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Die großen Themen rund um Elbflorenz. Lassen Sie sich inspirieren!
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Dampfender Glühwein, herrlich puderbestäubter Stollen und würzige Pfefferkuchen: Alle Jahre wieder verwandelt sich Dresden im Advent in eine funkelnde Weihnachtsstadt. Auf drei Kilometern Länge – vom Hauptbahnhof über die Innenstadt bis zum Albertplatz auf der Neustädter Elbseite – reiht sich ein Weihnachtsmarkt an den anderen, mittendrin der berühmte Striezelmarkt.
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IM Schatten der Frauenkirche kommt es zum großen Treffen. Die Heiligen Drei Könige begrüßen das Christkind. Zwar bekennen sich im atheistisch geprägten Dresden nur rund 20 % der Einwohner zu einer christlichen Konfession – trotzdem steht hier jedes Jahr der Stall von Bethlehem mit lebensgroßen Figuren und echten Schafen. Vor der Krippe intonieren die Dresdner Kurrendesänger »Leise rieselt der Schnee«, auch wenn der hier in der Vorweihnachtszeit meist auf sich warten lässt. Es ist Advent auf dem Neumarkt. Die Dezemberluft riecht nach frisch gebackenem Brot, gerösteten Maronen und orientalischem Mokka, die Herrnhuter Sterne an den Marktbuden und großen Weihnachtstannen tauchen den Abend in mildes Licht, in einer Ecke dreht sich ein handbetriebenes Karussell. Die Marktbuden sind historischen Vorbildern aus der Zeit um 1900 nachempfunden. Bürsten- und Besenbinder, Hutmacher, Holzschnitzer und Buchdrucker bieten in traditionellem Gewand handgefertigte Waren feil, wie es sie hier schon vor 100 Jahren gegeben hat. Die kulinarischen Genüsse stammen meist von Bio-Erzeugern aus der Region wie dem Vorwerk Podemus oder der Braumanufaktur Schmilka.
Natürlich ist in Dresden auch der Besuch des Striezelmarkts vorweihnachtliche Pflicht, immerhin ist er der berühmteste und mit mehr als 200 Ständen und 2,5 Mio. Besuchern auch der größte Weihnachtsmarkt der Stadt. Mit ihm hat 1434 alles angefangen. Der namensgebende Striezel war zu jener Zeit zwar noch ein fades Fastengebäck >>>, aber das hat sich zum Glück mit päpstlicher Erlaubnis geändert und wird auf dem ältesten beurkundeten Weihnachtsmarkt Deutschlands mit dem Stollenfest zelebriert. Klar, dass man den geschützten »Original Dresdner Christstollen« auch an jeder Ecke kaufen kann. Striezelmarkt-Glücksbringer ist aber der »Pflaumentoffel«, ein Backpflaumen-Männchen mit Zylinder, Umhang und Leiter. Er nickt ganz sanft in die Erinnerungsrichtung der oft keine zehn Jahre alten Schornsteinfegerjungen, die die Kamine von innen reinigen mussten. Stark vertreten ist die weihnachtliche Holzkunst aus dem nahen Erzgebirge. Ein begehbarer Schwibbogen und die weltgrößte erzgebirgische Stufenpyramide gehören zu den Wahrzeichen, Schwibbogen- und Pyramidenfest zu den Höhepunkten des Striezelmarkts.
Ein Dutzend Weihnachtmärkte warten in Dresden auf Besucher, neben den beiden genannten haben auch andere ein ganz eigenes Flair, etwa die Mittelalter-Weihnacht im Stallhof, der internationale Augustusmarkt mit seinen weiß-goldenen Pagoden auf der Hauptstraße oder der Elbhangfest-Weihnachtsmarkt am Blauen Wunder in Loschwitz mit regionalem Kunsthandwerk.
Bei der alljährlichen Weihnachtsausstellung im Dresdner Volkskunstmuseum im Jägerhof können Sie Kunsthandwerkern bei der Arbeit zuschauen und weihnachtliche Volkskunst aus ganz Sachsen bestaunen. Wer für das oft schon Monate vorher ausverkaufte Weihnachtsoratorium mit dem Dresdner Kreuzchor in der Kreuzkirche keine Tickets bekommen hat, sollte das Adventskonzert des weltberühmten Knabenchors im Dynamo-Stadion nicht verpassen.
Vorweihnachtlicher Klassiker mit Kultstatus sind die Aufführungen von »A Christmas Carol – Ein Weihnachtslied« nach Charles Dickens im stimmungsvollen Ambiente des Palais im Großen Garten. Tickets dafür sollten Sie sich rechtzeitig sichern: ab Anfang Oktober unter www.staatsschauspiel-dresden.de.
