Mai

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NeumondritualS. 130

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VollmondritualS. 136

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Der Zweieinigkeitsmond oder Paarmond (im Englischen dyad moon) kündet verheißungsvoll von leidenschaftlicher Verschmelzung. Jedes Jahr zur heiligen Zeit des Mondfestes Beltane38 (heutzutage wird da bezeichnenderweise der „Tag der Arbeit“ gefeiert) gingen die Menschen auf die Felder und in die Wälder und machten sie fruchtbar – und zwar durch eine ganz besondere Form der „Feldarbeit“, nämlich der sexuellen Vereinigung auf Mutter Erde. An diesem Tag galten Eheversprechen nicht und freie Liebe, Instinkte und Leidenschaft wurden in der Natur ungehemmt ausgelebt. Augenzwinkernd sei gesagt: Natürlich diente dies der Fruchtbarkeit und dem Überleben des ganzen Stammes. Ging aus einer solchen Verschmelzung zu Beltane ein Kind hervor, so galt dieses als besonders und heilig.

Die erste Nacht im Mai zeugt also bereits vom Wonnemonat bzw. Wunnemanot (u. a. vom althochdeutschen wunnia für „Lust, Freude“)39 mit ihrer feurigen, wilden, sinnlich-ungezügelten Energie und der ungestümen Freude an Lebendigkeit, Vereinigung und Wachstum. Fast alle kennen die Hexennacht/Walpurgisnacht, in der sich der Sage nach die wollüstigen Hexen auf dem Blocksberg treffen und hemmungslos Männer herbeirufen …

Dieses sinnliche Freudenfest – in purer Freiheit und für die Fruchtbarkeit – ist über die Zeit eher zu etwas „Verruchtem“ geworden und vieles vom Zauber ist verloren gegangen. Entsprechend können wir hier leider vieles nur noch aus dem Überlieferten rekonstruieren, und doch hat sich inzwischen durch die beständige Wiederholung ein neues Brauchtum etabliert. Wir können hier wieder ansetzen und mit ekstatischem Tanz, archaischen Trommelrhythmen, aphrodisierendem Räucherwerk und Ähnlichem die Transformationskraft und innere Wildnis spüren. Und dies lässt sich dazu nutzen, um Unfreiheiten aller Art und ggf. auch die Hexenwunde40 abzuschütteln. Auch ein Freudenfeuer ist hier stimmig, das feurige Transformation bringt und dabei hilft, die Fesseln (der Gesellschaft oder des eigenen Inneren) zu sprengen, sich zu befreien und voll zu entfalten.

Dies ist ein Fest der Wertschätzung des eigenen Körpers und des Genusses, und auch die Wertschätzung an der gesamten Natur und unsere Freude an ihr können wir nun ausdrücken. Im Maienmonat kommt die rote Göttin zurück in die Natur, die verkörperte Lebenskraft und das pure sinnliche Sein in voller Pracht. Die Heilige Hochzeit von Gott und Göttin, das Symbol für Lust und Begehren in inniger Verbundenheit, sind ein uralter Ausdruck von Schöpferkraft. Und ganz irdisch und menschlich wird diese Lebenskraft mit Freude zelebriert, die alles aus sich hervorbringt und in die alles eines Tages wieder zurückfließt. Sexualität galt in diesem Zusammenhang also einst als ein heiliger Akt, in dem man sich mit den elementaren Lebenskräften und den Göttern verband.41

Die beiden folgenden Rituale in diesem „Mond (Monat) der Göttin“, wie er im Volksmund auch lange Zeit hieß, zielen auf diese so zentralen Themen der sinnlich-freudvoll gelebten Weiblichkeit ab. Aus meiner jahrelangen Erfahrung mit der Ritualarbeit kann ich sagen, dass es sich auch tatsächlich wie ein ganzer Monat für die Göttin bzw. für die Heilige Hochzeit (Vereinigung von Gott und Göttin) anfühlt. Es ist damit auch eine Vereinigung von Neumond und Vollmond, sodass eine recht lange „Beltane-Zeit“ entsteht. Dieses traditionelle Frühlingsfest liegt zudem im Jahreskreis der (wie ich finde ebenfalls recht langen) Samhain-Zeit im Herbst gegenüber – und es heißt auch hier, dass die Schleier zwischen den Welten dann sehr dünn sind. Daher war es mir hier wichtig, dieses Jahreskreisfest etwas ausführlicher zu beschreiben, zumal auch eine tiefe und heilsame Transformationskraft im Hexenmonat liegt.

