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© Dumont Bildarchiv/Ernst Wrba
Lage: Brühlsche Terrasse | Innenstadtplan: D 2 | Straßenbahn: Synagoge (Linien 3, 7), Pirnaischer Platz (Linien 1, 2, 3, 4, 7, 12) | Eingänge: Brühlsche Terrasse, Georg-Treu-Platz | Di. – So. 10 – 18 Uhr | Eintritt: Erw. 10 € inkl. Audioguide, unter 17 Jahren Eintritt frei, Kombiticket mit Kunsthalle im Lipsiusbau 12,50 € | www.skd.museum
Dresden hat seinen Ruf als Kunstmetropole verdient – und einer der Gründe dafür ist das Albertinum am Ostende der Brühlschen Terrasse. In seiner Galerie Neue Meister finden Sie Kunstschätze vom 19. Jh. bis in die jüngste Gegenwart, und die Skulpturensammlung deckt gleich fünf Jahrtausende ab.
Von der Romantik bis zur Gegenwart
Man glaubt es kaum, wenn man in dem weiß strahlenden Lichthof nach oben schaut: 17 m über den Köpfen der Besucher schwebt das Museumsdepot samt Restaurierungswerkstätten. Nötig wurde diese Konstruktion durch das Elbhochwasser 2002 – die Gemälde konnten zwar rechtzeitig aus dem unterirdischen Lager gerettet werden, besser aufgehoben sind sie nun aber in flutsicheren Höhen.
Dieses Intermezzo in der Baugeschichte ist nur eines von vielen. Denn wo heute Kunst von Weltrang ausgestellt wird, wurden früher Waffen gelagert: Das sandsteinverkleidete Albertinum steht auf den Grundmauern eines Zeughauses aus dem 16. Jahrhundert. Vom Renaissancebau erhalten sind nur noch die Kellergewölbe, das Erdgeschoss mit den toskanischen Säulen, zwei westliche Portale und ein Teil der Fassade. Der Neubau für die Skulpturensammlung wurde 1884 – 1889 in nur vier Jahren errichtet. Den Entwurf lieferte Carl Adolf Canzler, die Fassadenreliefs aus Bronze schuf Robert Diez 1909. Seit den 1950er-Jahren entwickelte sich das Albertinum zum Sammelpunkt der Kunstschätze, 1965 kam die Galerie Neue Meister hinzu. 2004 bzw. 2006 bezogen Münzkabinett und Grünes Gewölbe im Residenzschloss neue Räume.
5 000 Jahre auf einem Platz: Die Skulpturensammlung zeigt Werke von den antiken Kulturen über alle Epochen der europäischen Plastik vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart. Gegründet hat die Sammlung August der Starke. Er erwarb zwischen 1717 und 1728 antike Skulpturen und legte damit die früheste Antikensammlung außerhalb Italiens an. Mehr als 1100 Stücke ermöglichen einen nahezu lückenlosen Überblick über die handwerkliche und künstlerische Entwicklung der Plastik in der Antike. Kein Wunder erabeitete Johann Joachim Winckelmann, Begründer der modernen Archäologie und Kunstgeschichte, nach 1748 in der Antikensammlung seine grundlegenden Schriften. Einen Besuch abstatten sollten Sie der Athena Lemnia nach Phidias, den drei Herkulanerinnen und der tanzenden Mänade des Skopas. Die Renaissance und den Barock repräsentieren Meisterwerke von Filarete, Giambologna und Adrian de Vries sowie Marmorskulpturen von Balthasar Permoser. Die Antiken finden Sie derzeit noch im Gläsernen Depot am Eingang Georg-Treu-Platz sowie im Schaudepot im ersten OG, das vom Mosaiksaal zugänglich ist. Skulpturen vom Barock bis zur Gegenwart sehen Sie – auch in einem Schaudepot – auf der gegenüberliegenden Seite. Verbunden werden die Bereiche durch eine Sonderausstellungsfläche der Galerie Neue Meister. Die Antikensammlung soll 2018 nach Fertigstellung der Sempergalerie in der dortigen Osthalle aufgestellt werden, wie einst von Semper geplant.
Der Mosaiksaal im ersten Stock verdankt seinen Namen einem römischen Bodenmosaik und zeigt Skulpturen des Klassizismus. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Arbeiten von Ernst Rietschel. Von ihm stammen auch der Entwurf für das bekannte Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar und Darstellungen illustrer Zeitgenossen wie Lessing und Felix Mendelssohn-Bartholdy. Am Ende des Raumes ist Rietschels Giebelschmuck für Sempers ersten Opernbau aufgestellt. Das Pendant steht auf der Ortenburg in Bautzen.
© Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Der Umbruchsstimmung der Jahrhundertwende begegnen Sie gegenüber im Klingersaal. Er wurde gemeinsam mit der Galerie Neue Meister als Epochenraum konzipiert und widmet sich der Kunst des Fin de Siècle, u.a. mit Werken von Arnold Böcklin, Max Klinger, Gustav Klimt sowie Sascha Schneider, dem Dresdner Ideenmaler und Illustrator von Karl May. Von verborgen ausgelebten Leidenschaften erzählt symbolistisch aufgeladene Kunst wie die bronzene »Amazone« und das monumentale Gemälde »Das verlorene Paradies« des Münchner Malerfürsten Franz von Stuck.
Die Moderne hat ihren Platz in den ältesten Räumen des Albertinums. Direkt hinter dem Eingang Georg-Treu-Platz beginnt der Renaissanceraum mit prominenten Werken des französischen Bildhauers Auguste Rodin, darunter der Gipsentwurf für den »Denker« und »Die innere Stimme«, sowie Plastiken von Maillol und Meunier. Auch Wilhelm Lehmbruck ist vertreten, u. a. mit der berühmten »Knienden« um 1910 >>>. Auf dem Weg durch die Skulpturenhalle werden Sie bis in die Gegenwart geführt, die durch wechselnde Installationen vertreten ist.
Mit Gemälden von Caspar David Friedrich bis Gerhard Richter gehört die Galerie Neue Meister zu den wichtigsten deutschen Museen. Große Verluste erlitt die Sammlung im Dritten Reich, als viele Gemälde des Expressionismus, v. a. der Dresdner Künstlergemeinschaft »Brücke«, als »Entartete Kunst« diffamiert und teilweise ins Ausland verkauft wurden. Andere Kunstwerke verbrannten beim Bombenangriff 1945. Trotz der 2010 neu gewonnenen Fläche kann bei Weitem nicht alles gezeigt werden, immer wieder wechselnde Hängungen ermöglichen aber unterschiedliche Schwerpunkte und neue Sichtweisen. Sonderausstellungen im Albertinum und im gegenüberliegenden Lipsiusbau neben der Kunstakademie ergänzen das Angebot.
Ein eigener Saal ist den Meisterwerken von Caspar David Friedrich (Interessante Menschen >>>) gewidmet, darunter »Hünengrab im Schnee«, »Zwei Männer in Betrachtung des Mondes« und »Das Kreuz im Gebirge«. Sein Spätwerk »Das große Gehege bei Dresden« zählt zu den Glanzleistungen europäischer Landschaftsmalerei. Das Motiv ist eigentlich wenig spektakulär – es zeigt den Blick über das heutige Ostragehege zur Elbe. Trotzdem scheint in dieser stillen Landschaft die ganze Weite der Welt wie in einem Brennspiegel eingefangen. Im Bestand romantischer Malerei befinden sich auch Werke von Carl Gustav Carus, Gerhard von Kügelgen, Johan Clausen Dahl und Ludwig Richter, dessen romantische Italien-Ansichten sowie die »Überfahrt am Schreckenstein« fast einen ganzen Saal füllen. Carl Christian Vogel von Vogelsteins »Junge Dame mit Zeichengerät« ist ein Inbegriff deutscher Sehnsucht nach dem Süden. Prominent vertreten ist auch der Dresdner Spätromantiker Ferdinand von Rayski.
Claude Monet, Edgar Degas, Edouard Manet, Max Liebermann und Max Slevogt führen die Liste der französischen und deutschen Impressionisten an. Sonderstellungen nehmen Bilder von Gauguin und Vincent van Gogh ein. Max Slevogts Bild »Seeräuber« gehört zum Zyklus seiner Ägypten-Reise 1914, der einen Höhepunkt seines Schaffens darstellt – die Galerie besitzt 17 Werke davon. Das Motiv überrascht durch den ungewöhnlichen Ausschnitt und die Bewegung: Das Flüchtige des Augenblicks wird betont durch das Anschneiden des Bootes, den dynamischen Pinselduktus und den kontrastreichen Farbwechsel. Das Gegenständliche löst sich unter dem intensiven Licht zunehmend auf. Mediterranes Flair strahlt Slevogts großformatige »Tänzerin Marietta di Rigardo« aus. Zwischen Impressionismus und Expressionismus bewegt sich hingegen Lovis Corinth.
Zu den bekanntesten deutschen Expressionisten gehören die Brücke-Künstler Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff. »Stehende nackte Mädchen am Ofen« gilt als gelungenes Frühwerk Kirchners, das an der Schwelle zum reifen Brücke-Stil der Jahre 1909/1910 steht und noch den Einfluss des französischen Fauvismus zeigt. Abweichend von der traditionellen Kunstauffassung setzten die Brücke-Künstler ihren Begriff von Schönheit in leuchtenden Farben und vergröbernder Malweise um. Das Aktgemälde in kontrastierenden Grundfarben entstand aus der Praxis des sogenannten Viertelstundenaktes: Aus dem Wunsch nach Natürlichkeit hielten die Brücke-Maler ungezwungene Bewegungen in schneller Zeichnung fest.
Oskar Kokoschka lehrte nach seiner Soldatenzeit im Ersten Weltkrieg nur wenige Meter von hier als Professor an der Dresdner Kunstakademie. In der Galerie ist er mit farbenprächtigen Gemälden vertreten, darunter seinem Selbstbildnis von 1922.
Die Bilder von Otto Dix (Interessante Menschen >>>) beschönigen nicht, zeitkritisch übersteigern sie sogar die Wirklichkeit – wie das Gemälde »Frau mit Kind«, ein Meisterwerk der Neuen Sachlichkeit. Das gewaltige Triptychon »Der Krieg« von 1929/1932 hingegen orientiert sich formal an mittelalterlichen Altarwerken und führt doch das schonungslose Abbild seiner Gegenwart vor Augen.
Weitere Schwerpunkte sind Werkgruppen der Worpsweder Künstlerkolonie um Otto Modersohn und Paula Modersohn-Becker, des eigenwilligen Expressionisten Carl Lohse, der Neuen Sachlichkeit, aber auch der Klassischen Moderne und der Dresdner Malerei nach 1945. Sie reicht von Curt Querner, Theodor Rosenhauer und Wilhelm Rudolph über Künstler der DDR bis hin zu A.R. Penck, Ralf Kerbach und den jüngsten Stars der Kunstszene wie Eberhard Havekost (geb. 1967) und Martin Borowski (geb. 1970).
Erstmalig ist dem in der Nähe von Dresden geborenen Künstler Georg Baselitz ein vollständiger Raum gewidmet, den er selbst eingerichtet hat. Malerei und Skulptur aus 50 Jahren verbinden sich zu einer beeindruckenden Übersicht über sein vielseitiges Schaffen.
Der Rundgang endet mit zwei Sälen zum Werk von Gerhard Richter, die der Künstler ebenfalls selbst gestaltet und für die er extra neue Werke geschaffen hat. Um eine Installation aus farblosen Glasscheiben gruppieren sich die abstrakten Serien »Aladin« mit Hinterglasbildern in verlaufenden Farbexplosionen und »Strip« mit Bildern, die an bunte Strichcodes erinnern. In der Retrospektive begegnen sich bedeutende Beispiele von Richters fotorealistischer und abstrakter Malerei. Die Galerie zeigt in Zusammenarbeit mit dem Gerhard-Richter-Archiv Bilder aus allen Werkphasen des gebürtigen Dresdners und damit das weltweit größte Konvolut an Richter-Bildern.
© Gerhard Richter / Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: David Pinzer
Lage: Zentrum Altstadt | Innenstadtplan: C 2/3 |
Straßenbahn: Altmarkt (Linien 1, 2, 4)
Willkommen auf dem ältesten Platz der Stadt! In der Mitte Dresdens funkelt im Dezember der große Weihnachtsbaum, hier musiziert die Philharmonie im neuen Kulturpalast und an Markttagen herrscht geschäftiges Treiben.
Das Herz der Stadt
So viel sich auf der Welt auch ändert, Markttag ist immer irgendwie gleich: konzentrierte Geschäftigkeit, ein Stimmenmeer, hier wird über Kartoffeln verhandelt, dort eine Tüte fallen gelassen … Der Geist des Altmarkts ist bei Frühjahrs- und Herbstmärkten oder Stadtfesten vermutlich noch derselbe wie 1370, als er das erste Mal erwähnt wurde. Und in der Vorweihnachtszeit wird er auch wieder zum »Festsaal der Stadt Dresden«, wie früher. Damit hören die Gemeinsamkeiten aber fast auf, denn seit 1945 sieht hier alles ganz anders aus.
Bis dahin war der Altmarkt gesäumt von stattlichen Bürgerhäusern aus der Renaissance, viele davon im Barock oder zu Beginn des 20. Jhs. umgebaut. Vor dem Bau des Zwingers war hier der Schauplatz prunkvoller Feste und Turniere. Elegante Geschäfte, vorzügliche Restaurants und gemütliche Kaffeehäuser lockten die Menschen ins Herz Dresdens. Auf dem Dachboden der Löwenapotheke entwickelte Ottomar von Mayenburg ab 1907 die Chlorodont-Zahnpasta, die in Tuben abgefüllt den Markt eroberte, und nicht zuletzt residierte manche Berühmtheit zeitweise hier, u. a. Ludwig Tieck, Heinrich von Kleist und Carl Maria von Weber. 1849 stand der Altmarkt im Zentrum des Dresdner Maiaufstandes, in dessen Folge Richard Wagner und Gottfried Semper die Stadt verlassen mussten.
Der Bombenangriff am 13. Februar 1945 ließ von der Bebauung um den Altmarkt nichts übrig. Wenige Tage später wurde hier eines der traurigsten Kapitel der Stadtgeschichte geschrieben: Opfer des Bombenangriffs wurden auf dem Platz zusammengetragen und auf Rosten aus Straßenbahnschienen verbrannt. Seit 2005 erinnert eine filigran ins Pflaster eingelassene Gedenkstätte an die Toten.
Acht Jahre nach dem Krieg begann die Neugestaltung des nun doppelt so großen Platzes, zum Glück ohne protzigen Stalinistischen Zuckerbäckerstil. Ab 1953 wuchsen auf der West- und der Ostseite des Altmarktes Wohn- und Geschäftshäuser – repräsentativ, aber in Formensprache und Details angelehnt an Dresdner Architekturtraditionen und vom Volksmund gern als »sozialistischer Barock« bezeichnet. In der DDR parkten auf dem riesigen, leeren Platz Trabants, Wartburgs und Moskwitschs, heute gibt es eine Tiefgarage. Bestimmend ist die lange Arkade auf der Westseite, im Hof dahinter liegt heute das Einkaufzentrum Altmarktgalerie. Die Südseite wurde erst Anfang des 21. Jh.s mit Geschäfts- und Hotelbauten geschlossen.
Ein prächtiger Weihnachtsbaum, ein begehbarer Schwibbogen und natürlich die 14 m hohe größte Erzgebirgspyramide der Welt mit 42 Holzfiguren – der Striezelmarkt ist nicht nur unglaublich schön, sondern auch der älteste beurkundete Weihnachtsmarkt Deutschlands >>> >>>. Außer kulinarischen Verlockungen offeriert man erzgebirgische Holzkunst, gläsernen Baumschmuck oder Töpferwaren. Höhepunkt ist das Stollenfest >>>.
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Die Dresdner bewundern Zwinger und Semperoper. Sie sind stolz auf die wiederaufgebaute Frauenkirche. Und sie lieben ihren Kulturpalast.
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© Landeshauptstadt Dresden/Sylvio Dietrich
Mit diesen Worten eröffnete Oberbürgermeister Dirk Hilbert 2017 nach fünf Jahren den sanierten und umgebauten Veranstaltungskomplex. 1969 hatte der Altmarkt mit dem Kulturpalast jenseits der Wilsdruffer Straße einen repräsentativen Abschluss gefunden. Der 103 m lange Bau von Ludwig Wiel und Wolfgang Hänsch ist ein herausragendes Beispiel funktionaler DDR-Architektur und steht längst unter Denkmalschutz. Im neuen Haus erhielt die Dresdner Philharmonie einen modernen Konzertsaal mit hervorragender Akustik, der sich an der »Weinberg«-Archiktektur von Hans Scharoun orientiert und 1 800 Zuschauer fasst. Umschlossen ist der Saal von der neuen Städtischen Zentralbibliothek, womit der Palast auch tagsüber zum offenen Haus wird. Im Untergeschoss residiert das berühmte Kabarett-Theater Die Herkuleskeule. Dass der Kulturtempel seine Geschichte nicht verleugnet, belegen die kunstvoll gestalteten bronzenen Eingangstüren und der Wandfries auf der Galerie des Foyers im Stil des Sozialistischen Realismus, v. a. aber das monumentale Wandbild »Der Weg der roten Fahne« an der Westfassade.
Das Alte Rathaus aus dem 13. Jh. an der Nordseite des Altmarkts hatte August der Starke 1707 abreißen lassen, weil es den Festlichkeiten des Herrscherhauses im Wege stand. Auch der Nachfolgerbau wurde 1910 ersetzt, durch das heutige Rathaus am Dr.-Külz-Ring. Das sandsteinverkleidete Neue Rathaus entstand nach Plänen von Karl Roth und Edmund Bräter; bis 2021 wird es saniert. Eine Landmarke im Stadtbild ist der 100 m hohe Rathausturm mit Figurenschmuck aus allegorisierten Tugenden. Von seiner Spitze grüßt der herkulische, 4,90 m hohe »Goldene Rathausmann«, für den einst der Schwergewichtsathlet Ewald Redam Modell stand. Er trägt einen Mauerkranz als Krone, hält die rechte Hand segnend über die Stadt, mit der linken leert er ein Füllhorn. 1945 hat die Figur von Richard Guhr unbeschadet überstanden und wurde zu einem Wahrzeichen Dresdens.
Vor dem Eingang zum Ratskeller steht die 1910 geschaffene Skulptur »Bacchus auf einem Esel reitend« von Georg Wrba. Auf dem Platz vor der Ostfassade des Rathauses würdigt ein Denkmal von Walther Reinhold aus dem Jahr 1968 die Leistung der Dresdner Trümmerfrauen. An der Rückseite des benachbarten Gewandhaus-Hotels steht mit dem Dinglingerbrunnen der älteste erhaltene barocke Hofbrunnen Dresdens. In der von der Kreuzstraße abgehenden Weißen Gasse erzählt der Gänsediebbrunnen (Robert Diez, 1878) von Thomas Blatter, der im 16. Jh. vom Gänsedieb zum Buchdrucker und Rektor der Lateinschule in Basel aufstieg – steile Karriere.
Lage: zwischen Altstädter (Terrassenufer) und Neustädter Elbufer | Innenstadtplan: C 1 | Straßenbahn: Theaterplatz oder Neustädter Markt (Linien 4, 8, 9)
Dresdens »Karlsbrücke«heißt zwar nach einem August. Aber wenn die Sanierung fertig ist, soll die älteste Brücke der Stadt zur autofreien Flaniermeile nach Prager Vorbild werden. Mit ein paar Einschränkungen.
Wunderwerk mit Pannen
2017 hat die neueste Sanierung der alten Dame begonnen, und sie soll zwei Jahre dauern. Danach dürfen hier nur noch Fußgänger und Radfahrer, Straßenbahnen, Taxis und die Busse der Stadtrundfahrt unterwegs sein. Angefangen hatte damals alles mit der ersten Elbbrücke, die wahrscheinlich im 12. Jh. als Holzkonstruktion bestanden hatte und schon 1287 als Steinbrücke erwähnt wurde. Im Mittelalter galt sie mit ihren 23 Bögen als längste Gewölbebrücke Europas. August der Starke ließ die mittlerweile schadhafte und für den zunehmenden Verkehr zu eng gewordene Brücke 1727 bis 1731 umgestalten und verbreitern. Den Auftrag dazu erhielt Matthäus Daniel Pöppelmann. Mit Erfolg: Er führte die Arbeiten gemeinsam mit Ratsmaurermeister Johann Gottfried Fehre so gelungen aus, dass der Brückenbau als Wunderwerk empfunden wurde, obwohl viele Vorhaben scheiterten, wie z. B. die Ausstattung der Brücke mit Statuen ähnlich der Prager Karlsbrücke. Zu Beginn des 20. Jh.s musste die Pöppelmannsche Brücke abgebrochen werden, da die Durchfahrt für die Schiffe zu schmal geworden war. Nach einem Entwurf des späteren Hygiene-Museums-Architekten Wilhelm Kreis entstand ein ebenfalls in Sandstein ausgeführter Bau mit nur noch neun Bögen, der 1910 eingeweiht wurde.
An der stromaufwärts liegenden Seite des Altstädter Pfeilers sieht man drei Hochwassermarken, stromabwärts eine Nachbildung des sagenumwobenen »Brückenmännchens«, das wohl den Erbauer der ersten Elbbrücke darstellen soll.
Erholsam und voller Postkartenblicke ist ein 7 km langer Spaziergang auf dem Elberadweg von der Augustusbrücke flussaufwärts zum Blauen Wunder. Linkselbisch fängt es mit einem traumhaften Altstadtpanorama an und geht weiter bis zur Waldschlösschenbrücke. Hier wechseln Sie auf die gegenüberliegende Elbseite ans Käthe-Kollwitz-Ufer, um die beste Aussicht auf die drei Elbschlösser zu haben. Zurück geht es gemütlich mit Schaufelraddampfer oder Straßenbahn vom Schillerplatz.
© Dumont Bildarchiv/Ernst Wrba
Lage: elbaufwärts östlich vom Stadtzentrum, zwischen Uniklinik und Schillerplatz | Straßenbahn: Schillerplatz (Linien 6, 12)
So könnte das also aussehen, wenn man im Lotto gewonnen hat: Die herrschaftlichen Villen und das viele Grün in diesem Viertel verführen zum ausgiebigen Bummel. Besonders schön ist es hier im Frühling, wenn die Rhododendren in voller Blüte stehen.
Historische Villen
Noch vor 200 Jahren war Blasewitz ein verschlafenes Dörfchen mit drei Dutzend Häusern ein paar Kilometer östlich von Dresden. Damals zog es erste Sommerfrischler in die idyllische Landschaft an der Elbe. Friedrich Schiller, der Ende des 18. Jh.s ab und zu bei seinem Freund Christian Gottfried Körner in Loschwitz logierte, kehrte gern in das Wirtshaus am heutigen Schillerplatz ein. Die Tochter der Wirtsleute verewigte er als Marketenderin »Gustel von Blasewitz« im Wallenstein, so ging der Ortsname sogar in die Weltliteratur ein. 1893 wurde das Blaue Wunder eingeweiht, die Elbbrücke nach Loschwitz. Das trieb die wirtschaftliche Entwicklung wesentlich voran. Bis zum Ersten Weltkrieg entwickelte sich aus dem einstigen Bauerndorf ein lebendiger Vorort. Vor allem begüterte Dresdner ließen sich hier komfortable Anwesen mit parkartigen Gärten errichten. Kein Haus glich dem anderen, und doch fügten sich italienische Palazzi, Schweizer Chalets, toskanische Villen, historisierende Bauten und Jugendstilhäuser zu einem harmonischen Ganzen zusammen. 1921 wurde Blasewitz eingemeindet, den Zweiten Welkrieg überstand es mit vergleichsweise geringen Schäden.
Die prächtigsten Villen stehen in der Goetheallee, aber auch ein Bummel durch die angrenzenden Straßen lohnt. Vom Schillerplatz aus macht in der Goetheallee 55 die Villa Weigang den Anfang, verspielt und mit Renaissance-Anleihen. Heute ist dort das Dresdner Standesamt. Erbauer und erster Besitzer war ab 1894 der Architekt Max Georg Poscharsky. Biegen Sie die erste Querstraße, den Vogesenweg, nach links ein: Nr. 4 ist ein weiterer Poscharsky-Bau. Folgen Sie dieser Straße weiter durch den Waldpark und nach dem Kreuzen der Loschwitzer Straße in die Mendelssohnallee, dann finden Sie unter Nr. 34 die Rothermundt-Villa von Karl Emil Scherz, 1897 das teuerste Wohnhaus Deutschlands und heute Teil des Sächsischen Landesgymnasiums für Musik. Wer lieber in der Goetheallee bleiben will, kann in der Nr. 18 einen Blick auf ein stattliches Gebäude des gleichen Architekten werfen. Hier hat die Internationale Schule Dresden ihren Sitz.
Lage: elbaufwärts östlich vom Stadtzentrum | Straßenbahn: Schillerplatz (Linien 6, 12)
Sie steht für Dresden wie Zwinger, Semperoper und Frauenkirche. Die »Loschwitzer Brücke« galt Ende des 19. Jh.s als Wunderwerk der Technik. Ihren Titel verdankt sie den Dresdnern selbst: Eigentlich war sie nach König Albert benannt, doch ihr blauer Anstrich machte sie unter einem anderen Namen berühmt.
Wahrzeichen Dresdens
Um ihre Tragfähigkeit zu testen, schickte man vor der Einweihung 1893 gleichzeitig drei Dampfwalzen, sechs Pferdewalzen, drei mit Steinen beladene Straßenbahnloren, einen besetzten Straßenbahnwagen, vier Wassersprengwagen, drei Kutschen, fünf Pferde, einen Materialwagen, eine marschierende Kompanie des Dresdner Jägerbataillons und 150 Freiwillige auf den Mittelteil der Brücke – und sie hielt. Der Zweifel verwundert kaum: Das »Blaue Wunder« gehörte zu den ersten Brücken dieser Art in Europa und verband von nun an die damaligen Dresdner Vororte Blasewitz und Loschwitz. Die Stahlgitterkonstruktion der Ingenieure Claus Koepcke und Hans Manfred Krüger war zu jener Zeit eine technische Meisterleistung und bestand aus 3500 Tonnen Eisen und 100 000 Nieten, ohne Strompfeiler und mit einer Spannweite von 141,5 Metern. Kritiker, die durch das Bauwerk die Landschaft beeinträchtigt sahen, sind längst verstummt. Mitte der 1930er-Jahre wurden die Gehwege auf die Außenseiten verlegt, um mehr Platz für die Fahrbahn zu gewinnen. Etwa zu dieser Zeit verbreitete sich das Gerücht, dass der Brückenanstrich ursprünglich grün gewesen und das Blau nur durch Ausbleichen der gelben Farbpigmente entstanden sei – eine Zeitungsente, die bis heute durch manche Erzählung geistert. Im Mai 1945 verhinderten zwei Dresdner die von der SS vorbereitete Sprengung der Brücke: Seit 1993 ehrt eine Gedenktafel am Blasewitzer Brückenkopf den Klempnermeister Erich Stöckel und den Telegrafenarbeiter Paul Zickler für ihre heldenhafte Tat. 1985 führten die zunehmenden Belastungen durch den Autoverkehr zum Entschluss, den Straßenbahnverkehr von der Brücke zu nehmen. Bis 2023 soll das Blaue Wunder Stück für Stück saniert werden und dabei auch einen neuen Anstrich bekommen >>>).
Lage: Altstädter Elbufer (Terrassenufer) | Innenstadtplan: C/D 2 | Straßenbahn: Theaterplatz (Linien 4, 8, 9); Synagoge (Linien 3, 7)
»Balkon Europas« und Treffpunkt der Flaneure: Bei einem Spaziergang vorbei an Prunkbauten und mit Panoramablick auf Elbe und Neustadt geht selbst hartgesottenen Romantik-Verächtern das Herz auf – vor allem, aber nicht nur, bei Sonnenuntergang.
Dresdens Flaniermeile
Die Brühlsche Terrasse liegt zehn Meter oberhalb des Elbufers wie ein herrschaftlicher Balkon vor der Dresdner Altstadt. 500 m lang und bis zu 200 m breit erstreckt sie sich auf den Resten der einstigen Stadtbefestigung. Namensgeber Graf Heinrich von Brühl, eine der schillerndsten Gestalten der sächsischen Geschichte, war ein Vertrauter von August dem Starken und dessen Sohn Friedrich August II. Letzterer schenkte seinem Günstling und späteren Premierminister das Areal. Ab 1739 ließ Brühl auf dem militärisch nutzlos gewordenen Wall einen Garten anlegen und von Johann Christoph Knöffel ein Palais, ein Belvedere, eine Galerie und eine Bibliothek errichten. Von den »Brühlschen Herrlichkeiten« sind nur der Garten samt Delphinbrunnen und ein Brunnenbecken am Ständehaus erhalten.
Der Zugang zum gräflichen Lustgarten war lange dem Adel vorbehalten. Das änderte sich erst 1814. Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege wurde der russische Fürst Nikolai Grigorjewitsch Repnin-Wolkonski als Generalgouverneur für Sachsen eingesetzt – und er öffnete die Brühlsche Terrasse fürs gemeine Volk. Um 1900 mussten Knöffels Rokoko-Bauten monumentalen Neubauten im historistischen Stil weichen; im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört, wurden sie überwiegend zu DDR-Zeiten wieder hergestellt. Nur die von Brühl zugeschütteten Kanonenhöfe und Kasematten der Verteidigungsanlage konnten erst in den 1990er-Jahren freigelegt und der Öffentlichkeit als Festung Dresden zugänglich gemacht werden.
A Brunnenzierbecken (früher von dem Brühlschen Palais)
B Delfinbrunnen (von P.Coudray, 1747-1749)
C Bärenzwinger (Studentenklub)
1 Freitreppe mit den Figurengruppen »Die vier Tageszeiten«
(von J. Schilling, 1863-1869):
a »Der Morgen«
b »Der Mittag«
c »Der Abend«
d »Die Nacht«
2 Rietscheldenkmal (von J. Schilling, 1892)
3 Sieben-Bastionen-Plastik (von V. Wanitschke, 1990)
4 Semperdenkmal (von J. Schilling, 1872)
5 Sphinxgruppen (von dem einstigen Belvedere)
6 Metallplastik »Staffelei am Fenster« (fürC. D. Friedrich)
7 Moritzmonument
8 Böttgerstele
9 Gedenkstein für die 1938 von den Nationalsozialisten niedergebrannte Synagoge
Als Zugang vom Schlossplatz zur Brühlschen Terrasse ließ Fürst Repnin-Wolkonski 1814 von Gottlob Friedrich Thormeyer eine großzügige Treppenanlage errichten. Die Zugänge schmücken die »Vier Tageszeiten«, vier 1863 – 1869 von Johannes Schilling geschaffene Skulpturengruppen. Die urspünglichen Sandsteinfiguren wurden 1908 durch Bronzegüsse ersetzt. Die Sandsteinoriginale gingen als Geschenk nach Chemnitz, wo sie heute am Schlossteich stehen.
Am einstigen Standort des Brühlschen Palais steht neben der Freitreppe das Ständehaus, heute Sitz des Sächsischen Oberlandesgerichts und des Landesamtes für Denkmalpflege. Früher tagten hier das Parlament des Königreichs Sachsen sowie nach 1918 das Parlament des Freistaates Sachsen in der Weimarer Republik, zu dessen Mitgliedern Herbert Wehner und Walther Ulbricht zählten. Errichtet wurde der Bau 1901 – 1903 in einer Mischung aus Neobarock und Neorenaissance. Sein Architekt Paul Wallot entwarf auch den Berliner Reichstag und lehrte ab 1894 als Professor an der Kunstakademie. Die Hauptfassade mit reichem Skulpturenschmuck wendet sich dem Schlossplatz zu. Den Turm an der Elbseite krönt die vergoldete »Saxonia« von Johannes Schilling, die Schutzpatronin Sachsens. 1945 brannte das Gebäude aus und wurde dann teilrestauriert. Vor dem Haupteingang am Schlossplatz steht das Denkmal für Kurfürst Friedrich August III., 1806 von Napoleon als Friedrich August I. zum ersten König von Sachsen erhoben. Das Werk von Ernst Rietschel fand 2008 nach mehreren Zwischenstationen hierher.
Das erste von der Terrasse zugängliche Gebäude ist die Sekundogenitur, deren heutiger Bau 1897 an Stelle der (abgerissenen) Brühlschen Bibliothek errichtet wurde. Hofbaumeister Gustav Fröhlich entwarf das Gebäude in neobarocken Formen, stilistisch angelehnt an den Vorgängerbau. Es beherbergte die Kunstsammlung des zweitgeborenen Prinzen, das erklärt auch den Namen: Sekundogenitur = Zweitgeburt. Zwischen 1918 und 1945 diente es als Ausstellungsgebäude der Kunstakademie und der Galerie Neue Meister. Der im Krieg ausgebrannte Bau erstand als Restaurant wieder auf. Heute können Sie im Café Vis-à-Vis des Hotels Hilton unwiderstehliche Torten und Kuchen aus der hauseigenen Patisserie genießen und bei schönem Wetter von den Freiplätzen aus die Flaneure beobachten.
Vor der Sekundogenitur erinnert ein Denkmal an Ernst Rietschel, der 1832 als Professor an die Kunstakademie berufen wurde und die Bildhauerei in Dresden wieder zu überregionaler Bedeutung brachte. In der Stadt sind mehrere seiner Skulpturen und Reliefs erhalten: die Figuren Schillers und Goethes an der Semperoper, die Kinderfiguren an der Nordseite der Sempergalerie, das Weberdenkmal und der Kopf des Lutherdenkmals auf dem Neumarkt. Rietschels frühestes Werk ist das Denkmal König Friedrich Augusts I. vor dem Ständehaus. Das Denkmal hier wurde 1872 von seinem Schüler Johannes Schilling gefertigt und steht passenderweise an der Stelle, wo sich einst der Gartenpavillon des Brühlschen Palais – Rietschels Atelier – befand. Kurz darauf folgt die Sieben-Bastionen-Plastik von Vincenz Wanitschke (1932 – 2012). Die berstende Erdkugel und die in den Boden eingelassenen Bronzemedaillons verweisen seit 1990 auf die sieben Bastionen der Residenzstadt Dresden, die auf Erlass Augusts des Starken nach der Sonne und den sechs bis dahin bekannten Planeten benannt wurden.
Die Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK) gehört zu den ältesten ihrer Art in Europa. Die 1764 von den Wettinern gegründete »Haupt-Kunst-Akademie« war Nachfolgerin der bereits 1680 eingerichteten »Zeichen- und Malerschule«, einer der ersten Ausbildungsstätten für bildende Künstler in Deutschland. 1950 wurde sie mit der seit 1875 bestehenden Kunstgewerbeakademie zur Hochschule für Bildende Künste zusammengeschlossen. In der über 250-jährigen Geschichte lehrten an der Kunstakademie u. a. Bernardo Bellotto (Canaletto), Giambattista Casanova, Adrian Ludwig Richter, Anton Graff, Oskar Kokoschka, Otto Dix, Hans Grundig, Joseph Hegenbarth, der Bildhauer Ernst Rietschel sowie die Architekten Gottfried Semper, Heinrich Tessenow und Wilhelm Kreis.
Das Gebäude entstand 1887 – 1894 nach Plänen von Konstantin Lipsius. Die Glaskuppel, wegen ihrer gerippten Form auch spöttisch »Zitronenpresse« genannt, bekrönt die von Robert Henze geschaffene »Fama«, die Göttin des Ruhms. Im östlichen Seitenflügel hatte der Sächsische Kunstverein sein eigenes Ausstellungsgebäude. Nach der teilweisen Zerstörung 1945 blieb es jahrzehntelang ungenutzt. Bis 2005 wurde es unter Beibehaltung von Spuren des Krieges behutsam saniert und dient seither als »Kunsthalle im Lipsiusbau« den Staatlichen Kunstsammlungen für Sonderausstellungen.
Kunsthalle im Lipsiusbau: Sonderausstellungen Di. – So. 10 – 18 Uhr Eintrittspreis variiert je nach Ausstellung ab 5 €, unter 17 Jahre Eintritt frei | www.skd.museum.
Auch das Denkmal für Gottfried Semper (Interessante Menschen >>>) an der Treppe hinab zum Georg-Treu-Platz stammt von Rietschels Schüler Johannes Schilling. Ein Gang vom Theaterplatz >>> über die Brühlsche Terrasse bietet die Gelegenheit, die Veränderung der Formensprache und Formkraft dieses Bildhauers in der Zeitspanne von 30 Jahren zu verfolgen. Mit den »vier Tageszeiten« an der Freitreppe hatte er 1868 seinen Ruhm begründet, sein Rietscheldenkmal vier Jahre später ist eine der überzeugendsten Arbeiten. Es folgten die über der Exedra der Semperoper thronende bronzene Pantherquadriga mit Ariadne und Dionysos sowie das Reiterdenkmal König Johanns auf dem Theaterplatz (1889), das Semperdenkmal (1892) und schließlich 1894 der Giebelschmuck am Lipsiusbau. Schillings bekanntestes wie umstrittenstes Werk steht allerdings nicht in Dresden, sondern ist die Germania oberhalb von Rüdesheim am Rhein.