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Deutschlands erste Gartenstadt sollte nichts weniger als das Leben reformieren: Arbeit, Wohnen, Kultur und Natur – harmonisch verbunden. Initiiert und ausgeführt wurde das Projekt von dem Möbelfabrikanten Karl Schmidt, dem Mäzen Wolf Dohrn und dem Architekten Richard Riemerschmid, alle drei aktive Mitglieder des Deutschen Werkbundes. Der Erfolg gibt ihnen Recht, bis heute gehört Hellerau zu den beliebtesten Wohngegenden Dresdens.
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BEIM Hellerauer Marktbäcker duftet es nach frischem Backwerk und allerlei Gewürzen. Torsten Eckert hat soeben ein »Brot des Monats« aus dem Ofen geholt. Diesmal ist es ein »Fougasse« mit Rosmarin, Meersalz und Knoblauchöl. Zusammen mit Frau Maria übernahm er 2011 die 100 Jahre alte Bäckerei, ein Glücksfall für das Bäckerpaar und die Gartenstadt. Hier wird noch mit der Hand und mit Sauerteig gearbeitet, und es kommen nur ehrliche Zutaten zum Einsatz: Ährenwort-Mehl aus der Dresdner Mühle, Haferflocken, Schrot.
Die denkmalgeschützte Häuserzeile am Markt mit der Bäckerei auf der Westseite ist Teil des ursprünglichen Bebauungsplans der Gartenstadt Hellerau, der wie das Gebäude selbst vom Architekten Richard Riemerschmid stammt. Vom Markt hügelabwärts führt eine Straße, die der landläufigen Vorstellung von einer Gartenstadt wohl am ehesten entspricht und dazu auch noch »Am grünen Zipfel« heißt. Hinter winzigen Vorgärten mit üppigen Rosenbüschen stehen die fast bilderbuchartig-putzigen Reihenhäuser des »Kleinhausviertels«, ebenfalls von Riemerschmid geplant.
Gleich um die Ecke am Moritzburger Weg 67 wartet ein weiterer Bau von ihm: Das Fabrikgebäude der Deutschen Werkstätten Hellerau war die Keimzelle der Gartenstadt. Karl Schmidt hatte sie 1909 noch außerhalb Dresdens angesiedelt, sein Architekt entwarf den Grundriss in Form einer Schraubzwinge. Hier wurden ab 1910 die berühmten »Maschinenmöbel« hergestellt, die Sie im »Schaudepot« im Kunstgewerbemuseum in Schloss Pillnitz anschauen können. Heute fertigen die Deutschen Werkstätten in einem modernen Komplex gegenüber vom alten Firmengelände u.a. hochwertige Objektausbauten. Im einstigen Pförtnerhaus hat »Schmidt’s« sein stilvolles Domizil bezogen, mittlerweile eines der angesagtesten Dresdner Restaurants (www.schmidts-dresden.de).
Am Ausbau der Gartenstadt waren ab 1910 außer Riemerschmid vor allem Hermann Muthesius und Heinrich Tessenow beteilligt. Sie folgten den Idealen der englischen Gartenstadtbewegung, um den Auswüchsen der Industrialisierung zu begegnen und ein naturnahes, gesundes Wohnen zu ermöglichen. Tessenow lieferte den Entwurf für das geistig-kulturelle Zentrum der Gartenstadt. Im 1911/1912 errichteten Festspielhaus Hellerau installierte der Schweizer Musikpädagoge Émile Jaques-Dalcroze seine »Bildungsanstalt für Rhythmische Gymnastik«, ein Zentrum der Reformbewegung und Geburtsort der Moderne. Hier traf sich die Avantgarde zum Lernen, Arbeiten und Feiern, darunter Mary Wigman, Oskar Kokoschka, Upton Sinclair, Stefan Zweig und Franz Kafka. Die Nazis funktionierten das Gelände zur Kaserne um, nach dem Krieg wurde es bis 1992 von der sowjetischen Armee genutzt. Seit der Sanierung gestaltet das »Europäische Zentrum der Künste Dresden« ein ganzjähriges Programm. Seit einigen Jahren bemüht sich ein Förderverei, dass Hellerau als »Laboratorium einer neuen Menschheit« in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen wird.
Wie war das wohl, als Künstler aus ganz Europa kamen? Und wie wurde Hellerau nach so langer Abstinenz wieder zum Ort für Tanz, Musik, Kunst und Medien? Führungen durch das Festspielhaus Hellerau und das angrenzende Areal lassen die spannende Geschichte des Orts lebendig werden. Jeden Fr. 14, jeden 3. So. im Monat 11 Uhr; Führungen durch die Gartenstadt für Gruppen auf Anmeldung: Deutscher Werkbund Sachsen, Tel. 0351 264 62 46.