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NEUMOND

Heiliger Feuersprung

Vorbereitung und Materialien

Stimme dich gern zunächst mit den folgenden Impulsfragen auf die momentane Zeitqualität ein. Das bringt möglicherweise bereits einiges in dir in Wallung:

Was ist für dich Männlichkeit?

Was ist für dich Weiblichkeit?

Lebst du deine Weiblichkeit voll und ganz?

Wenn nein: Welchen ersten Schritt könntest du heute in diese Richtung unternehmen?

Welche unterschiedlichen Anteile in dir sehnen sich nach Verschmelzung?

Kannst du genießen?

Genießt du deine Sinnlichkeit – mit allen Sinnen?

Wo(für) empfindest du Leidenschaft?

Lebst du deine Lust frei aus?

Fühlst du dich begehrenswert? Und begehrst auch du jemanden?

Welche Art „Heilige Hochzeit“ wäre für dich eine wahre Wonne?

Wofür wärst du bereit, übers Feuer zu springen (durchs Feuer zu gehen)?

Du benötigst für dieses Ritual:

fünf Kerzen oder Teelichter und Streichhölzer/Feuerzeug,

je einen kleinen Zweig/Hölzer von neun verschiedenen Bäumen/Sträuchern42,

eine Feuerschale

und einen für dich stimmigen Platz in der freien Natur.

ALLTAGSZAUBER-TIPP

Solltest du einen solchen Platz im Freien nicht finden oder in einem Jahr einmal keine Möglichkeit haben, das Ritual im Freien zu zelebrieren und ein Feuer zu entzünden, kannst du auch eine Version für zu Hause entwickeln. Dafür kannst du inmitten deiner fünf Kerzen Zettel mit den Namen der neun Hölzer oder Bilder der neun Bäume/Sträucher nutzen und darauf deine Assoziationen notieren. Diese kannst du dann im Ritual mittig platziert liegen lassen und zum Abschluss verbrennen (entweder in einem feuerfesten Gefäß oder, wie im April-Neumond-Ritual (siehe Seiten 112 ff.), glimmend in eine Schale mit Wasser fallen lassen). So schaffst du dir ein symbolisches Feuer aus neun Hölzern, um dir diese Qualitäten bewusst zu machen.

Das „gute Feuer“

Stimme dich gern auf die Energien des Männlichen ein, mit dem vor-keltischen Gott Bel, der sich auch im Wort „Beltane“ wiederfindet. Er symbolisiert das Helle, Leuchtende, Strahlende in uns allen und weist auf unsere Tatkraft und freudvolles Handeln.

Stimme dich ein auf die Energien des Weiblichen, auf die Energie der Großen Göttin in all ihren Facetten, insbesondere ihrer roten Kraft. Sie verbindet mit dem Tragenden, Nährenden, Gebenden und Empfangenden in uns, mit unserer Hingabe und inniger genießender Sinnlichkeit. Stimme dich ein auf die Heilige Hochzeit beider Kräfte – auf schöpferische Kreativität und bunte Fülle!

Das „gute Feuer“ (Beltane oder Beltaine in etwa wörtlich übersetzt) zu entzünden wird diese Kräfte und noch so viel mehr erwecken – und damit kann dies auch in dir selbst neu entzündet werden.

Du kannst dieses Ritual auch dazu nutzen, um der Hexenwunde in dir heilsam zu begegnen und all den schmerzvollen, Schaden bringenden Feuern ein durch und durch gutes Feuer entgegenzusetzen und dadurch letztlich auch deine volle Feuerkraft „zurückzuerobern“.

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DEINE FEUERZEREMONIE

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Neumondritual

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Erschaffe dir am gewählten Ort (in der Natur oder zu Hause) bewusst und auf deine Weise einen heiligen Raum und stimme dich ein.

Lade „Gott und Göttin“ (in der Form, wie es für dich stimmig ist), das Männliche und das Weibliche sowie die Kraft des dunklen Mondes zu dir ein.

Setze die Intention, dich und deine Hexenwunden zu reinigen, deine pure Weiblichkeit zu leben und deine Urkraft voll anzunehmen.

Entzünde bewusst mit dieser Intention die fünf Kerzen/Teelichter für dich und für diese Zeremonie und stelle sie in Form eines Pentagramms auf.

Rufe auch alle weiteren dir wichtigen hilfreichen Kräfte (Elemente, Ahnen, Spirits, Krafttiere, Geistführer, Göttinnen und Götter usw.) hinzu und bitte sie, dich in deinem Anliegen zu unterstützen.

