Felix the Cat macht Urlaub in Leipzig
Erfolg ruft Nachahmer auf den Plan. Meist wird nur abgeschrieben, seltener, wie im Fall der Pionierkatze Felix, eine eigenständige Arbeit daraus.
Der Künstler Joachim Nusser hatte 1956 sein Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig abgeschlossen und befand sich auf Arbeitssuche. Das Angebot der Leipziger Volkszeitung, einen Comic zu zeichnen, kam ihm gerade recht. Grundidee und inhaltliche Marschrichtung wurden von der Kulturredaktion vorgegeben, der Grafiker setzte sie in Zeichnungen um. Held des Cartoons war ein in der damaligen westlichen Welt gut bekannter schwarzer Kater. Aus Felix the Cat wurde Felix, der Pionierkater. Die Rahmenhandlung war einfach. Felix the Cat reiste aus den USA ein, blieb zu Besuch und wurde schließlich offiziell wieder verabschiedet. Dazwischen lernte er das Leben in der DDR kennen und erlebte viele Abenteuer.
So versucht er in einigen aufeinanderfolgenden Episoden, sich zunächst vergeblich ein Straußenjunges zum Frühstück zu fangen. Stattdessen hat er in der nächsten Folge das erboste Straußenelternpaar so dicht auf den Fersen, dass er sich wünscht, selbst hinter sicheren Gitterstäben gefangen zu sein. In einer weiteren Fortsetzung gerät er auf der Flucht vor den großen Vögeln mitten in einen Wettlauf der Spartakiade eines Ferienlagers. Er beendet das Rennen als Sieger. Chef-Pionierleiter Heini ist so begeistert von Felix’ Lauftalent, dass er ihn sofort einlädt, bei ihnen zu bleiben.
Dabei war nicht nur die dann folgende Kartoffelkäferjagd auf den Feldern der LPG eine Herausforderung für Felix, den Pionierkater, sondern vor allem für den Grafiker. Die Integration der ja bereits bekannten Figur in ein passendes zeichnerisches Milieu, das die Lebenswirklichkeit in der DDR wiedergab, war nicht gerade leicht. Das gelang ihm aber ausgezeichnet. Bis zu Felix’ »Abreise« erfreute sich der Comic großer Beliebtheit bei den Zeitungslesern.