Am Fuß des Semperdenkmals führt eine Treppe zu den Kasematten unterhalb der Brühlschen Terrasse. Sie gehörten zu dem elbseitigen Befestigungssystem, das ab dem 16. Jh. entstanden war. Graf Brühl hatte sie in seinem Baueifer zuschütten lassen, freigelegt wurden die Anlagen mit Kanonenhöfen, Wachstuben und dem Ziegeltor, dem letzten erhaltenen Dresdner Stadttor, erst zu Beginn der 1990er-Jahre. Nun sind sie als Museum zugänglich. Bis 2019 entsteht hier nach einer umfassenden Sanierung eine neue Ausstellung unter dem Titel »Feste. Dramen. Katastrophen. So nah wie nie.«
Im Osten der Brühlschen Terrasse legte Graf Brühl seinen Garten an auf der ehemaligen Venusbastion, auch Jungfernbastei genannt. In dem hügeligen Areal mit Bäumen, Rasenflächen und Beeten findet man immer ein ruhiges Plätzchen für eine Verschnaufpause. Aus der Brühlschen Ära stammt noch der Delphinbrunnen (1747 – 1749) von Pierre Coudray. Unweit davon steht das Ludwig-Richter-Denkmal, das 1943 eingeschmolzen worden war und dessen Nachbildung 2013 an den angestammten Platz zurückkehrte. Die zwei Sphinxgruppen von Gottfried Knöffler am Rondell auf der Basteispitze bezeichnen den einstigen Eingang zum Belvedere, das Johann Christoph Knöffel als Nachfolger des ersten Lusthauses aus dem 16. Jh. errichtet hatte. Der vierte Nachfolgebau von 1842 war bis zu seiner Zerstörung 1945 Restaurant und Konzerthaus.
»
Der Maler soll nicht bloß malen, was er sieht, sondern was er in sich sieht. Sieht er also nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht.
«
C. D. F.
So lautet die Inschrift der Metallplastik von Wolf-Eike Kuntsche »Staffelei am Fenster« (1990) zum Andenken an Caspar David Friedrich. An der Nordostecke der Terrassenmauer steht eine Kopie des Moritzmonuments, des ältesten Denkmals in Dresden. Kurfürst August ließ es 1553 für seinen bei Sievershausen gefallenen Bruder Moritz errichten: Moritz mit dem Stundenglas überreicht seinem Nachfolger das Kurschwert. In voller Schönheit ist das Monument nur vom Terrassenufer zu sehen. Eine Stele aus Sandstein mit einem Medaillon-Porträt Böttgers aus Meissener Porzellan (1982) markiert im Osten des Gartens die Stelle der Gewölbe, wo Johann Friedrich Böttger (Interessante Menschen >>>) auf Geheiß Augusts des Starken festgehalten wurde und – mit Ehrenfried Walther von Tschirnhaus – das »Porzellan europäischer Art« erfand. Gegenüber findet man in dem die Brühlsche Terrasse begrenzenden Eisengeländer eine Delle. Manch einer schwört, dass dies der Daumenabdruck Augusts des Starken sei. Doch das ist nur eine hübsche Legende, die Brüstung wurde erst um 1900 angelegt. In den Gewölben am Ostende der Brühlschen Terasse hat seit 1968 Dresdens bekanntester Studentenklub Bärenzwinger seinen Sitz. Unterhalb des Mitte des 18. Jh.s errichteten Hofgärtnerhauses, heute ein Senioren- und Gästehaus der evangelisch-reformierten Kirche, erinnert die Skulptur einer Menora an die von Semper errichtete Synagoge, die 1938 von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Im Gedenken an die sechs Mio. ermodeten Juden hat sie nur sechs statt sieben Arme.
Tagsüber tummeln sich die Menschen auf der Brühlschen Terrasse, Straßenmusiker und -maler unterhalten ihr Publikum. Aber wenn die Sonne untergeht wird es ruhig. Fast andachtsvoll sind die Blicke der Spaziergänger gen Westen gerichtet, wo sich der Himmel hinter Hofkirche, Semperoper und Augustusbrücke rot färbt, während die Bauten auf der Terrasse langsam zu strahlen beginnen und das gegenüberliegende Neustädter Elbufer in ein mildes Licht getaucht ist.
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Lage: Lingnerplatz 1 | Innenstadtplan: D 3/4 | Straßenbahn: Deutsches Hygiene-Museum (Linien 1, 2, 4, 12), Georg-Arnhold-Bad (Linien 10, 13) | Di. – So. 10 – 18 Uhr | Eintritt: Erw. 8 €, bis 16 Jahre Eintritt frei, Schüler/Studenten 3 €, kostenlose Audioguides, Fr. ab 15 Uhr 50 % Ermäßigung für alle, Eintrittskarten sind an zwei aufeinanderfolgenden Tagen gültig | www.dhmd.de
Eine gläserne Kuh, eine eiserne Lunge, eine Kartoffel namens Linda – und dann noch dieser Name! Das seltsam betitelte Museum sorgt in seiner Dauerausstellung für so manche Überraschung und präsentiert die spannendsten Sonderschauen der Stadt.
Abenteuer Mensch
Kommen Sie mit auf eine Reise zum eigenen Ich: Als Museum vom Menschen widmet sich das Haus seit Anfang der 1990er-Jahre den unterschiedlichsten biologischen, psychischen, sozialen und kulturellen Aspekten des Lebens. Im ersten Raum begrüßt gleich eine Ikone des Museums, die Gläserne Frau, bei der auf Knopfdruck die Organe aufleuchten. Der Themensaal »Leben und Sterben« deckt die Spanne ab zwischen Entwicklungsstadien von Föten bis zur Kapsel für die Weltraumbestattung. In einer Vitrine faszinieren millionenfach vergrößerte »Glasviren« des Künstlers Luke Jerram, gleich nebenan hockt die mehr als metergroße Fruchtfliege »Drosophila melanogaster«. Linda, die überdimensionale Kartoffel, erzählt in der Abteilung »Essen und Trinken« von der beliebten Kartoffelsorte, die aus der Saatgutliste gestrichen und dann wiedergeboren wurde. Hier befinden sich auch besagte Kuh und Meilensteine der Küchentechnik. Vom Keuschheitsgürtel bis zu Penismodellen und Kondomverpackungen reicht der Saal »Sexualität«. Experimentierstationen zur optischen, akustischen und haptischen Wahrnehmung veranschaulichen »Erinnern, Denken und Lernen«; in einem Gehirn-Duell können Sie einen Mindball mit der Kraft der Gedanken bewegen. Ausdauer, Gleichgewichtssinn und Kraft werden beim Thema »Bewegung« getestet, auch wenn die ausgestellten Therapiegeräte aus dem 19. Jh. noch eher nach Folter als nach Fitness aussehen. Im letzten Raum geht es um »Schönheit, Haut und Haar«, u. a. mit einer eindrucksvollen Sammlung Duftflakons und einem Herrenfrisiersitz (1901) vom Jugendstil-Architekten Henry van de Velde. Und die Barttassen mit Randsteg zum Schnurrbartschutz (um 1900) wären vielleicht auch ein geeignetes Accessoire für die bärtigen Herren von heute! In allen Themenbereichen verführen interaktive Module und Medienstationen zum Ausprobieren und Mitmachen.
Große Beachtung findet das Museum auch mit seinen Sonderausstellungen über politische, kulturelle und wissenschaftliche Umwälzungen am Beginn des 21. Jh.s, die u. a. »heiße Eisen« wie Abtreibung, Religion oder Migration anfassen.
Leichte Bistroküche, Kaffee und Kuchen gibt es Di. – So. ab 10.30 Uhr im Café & Restaurant Lingner (Tel. 0351 484 66 00).
© DuMont Bildarchiv/Martin Kirchner
Zu Beginn des 20. Jh.s sorgte das beengte Leben in städtischen Ballungsräumen für Besorgnis erregende, gesundheitsgefährdende Zustände. Auf Betreiben des Odol-Fabrikanten Karl August Lingner (Interessante Menschen >>>) fand 1911 die »Internationale Hygiene-Ausstellung Dresden« mit über 5 Mio. Besuchern statt. Im Jahr darauf gründete er das Deutsche Hygiene-Museum. Doch erst zur »II. Internationalen Hygiene-Ausstellung« 1930 konnte die Einrichtung den Monumentalbau von Wilhelm Kreis beziehen, der Elemente von Neuer Sachlichkeit und Bauhausarchitektur vereinte. Hauptattraktion des Museums war ein »Gläserner Mann«, ein mit transparenter Cellon-Haut überzogenes Modell mit Organen aus Kunststoff und farbigem Draht zur Darstellung des Nerven- und Gefäßsystems. Die »Gläsernen Menschen« entwickelten sich zum Exportschlager der hauseigenen Lehrmittelproduktion, bis 1990 wurden 56 Männer und 69 Frauen produziert, zudem fünf Pferde und acht Kühe.
Seit seiner Gründung hatte das Museum das Ideal eines »gesunden Volkskörpers« propagiert, nach 1933 stellte es sich vorbehaltlos in den Dienst der nationalsozialistischen Rassenideologie. Im Krieg wurde es stark beschädigt. Nach dem Wiederaufbau zu DDR-Zeiten stand erneut die gesundheitliche Aufklärung im Mittelpunkt. Ab 2001 wurde das imposante Gebäude unter dem Dresdner Architekten Peter Kulka umfassend saniert und weitgehend in den Originalzustand zurück versetzt. Die Plastik »Ballwerfer« von Richard Daniel Fabricius vorm Eingang stand schon auf der Hygiene-Ausstellung von 1911.
Seit März 2018 können sich Kinder zwischen vier und zehn Jahren im komplett überarbeiten Kinder-Museum durch die fantasievolle »Welt der Sinne« bewegen. Auf 500 m² lernen sie ihre fünf Sinne auf spielerische Art aus verschiedenen Perspektiven kennen. Die Ausstellung erschließt sich durch einfache Beschreibungen und intuitive Anleitungen, dadurch wird sie auch für Kinder mit Lernschwierigkeiten oder noch geringen Deutschkenntnissen zum spannenden Erlebnis.
Lage: Hauptstr. 23 | Straßenbahn: Neustädter Markt (Linien 4, 8, 9); Albertplatz (Linien 3, 6, 7, 8, 11) | Mo. – Fr. 10 – 18, Sa. 11 – 16 Uhr, So. 10 Uhr Gottesdienst | Turm: März – Okt. Di. 11.30 – 16, Mi. – Sa. 11 – 17, So. 11.30 – 17 Uhr | Mittagsrestaurant im OG Mo. – Fr. 11.30 – 13.30 Uhr, Café Dreikönig Di. – Sa. 11.30 – 17 Uhr | www.hdk-dkk.de
Der älteste Sakralbau der Dresdner Neustadt ist heute ein »Haus der Kirche« und hat bei der Neugründung des Freistaates eine tragende Rolle gespielt. Der Kirchenraum beherbergt einen wahren Schatz: den Renaissance-Wandfries »Dresdner Totentanz«.
Heim des Dresdner Totentanzes
Als »Haus der Kirche« vereint die Dreikönigskirche seit 1990 mehrere Funktionen. Der Kirchenraum nimmt nur noch ein Drittel des Baus ein. Im Rest befinden sich Veranstaltungs- und Konferenzräume, ein Mittagsrestaurant und ein Begegnungscafé.
Zwei bildkünstlerische Meisterwerke prägen den verkleinerten Kirchenraum. Der im Krieg schwer beschädigte Barockaltar, von Benjamin Thomae 1741 gefertigt, wurde bewusst zum Mahnen gegen den Krieg als Torso in der Kirche aufgestellt. Unter der Orgelempore hängt eines der bedeutendsten erhaltenen Renaissancekunstwerke der Stadt, der ursprünglich 1534 für das Georgentor des Residenzschlosses geschaffene Wandfries »Dresdner Totentanz«. Das steinerne, einst farbig bemalte Reliefbild von Christoph Walther I. zeigt die vom Tod angeführten Stände, Symbol der Vergänglichkeit irdischen Lebens. Die Aussichtsplattform des Kirchturms bietet einen einmaligen Blick auf die barocke Neustadt und die Altstadt-Silhouette.
600 Jahre ziehen nicht ohne Höhen und Tiefen vorbei: 1421 wurde die Kirche erstmals erwähnt und nach ihrem Altarbild »Zu den Heiligen Drei Königen« benannt, nur acht Jahre später von den Hussiten zerstört. Ein 1525 fertiggestellter Neubau fiel 1685 beim Stadtbrand von Altendresden (heutige Neustadt) in Schutt und Asche. Schon 1688 konnte die Kirche wieder genutzt werden, der Turm war 1730 vollendet. Dann stand sie aber den Plänen Augusts des Starken für eine barocke »Neue Königstadt« im Weg – und wurde auf Befehl des Kurfürsten 1731 abgerissen. Unter Zwingerarchitekt Matthäus Daniel Pöppelmann und Frauenkirchenerbauer George Bähr errichtete man die neue Dreikönigskirche von 1732 – 1739 an ihrem heutigen Standort zwischen Haupt- und Königstraße, den Turm erhielt sie erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Beim Bombenangriff 1945 brannte das Kirchenschiff aus. Als Pläne zum Abriss verworfen wurden, begann 1984 die Rekonstruktion des Barockbaus, 1990 wurde er geweiht. Im Festsaal fand im Oktober 1990 die konstituierende Sitzung des neu geschaffenen Sächsischen Landtages statt, der dort bis 1994 auch tagte.
Lage: Bautzner Str. 130 – 134 | Straßenbahn: Elbschlösser (Linie 11)
Wie Märchenschlösser liegen sie im Loschwitzhang, hoch über der Elbe, eingebettet in Weinberge und eine romantische Parklandschaft. Diese drei Perlen sächsischer Schlossarchitektur sind perfekt, um genüsslich zu lustwandeln, Schönheit aufzusaugen und herrliche Idylle zu genießen.
Märchenschloss mal drei
Schon die Lage ist einmalig: Oberhalb des Elbknies stehen die drei Elbschlösser aus dem 19. Jh. im historisierenden Stil, blicken über den Fluss und leisten ihren Beitrag für mehr Schönheit in der Welt. Der Besuch lohnt immer, aber Mitte Juli können Sie in den romantisch beleuchteten Parks von Schloss Albrechtsberg, dem Lingnerschloss und Schloss Eckberg eine unvergessliche Nacht erleben. Die Dresdner Schlössernacht trumpft mit Jazz-, Rock-, Pop- und Klassikkonzerten, es wird sächsische Spitzenküche aufgetischt und für noch mehr gute Laune sorgen Dinner Shows, Tanzparty und Feuerwerk.
Wegen seiner nichtstandesgemäßen zweiten Ehe musste sich Prinz Friedrich Heinrich Albrecht von Preußen, der Bruder des späteren Kaisers Wilhelm I., außerhalb Preußens nach einem Wohnsitz umsehen. Er fand ihn auf dem ehemaligen Findlaterschen Weinberg am Dresdner Elbhang. Lord Jacob Findlater, Pair von Schottland, hatte das Grundstück um 1800 erworben und ein Landhaus errichten lassen. Der Schinkel-Schüler und preußische Landbaumeister Adolph Lohse schuf für den Prinzen hier bis 1854 ein imposantes spätklassizistisches Schloss in der Formensprache römischer Renaissancevillen, mit zwei quadratischen Türmen an den Flanken, einem Mittelrisalit samt Erker und einer reich geschmückten Balustrade über dem Dachgesims. Unterhalb des Schlossbaus im Elbhang liegt das von einer halbrunden Säulenhalle gerahmte Römische Bad, das derzeit aufwendig rekonstruiert wird. 1925 verkaufte ein Sohn Prinz Albrechts das Ensemble an die Stadt Dresden, nach dem Zweiten Weltkrieg ging es in die Verwaltung der sowjetischen Militäradministration über. Ab 1951 diente das Schloss als »Pionierpalast«, seit der Wende wird die künstlerische Arbeit mit Kindern an gleicher Stelle von der JugendKunstschule Dresden fortgeführt.
Im prächtigen Kronensaal finden regelmäßig Klassik-Konzerte statt, andere Räume nutzt man für Konferenzen und Empfänge, im Gartensaal kann man sich trauen lassen. Im Winter gibt es einmal im Monat eine öffentliche Führung, und im östlichen Torhaus erzählt eine kleine Präsentation die Geschichte des Prinzen und seines Schlosses. (Tel. 0351 811 58 21, www.schloss-albrechtsberg.de). Auf seinem Weingut westlich des Schlosses lädt der Winzer Müller zu Veranstaltungen rund um den Wein und von April bis Okt. am Wochenende in seine Straußwirtschaft ein >>>.
Bei einem richtig guten Feuerwerk kann man gar nicht anders, als mit großen Augen nach oben zu schauen und den Lippen ein leises »Aaaah!« entschlüpfen zu lassen. Glücklicherweise findet an Sommerwochenenden in Dresden alle naselang irgendwo ein Feuerwerk statt: bei Festen im Stadtzentrum oder einer großen Party auf Schloss Albrechtsberg. Suchen Sie sich an solchen Abenden am besten einen Platz am Elbufer, dann haben Sie doppelte Freude daran: am Himmel und als Spiegelung im Fluss.
© DuMont Bildarchiv/Martin Kirchner
Fast zeitgleich mit Schloss Albrechtsberg errichtete Adolph Lohse für den Baron von Stockhausen die spätklassizistische Villa Stockhausen – wesentlich bescheidener, aber ebenfalls mit zwei Türmen versehen. Die Hauptschauseite zur Elbe wird flankiert von einem Arkadengang im Westen und heute auch vom beliebten Restaurant »Lingnerterrassen« im Osten. 1906 erwarb Karl August Lingner (Interessante Menschen >>>) das Anwesen. Lingner liegt in einem kleinen Mausoleum von Hans Poelzig unterhalb des Schlosses im Weinberg begraben und hat sein Schloss der Stadt Dresden vermacht. Zu DDR-Zeiten war in dem vom Krieg verschonten Lingnerschloss der »Dresdner Klub der Intelligenz« zu Hause. Seit 2003 wird saniert. Die Dachplattform ist bereits zugänglich, im Lingner-Salon im Erdgeschoss ist eine Ausstellung über Lingner zu sehen und im Obergeschoss finden wechselnde Kunstausstellungen statt. Außerdem finden regelmäßig Lesungen, Vorträge, Konzerte und Filmabende statt.
April – Okt. Mo. – Fr. 13 – 18, Sa./So./Feiertag 11 – 18, Nov. – März Sa./So./Feiertag 11 – 17 Uhr | Eintritt: 3 Euro
… entstand 1859 – 1861 als letztes der drei Bauten Schloss Eckberg im neogotischen Tudorstil. Es verdankt seinen Namen der Lage auf einem Hangsporn und wurde von Semper-Schüler Christian Friedrich Arnold für den Großkaufmann John Daniel Souchay geplant. Heute empfängt hier ein nobles gleichnamiges Hotel seine Gäste. Auf der Terrasse des Restaurants mit atemberaubendem Blick auf die Altstadt und in die Sächsische Schweiz grüßt die Skulptur »Sonnenanbeter« des Jugendstilkünstlers Sascha Schneider.
Lage: Neumarkt | Innenstadtplan: C 2 | Straßenbahn: Altmarkt (Linien 1, 2, 4) | Eintritt: frei | Kuppelaufstieg: März – Okt. Mo. – Sa. 10 – 18, So. 12.30 – 18, Nov. – Feb. bis 16 Uhr, Eingang G, Erw. 8 €
Stolz dominiert sie das Altstadtpanorama, als wäre sie nie weg gewesen. Die Frauenkirche war gebauter protestantischer Bürgerstolz, die Ruine Mahnmal gegen den Krieg. Ihre Wiederauferstehung ist ein Zeugnis des Aufbauwillens der Dresdner und ein Zeichen der Versöhnung.
Absolutes Muss für den Besuch
Die Frauenkirche ist eines der großartigsten protestantischen Kirchenbauwerke Deutschlands und der bedeutendste Steinkuppelbau nördlich der Alpen. Ihr Name bezieht sich auf Maria, die Mutter Jesu. Er wurde nach der Reformation beibehalten, obwohl die evangelische Kirche keine Marienverehrung kennt. Auch August der Starke unterstützte – trotz seines Übertritts zum katholischen Glauben – den Kirchenbau. George Bähr schuf mit der Frauenkirche sein Meisterwerk. Heute ist die Frauenkirche ein Ort der Andacht, des Gebets und der Musik, v. a. aber als einzigartiges Baudenkmal Ziel von Menschen aus aller Welt. Ihre Besichtigung ist ein Muss beim Dresden-Besuch.
Im 11. Jh. war auf dem späteren Neumarkt die Missionskirche »Zu unser lieben Frauen« errichtet worden, die der Christianisierung der umliegenden sorbischen Dörfer diente. Mit der Entstehung Dresdens wurde sie zur Pfarrkirche der Stadt. Zu Beginn des 18. Jh.s war das gotische und seit der Reformation evangelische Gotteshaus baufällig geworden, ein Neubau sollte her – und 1722 erteilte der Rat der Stadt dem Ratszimmermeister George Bähr den Auftrag. Bähr fertigte mehrere Entwürfe an und übernahm auf Geheiß des Kurfürstlichen Oberbauamtes unter Christoph von Wackerbarth einige Ideen des Gegenentwurfs von Johann Christoph Knöffel. Zweifellos hatte sich Bähr von den großen Kuppelkirchen in Rom, Florenz und Venedig inspirieren lassen, denn ausgeführt wurde schließlich ein Zentralbau auf oktogonalem Grundriss mit vier Seitentürmen und einer runden, von einer steinernen »Laterne« gekrönten Kuppel.
Am 26. August 1726 erfolgte die Grundsteinlegung, 1734 wurde die Kirche noch vor ihrer Fertigstellung geweiht. Der Baumeister starb 1738, fünf Jahre, bevor sein Schüler Johann Georg Schmid nach 17-jähriger Bauzeit die Arbeiten abschließen konnte. Auch August der Starke erlebte nicht mehr das Ende der Bauarbeiten, die von Querelen um die barocke Gestaltung und die Kuppel begleitet waren.
Dresden von oben zu betrachten ist fast schon Pflicht, und in der Frauenkirche beeindruckt schon der Blick ins Kircheninnere beim Aufstieg. Es beginnt am Eingang G; nach einem Stück mit dem Fahrstuhl geht es über Treppen, Leitern und einen Wendelgang im Innern der Kuppel hinauf zur Laterne unter dem Turmkreuz und zur Rundumsicht über die Altstadt. Das ist weit weniger anstrengend, als die Warnhinweise vermuten lassen – und der Blick über die Dächer der Stadt und den wunderbar sanften Schwung der Elbe entschädigt ohnehin für alles.
© pa/Hiekel
Da die in den ursprünglichen Plänen vorgesehene kupfergedeckte Holzkuppel zu teuer war, schlug George Bähr vor, die Kuppel ganz aus Stein zu fertigen, so wie er es wohl schon immer gewollt hatte. Mit ihren 12 000 t Gewicht, einer Höhe von 24 m und einem Durchmesser von 26 m gilt sie heute als größte steinerne Kuppel nördlich der Alpen. Der geschwungene Kuppelanlauf lässt den Eindruck einer Glocke entstehen, was ihr den berühmten Beinamen bescherte.
Im Siebenjährigen Krieg hielt die Kirche 1760 einer dreitägigen Kanonade durch die Preußen stand. Sie überstand zunächst sogar den Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg, aber am 15. Februar 1945 stürzte die Kuppel über dem ausgeglühten Sandsteinbau zusammen.
Den 1733 – 1739 entstandenen Altarraum hatten Johann Christian Feige d. Ä. und Benjamin Thomae mit einem festlich-barocken Altar ausgestattet. Bei der Rekonstruktion fanden 2 000 geborgene Trümmerstücke Verwendung, der heutige Altar besteht deshalb zu 80 % aus historischem Material. Im Zentrum steht Jesus, der am Gründonnerstag im Garten Gethsemane betet, während seine Jünger schlafen und sich bereits die Soldaten nähern, die ihn gefangen nehmen werden. Ranken von Ähren und Trauben symbolisieren die ebenfalls auf Gründonnerstag zurückgehende Abendmahlstradition (Eucharistie). Der Kirchenraum fasst heute 3 300 Sitzplätze und ist von fünf Emporen umschlossen. In seiner Anlage entsprach er den seinerzeit modernen Vorstellungen des protestantischen Kirchenbaus, wonach die Predigt als Hauptfunktion des Gottesdienstes eine Zusammenfassung der Gemeinde in einem Zentralraum forderte. Das ursprüngliche, im Krieg zerstörte Orgelwerk stammte von Gottfried Silbermann und wurde 1736 von Johann Sebastian Bach eingeweiht. Das heutige Instrument fertigte 2005 das Straßburger Atelier Kern.
Kein anderes Bauwerk verkörperte Schönheit und Selbstbewusstsein der Stadt mehr als die Frauenkirche. Unmittelbar nach dem Krieg bestand schon der Wunsch nach einem Wiederaufbau, doch fehlende Mittel und fehlender politischer Wille verhinderten dies. Zu DDR-Zeiten galt die Ruine als Mahnmal gegen den Krieg. Ab Mitte der 1980er-Jahre versammelten sich hier am 13. Februar Menschen mit Kerzen, um der Zerstörung der Kirche und ihrer Stadt zu gedenken.
1990 resultierte aus einer Bürgerinitiative die »Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden e. V.«. Im In- und Ausland wurden Spenden gesammelt. 1993 begann die archäologische Enttrümmerung der Ruine, am 27. Mai 1994 startete der Wiederaufbau. 1996 wurde die Unterkirche geweiht. Am Vorabend des Pfingstfestes 2003 erklangen wieder die Glocken, 40 000 Menschen kamen dazu auf den Neumarkt. Am 30. Oktober 2005 konnte die Frauenkirche nach über 60 Jahren wieder ihrer Bestimmung übergeben werden. Fast die Hälfte aller brauchbaren Trümmersteine befindet sich an der Stelle von ehedem, in der Fassade erkennbar an der dunklen Färbung, die weniger – wie oft vermutet – auf den Brand, als auf die Patina der Jahrhunderte zurückzuführen ist. Bei der Enttrümmerung wurde auch das beschädigte Turmkreuz gefunden, das heute im Kicheninneren aufgestellt ist. Das vergoldete neue Turmkreuz ist ein eindrucksvolles Zeichen der Versöhnung: Gestiftet wurde es vom britischen Dresden Trust; geschaffen von Alan Smith, dem Sohn eines Bomberpiloten, der am Angriff auf Dresden beteiligt war.
In der Regel 14-tägig kommen bei den »Geistlichen Sonntagsmusiken« Werke von Bach, Bruckner, Haydn und Mozart zur Aufführung. Zum Dresdner Orgelzyklus lädt die Frauenkirche mittwochs im Wechsel mit Hof- und Kreuzkirche. Beliebt sind die Literarischen Orgelnächte und die Orgelnachtmusiken bei Kerzenschein im Advent. Mo. – Sa. um 12 Uhr gibt es Orgelandachten mit anschließender Führung. In den Sonntagsgottesdiensten um 11 Uhr singen die Chöre der Frauenkirche, einmal monatlich und an Festtagen wird eine Kantate aufgeführt. Chor, Kammerchor und Ensemble der Frauenkirche stehen unter Leitung von Kantor Matthias Grünert. Karten – u. a. für die zahlreichen thematischen Konzertreihen – gibt es online oder im Ticketservice Georg-Treu-Platz 3 (Mo. – Fr. 9 – 18, Sa. 9 – 15 Uhr), an der Ticketkasse oder an der Abendkasse in der Frauenkirche, Eingang D, mind. 60 Minuten vor Konzertbeginn. Seit dem Musikjahr 2015 bietet die »Frauenkirchen-Karte« attraktive Vorzugsangebote.
Am 30. Oktober 2005 wurde sie geweiht, die weithin sichtbare Frauenkirche. Als Symbol der Versöhnung wiedererstanden, krönt ihre Kuppel heute erneut die Stadtsilhouette. Aus der Ruine wurden rund 8 400 Sandsteinquader von Außenhülle und Innenwänden geborgen. Welche davon wiederverwendet wurden, erkennen Sie an der dunklen Patina.
Offene Kirche: Mo. – Fr. 10 – 12, 13 – 18 Uhr, Sa./So. wenn keine Gottesdienste, Proben oder Konzerte stattfinden | Kirchenführung mit Orgelandacht Mo. – Sa. 12 Uhr, Mo. – Mi. und Fr. 18 Uhr, Eintritt frei | Kuppelaufstieg: 8 € (Eingang G)
In der Unterkirche, einem Ort der persönlichen Andacht, befinden sich u. a. ein Altarstein aus schwarzem irischem Kalkstein und das Grabmal George Bährs.
Jahrzehntelang überragte der Altarraum die Trümmer. Rund 2 000 Teile und damit 80 % des Altars konnten geborgen und für die Wiederherstellung verwendet werden. Die Christusfigur ist original, der Verkündigungsengel eine Replik. Die Szene flankieren links Moses und Paulus, rechts Philippus und Aaron. Auf dem Altartisch symbolisiert das Nagelkreuz die Versöhnung.
Das prächtige Orgelprospekt wurde nach historischem Vorbild sorgsam rekonstruiert. Nach einem öffentlich ausgetragenen »Orgelstreit« entschied man sich allerdings gegen den Nachbau der ursprünglichen Silbermann-Orgel und für ein technisch modernes Instrument des Straßburger Orgelbaumeisters Daniel Kern. 4 Manuale und 67 Register bringen 4876 Pfeifen zum Klingen.
Der barocke Zentralbau wurde über einem quadratischen Grundriss errichtet. Den runden Innenraum umgeben acht Stützpfeiler für die Kuppel sowie fünf Emporen. Der hohe Predigtraum erscheint als protestantisches »Logentheater«, das um die Mittelkanzel kreist.
Von den einst vier Treppentürmen überstand nur einer zum Teil den Einsturz des Gotteshauses, er prägte über Jahrzehnte das Bild der Ruine.
Über dem Kirchenraum erhebt sich 37 m hoch die Innenkuppel, überwölbt von der »Steinernen Glocke« George Bährs. Über die Rampe in der Kuppel gelangen Sie zur Aussichtsplattform in 67 m Höhe mit einem Panoramablick, den schon Goethe bewunderte.
Seit 2004 strahlt auf der Laterne wieder das Turmkreuz als Zeichen der Versöhnung. Es ist ein Geschenk Großbritanniens aus der Werkstatt des Londoner Kunstschmieds Alan Smith, dem Sohn eines 1945 über Dresden eingesetzten Piloten der Royal Air Force. Das Original-Kreuz wurde 1993 aus den Trümmern geborgen und steht nun im südlichen Kirchenraum.
Lage: westlich der Altstadt | Bus: Krankenhaus Friedrichstadt (Linie 10)
Beim Bummeln stoßen Sie auf berühmte Namen, barocke Kleinode, Industriedenkmäler und grüne Oasen: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die geschichtsträchtige Friedrichstadt lange Zeit vernachlässigt, seit ein paar Jahren erwacht sie zu neuem Leben.
Fabriken und Künstler
Vom verschlafenen Vorort über das industrielle Boomviertel zum Ort der künstlerischen Bohème: Die Friedrichsstadt hat mehr als nur eine Metarmorphose mitgemacht. Die Spuren ihrer wechselhaften Vergangenheit finden Sie auch heute noch auf einem Spaziergang.
Um 1700 war Neustadt-Ostra eine bescheidene Vorstadt westlich der Residenzstadt, von ihr getrennt durch das Flüsschen Weißeritz. August der Starke ließ 1730 einen Bebauungsplan für das Areal aufstellen, das nach seinem Sohn Friedrich August II. Friedrichstadt genannt wurde. Im Zuge der Industrialisierung entwickelte sich der 1835 eingemeindete Stadtteil zum Fabrikbezirk, mit legendären, heute nicht mehr existierenden Unternehmen wie der Spirituosenfabrik Bramsch oder dem Näh- und Schreibmaschinenproduzenten Seidel & Naumann. In den 1890er-Jahren entstanden der Alberthafen und ein großer Verschiebebahnhof. Außerdem wurde das Flussbett der Weißeritz verlegt, was den Fluss jedoch 2002 nicht daran hinderte, große Teile der Friedrichstadt unter Wasser zu setzen.
Am 7. Juni 1905 gründeten die Architekturstudenten Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel in der Friedrichstadt die expressionistische Künstlergruppe »Brücke«. Die jungen Wilden lebten und arbeiteten in dem nun proletarisch geprägten Viertel; Häuser in der Berliner, der Weißeritz- oder der Friedrichstraße finden sich als Motive in vielen ihrer frühen Arbeiten.
Die Friedrichstraße ist seit jeher die Hauptstraße der Friedrichstadt. In Nr. 44 wurde 1803 der Maler Adrian Ludwig Richter geboren. Auch Paula Becker, später Modersohn-Becker, lebte ab 1876 in der Friedrichstraße. In Nr. 46 wohnte von 1842 bis zu seinem Tod Professor Johann Andreas Schubert, der 1837 das erste Elbdampfschiff und 1839 die erste deutsche Lokomotive »Saxonia« konstruierte.
In der Mitte der Straße liegt das Marcolinipalais, heute das »Städtische Klinikum Dresden-Friedrichstadt«. Das erste, 1728 begonnene Palais von Johann Christoph Naumann war noch ein bescheidener Bau für eine ehemalige Mätresse Augusts des Starken. Das änderte sich, als Graf von Brühl es 1736 erwarb und von Johann Christoph Knöffel als Landsitz mit Seitenflügeln ausbauen ließ. 1774 ging es an Graf Camillo Marcolini, Kabinettsminister Friedrich Augusts II.; unter ihm baute Johann Daniel Schade den Ostflügel aus. 1849 wurde das Palais schließlich zum Krankenhaus. Erhalten sind der Eingangsbau mit den vier Löwen, vier Hermen sowie das chinesische und das pompejanische Zimmer mit Originalausmalung – hier wohnte Napoleon I. im Sommer 1813 und hier fand auch seine Unterredung mit Metternich statt, die den Anschluss Österreichs an das russisch-preußische Bündnis entschied. Von 1847 bis 1849 wohnte Richard Wagner im Ostflügel, komponierte hier Teile seines »Lohengrin« und schrieb Texte zu »Siegfrieds Tod« (Bronzetafel). An der südlichen Umfassungsmauer innerhalb des Klinikgeländes steht der im Jahr 1744 vollendete Neptunbrunnen, Dresdens großartigste barocke Brunnenanlage. Mit mehr als 40 m Breite, dem dreigeschossigen Aufbau und dem Skulpturenschmuck ist er der Blickfang des öffentlich zugänglichen Gartens. Die Entwürfe dazu lieferte Zacharias Longuelune, die bildhauerischen Arbeiten wurden von Lorenzo Matielli ausgeführt.
An das Marcolinipalais schließt sich die 1728 bis 1730 errichtete Matthäuskirche an, benannt nach dem Evangelisten Matthäus. Der maßgeblich für die Planung verantwortliche Zwingerbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann ruht hier in einer Gruft. Auf dem angrenzenden evangelischen Inneren Matthäusfriedhof liegen u. a. der »Saxonia«-Konstrukteur Johann Andreas Schubert (1808 – 1870) und Wilhelm Walther (1826 – 1913), Schöpfer des Fürstenzugs am Dresdner Residenzschloss. Der 1724 eingeweihte Alte Katholische Friedhof auf der anderen Straßenseite gilt als bedeutendster katholischer Friedhof Sachsens. Zahlreiche Berühmtheiten haben hier ihre letzte Ruhestätte: Eindrucksvoll ist das Grabmal von Balthasar Permoser (1651 – 1732), das er selbst entworfen hat, und seine Kreuzigungsgruppe in der Kapelle; ebenso die schlichte Grabstätte für den Komponisten Carl Maria von Weber (1786 – 1826), gestaltet von Gottfried Semper. Den Grabstein für den Maler Gerhard von Kügelgen (1772 – 1820) hat Caspar David Friedrich im Gemälde »Kügelgens Grab« verewigt.
Von der Geschichte als Fabrikbezirk zeugen in der Friedrichstadt heute nur noch wenige, dafür aber bedeutende Gebäude und Anlagen, wie der Alberthafen, die Dresdner Mühle (früher »Bienertsche Hafenmühle«) sowie der ehemalige Städtische Vieh- und Schlachthof, der heute die Messe Dresden beherbergt. Das in der Stadtsilhouette wohl ungewöhnlichste Gebäude liegt in der Weißeritzstr. 3: Das Yenidze war früher die »Orientalische Tabak- und Zigarettenfabrik« und zitiert im Namen das Tabakanbaugebiet um die türkische Stadt Yenidze. Wie eine Moschee ragt es weithin sichtbar empor, mit seiner farbig verglasten, 18 m hohen Kuppel und dem Schornstein in Form eines Minaretts. Der Dresdner Zigarettenfabrikant Hugo Zietz beauftragte den Architekten Hermann Martin Hammitzsch mit dem Bau – und der errichtete 1907 bis 1912 mit dem Tabakkontor eine der ersten Stahlbetonskelettkonstruktionen Deutschlands. Zur Entstehung war der Bau heftig umstritten, Hammitzsch wurde sogar aus der Reichsarchitektenkammer ausgeschlossen. 1952 wurde die Produktion eingestellt, danach diente die Yenidze als Tabaklager, 1997 wurde sie zum Bürokomplex umgebaut. Unter der Kuppel gibt es »1001 Märchen« für Erwachsene >>> sowie das Kuppelrestaurant mit dem höchst gelegenen Biergarten Dresdens.
Kuppelrestaurant: Tel. 0351 490 59 90 | www.kuppelrestaurant.de.