Entzünde dann ganz in deiner Nähe ein rituelles Feuer, das du mit großen Steinen ringsum absicherst. Verwende dafür entweder deine bereits sorgfältig aufgeschichteten neun Hölzer oder Basis-Holz43, in das du dann nach und nach deine neun Zweige der verschiedenen Bäume hineingibst. Mit jedem einzelnen davon nährst du das Feuer, und du kannst gern auch gleichzeitig aussprechen, wofür das jeweilige Holz steht.

Falls du diese Zeremonie zu Hause durchführst, legst du stattdessen nun deine vorbereiteten Bilder mit den Hölzern rituell in der Mitte des Kerzen-Pentagramms ab.

Falls dir aus deiner Einstimmung einige Worte zum Gedenken an all die Frauen (und auch Männer) kommen, die ihr Leben im Feuer ließen, gib dem auf deine Weise Ausdruck.

Nimm dir nun Raum, um aus deiner Vorbereitung mit den Impulsfragen deine Wünsche klar zu benennen. Was wünschst du dir für deine Weiblichkeit, (Lebens-)Lust, Freude, Sinnlichkeit, Ekstase?

Sprich deine Wünsche aus und berichte so dem Feuer, den neun Hölzern und all den von dir eingeladenen Spirits davon.

Bitte darum, dass diese Wünsche sich erfüllen mögen, wenn sie zu deinem höchsten Wohle (und im Einklang mit dem Wohle aller Wesen) sind. Mach dir bewusst, dass diese Erfüllung es dir wert ist, dafür „übers Feuer zu springen“.

Singe nun, tanze ums Feuer herum, lache, springe, um diese Lebensfreude zu feiern. (Zu Hause ist dieses Feuer dein Pentagramm aus Kerzen – in der freien Natur zunächst ebenso, als erster Schritt neben dem Lagerfeuer.) Wenn du spürst, dass du bereit bist, dann springe in voller Wonne übers Feuer.

Wichtiger Hinweis: Wenn du in der freien Natur über dein Lagerfeuer springst, dann achte dabei bitte unbedingt gut auf dich, da z. B. lange Röcke (vor allem solche mit Polyesteranteil) leicht Feuer fangen können. Wenn möglich, dann spring „sicherheitshalber“ einfach nackt.

Tanze und singe ausgelassen, wild und frei, solange es dir Freude bereitet.

Beende deine Zeremonie auf deine Weise, z. B. indem du den hilfreichen Spirits, Elementen etc. dankst.

Danke auch dir selbst dafür, dass du deine Bereitschaft gezeigt hast, für dich und deine Leidenschaften durchs Feuer zu gehen.

Puste mit dieser Gewissheit lächelnd deine fünf Kerzen aus und schließe deinen heiligen Raum.

Ich gehe davon aus, dass dir dies absolut klar ist, und doch erwähne es der Vollständigkeit halber noch: Lösche achtsam dein Feuer! Wenn du die Zeremonie in der freien Natur gefeiert hast, dann schütte sicherheitshalber Wasser auf die Feuerstelle und verlasse den Ort mit der Gewissheit, dass dort absolut nichts mehr glimmt und glüht.

Nachbereitung

Halte deine Gefühle und Gedanken zu dieser Zeremonie und deine Erlebnisse währenddessen in deinem Tagebuch fest. Dazu gehören auch deine Assoziationen zu den neun Hölzern und was dir zu den Impulsfragen gekommen ist. Nach dem Feuersprung haben Menschen nachts häufig noch Träume, die damit zusammenhängen, sei es, dass da etwas aus dem eigenen Unbewussten aufsteigt oder mit kollektiven oder generationsübergreifenden Themen zu tun hat. Es kann da einiges fühlbar werden, während du das Feuerritual vorbereitest, zelebrierst und nachbereitest. Sorge daher gut für dich und nutze diese sinnliche Zeit auch für Selbstfürsorge-Rituale, die dir guttun und sich für dich bewährt haben. Bade dich in Selbstliebe, insbesondere nach diesem Ritual.

Mögest du dich frei, wild und wunderbar fühlen können und allem Ausdruck verleihen, was in dir schlummert. Möge auch deine Sexualität und Lust frei sein und dir pure Erfüllung schenken. Mögest du deine schöpferische Weiblichkeit und die Heiligkeit allen Lebens feiern. Mögest du Verbundenheit und Freude atmen.

