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46_Katze im Sack

Von Betrügern und anderen Unannehmlichkeiten

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»Item, das ist auch ein feines, wenn Einer eim Andern verkäuft mit Worten im Sack die Waar, die er selbst nicht hat«, predigte schon Martin Luther und warnte so vor den Betrugsversuchen, die wohl auf den Märkten dieser Zeit gar nicht so selten vorkamen. Und wie es scheint, steckten anstelle der ursprünglich erworbenen Ferkel, Kaninchen oder Hühner dann besonders häufig »wertlose« Katzen in den Säcken, die die Käufer mit nach Hause nahmen. Denn hieß es bei Luther noch »etwas im Sack kaufen«, findet sich schon wenig später »die Katze im Sack kaufen« als Synonym dafür, eine Ware vor dem Kauf nicht richtig geprüft zu haben. Man stelle sich den Ärger des Käufers vor, wenn er zu Hause das Geheimnis lüftete, indem er »die Katze aus dem Sack ließ«. Überhaupt scheinen es unsere Vorfahren beim Markthandel mit den Katzen nicht so genau genommen zu haben. Noch heute findet sich in der Klagenfurter Marktordnung folgende Regel: Geschlachtete Kaninchen dürfen nur mit nicht abgezogenen Hinterläufen zum Verkauf angeboten werden.

Die Katze im Sack hat auch den Weg in die Sagenwelt gefunden. Hier versucht ein Bauer in der Silvesternacht den Teufel selbst zu betrügen, um in den Besitz eines Heckethalers zu kommen, ein Geldstück, das nie weniger wird. Doch anstelle des kleinen Kindes, das er dem Teufel versprochen hat, findet der am nächsten Morgen nur einen alten schwarzen Kater im Sack. Vor Wut zerreißt der Teufel die Katze. Dem Bauern kann er in seiner Wut nichts mehr anhaben, denn das neue Jahr ist bereits angebrochen, und alle alten Sünden sind vergessen.

Info

Die schöne fette Katze des Wirtes nähte Eulenspiegel in ein Hasenfell, steckte das Tier in einen Sack und ging damit zum Markt.

Aber auch in der Seefahrt wurde die »Katze aus dem Sack gelassen«. Hatte ein Seemann sich eines Vergehens schuldig gemacht, verhängte der Kapitän als Strafe oft Peitschenhiebe mit der neunschwänzigen Katze (siehe auch Kapitel 11). Erst wenn die Peitsche vom Zuchtmeister aus dem Sack geholt wurde, erfuhr der Delinquent das Ausmaß seiner Strafe.

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