© (c) Thomas Klewe (t.klewe@web.de)
Lage: Sempergalerie am Zwinger | Innenstadtplan: C 2 | Straßenbahn: Postplatz (Linien 1, 2, 4, 6, 8, 9, 11, 12, 47), Theaterplatz (Linien 4, 8, 9) | Di. – So. 10 – 18 Uhr | Erw. 10 €, unter 17 Jahren Eintritt frei, Audioguide 3 €. | Tgl. Führungen Erw. 3 bis 4,50 €, öffentliche Rundgänge »Hauptwerke der Gemäldegalerie Alte Meister« Di. – Do. 14 Uhr, Fr./Sa 11, 14 Uhr, So. 11 Uhr, Dauer 1,5 h, 4,50 € | Tickets auch vorab online unter www.skd.museum
Giorgiones »Schlummende Venus«, Vermeers »Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster«, Liotards »Schokoladenmädchen« und natürlich Raffaels »Sixtinische Madonna« – in Dresden kann man sie alle im Original bewundern.
Was Rang und Namen hat
Nicht ganz 250 Jahre ist es her, dass der junge Goethe beim Anblick der Alten Meister in Dresden ins Schwärmen geriet. Und die Galerie hat nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt: Weltberühmte Meisterwerke ziehen Jahr für Jahr Hundertausende Besucher an. Seit 2016 ist im frisch sanierten Ostflügel ein verdichteter Parcours hochrangiger Gemälde vom Spätmittelalter bis zur Aufklärung zu sehen. Die Bilder werden hier nicht mehr traditionell nach regionalen Schulen gehängt – die unterschiedlichen künstlerischen Strömungen Europas stehen einander direkt gegenüber. Bis 2019 wird der Westflügel generalüberholt, dort sollen dann auch Skulpturen gezeigt werden.
Die einzigartige Dichte und Vielzahl an hochkarätigen Gemälden verdankt Dresden seinen kurfürstlichen Sammlungen. Ihren Beginn markierte die Gründung der Kunstkammer 1560, doch erst seit August dem Starken (1694 – 1733) nehmen die Gemälde eine besondere Rolle ein. Er löste die Kunstkammer in spezialisierte Sammlungen auf, die besten Gemälde wurden gemeinsam mit Neuerwerbungen im Dresdner Schloss präsentiert. Die eigentliche Geburtsstunde der Gemäldegalerie ist aber das Jahr 1747: Unter Augusts Sohn, Kurfürst Friedrich August II. (1733 – 1763), zog die Sammlung in ein eigens umgebautes Stallgebäude am Jüdenhof, das heutige Johanneum. Nun wurde der bereits stark angewachsene Gemäldebestand systematisch ausgebaut. Zu den spektakulärsten Erwerbungen gehörten 100 Meisterwerke aus der herzoglichen Sammlung d’Este in Modena, die 1745/1746 nach Dresden gelangten. Darunter waren Hauptwerke der italienischen Renaissance wie Tizians »Zinsgroschen« oder die vier großformatigen Gemälde Correggios, die heute den größten Bestand an Altartafeln des Künstlers außerhalb von Italien bilden. Außerdem kamen Werke von Holbein, Rubens und Velázquez nach Dresden. Der größte Coup gelang Friedrich August II. mit dem Ankauf der »Sixtinischen Madonna« von Raffael, die er 1754 nach langwierigen Verhandlungen von den Mönchen in San Sisto (Piacenza) erwarb. Nur zwei Jahre später brach der Siebenjährige Kriege aus, die Ankäufe kamen zum Erliegen und wurden trotz einzelner schöner Erwerbungen in späteren Jahrhunderten nie wieder in dem Maße fortgesetzt. Der Großteil der Gemälde, die den Ruhm der Galerie ausmachen, wurde also in nur ca. 50 Jahren zusammengetragen.
Berühmt ist die Galerie nicht nur wegen ihrer Gemälde, sondern auch wegen ihres Wohnsitzes. Zwischen 1847 und 1855 erbaute Gottfried Semper das Museum, das zur Elbseite hin den Zwinger abschließt und die zu klein gewordene erste Galerie ablöste. So erhielt Dresden ein repräsentatives Gebäude, das die Konkurrenz mit den Museen in München und Berlin nicht scheuen musste. Einen großen Einschnitt markierte der Zweite Weltkrieg, als das Museum schließen musste und die Gemälde ab 1942 an verschiedene Standorte ausgelagert wurden. Wie der Rest der Altstadt wurde die Sempergalerie in der Bombennacht vom 13. Februar 1945 weitgehend zerstört. Insgesamt gingen im Krieg über 600 Gemälde verloren bzw. wurden zerstört. Nach Kriegsende brachte die Roten Armee die Gemälde in die Sowjetunion, erst 1955 kamen sie nach Dresden zurück. Schon ein Jahr später konnte man sie wieder in der Sempergalerie sehen, obwohl die sich noch im Wiederaufbau befand. Nach einer umfangreichen Sanierungskampagne von 1988 bis 1992 wurde 2013 eine erneute Sanierung in zwei Bauabschnitten nötig. 2019 soll der Semperbau wieder in voller Pracht erstrahlen. Zusätzlich zu den Gemälden werden dann auch Skulpturen zu sehen sein, allen voran die berühmte Antikensammlung. Sie soll in die Osthalle ziehen, die Semper damals schon für das Aufstellen von Skulpturen konzipiert hat.
© Dresden
Das bekannteste Werk der Galerie ist zweifellos die »Sixtinische Madonna« Raffaels (1483 – 1520). Zu seinem großen Ruhm tragen maßgeblich die beiden grüblerischen Engelchen am unteren Bildrand bei, die als Vermittler zwischen himmlischer und irdischer Sphäre fungieren und als Teil der Popkultur heute auf der ganzen Welt zu Hause sind. Papst Julius I. beauftragte Raffael 1512 mit diesem Gemälde für die Bruderschaft der Kirche San Sisto in Piacenza – als Dank, dass die Stadt dem Kirchenstaat beigetreten war. Zum 500. Jubiläum seiner Entstehung feierte Dresden 2012 das ehemalige Altargemälde und seine einzigartige Rezeptionsgeschichte in einer großen Sonderausstellung.
Bühnenartig öffnet sich auf dem Gemälde ein Vorhang, hinter dem Maria mit dem Kind auf ihrem Arm herabzuschweben scheint. Ihre Füße berühren kaum die Wolken, die sich unter ihr ausbreiten. Zu ihrer Rechten kniet der Hl. Sixtus, der Titelheilige der Kirche. Neben seinen Reliquien werden auch die der Hl. Barbara rechts im Bild in San Sisto verehrt. Die Märtyrerin wurde einst von ihrem Vater im Turm gesperrt, weshalb ihr auf vielen Bildern ein Turm als Attribut beigegeben wird. Papst Julius II. ließ sich geschickt als Auftraggeber verewigen: Auf der Tiara links auf der Brüstung ist eine Eichel angebracht, auf dem Mantelstoff des Hl. Sixtus kann man Eichenlaub erkennen – beides verweist auf das Wappen des Papstes, dessen Familienname Rovere übersetzt »Eiche« bedeutet.
Tizian können Sie in Dresden gleich an mehreren Werken studieren, ein Schwerpunkt liegt auf seinem Frühwerk. Der venezianische Maler gestaltete größerer Hintergrundpartien im Bild »Schlummernde Venus« von Giorgione, der 1510 unerwartet an der Pest verstarb. Bis 1837 waren neben den Füßen der Venus Reste eines kleinen Cupido zu erkennen, die aber aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes übermalt wurden. Die berühmte Komposition war der erste monumentale Akt in der venezianischen Malerei und wurde nicht nur von Tizian selbst, sondern auch von späteren Künstlern wie Goya oder Manet aufgegriffen. Das bedeutendste Werk Tizians in Dresden ist »Der Zinsgroschen« von 1516. Verdichtet auf die Darstellung zweier Oberkörper wird hier die Begegnung von Christus und den Pharisäern aus dem Matthäus-Evangelium wiedergegeben: Letztere wollten Christus eine Falle stellen und fragten ihn, ob es rechtens sei, dem Kaiser Steuern zu zahlen. Doch statt mit seiner Antwort entweder das jüdische Volk oder die römische Besatzungsmacht zu erzürnen, antwortete er: »So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.« (Mt. 22, 21)
Dank ihres Umfangs bietet die Dresdner Sammlung einen außerordentlichen Überblick über die Entwicklung der italienischen Malerei vom 14. bis ins 18. Jahrhundert. Hervorragend ist die Sammlung Bologneser Malerei um Annibale Carracci, Guercino und Guido Reni. Zu den Hauptwerken der Galerie zählen neben den bereits erwähnten Gemälden Botticellis »Aus dem Leben des Hl. Zenobius«, Mantegnas »Heilige Familie«, Antonello da Messinas »Der Hl. Sebastian« oder Tiepolos »Vision der Hl. Anna«. Kunstgeschichtlich ist v. a. das Altarbild »Heilige Nacht« von Correggio wegen seiner besonderen Lichtführung beeindruckend. Im 18. Jh. war es in der Galerie das berühmteste Werk überhaupt und zog noch mehr Besucher an als die »Sixtinische Madonna«. Bestens repräsentiert ist auch die kurze Epoche des Manierismus mit Parmigianino, einem ihrer Hauptvertreter.
Zur weltweiten Bekanntheit des Altstadtpanoramas trug maßgeblich die 1748 entstandene Ansicht »Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke« von Bernardo Bellotto bei. Besser bekannt ist der Maler als Canaletto (Interessante Menschen >>>). Er schuf zahlreiche Veduten Dresdens und Pirnas, die durch handwerkliche Perfektion und detailreiche Beobachtung beeindrucken, z. B. durch die Spiegelungen im Wasser oder das figürliche Geschehen.
Die beiden Malschulen sind hier mit ihren jeweiligen Hauptvertretern Rembrandt und Rubens repräsentiert. Im katholischen Süden der damaligen Niederlande unterhielt Rubens eine Werkstatt mit vielen Mitarbeitern, zu denen Anthonis van Dyck oder Frans Snyders zählten. Auch von ihnen besitzt die Gemäldegalerie Werke. Mit Jacob Jordaens ist ein weiterer großer Antwerpener Meister vertreten. Rubens war stark von den italienischen Künstlern geprägt, die er während seiner Jahre in Mantua und Rom studierte. So ist die Darstellung der Protagonistin in »Bathseba im Bade« deutlich von Tizian beeinflusst. Die von Rubens verführerisch gezeichnete Ehefrau des Hauptmanns Urias sitzt am Springbrunnen, als König David sie sieht und ihr sofort verfällt. Er lässt sie zu sich bringen, sie verbringen die Nacht miteinander, doch Bathseba wird schwanger und kann das Kind schlecht als Spross des abwesenden Ehemanns ausgeben. Daher schickt der König Urias an die Front einer Schlacht, wo er wie geplant den Tod findet. Rubens schildert nur die erotisch aufgeladene Szene am Springbrunnen und verzichtet auf eine Andeutung des tragischen Endes.
In den calvinistischen nördlichen Provinzen um Holland entwickelte sich eine eigenständige Malweise, deren Hauptgattungen Porträt, Landschaft, Stillleben und Genrebild hier durch eine Vielzahl an Werken vertreten sind. Allein von Rembrandt besitzt Dresden sechs eigenhändige Werke, außerdem noch zahlreiche Arbeiten seiner Schüler. Nicht mal mehr 40 Gemälde werden heute von der Forschung als eigenhändige Bilder von Jan Vermeer van Delft anerkannt. Der Gemäldegalerie gehört mit der »Kupplerin« ein Bild aus seiner frühen Schaffenszeit, das von den Utrechter Caravaggisten inspiriert ist. Das »Brieflesende Mädchen am offenen Fenster« ist ein späteres Werk aus der Reihe der Stillen Interieurs.
© Gerhard Richter / Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: David Pinzer
Dank der frühen kurfürstlichen Sammeltätigkeit verfügt die Galerie über einige besonders schöne Werke altdeutscher Kunst. Zahlreich vertreten ist Lucas Cranach, der im 16. Jh. als Hofmaler in Wittenberg und Weimar arbeitete und viele Aufträge für die in Dresden residierenden Wettiner fertigte. Die Dresdner Galerie besitzt die größte Sammlung an Cranach-Werken weltweit. Auch Dürer oder Holbein d. J. sind mit herausragenden Arbeiten repräsentiert. Charakteristisch für den Bestand aus dem 18. Jh. sind Maler wie Christian Wilhelm Ernst Dietrich, Anton Graff oder auch Anton Raphael Mengs, der Dresdner Hofmaler war und lange in Rom lebte, wo er eine großartige Sammlung an Gipsabgüssen nach antiker Skulptur zusammentrug, die später nach Dresden gelangte. Gegenwärtig wird eine schöne Auswahl an Gipsen im Deutschen Saal des Semperbaus ausgestellt.
Der Bestand an französischer Malerei ist ungleich kleiner, besticht aber durch schöne Hauptwerke wie Poussins »Reich der Flora« oder Claude Lorrains »Küstenlandschaft mit Acis und Galatea«. Beide Künstler verbrachten den Großteil ihres Lebens in Rom und prägten einen klassizistisch-idealen Stil. Das 18. Jh. ist neben reizvollen Darstellungen der »fêtes galantes« von Antoine Watteau oder Nicolas Lancret durch Bildnisse sächsischer Herrscher vertreten, die von August dem Starken und seinem Sohn in Auftrag gegeben wurden. Wichtig ist hier v. a. Louis de Silvestre, 1716 – 1748 Hofmaler in Dresden.
Obwohl sie nur etwa 35 Gemälde umfasst, besitzt Dresden nach München und Berlin die drittgrößte Sammlung älterer spanischer Malerei in Deutschland. Alle führenden Künstler des 16. und 17. Jh.s wie El Greco, Murillo, Jusepe de Ribera und Zurbarán sind vertreten. Velázquez war der wohl beste Porträtmaler seiner Zeit und ab 1623 am Hof Philipps IV. in Madrid tätig – von ihm besitzt Dresden allein drei herausragende Bildnisse, die eine stilistische Nähe zu Tizian und Rubens belegen. Ihr Werk hatte Velázquez in Madrid studiert.
Lage: südöstlich vom Altstadtzentrum | Straßenbahn: Straßburger Platz (Linien 1, 2, 4, 10, 12, 13), Zoo oder Querallee, (Linien 9, 13), Comeniusplatz (Linien 1, 2), Georg-Arnhold-Bad (Linien 10, 13) | www.grosser-garten-dresden.de
Was den New Yorkern der Central Park, ist den Dresdnern der Große Garten. Der Park mit seinen Alleen und verschlungenen Wegen, alten Bäumen, weitläufigen Wiesen und Teichen ist Oase für gestresste Großstadtmenschen und grünes Herz der Stadt.
Das grüne Herz Dresdens
Dresdens Naherholungsgebiet Nr. 1 liegt nur wenige Fußminuten vom Zentrum entfernt und misst fast zwei mal einen Kilometer: genug Platz für Zoo, Botanischen Garten und Freilichtbühnen, für Spaziergänger, Radfahrer und Skater. Auf dem Carolasee drehen Ruderbote ihre Runden vor der Terrasse des Carolaschlösschens, ganz in der Nähe schnauft die Parkeisenbahn vorbei. In den Biergärten an der Westseite sitzen Studenten, Familien und Fußballfans nach dem Dynamospiel im nahen Station einträchtig bei Bier und Brause.
1 Mozartdenkmal (1907, v. Hermann Hosaeus; 1991 rest.)
2 Henkelvase
3 »Venus und Amor« (1886, v. Heinrich Bäumer)
4 »Zwei Mütter« (1902, v. Heinrich Epler)
5 Nymphenbrunnen (1908, v. Bruno Fischer)
6 Otto-Ludwig-Denkmal (1911, v. Arnold Kramer)
7 Siegfrieds Tod (1936, v. Weschke)
8 Allegorische Vasen (18. Jh., von Corradini)
9 »Herkules mit der lemäischen Schlange« und »Ruhender Herkules« (18. Jh., Permoserwerkstatt)
10 Kentaurengruppe: »Eurythos und Hippomia«, (»Nessus und Deianira«) 18. Jh., v. Antonio Corradini)
11 »Die Zeit entführt die Schönheit« (18. Jh.( v. Pietro Balestra)
12 Uppigkeitsvase (1722, v. Antonio Corradini)
13 Südeingang mit Sandsteinlöwen
14 »Östlisches Haupttor »Meleager und Atalante« »Venus und Adonis«(1719, v. Johann Christian Kirchner)«
15 »Herkules und Drache im Garten der Hesperiden« und »Herkules mit Busiris« (18. Jh., Permoserwerkstatt)
Johann Georg II. ließ 1676 noch vor den Toren der Stadt einen Garten anlegen, der später – etwa unter August dem Starken – mehrfach erweitert wurde. Der Obergärtner Johann Friedrich Karcher arbeitete fast 40 Jahre an der Gestaltung nach französischen Vorbildern. 1719 feierte man hier zur Vermählung von Kurprinz Friedrich August II. das opulente »Venusfest«, im eigens geschaffenen Parktheater führte der Hofstaat ein Singspiel auf. Durch den Siebenjährigen Krieg und die Schlacht 1813 wurde vieles hier zerstört. Dennoch machte im russisch besetzten Sachsen Gouverneur Fürst Repnin-Wolkonski den Park 1814 öffentlich zugänglich. Unter Gartendirektor Friedrich Bouché entwickelte er sich zum heutigen Bürgergarten mit naturnahen Flächen im Stil englischer Landschaftsgärten.
Im Zentrum des Parks steht das rekonstruierte Palais im Großen Garten, 1678 bis 1683 von Johann Georg Starcke als erster Barockbau Sachsens errichtet. Für das Lustschloss auf H-förmigem Grundriss standen französische Châteaus und italienische Villen Pate – und seine plastischen Verzierungen gehören zum Besten, das die Bildhauerkunst im ausgehenden 17. Jh. geschaffen hat. Über die Freitreppen vorm Mitteltrakt kommen Sie in den Festsaal im Obergeschoss, in dem auch Ausstellungen stattfinden. Besichtigen können Sie ihn nur auf Veranstaltungen oder Führungen. Von den originalen Stuckarbeiten im Inneren sind nur Reste erhalten. Das Skulpturenlapidarium im Erdgeschoss bewahrt barocke Meisterwerke von Permoser, Thomae, Knöffler u. a. auf, viele sind Originale aus dem Zwinger.
Rings um das Palais wurden acht Kavaliershäuser errichtet, davon stehen noch sechs. Vom früheren Schmuck der Hauptallee zeugen am Westeingang zwei Vasen mit Allegorien der vier Elemente bzw. der vier Kontinente, von den zwölf Herkulesskulpturen an der Herkulesallee am West- und Osteingang gibt es noch zwei aus der Werkstatt von Balthasar Permoser. Auf der Westseite stehen zwei Kentaurengruppen von Antonio Corradini, mitten im Blumenbeet die Figurengruppe »Die Zeit entführt die Schönheit« von Pietro Ballesta und am Palaisteich die »Üppigkeitsvase« mit der geflügelten Psyche und Szenen aus dem Leben Alexanders des Großen, ebenfalls von Corradini. Zwischen Bäumen nahe der Hauptallee im Südwesten wartet ein Art-Déco-Kleinod: der Mosaikbrunnen von Hans Poelzig (1926).
Auf dem ehemaligen Ausstellungsgelände im Nordwesten des Parks glitzert seit 2002 die Gläserne Manufaktur. Ihr Kugelhaus zitiert das Gebäude mit 24 m Durchmesser, das hier 1928 von Peter Birkenholz errichtet und 1938 wegen seiner »undeutschen« Architektur abgerissen wurde. Die Manufaktur des VW-Konzerns hat das Münchner Architekturbüro Gunter Henn entworfen. Sie ist das Aushängeschild der neu ausgerichteten Marke »Volkswagen«, ein Schaufenster für Elektromobilität und Digitalisierung. Seit April 2017 läuft hier der E-Golf vom Band. Alternative Antriebe, Leichtbaustrukturen, energieeffiziente Technologien, automatisierte Fahrfunktionen und neueste Assistenzsysteme: Bei einer Führung erleben Sie die neue Welt der Mobilität hautnah. Im öffentlichen Erlebnisbereich können Sie sich im Kugelhaus an Medienstationen über die neuesten Ausstattungsfeatures informieren und in der VW-Lounge verschiedene Autos anschauen. Botschafter aus der Zukunft sind der E-Bulli ID Buzz, das 1-Liter-Auto XL1 und das Self-Driving-Car »Sedric«.
Hungrig? Im Manufaktur-Restaurant E-Vitrum interpretiert Spitzenkoch Mario Pattis sächsisch-höfische Kochkunst mit mediterranem Touch – inkl. dem veredelten VW-Klassiker, der Wolfsberger Currywurst. Tgl. E-Lunch, Sonntagsbrunch mit Manufakturführung, Testfahrt mit Flying Dinner sowie kultureller Umrahmung.
Besucherbereich: Mo. – Fr. 8.30 – 19, Sa./So. 9 – 18 Uhr | Manufaktur-Führungen zur vollen Std., Erw. 7 €, Familie 15 €, Kinder-/Familienführung Sa. 10 und 11 Uhr | Probefahrten mit Elektromodellen durchs Stadtzentrum und Testrunden auf dem Sachsenring nach Voranmeldung | www.glaesernemanufaktur.de
Restaurant: tgl. 10 – 22 Uhr | Lennéstr. 1 | Tel. 0351 42 04 20 50 | www.vitrum-dresden.de
© DuMont Bildarchiv/Martin Kirchner
Direkt hinter der Gläsernen Manufaktur an der Stübelallee liegt der 1889 bis 1892 angelegte Botanische Garten der TU Dresden. Hier wachsen auf 3,25 ha im Freigelände und in Gewächshäusern 10 000 Pflanzenarten aus allen Klimazonen der Welt, der Eintritt ist frei.
April – Sept. tgl. 8 – 18 Uhr, Okt. – März kürzer, Gewächshäuser ganzjährig ab 10 Uhr | Tel. 0351 459 31 85 | https://tu-dresden.de/bg
Vom Hauptbahnhof an der Lennéstraße nördlich der Herkulesallee geht es in der Parkeisenbahn auf dem 5,6 km langen Rundkurs mit fünf Haltepunkten gemütlich durch den Park, am liebsten im Zug hinter »Moritz« oder »Lisa« (am Wochenende), den beiden 1925 gebauten Minidampfloks. Schaffner, Bahnhofsvorsteher und Fahrkartenkontrolleure mit Lochzange sind allesamt Kinder, nur der Lokomotivführer ist ein »Großer«.
April – Okt. Di. – So., Juli/Aug. auch Mo. sowie an den ersten beiden Adventswochenenden 10 – 18 Uhr | Rundfahrt Erw. 6 €, Kinder 3 €, Familienkarte 15 € | www.parkeisenbahn-dresden.de
Bitte aussteigen: An der ersten Station der Parkeisenbahn liegt der Zoo von 1861, einer der ältesten Tiergärten Deutschlands. Auf 13 ha leben 1 700 Tiere, darunter viele bedrohte Arten. In den letzten Jahren wurden Gehege modernisiert und naturnah gestaltet, die Giraffen- und Zebraanlage oder die Südamerikaanlage wurden neu eingerichtet. Im Prof.-Brandes-Haus (Tropenhaus) geben zwei Koalas Lektionen in Gemütlichkeit, Fütterung: 9.30 Uhr. Für Kinder gibt es ein Streichelgehege und fantasievoll gestaltete Spielplätze.
tgl. Sommer 8.30 – 18.30, Winter bis 16.30, Frühling/Herbst bis 17.30 Uhr | Erw. 12 €, Kinder 4 € | http://zoo-dresden.de
… finden statt auf der »Freilichbühne Großer Garten«, besser bekannt unter ihrem DDR-Namen »Junge Garde«. Sie wurde 1953 bis 1955 in der Form eines Amphitheaters und mit neobarock anmutenden Gebäuden errichtet und fasst 5 000 Zuschauer.
Auch der Carolasee hat eine eigene Parkeisenbahn-Station. Auf dem idyllischen, rund 3 ha großen See im südöstlichen Teil des Parks können Sie Ruderboot fahren. Das Carolaschlösschen am Ufer ist mit Restaurant, Café und Seeterrassen ein beliebtes Ausflugslokal.
Mo. – Fr. ab 11, Sa./So. ab 10 Uhr | Tel. 0351 250 60 00 | www.carolaschloesschen.de
Die beiden kleineren Parks verbinden das Stadtzentrum mit dem Großen Garten. An der Gestaltung der Bürgerwiese war u. a. der Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné beteiligt. Das 1907 enthüllte Mozartdenkmal (auch »Mozartbrunnen«) von Hermann Hosaeus zeigt nicht das Musikgenie, sondern drei um seinen Namen tanzende Frauen, die Heiterkeit, Ernst und Anmut symbolisieren. Die ursprünglichen Strukturen des Blüherpark gingen durch den Krieg weitgehend verloren, die angrenzenden Bauten wurden zerstört. 2006 begann eine schritt- und teilweise Rekonstruktion der Parkanlage.
Lage: 17 km südöstlich von Dresden | Mit dem Auto: von Dresden über B 172 | Straßenbahn: S 2 bis Heidenau-Großsedlitz, anschließend 20 Min. zu Fuß | April – Okt. tgl. 10 – 18 Uhr, Nov. – März geschlossen | Eintritt: Erw. 5 € | Führungen: April – Okt. So./Feiertage 14 Uhr | www.barockgarten-grosssedlitz.de
Café im Friedrichschlösschen: April – Okt. tgl. 10 – 18 Uhr
Kein Wunder wollen hier so viele Menschen heiraten! Die Bezeichnung »Sachsens Versailles« mag zwar etwas verwegen sein, aber dieses grüne Fleckchen ist in Deutschland eine der großartigsten barocken Gartenanlagen nach französischem Vorbild.
Barockes Gartenkunstwerk
Akkurat, grün und absolut herrschaftlich: Über 18 ha erstreckt sich das Ensemble aus terrassierten Hängen und Freitreppen, Hecken und Wasserspielen. Die von Orangenbäumchen und anderen Kübelpflanzen gesäumte Hauptachse des Unteren Orangerieparterres läuft auf die »Stille Musik« zu, eine barocke Treppenanlage von Matthäus Daniel Pöppelmann mit geschwungenen Balustraden und aufgeweckten Puttengruppen. Westlich davon schmiegt sich die unvollendet gebliebene »Waldkaskade« in den Hang, mit dem oberhalb gelegenen Bassin »Steinernes Meer«. Von den einst über 300 Skulpturen schmücken heute noch 60 den Barockgarten, darunter 24 Originale, z. B. die Figurengruppen »Vier Jahreszeiten«, »Vier Erdteile« und »Vier Elemente« von Hofbildhauer Johann Christian Kirchner. Die antiken Liebespaare am Fuß der Kaskade stammen von Benjamin Thomae, die Sphinxen von François Coudray.
Zunächst war es Graf Wackerbarth, der ab 1719 nach Plänen von Johann Christoph Knöffel das Gelände als Alterssitz bebauen und den Park gestalten ließ. Zwei Jahre später waren ein Schloss und die Obere Orangerie fertig. Dann kam die Dresdner Trias der Baukunst: August der Starke erwarb den Besitz 1723 und zog sogleich Matthäus Daniel Pöppelmann und Zacharias Longuelune hinzu, so können die damals besten Baumeister Dresdens als Schöpfer der Anlage gelten. Bis 1727 entstand die Untere Orangerie und der Garten erhielt seine bis heute bestehende Ausdehnung, die etwa ein Drittel des ursprünglich geplanten Ausmaßes umfasst. Im gleichen Jahr feierte August der Starke hier das Fest des Polnischen Weißen Adlerordens, daran erinnert heute ein Gartenfest am ersten Augustwochenende. Wenig später verlor er jedoch das Interesse an Großsedlitz und sämtliche Bauarbeiten wurden eingestellt. Danach wurde die Anlage vom sächsischen Herrscherhaus nur noch sporadisch genutzt und daher nicht weiter umgebaut. Bis Anfang des 19. Jh.s litt der Barockgarten v. a. unter Kriegen: 1756 wüteten hier die Preußen, 1813 war er während der Napoleonischen Kriege umkämpft. Das Schloss »Friedrichsburg« wurde 1871 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, von dem nur der Ostflügel, das »Friedrichschlösschen« fertig wurde. Seit 1992 gehört der Garten dem Freistaat Sachsen und wird seither rekonstruiert und instand gehalten.
Lage: zwischen Theater- und Schlossplatz | Innenstadtplan: C 2 | Straßenbahn: Theaterplatz (Linien 4, 8, 9), Postplatz (Linien 1, 2, 4, 6, 8, 9, 11, 12) | Mo. – Do. 9 – 17, Fr. 13 – 17, Sa. 10 – 17, So. 12 – 16 Uhr; Führungen: Mo. – Do. 14, Fr./Sa. 13, 14, So. 13 Uhr | Eintritt: frei
Eine katholische Insel im Mutterland der Reformation – stolz steht die Hofkirche in der vordersten Reihe des Altstadtpanoramas. Der Anteil der Katholiken an der Dresdner Einwohnerschaft beträgt derweil immer noch weniger als fünf Prozent.
Katholische Insel
… es war nicht leicht, eine katholische Kirche im protestantischen Sachsen durchzusetzen. Zwar war schon August der Starke 1697 zum Katholizismus übergetreten, aber erst sein Sohn Kurfürst Friedrich August II. ließ ab 1739 die repräsentative Hofkirche zwischen Schloss und Elbe bauen. Bauprojekte waren schon damals nicht leicht: Den Auftrag erhielt der römische Architekt Gaetano Chiaveri, der nach Unstimmigkeiten 1743 von Sebastian Wetzel und Johann Christoph Knöffel abgelöst wurde, denen wiederum Julius Heinrich Schwarze nachfolgte. 1751 wurde die Kirche geweiht, 1755 vollendet. Die Baukosten beliefen sich auf stattliche eine Million Taler. Da in Sachsen katholische Prozessionen im Freien nicht erlaubt waren, wurde zwischen Haupt- und Seitenschiffen ein doppelgeschossiger Prozessionsumgang eingefügt. Die Dresdner versagten der Kirche sogar das Recht, zu läuten! Erst 1807, ein Jahr nachdem Napoleon Sachsen zum Königreich gemacht hatte, erklangen erstmals die Glocken der Hofkirche. 1980 wurde sie zur Kathedrale Sanctissimae Trinitatis des Bistums Dresden/Meißen erhoben.
Die Längsachse der Kirche verläuft nicht in der üblichen Ost-West-Richtung, sondern von Nordosten nach Südwesten, wodurch sie im Stadtensemble einen zusätzlichen Akzent setzt. Die Baumeister schufen eine dreischiffige Sandsteinbasilika mit einem 86 m hohen, teilweise frei stehenden Turm. Das lange Mittelschiff ist höher als die Seitenschiffe, in deren Ecken sich je eine Kapelle befindet. Ihr charakteristisches Aussehen verleihen der Kirche außer dem filigranen Turm die 78 überlebensgroßen Heiligenstatuen von Lorenzo Matielli. 59 davon stehen auf den Balustraden, an der Turmfront wachen die Evangelisten und Apostel mit den vier Kardinaltugenden. Im Nordwesten verbindet ein neobarocker Übergang Hofkirche und Schloss.
1 Haupteingang (geschlossen)
2 Seiteneingang (Zugang)
3 Zweigeschossiger Prozessionsumgang
4 Hochaltar mit Gemälde "Christi Himmelfahrt" von A.R. Mengs (1751)
5 Sakristei
6 Kreuz-Kapelle
7 Sakraments-Kapelle
8 Verbindungsbrücke zum Schloss
9 Permoser-Kanzel (1722)
10 Gedächtniskapelle (ehern. Nepomuk-Kapelle)
11 Benno-Kapelle
12 Silbermannorgel (urspr. von 1753)
Unterirdische Grufträume (im Rahmen einer Kirchenführung zugänglich)
A Stiftergruft
B Königsgruft
C Große Gruft
D Neue Gruft
E Gruft des Bistums Dresden-Meißen
1945 brannte das Innere der Hofkirche größtenteils aus, die Gewölbe stürzten ein, die Umfassungsmauern wurden beschädigt; nur der Turm blieb unversehrt. Im Zuge der Restaurierung bis Mitte der 1960er-Jahre erfolgte die nahezu originalgetreue Wiederherstellung von drei der Kapellen, die Benno-Kapelle blieb ohne Kuppelfries. Die Kreuz-Kapelle schmücken Altargemälde von Charles Hutin, die Sakraments-Kapelle hatte einst Stefano Torelli ausgemalt. Eine Pieta und einen Altar aus Meissener Porzellan von Friedrich Press enthält die ehemalige Nepomuk-Kapelle, die 1976 zur Gedächtniskapelle wurde für die »Opfer des 13. Februar und aller ungerechten Gewalt«.
Zu den Prunkstücken im Inneren zählen die holzgeschnitzte Kanzel von Permoser aus dem Jahr 1722 und der marmorne Hochalter mit dem Altargemälde »Die Himmelfahrt Christi«, das der Hofmaler Anton Raphael Mengs nach fast zehn Jahren Arbeit 1761 in Madrid fertigstellte und das 1765 nach Dresden kam. Beachtenswert sind auch das über 4 m hohe Kruzifix auf dem Altar vom Silberschmied Ignatz Bauer und das Altargemälde der alten Hofkirche von Antonio Pellegrini im Prozessionsumgang hinter dem Hauptaltar.
Nur im Rahmen einer Führung zugänglich ist die Grablege der katholischen Wettiner. In vier Grufträumen sind 47 Angehörige des sächsischen Fürstengeschlechts begraben, darunter auch in der Stiftergruft Kurfürst Friedrich August II. mit seiner Gemahlin Maria Josepha von Österreich. Hier wird außerdem in einer schlichten Kapsel das Herz von August dem Starken aufbewahrt, der als polnischer König im Krakauer Dom beigesetzt wurde. In der Königsgruft ruht König Johann in einem prächtigen Bronzesarkophag und in der Neuen Gruft Friedrich August III., der letzte sächsische König. In den 1980er-Jahren wurde eine fünfte Gruft angelegt, die Bischofsgruft.
© Dumont Bildarchiv/Ernst Wrba
… ist die Orgel von Gottfried Silbermann, seine letzte Arbeit und die einzige der drei Dresdner Silbermannorgeln, die den Krieg durch rechtzeitige Auslagerung überlebt hat. Der Orgelprospekt von Johann Joseph Hackl wurde im Krieg zerstört und ab 1980 rekonstruiert. Hören können Sie sie u. a. bei »Orgel am Mittag« (Mi./Sa. 11.30 – 12 Uhr) und im Rahmen des »Dresdner Orgelzyklus« (abwechselnd mit Kreuz- und Frauenkirche Mi. 20 Uhr).
Lage: am östlichen Stadtrand | Straßenbahn: Schillerplatz (Linien 6, 12), dann Bus (Linie 63) bis Van-Gogh-Straße
Dieses Dörfchen kurz vor Pillnitz hat schon Carl Maria von Weber in seinen Bann gezogen. Den schönsten Blick darauf haben Sie vom Wasser aus, dann kommt die kleine Schifferkirche richtig zur Geltung.
Schifferkirche am Wasser
Kein Wunder ist sie für Hochzeiten beliebt: Diese kleine Perle mit süddeutschem Charme gewinnt ihren Anmut durch ihre Einfachheit. In der Kirchgasse am Elbufer wurde sie um 1500 als spätgotische Hallenkirche errichtet und erhielt beim Umbau ab 1704 ihren barocken Dachreiter mit Turmzwiebel; die Kirchturmfahne trägt die Jahreszahl 1741. Auch das Innere mit Flachdecke, Empore und Logen über der Sakristei ist schlicht – das passt zur »Schifferkirche«, so benannt nach den Schiffern und Treidlern, die hier ihre Fracht umluden und die Gelegenheit zum Gebet nutzten. Außen an der Friedhofsmauer versteckt sich das steinerne Abbild des zahmen Affens »Schnuff«, Carl Maria von Webers Haustier und »Freund aus der neuen Welt«. Eine Besichtigung der Kirche ist Mo. bis Do. tagsüber möglich, melden Sie sich dazu bei der Verwaltung in der Kirchgasse 6.
Hier entstanden wesentliche Teile des »Freischütz«, die Oper »Euryanthe« und das Klavier-Rondo »Aufforderung zum Tanz«: Im typisch sächsischen Winzerhaus des Weinbauern Gottfried Felsner verbrachte der Dresdner Hofkapellmeister Carl Maria von Weber zwischen 1818 und 1824 seine Sommer. In Webers Wohn- und Arbeitsräumen finden Sie Noten sowie Bild- und Textdokumente zu seinem Leben und Werk. Außerdem können Sie oft Vorträgen und Konzerten lauschen, im Sommer auch im hübschen Garten mit Webers originalem Grabstein. Lust auf einen von Webers Lieblingsorten? Ein zwanzigminütiger Spaziergang führt durch den bewaldeten Keppgrund zur 1781 erbauten Keppmühle, wo eine Weber-Gedenktafel steht.
