3.8 Auswahl der Wärmepumpe
Sie wissen jetzt, welche Heizlast Ihr Haus hat, und Sie haben sich dazu entschlossen, die Heizung auf eine Wärmepumpe umzustellen. Jetzt steht die letzte Frage an: Welche Wärmepumpe soll es denn sein? In diesem Abschnitt gebe ich Ihnen diesbezüglich einige Empfehlungen – wohl wissend, dass die Markenauswahl stark durch Ihre Installateurfirma mitbestimmt wird: Die meisten Firmen arbeiten intensiv mit einem oder maximal zwei Wärmepumpenherstellern zusammen.
Wenn Sie ein Produkt eines anderen Herstellers wünschen, werden Sie auf wenig Begeisterung stoßen. Tatsächlich macht das Beharren auf wenige Hersteller Sinn: Jedes Fabrikat verhält sich ein wenig anders. Die Installationsfirma spart Zeit (und letzten Endes Ihr Geld), wenn einmal erlernte und bewährte Abläufe wiederholt werden. Natürlich können Sie trotzdem versuchen, den Fachbetrieb von Ihrem Wunschmodell zu überzeugen – oder einen anderen Betrieb kontaktieren.
Beispieldaten
Die Berechnung der Heizlast hat einen Wert von 6700 W ergeben (ohne Warmwasser). Für den Vierpersonenhaushalt rechnen Sie weitere 800 W Leistung für die Warmwasserbereitung hinzu. Der Energieversorger sieht Sperrzeiten von bis zu zwei Stunden vor, also rund 8 % eines Tages. Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass diese Zeiten tatsächlich ausgeschöpft werden, erhöhen Sie die Leistung um diese 8 % Prozent.
Heizlast: (6700 + 200 × 4) × 1,08 W = 8100 W
Der Jahreswärmebedarf ohne Warmwasser wurde mit 13.500 kWh berechnet. Dazu kommt der Warmwasserwärmebedarf von ca. 800 kWh pro Person:
Gesamtwärmebedarf: 13.500 + 4 × 800 kWh/a = 16.700 kWh
Art der Wärmepumpe
Wollen Sie eine Luft-, Erd- oder Wasserwärmepumpe einsetzen? Und, falls Erdwärme: Mit Flächenkollektoren oder Tiefenbohrung?
Ganz oft haben Sie wenig Wahl: Gerade bei einer Bestandssanierung fehlt oft der Platz, um eine Tiefenbohrung durchzuführen oder Flächenkollektoren zu verlegen. Noch unwahrscheinlicher ist, dass geeignete Grundwasservoraussetzungen für eine Wasserwärmepumpe gegeben sind. Dann ist dieser Punkt rasch abgehakt: Es wird eine Luftwärmepumpe.
Die Errichtung einer Luftwärmepumpe scheitert nur in seltenen Fällen an den Lärmschutzvorschriften. (Moderne Wärmepumpen sind ziemlich leise.) Wesentlich problematischer ist die Regel, wonach eine Wärmepumpe mindestens 3 m von der Grenze zum Nachbarn entfernt sein muss. Diese Regel ist z. B. bei Reihenmittelhäusern mit 6 m Breite nicht einzuhalten.
Bei einem Neubau oder beim Vorliegen eines großen Gartens haben Sie mehr Optionen. Grundsätzlich gilt: Bei Erd- und Wasserwärmepumpen sind die Errichtungskosten höher, die laufenden Kosten wegen des Wärmegewinns durch die Jahresarbeitszahl aber niedriger. An sich müssen Sie nur die Lebenszykluskosten für – sagen wir – 20 Jahre ausrechnen, und Sie wissen, welches die kostengünstigste Variante ist.
Ganz so einfach ist es aber nicht: Die Rechnung hängt einerseits vom Strompreis ab, der sich in den nächsten 20 Jahren unvorhersehbar ändern wird. Ich habe hier mit 32 ct/kWh gerechnet. Andererseits müssen Sie für jede Variante eine Jahresarbeitszahl ansetzen, deren exakter Wert aber unbekannt ist und erst nach ein, zwei Betriebsjahren klar wird. Tabelle 3.4 trifft also unsichere Annahmen. (Bei den Errichtungskosten wurde nur die Wärmepumpe an sich berücksichtigt, nicht die Kosten für die restliche Heizungsanlage, die bei allen Varianten gleich ist. Auf die Berücksichtigung von Wartungskosten habe ich ebenfalls verzichtet, wiederum unter der Annahme, dass diese bei allen drei Varianten gleich sind.)
