezustände komplett zu verzichten, denn dann ist auch keine Hiberfil.sys erforderlich. Das Deaktivieren erledigt der oben bereits erwähnte Kommandozeilenbefehl: Powercfg /h /off.

Falls Sie nicht den Ruhezustand, sehr wohl aber Schnellstart nutzen wollen, können Sie die Größe der Datei reduzieren: Powercfg /h /type reduced.

Verlegen lässt sich die Hiberfil.sys übrigens nicht, sie liegt immer im Wurzelverzeichnis von C: (genauer: %SystemDrive%). Den Wunsch, sie bei Bedarf woanders hin verschieben zu können, vernehmen wir zwar immer wieder, doch bislang ist uns kein Weg dazu bekannt.

Wie bootete Windows?

Es ist unter Windows überraschend schwer herauszufinden, ob der Ruhezustand oder der Schnellstart nicht nur aktiv ist, sondern auch tatsächlich funktioniert. Wir kennen jedenfalls bislang nur eine Möglichkeit dazu: Auslesen aus der Ereignisanzeige. Bevor Sie die nun aber öffnen und versuchen, aus den Hunderttausenden oder gar Millionen aufgezeichneten Ereignisse das Passende herauszulesen, versuchen Sie es besser mit folgendem PowerShell-Befehl:

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Sie legen Windows schlafen, aber es schläft nicht durch? Ein Kommandozeilenbefehl verrät, welche Geräte den Computer wecken können. Im Gerätemanager gewöhnen Sie diesen Geräten das ab.

Get-WinEvent -ProviderName *boot

-oldest | Where-Object {$_.id -eq „27“}

Der Befehl gibt aus, wie Windows zuletzt startete, und zwar in umgekehrt chronologischer Reihenfolge (das erspart Ihnen das langwierige Hochscrollen). Ganz unten steht der letzte Startvorgang, darüber der vorletzte und so weiter. Am Ende jeder Zeile steht der „Starttyp“: „0x0“ steht für sauberes Hochfahren, „0x1“ für das Aufwachen per Schnellstart und „0x2“ für das Aufwachen aus dem Ruhezustand.

Endlich durchschlafen

Wenn Sie einen Windows-PC schlafen schicken, bleibt er so, bis Sie ihn wieder aufwecken – so jedenfalls die Theorie. In der Praxis hat allerdings so mancher Computer einen eher unruhigen Schlaf und wacht scheinbar von allein wieder auf. Schuld kann dann sowohl Hard- als auch Software sein. Oder auch die Katze, die über die Tastatur stolziert oder mit Ihrer Maus spielt.

Falls Windows den Schuldigen kennt, verrät es Ihnen diesen mit etwas Glück. Der dazu nötige Kommandozeilenbefehl lautet: powercfg -lastwake. Bringt das nichts, können Sie mit einem weiteren Befehl zumindest alle potenziell schuldigen Geräte anzeigen lassen, also jene, die Windows derzeit wecken dürfen: powercfg -devicequery wake_armed. Öffnen Sie anschließend den Gerätemanager (Windows + R drücken, devmgmt.msc eingeben), suchen Sie darin die Geräte und entfernen Sie in deren Eigenschaften unter „Energieverwaltung“ die Häkchen vor „Gerät kann den Computer aus dem Ruhezustand aktivieren“. Dann sollte Ruhe sein. Falls nicht, finden Sie in [2] viele weitere Tipps zum Thema.

Troubleshooting ganz trivial

Es mag im ersten Moment absurd klingen, dass Windows eine Option kennt, die zum selben Zustand führt, in dem es sich ohnehin gerade befindet, aber es gibt sie, und sie ist unverzichtbar: der Neustart. Unverzichtbar ist er beispielsweise, weil sich manche Systemdateien im laufenden Betrieb nicht austauschen oder löschen lassen. Abhilfe: Windows fährt vollständig herunter und startet anschließend sauber neu, doch bevor dabei irgendwas anderes geladen wird, tauscht oder entfernt es die betroffenen Systemdateien.

Um es deutlich zu sagen: „Neustart“ ist etwas anderes, als erst im Startmenü auf „Herunterfahren“ zu klicken und anschließend, wenn der PC zur Ruhe gekommen ist, ihn wieder einzuschalten. Denn Windows fährt dann ja nicht vollständig herunter, sondern beendet bloß die Anwendungen, meldet die Benutzerkonten ab und legt sich dann schlafen („Schnellstart“). Es ist also im Ruhezustand, und beim Aufwachen lassen sich keine Systemdateien tauschen.