Dresdner Str. 44 | Bus 63, Haltestelle Van-Gogh-Str. | Mi. – So. 13 – 18 Uhr, Führungen n. V. unter Tel. 0351 261 82 34 | Erw. 4 €
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Lage: Köpckestr. 1 | Innenstadtplan: D 1 | Straßenbahn: Carolaplatz (Linien 3, 7, 8), Neustädter Markt (Linien 4, 8, 9) | Di. – So. 10 – 18 Uhr | Erw. 5 €, unter 17 Jahren Eintritt frei | www.skd.museum
Weihnachtspyramiden aus dem Erzgebirge, sorbische Ostereier und Trachten, Spielzeug, das vielleicht schon die eigenen Ururgroßeltern entzückt hat – das Museum für Sächsische Volkskunst mit Puppentheatersammlung ist eine Schatzkammer volkskünstlerischen Schaffens aus zwei Jahrhunderten.
Museum für Sächsische Volkskunst
Hier stoßen Sie auf einzigartige Exponate sächsischer Volkskunst: bemalte Bauernmöbel und Hausrat wie Brautschachteln, Keramik- und Zinngeschirr ebenso wie kostbare sorbische Trachten, Webereien und Blaudruck aus der Lausitz, Klöppelarbeiten aus dem Vogtland und bergmännische Volkskunst. Zu den Höhepunkten gehört das »Mechanische Figurentheater mit der Passion Christi« (um 1830 in der Oberlausitz). Ein besonderes Erlebnis: die jährlichen Oster- und Weihnachtsausstellungen. Oskar Seyffert, Maler, Volkskundler und Professor an der Königlichen Kunstgewerbeschule, engagierte sich schon Ende des 19. Jh.s in Vereinen für Heimatkunde. Mit seiner Idee für ein Museum rettete er den Jägerhof vor dem Abriss und wurde 1913 sein erster Direktor. Den Grundstock des Museums bildete Seyfferts umfangreiche Sammlung. Heute gehört es zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Die ebenfalls aus einem Privatbestand hervorgegangene Puppentheatersammlung ist eine der größten und bedeutendsten der Welt und seit 2005 im Jägerhof zu Hause. Im Obergeschoss erwarten Sie u. a. 200 Jahre alte Marionetten, Hand- und Stabpuppen, Spielfiguren fernöstlicher Theater und Puppentheaterkulissen. Die jährlich wechselnde Ausstellung wird mit Sonderausstellungen ergänzt.
Das Gelände hatte einst einem Kloster gehört, das allerdings in der Reformation aufgegeben und abgetragen wurde – als Kurfürst August von Sachsen die Jägerei 1568 in die heutige Neustadt verlegen ließ, erschien ihm der Ort ideal dafür. Der hier erbaute Jägerhof wurde 1582 bis 1611 erweitert und 1617 vollendet. Der Chronist Iccander rühmte »das große und trefflich ausmöblierte Jägerhaus« als eines der sieben Wunder Dresdens. Mit der Zeit verlor es an Bedeutung und diente 1830 bis 1877 als Kavalleriekaserne. Danach wurden die meisten Gebäude abgerissen, übrig blieben nur der Westflügel mit dem reich verzierten Renaissancegiebel und drei Treppentürmen.
Lage: Palaisplatz 11 | Straßenbahn: Palaisplatz (Linien 4, 9) | www.skd.museum, www.senckenberg.de/dresden
Die geschwungenen Dächer machten aus dem Holländischen Palais das Japanische, den Innenhof schmücken Chinesenhermen, der Park war französisch. Auch heute versprüht das Japanische Palais noch internationales Flair – nun aber durch verschiedene Museen, deren Ausstellungen von Etnografie über künstlerische Avantgarde bis zu Naturkunde reichen.
Die Kulturen der Welt in einem Haus
Über die Jahrhunderte machten viele Kunstschätze hier Station: Porzellan, die Skulpturen- und Münzsammlung, die kurfürstliche Bibliothek … Heute sind hier u. a. das »Museum of Untold Stories«, das Völkerkundemuseum und die »Naturhistorischen Sammlungen« zu Hause – getreu der Inschrift über dem Haupteingang »Museum Usui Publico Patens«, Museum zur öffentlichen Nutzung.
Graf Flemming, ein Minister Augusts des Starken, ließ 1715 am Neustädter Elbufer das »Holländische Palais« erbauen, benannt nach seinem ersten Bewohner, einem holländischen Gesandten. August der Starke erwarb es 1717 für seine Porzellansammlung und beauftragte 1728 die führenden Dresdner Architekten Pöppelmann, de Bodt, Longuelune und Knöffel damit, das Gebäude zum vierflügeligen Porzellanschloss umzubauen. Der Plan einer Innenausstattung aus Porzellan scheiterte am Geldmangel – an den Traum erinnert noch das Relief von Johann Benjamin Thomae von 1733 über dem Portikus, auf dem sächsische und ostasiatische Porzellanhersteller der Saxonia huldigen. Chinesische Hermen von Johann Christian Kirchner umrahmen den Innenhof und tragen das Gebälk an den Seitentreppen im Erdgeschoss. Ab 1834 bekamen die unteren Räume nach Entwürfen Gottfried Sempers pompejische Wandmalereien.
An der vollständigen Rekonstruktion des im Krieg schwer getroffenen Gebäudes wird immer noch gearbeitet.
Hier zeigen die 15 Museen der Staatlichen Kunstsammlungen seit 2018 genreübergreifende Wechselausstellungen: Sie betrachten die eigene Sammlung vor dem Hintergrund historischer und aktueller globaler Verflechtungen, experimentieren mit neuen Formen der Präsentation und erzählen Geschichten, die im Verborgenen lagen.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise unter www.skd.museum
…. gehören neben Amazonien zu den Schwerpunkten der ethnografischen Sammlung, die mehr als 100 000 Objekte aus aller Welt und aus allen Zeiten umfasst. Sie zog schon 1957 ins Japanische Palais, gehört seit 2010 zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und ist ebenfalls Teil des »Museum of Untold Stories«. Die Objekte der Smmlung werden in wechselnden Ausstellungen präsentiert.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise unter www.skd.museum
Die Kollektion umfasst die weltweit größte Sammlung von Objekten und Materialien zu künstlerischen Avantgarden des 20. Jh.s – vom Expressionismus und Bauhaus über Informel, Pop und Fluxus bis zur Postmoderne und den Jungen Wilden. Bis zu seinem Umzug ins Blockhaus 2019 ist das Archiv im Japanischen Palais zu Gast.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise unter www.skd.museum
Einst schmückte es den Empfangsraum eines noblen Damaszener Wohnhauses: Das Dresdner Damaskuszimmer von 1810/1811 besteht aus einer prächtigen Wand- und Deckenvertäfelung. Es wurde 1899 nach Deutschland verkauft, gelangte 1930 ins Völkerkundemuseum in Dresden, verschwand dort aber im Depot, weil es so sperrig war. Weltweit ist nur eine Handvoll dieser authentischen syrischen Interieurs erhalten. Die filigranen Malereien, arabischen Kalligrafien, feinen Vergoldungen und opulenten Farben lagen jahrzehntelang unter dicken Schichten von Staub, Schimmel und Firnis. Nach 20 Jahren Restaurierung sind sie nun wieder in ihrer originalen Pracht zu sehen.
Der Zusammenschluss aus dem »Museum für Mineralogie und Geologie« und dem »Museum für Tierkunde«, deren Wurzeln in der Kunst- und Naturalienkammer der Kurfürsten liegen, gehört heute zur Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Das Institut zeigt Wanderausstellungen sowie Bestände der eigenen Sammlung, die mit 6,5 Mio. Objekten eine der größten in Deutschland ist.
Di. – So. 10 – 18 Uhr | Erw. 4 € | www.senckenberg.de/dresden
Einst war die skulpturengeschmückte Anlage einer der schönsten Barockgärten weit und breit, im Krieg wurde hier viel zerstört und in den 1980er-Jahren vereinfacht rekonstruiert. Aber er lässt sich nicht kleinkriegen: Im August findet hier der famose Palais Sommer statt.
Ein lauer Augustabend, ein Liegestuhl, ein Glas Rotwein: »Palais Sommer« nennt sich das kleine und feine Festival, das seit 2009 mit Konzerten, Hörspiel-, Klavier- und Filmnächten eine stetig wachsende Anhängerschaft in den Park des Japanischen Palais' am Neustädter Elbufer zieht. Wer sich nicht nur zuücklehnen will, kann etwas für Körper und Seele tun beim Yoga, Tanz oder Pleinair.
Lage: Augustusstr. 1 | Innenstadtplan: C 2 | Straßenbahn: Altmarkt (Linien 1, 2, 4) | Di. – So. 10 – 18 Uhr | Erw. 9 €, Familienkarte 12 € | www.verkehrsmuseum-dresden.de
Bevor Goethe hier in der Gemäldegalerie die »Sixtinische Madonna« bewunderte, parkten die Kurfürsten in dem stattlichen Bau ihre Kutschen. Mit dem Verkehrsmuseum ist das Johanneum zu seinen Wurzeln zurückgekehrt und begeistert Oldtimer-Liebhaber, Eisenbahnfans, Luftfahrtenthusiasten und Freizeitkapitäne.
Lokomotiven, Dampfer, Luftfahrt
Die Dauerausstellung macht auf 5 000 m² die Geschichte der Mobilität auf Straße, Schiene, Wasser und in der Luft erlebbar. Gleich links vom Eingang sehen Sie 200 Jahre Verkehrsgeschichte von der Draisine bis zum E-Auto. Hier stehen die Replik des Benz-Patent-Motorwagens von 1886 und zahlreiche ostdeutsche Klassiker: ein vor dem Krieg gebautes Wanderer-Auto, ein Wartburg 311 von 1960 aus Eisenach und natürlich der Trabant aus Zwickau sowie sein legendärer Vorgänger P 70. Für Motorrad-Fans stehen hier beliebte DDR-Maschinen wie die AWO oder MZ. Bis 2018 ist die »Saxonia« hier zu Gast, ein Nachbau der 1839 von Johann Andreas Schubert in Dresden konstruierten ersten deutschen Dampflokomotive. Immer da ist die »Muldenthal«, die 1861 in Chemnitz gebaute älteste erhaltene Dampflokomotive Deutschlands. Die Luftfahrtabteilung präsentiert aus den Fluganfängen Hans Grades Eindecker von 1909 (überwiegend aus Originalteilen) und einen Nachbau des Lilienthalgleiters. Ein Fokus liegt auf der DDR-Luftfahrt, immerhin wurde in Dresden Ende der 1950er die »152« gebaut, das erste deutsche strahlgetriebene Passagierflugzeug. Die Schifffahrtsausstellung zeigt im stilisierten Schiffsrumpf Modelle vom Wikingerschiff über die großen Segler bis zum modernen Containerriesen und informiert über die Sächsische Dampfschifffahrt. Im OG begeistert eine der größten Modelleisenbahnanlagen der Spur 0 mit 625 m Gleisen große und kleine Kinder. Sonderausstellungen ergänzen das Programm.
© Rötting/Pollex
Ursprünglich hatte man auf dem Neumarkt unter Kurfürst Christian I. 1586 bis 1591 ein Stallgebäude im Stil der Renaissance errichtet. Von Georg Maximilian von Fürstenhoff und Johann Christoph Knöffel wurde es Mitte des 18. Jh.s umgebaut, um Platz für die Gemäldegalerie >>> zu schaffen. Dabei verschwanden u. a. die Renaissancegiebel, es kamen große Fenster in die jetzige Hauptfront, es entstand eine doppelläufige Freitreppe. 1747 zog die Gemäldegalerie ein, 1855 wieder aus und die Porzellansammlung fand hier vorübergehende Heimat. Daran erinnern die Sandsteinputten am Aufgang zur Freitreppe: Eine trägt ein chinesisches, eine andere ein sächsisches Porzellanstück. Karl Moritz Haenel baute das Gebäude bis 1876 im Stil der Neorenaissance zum Sitz des Historischen Museums um, fortan hieß es nach König Johann »Johanneum«. Im Zweiten Weltkrieg wurde es bis auf die Außenmauern zerstört, noch während der Rekonstruktion zog das Verkehrsmuseum ein. Der Türkenbrunnen steht seit 1866 vor dem Johanneum; er diente nach dem Dreißigjährigen Krieg als Friedensbrunnen. Die Friedensgöttin an der Spitze wurde 1683 nach der siegreichen Rückkehr von Kurfürst Johann Georg III. aus dem Türkenkrieg gegen die Victoria von Conrad Max Süßner ausgetauscht.
Lage: Ostseite des Altmarkts | Innenstadtplan: G 8 | Straßenbahn: Altmarkt (Linien 1, 2, 4), Prager Str. (Linien 4, 8, 9, 11) | Mo. – Sa. 10 – 18, So 11.30 – 18 Uhr Führungen: Di./Do. 15.15 Uhr nach dem Orgelvorspiel (Orgel Punkt Drei), 3 € | Turmbesteigung: Mo. – Fr. 10 – 18, Sa. 10 – 15, So. 12 – 18 Uhr, Erw. 4 €, Familen 8 € www.kreuzkirche-dresden.de
Eine Kirche der Superlative: Sie ist die mit der längsten Geschichte in Dresden, mit den meisten Sitzplätzen der Stadt und mit dem zweitgrößten Geläut Deutschlands. Außerdem ist hier einer der ältesten und berühmtesten Knabenchöre des Landes zu Hause.
Heimat des Kreuzchors
Sie ist ein religiöses, geistiges und kulturelles Zentrum der Stadt: Nicht die Frauen-, sondern die 800-jährige Kreuzkirche ist die evangelische Hauptkirche Dresdens. Ihre Geschichte spiegelt auch immer die jeweilige Zeit: Der erste evangelische Gottesdienst wurde hier am 6. Juli 1539 gefeiert und markierte die Einführung der Reformation im albertinischen Sachsen. In der ausgebrannten Kirche fand am 4. August 1945 die erste Kreuzchorvesper nach Kriegsende statt. Anfang der 1980er-Jahre wurde das jährliche »Friedensforum« am Jahrestag der Zerstörung Dresdens zum Anlaufpunkt für junge Menschen, die sich für Frieden und Abrüstung engagierten. Und im Herbst 1989 trafen sich hier Tausende zu Friedensgebeten und Bürgerversammlungen. Auf der Südseite der Kirche stehen heute die »Steine des Anstoßes«, ein Denkmal für die DDR-Friedensbewegung »Schwerter zu Pflugscharen«. Seit 1988 erinnert eine Gedenktafel neben dem Eingang an die im Dritten Reich ermordeten Dresdner Juden. Davor werden jährlich am Holocaust-Gedenktag die Namen aller Getöteten und Verschollenen verlesen.
Die heutige Kirche hatte drei Vorgänger an diesem Standort und ist das einzige historische Gebäude am Altmarkt. Gegen Ende des 12. Jh.s wurde der erste Bau als romanische Basilika errichtet. 1234 gelangte ein Splitter vom Kreuz Christi nach Dresden, die angebaute Kreuzkapelle entwickelte sich zum Wallfahrtsort und wurde daher 1388 als »Kirche zum Heiligen Kreuz« neu geweiht. Es folgt eine bewegte Geschichte: Die zur dreischiffigen gotischen Hallenkirche umgebaute zweite Kreuzkirche brannte 1491 nieder, der dritte Bau wurde mit der Reformation Dresdens Hauptpfarrkirche. Canaletto malte ihn mehrfach, auch nach seiner Zerstörung durch preußische Truppen im Siebenjährigen Krieg. Die vierte Kirche wurde von Architekten wie Johann George Schmidt und Christian Friedrich Exner erst 1792, nach 30 Jahren Bauzeit, vollendet – spätbarock innen, klassizistisch außen. Von Gottlob August Hölzer stammt der Entwurf des 92 m hohen klassizistischen Turms, der an den Turm der Hofkirche erinnert. Von hier aus haben Sie auch heute noch eine herrliche Aussicht! 1897 brannte die Kreuzkirche aus, der Dachstuhl musste erneuert werden und der Innenraum wurde von Rudolf Schilling und Julius Graebner im Neobarock mit Jugendstileinflüssen neu gestaltet. Bei der Bombardierung am 13. Februar 1945 brannte die Kirche zwar erneut aus, blieb jedoch in ihrer Grundsubstanz erhalten. Das Geläut, das zweitgrößte Deutschlands nach dem Kölner Dom, und das Altarbild überstanden den Brand fast unbeschadet. Mit 3200 Sitzplätzen ist sie das größte Gotteshaus Dresdens. Der Innenraum wurde nach dem Krieg provisorisch mit Rauputz versehen – und ist heute längst als der Geschichte angemessene Dauerlösung akzeptiert. Am 13. Februar 1955 wurde die Kreuzkirche wieder geweiht.
In der Kreuzkirche ist der 800 Jahre alte Kreuzchor zu Hause, einer der ältesten Knabenchöre Deutschlands. Er zählt heute ca. 130 Kruziane. Seit 1371 werden vom Chor die sonnabendlichen Vespern gestaltet. Bei großen Konzerten begleiten ihn die Dresdner Philharmoniker. Jährlicher Höhepunkt ist das stets ausverkaufte Weihnachtsoratorium von Bach, auch das Adventskonzert im Dynamostadion lohnt. Bis zu 35 Mal im Jahr singen die Kruzianer zudem im Gottesdienst sonntagmorgens die Motetten von der Chorempore.
Vesperkonzert: Sa. 17 Uhr außer in den Sommerferien | Eintritt 2 €, Tickets für andere Konezrte www.kreuzchor.de.
Glockenklar und irgendwie nicht von dieser Welt: Wenn der vielstimmige Knabenchor zum »Jauchzet, frohlocket« ansetzt, bekommen selbst atheistische Klassikmuffel einen Kloß im Hals. Die Aufführungen des Weihnachtsoratoriums von Bach in der vorweihnachtlichen Kreuzkirche sind schon Monate vorher ausverkauft. Eines der Tickets zu ergattern lohnt sich – nichts bringt nachhaltiger in feierlich-frohlockende Weihnachtsstimmung.
© pa/Sebastian Kahnert
Lage: elbaufwärts östlich vom Stadtzentrum | Straßenbahn: Schillerplatz (Linien 6, 12), dann Bus (Linie 63) bis Körnerplatz | Elbschiff: Anlegestelle Dresden-Blasewitz
Durch die Parks der Elbschlösser schlendern, am Weinberg einen guten Tropfen genießen, mit der Standseilbahn an Villen vorbei den Hang hinauf zuckeln oder die Läden in den Fachwerkhäusern im Tal nach hübschem Schnickschnack durchstöbern: Hier sind Sightseeing-Stress und Großstadttrubel ganz weit weg.
Weg vom Großstadttrubel
Der rechtselbische Stadtteil ist so abwechslungsreich wie kein anderer in Dresden: Elbaufwärts hinter der Waldschlösschenbrücke liegen inmitten von Parks und Weinbergen drei Perlen der Schlossarchitektur (Elbschlösser >>>), oberhalb des Blauen Wunders schmiegen sich Villen in die Hügellandschaft. Die Standseilbahn fährt vom belebten Körnerplatz hinauf zum Weißen Hirsch >>>, der sich im 19. Jh. erst zum Kurort und dann zum Viertel der Schönen und Reichen entwickelte. In den Gassen um den Altloschwitzer Dorfkern tummelten sich einst Größen aus Musik, Malerei und Dichtkunst, heute genießen hier Ausflügler in Weinstuben, Cafés und Biergärten den Müßiggang.
Christian Gottfried Körner war einer von Friedrich Schillers wichtigsten Förderern und Vater des Dichters Theodor Körner – in Loschwitz besaß er einen Weinberg am heutigen Körnerweg 6. Hier war Schiller oft zu Gast, ins Gartenhaus an der heutigen Schillerstraße zog er sich gern zum Arbeiten zurück. Mit Erfolg: Hier soll er 1785 bis 1787 an seinem »Don Carlos« geschrieben und die »Ode an die Freude« vollendet haben. Heute widmet sich das kleinste Museum der Stadt dem Leben und Wirken Schillers in Dresden. 2005 wurde am Körnerweg der Körnerfries wieder errichtet.
In die Mauer gegenüber dem Schillerhäuschen ist das Schiller-Körner-Denkmal von Oskar Rassau (1912/1913) eingelassen, das zwei Abschiedsszenen zeigt: Friedrich Schiller verlässt die Familie Körner nach seinem letzten Besuch 1801 (links), und Theodor Körner verabschiedet sich 1813 von seiner Familie und zieht in den Krieg gegen Napoleon, in dem er am 26. August als Angehöriger des Lützowschen Freikorps bei Gadebusch fiel (rechts).
Schillerhäuschen: Schillerstr. 9 | Ostern – Sept. Sa./So. 10 – 17 Uhr | Eintritt: frei | www.museen-dresden.de
Zurück am Körnerplatz und ein Stück die Grundstraße bergauf, können Sie die ehemalige Hentschelmühle, genannt »Rote Amsel«, kaum verpassen. Das Fachwerkhaus ist gespickt mit allerlei Sprüchen und Ornamenten, sein Turm wird von einem Atlanten getragen. Hier hatte der »Maler des deutschen Waldes« Eduard Leonhardi von 1880 an sein Atelier. Außer seinen Arbeiten gibt es Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst zu sehen.
Grundstr. 26 | Di. – Fr. 14 – 18, Sa./So. 10 – 18 Uhr | Eintritt: Erw. 4 € www.leonhardi-museum.de
An der Nordseite des Körnerplatzes liegt die Talstation der Standseilbahn (Baedeker Wissen >>>), die 2015 ihr 120-jähriges Bestehen feierte. In 4,5 Minuten fährt sie hinauf zum Weißen Hirsch. Oder Sie »schweben« die Elbhänge hinauf: Östlich des Körnerplatzes wartet die Talstation der 1901 eingeweihten Schwebebahn. Sie braucht für die 84 m bis zur Loschwitzhöhe 2,5 Minuten. Einen tollen Blick haben Sie von der Aussichtsplattform auf dem Dach der Bergstation, hier gibt es auch eine kostenlose Ausstellung über die erste Bergschwebebahn der Welt und ihren Erfinder Eugen Langen.
Tgl. 10 – 17 Uhr | www.dvb.de, www.dresdner-bergbahnen.de
© DuMont Bildarchiv/Martin Kirchner
Nahe der Talstation der Schwebebahn erhebt sich an der Pillnitzer Landstraße die Loschwitzer Kirche, erbaut 1705 bis 1708 von George Bähr und Johann Christian Fehre. Der Wiederaufbau des 1945 ausgebrannten barocken Saalbaus mit Eckquaderung, Mansarddach und Dachreiter wurde erst 1993 abgeschlossen. Besonderes Kleinod: der prächtige Renaissance-Altar von Maria Giovanni Nosseni, der aus der Sophienkirche am Postplatz stammt. Offen ist sie tgl. 8 bis 17 Uhr.
Östlich in der Calberlastraße 2, die Richtung Pillnitz von der Pillnitzer Landstraße abzweigt, sieht es im Joseph-Hegenbarth-Archiv aus, als wäre der Maler gerade erst aufgestanden: Töpfe voller Pinsel, Tuschefedern und Stifte liegen auf dem Schreibtisch parat. Der hervorragende Buchillustrator (1884 – 1962)interpretierte Märchen, Sagen und Weltliteratur in Feder- und Pinselzeichnungen sowie Aquarellen.
Do. nach Vereinbarung unter Tel. 0351 49 14 32 11, So. 15 – 18 Uhr Erw. 3 € | Führung 1. So. im Monat 15 Uhr | www.skd.museum, www.josef-hegenbarth.de
Zurück am Körnerplatz finden Sie an der Friedrich-Wieck-Straße zum Elbufer hin noch einige Fachwerkhäuser mit hübschen Kunsthandwerksläden. Gleich am Anfang fällt das pavillonartige Joseph-Hermann-Denkmal auf, gemeinhin als »Senfbüchse« bekannt. Der Loschwitzer Bildhauer Joseph Hermann entwarf es 1869 und ließ es aus eigenen Mitteln zum Gedenken an seinen Vater errichten, der zwei in die aufgewühlte Elbe gefallene Schiffer gerettet hatte. Schräg gegenüber wohnte im Haus Nr. 10 bis zu seinem Tode 1873 Friedrich Wieck, Musikpädagoge, Vater der Pianistin Clara Wieck und Schwiegervater von Robert Schumann. Die Straße hinab kommen Sie zum Fährgut (Nr. 45), einem Fachwerkhaus aus dem Jahr 1697, das bis 1839 Weinpresse und danach bis 1862 Wohnung der Fährmannsfamilie war. Am Uferweg steht das Fährhaus aus dem 17. Jh. mit Walm- und Mansarddach. Nicht entgehen lassen sollten Sie sich eine Pause in einem der Cafés, Restaurants oder Biergärten, wie »Kleinert’s Spezialitäten« oder dem »Demnitz Elbegarten«).
Lage: 26 km elbabwärts nordwestlich von Dresden | Straßenbahn: S 1 bis Meißen | Dampfschiff: Anlegestelle Meißen
Majestätisch thronen sie über der Elbe – der gotische Dom zu Meißen und die Albrechtsburg, Deutschlands erstes Schloss. Hier hat Sachsen seinen Ursprung. Doch es war das Weiße Gold mit den gekreuzten blauen Schwertern, das den Namen der kleinen Stadt zu Füßen des Bergs weltberühmt machte.
Porzellan und Filzpantoffeln
Meißen lässt viele an Porzellan denken. Wer die Stadt aber schon als Kind mit seinen Eltern besucht hat, wird nie den Moment vergessen, als er zum ersten Mal in der Halle des ehrfurchtgebietenden Doms stand oder in übergroßen Filzpantoffeln durch die Säle der Albrechtsburg schlurfte und Wandmalereien bestaunte, die wirkten, als kämen sie direkt aus einem Märchenbuch. Weinfreunde dagegen erinnern sich vermutlich noch an die Zeit, als Wein aus der Region allgemein als »Meißner Wein« bekannt war. Heute lockt all das mehr Besucher denn je hierher.
Übrigens: Die wechselnden Schreibweisen mit »ss« (Manufaktur/Burg) und »ß« (Stadt/Dom) haben sich im Laufe der Zeit eingebürgert.
Im Zuge der Unterwerfung der Slawen gründete König Heinrich I. hier 929 die Burg »Misni«. Um 965 setzte Kaiser Otto I. den ersten Meißner Markgrafen ein, 968 wurde Meißen Bischofssitz. Der Burgberg entwickelte sich zum strategischen Stützpunkt, zur Keimzelle Sachsens. Die unterhalb gelegene Siedlung wuchs zur Stadt, urkundlich bezeugt ist das Stadtrecht für 1332. Das Herrschergeschlecht der Wettiner erbte die Markgrafschaft Meißen 1089 unter Markgraf Heinrich I. Mit der sächsischen Landesteilung, dem Verlegen der Residenz nach Dresden sowie dem Auflösen des Bistums in der Reformation verlor Meißen seine politische Bedeutung. 1637, mitten im Dreißigjährigen Krieg, eroberten die Schweden die Stadt. Dabei wurde ein großer Teil Meißens zerstört.
Fast jeden Besucher Meißens zieht es zunächst hinauf auf den Burgberg zu Albrechtsburg und Dom. Sie erreichen ihn vom Marktplatz über die Burgstraße, die von schönen Häusern des Barock und der Renaissance gesäumt ist, oder vom neuen Parkdeck an der Meisastraße aus über den Panoramaaufzug. Von der Burgstraße gehen Sie die Roten Stufen Nr. 5 ab, hier verkauft die Konditorei Zieger ihre »Meißner Fummel« – ein äußerst zerbrechliches Gebäck, mit dem August der Starke angeblich die Sorgfalt seiner Reiterkuriere testete. Schließlich sollten die das Porzellan (und die Fummel) heil nach Dresden bringen. Über die Schlossstufen oder die Roten Stufen (Straße) gelangen Sie zur mittelalterlichen Schlossbrücke und durch das Torhaus (Mittleres Burgtor) auf den Domplatz.
Ursprünglich stand hier eine romanische Basilika, aber der gotische Dom beherrscht nun seit über 600 Jahren die Stadtsilhouette. Geweiht ist er dem Evangelisten Johannes und dem Hl. Donatus und sein Bau war alles andere als leicht: 150 Jahre dauerte er, von 1260 bis 1410, und schon 1413 stürzten bei einem Sturm die provisorischen hölzernen Glockentürme ein. An dieser Stelle ließ Friedrich der Streitbare um 1420 eine Begräbniskapelle anbauen. Die heutige Fürstenkapelle machte das Westportal zum Innenportal, hier setzte man bis 1539 die sächsischen Herrscher bei. Arnold von Westfalen entwarf 1470 eine spätgotische Turmanlage, deren Bau jedoch nie vollendet wurde – erst 1909 erhielt der Meißner Dom nach Plänen von Carl Schäfer seine 81 m hohen neogotischen Zwillingstürme.
Das Langhaus des Doms besteht aus drei Schiffen, geprägt von mächtigen Pfeilern und Kreuzrippengewölben. Chor und Langhaus sind von einem Lettner getrennt, den Laienaltar davor schmückt ein Gemälde aus der Werkstatt von Lucas Cranach d. Ä.; das Kruzifix und die Kandelaber formte Johann Joachim Kaendler 1760 aus Meissener Porzellan. Lucas Cranach d. Ä. selbst schuf 1534 das Triptychon für die seitlich der Fürstenkapelle gelegene Georgskapelle, in der Herzog Georg und seine Gattin Barbara begraben sind. An den Wänden des Hohen Chores stehen auf Konsolen die um 1260 geschaffenen Stifter- und Patronatsfiguren des namentlich nicht bekannten »Naumburger Meisters«: Kaiser Otto I. und seine Gemahlin Adelheid sowie der Evangelist Johannes mit Evangelium und der Bischof Donatus.
April tgl. 10 – 18, Mai – Okt. tgl. 9 – 18, Nov. – März tgl. 10 – 16 Uhr | Erw. 4,50 €, inkl. Albrechtsburg 11 € | April – Okt. tgl. mehrmals Führungen ab 6,50 €, Mittagsorgelmusik außer So. 12 Uhr 6 €, Turmführungen 6,50 € | www.dom-zu-meissen.de
© Dumont Bildarchiv/Ernst Wrba
Was macht man, wenn man durch gewaltige Silberfunde im Erzgebirge zu Reichtum kommt? Die Wettiner Brüder Ernst und Albrecht ließen auf dem Meißner Burgberg anstelle der mittelalterlichen Anlagen ab 1471 ein repräsentatives Schloss errichten. Arnold von Westfalen, einer der bedeutendsten Baumeister seiner Zeit, schuf ihnen einen der schönsten spätgotischen Profanbauten in Deutschland. Der Großteil war 1490 fertig, nur der Innenausbau des Nordostflügels wurde erst 1522 durch Jakob Heilmann von Schweinfurt vollendet, einem Wegbereiter der Renaissance. Kurfürst Johann Georg II. gab dem Schloss 1676 in Erinnerung an den Stammvater der albertinischen Wettiner seinen heutigen Namen. Besonderheiten des Baus sind die »Vorhangbogenfenster«, die vielgestaltigen Zellengewölbe überall im Schloss und der meisterhafte Große Wendelstein, dessen geschwungene Stufen sich um eine filigrane Spindel winden.
Da Dresden nach der »Leipziger Teilung« 1485 zur Residenz wurde, wurde die Albrechtsburg nie so genutzt, wie es geplant war. Erst August der Starke hatte wieder Verwendung für sie: Er quartierte hier seine Porzellanmanufaktur ein. 153 Jahre später zog sie ins Triebischtal um, bald begannen umfassende Sanierungen. Ab 1873 wurden die wichtigsten Räume der Burg farbenprächtig ausgemalt mit Motiven aus der sächsischen Geschichte, die Gewölbe bekamen verspielte Ornamente. 1881 wurde die Albrechtsburg zum »Museum sächsischer Geschichte«. Heute widmet sich die multimediale Dauerausstellung »Albrechtsburg Meissen – Trendsetter seit 1471« der Geschichte des Schlosses als Machtzentrum, architektonisches Meisterwerk, Porzellanmanufaktur und »Bilderbuch«.
tgl. März – Okt. 10 – 18, Nov. – Feb. 10 – 17 Uhr | Erw. 8 €, Kombi-Ticket Albrechtsburg Meissen und Dom: 11 €, Kombi-Ticket Albrechtsburg Meissen und Porzellan-Manufaktur Meissen: 14 €, Kinder 6 €. Kombitickets sind 3 Tage gültig | www.albrechtsburg-meissen.de
1 Mitteltor
2 Burgkellerei(Schotterei)
3 Domkeller(Glöcknerei)
5 Dompropstei
6 Domdechantei
7 Grober Wendelstein
8 Fürstenkapelle
10 Johanniskapelle
11 Kreuzgang
12 Sakristei
13 Maria-Magdalenen-Kapelle
Die Westseite des Domplatzes nimmt das zeitgleich mit der Burg errichtete Kornhaus ein. An der stadtzugewandten Seite steht ganz links das ab 1476 errichtete Bischofsschloss, dessen Rundturm »Liebenstein« die Burgsilhouette prägt. Daran schließen sich die Domherrenhöfe an. Haus Nr. 5 ist die einstige Domdechanei (1526), Nr. 7 die Propstei (1497 – 1503). In Nr. 8 wohnte der Porzellan-Modelleur Johann Joachim Kaendler, in Nr. 10 der Maler Georg Friedrich Kersting. Mit seiner verbürgten Geburtsurkunde als Domschenke von 1470 ist der Domkeller in Nr. 9 das älteste Gasthaus Meißens. Von hier wie von der mit Kastanienbäumen bestandenen Terrasse des Burgkellers können Sie den Blick auf die Stadt genießen. Über die Amtsstufen kommen Sie zum »Historischen Rundweg«, der auf halber Höhe und mit wunderbaren Aussichten um den Berg führt.
Der Marktplatz wird von Rathaus und Frauenkirche dominiert. Das um 1472 erbaute spätgotische Rathaus mit seinen charakteristischen Blendgiebeln entstand unter Beteiligung von Arnold von Westfalen. Über dem Portal prangt das Stadtwappen mit dem »Meißner Judenkopf« – Zeichen für den »Judenschutz« durch die Markgrafen von Meißen. Zu den schönen Bürgerhäusern am Markt gehören das Hirschhaus (Nr. 2) mit Renaissance-Portal und Neorenaissance-Giebel, das nach seinem Besitzer Bischof Benno benannte Bennohaus (Nr. 9) mit Sitznischenportal und gotischem Gewölbe sowie die Marktapotheke (Nr. 4), die 1560 eröffnet und 1717 mit einem Barock-Erker versehen wurde. Der Turm der Meißner Frauenkirche aus dem 15. Jh. wurde 1549 nach einem Brand neu errichtet. Wegen der topografischen Verhältnisse musste das Langhaus breiter als lang angelegt werden. Wertvollstes Ausstattungsstück ist der spätgotische Altar von 1480. Im Turm hängt seit 1929 das erste stimmbare Porzellanglockenspiel der Welt, von Emil Paul Börner. Vom Turm aus blicken Sie auf Stadt, Burgberg und Fluss (Öffnungszeiten unter Tel. 03521 407 00 14). Das Glockenspiel erklingt tgl. 6.30, 8.30, 11.30, 14.30, 17.30 und 20.30 Uhr. Um 17.30 Uhr ist Luthers »Eine feste Burg ist unser Gott« zu hören. Gegenüber dem Turm steht das Bahrmannsche Brauhaus von 1569 mit prächtigem Renaissancegiebel. Das Tuchmachertor daneben ist eine Kopie des Renaissance-Vorgängers.
Nordöstlich vom Markt am Heinrichsplatz grüßt das Denkmal des Stadtgründers Heinrich I. als »Heinrichsbrunnen«. Dahinter erhebt sich die 1457 vollendete Kirche des 1258 gegründeten Franziskanerklosters, heute Domizil des Meißner Stadtmuseums. Hier wird u.a. die größte und älteste Weinpresse Sachsens gezeigt.
Nur wenige Minuten entfernt stellt die Pianoforte-Fabrik in einem spätklassizistischen Gebäude an der Martinstr. 12 restaurierte Instrumente aus. Benannt ist es nach dem Mann, der die Fabrik 1834 in Meißen gründete: Thürmer Pianoforte-Museum.
Weiter geht es auf den Afraberg, dorthin gelangen Sie über die Superintendentur- oder Frauenstufen hinter der Frauenkirche. Die um 1300 erbaute Kirche St. Afra ist eine der ältesten Pfarrkirchen Sachsens. Bemerkenswert sind der Martinsaltar von 1503 sowie die Kanzel und der geschnitzte Altar, geschaffen 1660 von Valentin Otte.
Stadtmuseum : Di. – So. 10 – 18 Uhr | Erw. 3 € | www.stadt-meissen.de
Thürmer Pianoforte-Museum : Sa. 10 – 15, So. 10 – 14 Uhr | Erw. 4 € www.ferdthuermer.de/pianoforte-museum
St. Afra : Mai – Sept. tgl. 10 – 17 Uhr; Öffnungszeiten können sich ändern | Info-Tel. 03521 407 00 14
Mai – Okt. tgl. 9 – 18, Nov. – April tgl. 9 – 17 Uhr | Eintritt für Schauwerkstätten, Museum und Sonderausstellung Erw. 10 €, Kinder 6 €, Kombi-Ticket Porzellan-Manufaktur und Albrechtsburg: 14 €, Kinder 6 €; Kombitickets sind 3 Tage gültig | Führungen Ostern bis Okt. tgl. 10.40, 11.40, 12.40, 13.40 und 14.40 Uhr, 3 € pro Person plus Eintritt. Planen Sie mind. 2 Std. für den Besuch ein | www.meissen.com Von April bis Oktober pendelt ein City-Bus im 30-Minuten-Takt zwischen Albrechtsburg, Dom, Innenstadt und Porzellanmanufaktur.
