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103_Tommasino

Vom Streuner zum Millionär

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Ob die alte Dame, die dem streunenden Kater seinen Namen gab und ihn zu ihrem Lieblingshaustier auserkor, dabei an das filmische Vorbild gedacht haben mag, ist nicht bekannt. Vielleicht erinnerte sie der schwarze Rumtreiber ja an Don Tommasino, den Freund Vito Corleones aus dem Film »Der Pate«? Wir wissen es nicht und werden es auch nie erfahren, denn dieses Geheimnis hat Maria Assunta mit ins Grab genommen, als sie 2011 im hohen Alter von 94 Jahren verstarb.

Irdische Güter hatte sie reichlich besessen. Eine großzügige Villa, Wohnungen in Rom und Mailand, gut gefüllte Bankkonten und Aktienpakete sowie Landflächen in Kalabrien. Aber sie war allein, es fehlte an lebender Verwandtschaft, die dieses beeindruckende Erbe antreten konnte. So entschloss sich Signora Maria Assunta, alles ihrem Kater zu hinterlassen. Aus Tommasino, dem Streuner, wurde mit ihrem letzten Atemzug Tommasino, der Zehn-Millionen-Euro-Kater.

Info

Tipp An der Via de Torre Argentina mitten im historischen Zentrum Roms arbeiten ehrenamtliche Helfer aus verschiedenen Ländern in einem Heim für Katzen, um den Streunern Roms medizinische Versorgung zu geben. Das Heim finanziert sich ausschließlich über Spenden. www.romancats.com

Nun geht in Italien ja viel, aber nicht alles. Und das war der Pferdefuß an der Sache. Oder sollte man besser sagen die Katzenpfote in der heißen Milch? Nach italienischem Recht sind Tiere, und das ist Tommasino unbestreitbar, nicht erbberechtigt. Das hatte natürlich auch Maria Assunta gewusst und wie vermutlich viele Male in ihrem Leben zuvor klug vorgebaut. Eine wohltätige Organisation, die sich im Sinne der Verstorbenen um ausgesetzte Tiere kümmert, sollte das Vermögen erhalten. Die Anwälte der alten Dame hatten den Auftrag, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Es meldeten sich viele Tierschützer, aber die Vorgaben, die sie zu erfüllen haben, sind streng. Bis eine passende Organisation gefunden ist, versorgt die ehemalige Krankenschwester der alten Dame Erbe und Kater, die bis dato nichts von dem Reichtum wusste. Tommasino aber kratzt das alles nicht. Er ist zufrieden mit einem Schälchen Milch, einem bequemen Platz unter der Sonne Roms und seinen Lieblingsleckerchen.

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