Dezember

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NeumondritualS. 251

Die teils poetischen überlieferten Namen machen auch hier schon die Themen dieses Monats und Vollmonds sehr schön deutlich: u. a. Mond der langen Nächte, Yule-/Julmond, Frostmond, Eichenmond, Mond des Schenkens und Teilens, Wichtelmond.

In dieser dunkelsten Zeit des Jahres lädt der Dezember nun endgültig zu Innenschau, Nachdenken, Reflektieren über das Leben und den eigenen Weg und auch zu geruhsamer Besinnlichkeit und Stille ein. Andererseits ist es jedoch oftmals aufgrund der vielen Jahresabschlussfeiern, Weihnachtsmärkte und familiären Treffen ein eher unruhiger Monat.

Die folgenden Rituale helfen dir, dein Licht in dieser dunklen Zeit neu erstrahlen zu lassen, indem du zum Vollmond deine sogenannten dunklen Seiten anschaust, annimmst und dein Licht so von Schatten befreist. Zum Neumond kannst du zunächst deine beruflichen Schritte achtsam wertschätzen. So aufgeräumt und neu ausgerichtet, „rutschst“ du bestimmt befreit ins neue Jahr.

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NEUMOND

Süße Früchte deiner Arbeit – ein Selbstwert-Ritual für dich

Für den Dezember-Neumond teile ich gern gleich zwei Ritual-Varianten mit dir, die deinen Selbstwert steigern und dich dankbar stimmen. Du kannst damit eine innere Haltung der Fülle entwickeln, wobei die Rituale jeweils einen anderen Fokus einnehmen.

Wenn du zum Jahresabschluss Lust hast, all deine Schritte des Jahres, die Qualität deiner Arbeit oder auch deine inneren Wachstumsschritte und dein Meistern von Herausforderungen zu würdigen, und du dies kombinieren magst mit einer kleinen Medizinwanderung (siehe dazu die Anleitung auf Seite 47 f. im Kapitel „Immerwährendes Naturritual – die Medizinwanderung“) und dem Ausdruck tiefer Dankbarkeit für dein Wachstum und auch für die wunderbare Natur, die dich umgibt, dann findest du in diesem Ritual eine Fülle an Inspirationen. Du erfährst dabei auch, wie du dich ganz spielerisch selbst wertschätzt, dein magisches inneres Kind aktivierst und „quasi nebenbei“ einen Beitrag für das Wohl der heimischen Tiere leistest.70

So wird dir all das, was dich dieses Jahr genährt hat, bewusst, und indem du deine Dankbarkeit dafür ausdrückst, nährst du wiederum andere – die Energie darf fließen, deine Fülle darf sich mehren und sich fest im Leben verankern!

Und dies wird deine Energie anheben und kann damit den Boden für alles Neue bereiten. Bringe also gern auch deine Wünsche am Ende mit ein – so wie es für den Neumond ganz typisch ist.

Viel zu oft schätzen wir unsere Schritte nicht gebührend wert, weil sie inmitten des Alltags fast „normal“ wirken und oft genug auch einfach untergehen. Doch gerade in diesen schnelllebigen Zeiten, die uns sehr viel Aufmerksamkeit, Multitasking, Organisationstalent etc. abverlangen, ist es so wichtig, dem Verlust des Alltagszaubers oder einem Mangel an Selbstfürsorge entgegenzuwirken.

Du findest hier, wie gesagt, zwei Varianten; die eine bezieht sich auf deine Arbeit bzw. Berufung und auf das Kultivieren von Dankbarkeit und Fülle in diesem Bereich, und in der anderen Form handelt es sich eher um ein zauberhaftes Familienritual71. Selbstverständlich kannst du diese Inspirationen nach Herzenslust für ganz andere innere Themen und Bedürfnisse anpassen.

Das Schöne daran: Dieses Self-Care-Ritual macht dir deinen Selbstwert bewusst und könnte sogar auch ganz ohne Bezug auf die Arbeit deinen Alltag verzaubern. Es ist dabei nicht einmal „nur“ für dich, sondern nährt und erfreut „ganz nebenbei“ auch noch andere. Ein echter Gewinn also in mehrfacher Hinsicht.