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Wie in längst vergangenen Zeiten: Am entspanntesten erleben Sie Dresden und die Schönheit des Elbtals vom Dampfer aus. Immerhin betreibt die Sächsische Dampfschiffahrt die älteste, größte und natürlich auch schönste Raddampferflotte der Welt. Flussabwärts geht es vom Terrassenufer unterhalb der Brühlschen Terrasse über Radebeul und Meißen bis nach Seußlitz und flussaufwärts vorbei an Pillnitz und Pirna bis Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz.
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EIN lautes Tuten, und der stattliche alte Dampfer löst sich von der Anlegestelle. Natürlich tutet er nicht, auch wenn es so klingt: Er pfeift, mit seiner Dampfpfeife, wie der Bootsmann in einer Mischung aus Belustigung und heiligem Ernst richtigstellt. Und jeder Dampfer hat zudem seinen ganz eigenen Pfeifenton! Neun historische Raddampfer besitzt das 1836 als »Elbdampfschiffahrtsgesellschaft« gegründete Unternehmen heute – der älteste, die »Stadt Wehlen«, wurde 1879 in Betrieb gestellt, der jüngste und größte, die »Leipzig«, lief 1929 in der Schiffswerft Dresden-Laubegast vom Stapel. Die »Diesbar« von 1884 ist ein »technisches Denkmal« und wird als einziger Raddampfer der Flotte noch mit Kohle befeuert. Außer der regulären Mannschaft aus Kapitän, Steuer- und Bootsmann sowie Maschinist versieht hier deshalb auch ein Heizer seinen schweißtreibenden Dienst.
Die wunderbar aus der Zeit gefallenen historischen Dampfer werden von Einheimischen wie Touristen heiß geliebt. Dagegen passen die zwei modernen Motor-Salonschiffe »Gräfin Cosel« und »August der Starke« aus dem Jahr 1994 nicht so recht ins Bild und werden auch schon mal spöttisch »Gorbitz« und »Prohlis« genannt, nach den Plattenbausiedlungen am Rande der Stadt. Wer es also eher nostalgisch mag, sollte beim Buchen des Tickets nach dem Schiffstyp fragen. Wenn Sie einen Blick in den nach oben offenen Maschinenraum der alten Dampfer werfen, können Sie blank geputzte Messinginstrumente bestaunen und die wuchtigen Dampfmaschinen bei ihrer präzisen Arbeit beobachten. An den Seiten geben Fenster den Blick auf die roten Schaufelräder frei, die gischtspritzend durch den Fluss pflügen. Immer wieder faszinierend und ein beliebtes Fotomotiv ist übrigens das Abkippen des Schornsteins bei der Brückendurchfahrt. Die Oldtimer haben überdachte Sonnendecks, behagliche Salons und natürlich eine Bordküche. Schnitzel und Wiener Würstchen, Kaffee und Eierschecke werden von gut aufgelegten Stewards an den Tisch gebracht.
Bei der Planung eines Ausflugs auf der Elbe haben Sie die Qual der Wahl. Vor allem in der Hauptsaison von Mai bis Mitte Oktober stehen neben den Linienfahrten verschiedenste Veranstaltungsfahrten auf dem Programm. Doch selbst in der Vorweihnachtszeit legt die Flotte gelegentlich ab: zum »Adventslunch« oder als »Glitzerschiff im Advent«. Wem Zeit oder Muße für eine Dampferfahrt fehlen, der kann alle Schiffe auch bei der jährlichen Flottenparade am 1. Mai oder nur die Raddampfer bei der Dampferparade zum Dampfschiff-Fest im August erleben – wenn nicht gerade mal wieder Niedrigwasser dem Spektakel einen Strich durch die Rechnung macht.
Perfekt für Dampfer-Novizen ist eine der täglichen Schlösserfahrten von der Altstadt aus vorbei an den Elbschlössern und unterm Blauen Wunder durch bis zum Schloss Pillnitz. Elbaufwärts dauert das 110 Minuten, elbabwärts eine Stunde. Da bleibt viel Zeit zum Inspizieren des Schiffes und – am besten mit einem Glas sächsischen Weins in der Hand – zum Genießen der Landschaft.
