Die Katzenfrau ist eine Göttin
In jeder Katze steckt ein kleiner Löwe. Das zumindest wird Ihnen jeder Katzenbesitzer gerne bestätigen. Eben noch schmusig, zärtlich und anhänglich, wird aus der Samtpfote im Handumdrehen ein wildes Tier.
Bei der altägyptischen Göttin Bastet ist diese Verschmelzung sogar wörtlich zu nehmen. Sachmet, die Löwengöttin, galt als unberechenbar, wild und gefährlich. Es galt, sie durch Musik und Opfergaben zu besänftigen. Der Göttersage nach gelang das erst dem Gott Thot. Er hatte das richtige Händchen, und Sachmet, die Unbezähmbare, wandelte sich in Bastet, eine schnurrende und anschmiegsame Schönheit. Der Kult erreichte circa 1000 vor Christus seinen Höhepunkt. In der Stadt Bubastis wurden unzählige Tempel errichtet und eine riesige Katzennekropole angelegt. Eine halbe Million Menschen kamen zum Fest der Bastet in die Stadt, feierten und brachten Weihegaben in Form von Katzenmumien dar.
Info
»Wenn in einem Hause eine Katze stirbt, scheren sich alle Hausbewohner die Augenbrauen ab […]. Die toten Katzen werden nach der Stadt Bubastis gebracht, einbalsamiert und in heiligen Grabkammern beigesetzt.« – Herodot, Historien. Buch II, Kap. 66–67
Bastet war Tochter und gleichzeitig auch Gemahlin des Sonnengottes Ra. In ihrer Hand hielt sie ein Amulett mit dem allsehenden (Katzen-)Auge. Vom Namen dieses Amuletts, »uchat«, können die meisten indogermanischen Wörter für »Katze« abgeleitet werden: cat, chat, cattus, Katze. Um das Jahr 300 vor Christus wandelt sich in Makedonien der Name Bastet zu Pasht. Hieraus entstanden indoeuropäische Bezeichnungen wie Pussy.
Die sehr beliebte Göttin besaß einen Frauenkörper und einen Katzenkopf. Ihr wurde die Liebe und die Fruchtbarkeit zugeschrieben. Zu ihren Füßen fanden sich oft kleine Katzen als Symbol für ihre Fürsorge gegenüber Kindern. Sie beschützte die Schwangeren, war Göttin für den Tanz, die Musik, der Feste und der Freude – entsprechend rauschend muss man sich das ihr zu Ehren abgehaltene Fest, das Bubasteia, vorstellen.
Der Katzenkult um die Göttin Bastet bestand von 2600 vor Christus bis in die griechisch-römische Zeit hinein.
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