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VOLLMOND

Ritual für dein Strahlen

Ein Vollmond beleuchtet oft auch die hintersten, dunkelsten Ecken. Er bringt gefühlvoll Licht dorthin, all das zu zentrieren bzw. auszubalancieren, was wir vorfinden. Das heißt, auch Schatten dürfen umarmt werden und alte Verstrickungen dürfen sich ebenso lösen wie Verbindungen, die uns nicht guttun. So kann die Beziehung zu uns selbst und auch zu anderen Heilung finden.

Und all dies geschieht zur Zeit dieses Vollmonds im Monat Mai im Zeichen der Gefühle, der Venus und des Verlangens.

Vorbereitung und Materialien

Mit den folgenden klärenden Impulsfragen kannst du dich einstimmen:

Welches Verlangen hast du? Ist dieses Verlangen eher sinnlich oder materiell?

Welche Werte hast du?

Welchen Stellenwert räumst du dir selbst ein?

Welchen Wert hat deine Arbeit für dich?

Wo bist du frei? Wo kannst du fließen?

Wo hältst du fest?

Wo darf sich etwas lösen?

Wo braucht es gar keine Kontrolle (mehr), sondern Hingabe?

Wo zeigst du strahlend „Gesicht“ und wo versteckst du dich noch?

Dies ist nun eine wunderbare Zeit, um für mehr Freiheit und Gleichgewicht zu sorgen, innen wie außen. Nimm dir also genau das, was es für dich persönlich braucht. Und vielleicht passt ja dieses schamanisch inspirierte Ritual für dich, um dein Licht mehr zum Leuchten zu bringen.

In uns selbst ist bereits alles da. Manchmal liegen allerdings noch Schichten darauf oder etwas ist durch Erlebnisse, Verletzungen und Ängste oder andere innere Blockaden verborgen. Dann lohnt es sich, die Sinne zu klären und sich mit der Kraft der Elemente zu verbinden.

Diese Zutaten benötigst du für die „Sweet Home“-Vollmondzeremonie:

eine Kerze und Streichhölzer/Feuerzeug,

einen kleinen (Hand-)Spiegel,

eine kleine Schüssel mit Wasser44,

eine kleine Schüssel Erde (oder du führst das Ritual direkt draußen in der Natur mit der dort vorhandenen Erde durch. Und wenn dein Ort nah am Wasser liegt, brauchst du auch dieses nicht extra mitzubringen).

Räucherwerk und Feder nach Belieben.

Die folgende Anleitung ist zwar recht lang, aber da die Elemente jeweils recht „baugleich“ einbezogen werden, wirst du dir alles leicht merken und relativ einfach frei durchführen können. Viel Freude dabei!

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KLÄRUNGSRITUAL
FÜR DEIN STRAHLEN

Erschaffe dir (am gewählten Ort in freier Natur oder zu Hause) bewusst und auf deine Weise einen heiligen Raum und stimme dich ein.

Lade Balance, Freiheit und die volle Kraft des Mondes zu dir ein. Entzünde dann bewusst eine Kerze für dich und diesen Vollmond.

Setze die Intention, deine Sinne zu reinigen, deine Schatten zu umarmen und sowohl diese als auch deine ureigene Kraft voll anzunehmen.

Rufe alle hilfreichen Kräfte hinzu, die dir nun wichtig sind (Elemente, Ahnen, Spirits, Krafttiere, Geistführer, Göttinnen und Götter, wie z. B. Freyr, Freyja und im Besonderen Venus) und dich in deinem Anliegen unterstützen können.

Nimm deinen Spiegel zur Hand und schau dich darin an. Nimm liebevoll wahr, was du siehst, außen wie innen … blicke dich ganz und gar an, sieh dir tief in die Augen.

Wenn dir schon in den letzten Tagen kurz vor diesem Vollmond einige Themen klar geworden sind, die du gern lösen möchtest, beziehe diese gern mit ein. Du kannst dafür zu dir sprechen: „Ich reinige meine Augen von dem, was sie gesehen haben, meine Ohren von dem, was sie gehört haben, und meinen Mund von dem, was er gesprochen hat. Ich bringe meine Wangen wieder zum Glühen für das Feuer, das in meinem Herzen brennt, und lasse dieses auch durch meine Augen leuchten. Ich erfrische meine Sinne, belebe sie neu und lasse alles wieder frei fließen. Ich bringe meine Visionen auf die Erde.“ (Dies ist ein Beispiel als Vorschlag für dich. Worte, die deine Kehle verlassen, haben stets große Kraft. Lass also gern alles aus deiner Tiefe aufsteigen und finde gern auch deine eigenen Worte dafür.)