Vorbereitung und Materialien

Nimm dir für die erste Ritual-Variante, in der du dich mit dem Thema Arbeit oder Berufung beschäftigst, zunächst ein wenig Zeit für deine Innenschau und ein Journaling.

Nutze dazu gern folgende Impulsfragen:

Wann hast du zuletzt deine Meilensteine in Bezug auf dein Schaffen gefeiert?

Welche Früchte trägt deine Arbeit?

Nimmst du dir genug Zeit, um die Süße dieser Früchte zu schmecken und zu genießen?

Welche davon schmecken dir besonders gut?

Wofür bist du ganz besonders dankbar?

Gib dir selbst ausreichend Raum und Zeit, diesen Fragen nachzuspüren, ihnen nachzusinnen und von den ganz kleinen bis hin zu den mutigen großen Schritten alles festzuhalten, was dir so in den Sinn kommt. Wie nebenbei fällt dir bei diesen Fragen vermutlich auch auf, welche Kooperationen, Projekte oder vermeintlich tollen Schritte dir in der Rückschau dann doch nicht so lecker geschmeckt haben, wie es zunächst vielleicht schien. Hier kannst du erkennen, was du weiterverfolgen, ausbauen und nähren magst und was du dankbar für die Erfahrung und Erkenntnis nun wieder loslassen möchtest.

Wähle dann für dich zu deiner Innenschau passende Sinnbilder wie heimische Früchte, Nüsse, Samen, Kerne, und wenn du magst auch dekorative Elemente wie Blüten. Achte darauf, dass alles, was du verwendest, in der Natur verbleiben darf und dort in den natürlichen Kreislauf eingehen kann.

Vielleicht kommt dir zu deinen Meilensteinen eine bestimmte Frucht, eine wichtige Form (Kreis, Stern, Herz, Spirale o. Ä.), ein bestimmtes Bild oder sinnbildliche Zutaten direkt in den Sinn? Hier kannst du kreativ alles ausdrücken und ehren, was in deinem Inneren als Schatz schon lange da ist und nun im Außen sichtbar werden darf.

Ebenso gut wie wichtige Meilensteine lassen sich auch klare Grenzen, die du endlich ziehen konntest, ins Ritual einbauen (z. B. durch kleine Zweige). Wenn dich etwas zum Strahlen gebracht hat oder du dir selbst endlich erlaubt hast zu strahlen, so kannst du z. B. leuchtendes Orange (Mandarinen, Orangen) auf dem erdig braunen Waldboden zu einem Mandala auslegen oder auch schöne Halbedelsteine wie etwa Bergkristall oder Achate.

Wenn du Unterstützer*innen an deiner Seite hast, die du von Herzen würdigen möchtest, kannst du Nüsse und Samen stellvertretend für die Mäuse oder Eichhörnchen auslegen, die so viele Menschen zum Lächeln bringen oder einfach Brotkrumen für all die Zeichen auf dem Weg und die wunderbare Führung deiner Intuition, die du erhalten hast. Kleine Opfergaben sind so wertvoll, weil sie deiner Dankbarkeit Ausdruck verleihen und gleichzeitig wieder Sinnvolles bewirken.

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DEIN MANDALA-RITUAL
FÜR FÜLLE UND DANKBARKEIT

Belohne dich nun, indem du innig zusammenarbeitest mit der größten Lehrerin, die es gibt: Mutter Natur. Hier kannst du ein Waldstück wählen, deine Lieblingsstelle im Stadtpark, deinen Garten oder was immer dir als richtiger Platz draußen in der Natur passend erscheint.

Während du zu diesem Ort gehst, erinnere dich ein wenig an all das, was dir geschenkt worden ist, wofür du dankbar bist, was du erreicht und vielleicht dazugelernt hast. Lege dabei den Fokus bewusst auf die Früchte deiner Arbeit, auf deine Erfolge.

Wenn du an deinem Ort angelangt bist, erschaffe dir dort einen heiligen Raum (siehe auf den Seiten 63 ff.) und segne die mitgebrachten Gaben. Erinnere dich beim Schälen der Orange/Mandarine und insgesamt beim Legen des Mandalas bzw. Naturbildes an all die Samen, die du in deinem Wirken ausbringen durftest, an all die Früchte, die du ernten darfst, an alles, was Kreise ziehen darf, und an die wertvollste Währung, die du erhalten hast: die leuchtenden Augen und strahlenden Gesichter von Menschen, die du berührt hast oder denen du helfen konntest.