Nach der Entwicklung des ersten europäischen Hartporzellans >>> zog die Porzellan-Manufaktur erst auf die Albrechtsburg und 1863 an den heutigen Standort in der Talstraße 9, keine 10 Minuten zu Fuß vom Marktplatz. Seit 1991 ist ihr alleiniger Gesellschaftter der Freistaat Sachsen. Rund 600 Mitarbeiter produzieren hier eine der bekanntesten und ältesten deutschen Luxusmarken.
Die »Erlebniswelt Haus Meissen« vereint das Porzellan-Museum, Schauwerkstätten, Shopping- und Gastronomieangebote. Das zunächst Manufakturarbeitern vorbehaltene Werksmuseum entstand bereits 1916, zum 100. Geburtstag wurde die eindrucksvolle Schauhalle nach historischem Vorbild neu gestaltet. Im ersten Obergeschoss geht es auf eine Reise durch die Porzellangeschichte: Zu den Höhepunkten aus 300 Jahren Porzellankunst zählen u.a. Böttgerporzellan, Figuren von Johann Joachim Kaendler, Service mit so berühmten Dekoren wie dem »Roten Drachen« oder dem »Zwiebelmuster« oder Arbeiten aus der Zeit von Jugendstil und Art déco. Seit 2017 erstrahlt auch die zweite Etage in neuem Glanz. Die Ausstellung »Meissener Variationen – vom Nachttopf bis zum Prunkservice« inszeniert Porzellane der ca. 9 000 Stücke umfassenden Sammlung, von Uhren mit exquisiten Porzellangehäusen über sakrales Porzellan bis zu Exponaten der Weltausstellungen. Legendär ist das »Schwanenservice«, das Kaendler für Heinrich Graf von Brühl fertigte. In den Schauwerkstätten zeigen Dreher und Former und Porzellanmaler die Arbeitsschritte der Herstellung. Verkauft wird das edle Porzellan in den Boutiquen, vom kleinen Schälchen bis zum limitierten Kunstwerk. Der ArtCampus zeigt Arbeiten renommierter Künstler in Meissener Porzellan. Zum 25. Jubiläum der Wiedervereinigung fertigte Jörg Danielczyk die 1,80 m große Porzellanfigur Saxonia. Die »sächsische Freiheitsstatue« wiegt 800 kg und trägt ein Kleid mit 8 000 handgeformten Porzellanblüten. Die Fassade des Besucherzentrums schmückt der »Rauchzug« von Karl Otto Götz; das Original hängt im Museum. Vor der Manufaktur ehrt eine Büste den Porzellanschöpfer Johann Friedrich Böttger.
1,5-stündige Altstadtführung, romantische Abendspaziergänge oder kulinarische Rundgänge? Die Tourist-Information veranstaltet unterschiedliche Stadtbesichtigungen, für individuelle Entdecker gibt es Audioguides.
Am Markt 3
In der Weinstube am Kachelofen wärmen oder im Innenhof dinieren: Das Restaurant logiert im 1573 erbauten Zunfthaus Nr. 12 und ist seit 1873 in Familienbesitz. Göttlich: das Meißner Menü mit Weißweinbouillon, Kalbsrückensteak, Kartoffelbaumkuchen und Rieslingeis, und dazu ein Wein vom eigenen Weingut!
Das traditionsreiche Haus wurde bereits 1657 urkundlich erwähnt und bietet charmante Zimmer mit viel Liebe zum Detail. Bei Kaminfeuer und Kerzenschein genießen Sie kulinarische Köstlichkeiten der Region.
Vom Burgberg aus blickt das Hotel auf den Dom und die Dächer der Altstadt. Die Zimmer haben Stil, im Restaurant essen Sie frischen Fisch von der Moritzburger Teichwirtschaft, Obst und Gemüse vom eigenen Gärtner und Wild aus den heimischen Wäldern. Der Biergarten unter Kastanien ist wunderschön!
Auf der nördlichen Elbseite führen die »Katzenstufen« die Weinberge hinauf zu Schloss Proschwitz. Der Park des neobarocken Schlösschens von Dr. Georg Prinz zur Lippe ist tagsüber geöffnet. Das eigentliche Weingut befindet sich im 5 km elbabwärts gelegenen Zadel. Der Prinz kaufte es seiner Familie nach 1990 zurück und baute den Vierseitenhof zur hochmodernen Kellerei aus. Bei Weinproben, Degustationsmenüs oder Kellerführungen im Kerzenschein können Sie erlesene Proschwitzer Weine und feine Meissener Destillate verkosten. Auch sehr zu empfehlen: die Schlosskonzerte, der Tag des offenen Weingutes, der Indian Summer und die Proschwitzer Weihnacht.
Weingut Proschwitz: Dorfanger 19 | Zadel Vinothek tgl. 10 – 18 Uhr www.schloss-proschwitz.de
Elbabwärts kommen Sie mit dem Dampfschiff nach Diesbar-Seußlitz. Es ist der nordwestlichste Anbauort des sächsischen Weinbaugebietes mit einigen hübschen Weinlokalen. Das Barockschloss Seußlitz wurde ab 1724 von George Bähr errichtet, es ist allerdings als Privatbesitz nicht zugänglich. Zur Anlage gehören ein Park und die ebenfalls vom Vater der Frauenkirche entworfene Heinrichtsburg, ein schlichtes zweistöckiges Gartenhaus, von dem aus Sie einen schönen Blick ins Elbtal haben. Bähr leitete zudem den barocken Umbau der spätgotischen Schlosskirche, die von Ostern bis Oktober tgl. 10 bis 17 Uhr besichtigt werden kann und in der auch Konzerte stattfinden.
Lage: Olbrichtplatz 2 | Straßenbahn: Stauffenbergallee/Militärhistorisches Museum (Linien 7, 8) | Do. – Di. 10 – 18, Mo.10 – 21 Uhr | Erw. 5 € (Dauerausstellung), 5 € (Wechselausstellung), 7 € (Kombi-Ticket), bis 18 Jahre und Mo. ab 18 Uhr Eintritt frei | Führungen Mo., Di., Do., Fr. 14, Sa. 11, 12, 14, So. 12, 14, 15 Uhr | kostenlose Audioguides | Museumscafé 10 – 18.30 Uhr | www.mhmbw.de |
Wer hier nur Orden, Uniformen und altertümliche Waffen erwartet, liegt falsch. Das Militärmuseum ist eines der bedeutendsten seiner Art in Europa und widmet sich den Ursachen und Folgen von Krieg und Gewalt.
Neue Blickwinkel
Die Architektur, das moderne Konzept und nicht zuletzt die regelmäßigen Sonderausstellungen machen dieses Museum zu einem der spannendsten in Dresden. Der Ort passt: Das in den 1870er-Jahren errichtete Arsenalgebäude bildete einst den Mittelpunkt der größten Kasernenstadt Deutschlands. 1914 wurde hier das Sächsische Militärmuseum eingerichtet, 1972 das Armeemuseum der DDR. Mit dem Umbau von 2004 bis 2011 erfolgte auch eine Neukonzeption: Ein 30 Meter hoher Keil aus Metall und Glas von Stararchitekt Daniel Libeskind durchschneidet nun den historischen Baukörper. Im asymmetrischen Neubau widmen sich neun Themenparcours – wie »Leiden am Krieg«, »Schutz und Zerstörung« oder »Tiere und Militär« – mit einzigartigen Exponaten und Präsentationen verschiedenen Aspekten der Geschichte von Krieg und Gewalt.
Die Spitze des Libeskind-Keils umschließt eine Aussichtsplattform und weist in Richtung der Stelle, die am 13. Februar 1945 zuerst von den Bomben der Alliierten getroffen wurde. Ein Rundgang in den erhaltenen historischen Räumen des Museums informiert über Militärgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. In den Außenanlagen werden Herausforderungen und Hilfseinsätze der deutschen Streitkräfte heute und der Kalte Krieg thematisiert.
Lage: 15 km nordwestlich von Dresden | Straßenbahn: Bus 326/457 ab Bhf. Neustadt oder gemütlicher: S 1 bis Radebeul-Ost, weiter mit Sachsens ältester Schmalspurbahn, dem Lößnitzdackel (Erw. 7 €, Kind 3, 50 €, Familienkarte 16 €, www.loessnitzgrundbahn.de)
Barockausstellung (Sommerschloss): April – Okt. tgl. 10 – 18 Uhr, Audioguide 2 €, Führungen tgl. 10.30, 12, 14, 15.30 Uhr, auch Kostümführungen möglich | »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel« (Winterschloss): Mitte Nov. – Ende Feb. Di. – So. 10 – 17 Uhr (Zeitfenstertickets reservieren) | letzter Einlass je eine Stunde vor Schließung. Das gesamte Schloss ist 2 Wochen vor und nach der Winterausstellung geschlossen | Eintritt Erw. 8 €, Barockschloss & Fasanenschlösschen 11 € | Tel. 035207 873 18 | www.schloss-moritzburg.de
Ein zauberhafter Ort: Aschenbrödel verlor auf der Moritzburger Schlosstreppe ihren Schuh, der sächsische Hof stellte auf dem Großteich Seeschlachten nach und die »Brücke«-Maler verbrachten in der Teichlandschaft rund um Moritzburg die Sommer.
Aschenbrödels Schloss im Teich
Wer mit dem Auto von Dresden kommt, fährt auf der Schlossallee direkt drauf zu und der Anblick ist immer wieder überwältigend: Mitten in einem spiegelglatten Teich liegt das Schloss Moritzburg mit seinen vier majestätischen Rundtürmen – wuchtig und doch elegant.
Das kurfürstliche Schloss erstrahlt in den Farben des sächsischen Barock: Ocker und Weiß. Unter Einbeziehung der Landschaft entstand hier ein großartiges Gesamtkunstwerk. Herzog Moritz ließ 1542 bis 1546 mitten im Friedewald ein stattliches Jagdhaus im Stil der Renaissance errichten, das allmählich zum Jagdschloss erweitert wurde. So schuf Wolf Caspar von Klengel 1661 bis 1662 die Schlosskapelle, die größten Änderungen passierten aber unter August dem Starken. Für ihn bauten Zacharias Longuelune und Matthäus Daniel Pöppelmann 1723 bis 1736 das Schloss in seiner heutigen Form um, zum repräsentativen Jagd- und Lustschloss. Berühmte Bildhauer wie Balthasar Permoser, Johann Christian Kirchner und Benjamin Thomae gestalteten die heiter-barocken Balustradenstatuen der Auffahrt und der Schlossterrasse. Heute ist im Schloss eine Barockausstellung.
Von seinen Leidenschaften zeugen das Porzellanquartier und die Jagdtrophäensammlung, zudem hat das Schloss den weltgrößten Bestand barocker Ledertapeten. Im Erdgeschoss liegt Augusts berühmtes Moritzburger Federzimmer, 1720 vom »Federschmücker« Nicolas Le Normand erworben. Paradebett, Baldachin und Wandbehänge verzieren über eine Mio. Federn von Hühnern, Enten, Eichelhähern, Pfauen und Fasanen. Gegenüber widmet sich eine kleine Ausstellung der Moritzburger Küchenkultur des 17./18. Jahrhunderts.
Im ersten Stock betreten Sie den Steinsaal mit Elch-, Rentier- und Rothirschgeweihen. Es folgt der Monströsensaal, der seinen Namen den »monströsen« Rothirschtrophäen verdankt. Die Ledertapeten bemalte Hofmaler Lorenzo Rossi mit Szenen der Jagdgöttin Diana, als deren Residenz Moritzburg sich versteht. Über der Haupteingangstür hängt der Moritzburger »66-Ender«. Maurische Ledertapeten zieren die links abgehenden drei Augustzimmer.
Zurück im Monströsensaal geht es im Uhrzeigersinn weiter. Im Jägerturm liegt das nur mit Führungen zugängliche Historische Porzellanquartier. Von der zweiten Empore der Schlosskapelle, über die man zur Nordseite des Schlosses gelangt, schauen Sie in den Kappellenraum mit dem Deckengemälde »Die Himmelfahrt Christi« von Johann Finck und »Christus an der Martersäule«, dem marmornen Schmerzensmann von Balthasar Permoser. Die anschließenden Zimmer enthalten Porträts von Augusts Mätressen, gemalt von Louis de Silvestre und seiner Werkstatt. Wenn Sie den Billardsaal mit Billardtisch aus der Zeit um 1700 durchqueren, erreichen Sie die Moritzgalerie mit Porträts sächsischer Kurfürsten. Es folgt das ostasiatische Lackmöbelzimmer mit einer der 18 Dragonervasen, die August vom preußischen König gegen 600 sächsische Dragoner eintauschte.
Größter Raum ist der Speisesaal, der Banketten, Theater- und Konzertaufführungen diente. Die barocke Festtafel ist im Stil höfischer Tafelkultur »à la mode française« eingedeckt, das nachgebildete 66-teilige Porzellanservice zeigt das Dekor des »Roten Drachen«, das früher dem sächsischen Herrscherhaus vorbehalten war. Unter den Geweihen im Saal ist ein ungerader 24-Ender, der mit 298,25 Punkten als stärkstes Rothirschgeweih der Welt gilt. Auffällig ist auch der »Willkomm«, die rechte Stange eines 36-Enders: Aus der kelchartigen Krone der Abwurfstange durften hohe Gäste Wein trinken.
Der anschließende Raum erzählt vom »Moritzburger Schatz«: Als 1945 die Rote Armee anrückte, vergruben die Wettiner Prinzen aus Angst vor Plünderung 40 Kisten mit Kunstschätzen im Wald. Vergeblich: Der Großteil wurde gefunden und kam in die Sowjetunion. Drei Kisten blieben jedoch verschollen, bis Hobbyschatzsucher sie in den 1990er-Jahren entdeckten. Der Freistaat gab sie an die Wettiner Erben zurück, die sie auf dem Kunstmarkt versteigern ließen. Seit 2012 konnte das Schloss 60 vergoldete Teile aus den Tafelservicen sächsischer Könige erwerben, sie sind nun in der Schatzkammer ausgestellt.
Im Winter erweckt die populäre Dauerausstellung »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel« mit liebevoll nachgebildeten Filmszenen, Originalkostümen und Multimedia-Installationen die Magie des Kultfilms. Er wurde 1972/1973 zum Teil auf Schloss Moritzburg gedreht.
© DuMont Bildarchiv/Martin Kirchner
… steht ca. 2 km östlich im Waldpark Moritzburg: das mit Chinoiserien geschmückte Fasanenschlösschen. Friedrich August II. ließ es 1770 bis 1776 von Johann Daniel Schade als Sommerwohnsitz bauen. Nach aufwendiger Restaurierung der einzigartigen Wandbespannungen aus Stroh, Federn und Seide kann es seit 2012 im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Wildschweinfilet und gebratene Hirschleber serviert die nahe Churfürstliche Waldschänke €€€.
Fasanenschlösschen : Tickets im Besucherzentrum in der ehemaligen Hofküche | Erw. 6,50 €, Kombiticket mit Schloss 11 € | Führungen Mai – Okt. Mo. – Fr. stdl. 10 – 16, Sa./So. halbstdl. 10 – 17 Uhr Voranmeldung v. a. Sa./So. empfohlen, Tel. 035207 87 36 18
Churfürstliche Waldschänke: Große Fasanenstr. | Tel. 035207 86 00 www.churfuerstliche-waldschaenke.de
Vom Fasanenschlösschen blicken Sie zum kleinen Hafen am Bärnsdorfer Großteich. Leuchtturm und Mole ließ Friedrich August II. anlegen, um von dort zu Kahnpartien zu starten. Am Westufer gaben die Dardanellen, künstliche Geschützbastionen und Ruinen, den »Seeschlachten« für die Hofgesellschaft ihren Rahmen. Sachsens einzigen Leuchtturm können Sie bei geführten Aufstiegen besichtigen.
Mai – Okt. So. 11 – 16 Uhr (witterungsabhängig)
… sowie andere einheimische Tiere leben hier in Gehegen. Im 17. Jh. hatte der »Thiergarten« noch eine andere Funktion: Er bot den Herrschern die Voraussetzung für eine erfolgreiche Jagd. Der angeschlossene Waldhochseilgarten lädt zu Kletterabenteuern ein.
Wildgehege : Jan. – Feb. Sa./So., sächsische Winterferien und Nov./Dez. tgl. 9 – 16, März – Okt. tgl. 10 – 18 Uhr | Fütterung ab 14.30 Uhr | Erw. 4 €
Waldhochseilgarten : April – Okt. 10 – 18 Uhr | Erw. 19 €, Kinder 11 – 16 € https://abenteuerpark-moritzburg.de
Die Teichlandschaft rund um Moritzburg diente den Brücke-Malern einst als Freiluftatelier. Hier entstanden zahlreiche Bilder von Badeschönheiten. Heute ist sie Landschaftsschutzgebiet mit sechs Naturbädern an 25 Teichen. Ein Ereignis ist das »Fisch- und Waldfest« am letzten Oktoberwochenende mit Schaufischen und Markttreiben.
Im Sommer 1944 war die Bildhauerin und Grafikerin Käthe Kollwitz krank, von den Nationalsozialisten mit Berufsverbot belegt und verfolgt. Auf Einladung von Prinz Ernst Heinrich von Sachsen zog sie in den Rüdenhof. Hier verstarb sie am 22. April 1945. Sieben Räume im Obergeschoss stellen Grafiken, Plastiken, Fotos und Tagebuchnotizen der Künstlerin aus, das Erdgeschoss zeigt Sonderausstellungen.
Meißner Str. 7 | April – Okt. Mo. – Fr. 11 – 17, Sa./So. 10 – 17; Nov. – März Di. – Fr. 12 – 16 Uhr, Sa./So. 11 – 16 Uhr | www.kollwitzhaus.de
… Kesselpauker und die Darstellung historischer Begebenheiten – das alles erwartet die rund 20 000 Besucher allein bei der Eröffnung der Hengstparaden im September! Das Hengstdepot wurde 1828 gegründet, heute besitzt das Landgestüt Moritzburg 80 Zuchthengste.
Termine: www.saechsische-gestuetsverwaltung.de | Tribünenplätze vorbestellen | Hotline 0180 554 48 88
Überraschen Sie Ihre Reisebegleitung: Hätten Sie das gewusst?
Kleiner als eine Zeitungsseite: Der Flügelaltar von Jan van Eyck aus dem Jahr 1437 misst nur 33 mal 55 cm. Trotzdem oder gerade deshalb gehört er zu den anrührendsten Werken in der Gemäldegalerie Alte Meister.
Ab Mitte Februar wirft sich die fast 9 m hohe Pillnitzer Kamelie in ihr schönstes Blütenkleid. Und da sie in einem kuschligen Glashaus wohnt, kann es ihr ganz egal sein, ob draußen noch Schnee liegt oder nicht.
Als einer von nur drei deutschen Zoos besitzt der Dresdner Zoo im Großen Garten zwei Koalas. Täglich um 9.30 Uhr werden die tiefenentspannten Beutelbären aktiv – dann gibt es frische Eukalyptusblätter.
Die Schokoladenfabrik »Jordan & Timaeus« brachte 1880 eine Kassette mit fünf Schokoladenriegeln – aufgemacht wie ein Reiseführer, mit dem Schriftzug »Baedeker‘s Schlaraffenland«. Wir denken an eine Neuauflage …
Auf dem Bärnsdorfer Großteich in Moritzburg spielten die sächsischen Herrscher einst »Schiffe versenken«. Eine Mole samt Leuchtturm gehörte zur Kulisse und ist heute noch zu bewundern.
Das 200 Jahre alte »Dresdner Damaskuszimmer« im Japanisches Palais war einst Empfangsraum eines noblen Damaszener Hauses. Weltweit ist nur eine Handvoll solcher syrischen Interieurs im Original erhalten.
© Allianz Arena/Ducke
Lage: östlich der Brühlschen Terrasse, Am Hasenberg 1 | Innenstadtplan: D 2 | Straßenbahn: Synagoge (Linien 3, 7) | Zugänglich nur mit Führung (außer Fr. und Sa.) über Hatikva e. V., Tel. 0351 802 04 89 oder 656 88 25 | Erw. 6 €, mit musikalischer Umrahmung plus 1 € | www.hatikva.de
Mit der Neuen Synagoge ist die jüdische Gemeinde an ihren angestammten Platz in der Mitte der Stadt zurückgekehrt – und jedes Detail des preisgekrönten Gebäudes erzählt eine Geschichte.
Jüdisches Leben
24 Meter hoch ist der in sich gedrehte Kubus. Die Grundstücksgrenzen hatten diesen Trick notwendig gemacht, um zumindest die oberste Quaderschicht in Gebetsrichtung nach Jerusalem zu wenden. Die Würfelform wirkt durch und durch modern und erinnert zugleich an den ersten Tempel der Israeliten. Den Entwurf lieferte das Architekturbüro Wandel, Hoefer, Lorch und Hirsch, 2002 gab es dafür den »World Architecture Award«. Außen schlicht, innen strahlend: Im Inneren umschließt ein golden schimmerndes Metallgewebe die Gemeinde wie ein symbolisches Stiftszelt. Über der Eingangstür ist ein vergoldeter Davidstern angebracht – das einzige erhaltene Artefakt der alten Synagoge. Der Feuerwehrmann Alfred Neugebauer hatte ihn damals aus dem Feuer gerettet, versteckt und nach dem Krieg der Jüdischen Gemeinde übergeben. Geweiht wurde die Neue Synagoge auf den Tag 63 Jahre, nachdem ihr Vorgänger in der Progromnacht des 9. November 1938 von der SA niedergebrannt worden war. Fast 100 Jahre hatte er vom Selbstbewusstsein der Dresdner Juden gezeugt: Die alte Synagoge von Gottfried Semper war 1838 bis 1840 nur wenige Meter östlich der Brühlschen Terrasse errichtet worden. Im Hof zwischen der Neuen Synagoge und der Glasfront des Gemeindehauses ist der Grundriss des zerstörten Semperbaus markiert.
Lage: Zentrum Altstadt | Innenstadtplan: C 2 | Straßenbahn: Altmarkt (Linien 1, 2, 4) | www.neumarkt-dresden.de
In den 1950er-Jahren grasten hier sogar Schafe: Der prächtige Barockplatz um die Frauenkirche war nach 1945 eine öde Brachfläche in exzellenter Lage. Erst nach der Wende erstand das alte Dresden hier wieder auf – und wie!
Zurück zum alten Glanz
Vorbild für nachhaltige Altstadtsanierung oder pseudobarocke Kulisse? Bis 2020 sollen die letzten Baulücken geschlossen sein und eine Bürgerinitiative kämpfte und kämpft dabei um den möglichst getreuen Wiederaufbau: Immerhin galten viele der früheren Wohnhäuser und Palais mit ihren schmucken Barock- und Rokokofassaden als architektonische Kostbarkeiten. Der Neumarkt liegt auf einer alten slawischen Siedlungsstätte, das Gebiet wurde erst im 16. Jh. in die Stadt einbezogen und erblühte dann in voller Pracht. Am 13. Februar 1945 fiel das gesamte Ensemble in Schutt und Asche, eine Neubebauung scheiterte in der DDR an fehlenden Mitteln. Rund um den Neumarkt mit Frauenkirche >>> entstehen nun acht sog. Quartiere, die an den alten Glanz erinnern sollen. Zahlreiche Restaurants mit Terrassenplätzen beleben im Sommer das Geschehen.
Das »Quartier an der Frauenkirche« mit der Rekonstruktion des Weigelschen Hauses (Quartier I, Neumarkt 2) beherbergt die neue QF-Passage mit luxuriösen Boutiquen von Meissen bis A. Lange & Söhne. Die Häuser »Zum Schwan« und »Zur Glocke« auf der Ostseite der Frauenkirche sind »Leitbauten« des Quartiers II. Auf historischen Baufluchten erstanden hier die Salzgasse und die Rampische Straße wieder auf, letztere führt zum wiederaufgebauten Kurländer Palais. In den Neumarkt ragt das erst teilweise bebaute Quartier III hinein. Es besticht durch zwei schöne Rekonstruktionen mit lauschigem Innenhof (An der Frauenkirche 16/17), in denen der Augustiner Brauereiausschank Münchner und Dresdner Flair verbindet. Nach der Fertigstellung soll hier das »Quartier Hoym« direkt an das Polizeipräsidium im Osten anschließen.
Fokus des Quartiers IV ist das Hôtel de Saxe, hier wurde Robert Schumanns Klavierkonzert uraufgeführt, Franz Liszt feierte hier Konzerterfolge. Das Original war bereits 1888 abgerissen worden, die Fassade wurde nach historischem Vorbild rekonstruiert. In Quartier V stehen das nach einem Weinhändler benannte Köhlersche Haus mit seinem schönen Weinbergsportal und reichverzierten Erker sowie das Heinrich-Schütz-Haus, in dem der Komponist wohnte. Der »Kinderfries« an dessen Renaissance-Erker besteht z. T. aus Originalen, die 1945 aus den Trümmern geborgen wurden. Das Wohnhaus von Zwingererbauer Pöppelmann stand einst gegenüber dem Residenzschloss. Heute befindet sich hier im Westteil des Quartiers VIII ein Hotel mit einer Statue des Baumeisters an der Fassade. Das barocke Dinglingerhaus am Jüdenhof ist Teil des Quartiers VII; Pöppelmann hatte es damals für Georg Christoph Dinglinger gebaut, der mit seinem Bruder als Goldschmied für August den Starken arbeitete. Bis Ende 2018 soll das Quartier VI inkl. Chiapponischem Haus und Regimentshaus fertig sein.
Vor der Frauenkirche steht seit 1885 das Lutherdenkmal von Adolf von Donndorf, einem Schüler Ernst Rietschels. Die andere Standfigur kehrte 2006 hierher zurück: das 1867 enthüllte Denkmal Friedrich Augusts II. von Ernst Julius Hähnel. Es zeigt den König mit der Verfassung in der Hand, die er nach der Revolution 1830/1831 anerkennen musste. Vier Frauenfiguren symbolisieren die Kardinaltugenden: Frömmigkeit, Weisheit, Gerechtigkeit und Stärke.
Als eines der ersten Bauwerke wurde bis 2000 das prachtvolle spätbarocke Coselpalais wiedererrichtet. Johann Christoph Knöffel hatte es 1744 – 1746 erbaut, benannt ist es nach einem seiner Bewohner: Graf Friedrich August von Cosel, dem Sohn von August dem Starken und der Gräfin Cosel (Interessante Menschen >>>). Heute verführt hier das Grand Café zum Schlemmen im großen Stil.
© Dumont Bildarchiv/Ernst Wrba
Lage: nördlich der Elbe | Straßenbahn: Innere Neustadt: Neustädter Markt (Linien 4, 8, 9); Äußere Neustadt: Albertplatz (Linien 3, 6, 7, 8, 11), Bischofsweg (Linien 7, 8) | www.neustadt-ticker.de
Die Dresdner Neustadt ist ein Zwitterwesen: Die Innere Neustadt ist sittsam, nobel und schmuck mit Museen, einem lauschigen Fußgängerboulevard und barockem Flair in hübschen Gässchen. Die Äußere Neustadt hingegen ist jung und bisweilen wild; ihre Kneipen und Klubs machen sie zum Epizentrum des Nachlebens.
Ex-Anarchie trifft schmucken Barock
Wer in Dresden »Neustadt« sagt, meint meist die Äußere Neustadt jenseits der Bautzner Straße. Manch ein (älterer) Dresdner hält sie bis heute für ein anarchistisches Problemviertel. Viele der heruntergekommenen Gründerzeithäuser mit ihren Außenklos und undichten Dächern wurden in den letzten DDR-Jahrzehnten von Unangepassten, Künstlern und Lebenskünstlern besetzt und so letztendlich vor dem kompletten Verfall bewahrt. Nach der Wende putzte sich das Viertel heraus, die meisten Gebäude sind heute saniert und beherbergen Alteingesessene genauso wie Neudresdner, Studenten und Familien. Auf den Hauptadern des quirligen Stadtteils reihen sich gemütliche Kneipen, lässige Bars und schnieke Läden aneinander.
Obwohl es von der Altstadt nur ein paar Schritte über die Augustusbrücke in die Innere Neustadt sind, verirren sich immer noch wenige Touristen auf die andere Elbseite. Dabei gibt es hier spannende Museen und ein reizvolles Barockviertel, das mit Kunstgalerien und schicken Boutiquen zur Shoppingtour einlädt. Und nicht zuletzt einen Fußgängerboulevard, auf dem man sich unter alten Bäumen vom Trubel zwischen Semperoper und Frauenkirche erholen kann.
Genau hinsehen, nicht daran vorbeigehen, einfach probieren!
Im Studiensaal des Kupferstich-Kabinetts können Sie sich Zeichnungen, Aquarelle, Radierungen, Lithografien und Fotografien von Meistern aus 500 Jahren zeigen lassen.
Das älteste und am besten erhaltene Buch der Maya hat 2012 für ordentlich Trubel gesorgt. Gezeigt wird es in der Schatzkammer im Buchmuseum der SLUB.
In der wunderschönen, glasüberdachten St.-Pauli-Ruine gibt es von April bis Oktober Theaterstücke des Ensembles aus Laien und Profis sowie verschiedene Gastspiele. Aufgeführt werden gern Shakespeare-Stücke und andere Klassiker.
Noch immer verirren sich vergleichsweise wenige Touristen auf die Neustädter Elbseite. Dabei ist die Innere Neustadt mit ihrem authentischen barocken Flair samt Passagen und idyllischen Höfen eines der schönsten Viertel Dresdens.
Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr widmet sich mit spannend inszenierten, epochenübergreifenden Themenparcours der Kulturgeschichte der Gewalt.
Das Festspielhaus Hellerau hat sich seit der Jahrtausendwende zu einem lebendigen Veranstaltungsort für die zeitgenössischen Künste entwickelt.
© Dumont Bildarchiv/Ernst Wrba
Die Siedlung Altendresden auf der rechten Elbseite erhielt 1403 Stadtrecht und wurde 1549 mit Dresden vereinigt. Nachdem der Stadtteil 1685 niedergebrannt war, wurde er nach Plänen Wolf Caspar von Klengels als »Neue Stadt bey Dresden« als einheitliche Barockanlage innerhalb des alten Befestigungsgürtels neu aufgebaut. Dieser Teil bildet heute die Innere Neustadt, die unter den Bomben des Februar 1945 etwas weniger gelitten hat als die Altstadt. Schon zu DDR-Zeiten wurden der Jägerhof >>>, das Blockhaus am Neustädter Markt, die Dreikönigskirche >>> und Teile das Japanische Palais >>> wiederhergestellt; das Barockviertel zwischen Rähnitzgasse und Königstraße restaurierte man erst in den letzten 20 Jahren.
Das Gebiet der Äußeren Neustadt wurde erst 1701 zur Bebauung freigegeben, Mitte des 18. Jh.s entstanden die meisten der heute noch existierenden Straßen. Im 19. Jh. siedelten sich zahlreiche Manufakturen und Handwerksbetriebe in der Äußeren Neustadt an.
Von der Altstadt führt die Augustusbrücke auf die Neustädter Seite. Das Blockhaus am Brückenkopf entstand 1732 – 1737 als Neue Wache nach Plänen von Zacharias Longuelune, bis 2019 soll es zu einem Haus der künstlerischen Avantgarden des 20. Jh.s werden. Die restliche Bebauung des Neustädter Marktes wurde 1945 fast vollständig zerstört. Vom Rathaus blieben nur die Nymphenbrunnen von Benjamin Thomae von 1742 und ein Kellergewölbe übrig.
Mitten auf dem Neustädter Markt steht August der Starke als Goldener Reiter. Überlebensgroß und gekleidet wie ein römischer Imperator reitet er seinem polnischen Königreich entgegen. 1735, zwei Jahre nach Augusts Tod, entwarf Jean Joseph Vinache das in Kupfer getriebene und dann vergoldete Denkmal. Heute ist es ein Wahrzeichen Dresdens.
Vom Markt geht die Hauptstraße ab, ein von Platanen beschatteter Fußgängerboulevard. Auf halber Strecke zum Albertplatz liegt das größte barocke Bürgerhausensemble Dresdens. Die vollständig erhaltenen Barockgebäude des 18. Jh.s wurden schon zu DDR-Zeiten originalgetreu saniert. In der Hauptstraße 9 – 19 sind sechs charmante Passagen entstanden, die mit Ateliers von Kunsthandwerkern, kleinen Läden und netten Lokalen zum Bummeln einladen.
Im Kügelgenhaus in der Hauptstraße Nr. 13 lebte früher der Maler und Akademieprofessor Gerhard von Kügelgen – und versammelte hier zu Beginn des 19. Jh.s die Crème de la Crème der Literaten und Künstler. Heute ist es als Museum der Dresdner Romantik Teil der Stadtmuseen Dresden. Besonders stimmungsvoll: das Atelier des Malers und der Salon, von dem aus Goethe angeblich dem Einzug der preußischen und russischen Truppen nach Napoleons Niederlage zusah.
Im Hof dahinter spielt das 1776 gegründete Societaetstheater: Das älteste bürgerliche Theater Deutschlands wurde 1999 zu neuem Leben erweckt. Noch beliebter machen es das famose Café L'art de vie und das angrenzende Barockgärtchen.
Zwischen Haupt und Königstraße liegt die Dreikönigskirche >>>, zwischen den gegenüber abgehenden Straßen die 1899 errichtete und nach Rekonstruktion 2000 wieder eröffnete Neustädter Markthalle.
Kügelgenhaus: Mi. – So. 10 – 18 Uhr | Erw. 4 €, freitags ab 12 Uhr frei
Unterhalb des Hotels Bellevue steht in den Elbwiesen eine Staffelei mit leerem Rahmen. Er umschließt den »Canaletto-Blick« – ungefähr von dieser Stelle aus fing Canaletto (Interessante Menschen >>>) 1748 seine berühmte barocke Dresden-Ansicht mit Brühlscher Terrasse, Frauenkirche und Hofkirche ein und verewigte sie im Gemälde »Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke«. Elbabwärts wurde das Altstadtpanorama über die Jahrhunderte durch bemerkenswerte Bauten ergänzt: von der Semperoper über den neuen Sächsischen Landtag, den wuchtigen Erlweinspeicher und das moderne Congress Center bis hin zur Yenidze mit der bunten Glaskuppel.
Westlich der Dreikönigskirche führt die Königstraße durch das, was von der Neuen Königstadt Augusts des Starken erhalten ist. In diesem Viertel haben sich in wunderbar restaurierten barocken Bauten mit lauschigen Innenhöfen noble Hotels, Restaurants, Galerien und schicke Boutiquen angesiedelt: ein perfekter Ort zum Schlendern, Schauen und Shoppen. In der Rähnitzgasse 8 zeigt das Kunsthaus Dresden als Städtische Galerie für Gegenwartskunst vielbeachtete Wechselausstellungen. König- und Hauptstraße münden auf den verkehrsreichen Albertplatz mit den detailverliebten Brunnen »Stille Wasser« und »Stürmische Wogen«, 1887 geschaffen von Robert Diez.
Kunsthaus Dresden – Städtische Galerie für Gegenwartskunst: Di. – Do. 14 – 19, Fr. – So. 11 – 19 Uhr | Erw. 4 €, Fr. Eintritt frei http://kunsthausdresden.de, www.barockviertel.de
Die »Villa Augustin« gehörte früher Kästners Onkel – heute sitzt hier das »mobile interaktive micromuseum«. Wie in einer begehbaren Schatztruhe können Sie in Schubladen und Vitrinen stöbern und Briefe, Fotos und Bücher entdecken. Kästner selbst wurde ganz in der Nähe geboren, in der Königsbrücker Str. 66. Wer auf den Spuren des Gebrauchslyrikers wandeln will, findet im Museum Infos zu den Orten des »Kästner-Viertels«. Die Anregung, Kinderbücher zu schreiben, kam übrigens 1927 von der Verlegerin der »Weltbühne«, Edith Jacobsohn. Sie besaß auch den Kinderbuchverlag Williams & Co, der u. a. »Pu der Bär« publiziert hatte und bei ihr traf Kästner mit Tucholsky, Ossietzky und Arnold Zweig zusammen. Ihre Forderung:
»
Schreiben Sie ein Kinderbuch, aber nicht über, sondern für Kinder!
«
Gesagt, getan: 1929 erschien der Roman »Emil und die Detektive«. Mit Blick in den Garten können Sie sich auf dem Sofa in Kästners Bestseller vertiefen. Im ersten Stock ist ein kleines Café mit Museumsshop. Auf der Mauer an der Westseite des Albertplatzes, wo Kästner als Kind gespielt haben soll, erinnert eine Bronzefigur von Mátyás Varga an den großen Schriftsteller (Interessante Menschen >>>).
Antonstr. 1 | So. – Fr. 10 – 18 Uhr, Do. nur für Gruppen nach Voranmeldung | Eintritt: Erw. 5 €, Familie 12 € www.erich-kaestner-museum.de
© Dumont Bildarchiv/Ernst Wrba
Ebenfalls am Albertplatz steht Dresdens erstes Hochhaus, ein Stahlbeton-Skelettbau von Hermann Paulick von 1929. Seit 2017 präsentiert hier das DDR-Museum auf verschiedenen Themeninseln Fahrzeuge, Fotos und Alltagsgegenstände – 1500 m² mit klassischen DDR-Wohnzimmern, Nudossi, Trabbis & Co.