Bringe dann die Energie aller Elemente, also die Kraft des Feuers, der Luft, des Wassers und der Erde, zu deinen Sinnen und zu deinem Gesicht. Gerne kannst du in aller Stille jedes Element verbinden oder dazu jeweils auch ganz intuitiv deine Bitte äußern, dein Gebet sprechen bzw. deine Anrufung erklingen lassen.

Beginne mit dem Feuer, das du bereits rituell entzündet hast. Führe deine Hände achtsam dreimal ganz bewusst durch die Flamme (und pass natürlich dabei auf, dich nicht zu verbrennen; auch hier ist die Balance bzw. ein gutes Maß gefragt. Wenn du die Hände das erste Mal durch die Flamme geführt hast, dann bringe deine Hände zu deinen Augen. Lege sie ganz bewusst auf. Führe die Hände erneut durch die Flamme und bringe sie zu deinen Ohren. Lege sie auch da auf. Führe sie ein drittes Mal durch die Flammen und lege die Hände auf deinen Mund. Führe sie zum Abschluss erneut durch die Flammen und dann einmal über dein ganzes Gesicht, vom Haaransatz über die Stirn, hinab zum Hals, zur Kehle und bis zu den Schlüsselbeinen. Stell dir vor, du würdest eine Schicht abnehmen (eine Maske vielleicht), die du nun nicht mehr länger benötigst. Dazu passen z. B. folgende Worte, die du sprechen kannst: „Kräfte des Feuers, transformiert das, was ich gesehen, gehört oder gesagt habe, was mir und anderen Schmerz gebracht hat und nicht länger dienlich ist. Bringt mir dafür die Wärme und das Leuchten zurück. Danke.“

Fahre mit dem Element Luft fort. Hierzu kannst du ganz nach Belieben Räucherwerk und Feder nutzen (und hast damit eine schöne Brücke vom Feuer über die Erde zur Luft). Du kannst jedoch auch die Luft nutzen, die dich umgibt. Und du kannst ebenfalls deinen Lebensatem nutzen – als die Luft, die bereits durch dich hindurchgegangen ist und somit deine Energie trägt.

Variante 1: Fächere einmal über dein gesamtes Gesicht hinweg in alle Richtungen, rund um deinen Kopf herum und lass dich davon führen, wie Räucherwerk und Feder hier zum Einsatz kommen wollen.

Variante 2: Führe deine Hände schwungvoll durch die Luft, als würden sie hindurchtauchen oder Luft sammeln, führe sie dann wieder zu deinen Augen und bringe so bewusst die Energie der Luft zu deinen Augen. Wiederhole diese Bewegung und führe die Hände zu deinen Ohren, und mache es dann genauso für deinen Mund. Führe zum Abschluss die Hände erneut durch die Luft und auch hier wieder einmal über dein gesamtes Gesicht, die Kehle hinab bis zu den Schlüsselbeinen.

Variante 3: Atme tief ein und ganz bewusst auf die Hände aus. Segne deine Hände mit deinem Lebensatem, mit der Luft, die kraftvoll durch dich hindurchgegangen ist. Berühre dann sanft deine Augen mit Lebensatem. Wiederhole dies mit den Ohren, dem Mund und zum Abschluss mit deinem ganzen Gesicht.

Passende Worte könnten für alle drei Varianten folgende sein: „Kräfte der Luft, nehmt alles das mit euch, was ich dem Wind anvertrauen darf, und bringt frische Klarheit in meine Sicht, meine Ohren und meine Rede. Danke.“

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Vollmondritual

Geh dann noch näher ans Wasser heran (wenn du in der Natur bist) oder nutze deine Schale mit Wasser dazu und tauche nun rituell deine Hände ins Wasser. Benetze damit sanft deine Augen, deine Ohren, deinen Mund. Zum Abschluss fahre einmal sanft mit den Händen über dein ganzes Gesicht und die Kehle entlang hinab zu den Schlüsselbeinen. Die dritte Schicht oder Maske darf nun gehen. Wenn du magst, versprenkle es auf deine Mitte (den Bauchraum und dein Becken), deinen Herzraum, dein Kronenchakra (den Scheitel). Lass dich dabei intuitiv führen, wo die Kraft des Wassers benötigt wird.

