Der Berg ruft
Reinhold Messner, Francesco Petrarca, Edward Whymper, Hans Meyer und Tomba. Fünf Männer, die eines gemeinsam haben – ihre Liebe zum Berg. Gut, wenn man korrekt sein wollte, müsste es heißen: vier Männer und ein Kater – denn das war Tomba. Was ihn aber nicht davon abhielt, die Gipfel zu stürmen.
Am 7. August 1988 blinzelte er im Berghotel Schwarenbach zum ersten Mal ins Licht der Schweizer Berge. Benannt wurde der Nachwuchs von den Wirtsleuten nach dem Skifahrer Alberto Tomba.
Info
Tipp Tombas ehemaliges Zuhause ist auch heute noch ein guter Ausgangspunkt für zahlreiche Steigrouten: Hotel Schwarenbach, Familie Stoller-Wehrli, 3718 Kandersteg, Schweiz.
Sobald er einigermaßen sicher auf den Beinen war, hielt ihn nichts mehr im Hotel, und er startete seine ersten Ausflüge zum Spittelhorn. Mit wenigen Monaten schloss er sich einer Schulklasse an und kraxelte mit den Kindern auf die Wyssi Flue. Sehr zum Unmut der Schwarenbachwirtin, die sich große Sorgen um ihren kleinen Kater machte und mehr als einmal losfuhr, um ihn wieder einzusammeln.
Erst als ein Bergsteiger ihr berichtete, Tomba sei ihm bis auf den Gipfel des Rinderhorns (3.453 Meter) gefolgt, begriff sie, dass ihr Schützling den Ruf der Berge gehört hatte. Für ihn war der Aufstieg nur ein Katzensprung. Und um seine Sicherheitsausrüstung musste sie sich ebenfalls keine Sorgen machen, hatte er die Steigeisen doch praktischerweise bereits eingebaut.
Viele Touren folgten, und oft bezog der Kater sein Basislager am Gletscherrand, um dort auf die nächsten Bergsteiger zu warten.
Seine Leidenschaft wurde schnell über die Landesgrenzen hinaus bekannt. In Japans Bergsteigerbuch erhielt er eine Doppelseite, europäische Zeitungen berichteten über ihn, und das Schweizer Fernsehen widmete ihm eine eigene Reportage. Legendär wurde sein Ruf, als er ein Ehepaar hinter einen großen Felsen »lockte« und sie so vor einer Lawine schützte.
Am 17. Januar 1993 musste Tomba mit viereinhalb Jahren eingeschläfert werden, weil er an sogenanntem Katzen-Aids, dem unheilbaren Immundefizienz-Virus (FIV), litt.