Antonstr. 2a | tgl. 9.30 – 18 Uhr | Eintritt: Erw. 9 €, montags 6 € Do. 11 und 14 Uhr kostenlose Führungen | www.weltderddr.de
Zwischen Königsbrücker Straße, Bautzner Straße und Bischofsweg liegt eines der größten erhaltenen Gründerzeitareale Deutschlands – und hier reihen sich angesagte Cafés(im Café Tiki gibt es das legendäre Eis von Neumanns), Tante-Emma- und Trendläden aneinander. Einen guten Eindruck bekommen Sie bei einem ausgiebigen Spaziergang: Die Straßenbahn (Linie 7, 8) bringt Sie zur Haltestelle Bischofsweg, wo Sie sich im Elbsalon für den Bummel stärken können. Rechts über den Bischofsweg erreichen Sie den Alaunpark, wo die Neustädter im Sommer grillen, musizieren und sonnenbaden. Wieder rechts geht es auf die Alaunstraße, die »Hauptschlagader« des Viertels. In der Nr. 100 schenkt das »Café 100« guten Wein im Gewölbekeller aus.
Wunderbar Zeit vertrödeln kann man in der liebevoll gestalteten Kunsthofpassage ab Alaunstr. 70. Kurz hinter der Kreuzung mit der Louisenstraße steht die »Scheune«. Der legendäre Club ist das Herz der Neustadt, das Scheunecafé im Ergeschoss das passende Lieblingslokal mit Biergarten. Wer die Louisenstraße nach Westen läuft, kann in der Nr. 37 bei »Büchers Best« unter den Augen von Buchladenkater Myamoto Musashi nach Lesestoff stöbern. Auf der anderen Straßenseite lohnen sich das Café Tanteleuk und die Kultkneipe Planwirtschaft. In östlicher Richtung kommt das Café Blumenau, eine gute Anlaufstelle vom Frühstück bis spät in die Nacht.
Regen ist bei einem Stadtbummel eher nicht der Hauptgewinn – außer man besucht den Kunsthof in der Äußeren Neustadt. An der blauen Wand im Hof der Elemente entsteht dann nämlich ein absoluter Augen- und Ohrenschmaus: Über Regenrinnen und -rohre sowie allerlei Trichter fließt, rinnt und plätschert das Wasser die Fassade hinab. Zum Aufwärmen und Trocknen geht es danach in eines der benachbarten Cafés.
© Dumont Bildarchiv/Ernst Wrba
Den nahen Martin-Luther-Platz mit seiner geschlossenen Gründerzeitbebauung beherrscht die neoromanische, 1883 – 1887 errichtete Martin-Luther-Kirche. Dahinter, an der Pulsnitzer Straße, liegt der Alte Jüdische Friedhof. Rechts die Pulsnitzer Straße entlang kommen Sie zur Bautzner Straße, links geht es zu Pfund‘s Molkerei (Nr. 79). Laut Guinnessbuch der Rekorde ist sie der »Schönste Milchladen der Welt« – und es ist schwer zu widersprechen, wenn man drinsteht und die farbenprächtigen Majolikafliesen bewundert, mit der Villeroy & Boch den Laden 1892 ausgestattet haben. Verkauft wird auch Milch, vor allem aber Käse, Wein, Gebäck und Souvenirs, im Obergeschoss können Sie sich bei Käsespätzle oder Quarktorte stärken.
Seine Sachsen-Romane beschäftigten sich mit August dem Starken, der Gräfin Cosel und dem Grafen Brühl – und lieferten Mitte der 1980er den Stoff für die opulent ausgestattete Serie »Sachsens Glanz und Preußens Gloria« im DDR-Fernsehen. Das ehemalige Wohnhaus des Schriftstellers Józef Ignacy Kraszewski wurde aber schon 1960 zu Deutschlands erstem binationalen Museum. Es fungiert als Zentrum für deutsch-polnische Begegnungen und gibt Einblick ins Leben des Vielschreibers, der mehrere Hundert Bücher verfasste.
Nordstraße 28 | Mi. – So. 13 – 18 Uhr | Eintritt: Erw. 4 €, Fr. ab 13 Uhr frei | www.museen-dresden.de
William Lossow und Hermann Viehweger erbauten die Garnisonskirche oberhalb des Alaunplatzes zwischen 1896 und 1900. Sie war einst Teil der größten zusammenhängenden Kasernenanlage Deutschlands in der Albertstadt. Die (ehemals) evangelische und die katholische Halle der Simultankirche werden architektonisch durch den Turm verbunden. Der evangelische Teil ist heute in Privatbesitz, der katholische wird als Kirche St. Martin genutzt. Von hier aus sind es nur wenige Schritte zum Militärhistorischen Museum >>> der Bundeswehr.
An die lebhafte Neustadt grenzt die beschauliche Dresdner Heide, ein Naherholungsgebiet erster Güte mit vielen Wasserläufen. Der längste davon ist die Prießnitz, die oberhalb des Neustädter Diakonissenkrankenhauses in die Elbe fließt. Das einstige Jagdrevier der sächsischen Kurfürsten ist mit über 50 km² einer der größten Stadtwälder Deutschlands und von einem komplexen Netz historischer Wege durchzogen – auf längeren Spaziergängen sollten Sie unbedingt eine Wanderkarte mitnehmen! An der Radeberger Straße liegt auf halber Strecke zwischen Dresden und der Bierstadt die Heidemühle mit Biergarten und Liegewiese am Teich (www.heidemuehle-dresden.de). Zwei Kilometer nordwestlich davon wird gerade eine zweite Heidelegende wiederbelebt, zunächst nur mit Biergarten: das Ausflugslokal Hofewiese (www.landgut-hofewiese.de), wo an Sommerwochenenden Feldschlösschen-Bier und Fassbrause in Strömen fließen.
Lage: Gasanstaltstr. 8b, Reick, 1,5 km östlich d. Großen Gartens | Straßenbahn: Liebstädter Str. (Linien 1, 2), 10 Min. Fußweg und Umsteigemöglichkeit in Bus Nätherstr. (64) | Mo. – Fr. 10 – 17, Sa./So. 10 – 18 Uhr | Eintritt: Erw. 11,50 €, Öffentliche Führungen tgl. 11, 14 Uhr, 3 € | Fernglas mitnehmen! | www.panometer.de
Zeitreisen sind unmöglich? Ach was! Das Panometer versetzt seine Besucher gleich in zwei Phasen der Stadtgeschichte zurück, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Aber beide waren und sind prägend für das Gesicht und das Selbstverständnis der Stadt.
Hypnotische Panoramen
Eigentlich ist das Panorama eine »alte« Form der Massenunterhaltung aus dem 19. Jh., aber Yadegar Asisi entdeckte sie in den 1990ern für sich und entwickelt sie seither weiter: Dank digitaler Bildbearbeitung und einer perfekten Synthese von Malerei und Fotografie schafft er hyperrealistische Kunsträume mit geradezu hynotischer Wirkung. In einem ausgedienten Gasspeicher von 1880 richtete Asisi 2006 sein erstes Dresden-Panorama »Mythos der barocken Residenzstadt« ein. Heute wechselt sich das 2012 überarbeitete Panorama »Dresden im Barock« ab mit »Dresden 1945«, das die Stadt in ihrer dunkelsten Stunde zeigt. »Dresden 1945« wird in den Monaten um den Jahrestag der Zerstörung am 13. Februar 1945 gezeigt.
… ist das 360-Grad-Panorama im überkuppelten Innenraum, und es verdichtet eine ganze Epoche zu einer künstlerischen Momentaufnahme: auf das Augusteische Zeitalter von 1697 bis 1763, so benannt nach August dem Starken und seinem Sohn. Nach Erklimmen der 15 m hohen Plattform in der Mitte schweift der Blick vom imaginären Turm der Hofkirche über die Elbe und die beschauliche Residenz mit Frauenkirche, Schloss und Zwinger bis weit ins Umland hinein. Ein ganzer Tag dauert hier 15 Minuten, vom ersten Hahnenschrei in der Morgendämmerung bis zum Feuerwerk in der Nacht. In den Gassen und an den Flussufern gehen Bürger, Dienstmägde und Elbtreidler ihrem Alltag nach. Reiter und herausgeputzte Höflinge bevölkern die Szenerie, aber auch historisch belegte Personen wie die Gräfin Cosel, Porzellanerfinder Friedrich Böttger oder Johann Sebastian Bach. Irgendwo wird die soeben aus Italien angekommene »Sixtinische Madonna« vom Wagen gehoben. Eine dezente Geräuschkulisse und die eigens komponierte Musik verstärken die Wirkung der Darstellung.
… ist der Blick über das zerstörte Dresden vom Turm des Rathauses. Die Frauenkirche, die bis zum Vormittag des 15. Februar standgehalten hatte, ist eingestürzt, noch immer lodern Brände, Menschen irren durch kaum passierbare Straßen. Kein Hahnenkrähen ist jetzt mehr zu hören, keine beschwingte Musik, nur dumpfes Grollen. Als Ganzes sollen die Panoramen laut Asisi einen Beitrag zur Erinnerungskultur leisten. Beide begleitet eine Ausstellung, zum Barock v. a. mit Reproduktionen von Gemälden, Stadtplänen, Bauzeichnungen, mit Skizzen von Asisi sowie Artefakten aus der Stadtgeschichte, bei »1945« kommen Filmzeugnisse und Interviews mit Zeitzeugen dazu.
© Dumont Bildarchiv/Ernst Wrba
Lage: am östlichsten Stadtrand | Straßenbahn: Kleinschachwitz (Linie 1), dann Elbfähre; Schillerplatz (Linien 6, 12), dann Bus (Linie 63) bis Pillnitzer Platz | Besucherzentrum »Alte Wache«: Infos, Tickets, Souvenirs, Apr. – Okt. 9 – 18, Nov.–März 10 – 16 Uhr | Schlossmuseum und Kunstgewerbemuseum: Mai – Okt. 10 – 18 Uhr, im Schlossmuseum im Winter Sa./So. 11 – 14 Uhr stündl. Führung | Schlosspark: ganzjährig 6 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit (April – Okt. 9 – 18 Uhr mit Eintritt) | Palmenhaus: Apr. – Okt. 9 – 18, Nov. –März 10 – 16 Uhr | Kamelienhaus: während der Blüte Mitte Feb. – Mitte April (mit Eintritt) | Tagesticket: Museen (Di. – So.), Schlosspark und Palmenhaus, Mai – Okt. 8 €, nur Schlosspark und Palmenhaus April – Okt. 3 €, Palmenhaus Nov. – März 3€ (Park in dieser Zeit frei), Kinder unter 17 Jahren frei | Zahlreiche Führungen, Infos im Besucherzentrum »Alte Wache«, Tel. 0351 261 32 60 www.schlosspillnitz.de
Ein Ort zum Verlieben mit Architektur und Gartenkunst in perfekter Harmonie: August der Starke und seine Nachfahren haben in Pillnitz zu ihrem und heute unserem Entzücken ein heiteres Lustschloss mit internationalem Flair geschaffen.
Lustschloss mit Exotikflair
Pomp, Prunk, Extravaganz: 12 km flussaufwärts vom Zentrum thront zwischen Elbe und Weinbergen eines der architektonischen Highlights Dresdens . Schloss und Park Pillnitz dienten den Herrschern einst als Sommerresidenz und August der Starke manifestierte hier seine Liebe zu allem Exotischen in asiatisch inspirierten Verzierungen und steinernen Sphinxen. Gleichzeitig gehörte das Lustschloss zu seiner Vision eines sächsischen »Canale Grande« mit Schlössern, die sich zu einem alles verbindenden Fluss öffnen: In Pillnitz führt eine prächtige Freitreppe vom Wasserpalais zur Elbe, wo die Gondeln des Hofes anlegen konnten. Heute wandeln Besucher aus aller Welt über die verschlungenen Parkwege, lassen sich von der leichtfüßigen Anmut der Anlage verzaubern und bestaunen im Frühjahr das karminrote Blütenmeer an Dresdens berühmtester botanischer Kostbarkeit.
August der Starke erbte das alte Renaissanceschloss von seinem Bruder Johann Georg IV. und überließ es 1707 zunächst seiner Mätresse, der Reichsgräfin Cosel (Interessante Menschen >>>) – bis sie in Ungnade fiel. Danach baute er es zur Sommerresidenz nach seinem Geschmack um. Ab 1720 schufen Matthäus Daniel Pöppelmann und Zacharias Longuelune die spiegelbildlichen Zwillingspalais an der Elbe und am Hang, das Wasser- und das Bergpalais mit Lustgarten in der Mitte. Die alte Schlosskirche wich einem »Venustempel«. Unter Friedrich August III., Augusts Urenkel, errichteten Johann Daniel Schade und Christian Traugott Weinling zu beiden Seiten der Palais klassizistische Flügelbauten. Als ein Brand das alte Schloss und den Venustempel zerstört hatte, ließ Friedrich August III. ab 1818 von Christian Friedrich Schuricht das Neue Palais bauen, das die Anlage nach Osten abschließt. Heute beherbergen alle Palais Museen.
© Dumont Bildarchiv/Ernst Wrba
Schloss Pillnitz gehört zu den wichtigsten Zeugnisses des Chinoiseriestils in Europa. Baumeister Pöppelmann folgte schließlich der Forderung von August dem Starken nach einem »ginetischen« (chinesischen) Stil mit geschwungenen Dächern, die vom Kaiserpalst in Peking inspiriert waren. Die konkav geformten Traufkehlen und die Ausmalungen mit chinoisen Szenen sind freilich europäische Erfindungen. Auch das Innere der Palais wurde zum Teil mit chinesisch und japanisch anmutenden Wandbildern und Dekors geschmückt.
Wie bekochte man die Königsfamilie? Und wie lief das mit dem Bau? Antworten liefert die Dauerausstellung im Neuen Palais. Teil des Museums sind Dresdens einziger klassizistischer Kuppelsaal mit Bemalung von Carl Christian Vogel von Vogelstein und die wiederhergestellte Königliche Hofküche mit Nachbauten und Küchenkupfer vom Sächsischen Hof. Die reich ausgestattete Schlosskapelle mit Wandgemälden wird noch heute für Gottesdienste genutzt.
Das kann sich sehen lassen: 60 000 Objekte aus angewandter Kunst und Design von der Antike bis zur Gegenwart sind im Bestand des 1876 gegründeten Kunstgewerbemuseums. Die Ausstellung wird sukzessive neu konzipert und setzt sich derzeit im Wasserpalais mit den Materialien Metall, Textil oder Email auseinander. Das Schaudepot Deutsche Werkstätten im Bergpalais demonstriert mit Arbeiten der berühmten Möbelfabrik in Hellerau >>>, welch innovative Kraft um 1900 von Dresden ausging. Gezeigt werden u. a. »Maschinenmöbel« von Richard Riemerschmid oder die puristische MDW-Wand des Kollektivs um Rudolf Horn. Das Museum ist Teil der Staatlichen Kunstsammlungen und von Mai bis Oktober geöffnet.
Zu hören ist nur das Knirschen von Kies unter den Schuhen und der Gesang der eben erwachten Vögel. Wenn der Morgennebel noch über der Elbe liegt und die ersten Sonnenstrahlen das Schloss golden leuchten lassen, dann kann der Tag eigentlich nur noch gut werden. Der Pillnitzer Schlosspark ist täglich ab 6 Uhr geöffnet – wenn Sie früh dran sind, haben Sie die bezaubernde Anlage fast für sich allein.
Der Lustgarten zwischen Berg- und Wasserpalais erhielt seine heutige Struktur erst ab 1867. An ihn schließt im Westen der zu Gräfin Cosels Zeiten entstandene barocke Garten an mit den labyrinthischen Charmillen, Heckenquartieren aus Hainbuche. Gleich im ersten Geviert nach dem Bergpalais steht die »Tritonengondel« im Stil der Boote, die unter August dem Starken die Elbe befuhren. Am Ende der Charmillen beginnt die 500 m lange Maillebahn für das golfähnliche Trendspiel des 18. Jh.s. Den Abschlag markiert immer noch eine große Sandsteinvase, die Thaddeus Wiskotchill 1785 fertigte. Die Bahn sollte ursprünglich als Kastanienallee bis nach Dresden reichen.
Schmale Wege, locker verteilte Baum- und Strauchgruppen, ein Teich mit Inselchen inkl. Bronzekopf der Göttin Juno, ein Englischer Pavillon von Johann Daniel Schade: Ab 1778 erweiterte Friedrich August III. den Park nach britischem Vorbild. Im Englischen Garten steht eine besondere Berühmtheit. Die japanische Kamelie mit 8,60 m Höhe und einer 11 m breiten Krone ist laut Legende die einzige Überlebende von vier Exemplaren, die der Botaniker Karl Peter Thunberg 1779 nach Europa brachte. Seit 1801 steht sie hier und lockt mit ihren bis zu 35 000 karminroten Blüten von Ende Februar bis April Besuchermengen an. Im Winter schützt sie ein mobiles Glashaus.
Im Palmenhaus im Holländischen Garten tummeln sich auf 660 m² botanische Kostbarkeiten aus Südafrika und Australien. Es wurde ab 1859 errichtet, seinerzeit als hochmoderner Skelettbau. Unterhalb davon liegt die Orangerie, früher Spielwiese höfischer Freuden, heute überwintern hier 450 Kübelpflanzen. Nach Nordosten schließt der Chinesische Garten an mit dem Chinesischen Pavillon von 1804.
Südöstlich vom Schloss legen die Dampfer ab, von dort schippern Sie in ca. einer Stunde entlang der malerischen Weinberglandschaft, unterm Blauen Wunder durch, vorbei an den drei Elbschlösser >>> und zurück zum Terrassenufer.
Oberhalb des Schlosses baute Matthäus Daniel Pöppelmann 1723 bis 1725 einen Ersatz für die abgerissene Schlosskirche. Ihr Altar mit Abendmahlrelief ist daher älter als das Gebäude: Das Meisterwerk von Johann Georg Kretzschmar von 1648 stammt noch aus der Schlosskirche. Treppe und Portalplastik schuf Benjamin Thomae.
Kurz hinter Pillnitz liegt gen Südosten der Richard-Wagner-Ort Graupa, ein Stadtteil von Pirna, den Sie mit dem Bus (Linie 63) erreichen. Richard Wagner, seit 1843 Dresdner Hofkapellmeister, hatte sich im Sommer 1846 aufs »Schäfersche Gut« zurückgezogen, um am »Lohengrin« zu arbeiten. 1907 wurde daher in der Richard-Wagner-Straße 6 das Lohengrinhaus zum Museum. Zum 200. Geburtstag Wagners 2013 saniert, zeigt es außer der Ausstellung zum Lohengrin u. a. nachgestaltete Räume und eine Totenmaske des Komponisten. Auch das benachbarte Jagdschloss Graupa hat man bis 2013 restauriert; es widmet sich nun in sechs Räumen den sächsischen Lebensabschnitten Wagners, seiner Dichtung, Kompositions- und Bühnentechnik. Auf dem Richard-Wagner-Kulturpfad erfahren Sie im wunderschönen Schlosspark mehr über sein Leben und Wirken. Vom Lohengrin-Haus führt der Lochmühlenweg in eineinhalb Stunden durch das Wesenitztal und den wildromantischen Liebethaler Grund zur verfallenen Lochmühle. Die einstige Wassermühle und Gaststätte suchte auch Wagner gern auf. Kurz vor der Lochmühle grüßt am Fuß eines Sandsteinfelsens das mit 12,5 m Höhe weltweit größte Wagnerdenkmal, 1933 von Richard Guhr geschaffen.
Jagdschloss Graupa : Di. – Fr. 11 – 17, Sa./So. 10 – 17, im Sommer Sa./So. bis 18 Uhr | Eintritt: Erw. 7 € | Führung n. V., Tel. 03501 461 96 50 www.wagnerstaetten.de
Lage: Zentrum Altstadt | Innenstadtplan: C 3/4 | Straßenbahn: Hauptbahnhof (Linien 3, 7, 8, 10), Prager Str. (Linien 3, 8, 11, 12)
Pusteblumenbrunnen, UFA-Kristallpalast und jede Menge Shopping – die Prager Straße ist ein lebendiger Fußgängerboulevard mit Geschäften, Restaurants und einem der längsten Wohnhäuser Deutschlands. Flaniermodus an und los geht’s!
Shoppingmeile mit Pusteblumen
Schon früher kauften die Dresdner hier ein: Ab 1851 errichtet, verband die prächtige Prager Straße Innenstadt und Böhmischen Bahnhof. An seiner Stelle entstand 1892 bis 1898 der Dresdner Hauptbahnhof. Der neobarocke »Königspavillon« an der Nordseite war einst exklusiver Zugang des sächsischen Regenten, zu DDR-Zeiten befand sich hier ein Kino. Nach 2000 wurde der Bahnhof umgebaut, Stararchitekt Sir Norman Foster ersetzte dabei das alte Glasdach durch eine durchscheinende Teflon-Membran aus Glasfaser.
Auch heute ist die Flaniermeile der Weg ins Zentrum. Nach dem Krieg lag die Fläche brach, erst 1965 bis 1978 entstand hier eine der ersten Fußgängerzonen der DDR. Obwohl sie als Zeugnis der Nachkriegsmoderne ihren Platz in der Architekturgeschichte hat, blieb sie ohne Denkmalstatus. Nach 1989 kam es daher zu Eingriffen ins Ensemble: Laubengänge wichen, der Blick aufs Rundkino wurde verbaut. Die Shoppingmall Centrum Galerie von Peter Kulka ersetzte das Centrum-Warenhaus, dessen Wabenfassade der Neubau zitiert. Erhalten blieben das Scheibenhochhaus des Hotels Pullmann Newa und das quer zur Straße stehende Dreiergespann dreier Hotels. Den Abschluss zur Ostseite bildet ein 240 m langes Wohnhaus mit 11 Etagen; die vorbildlich sanierte »Wohnmaschine« von 1969 war inspiriert von Le Corbusier. Dahinter steht der dekonstruktivistische UFA Kristallpalast der Architektengruppe Coop Himmelb(l)au – ein umstrittenes, prämiertes Glanzstück moderner Architektur.
Eingermaßen bedauerlich ist die Veränderung der Freiflächen: Die rhythmische Gliederung durch Hochbeete und quere Wasserbecken wich schon 2004 Wasserbändern und Baumreihen, der beliebte »Pusteblumenbrunnen« von Leonie Wirth hat nur noch die Hälfte seiner Blüten.
Lage: nordwestlich elbabwärts | Straßenbahn: S 1 bis Radebeul-Ost | Straßenbahn: Haltestellen Schildenstr. (Karl-May-Museum), Landesbühnen Sachsen (Hoflößnitz), Schloss Wackerbarth (Linie 4)
Radebeul beherbergt nicht nur die Villa Shatterhand, sondern gilt auch als Stadt der Millionäre, als »sächsisches Nizza«. Sicher ist: In der »Wein- und Gartenstadt« kann man sich auch ohne millionenschweres Konto wie Gott in Frankreich fühlen.
Weinstadt an der Elbe
Gleich hinter der Dresdner Stadtgrenze liegt Radebeul zwischen der Elbe und den Weinbergen der Lößnitz. Ein Besuch kann locker einen Tag brauchen, es gibt viel zu entdecken: Gegen einen 397-Stufen-Aufstieg bekommen Sie einen fantastischen Blick. Theoretisch lernen Sie den sächsischen Wein im Museum kennen, praktisch auf Weingütern, in Strauß- und Besenwirtschaften. Und abends? Theater! Die Landesbühnen Sachsen haben hier ihr Stammhaus >>>.
Radebeul ist eines der Highlights an der Sächsischen Weinstraße, seit dem 13. Jh. wird hier Wein angebaut. Nach dem katastrophalen Reblausbefall Ende des 19. Jh.s baute man Kureinrichtungen und Villen für reiche Dresdner – und Radebeul avancierte zum »sächsischen Nizza«.
Im Karl-May-Museum waltet die Fantasie. Die Sammlung in der Villa Bärenfett stellt as echte Leben der nordamerikanischen Präre-Indianer vor.
Radebeuls berühmtester Sohn kommt aus dem Erzgebirge und heißt Karl May (Interessante Menschen >>>). 1888 zog er von Dresden nach Kötzschenbroda, ein paar Jahre später in eine Villa in der Kirchstr. 5. Die Straße trägt heute seinen Namen und im Blockhaus im Garten der »Villa Shatterhand« wurde schon 1928 das Karl-May-Museum eingerichtet. Dort lassen spannende und kuriose Exponate die Herzen der Fans von Winnetou, Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi höher schlagen, z. B. Souvenirs von Mays nachgeholten Reisen in den Orient und nach Nordamerika, die »Silberbüchse Winnetous« und der »Bärentöter Old Shatterhands«, angefertigt von einem Dresdner Büchsenmacher, sowie ein Original-Henrystutzen.
Die ethnologische Sammlung zur Geschichte der amerikanischen Ureinwohner in der »Villa Bärenfett« ist eine der wertvollsten in Europa. Die Objekte stammen zum großen Teil vom Artisten und Museums-Mitbegründer Patty Frank. In den kommenden Jahren soll der Museumskomplex schrittweise modernisiert werden.
Karl Mays Grabmal in Form eines griechischen Tempels liegt auf dem Friedhof Radebeul-Ost. Jedes Jahr am Wochenende nach Himmelfahrt kommen Fans aus aller Welt zu den »Karl-May-Festtagen« mit Westerncamps, Country-Musik, Westernreiten und einem stilechten Zugüberfall. Zu den Höhepunkten gehören die Pow Wows mit Ureinwohnern aus Kanada oder den USA.
Karl-May-Straße 5 März – Okt. Di. – So. 9 – 18, Nov. – Feb. 10 – 17 Uhr Erw. 9 €, Kinder 4 – 16 Jahre 3 €, Familienkarte für 2 Erw. und 2 Kinder 20 € | www.karl-may-museum.de, www.karl-may-fest.de
© Dumont Bildarchiv/Ernst Wrba
Die Weinberge der Lößnitz liegen im mildesten Abschnitt des Elbtals und bringen Qualitätstropfen hervor wie Müller Thurgau, Riesling, Weißburgunder, Traminer. Das um 1600 im Renaissancestil erbaute Bennoschlösschen an der Bennostr. 35 ist das älteste Herrenhaus eines Weinguts in der Lößnitz. In der Weinbergstr. 10 liegt das Weingut Karl Friedrich Aust mit dem »Meinholdschen Turmhaus«. Das Restaurant bietet Riesling oder im Barriquefass gereiften Spätburgunder und ausgezeichnete Speisen (www.weingut-aust.de). Das Weingut »Drei Herren« wird als einziges in Sachsen von der DLG in der Top-100-Liste der besten deutschen Weinerzeuger geführt. Es bietet eine einzigartige Symbiose aus Wein, Kunst und exzellenter Gastronomie samt Sonnenterrasse (www.dreiherren.de).
Schloss Hoflößnitz wurde um 1650 von Johann Georg I. als Lust- und Berghaus gebaut. Heute beherbergt es das Sächsische Weinbaumuseum Hoflößnitz und das Besucher- und Informationszentrum Sächsische Weinstraße. Ein Kleinod ist der für Veranstaltungen genutzte Festsaal mit barocker Kassettendecke, den Albert Eyckhout mit über 80 exotischen Vögeln bemalte. Das Weingut Hoflößnitz produziert ökologisch zertifizierte Weine, die man am besten auf der Terrasse (tgl. ab 11 Uhr) zum Flammkuchen genießt.
Nördlich vom Schloss führt die malerische Spitzhaustreppe fast 400 Stufen hinauf zum Bismarckturm und dem 1622 errichteten Spitzhaus. Von hier blicken Sie über die Weinberge und das Elbtal – herrlich! Stärken können Sie sich im Panoramarestaurant Spitzhaus.
Schloss Hoflößnitz: Knohllweg 37 | Infozentrum tgl. 10 – 18, Museum Di. – So. 10 – 18 Uhr | Erw. 3 € | Sa./So. Führungen 11 Uhr, 5 € | regelmäßig Sonderausstellungen, Kammerkonzerte | www.hofloessnitz.de
Am westlichen Ende von Radebeul liegt das Sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth – vom Dresdner Zentrum nehmen Sie einfach die Straßenbahnlinie 4 (Haltestelle Schloss Wackerbarth). Reichsgraf August Christoph von Wackerbarth, Staatsminister unter August dem Starken, ließ das zweigeschossige Palais ab 1727 von Johann Christoph Knöffel als Alterssitz bauen. Der terrassenartige Garten führt über eine Treppe hinauf zum achteckigen Belvedere von 1885. Nach 2000 kamen Gebäude für die Wein- und Sektmanufaktur dazu. »Europas erstes Erlebnisweingut«, gleichzeitig Sachsens älteste Sektkellerei, können Sie im Rahmen von Führungen inkl. Verkostung besichtigen. Im Gasthaus verwöhnt Chefkoch Mirko Pfuhland mit exzellenten Speisen. Sonntags gibt es ab 10 Uhr Winzerbrunch. Eintägige Seminare mit Weinprobe bietet die Sächsische Weinakademie.
Gutseigener Markt: Jan. – März tgl. 10 – 18, April – Dez. tgl. 10 – 19 Uhr | tgl. mehrere Wein- und Sektführungen, Erw. 12 € mit Verkostung von drei Weinen oder Sekten | Gasthaus Mo Ruhetag, im Januar geschlossen | www.schloss-wackerbarth.de
Im Panoramarestaurant mit Terrasse können Sie Sächsischen Sauerbraten in Rosinensauce oder Kalbsbrust mit Kartoffel-Steinpilz-Stampf genießen – oder ein Candle-Light-Dinner mit vier Gängen? Zum Übernachten stehen zwei romantische Suiten bereit.
Das romantische Herrenhaus ließ Freiherr Christian Friedrich von Gregory 1783 – 1789 in einem französischen Park unterhalb der Rebberge bauen. Logiert wird in 16 liebevoll eingerichteten Zimmern und Suiten. Unterm 200 Jahre alten Bleikristall-Lüster serviert das stimmungsvolle Restaurant »Atelier Sanssouci« im Gartensaal erlesene Speisen.
… gibt es in hübsch restaurierten Häusern am alten Dorfanger von Altkötzschenbroda. Am letzten Septemberwochenende ist hier das Herbst- und Weinfest mit Internationalem Wandertheaterfestival.
Lage: Schlossplatz | Innenstadtplan: C 2 | Straßenbahn: Postplatz (Linien 1, 2, 4, 6, 8, 9, 11, 12), Theaterplatz (Linien 4, 8, 9) | Museen: Mi. – Mo. 10 – 18 Uhr | Eintritt: Residenzschloss Erw. 12 €, Zeitticket Historisches Grünes Gewölbe 12 €, Kombiticket Schloss und Zeitticket Historisches Grünes Gewölbe Erw. 21 €, unter 17 Jahre freier Eintritt für alle Schlossmuseen, Audioguide kostenlos | Schlossführung tgl. 11 und 14 Uhr außer Di., Zeitkarten und Tickets für Führungen gibt es vorab im Internet und unter Tel. 0351 49 14 20 00, Restkarten für den jeweiligen Tag online oder an der Kasse im Kleinen Schlosshof | www.skd.museum
Die einstigen sächsischen Herrscher würden Augen manchen, wenn sie sehen könnten, was aus ihrer Residenz geworden ist: Nach Jahrzehnten als trostlose Ruine erstrahlt das Schloss heute wieder in voller Pracht und seine exzellenten Museen werden von Menschen aus aller Welt erobert.
Museumsschloss
Über Jahrhunderte war das prächtige Schloss das Machtzentrum der sächsischen Kurfürsten und Könige, heute ist es eine Residenz der Kunst und Wissenschaft . Dabei hätte Dresden es fast verloren: Im Zweiten Weltkrieg brannte ein Teil des Ensembles aus, ein Teil stürzte ein. Lange sah es so aus, als wäre es nicht zu retten – aber Denkmalpfleger und Architekten kämpften um seinen Erhalt. Anfang der 1980er-Jahre wurden die ersten Räume über dem Löwentor wieder nutzbar gemacht, wenig später verkündete Erich Honecker persönlich den Wiederaufbau, doch das Geld fehlte. Die schleppenden Arbeiten nahmen erst nach der Wende richtig Fahrt auf. Seither konnten die Dresdner und ihre Gäste die erstaunliche Wiederauferstehung des Residenzschlosses beobachten.
Renaissance und Neorenaissance bestimmen den prachtvollen Anblick des wiederaufgebauten Schlosses. Die Residenz von Kunst und Wissenschaft zieht Wissbegierige und Kunstliebhaber an, erst recht seit Grünes Gewölbe, Kupferstich-Kabinett, Münzkabinett und Rüstkammer hier eingezogen sind.
Das stattliche Torgebäude erhielt 1899 bis 1901 während eines umfassenden Schlossumbaus seine heutige Neorenaissance-Gestalt. Am elbseitigen Giebel ist ein 4 m großes Reiterstandbild angebracht. Es zeigt Herzog Georg den Bärtigen, den Namensgeber des Baus.
Die fantastische Aussicht über die Schlossanlage und die Altstadt von der Plattform in 39 m Höhe sollten Sie sich nicht entgehen lassen. Die barocke Turmhaube wurde einst von Wolf Caspar Klengel entworfen und im Zweiten Weltkrieg zerstört. 1991 hat man sie rekonstruiert.
Mit dem Historischen Grünen Gewölbe ist die Schatzkammer Augusts des Starken als barockes Gesamtkunstwerk wiederauferstanden. Der Besuch ist nur mit Zeittickets möglich. Das Neue Grüne Gewölbe präsentiert eine Etage darüber in einer modern gestalteten Ausstellung über 1 000 Kostbarkeiten der Juwelier- und Goldschmiedekunst aus drei Jahrhunderten.
In Wechselausstellungen zeigt das Museum Zeichnungen, grafische Werke und Fotografien aus eigenem Bestand sowie Leihgaben aus aller Welt.
Sachsens Kurfürsten und Könige trugen vom 16. bis 19. Jh. in ihrer Rüstkammer Schätze der sogenannten »Türkenmode« zusammen: Waffen, Rüstungen, Sättel und Textilkunst.
Im Hauptsaal der Residenz können Sie über 350 kostbare Prunkwaffen bewundern. Viele sind zu aufwendigen Turnierszenen arrangiert.
Als hier in der ersten Hälfte des 13. Jh.s eine Burg zum Schutz der Elbbrücke gebaut wurde, hätte keiner gedacht, dass sie einmal Sitz der sächsischen Herrscher werden würde – für mehr als 350 Jahre. 1289 wurde das »castrum« erstmals erwähnt, im 15. und 16. Jh. ausgebaut: Die Burg war bereits zur Vierflügelanlage geworden, als die Albertiner sie 1485 nach der »Leipziger Teilung« zu ihrer Residenz erhoben. Von nun an erweiterte jeder neue Bewohner sie nach seinen Bedürfnissen, Machtansprüchen und der Mode der Zeit: Herzog Georg fügte 1530 – 1535 den Georgenbau im Stil der Frührenaissance hinzu. Seine Nachfolger Moritz und August machten aus der Burg ein Schloss und schufen so einen der bedeutendsten Renaissancebauten auf deutschem Boden; es entstanden Schlosskapelle, Westflügel und Großer Schlosshof. Nach einem Brand baute August der Starke bis 1719 Georgenbau und Ostflügel wieder auf.
Anlässlich der 800-Jahr-Feier des Hauses Wettin erhielt das Schloss ab 1889 u. a. einheitliche Neorenaissance-Fassaden sowie Brücken zu Taschenbergpalais und Hofkirche. Nachdem es 1918 seinen Status als königliche Residenz verlor, eröffnete 1922 das Schlossmuseum. 1945 zerstörten Bomben die Anlage. Obwohl 1962 der Wiederaufbau mit dem Georgenbau begann, blieben große Teile fast 40 Jahre Ruinen. Zum 800-jährigen Stadtjubiläum 2006 erstrahlte das Residenzschloss äußerlich in altem Glanz. Die wunderschönen Sgrafitto-Fassaden um den Großen Schlosshof sind weitgehend im Stil der Renaissance wiederhergestellt. Bis 2019 soll der Altan rekonstruiert werden, eine viergeschossige Loggia auf der Rückseite des Hausmannsturms mit den größten farbigen Renaissancefresken nördlich der Alpen.
Heute beherbergt das Residenzschloss eine Reihe großartiger Museen: 2002 zog das Münzkabinett in den Georgenbau, 2004 folgte die Kunstbibliothek im Südflügel, das Kupferstichkabinett und das Neue Grüne Gewölbe öffneten im Westflügel ihre Pforten. Zwei Jahre später war das Historische Grüne Gewölbe rekonstruiert, 2009 bezog die Türckische Cammer neue Räume. Seit 2013 ist der Riesensaal Schauplatz des Turnierwesens. Im Georgenbau eröffnete 2015 das Münzkabinett neu, 2016 folgte im ersten Stock die prachtvolle Dauerausstellung »Weltsicht und Wissen um 1600«. Zum 500. Reformationsjubiläum wurde 2017 der Renaissanceflügel vollendet. Bis 2019 sollen die Paraderäume Augusts des Starken fertig werden.
Im Kleinen Schlosshof, dessen Fassaden unter Beibehaltung von Kriegsschäden restauriert und transparent überdacht wurden, ist das Hauptfoyer mit den Kassen. Einen guten Überblick über die Anlage und die Altstadt haben Sie von der Plattform des Hausmannsturms.
