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71_Mysouff

Der Treue und das Biest

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So phantasievoll sich der französische Schriftsteller Alexandre Dumas beim Schreiben seiner Bücher »Die drei Musketiere« und »Der Graf von Monte Christo« erwiesen hat, so wenig kreativ war er beim Finden von Namen für seine Katzen. Die rief er der Einfachheit halber alle Mysouff und nummerierte dann durch.

Mysouff den Ersten beschrieb Dumas in seinem Buch »Die Geschichte meiner Tiere« mit großer Faszination für dessen Verhalten. »Das Tier hatte eindeutig seine Bestimmung verfehlt, es hätte auch als Hund geboren werden können.« Mysouff hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, seinen Herrn auf dem Weg zu seinem Büro nicht nur am Morgen ein Stück zu begleiten, sondern auch am Abend pünktlich um halb sechs an der Straßenecke auf ihn zu warten. Gemeinsam gingen sie dann das letzte Stück des Heimwegs. Besonders bewunderte Dumas die Fähigkeit des treuen Katers, seine Termine vorauszusehen. Denn obwohl dem Tier die Tür geöffnet wurde und er das Haus hätte verlassen können, blieb er gemütlich auf seinem Kissen liegen, wenn der Schriftsteller erst später nach Hause kam, meldete sich aber dann zur rechten Zeit und verlangte Auslass.

Jahre nach Mysouffs Tod fand die Köchin des Schriftstellers eine kleine schwarz-weiße Katze im Keller des Gebäudes und überredete Dumas, diese zu behalten, obwohl zur Menagerie des Hauses zu diesem Zeitpunkt bereits drei Affen und ein Schwarm seltener Vögel gehörten. Mysouff der Zweite verstand sich wohl besonders gut mit den drei Affen, denn eines Tages versorgten die ihren vierbeinigen Freund mit einem exquisiten Frühstück. Sie öffneten die Tür zur Voliere, und Mysouff ließ sich nicht lange bitten.

In einer eilig einberufenen »Gerichtsverhandlung« wurde Mysouff zu fünf Jahren Affenkäfig verurteilt. Dazu kam es aber nicht mehr, da der Dichter aufgrund finanzieller Engpässe die Affen samt Käfig verkaufen musste und Mysouff auf Mäusediät gesetzt wurde.

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