Errichtungskosten |
Erwartete JAZ |
|
---|---|---|
Luftwärmepumpe |
15.000 € |
3,1 |
Erdwärmepumpe mit Flächenkollektoren |
20.000 € |
3,6 |
Erdwärmepumpe mit Tiefenbohrung |
26.000 € |
3,9 |
Tabelle 3.4 Eckdaten für die Beispielrechnung
Bei einem Zeitraum von 20 Jahren ergeben sich folgende Lebenszykluskosten:
Luftwärmepumpe: 15.000 + 16.700 / 3,1 × 0,32 × 20 = 49.500 €
Erdwärmepumpe (Flächenkollektoren): 20.000 + 16.700 / 3,6 × 0,32 × 20 = 49.700 €
Erdwärmepumpe (Tiefenbohrung): 26.000 + 16.700 / 3,9 × 0,32 × 20 = 53.400 €
Demnach würden Luftwärmepumpe und Erdwärmepumpe mit Flächenkollektoren etwa gleichauf liegen. Die Erdwärmepumpe mit Tiefenbohrung lohnt sich erst, wenn ein deutlich größerer Durchrechenzeitraum gewählt wird.
Selbstverständlich müssen Sie den Vergleich mit eigenen Daten durchführen. Mir ist es an dieser Stelle nur darum gegangen, den Rechenweg zu zeigen. Am schwierigsten ist die realistische Abschätzung der Jahresarbeitszahl. Diese hängt von der erforderlichen Vorlauftemperatur der Heizung ab, vom Warmwasseranteil am Gesamtwärmebedarf sowie von den metereologischen bzw. geologischen Bedingungen am Wohnort. Ich habe hier mit eher konservativen Werten gerechnet. Bei optimalen Bedingungen (gut gedämmter Neubau, perfekt abgestimmte Heizungsinstallation, günstige klimatische Verhältnisse etc.) können Sie mit allen drei Wärmepumpenarten auch eine höhere Jahresarbeitszahl erzielen.
Losgelöst von der rein ökonomischen Sichtweise fasse ich nochmals die wichtigsten Vor- und Nachteile der verschiedenen Wärmepumpenarten zusammen (siehe auch in Kapitel 2, »Grundlagen und Funktionsweise«):
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Luftwärmepumpe: Vorteile: billiger, vergleichsweise einfache Errichtung
Nachteile: Lärm, niedrige Effizienz im Winter (speziell bei hoher Luftfeuchtigkeit) -
Erdwärmepumpe: Vorteile: höhere Jahresarbeitszahl, leise, passive Kühlfunktion
Nachteile: teuer, bei Tiefenbohrung geologisches Gutachten erforderlich -
Wasserwärmepumpe: Vorteile: noch höhere Jahresarbeitszahl, leise, passive Kühlfunktion
Nachteile: Genehmigungsverfahren notwendig, kann austrocknen
Leistung
Die erforderliche Leistung der Wärmepumpe ergibt sich relativ direkt aus der Heizlast. Dabei müssen auch eventuelle Sperrzeiten sowie die Heizlast für das Warmwasser berücksichtigt werden.
In aller Regel werden Sie keine Wärmepumpe finden, die exakt die richtige Leistung hat. Fast immer müssen Sie sich zwischen einem Modell mit zu wenig und einem anderen mit zu viel Leistung entscheiden. Hier ist guter Rat teuer. Zuerst ein paar Argumente, die für das leistungsstärkere Modell sprechen:
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Die meisten modernen Wärmepumpen arbeiten modulierend, können also die Leistung gut an den tatsächlichen Bedarf anpassen.
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Auch wenn Sie einen Puffer verwenden, ist zu viel Leistung kein großes Problem: Die Wärmepumpe lädt den Speicher voll und schaltet sich dann eben für eine Weile aus.
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Ein wenig Reserve, z. B. für einen späteren Dachbodenausbau oder zusätzliche Familienmitglieder (Warmwasser!), kann nicht schaden.
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Etwas Leistungsreserve ist auch praktisch, wenn die Wärmepumpe bei hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen knapp über 0 °C immer wieder enteist werden muss und dann für eine Weile keine Wärme liefert.