Vermutlich werden dabei viele unterschiedliche Momente an dir vorbeiziehen – Erlebnisse, die dich herzhaft zum Lachen gebracht haben, bei denen du dich innig verbunden oder tief berührt gefühlt hast, die klärend, unterstützend waren und einiges mehr. Es ist so wichtig, sich die Zeit zu nehmen, sich an all das zu erinnern, es wertzuschätzen und dann erst weiterzuziehen. Für all diese Momente, die dir wichtig sind, kannst du bunte Blätter, Blüten, Früchte und Samen so anordnen, dass genau dein Bild daraus entsteht und es deinem Erleben entspricht – ein einzigartiges Fülle-Mandala für dein einzigartiges Sein!

Platziere darin gern auch deine Neumond-Wünsche, wenn du magst.

Zum Schluss tritt einen Schritt zurück und nimm das ganze Bild wahr. Spüre in dir nach, ob es etwas gibt, was du dir für deinen weiteren beruflichen Weg wünschst. Dann atme deinen Wunsch voller Kraft in deine besondere Gabe und lege diese zuletzt in dein Fülle-Mandala. In diesem wertschätzenden Feld wird dein Wunsch-Samen wunderbar genährt werden.

Mit deinem (beruflichen) Wirken hinterlässt du Spuren in unserer Welt, und deine liebevollen Spuren in der Natur können dies kraftvoll und individuell unterstreichen.

Wenn dir danach ist, dann gehe am nächsten Tag gern noch einmal an dieser Stelle vorbei und lass dich überraschen, ob es inzwischen jemandem so richtig lecker geschmeckt hat …

Mögest du dich selbst und deinen Beitrag für diese Welt wertschätzen und feiern können, und möge dir auch von anderen Wertschätzung entgegengebracht werden.
Mögest du die Spuren hinterlassen, die dich selbst erfreuen.

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RITUALVARIANTE
FÜR ALLTAGSZAUBER, STAUNEN UND KINDERGLÜCK

Diese zweite Variante kannst du mit deinen Kindern bzw. der ganzen Familie durchführen. Sie ist für dieses Buch natürlich jahreszeitlich eingefärbt geschrieben, lässt sich jedoch grundsätzlich thematisch ganz leicht und spielerisch anpassen, wann immer dir und deinen Lieben danach ist.

Möglicherweise gehörst du auch noch zu der Generation, bei der in der Kindheit am 5. Dezember ganz aufgeregt ein möglichst großer Schuh vor die Tür gestellt wurde und man sich gefreut hat, wenn der am nächsten Morgen mit Nüssen, Mandarinen und vielleicht auch Pfeffernüssen, Schokolade und Lebkuchen gefüllt war.

Weißt du noch, wie schön das war? Wie viel Staunen, Liebe, Vorfreude und Geheimnis darin lagen?

Deine schönen Kindheitserinnerungen können nun zu schönen (Kindheits-) Erlebnissen im Hier und Jetzt werden und damit die Freude vervielfachen.

Nimm dir Mandarinen und Nüsse, Äpfel und Samen und was immer dir sonst gerade passend erscheint. Berichte deinen Kindern davon – insbesondere dann, wenn ihr dieses Schuhe-Ritual bei euch zu Hause zelebriert und du ihnen entsprechend nun vorschlagen kannst, selbst der Nikolaus/Weihnachtsmann/die Weihnachtselfe/der Wichtel o. Ä. für die Tiere des Waldes zu sein, die sich ebenfalls über solche Überraschungen freuen.

Wähle auch hier gemeinsam mit deinen Lieben eine Stelle in der Natur, die euch allen gut gefällt und dafür passend erscheint. Vielleicht wollt ihr „einfach nur“ die heimischen Tiere erfreuen und überraschen oder auch ein Dankesritual daraus machen, bei dem jede*r von euch etwas ins Mandala einfügt und dabei den anderen sagt, wofür er/sie dankbar ist.