Ein echter Neustart ist ein selbst für Laien nutzbarer Universal-Problemlöser. Irgendwas geht nicht? Einfach mal neu starten. Erstaunlich oft behebt das Probleme, und zwar ohne dass Sie dazu erst mühsam nach der Ursache forschen müssten. Merksatz: „Wenns nicht tut, hilft Reboot.“

Nötig kann so ein Neustart in verschiedenen Situationen sein, etwa beim Neu- oder Deinstallieren von Anwendungen oder beim Einspielen von Updates für Treiber oder Programme. Das prominenteste Beispiel tritt monatlich auf: das Einspielen der Windows-Updates. Wenn Windows die bereits eingespielt hat, der zum Abschluss der Installation fällige Neustart aber noch fehlt, verhält sich Windows gern mal seltsam. Die Ursache ist dann daran erkennbar, dass Windows den Neustart-Menüpunkt im Startmenü umbenannt hat in „Aktualisieren und neu starten“.

Boot-Seltsamkeiten

Sie wollen von einem Setup-, Desinfec’t- oder c’t-Notfall-Windows-Stick booten, der PC lässt Ihnen aber keine Chance dazu? Ihnen ist der Weg ins BIOS-Setup oder ins BIOS-Bootmenü versperrt, weil der PC auf Ihre Tastendrücke nicht reagiert? Es mag Sie überraschen, aber im Normalfall ist das alles in Ihrem Interesse. Denn ein PC kann davon wissen, dass Windows nur schläft. Er spart dann beim Einschalten Zeit, indem er alle per USB angeschlossenen Geräte ignoriert und direkt Windows weckt.

Falls Sie diese Zeitsparmaßnahme dauerhaft deaktivieren wollen, suchen Sie im BIOS-Setup nach einer Option namens „Fast Boot“ (oder ähnlich) und deaktivieren Sie sie. Zur Erinnerung: Die BIOS-Option „Fast Boot“ hat nichts mit der Windowseigenen Ruhezustandsvariante „Schnellstart“ zu tun, auch wenn beides recht ähnlich klingt (Details dazu im vorangehenden Artikel).

Falls Sie nur ausnahmsweise mal vom Stick booten wollen, lassen Sie „Fast Boot“ lieber aktiv. Starten Sie stattdessen Windows einfach neu. Damit ist ausdrücklich „Neustart“ gemeint, also nicht erst „Herunterfahren“ und dann erneutes Einschalten des PCs. Während des Neustarts heißt es aufpassen: Sie müssen jenen Moment erwischen, in dem die BIOS-Meldungen erscheinen. Dann reagieren manche PCs wieder auf Tastendrücke. Welche das für BIOS-Setup und -Bootmenü jeweils sind, sollte auf dem Display erscheinen. Oft sind es Esc, F2, F8, F10, F12 oder Entf. Falls das nicht klappt, können Sie bei manchen Rechnern Fast Boot mit einem Trick deaktivieren [3]: Dazu schalten Sie den PC unmittelbar nach dem Neustart mit dem Einschalttaster wieder ab, und zwar mehrfach hintereinander. Irgendwann meldet das BIOS, der Start sei gescheitert, und fragt ausdrücklich nach, ob man Fast Boot abschalten wolle.

Shift+Neustart

Sofern der PC per UEFI bootet, kennt Windows noch einen anderen Trick: Klicken Sie bei laufendem Windows im Startmenü auf „Neustart“, halten Sie dabei aber die Umschalttaste gedrückt. Sie landen in einem Menü, mit dem sich gleichere mehrere Schwierigkeiten umgehen lassen.

Um von einem USB-Laufwerk zu booten, wählen Sie „Ein Gerät verwenden“. Es erscheint eine Übersicht jener Laufwerke, die Windows für bootfähig hält. Welches davon Ihr USB-Laufwerk ist, erkennen Sie oft am „USB“ im Namen. Falls Laufwerke mehrfach auftauchen, bleibt allerdings oft nur raten. Der PC versucht anschließend, einmalig direkt vom ausgewählten Laufwerk zu booten. Scheitert das, probieren Sie es erneut, wählen dieses Mal aber ein anderes der angezeigten Laufwerke. Weitere Tipps zum Booten von USB finden Sie in einer c’t-FAQ [4].

Mit Umschalt+Neustart gelangen Sie auch ins BIOS-Setup. Wählen Sie im dann erscheinenden Menü „Problembehandlung“, „Erweiterte Optionen“ und dann „UEFI-Firmwareeinstellungen“.

Sie finden im Umschalt+Neustart-Menü noch weitere Auswahlmöglichkeiten, mit denen sich viele Windows-Probleme lösen lassen, was hier aber den Rahmen sprengt. Weitere Tipps finden Sie in [5]. Was aber noch erwähnt sein soll: Auch hier können Sie wieder die oben beschriebenen Verknüpfungen einrichten, die Ihnen Tipparbeit sparen. Die Befehle lauten hier Shutdown /r /o /t 0 (Neustart zum (/o) ptionsmenü) und Shutdown /r /fw /t 0 (Neustart ins BIOS-Setup, „fw“ steht für „firmware“).