Ein Paradebeispiel ist die »Schöne Pforte«, die Giovanni Maria da Padua und Hans Walther II. um 1555 für die Schlosskapelle schufen. Sie gilt als vollkommenste Portalgestaltung der deutschen Renaissance und ist nach ihrer Restaurierung an die Schlosskapelle zurückgekehrt. In den Portalnischen stehen links Johannes der Täufer und der Evangelist Johannes, rechts Moses und Petrus. Das Relief im Mittelfeld der Attika stellt die Auferstehungsgeschichte dar, daneben sind Jesaja und Paulus zu sehen. Die Schlosskapelle aus der Mitte des 16. Jh.s ist nur zu Veranstaltungen geöffnet, dann lohnt aber ein Blick auf die meisterhaft rekonstruierten Schlingrippengewölbe.
Das Georgentor war ursprünglich der Stadtausgang zur Elbbrücke. 1898 – 1901 verwandelte sich das stattliche Torgebäude bei der Schlossneugestaltung in ein prächtiges Bauwerk im Neorenaissancestil mit Staffelgiebel und Erker. Eines der bedeutendsten Renaissancedenkmäler Dresdens vom ersten Georgentor schmückt heute die Dreikönigskirche >>>: der Fries des »Dresdner Totentanzes«. Der Georgenbau verbindet das Schloss mit dem Stallhof und dem Langen Gang, die zum Johanneum >>> führen. Der Stallhof ist einer der ältesten erhaltenen Turnierplätze der Welt. Die zwei bronzenen Ringstechsäulen dienten im 17. Jh. dem »Ringelstechen«, bei dem Reiter mit einer Lanze einen hoch hängenden Ring treffen mussten. Im Advent findet hier die beliebte Mittelalter-Weihnacht statt.
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An der Außenseite des Langen Gangs sind entlang der Augustusstraße auf dem 102 m langen Fürstenzug 93 bedeutende Sachsen verewigt. Der Gedanke, die Wandfläche künstlerisch zu gestalten, war nicht neu: Schon 1589 hatte sie ein Reiterzug in Kalkfarbenmalerei geschmückt, der jedoch verblichen war. Anlässlich der 800-Jahr-Feier des Hauses Wettin brachte Wilhelm Walther, Professor an der Kunstakademie, von 1872 bis 1876 sein Bild vom Zug der Wettiner Fürsten in Sgraffitotechnik an der Wand an. Wegen Verwitterungsschäden wurde das Bild keine 30 Jahre später auf Meissener Porzellan übertragen: In der Meissener Manufaktur wurden 24 600 Fliesen gebrannt und 1907 fugenlos an der 957 m² großen Fläche angebracht. Wie durch ein Wunder überstanden sie 1945 unbeschadet die Bombenangriffe. Den 35 Herrschern des Hauses Wettin von 1123 bis 1904 – es fehlen Heinrich I., Heinrich II. sowie der letzte Sachsenkönig Friedrich August III. – folgen Vertreter von Kunst und Wissenschaft aus der Kreuzschule, der Leipziger Universität und der Technischen Bildungsanstalt in Dresden. Den Zug beschließen der Maler Adrian Ludwig Richter, die Bildhauer Ernst Julius Hähnel und Johannes Schilling, schließlich Wilhelm Walther selbst mit Gehilfen sowie der Direktor der öffentlichen königlichen Bibliothek, Ernst Wilhelm Förstemann. Der Fürstenzug gilt als größtes Porzellanbild der Welt.
August der Starke erwarb 1705 neben dem Schloss das damalige Haus auf dem Taschenberg, um an dessen Stelle ein luxuriöses Liebesnest für sich und seine Mätresse, die Reichsgräfin Cosel, zu bauen (Interessante Menschen >>>). Johann Friedrich Karcher und Matthäus Daniel Pöppelmann errichteten das barocke Taschenbergpalais in Augusts Auftrag bis 1708. Nachdem die Cosel in Ungnade gefallen war und ausziehen musste, ließen es der Kurfürst und seine Nachfolger mehrfach umbauen. Das im Krieg zerstörte Gebäude wurde äußerlich fast originalgetreu wiederhergestellt, auch die schöne barocke Treppenanlage hat man rekonstruiert. Seit 1995 logiert hier das elegante Hotel Kempinski. Der Flügel am westlichen Ehrenhof ist durch einen Übergang mit dem Schloss verbunden. Am Eingang zum Sophienkeller an der Zwingerseite erinnert seit 1843 der neogotische Cholerabrunnen von Gottfried Semper an den Dank der Stadt, die 1840/1841 von der Cholera verschont blieb. Semper gab ihm nach dem Vorbild des »Schönen Brunnens« in Nürnberg die Form eines 18 m hohen gotischen Turms oder Sakramentshäuschens.
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Eine der prachtvollsten Preziosensammlungen der Welt zeigt das »Grüne Gewölbe«. Seinen Namen verdankt es der kurfürstlichen »Geheimen Verwahrung«: In diesem Raum mit grünen Wänden im Westflügel wurden Staatsdokumente, Geld und Juwelen verwahrt, seit dem 16. Jh. nannten die Schlossbewohner ihn »Grünes Gewölbe«. Aus diesem Bestand, der Kunstkammer und der Silberkammer stellte August der Starke eine laufend ergänzte Sammlung zusammen, die in eben jenem Gewölbe 1723/1724 erstmals der Öffentlichkeit und ab 1730 in acht Räumen präsentiert wurde. Die von Matthäus Daniel Pöppelmann gestalteten Räume wurden 1945 schwer beschädigt, die Sammlung fiel in die Hände sowjetischer Truppen und kehrte erst 1958 nach Dresden zurück. Heute werden die Stücke in aufwendig rekonstruierten Räumen gezeigt: Während das Historische Grüne Gewölbe den ursprünglichen Raumeindruck vermittelt und die barocke Prachtfülle auf die Betrachter wirken lässt, stellt das Neue Grüne Gewölbe das einzelne Kunstwerk in den Mittelpunkt.
Nur mit einem Zeitticket >>> können Sie das Historische Grüne Gewölbe im Erdgeschoss des Westflügels besichtigen: Die Schatzkammer beruht auf einer Idee von August dem Starken und wurde von Matthäus Daniel Pöppelmann 1733 als spätbarockes Gesamtkunstwerk gestaltet – als solches wurde sie rekonstruiert mit üppig gestalteten Schauwänden und Prunktischen. Der Rundgang führt durch neun Säle mit wertvollsten Stücken, beginnend im Bernsteinkabinett über das Elfenbein- und Weißgoldzimmer sowie das Silbervergoldete Zimmer bis in den fast völlig verspiegelten Preziosensaal. Nach dem Wappenzimmer kommt der Höhepunkt: das Juwelenzimmer mit den Edelsteingarnituren der sächsisch-polnischen Könige sowie dem Schmuck der Kurfürsten. Hier sehen Sie auch den »Mohr mit Smaragdstufe« von Bildhauer Balthasar Permoser und Hofgoldschmied Johann Melchior Dinglinger. In den zwei anschließenden Bronzezimmern sind zahlreiche Kleinbronzen aufgestellt.
Fast unglaublich scheint die Vielfalt der Schmuck- und Trinkgefäße, Schatullen, Figürchen und Brillantgarnituren, darunter eine mit dem größten grünen Brillanten der Welt. Zehn Räume zeigen ausgesuchte Kostbarkeiten: Im Mittelpunkt des südwestlichen Eckturms mit Mikroschnitzereien steht einer der Publikumslieblinge: der »Kirschkern mit 185 geschnitzten Köpfen« von 1589, der eigentlich »nur« 113 Gesichter zeigt. Traumhaft ist der Dinglinger-Saal mit Preziosen und Kabinettstücken aus dem 18. Jh., die Hauptwerke stammen aus dem augusteischen Barock von Balthasar Permoser und Johann Melchior Dinglinger. Letzterer begründete Ende des 17. Jh.s die berühmte Schule der Dresdner Juwelierkunst. Besondere Highlights: »Das Goldene Kaffeezeug« für August den Starken (1697 – 1701) und das opulente Werk »Der Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aureng Zeb« mit 137 goldenen, farbig emaillierten Figuren. 5 223 Diamanten, 189 Rubine, 175 Smaragde, 53 Perlen, zwei Kameen und einen Saphir verarbeiteten Dinglinger, sein Bruder und 12 Gehilfen dafür von 1701 bis 1708; heute fehlen 391 Edelsteine und Perlen. August der Starke zahlte für das Kunstwerk 58 485 Taler – über 16 000 Taler mehr als für den Bau von Schloss Moritzburg. Aureng Zeb herrschte 1658 – 1707 über den indischen Subkontinent.
Ein weiteres Beispiel für die Sammelleidenschaften der Kurfürsten ist die Rüstkammer. Sie ging hervor aus der herzoglichen Harnischkammer, die Albrecht der Beherzte gründete, als Dresden 1485 zur Residenz wurde. Über die Jahrhunderte sammelten die sächsischen Herrscher hier reich verzierte Rüstungen und Waffen, aber auch prächtige Kleider und Reitzeuge. Vieles wurde von hofeigenen Handwerkern angefertigt oder gekauft, manches kam als Geschenk oder als Kriegsbeute in die Kammer. Mit der Zeit wuchs daraus eine der bedeutendsten und mit 13 000 Einzelstücken auch größten Prunkwaffen- und Kostümsammlungen Europas. Nach Zwischenstationen in Johanneum und Zwinger zog die Rüstkammer ab 2010 mit mehreren Ausstellungen ins Residenzschloss ein.
Der Sohn Augusts des Starken hatte den Riesensaal zwar schmählicherweise in mehrere Räume unterteilt – aber 280 Jahre später erstrahlt der 57 m lange und 13 m breite Hauptsaal wieder in vollem Glanz, modern interpretiert vom Dresdner Architekten Peter Kulka. Heute werden hier 380 spektakuläre Rüstungen und Waffen nicht nur gezeigt, sondern auch in lebensgroßen Turnierszenen inszeniert. Drei Hauptturnierarten des 16. Jh.s sind dargestellt: das Scharfrennen, das Pallienstechen und das Fußturnier. Von der Kunstfertigkeit der Schmiede jener Zeit zeugen die Prunkharnische des Antwerpener Meisters Eliseus Libaerts. Dass schon der Nachwuchs in die höfischen Turnierspiele einbezogen wurde, belegen mehrere Kinderharnische. Sie erreichen den Riesensaal über die 1692 erbaute »Englische Treppe« von Johann Georg Starcke. Sie erhielt ihren Namen ein Jahr später, als der englische Gesandte Kurfürst Johann Georg IV. zum Ritter des Englischen Hosenbandordens ernannte.
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Über die »Englische Treppe« oder das Haupttreppenhaus erreichen Sie im zweiten Stock eine der ältesten und bedeutendsten Sammlungen osmanischer Kunst außerhalb der Türkei. Nur die wenigsten der über 600 Waffen, Helme, Rüstungen und Textilien sind Trophäen aus den Türkenkriegen, an denen Sachsen als Verbündeter der Habsburger teilgenommen hatte. Einige Stücke waren diplomatische Gastgeschenke internationaler Besucher wie der Medici, den Großteil aber ließ August der Starke im damaligen Konstantinopel einkaufen. Er nutzte die repräsentativen Stücke als Originalkostüme und Kulissen für seine prachtvollen Hoffeste im Zwinger >>> oder beim legendären »Zeithainer Lager« 1730. Das größte und eindrucksvollste Objekt der Ausstellung ist ein 20 m langes, 8 m breites und 6 m hohes osmanisches Dreimastzelt aus goldbestickter Seide. Bemerkenswert ist auch das prachtvolle historische Reitzeug auf den geschnitzten Pferden.
In der ersten Etage des Ost- und Nordflügels gehen seit 2017 gleich zwei Ausstellungen der Verbindung von Mode und Macht in Renaissance und Frühbarock nach. Die Prunkwaffen, Textilien und Herrscherbildnisse der ersten waren live dabei »Auf dem Weg zur Kurfürstenmacht« von 1400 bis 1600 und erzählen auf ihre Art von den Machtkämpfen der Zeit. Goldener Glanz und Spitzenverzierungen erwarten Sie in der Ausstellung über die »Kurfürstliche Garderobe« zwischen 1550 und 1650. Nach jahrelanger Restauration können die Prunkgewänder erstmals wieder bewundert werden. Besonders interessant ist das »Landschaftskleid« von Kurfürst Johann Georg I., das seine Mutter ihm 1611 zum Regierungsantritt schenkte: Aufgestickt ist die Elblandschaft mit der Residenz Dresden.
Die Ausstellung »Weltsicht und Wissen um 1600« im ersten Stock des Georgenbaus demonstriert die Vielfalt der Kunstkammer, u. a. mit einem Saal zu Kunstkammer-Gründer Kurfürst August, mit Möbeln, Instrumenten und exotischen Kunstobjekten der Spätrenaissance.
Ein Stockwerk unter der Türckischen Cammer verbindet die »Fürstengalerie« die »Englische Treppe« mit dem Neuen Grünen Gewölbe. Hier sind die wettinischen Herrscher in Form von Ölgemälden oder Marmorbüsten versammelt.
Irgendwann muss man sich emanzipieren: Das Kupferstich-Kabinett, eine der ältesten und reichsten grafischen Sammlungen der Welt, ging 1720 als eigenständige Einrichtung aus der 1560 gegründeten Kunstkammer hervor. Seit 2004 residiert es in deren ehemaligen Räumen im dritten Stock. Das Angebot ist riesig, das Museum besitzt über 500 000 Arbeiten aus acht Jahrhunderten, neben Kupferstichen auch Radierungen, Lithografien, Aquarelle und Gouachen sowie Fotografien und illustrierte Bücher. Unter den 20 000 vertretenen Künstlern finden sich Namen wie Cranach, Dürer, Raffael, Rembrandt, Caspar David Friedrich oder Picasso.
Mit Münzen, Medaillen, Banknoten und historischen Wertpapieren, Stempeln und Petschaften zeichnet der Georgenbau die Entwicklung des Geldwesens nach. Das Münzkabinett geht auf Georg den Bärtigen zurück und zählt zu den größten numismatischen Sammlungen des Landes. Die Ausstellung »Bergbau und Münzprägung in Sachsen« zeichnet 900 Jahre Münzgeschichte nach. Im Elbsaal werden acht Themen »Rund ums Geld« aufgegriffen, u. a. vormünzliche Zahlungsmittel und die Erfolgsgeschichte des Dollars.
Lage: ca. 35 km südöstlich elbaufwärts von Dresden | Straßenbahn: S 1 bis Pirna, Wehlen, Rathen, Königstein, Bad Schandau | Elbdampfer: Anlegestellen in Pirna, Wehlen, Rathen, Königstein, Bad Schandau
Es hat ein paar Millionen Jahre gedauert – aber diese Landschaft ist Mutter Natur wirklich gut gelungen. Wer einmal gesehen hat, wie der Lilienstein aus dem Nebel eines Sommermorgens aufragt, wird den Anblick nie vergessen.
Ein Märchen aus Stein
Das Elbsandsteingebirge ist mit seinem Formenreichtum wohl das außergewöhnlichste der deutschen Mittelgebirge – und das Paradies für Wanderer ist nur einen Katzensprung von Dresden entfernt. 1 200 km markierte Wanderwege führen durch verwunschene Wälder, mystische Schluchten, vorbei an bizarren Sandsteinformationen und zu immer wieder atemberaubenden Aussichten. Die Sächsische Schweiz gilt als eines der ältesten Klettergebiete der Welt: Das »Free Climbing« wurde hier erfunden. Wer weder wandern noch klettern will, besucht die Festung Königstein, eine der größten Bergfestungen Europas. Die lässt sich ganz locker mit dem Fahrstuhl bezwingen.
Der Schweizer Porträtmaler Anton Graff und sein Landsmann, der Kupferstecher Adrian Zingg, wurden 1766 an die Dresdner Kunstakademie berufen. Bei ihren Wanderungen durch das Elbsandsteingebirge mit dem Skizzenbuch fühlten sie sich ans heimatliche Juragebirge erinnert. Ihre Briefe nach Hause versahen sie nun mit »Grüßen aus der Sächsischen Schweiz«, was die Neugier ihrer Künstlerfreunde weckte. So tauchte um 1790 der Name »Sächsische Schweiz« in der Literatur auf und wurde durch die deutsche Romantik bald zum Allgemeingut. Künstler wie Caspar David Friedrich und Ludwig Richter zogen »zurück zur Natur« auf dem tatsächlich so getauften Malerweg von Dresden über Pillnitz nach Wehlen, Hohnstein und Bad Schandau. Friedrich schuf mit dem »Wanderer über dem Nebelmeer« ein programmatisches Gemälde romantischer Naturbegeisterung – inspiriert von der Sächsischen Schweiz. Den Künstlern folgten die Touristen, ab Mitte des 19. Jh.s begann mit Dampfschiff und Eisenbahn die eigentliche Erschließung.
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Den 112 km langen Malerweg können Sie auch heute noch ablaufen, schließlich ist keiner der vielen Wanderwege durch die Sächsische Schweiz so schön wie er. Zeit und Kondition braucht man, um eine oder mehrere der acht Etappen zu bewältigen. Aber es lohnt sich!
In der Kreidezeit vor rund 100 Mio. Jahren bedeckte ein riesiges Meer das Gebiet der heutigen Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Seine Zuflüsse lagerten über lange Zeit Sand am Meeresboden ab. Als sich das Meer zurückzog, hinterließ es eine 600 m mächtige Sandsteinplatte, die über viele Mio. Jahre von der Elbe und ihren Nebenflüssen eingeschnitten wurde. Wasser und Wind, Hitze und Frost verwandelten sie in eine bizarre Erosionslandschaft mit erhabenen Tafelbergen, zerklüfteten Kaminen, schroffen Felswänden und wilden Schluchten. Durch vulkanische Aktivitäten entstanden zudem kegelförmige Basaltkuppen. Die sandsteinernen Tafelberge, die aus den Ebenheiten ragen, heißen »Stein« (Lilienstein, Königstein), die Vulkankegel »Berg« (Großer und Kleiner Winterberg).
Noch kurz vor Auflösung der DDR wurde am 12. September 1990 der Nationalpark Sächsische Schweiz geschaffen. Zehn Jahre später war auch die Böhmische Schweiz Nationalpark. Auf deutscher Seite stehen 93,5 km² unter Natur- und Landschaftsschutz.
Der kleine Kurort Rathen ist mit seinen hübschen Fachwerkhäusern eines der beliebtesten Ausflugs- und Urlaubsziele in der Sächsischen Schweiz. Unterhalb der 1261 erwähnten Burg »Ratin« entstand ein Dorf der Fischer und Schiffer. Mit Beginn der Elbe-Dampfschifffahrt 1836 und Fertigstellung der Bahnlinie Dresden – Schmilka 1850 begann der Aufstieg zum Kurort. Von Oberrathen am linkselbischen Ufer können Sie mit der Gierseilfähre nach Niederrathen übersetzen.
Rathen ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen zur Bastei, dem berühmtesten Aussichtspunkt der Sächsischen Schweiz. 193 m über der Elbe sind Sie hier und wenn Nebelschwaden aus dem Tal aufsteigen, wünscht man sich, Poet oder Maler zu sein, um den Augenblick adäquat festzuhalten. Seit 2016 sind die vorderen 10 m des Felsplateaus zur Sicherheit gesperrt – den atemberaubenden Blick über zerklüftete Felsen und das sanfte Grün der Kiefern können Sie trotzdem genießen. Ganz in der Nähe liegt die 76,5 m lange Basteibrücke von 1851, ein Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz. Sie führt über die »Mardertelle« zur Felsenburg Neurathen. Der Obulus lohnt für die halb verfallene Anlage, die man über schwindelerregende Treppen erklimmt: Von hier haben Sie einen wunderbaren Blick auf die Felsen. Zufahrt zur Bastei auch über Lohmen und Rathewalde bis zum Parkplatz an der Basteistraße, dann per Shuttle-Bus weiter.
Durch die sog. Schwedenlöcher gelangen Sie von der Bastei in den 160 m tieferen Amselgrund, zum 1934 angelegten Amselsee und zur Felsenbühne Rathen. Mit ca. 1 800 Plätzen vor steilen Felswänden ist sie die größte Naturbühne Sachsens und eine der schönsten Freilichtbühnen Europas. Die Landesbühnen Sachsen bespielen sie zwischen Mai und September. Die Landschaft am Wehlgrund beeindruckte schon den Maler Adrian Ludwig Richter und inspirierte Carl Maria von Weber zur Wolfsschlucht-Szene im »Freischütz«. Die Oper gehört ebenso zum Repertoire wie Musicals, Gastspiele von Konzert bis Comedy und Bearbeitungen von Karl-May-Werken.
Mit der S-Bahn fahren Sie 35 Min. vom Dresdner Hauptbahnhof bis Rathen. Nach einer Fährüberfahrt über die Elbe und 30 Minuten Spaziergang, gegen Ende bergauf, gelangen Sie zur Felsenbühne.
Theaterkasse: Tel. 03 50 24 77 70 (11 – 16 Uhr) | Tickets auch über 0351 895 42 14 | www.landesbuehnen-sachsen.de
April – Okt. tgl. 9 – 18, Nov. – März tgl. 9 – 17 Uhr, letzter Einlass 1 Std. vor Schließung | Erw. 10 € (Winter 8 €), bis 6 Jahre kostenlos, Familien 25 € (Winter 21 €) | Audioguide Erw. 3 €, bis 12 Jahre frei | Von April bis Okt. mehrmals tgl. Führungen | Sonntagsmusik: zwischen 12 und 16 Uhr zur vollen Stunde 15 Min. auf der Jehmlich-Orgel in der Garnisonskirche | www.festung-koenigstein.de
1 Eingang mit Ravelin und Zugbrücke
2 Torhaus
3 Standort der Zerstörten Blitzeiche
4 Ostspitze der Festung (Königsnase)
5 Pestkasematte
6 Südspitze der Festung (Zobels Ecke)
7 Das Horn mit Seigerturm
8 Georgenbastion
9 Hungerturn (Rösschen)
10 Abstieg von der Festung
Ort aus können Sie in einer Stunde über den teils steilen Malerweg zur Festung hinaufwandern (blauer Balken oder roter Punkt, . Von Ende April bis Okt. und an den Adventswochenenden fährt der Festungsexpress von Königstein bis zum Festungs-Parkhaus. Anreise mit dem Auto über die B 172 bis zum Festungs-Parkhaus, von da zu Fuß oder mit der Bimmelbahn bis zur Kasse, zu Fuß oder mit dem Fahrstuhl hoch aufs Festungsplateau
Hoch über der Stadt Königstein thront sie und beherrscht das Elbtal, ein einzigartiges Zeugnis europäischen Festungsbaus. Weil die Burg nie eingenommen wurde, ist sie bis heute unzerstört und vollständig erhalten. 800 Jahre haben sie zum Ensemble aus Spätgotik, Renaissance, Barock und 19. Jh. gemacht. Die um 1200 angelegte böhmische Königsburg kam 1459 zur Mark Meißen. 1589 begann der Ausbau der Festung, der sich bis Ende des 19 Jh.s zog.
Der markanteste und größte Komplex der Festung ist die Georgenburg, das einstige Staatsgefängnis. Die 1589/1590 erbaute und 1715/1716 aufgestockte Alte Kaserne gilt als ältester erhaltener Kasernenbau Deutschlands. 1594 wurde das Alte Zeughaus mit einer kreuzgratgewölbten Halle im Erdgeschoss fertig. In der Mitte der Anlage steht die 1676 geweihte und 2000 sanierte Garnisonskirche. Die Friedensburg wurde 1589 als Beobachtungsturm errichtet und später zum barocken Pavillon umgebaut. Sie steht in der nordöstlichen Festungsmauer; von hier haben Sie den besten Blick aufs Elbtal und den Lilienstein, das Wahrzeichen des Nationalparks. Eine 2 200 m lange Ringmauer umgibt das Festungsplateau.
Der Königstein diente dem Dresdner Hof als Zufluchtsstätte in Krisen, hier sicherte man Staatsschätze und Kunstsammlungen. Aber man feierte hier auch höfische Feste und da kommt natürlich August der Starke ins Spiel: Er ließ im Keller der Magdalenenburg – einst Hofquartier und Proviantmagazin – von Zwingerbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann ein Riesenweinfass mit 238 600 l Fassungsvermögen bauen, auf dem ein Tanzboden 30 Paaren Raum für graziöse Menuette bot. Für Gruppen wird das heute nachgestellt mit einer modernen Installation aus Flaschen, Musik und Lichteffekten.
Außerdem wurde hier die Opposition im Land gebändigt: Im Staatsgefängnis der Georgenburg saßen u. a. Porzellanerfinder Johann Friedrich Böttger (1706/1707), der Anarchist Michail Alexandrowitsch Bakunin (1849/1850), August Bebel (1874) und Frank Wedekind (1899). Freiwillig kamen als Gäste Zar Peter I. und Napoleon.
Die Festung beherbergt mehrere Ausstellungen: Im Alten Zeughaus zeigt das Militärhistorische Museum >>> Waffen und Trophäen, im Brunnenhaus werden historische Techniken der Wasserförderung erläutert. Mehr als 30 Räume im Torhaus und in der Streichwehr gehören zur neuen Dauerausstellung »In Lapide Regis«, die so anschaulich wie unterhaltsam 800 Jahre auf dem Königstein zusammenfasst. Hunger und Durst stillen Sie im Offizierskasino, der Napoleonküche oder dem Ausschank »Zum Musketier«. In der Festungsbäckerei gibt es leckere Kuchen, im Erlebnisrestaurant »In den Kasematten« Zeitreisen (nach Voranmeldung). An Adventswochenenden verzaubert ein historisch-romantischer Weihnachtsmarkt.
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Erst seit 1920 führt die Stadt offiziell den Namen Bad Schandau, der Badebetrieb startete hier aber schon um 1730 mit der Entdeckung des »roten Flößgen«, einer eisenhaltigen Quelle. 1799 entstand im Ort das erste Badehaus. Auch heute kann man noch famos die Seele baumeln lassen – Kneippkuren, Thermen und ein breites Wellnessangebot gehören hier einfach mit dazu. Erstmals genannt wurde Schandau 1430, 1445 hatte es schon den Status »Stadt«.
Der Renaissancebau wacht schon seit 1680 über den straßenartigen Marktplatz: Im ältesten Haus hier, dem einstigen Brauhof, befindet sich heute das Haus des Gastes. Gegenüber steht die spätgotische, im 17./18. Jh. umgebaute Kirche. Ihr großer Stolz ist ein zweigeschossiger Renaissance-Altar, der aus einem Sandsteinblock gearbeitet wurde. Hans Walther II. hatte ihn 1572 ursprünglich für die Dresdner Kreuzkirche geschaffen. Die Häuser an der Südseite des Marktes und direkt an der Elbpromenade gehören zum »Hotel Elbresidenz an der Therme« mit Wellnesspark und Restaurant Elbterrasse.
Ayurveda-Massagen, Saunalandschaft, Innen- und Außenschwimmbecken, Strömungskanal und Liegewiesen: Wellness wird hier groß geschrieben, ein Besuch in der Toskana-Therme sorgt für herrliche Urlaubsgefühle. Im Liquid-Sound-Tempel spielt Musik über und unter Wasser, in der Kuppel werden Videos projiziert.
Im Hotel Elbresidenz an der Therme | Markt 1 – 11 | tgl.10 – 22, Fr./Sa. bis 24, bei Vollmond bis 1 Uhr | Erw. 17 – 27 €, Kinder 8,50 – 13,50 €www.toskanaworld.net
Mit dem Historischen Personenaufzug in einem freistehenden, 50 m hohen Turm geht es hinauf in den Ortsteil Ostrau. Hier ließ der Hotelier und Förderer des Fremdenverkehrs Rudolf Sendig zu Beginn des 20. Jh.s eine Villenkolonie im Landhausstil errichten.
30 Minuten braucht die 1898 erbaute Kirnitzschtal-Straßenbahn für die 8 km bis zum angelegten Lichtenhainer Wasserfall, Sie tuckern mit ihr quer durchs wildromantische Tal der Kirnitzsch. Von hier können Sie zum Felsentor des Kuhstalls wandern und weiter durch einen engen Felsspalt zum 336 m hohen Wildenstein – beide bieten eine großartige Aussicht! Vom Wildenstein geht es bei Lust und Laune durch die Nasse Schlucht und über den Fremdenweg auf den Kleinen Winterberg. Nach Süden über den Fremdenweg, der in den Reitstieg mündet, erreichen Sie den 552 m hohen Großen Winterberg
Gaststätte Lichtenhainer Wasserfall: Kirnitzschtalstraße 11, 01855 Sebnitz | Tel. 0359 715 37 33 | www.lichtenhainer-wasserfall.de
Bergwirtschaft Kuhstall: Kuhstall 1, 01814 Bad Schandau im Kirnitzschtal | Tel. 0359 71 83 86 10 | www.berggast.de
3 km elbaufwärts von Bad Schandau beginnt das Wander- und Klettergebiet der Schrammsteine, die zu den markantesten Felsmassiven der Sächsischen Schweiz gehören. Von der Haltestelle der Kirnitzschtalbahn »Ostrauer Brücke« führt ein Wanderweg ins Gebiet. Kletterei hat hier Tradition: Free Climbing wurde an den Felsen des Elbsandsteingebirges erfunden. Bereits im 19. Jh. kam man hier auf die Idee, Haken nur zur Sicherung und nicht zum Hochziehen einzuschlagen, und die eigentliche Kletterei der Kraft der Arme und Finger zu überlassen, schon 1913 entstand das entsprechende Regelwerk.
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Gleich hinter Pirna beginnt die Sächsische Schweiz, kein Wunder hat auch der Stadtname mit ihr zu tun. Er kommt aus dem Sorbischen; »na pernem«, bedeutet »auf dem harten Stein« und bezieht sich wohl auf den Sandstein, von dessen Abbau Pirna jahrhundertelang lebte – und so dazu beitrug, dass berühmte Bauwerke wie die Dresdner Frauenkirche oder das Brandenburger Tor entstanden. Pirnas wunderschöne Altstadt liegt am linken Elbufer und bezaubert mit einem repräsentativen Marktplatz und liebevoll restaurierten Bauten vom Mittelalter über die Renaissance bis zum Barock.
TouristService: Am Markt 7 | Tel. 03501 55 64 46 www.pirna.de
Seit fast 800 Jahren gibt es Pirna, fränkische und thüringische Kaufleute gründeten es als Niederlassung an der Elbfurt. Als solche wurde es 1233 erstmals urkundlich erwähnt, 1291 erstmals als Stadt bezeichnet. Im Mittelalter mauserte es sich zur wichtigsten Siedlung im markmeißnisch-böhmischen Grenzgebiet. 1639 aber begann das »Pirnsche Elend«, als Schweden die Stadt besetzten und 600 Einwohner töteten. 1706 kamen erneut die Schweden, 1756 die Preußen, 1813 die Franzosen. Mit Beginn der Dampfschifffahrt 1836 und dem Anschluss an den Bahnverkehr 1848 erblühte Pirna erneut. Die Herrschaft der Nationalsozialisten brachte das traurigste Kapitel der Stadtgeschichte: In der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein wurden im Rahmen des »Euthanasie«-Programms über 13 000 Menschen umgebracht. Das Ende der DDR erwies sich als Segen für die Altstadt, die nach der Wende saniert und renoviert wurde. Die Jahrhundertfluten 2002 und 2013 trafen den Landkreis und die Stadt schwer, erst 2017 waren die Schäden behoben.
Das Wort »malerisch« wird oft leichtfertig verwendet, aber Pirnas Marktplatz wurde tatsächlich schon in ein Gemälde gegossen – von keinem Geringeren als Canaletto (Interessante Menschen >>>). Sein Zentrum ist das Rathaus, 1396 erstmals erwähnt. 1555 wurde es von Wolf Blechschmidt umgebaut, nach einem Brand 1581 ein zweites Mal, sodass es nun Elemente der Spätgotik und Renaissance besitzt. Der Rathausturm kam erst 1718 dazu. Den Marktplatz umgeben bemerkenswerte Bürgerhäuser unterschiedlicher Epochen. An der Seite zur Elbe, Am Markt 17/18, steht die Stadtapotheke zum Löwen von 1578. Eine Gedenktafel erinnert an den Apotheker Theophilus Jacobäer, der die Stadt im Dreißigjährigen Krieg mit einem Fürbittbrief vor der vollständigen Zerstörung durch die Schweden bewahrte. Das hochgiebelige Haus Nr. 7, Standort des TouristService, wurde 1423 erstmals urkundlich erwähnt. Es heißt Canalettohaus, da Canaletto es auf einem seiner Bilder verewigte. Das spätgotische Haus Nr. 3 gehörte einst Peter Ulrich, Baumeister der Marienkirche. 2011 wurde es vom Dresdner Schauspieler und Kabarettisten Tom Pauls zum Theater umgebaut. Sie wollen den von Canaletto gemalten Marktblick noch länger genießen? Das geht am besten im Café Canaletto in der Schuhgasse 16 bei kleinen Speisen oder herrlichen Torten.
Die mächtige Stadtkirche wurde 1502 – 1546 errichtet. Ihr einzigartiges Netzgewölbe verzieren seit 1546 Ausmalungen, die Jobst Dorndorf zugeschrieben werden. In der Chorapsis sind die vier Evangelisten dargestellt, wobei Lukas und Markus die Züge von Martin Luther bzw. Philipp Melanchthon tragen. Die Deckenmalereien gehören zu den wenigen protestantischen Malereien des 16. Jh.s, die vom Dreißigjährigen Krieg und den Übermalungen des 18./19. Jh.s verschont blieben. Der 10 m hohe Altar aus Pirnaer Sandstein ist eine Arbeit der Gebrüder Schwencke vom Anfang des 17. Jh.s und gilt als eines der bedeutendsten Werke der Spätrenaissance. Prominenter Fan: Schon Goethe lobte den Taufstein wegen seiner Verzierung, auf der 26 Figuren den Tagesablauf eines Kindes darstellen. Er wurde wahrscheinlich 1561 von Hans Walther II. gefertigt.
Gegenüber liegt das Blechschmidthaus (16. Jh) mit verziertem Sitznischenportal und Bildnis des Rathaus-Baumeisters Wolf Blechschmidt, der hier wohnte. Den ersten Stock des heutigen Hotels schmückt eine Renaissance-Balkendecke, den Hof ein Wendelstein.
In der Oberen Burgstr. 1 entstand um 1600 das Teufelserkerhaus, benannt nach den drei Teufelsfiguren, die den Erker tragen. Der Eigentümer ließ später wegen wiederholter Nachfragen den Spruch anbringen: »Ich wolds so haben, was fragtu darnach.« An der nahen Knabenschule von 1583 ziert den Erlpeterbrunnen der Satz: »Wer nicht Geld hat in seiner Tasche, der trinkt mit mir aus einer Flasche«.
In der Schmiedestraße 19 erblickte der Ablassprediger, Dominikanermönch und Luther-Widersacher Johannes Tetzel das Licht der Welt. Im spätgotischen Bürgerhaus an der Langen Straße 10 verbrachte Friedrich August II., Sohn Augusts des Starken, mit seiner frisch angetrauten Gemahlin, der österreichischen Kaiserstochter Maria Josepha, die erste Nacht in Sachsen. Wundervolle architektonische Details sind das Portal und die bemalte Holzbalkendecke. Zwei Minuten entfernt sind Elbsandstein und Stadtgeschichte die zentralen Themen im Stadtmuseum. Es liegt im Kapitelsaalgebäude des einstigen Dominikanerklosters St. Heinrich, 1330 – 1360 erbaut, 1539 aufgelöst.
Stadtmuseum: Klosterhof 2/3 | Di. – So. 10 – 17 Uhr | Erw. 4 €
Ein steiler Aufstieg führt durch die neu angelegten Terrassengärten zum Schloss Sonnenstein, von dessen mittelalterlicher Substanz wenig geblieben ist. Heute prägen die Bauten der ehemaligen Heilanstalt aus dem 19. Jh. im Stil der Neorenaissance das Ensemble. Seit 2011 sitzt hier das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein informiert über die hier tausendfach stattgefundenen Morde während der Zeit des Nationalsozialismus.
Bastionen-Führungen über das Anwesen bietet der TouristService Pirna an: www.pirna.de
Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein : Mo. – Fr. 9 – 16, Sa./So. 11 – 17 Uhr öffentliche Führung Sa. 14.30 Uhr
In den Bäumen funkeln Sterne, es duftet nach gerösteten Mandeln und allerlei Gebratenem, während der eisige Wind auf dem Festungsplateau und der Glühwein die Wangen röten. Ein Besuch der Festung Königstein lohnt immer – aber wenn vorweihnachtlicher Schnee die Sächsische Schweiz in ein Winterwunderland verwandelt und an den Adventswochenenden auch noch der charmante historische Weihnachtsmarkt stattfindet, ist es hier oben ganz besonders festlich.
Einen guten Vorgeschmack darauf, was Sie im Nationalpark erwartet, liefert die interaktive Ausstellung in einem ehemaligen Kino in Bad Schandau: Sieben thematische Bühnen stellen die Tier- und Pflanzenwelt der Region vor. Außerdem bietet das Zentrum Infos und Exkursionen an.
Eintritt Erw: 4 €.