Auf dem ganzen Weg zu dem von euch gewählten Platz könnt ihr euch gemeinsam vorstellen, wie schön das z. B. für eine Maus sein muss, wenn sie hinter dem Baum und dem bemoosten Stein ein riesiges Leckereien-Mandala vorfindet. Ob auch in ihren kleinen schwarzen Knopfaugen Staunen, Freude und Geheimnis liegen wird – genau wie einst bei dir als Kind oder heute bei deinen Kindern? Im Handumdrehen wirst du dich wieder ein bisschen wie damals fühlen und deine Freude kann weite Kreise in der Welt ziehen …

Nachhaltigkeit und Mehrwert für viele Wesen

Die heimischen Vögel und auch weitere kleine Tiere des Waldes und Feldes finden kaum mehr etwas zu essen. Dieses Ritual verdeutlicht ein wenig, dass es oft auf vielen Ebenen guttut, sich Zeit für eine Innenschau zu nehmen, auf Spurensuche nach Fülle und Dankbarkeit zu gehen und dann liebevoll Gaben, die gleichsam Sinnbilder sind, zusammenzutragen und in die Natur zu bringen.

Jede abgelegte Gabe kann mit klarer Intention und von Herzen dargebracht zu einer Wertschätzung der eigenen Spuren werden und gleichzeitig schmackhafte Spuren für ein anderes Wesen hinterlassen. All das, was dich genährt hat, darf so noch einmal nachklingen und damit andere nähren.

Damit trittst du in einen Kreis der Verbundenheit ein, der dich im Alltag trägt. Du bekommst mitten im Leben und ganz bodenständig einen Geschmack vom bekannten schamanischen Weltbild, das besagt, dass alles mit allem verbunden ist. Gleichzeitig lebst du deine Fülle in Freude aus. Und bei dieser „Familienvariante“ kannst du ein solch verbundenes Weltbild mit seinen Werten deinen Kindern vorleben bzw. sie ganz natürlich mit einbinden und es mit ihnen teilen.

Ich wünsche euch von Herzen ein freudvolles Familien-Erleben. Möge eure Familie den Geist wahrer Weih-Nacht atmen, und mögen Liebe, Gemeinschaft und Geborgenheit euch erfüllen.

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VOLLMOND

Meet your Monsters

Dies ist ein Ritual für dich und all deine kleinen Monster und inneren Dämonen.

Nicht erst seit dem wundervollen Ansatz der Voice-Dialogue-Therapie von Hal und Sidra Stone kennen wir die inneren Anteile bzw. die verschiedenen Stimmen in unserem Kopf und Herzen, die manches Mal so gar nicht unterstützend für uns sind. Es ist also nicht neu, sich dieser Anteile bewusst zu werden und all das aus dem Schatten ins Bewusstsein zu holen, was da innen wie außen wirkt und das eigene Leben lenkt. Geleitet von Ernst Ferstls Gedanken „Der Mond ist uns viel näher, als wir glauben, besonders seine dunkle Seite“ können wir mit dieser Nähe unsere eigene „Dunkelheit“ umarmen und unsere Schattenanteile liebevoll integrieren (siehe dazu auch das Kurzritual auf S. 40 f.).

Wir leben in einer wunderbaren Zeit, in der wir uns die Kraft uralter Rituale heranholen und diese mit modernen Erkenntnissen und Methoden verbinden können. Für mich ist das, als ob ich mich mit meinen Wurzeln tief verbinden und gleichzeitig die Äste weit hinauf in den Himmel und auch in die Breite strecken kann.

Wie ein Ritual zu dieser Arbeit mit den eigenen Schattenanteilen praktisch aussehen kann, habe ich vor ein paar Jahren, kurz vor der Wintersonnenwende, in einer schamanischen Reise gezeigt bekommen. Es kann für die jetzige Zeit heilsam und klärend sein, und ich habe die einzelnen „Bausteine“ für mich übersetzt und entsprechend für die heutige Zeit anwendbar gemacht und es natürlich auch direkt ausprobiert.

Mittlerweile ist dieses Ritual schon mehrfach im Jahreskreis von mir (und inzwischen auch einigen anderen Menschen, die sehr berührende Erlebnisse zurückmeldeten) erprobt worden und hat sich bewährt. So gebe ich es von Herzen gern an all jene weiter, die es für sich und ihr persönliches Wachstum nutzen möchten.