Parallel installiertes Betriebssystem

Seltsames Verhalten ist mitunter auf PCs zu beobachten, auf denen zwei oder mehr Windows-Installationen parallel existieren, zwischen denen Sie per Windows-Bootmenü auswählen. Obwohl das Erscheinen des Bootmenüs zur Auswahl der zu startenden Installation direkt nach dem Einschalten des PCs zu erwarten wäre, taucht es erst nach langer Wartezeit auf. Und das nicht mal konsequent, sondern nur manchmal.

Ursache ist auch hier wieder, dass die zuvor beendete Windows-Installation nicht vollständig heruntergefahren, sondern bloß via Ruhezustand oder Schnellstart schlafen gelegt wurde. Dann wacht diese Installation nach dem Einschalten des PCs erst mal auf. Mit anderen Worten: Sie bekommen das Bootmenü erst dann zu sehen, wenn die aufgewachte Installation wieder läuft. Je nachdem, welchen Bootmenü-Eintrag Sie dann anklicken, erscheint entweder umgehend der Desktop des aufgewachten Windows oder aber dieses fährt erst mal vollständig wieder runter, die BIOS-Meldungen laufen durch und erst danach bootet die andere Installation.

Dieses Verhalten ist keine Schikane, sondern schützt Sie vor Datenverlust. Ein schlafendes Betriebssystem geht davon aus, dass sich während der Ruhephase an den eingebundenen Dateisystemen nichts ändert. Doch wenn zwischendurch ein anderes Betriebssystem startet, kann es genau dazu kommen. Folge: nach dem Aufwachen passen die gespeicherten Erinnerungen und die Realität nicht zusammen. Meistens geht zwar trotzdem alles gut, aber Windows geht auf Nummer sicher.

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Falls der PC Sie nicht ins BIOS-Setup lässt oder partout nicht vom USB-Laufwerk booten will, klicken Sie bei gedrückter Umschalttaste auf Neustart.

Überlegen Sie sich, ob Sie an diesem Verhalten wirklich etwas ändern wollen: Wenn Sie fast immer Installation A starten und nur ganz selten mal Installation B, dann legen Sie Installation A weiterhin schlafen. Das Booten von B dauert dann zwar länger, aber wenn es selten genug ist, sparen Sie insgesamt trotzdem Zeit, wenn A stets nur aufwachen muss statt sauber zu booten. Anders sieht es aus, wenn Sie beide Installationen im steten Wechsel betreiben. Dann lohnt es sich, Ruhezustand und Schnellstart zu deaktivieren, und zwar in beiden Installationen.

Bootet erst beim zweiten Anlauf

Falls Windows mehrere Anläufe zum Booten benötigt und nach dem ersten womöglich sogar einen Reset, liegt es ein weiteres Mal an Ruhezustand oder Schnellstart. Genauer: Einer der Treiber kommt damit nicht klar und stürzt mit einem Bluescreen ab. Den bekommen Sie aber nicht zu sehen, weil Windows umgehend neu startet. Solche Probleme können auch auftreten, wenn eine Hardwarekomponente zu lange braucht, um auf das Aufwachen zu reagieren. Abhilfe auch hier wieder: Verzichten Sie auf Schnellstart und Ruhezustand.

Dass Windows bei einem „Systemfehler“ automatisch neu startet, können Sie übrigens verhindern: Drücken Sie Windows + Pause. Sie landen in den Einstellungen unter „Info“. Klicken Sie auf den Link „Erweiterte Systemeinstellungen“. Im Reiter „Erweitert“ führt unter „Starten und Wiederherstellen“ der Knopf „Einstellungen“ zu einem Dialog, in dem Sie das Häkchen vor „Automatisch Neustart durchführen“ entfernen.

Noch ein Sekündchen schneller?

Im Artikel ist mehrfach davon die Rede, dass Windows schneller einsatzbereit ist, wenn es aus dem „Energie sparen“ aufwacht statt aus dem Ruhezustand. Das behaupten wir nicht einfach so, Messergebnisse haben wir beispielsweise in [7] veröffentlicht. Falls es Sie dazu motiviert, den Zeitraum vom Einschalten bis zur Einsatzbereitschaft von Windows weiter zu verkürzen, etwa indem Sie an den Schlafmodi herumoptimieren, dann sei uns ein Rat erlaubt: Ersparen Sie sich das. Ein oder zwei Sekunden Unterschied lassen sich ohnehin nicht fühlen, sondern allenfalls messen. Und das ist bei Windows überraschend komplex, wie wir auch aus eigenen Erfahrungen wissen [6].