Dresdner Str. 2b
01814 Bad Schandau
April – Okt. tgl. 9 – 18, Nov. – März Di. – So. 9 – 17 Uhr
Das Musikfestival ist das Konzertereignis der Sächsischen Schweiz. Von Ende März bis Anfang Dezember verschmelzen Kultur, Musik und Natur zu einem harmonischen Ganzen. Ob in ehrwürdigen Kirchengemäuern, in Schlössern, Burgen, im Barockgarten Großsedlitz, auf der Felsenbühne Rathen oder im Wehlener Steinbruch – jedes Konzert wird zum Hörgenuss.
Dinieren Sie 194 m über der Elbe direkt auf dem Felsplateau der Bastei! Vom Panorama-Restaurant und der Sommerterrasse ist der Blick atemberaubend. Wenn Sie wollen, können Sie im Hotel übernachten und dabei gleich noch einen Wellnesstag einlegen – mit Panorama-Saunalandschaft.
Frisch, regional, gesund und verfeinert mit Kräutern aus dem eigenen Kräutergarten: Das Restaurant liegt kurz vor der tschechischen Grenze und ist angeschlossen an Sachsens erstes zertifiziertes Biohotel in einem Dorf mit Biermanufaktur und Mühlenbäckerei.
In dem schmucken Renaissance-Bürgerhaus mitten in der Altstadt haben Sie die Wahl: Dinieren Sie lieber im Restaurant Blechschmidt-Klause oder rustikaler im Blechschmidt-Keller im gotische Tonnengewölbe? Ähnlich breit aufgestellt ist die Karte, hier finden Sie alles von Kartoffel-Blutwurstklößen in Meerrettichsoße bis zur Forelle Kirnitzschtal. Auch Weinverkostungen werden angeboten.
Dieses kleine, inhabergeführte Hotel mit 24 bezaubernden Zimmern liegt in einem 300 Jahre alten »Hakenhaus«, in dem einst Händler und Handwerker ihre Waren »verhökerten«. Der Clou: ein Braumeisterzimmer mit eigenem Zapfhahn! Gegessen wird im Brauhaus »Zum Gießer« in der Basteistraße 60.
Lage: Wilsdruffer Str. 2 (Eingang Landhausstraße) | Innenstadtplan: D 2 | Straßenbahn: Pirnaischer Platz (Linien 1, 2, 3, 4, 7, 12) | Di. – So. 10 – 18, Fr. bis 19 Uhr | Erw. 5 €, Familien 12 €, Fr. ab 12 Uhr freier Eintritt | www.stadtmuseum-dresden.de, www.museen-dresden.de, www.galerie-dresden.de
Wie sich das gehört, erzählt das Stadtmuseum die Geschichte Dresdens in einem historischen Gebäude. Lust auf Vogelperspektive ohne Hubschrauber? Dann werden Sie das 54 m² große begehbare Luftbild der Stadt in der vierten Etage mögen!
Stadtgeschichte im Landhaus
»800 Jahre Dresden«: Die Dauerausstellung widmet sich in vier Sälen mit Medienstationen und Filminstallationen der spannenden Geschichte von der Stadtgründung bis zur Gegenwart. Die über 1 000 Exponate reichen von Grabfunden aus dem 16. und 17. Jh. bis zu Steingut der Firma Villeroy & Boch. Auch die Zerstörung Dresdens 1945, die DDR-Zeit und der Wendeherbst 1989 rücken in den Fokus. Die ebenfalls im Haus ansässige Städtische Galerie Dresden ist der reichen Kunstproduktion in Dresden und der Region im 20. und 21. Jh. verpflichtet. Auf der Suche nach einem hübschen Souvenir? Dann werden Sie garantiert im Museumsshop fündig.
Auch das Zuhause des Museums kann sich sehen lassen: Das Landhaus ist eine gelungene Kombination von Spätbarock, Rokoko und – erstmalig in Dresden – Frühklassizismus. Es wurde 1770 – 1775 nach Plänen des sächsischen Hofbaumeisters Friedrich August Krubsacius erbaut. Bis 1907 tagten hier die sächsischen Landstände, danach zog der Landtag an die Brühlsche Terrasse. Die Hauptfront, in der schmalen Landhausstraße etwas versteckt, ist mit sechs dorischen Säulen und Giebelfeld klassizistisch gestaltet. Die Fassade zur Wilsdruffer Straße zeigt die barocke Gartenfront, deren Mittelrisalit das dreigeschossige Treppenhaus umschließt.
Lage: 30 km östlich von Dresden | April – Okt. tgl. 9 – 18 Uhr, Nov. – März Di. – So. 10 – 16 Uhr, Öffnungszeiten im Winter witterungsabhängig | Eintritt: Erw. 6 €, verschiedene Führungen | www.stolpen.de, www.burg-stolpen.org
Die Gräfin Cosel ist nicht nur die berühmteste Mätresse Augusts des Starken, sondern heute so etwas wie Sachsens »Nationalheilige«. Hier verbrachte sie 49 Jahre ihres Lebens, auf der Burg hoch über dem kleinen Städtchen – erst als Gefangene, dann freiwillig.
Die Burg der Cosel
Hätte es diese Frau nicht gegeben – wer weiß, wie es heute hier aussehen würde? Die Burg wäre vielleicht gänzlich verfallen und kein Tourist würde das kleine Städtchen Stolpen je eines Blickes würdigen. Doch der Ausflug lohnt sich! Schon der hübsche, fast quadratische und von historischen Gebäuden gesäumte Marktplatz ist einen Rundgang wert. Gleich neben dem Rathaus von 1660, dessen Jahreszahl 1549 auf die Verleihung des Stadtwappens hindeutet, trägt auch die Löwenapotheke von 1710 ein vergoldetes Wappen. Das ehemalige kurfürstliche Amtshaus von 1673 – heute eine Sparkasse – ziert das kurfürstliche Wappen. Seine Gestaltung ist einmalig für Sachsen, denn auf ihm ist das Motto des englischen Hosenbandordens angebracht, »Honi soit qui mal y pense« ( »Ein Schelm, wer Böses dabei denkt«). Das Wappen erinnert daran, dass der englische König Kurfürst Johann Georg II. (1660) und Kurfürst Johann Georg IV. (1693) diesen Orden verlieh, für ihre Verdienste in den Türkenkriegen.
Immer zum Start der sächsischen Sommerferien »belagert« das Stolpener Volk die Burg beim Historischen Burghof-Fest. Ebenfalls im Sommer gibt es das Stolpener Burgtheaterfest.
Oberhalb des Markts thront die Burg Stolpen als mittelalterliche Veste, 1222 erstmals urkundlich erwähnt. Die langgestreckte Wehranlage gliedert sich in vier Burghöfe und wird von vier Türmen bewacht. 1813 ließ Napoleon auf seinem Rückzug Teile der Burg sprengen, die verbliebenen Gebäude und Ruinen sind jedoch bis heute sehenswert. In der Folterkammer gibt es eine Ausstellung zur »Mittelalterlichen Rechtsgeschichte« und zur Folter, wie sie bis 1770 in Sachsen praktiziert wurde. Publikumsmagnet ist allerdings der Johannisturm von 1509, als Coselturm bekannt: Die Ausstellung »Lebenslänglich Stolpen. Der Mythos Cosel« in den ehemaligen Wohnräumen von Gräfin Anna Constantia von Cosel (Interessante Menschen >>>) gedenkt der berühmtesten sächsischen Gefangenen. Neun Jahre lang hatte sie in der Gunst Augusts des Starken gestanden. Aber als er sich eine polnische Mätresse zulegte, sank ihr Stern und sie wurde nach Stolpen verbannt. 49 Jahre später starb sie hier in ihrem 85. Lebensjahr und liegt nun in der Burgkapelle begraben. Ihren einstigen Geliebten hatte sie um fast 32 Jahre überlebt.
Die Burg Stolpen liegt auf einer Basaltkuppe, v. a. an der Westseite des Burgbergs treten die fünf- und sechseckigen Basaltsäulen hervor. Die Bezeichnung »Basalt« wurde erstmals 1546 vom sächsischen Gelehrten und Begründer der Montanwissenschaften Georgius Agricola für die Stolpener Gesteinsformation verwendet. 2006 erhielt der »Basaltschlot des Burgbergs Stolpen« die Anerkennung als »Nationaler Geotop«. Im Burgkeller unterhalb des Fürstenhauses informiert die Dauerausstellung mit dem charmanten Titel »Der Basalt ist ein Sachse« über die Geschichte des Gesteins. Übrigens steht hier mit 84 m der tiefste unausgebaute Basaltbrunnen der Welt: Vier Bergleute benötigten 24 Jahre für die Fertigstellung des Burgbrunnens, aus dem 1632 zum ersten Mal Wasser geschöpft werden konnte.
© Dumont Bildarchiv/Ernst Wrba
Lage: am Nordrand der Altstadt | Innenstadtplan: C 2 | Straßenbahn: Theaterplatz (Linien 4, 8, 9)
Was für eine Kulisse! Kaum ein Tourist, der nicht sein Smartphone für einen 360-Grad-Schwenk zückt. Derweil erklären die Dresdner den weitgereisten Freunden »ihren« Theaterplatz: dort die Semperoper, daneben die Sempergalerie, im Rücken Residenzschloss, Schinkelwache, Hofkirche und Italienisches Dörfchen.
Wo die Architektur-Elite baute
Er gehört zu den schönsten Plätzen Deutschlands, vielleicht sogar Europas. Den Theaterplatz umringen einzigartige Baudenkmäler aus unterschiedlichen Epochen, entworfen von großen Architekten: Chiaveri, Schinkel, Semper, Erlwein. Beinahe hätte es diesen vollendeten Ort so nicht gegeben. Inspiriert von einer 100 Jahre alten Ideen Pöppelmanns legte Gottfried Semper 1837 einen Plan für ein Kulturforum vor: Er wollte den Zwinger bis zur Elbe erweitern und dabei bestehende wie neue Bauten einbeziehen. Doch das Vorhaben scheiterte und Semper konnte 1841 nur sein Königliches Hoftheater verwirklichen. Der Bau der Sempergalerie schloss den Zwinger 1855 schließlich nach Nordosten hin ab und schuf das Platzensemble, wie wir es kennen: ein Ort zum Staunen und Flanieren, für Veranstaltungen, Klassik-Events und die traditionelle knallerfreie Silvesterparty.
© DuMont Bildarchiv/Martin Kirchner
Karten für Vorstellungen: >>> | Führungen: mehrmals täglich. Karten gibt es bei Führungsbeginn im Opernhaus: Erw. 11 €,
Familie 25 €, oder unter www.semperoper-erleben.de
Als ihn die Nachricht in Zürich erreichte, soll der Baumeister geweint haben: Die erste Semperoper, das 1838 – 1841 errichtete Königliche Hoftheater, brannte 1869 wegen einer Nachlässigkeit ab. Obwohl Gottfried Semper (Interessante Menschen >>>) 20 Jahre zuvor aus politischen Gründen ins Ausland geflohen war, wollten die Dresdner nur ihn als Architekten des Neubaus. Also erarbeitete er die Pläne in Wien, die Ausführung übernahm sein Sohn Manfred. Die weltberühmte zweite Semperoper im Stil der italienischen Hochrenaissance wurde 1878 eingeweiht – und sorgt bis heute beim bloßen Anschauen für ein festliches Gefühl. Das liegt v. a. an der zweigeschossigen gebogenen Arkadenfront und dem hervorspringenden Eingangsportal, das an ein Triumphtor erinnert und als Krönung die Pantherquadriga von Johannes Schilling trägt. Die zurückgesetzte dritte Etage leitet zum schlichten Bühnenhaus über. Die Skulpturen Goethes und Schillers neben dem Eingang schuf Ernst Rietschel. Sie stammen genau wie die Figuren von Shakespeare, Sophokles, Molière und Euripides in den seitlichen Nischen noch vom ersten Hoftheater. Im Februar 1945 brannte das Opernhaus aus, seine Außenmauern wurden nach dem Krieg zunächst nur gesichert. 1977 begann der Wiederaufbau. Nach Fotos und erhaltenen Zeichnungen konnte auch das Innere detailgetreu wiederhergestellt werden – von den meisterhaften Marmorimitationen in Treppenhäusern und Vestibülen bis zum Deckenplafond samt prächtigem Kronleuchter im Zuschauerraum und der doppelfenstrigen Uhr über der Bühne.
Mit dem »Freischütz« von Carl Maria von Weber war der Spielbetrieb am 31. August 1944 wegen des »totalen Krieges« eingestellt worden. Am 13. Februar 1985, auf den Tag 40 Jahre nach ihrer Zerstörung, wurde die Semperoper wiedereröffnet mit eben jenem Werk des ehemaligen Kapellmeisters. Dresdens Operntradition ist seit jeher von großen Namen geprägt. Schon bei der Einweihung des ersten Hoftheaters erklang Webers »Jubelouvertüre«. Richard Wagner schrieb hier 1843 – 1849 als Kapellmeister Geschichte mit den Uraufführungen seiner Opern »Rienzi«, »Der fliegende Holländer« und »Tannhäuser«. Zu Beginn des 20. Jh.s trumpfte Generalmusikdirektor Ernst von Schuch mit Uraufführungen von Richard-Strauss-Opern wie »Elektra« oder »Der Rosenkavalier«. Bevor er 1933 von den Nationalsozialisten vertrieben wurde, brachte sein Nachfolger Fritz Busch neben Wagner, Strauss, Verdi und Puccini auch Kompositionen von Tschaikowski, Mussorgski, Hindemith und Weill auf die Bühne. Zum Sängerensemble gehörten u. a. Erna Berger, Elisabeth Rethberg und Richard Tauber.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Oper mehrere Jahrzehnte Gast im bereits 1948 wiedereröffneten Schauspielhaus. Vereint unter dem Dach der Semperoper sind heute die Sächsische Staatsoper, das von Aaron S. Watkin geführte Semperoper Ballett und die Sächsische Staatskapelle Dresden, eines der ältesten und besten Orchester der Welt. Chefdirigent ist seit 2012 Christian Thielemann. »Semper Zwei« im angrenzenden Funktionsgebäude ist eine Experimentierbühne für verschiedene kleinere Musiktheaterformate.
Den Entwurf zur Altstädter Wache lieferte 1830 Karl Friedrich Schinkel. Sein einziges Werk in Dresden ist zugleich eines der wenigen Beispiele für Klassizismus in der Stadt. Die Saxonia im Giebelfeld schuf Joseph Herrmann, den Mars Franz Pettrich. 1945 ausgebrannt, bis 1956 wiederaufgebaut, beherbergt sie heute das Café Schinkelwache, den Besucherservice der Semperoper und das Besucherzentrum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Im Zentrum des Platzes steht seit 1889 das von Johannes Schilling gefertigte Reiterstandbild König Johanns, der 1854 – 1873 regierte. Als »Philalethes« gab er zwischen 1839 und 1849 eine dreibändige Übersetzung der »Göttlichen Komödie« von Dante heraus. An der Westecke zwischen Zwingerwall und Gemäldegalerie steht das Denkmal für Carl Maria von Weber, wie er sich auf ein Notenpult stützt. Es gilt als eine der besten Schöpfungen des Bildhauers Ernst Rietschel.
Den Abschluss zur Elbseite bildet die vom Dresdner Stadtbaurat Hans Erlwein 1911 – 1913 errichtete Gaststätte »Italienisches Dörfchen«. Ihr Name stammt von den Arbeits- und Wohnquartieren der italienischen Künstler und Handwerker, die hier im 18. Jh. am Bau der Hofkirche beteiligt waren. Es war eine städtebauliche Herausforderung, den Theaterplatz zur Elbe hin abzuschließen und doch die Sicht über den Fluss von beiden Seiten offen zu halten – und sie wurde von Erlwein souverän gelöst. An den zweigeschossigen Mittelbau schließen die ehemalige Bierhalle und der Speisesaal als erhöhter Pavillon an. Die klassizistische Fassade mit ihrem dreiachsigen Vorbau fügt sich harmonisch in den Platz ein. Den Dreiecksgiebel betont figuraler Schmuck von Georg Wrba, der mit seinen Schülern auch die lebhaften Bildhauerarbeiten rund um den Bau schuf. Die von Dresdner Künstlern ebenso kostbar wie heiter gestalteten Decken und Wände wurden 1945 vernichtet, aber bei der Restaurierung wieder hergestellt. Stuck, Deckengemälde und Kristalllüster zieren »Caffee«, Biersaal und Kurfürstenzimmer an der Elbterrasse des Restaurants. Zu essen gibt es Sauerbraten mit Apfelrotkohl, Zanderfilet auf Blattspinat und köstliches Backwerk aus der hauseigenen Konditorei.
Theaterplatz 3 | Tel. 0351 49 81 60 | www.italienisches-doerfchen.de
Lage: 20 km südöstlich von Dresden | Straßenbahn : S 1 bis Heidenau, weiter mit Regionalbahn Richtung Altenberg, mit dem Auto über B 172 oder A 17 | April – Okt. tgl. 9 – 18, Nov. – März Di. – So. 10 – 16 Uhr | Eintritt: Erw. 6 €, Audioguides 2 € | Führungen, Lesungen, Weesensteiner Mittelalterfest im Juni und Schlossweihnacht am 1. Adventswochenende. | www.schloss-weesenstein.de
Wie ein Märchenschloss steht es da, hoch über dem Tal der Müglitz. Dornröschen hat hier nicht gewohnt, aber der schöngeistige König und Übersetzer Johann von Sachsen. Er machte Weesenstein zur »heimlichen Residenz« des sächsischen Königshauses.
Heimliche Residenz
Das kleine Örtchen Weesenstein hatte in seiner Geschichte selten mehr als 500 Einwohner – und verfügt doch über ein Schloss, an dem über 700 Jahre gebaut wurde: Gotik, Renaissance, Barock und Klassizismus finden sich hier wieder. Der schlanke Rundturm ist zum Teil in den Felsen gehauen und gehört zum ältesten Teil des Schlosses, trotz seiner barocken Haube aus dem 18. Jh. Die Geschichte des Schlosses beginnt vermutlich um 1200 als Grenzburg zur Verteidigung gegen Böhmen, 1318 wurde erstmals die »Weysinberg den huse« erwähnt. Ab dem 15. Jh. bauten die Grafen von Bünau sie zur Wohnburg aus, im 16. Jh. entstand das repräsentative Schloss mit schönem Renaissanceportal. Beim Umbau ab 1720 wich die alte gotische Kapelle einer barocken Schlosskapelle mit Hochaltar von Johann Benjamin Thomae. Entworfen hat sie Johann George Schmidt, Schüler von Frauenkirchenbauer George Bähr, und sie ist das architektonische Highlight hier. Außerdem ist das Schloss berühmt für seine wertvollen Leder- und Bildtapeten. 1838 übernahm Prinz Johann, der spätere König, das Anwesen; er ist bis heute als Übersetzer von Dantes »Göttlicher Komödie« bekannt. Der französische Park wurde beim Hochwasser 2002 zerstört und bis 2007 neu angelegt.
Für einen Tagesausflug von Dresden aus bietet sich die Kombination Barockgarten Großsedlitz und Schloss Wessenstein an.
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Lage: Nordosten | Straßenbahn: Plattleite (Linie 11) | Standseilbahn: ab Loschwitz | www.weisser-hirsch.de
Hoch über der Elbe und weit weg von der Stadt im Tal: Ein wenig verschlafen blickt »der Hirsch« über Dresden. Seit seiner Entstehung gilt das idyllische Villenviertel als Refugium der Schönen und Reichen – der perfekte Ort, um zu flanieren, die fantastische Aussicht zu genießen und die traumhaften Villen zu bewundern.
Freilichtmuseum der Villenkunst
Von Art nouveau bis schweizerischer Alpenhaus-Architektur – die Gegend vom Weißen Hirsch bis Loschwitz am Elbhang ist mit ihren fast 200 denkmalgeschützten Häusern eine Art Freilichtmuseum bürgerlicher Villenbaukunst. Dabei haben ein Gasthof und ein Sanatorium hier die Weichen gestellt: der 1688 erbaute Gasthof Weißer Hirsch, weil er dem Stadtteil seinen Namen gab, und das 1888 von Dr. Heinrich Lahmann eingerichtete Kurhaus, weil es den Weißen Hirsch zum Erholungsort der Schönen und Reichen machte – und zu einem der gefragtesten Heilbäder Europas. Passend dazu entstand hier Ende des 19. Jh.s eine elegante Villenkolonie. Trotz Zwischenspiel als Militärlazarett im Zweiten Weltkrieg und Nutzung durch die sowjetische Armee in der DDR-Zeit blieb das Viertel Lieblingswohnsitz der High Society, auch nach 1945 lebte hier die Prominenz aus Staat, Partei, Wissenschaft und Kunst. Uwe Tellkamp hat dem Rückzugsort der Bildungsbürger im Sozialismus im Roman »Der Turm« ein eindrucksvolles Denkmal gesetzt >>>.
Am besten erkunden Sie das Viertel schlendernd, immer der Schönheit nach! An der S-Bahn-Haltestelle »Plattleite« liegt das 1914 gebaute Parkhotel mit Ballsaal, Blauem Salon und Kakadu-Bar, einem in der DDR legendären Musikclub mit Live-Jazz und Rock. Heute ist das Parkhotel wieder eine beliebte Partylocation und Ausrichter des Hutballs. Gleich nebenan wurde bis 2015 auf dem Gelände des ehemaligen Lahmann’schen Sanatoriums ein nobler Wohnpark gebaut. Dr. Lahmanns Villa »Heinrichshof« in der Stechgrundstraße am Eingang zum Waldpark entstand 1896 mit einer großzügigen Balkonfront im Schweizer Stil. Etwas weiter stadtauswärts versteckt sich im Rathauspark links der Chinesische Pavillon. 1911 war er der Beitrag des chinesischen Kaiserreichs zur Internationalen Hygieneausstellung: in Shanghai gebaut, in Einzelteilen nach Deutschland verschifft und hier wieder errichtet. Die ehemalige Trinkkur- und Lesehalle brannte 1997 aus. Ein Verein rettete das einzige Zeugnis der chinesischen Kaiserzeit in Deutschland, heute wird der rekonstruierte Pavillon als Begegnugszentrum genutzt.
An der Ecke Bautzner Straße/Rißweg betreibt Stefan Herrmann das Gourmet-Restaurant Bean & Beluga. Der Sternekoch hat auch den »Konzertplatz Weißer Hirsch« am Ende der Stechgrundstraße im Waldpark wiederbelebt, als Biergarten und Eislaufparadies. Überquert man vom Waldpark aus die Bautzner Straße und folgt der Plattleite und der Bergbahnstraße bis zum Ende, kommt man zur exquisiten Villa San Remo mit ihrem extravaganten Turm.
Mit der Standseilbahn (Baedeker Wissen >>>) geht es nach Loschwitz >>> hinunter, wo man das Blaue Wunder überqueren und die Straßenbahn oder den Dampfer zurück in die City nehmen kann.
Lage: zwischen Theaterplatz und Ostra-Allee | Innenstadtplan: B/C 2 | Straßenbahn: Postplatz (Linien 1, 2, 4, 6, 8, 9, 11, 12); Theaterplatz (Linien 4, 8, 9) | Museen: Di. – So. 10 – 18 Uhr | Eintritt: Zwingerticket für alle Sammlungen Erw. 12 €, Einzelticket für Porzellansammlung 6 € und Mathematisch-Physikalischer Salon 6 €, unter 17 Jahre Eintritt frei | Audioguide für die Gemäldegalerie Alte Meister 3 €, für den Mathematisch-Physikalischen Salon kostenlos | Tel. 0351 49 14 20 00 (Besucherservice) | www.skd.museum | Besucherzentrum in der Schinkelwache auf dem Theaterplatz | Innenhof und Außengelände: Eintritt frei | www.der-dresdner-zwinger.de
Ja, der Zwinger hat seinen Titel als berühmtestes Bauwerk Dresdens an die Frauenkirche abgeben müssen. Seiner Beliebtheit hat das nicht geschadet. In der Hauptreisezeit drängen sich hier Touristen aus aller Welt und füllen die Museen und den Zwingerhof mit einem geradezu babylonischen Sprachengewirr.
Barock in Vollendung
Kaum einer kann sich der Wirkung dieses anmutigen Ensembles entziehen – gerade morgens, bevor alle anderen da sind, herrscht hier eine ganz besondere Stimmung. Zwei geniale Künstler, der Architekt Matthäus Daniel Pöppelmann und der Bildhauer Balthasar Permoser, haben hier im Auftrag Augusts des Starken ein wahres Meisterwerk barocker Festarchitektur geschaffen: klar und maßvoll in der Form und übermütig-verspielt im Dekor. Mehr als ein Jahrhundert später schloss ein anderer großer Baumeister, Gottfried Semper, das Bauwerk mit seiner Galerie im Stil der Neorenaissance harmonisch ab. Heuten haben hier Museen von Weltrang ein mehr als würdiges Zuhause gefunden: die Porzellansammlung, der Mathematisch-physikalische Salon und natürlich die berühmte Gemäldegalerie Alte Meister >>> befinden sich im Zwinger. Sein Name geht übrigens zurück auf die Stadtbefestigung im Mittelalter: Der Zwinger lag zwischen der äußeren Festungsmauer und dem inneren Befestigungsring – an dem Ort, wo der Feind bezwungen werden konnte.
Das unbebaute Gelände westlich des Schlosses wurde seit dem 17. Jh. als Festplatz und für Turniere oder Reitfeste genutzt. Ab 1709 ließ August der Starke eine Orangerie im Zwingergarten anlegen; in Erinnerung daran stehen heute im Sommer wieder Orangenbäume im Zwingerhof. Bis 1715 baute Matthäus Daniel Pöppelmann an der Wallseite im Westen die von zwei Pavillons begrenzten Bogengalerien mit dem Wallpavillon, dann folgten die Langgalerien mit dem Kronentor. Ein großes Fest für einen großen Festplatz: 1719 vermählte sich Augusts Sohn Friedrich August II. mit Maria Josepha von Habsburg. Dafür entstanden die spiegelbildlich zu den ersten Bogengalerien und Pavillons angelegten Bauten, zunächst teilweise nur in Holz, später ersetzt durch Steinbauten. Hofbildhauer Balthasar Permoser und seine Werkstatt sorgten für den reichen Skulpturenschmuck.
Bis 1847 war die Elbseite des Bauwerks durch eine Mauer abgeschlossen, danach errichtete Semper hier die heutige Gemäldegalerie. In der Bombennacht des Februar 1945 wurde der Zwinger schwer getroffen, aber der Wiederaufbau begann noch im gleichen Jahr und wurde zum Teil mit einer Zwingerlotterie finanziert. Er sollte bis 1963 andauern und gilt als starkes Zeichen für den Dresdner Aufbauwillen.
Das der Ostra-Allee zugewandte prächtige Kronentor ist der eigentliche Hauptzugang zum Zwingerhof. Es ragt mit seiner zwiebelförmigen Dachhaube aus der Langgalerie am Zwingergraben, vier vergoldete polnische Adler und die Königskrone thronen auf der Spitze. Sein unteres Stockwerk schließen gekröpftes Gebälk und gesprengte Giebel ab, das zurückgesetzte erste Geschoss ist filigran durchbrochen und trägt eine Attika mit reichem figuralem Schmuck. Die Langgalerien verbinden das Tor mit den Eckpavillons und Bogengalerien.
Das Pracht- und Machtsymbol Augusts des Starken entstand ab 1709 zunächst als Orangerie und Rahmen für höfische Festspiele. Noch vor der Fertigstellung des Ensembles fanden hier unter freiem Himmel die Feierlichkeiten zur Vermählung des Kurprinzen mit der österreichischen Kaisertochter Maria Josepha statt. Ab 1728 entwickelte sich der Zwinger zum »Palais Royal du Sciences«, bis heute beherbergt er Museen von Weltrang.
Götter und Helden der griechischen Sagen zieren den prunkvollen Wall-pavillon. Auf dem Giebel trägt der 6 m hohe »Hercules Saxonicus« auf seinen Schultern stellvertretend für August den Starken die Weltkugel über dem sächsisch-polnischen Wappen ein Hinweis auf die Reichsstatt-halterschaft des Königs 1711. Für August den Starken nur das Beste: Balthasar Permoser hat die Herkules-figur eigenhändig geschaffen.
Der filigrane Bau mit seiner teilvergoldeten zwiebelförmigen Kuppel ragt aus der Langgalerie am Zwingergraben heraus und bildet den Hauptzugang zum Zwingerhof. Die Königskrone auf der Spitze wird von vier polnischen Adlern getragen.
Seit 1855 begrenzt die Sempergalerie im Stil der Hochrenaissance den bis dahin zur Elbe hin offenen Zwinger. Heute hat hier die Gemäldegalerie Alte Meister >>> ihr Domizil.
Der älteste der vier Eckpavillons beherbergt seit 1728 eine Sammlung einzigartiger wissenschaftlicher Instrumente. Highlights der 2013 neu konzipierten Ausstellung sind astronomische Weltmodelle wie die Planetenlaufuhr Eberhard Baldeweins von 1563 und eine Globusuhr von 1586.
Der nahezu quadratische Mittelteil des Hofes misst 106 mal 116 m, die gesamte Längsachse 204 m. Die Gestaltung stammt im Wesentlichen aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.
Das Nymphenbad vereinigt auf engstem Raum die barocke Architektur, Plastik und Wasserkunst. Zwei nach oben geschwungene Treppen verbinden Parterre und Wallplateau.
Der tropfsteinartige Schmuck, das Grottenwerk, Wasser speiende Delphine und Tritonen beleben die fantasievolle Gestaltung, in die sich die Nymphen in den Nischen harmonisch einfügen: Das 2008 restaurierte Nymphenbad mit den verspielten Wasserkünsten und den Nymphen ist eines der Hauptwerke Balthasar Permosers, von ihm stammen auch die mittleren Hermengruppen am Wallpavillon sowie Ceres, Vulkan und Venus am Kronentor. Die Mitte des intimen Nymphenbades bildet ein rechteckiges Wasserbecken, in ein zweites Becken stürzt von der Höhe des Zwingerwalls über Kaskaden Wasser herab. Die Nymphenfiguren an der Südwestseite sind überwiegend Kopien von Statuen aus den 1920er-Jahren, die der Nordwestseite stammen in der Mehrheit aus dem 18. Jh. von Permoser, Kirchner, Thomae und Egell. Eigenhändige Arbeiten Balthasar Permosers gibt es auch, alle auf der linken Seite zur Kaskade hin: die Nymphe mit der Muschel, die zum Bade Gehende und die vom Bade Kommende.
… und zugleich das bedeutendste Werk Pöppelmanns aus dem Jahr 1715 ist der Wallpavillon. Als Bekrönung trägt Permosers Herkules Saxonicus – eine mythische Anspielung auf August den Starken – die Weltkugel. Die Satyrhermen schuf Permoser frei aus dem Stein heraus. Das sächsisch-polnische Wappen im Hofgiebel ist von posaunenden Genien umgeben. Seitlich wendet sich der jugendliche August der Starke als Paris, mit Königskrone statt Apfel in der Hand, Venus zu, während auf der anderen Seite die »verschmähten« Göttinnen Juno und Minerva stehen. Die seitlichen Figurengruppen stellen die vier Winde dar, die der Welt den Ruhm des Kurfürsten verkünden.
Der später gegenüber errichtete Stadtpavillon ließ im Vergleich keine Steigerung mehr zu. Seine besondere Note erhielt er 1924 – 1936 durch den Einbau eines Glockenspiels aus Meissener Porzellan, das schon Pöppelmann vorgesehen hatte. Alle Viertelstunde spielt es nun Glockenschlagmelodien und von Ostern bis September immer um 10.15, 14.15 und 18.15 Uhr Melodien berühmter Komponisten.
Es bedurfte eines genialen Architekten wie Gottfried Semper, um einen Bau hervorzubringen, der sich ins Gesamtensemble einfügt und doch ein ganz eigenes Gesicht besitzt. Das Gebäude im Stil der Neorenaissance begrenzt seit 1855 den Zwinger zum Theaterplatz hin und nimmt mit seinem dreiteiligen Portikus die Achse des Kronentors auf, schafft zugleich aber einen ausgewogenen Kontrast. Die beiden Hauptfassaden sind verschieden gestaltet: Die Fenster auf der Hofseite nehmen das Bogenmotiv des Zwingers auf, die zurückgesetzte Attika lässt den Bau niedriger erscheinen. Die Skulpturen am Gebäude schufen Ernst Rietschel, Ernst Julius Hähnel und Johannes Schilling. Zwingerseitig stehen in den Nischen im ersten Obergeschoss Raffael (links) und Michelangelo. Der Semperbau beherbergt die Gemäldegalerie Alte Meister >>> und ab 2018/2019 große Teile der Skulpturensammlung.
Der Glockenspielpavillon ist das Entrée zu einer der bedeutendsten Porzellansammlungen der Welt, die heute in den beiden angrenzenden Bogengalerien, im südöstlichen Pavillon und in der Langgalerie gezeigt wird. August der Starke legte sie 1711 an und seine Sammelleidenschaft erstreckte sich auf die Produktion der eigenen Manufaktur ebenso wie auf ältere Stücke aus Ostasien. So entstand eine Kollektion, mit der sich nur die des Istanbuler Serails oder die Sammlung im Palastmuseum in Taipeh vergleichen kann. Am bekanntesten unter den zahlreichen Monumentalvasen sind die in Unterglasur-Kobaltblau bemalten Dragonervasen, die August der Starke 1717 bei Friedrich Wilhelm I. von Preußen gegen 600 seiner Reiter eintauschte. August erhielt dafür 151 Porzellangefäße aus den Schlössern Oranienburg und Charlottenburg bei Berlin. Sie stehen in der Ostasienabteilung, die der New Yorker Architekt Peter Marino in den Bogengalerien gestaltet hat. Sie beherbergt eine überwältigende Anzahl exquisiter Vasen, Schalen und Deckeltöpfe, u. a. chinesisches Porzellan der späten Ming-Zeit sowie der Kangxi-Ära und japanisches im Kakiemon- und Imari-Stil aus dem 17. Jh. Das Obergeschoss des Pavillons präsentiert Böttgersteinzeug – das »rothe Porcelain« – und Böttgerporzellan aus den Anfängen der Meissener Manufaktur. Meissener Gefäßporzellan aus dem 18. Jh. von Meistern wie dem Modelleur Johann Joachim Kaendler und dem Porzellanmaler Johann Gregorius Höroldt sind in der Langgalerie zu sehen, besonders beeindruckend sind Teile aus dem Schwanenservice des Premierministers Graf von Brühl. Im Tiersaal tummeln sich zahlreiche, z. T. lebensgroße Tierplastiken von Ziegen über Nashörner zu Pfauen, die August der Starke für sein Porzellanschloss im Japanischen Palais anfertigen ließ.
Zugegeben, der Name klingt ein wenig nach Schulbank – aber davon sollten Sie sich nicht abschrecken lassen. Seit 2013 präsentiert man hier auf doppelt so großer Fläche wie zuvor mehr als 400 Wunderwerke an vorindustriellen wissenschaftlichen Instrumenten, Uhren und Globen: Hightech von früher. Aus dem 1728 von August dem Starken eingerichteten »Königlichen Cabinet der mathematischen und physikalischen Instrumente« wurde eines der weltweit wichtigsten wissenschaftsgeschichtlichen Museen. In der Langgalerie können Sie mechanische Apparate und mathematische Instrumente aus den Anfängen der Sammlung in der Dresdner Kunstkammer bestaunen, z. B. die kostbare Planetenuhr von Eberhard Baldewein aus dem 16. Jh. und die einen Meter hohe Automatenuhr »Trommelnder Bär«. Die einzigartige Sammlung historischer Erd- und Himmelsgloben ist in einem tageslichtgeschützten Raum ausgestellt. Im Obergeschoss des Pavillons wurde im 18. Jh. ein Observatorium eingerichtet; dieser Teil der Geschichte wird nun erlebbar durch die verschiedenen Teleskope sowie Beleuchtungs- und Brennspiegel – die aus heutiger Sicht direkt dem Jules-Verne-Universum entstiegen zu sein scheinen. Eines der erstaunlichsten Exponate des Museums ist die Rechenmaschine von Blaise Pascal, gefertigt um 1650.
Erlebnisse, die für Geld nicht zu bekommen sind
Bei einem Spaziergang über die Dächer der Langgalerien des Zwingers haben Sie die gesamte Anlage im Blick. Besonders schön ist das morgens, vor der Öffnung der Museen, wenn der Hof noch ohne Besucher ist.
Jazzbands aus dem In- und Ausland machen die Dresdner City am Wochenende des Internationalen Dixieland Festivals Mitte Mai zur »Jazzmeile«. Am Sonntag gibt’s die große Dixielandparade.
10 000 Pflanzenarten aus allen Klimazonen wachsen auf Freiflächen und in den Gewächshäusern des Botanischen Gartens der TU Dresden. Ein besonderes Naturschaupiel ist die Blüte der mannshohen »Stinkenden Titanwurz« aus Sumatra.
Von Ende April bis September skaten freitags bis zu 2 000 Teilnehmer durch die Stadt. Treffpunkt ist der Skatepark Lingneralle, 20 Uhr. Gegen Gebühr kann man Inline-Skates und Schutzausrüstung ausleihen.
Freien Eintritt gibt es in den »Museen der Stadt Dresden« freitags ab 12 bzw. 13 Uhr. Unter 17 Jahren kommt man kostenlos in die Museen der Staatlichen Kunstsammlungen sowie das Deutsche Hygiene-Museum, unter 18 Jahren auch ins Militärhistorische Museum.
Es kostet Eintritt. Unbezahlbar ist aber der Anblick: Vor über 250 Jahren schuf Canaletto »Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke«. In der Gemäldegalerie Alte Meister.