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Um bei der Luftwärmepumpe zu bleiben: Wenn diese nur ganz selten unter Volllast laufen muss, ist sie leiser.
Für das leistungsschwächere Modell spricht:
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Es ist höchstwahrscheinlich spürbar billiger und ökologischer, sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb.
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Die Außeneinheit ist möglicherweise kleiner und stört optisch weniger.
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Die Heizlast wird immer für den Extremfall berechnet. Dieser tritt aber nur ganz selten ein.
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In der Vergangenheit wurden Heizungen fast immer überdimensioniert – und die Gefahr ist groß, dass Ihnen das auch passiert. Das beginnt bei einer zu pessimistischen Heizlastberechnung und endet bei der Angst sowohl des Hausherrn als auch der Installationsfirma, das Haus könnte zum Schluss zu kalt sein.
Sonstige Faktoren
Bei der Auswahl des Herstellers bzw. des konkreten Modells sollten Sie auch einen Blick auf die folgenden Faktoren werfen:
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Kennzahlen: Wie sehen die technischen Daten aus? Vergleichen Sie insbesondere die Leistungszahl und den SCOP-Wert für die von Ihnen benötigte Vorlauftemperatur.
Aktuell etablieren sich neue Firmen, deren Modelle nennenswert höhere SCOP-Werte versprechen als etablierte Hersteller. Besonders viel Aufmerksamkeit haben zuletzt die Luftwärmepumpen der österreichischen Firma Lambda auf sich gezogen (https://lambda-wp.at). Die Wärmepumpen erreichen eine Effizienzzahl (SCOP) größer 5,5 bei mittlerem Klima für Niedertemperaturanwendungen. Im Herbst 2023 gab es in der BAFA-Förderdatenbank keine andere Heizungsluftwärmepumpe mit einem derart hohen Wirkungsgrad. Zuletzt waren diese Wärmepumpen aber kaum lieferbar.
Vom deutschen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gibt es eine Liste aller förderfähigen Wärmepumpen mit einer Zusammenfassung der wichtigsten technischen Daten:
https://www.bafa.de/SharedDocs/Downloads/DE/Energie/beg_waermepumpen_pruef_effizienznachweis.html
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Lautstärke: Achten Sie bei Luftwärmepumpen unbedingt auf die Lärmentwicklung. Wie hoch ist die Schallleistung? Gibt es eine Nachtabsenkung, die einen leiseren Betrieb ermöglicht?
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Kältemittel: Wie umweltfreundlich ist das Kältemittel? Wärmepumpen, die Propan als Kältemittel verwenden, sind vorzuziehen.
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Kühlfunktion: Viele Wärmepumpen können im Sommer auch zum Kühlen verwendet werden. Auf dieses Thema gehe ich in Kapitel 4, »Kühlen mit Wärmepumpen«, näher ein. Mit der Kühlfunktion schränkt sich die Auswahl etwas ein, zudem sind die entsprechenden Modelle teurer. Es lohnt sich nun auch der Blick auf die Leistungszahl beim Kühlen.
Beachten Sie, dass die Kühlfunktion von Anfang an mitgeplant werden muss! Das betrifft nicht nur die Wärmepumpe, sondern auch den Puffer, die Warmwasserversorgung und andere Komponenten der Heizungsanlage.
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Preis: Naturgemäß ist auch der Preis ein wichtiges Kriterium. Der Preisvergleich ist allerdings schwierig, weil Sie konkrete Preise oft nur im Rahmen eines Angebots erhalten. Und selbst im Angebot ist der Preis der Wärmepumpe oft nicht explizit aufgeschlüsselt. Ärgerlicherweise ist der Wärmepumpenmarkt diesbezüglich sehr intransparent.
Da immer mehr Hersteller in den Wärmepumpenmarkt drängen, besteht die Hoffnung, dass Wärmepumpen in den kommenden Jahren preisgünstiger werden. Beachten Sie aber, dass die Wärmepumpe nur einen Teil der Kosten verursacht. Gehen Sie unbedingt billigen bzw. veralteten Geräte mit nur mittelmäßigen technischen Daten, kurzen Garantiezeiten und schlechtem Support aus dem Weg! Kurzfristig geringeren Investitionskosten stehen dann oft höhere Betriebs- und Wartungskosten gegenüber.