Wie lange Windows zum Booten braucht, unterscheidet sich von Lauf zu Lauf jeweils um ein paar Sekunden. Das liegt unter anderem daran, dass das Betriebssystem keineswegs seriell eines nach dem anderen startet, sondern quasi alles parallel, also mehr oder weniger gleichzeitig. Das beschleunigt die Sache zwar spürbar, führt aber auch dazu, dass jeder Bootvorgang ein wenig anders verläuft als der vorige – mal erledigt eine Software letzte Nacharbeiten nach einem Update, mal ruckelt die Netzwerkverbindung, mal hat sich, wodurch auch immer, eine Konfiguration geändert …

Zudem lässt sich die Bootdauer nicht seriös per Software messen. So ist unklar, wann genau eine Messsoftware während des Hochfahrens startet. Windows gleicht zudem während des Hochfahrens die Systemzeit mit dem BIOS ab und korrigiert bei Bedarf. Es bleibt also nur der Griff zur Stoppuhr, und die müssen Sie während des gesamten Bootvorgangs in der Hand halten und dabei auf den Monitor starren. Dadurch kostet letztlich jeder einzelne Test mehr Zeit, als Sie jemals durch Optimierungen beim Hochfahren wieder einsparen können.

Es bleibt daher die Faustregel: Wenn es wirklich schnell gehen muss, nutzen Sie „Energie sparen“ oder wenigstens den Ruhezustand. Dauert das Booten auf einem PC doch mal ungebührlich lange, versuchen Sie nicht, mit zweifelhaften Optimierungstipps aus dem Internet noch irgendwo ein Sekündchen herauszuquetschen. Stattdessen ist dann üblicherweise eine einzelne Anwendung, ein Dienst oder ein Treiber schuld, und was genau schuld ist, finden Sie entweder mit den in [8] genannten Tipps oder in ganz hartnäckigen Fällen mit dem Bootprotokoll der Sysinternals-Freeware Process Monitor heraus [9, 10].

Windows reagiert nicht

Zum Schluss noch ein Hinweis auf das Phänomen, dass während des Hochfahrens zwar irgendwann der Desktop erscheint, er sich anfangs aber noch nicht bedienen lässt. Das ist kein Bug, sondern von Microsoft so gewollt. Erstmals in der Windows Millennium Edition (ME) baute der Konzern einen Schummelmechanismus ein: Der Desktop erscheint seitdem, bevor das Hochfahren abgeschlossen ist. Das wirkt dann so, als könnten Sie schneller loslegen, stimmt aber nicht: Sie können zwar schon mit der Maus herumklicken oder Tasten drücken, doch Windows reagiert darauf erst nach Abschluss des Bootvorgangs.

Diese Schummelei veranstalten heutzutage alle Windows-Versionen, und bei Windows 11 hat Microsoft den Effekt noch verstärkt. Das wirkt dann so, als würde es schneller als sein Vorgänger booten, obwohl das gar nicht stimmt [6]. Eine Abhilfe ist uns nicht bekannt, aber das Wissen um diese Schummelei macht sie zumindest einfacher zu ertragen.

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Literatur

[1] Axel Vahldiek, Draußen nur verschlüsselt, Anmeldung am Windows-Notebook sicher oder bequem, c’t 1/2018, S. 154

[2] Axel Vahldiek, Endlich durchschlafen, Windows an unerwünschtem Aufwachen hindern, c’t 6/2015, S. 166

[3] Christof Windeck, Fastboot-Option blockt BIOS-Setup, c’t 2/2014, S. 156, auch kostenlos online lesbar unter ct.de/-2072401

[4] Axel Vahldiek, FAQ: Booten von USB-Laufwerken, c’t 24/2018, S. 172, auch kostenlos online lesbar unter ct.de/-4209809

[5] Axel Vahldiek, Aufstehhelfer, Wie Windows Startprobleme selber löst, c’t 5/2018, S. 74

[6] Axel Vahldiek, Und los!, Windows 11: Erste Messergebnisse, c’t 24/2021, S. 50

[7] Axel Vahldiek, Wieder ans Fliegen kriegen, So lösen Sie Windows-Bremsen, c’t 17/2019, S. 16

[8] Axel Vahldiek, Tempomacher, Werkzeuge zum Auffinden von Windows-Bremsen, c’t 17/2019, S. 22

[9] Axel Vahldiek, Unter dem Mikroskop, Windows analysieren mit dem Process Monitor – Teil 1, c’t 16/2017, S. 148

[10] Axel Vahldiek, Schärfer stellen, Windows analysieren mit dem Process Monitor – Teil 2, c’t 17/2017, S. 154

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