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Meissener Porzellan! Das klingt nach Luxus, nach der »maladie de porcelaine«, der Porzellansucht von August dem Starken – und nach dem Sonntagskaffee bei der Erbtante, die das gute Service aus dem Vertiko holt. Seit mehr als 300 Jahren begeistert das weiße Gold aus Meißen schon die Menschen, als exquisites Geschirr für den nicht ganz alltäglichen Gebrauch, als Statussymbol und als Sehnsuchtsobjekt von Sammlern in der ganzen Welt.
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ZUTATEN braucht es für die Porzellanherstellung nicht viele, im Wesentlichen nur Kaolin, Feldspat und Quarz – und das heute wie vor 300 Jahren. Doch es bedurfte genialer Wissenschaftler und Tüftler, gerade diese Stoffe in einem ganz bestimmten Verhältnis zu mischen und eines der großen Rätsel ihrer Zeit zu lösen. Denn im 17. Jh. ist feines Porzellan aus China und Japan bei Königen, dem Adel und wohlhabenden Bürgern in Europa zwar heiß begehrt, aber der lange und gefahrenreiche Transportweg macht es teuer. Also versucht man, selbst hinter sein Geheimnis zu kommen. Der Naturwissenschaftler Ehrenfried Walther von Tschirnhaus experimentiert schon in den 1690er-Jahren mit der Herstellung von Porzellan und schlägt August dem Starken 1696 sogar die Gründung einer Porzellanmanufaktur vor.
Zu dieser Zeit beginnt Friedrich Böttger gerade 14-jährig in Berlin eine Apothekerausbildung, wendet sich jedoch bald der Alchimie zu. Als er behauptet, Gold herstellen zu können, wird er 1701 vom sächsischen Kurfürsten in ein Dresdner Laboratorium gebracht. Hier trifft er mit Tschirnhaus und dem Freiberger Bergrat und Hüttenfachmann Pabst von Ohain zusammen. Schon bald stehen nicht mehr Experimente zur Herstellung von Gold im Mittelpunkt; das Ziel ist nun das weiße Gold, das August der Starke fordert. Dann der Durchbruch: 1707 gelingt die Herstellung des roten Jaspisporzellans, heute Böttgersteinzeug genannt. Am 15. Januar 1708 notiert Doktor Johann Jacob Bartholomaei, Böttger als Leibarzt und Helfer zugeteilt, die vRezeptur für das »optimal weiß und durchscheinende« Porzellan. Das Datum gilt als Geburtsstunde des weißen europäischen Hartporzellans. Es vergeht ein weiteres Jahr, bis Böttger am 28. März 1709 August dem Starken offiziell die Erfindung des Porzellans verkündet. Tschirnhaus ist im Oktober zuvor an der roten Ruhr gestorben, und so erntet Böttger den Ruhm allein. Erst 300 Jahre später soll Tschirnhaus den ihm gebührenden Platz in der Porzellangeschichte erhalten.
Am 23. Januar 1710 verkündet August der Starke per Dekret die Gründung der ersten europäischen Porzellanmanufaktur, die kurz darauf und für 153 Jahre auf der Albrechtsburg Meißen eingerichtet wird. Die ab 1722 eingesetzten »Gekreuzten blauen Schwerter« werden zu einem der bekanntesten Markenzeichen der Welt. Schon in den ersten Jahrzehnten der Manufaktur schaffen Porzellanmaler wie Johann Gregorius Höroldt und Modelleure wie Johann Joachim Kaendler – er vor allem mit seinen Tierfiguren und höfischen Szenen – unvergleichliche Kunstwerke, die den Ruf des Meissener Porzellans begründen. Dazu gehört auch das aus 2000 Teilen bestehende »Schwanenservice« für den Grafen Brühl. Auch die berühmtesten Dekore stammen aus jener Zeit, etwa der Rote Ming-Drache; am bekanntesten ist wohl das nach fernöstlichen Vorbildern entwickelte kobaltblaue Zwiebelmuster, das allerdings nicht aus Zwiebeln, sondern Granatäpfeln, Pfirsichen, Bambusstock sowie Lotos- und Chrysanthemenblüten besteht. Die schönsten Highlights aus 300 Jahren Porzellangeschichte sehen Sie im Porzellanmuseum in Meißen.
In den Schauwerkstätten der »Erlebniswelt Haus Meissen« kann man an vier Arbeitsplätzen miterleben, wie Meissener Porzellan in Handarbeit entsteht. Tassen werden gedreht und Figurenteile geformt, anschließend von einem Bossierer anhand eines Modells zusammengesetzt. Unter- und Aufglasurmalerei mit verschiedenen bekannten Motiven schließt den Herstellungsprozess ab. Der Rundgang kann durch Raumton oder mit persönlicher Führung begleitet werden.