Sprich dazu gerne die folgenden Worte oder lass dich von ihnen zu eigenen Worten inspirieren: „Kräfte des Wassers, reinigt mich von all dem, was ich aufgenommen/angesammelt habe, und nehmt meine Tränen mit euch. Schenkt mir Beweglichkeit, Hingabe und die Weisheit des sorglosen Fließens. Danke.“

„Tauche“ nun rituell deine Hände in die Erde, d. h., nimm etwas Erde in die Hand und reibe die andere Hand kurz darüber oder „grabe“ sie innig in die Erde (wenn du in der Natur bist) und fahre mit deinen erdigen Händen einmal über deinen Nacken. Löse so alles, was dir (vielleicht schon lange) im Nacken sitzt. Wiederhole dies und fahre über deine Kehle, um dort Blockaden zu lösen und deine Talente, deine Visionen und deine Kreativität zur Welt zu bringen. Und wenn es stimmig ist, so nimm mit deinen erdigen Händen auch eine weitere Schicht von deinem ganzen Gesicht.

Folgende Worte passen zu diesem Schritt des Rituals: „Kräfte der Erde, schenkt mir innere Festigkeit, Sicherheit und die Weisheit des Wandelns, Werdens und Vergehens. Helft mir, voller Selbstsicherheit meine Visionen ins Leben zu bringen. Danke.“

Und nun kommt zu all diesen heiligen elementaren Kräften ein weiteres wichtiges Element hinzu: Du selbst bist es und du stehst für das fünfte Element –Spirit. Beschenke dich auf deine ureigene Weise mit dir selbst und kleide deine Absicht, deine Wünsche in Worte, die du aus deinem Herzen fließen lässt.

Hier ein Beispiel: „Mit den Kräften meines Spirits erfülle ich meine Augen – auf dass sie niemals aufhören zu leuchten, meine Ohren – auf dass sie dem Wunder der Welt lauschen, meinen Mund – auf dass er stets meine Werte ausspricht, und ich segne mein Gesicht mit x, x und x (was immer dir zu dir selbst an Worten kommt: Klarheit, Schönheit, Aufrichtigkeit, …) und bin mir gewiss, dass ich trotz meiner Schattenseiten niemals mein Gesicht verlieren kann. Denn es ist alles in mir. Danke.“

Insgesamt gehören zu diesem Ritual also fünf rituelle Segnungen. Oder man könnte auch sagen, du hast durch fünf heilige Elemente deine Sinne „getauft“, und in gewisser Weise natürlich immer auch durch Himmel und Erde und all die hilfreichen Wesen, die dich dabei unterstützen.

Wenn du magst, nimm dich (und all deine Schatten) nun innig in den Arm, halte dich und sei einfach mit dir selbst verbunden.

Nimm dann noch einmal deinen Spiegel zur Hand und sieh dich an. Nimm erneut liebevoll wahr, was du siehst, außen wie innen … blicke dich ganz und gar an, sieh dir tief in die Augen.

Was hat sich ggf. verändert? Siehst du eine Veränderung an deinem Aussehen, in deinem Gefühl für dich selbst?

Halte zum Abschluss deine Gefühle, Gedanken und deine Erlebnisse während dieser heiligen Handlungen in Stichworten oder Skizzen in deinem Tagebuch fest. Vermutlich sind dir einige Dinge aufgefallen, während du dies zelebriert hast, und es mag einiges ans Tageslicht gekommen und fühlbar geworden sein.

Beende deine Zeremonie auf deine Weise, vielleicht kommt dir dafür noch ein Lied, ein Segen oder Gebet in den Sinn. Danke den hilfreichen Spirits, den Elementen und allem, was dich dabei unterstützt hat. Danke auch dir selbst dafür, all dies getan zu haben (und natürlich gern auch für alles, was hierbei dann spontan aus dir herausfließt).

Schließe dann deinen heiligen Raum.

Ich wünsche dir, dass diese beiden Rituale zu einer innigen Beltane-Zeit und heilsamen Verbundenheit für dich beitragen konnten – Verbundenheit von dir und dem Dunkelmond mit gutem Feuer, von dir und dem Vollmond mit allen Elementen und Emotionen.

Mögest du die freie Frau sein, die du immer warst. Mögest du das Land, auf dem du gehst, mit deiner Schönheit segnen. Mögest du leidenschaftlich für das gehen, was dir am Herzen liegt, und dich selbst in allen Lebensphasen mit Liebe betrachten.