Goldener Wagen, Rosengründchen, Katzensprung – die Weinlagen tragen nicht nur klangvolle Namen, sie produzieren auch gute Tropfen voller Charakter. Da schuldet man es schon fast der Gegend, die Sächsische Weinstraße zu erkunden, gemütlich in Strauß- und Besenwirtschaften einzukehren, eine Führung beim Winzer mitzumachen oder zur Weinwanderung aufzubrechen.
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SACHSEN ist das nordöstlichste der 13 offiziellen deutschen Weinanbaugebiete und eines der kleinsten noch dazu. Seit 1992 führt die Sächsische Weinstraße über eine einzigartige Kulturlandschaft elbabwärts von Pirna über Dresden, Radebeul und Meißen bis nach Seußlitz: Auf diesen 55 km wird Genuss großgeschrieben. Bei den herbstlichen Weinfesten in Radebeul und Meißen können Sie nicht nur den spritzigen Federweißer testen, sondern auch die ganze Vielfalt der sächsischen Weine kennenlernen.
Das milde Klima im weiten Talkessel der Elbe, viel Sonne und abwechslungsreiche Böden sorgen dafür, dass hier seit Jahrhunderten aromenreiche Weine gemacht werden können. Der Legende nach soll Bischof Benno schon zu Beginn des 12 Jh.s die ersten Reben nahe des Meißner Burgbergs gepflanzt haben. Nachdem im 19. Jh. die Reblaus dem hiesigen Weinanbau beinahe den Garaus gemacht hätte, hielten über Jahrzehnte vor allem Kleinwinzer die Weinbautradition im Elbtal am Leben.
Heute werden in Sachsen primär trockene Weißweinsorten kultiviert wie Müller-Thurgau, Riesling sowie Weiß- und Grauburgunder. Nur noch im Elbtal findet man den Goldriesling, der als junger Wein ein leichter Sommergenuss ist. Mit Spätburgunder oder Dornfelder sind aber langsam auch rote Weine im Kommen. Viele der fast 40 Weingüter und ein Dutzend Weinbaugemeinschaften wurden erst nach der Wende gegründet, schon zu DDR-Zeiten berühmt war jedoch das heutige Sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth >>>, zugleich Sachsens älteste Sektkellerei. In der 1938 gegründeten Sächsischen Winzergenossenschaft Meißen sind 1500 Kleinwinzer vereint, die rund ein Drittel der sächsischen Anbaufläche bearbeiten. Ihr Markenzeichen ist die »Sachsenkeule«, eine nur hier verwendete bauchige Weinflasche. Nicht mit einem Rosé verwechseln sollte man den aus roten und weißen Trauben gekelterten Wein, der in Sachsen – und nur hier – »Schieler« heißt.
Zwei Weingüter liegen mitten in den Dresdner Elbhängen. Unweit des Dresdner Stadtzentrums offeriert Lutz Müller »Weine mit Weitblick«, und das ist durchaus wörtlich zu nehmen: Von der Straußwirtschaft in seinem Weinberg neben dem Schloss Albrechtsberg schauen Sie auf die Elbe, die Stadt und weit hinaus ins Umland. Zum Wein gibt es Flammkuchen aus dem Holzofen.
Bautzner Str. 130 | Straußwirtschaft April bis Okt. Sa., So. und feiertags 11 – 19; März, Nov. bei gutem Wetter So., feiertags 11 Uhr bis zur Dämmerung | www.winzer-lutz-mueller.de
Auf dem Weingut Klaus Zimmerling am Stadtrand von Pillnitz gehen Wein und Kunst eine Symbiose ein. Ganz ohne Herbizide und synthetische Pestizide gedeihen hier auf verwittertem Granit u. a. Riesling, Grauburgunder, Kerner und Gewürztraminer. Klaus Zimmerlings Frau, die Bildhauerin Małgorzata Chodakowska, verwandelt Holzstämme in anmutige Skulpturen, zumeist grazile Frauenfiguren, deren Abbilder sich als wechselnde Etiketten auf den schlanken Flaschen wiederfinden. Von Ostern bis Ende Oktober sind ein Ausschank und eine Galerie im Weinkeller geöffnet.
Bergweg 27 | Fr. 10 – 18, Sa./So. 11 bis 18 Uhr |www.weingut-zimmerling.de
Mit einem Glas Wein in der Hand spazieren Sie Dr. Christian Müller hinterher. Der Vater des Winzers Lutz Müller ist nicht nur Weinkenner, sondern auch versierter Geschichtenerzähler – und so schlendern Sie mit ihm durch die Weinberge am Loschwitzer Elbhang. (www.winzer-lutz-mueller.de)
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