Hintergrundwissen zur „Wilden Jagd“

Spätestens im Dezember beginnt es mit den immer kälteren Stürmen, die am Haus rütteln und noch intensiver wehen als die Herbstwinde, die das Laub von den Blättern mitnehmen. Nach der Mythologie ereignete sich zu dieser Jahreszeit in Skandinavien die „Odensjakt“ (Odins Jagd) oder „Fahrt nach Asgard“, in unseren Landen sowie in England nannte man es „Wild Hunt“ (die Wilde Jagd), die insbesondere zwischen der Wintersonnenwende, Weihnachten und dem Dreikönigstag tobt – also in der Zeit der Raunächte. Letztere wurden einst wohl ab dem 21. Dezember und seit der römischen Antike ab dem 25. Dezember begangen und erfreuen sich heutzutage wieder großer Beliebtheit. Teilweise werden den zwölf Nächten jeweils bestimmte Themen, Eigenschaften oder der Monat im kommenden Jahr zugeschrieben, und der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.

In alter Zeit war dies in unseren Breiten ganz klar die Phase des kalten Winters, alles war hoffentlich gut in den Erntespeichern verstaut und genug Feuerholz oder getrockneter Dung vorhanden. Raue Winde wechselten sich mit dichtem Nebel ab, also ein unwirtliches Wetter im Außen, weshalb man lieber drinnen blieb. Es raunte ums Haus herum, und es heißt, daher wurde auch innen geraunt – was heute mit magischem Zauber, Runen werfen und Orakeln aller Art übersetzt wird. Hier trifft das unwirtliche Äußere auf den Mythos, den unsere Ahnen uns hinterlassen haben: die Wilde Jagd. Wie der Beiname „Zug bzw. Fahrt nach Asgard72“ zeigt, ist ein Heer aus Jägern damit gemeint, welches über die Lande in Richtung Asgard zieht. Es hat stets einen Anführer, und meistens wird hier der nordische Gott Odin genannt, in anderen Fällen ist es die Göttin Frau Holle oder sind es auch die Perchten. Die rauen Winde finden sich in der Beschreibung des Stöhnens, Rasselns, Keuchens, Heulens, Johlens und Ächzens der Wesen der Wilden Jagd wieder. Zudem werden die herumirrenden (verstorbenen) Seelen von diesem Geisterheer eingesammelt. Aus beiden Gründen blieb man lieber im Haus – man wollte weder vom eiskalten Wind erfasst werden noch riskieren, dass man vom Heer der Verstorbenen versehentlich eingesammelt wird und mit ihnen gen Hel, also in die Unterwelt, reist. Es war also eine Zeit der häuslichen Gemütlichkeit, die Arbeit wurde niedergelegt, und man wendete sich nach innen. Dies findet sich heute noch in den vielfältigen modernen Ritualen rund um die Raunächte wieder.

In dem folgenden alltagstauglichen Ritual wagen wir uns trotz allem nach draußen und geben der Wilden Jagd wohlüberlegt all das mit, was wir „sterben lassen“ bzw. transformieren möchten. Wir geben es vertrauensvoll dem Winterwind, Odin, den Göttern oder unseren Ahnen mit (was immer für dich stimmig ist). Ein bisschen so, wie tibetische Buddhist*innen ihre Gebete auf kleine Fahnen schreiben und diese dem Wind überantworten, damit er sie in die Welt trage – nur wilder. So nutzen wir das weise Geschenk, das in den Mythen unserer Vorfahren überliefert wurde, und verknüpfen es mit moderner Persönlichkeitsentwicklung, die in dieser Form auch direkt unser magisches inneres Kind anspricht und uns offen für Staunen und Wunder inmitten des Alltags sein lässt. Es gilt also, einfach mal tief durchzuatmen, auszumisten und alles loszulassen, was jetzt ohnehin nicht mehr dienlich ist – die Wilde Jagd fegt es mit hinweg.

Vorbereitung und Materialien

Nimm dir für dieses transformierende Ritual zunächst ein wenig Zeit für deine Innenschau und ein Journaling. Nutze dazu gern die folgenden Impulsfragen:

In welchen Bereichen deines Lebens lauern Schatten, die es sich näher anzuschauen lohnt?

Welche kleinen Monster zeigen sich in deinem Alltag?

Zu welchen Gelegenheiten spürst du innere Dämonen, die dein Handeln, Sprechen und Sein mehr lenken, als du es möchtest?

Welche Rollen magst du nicht mehr spielen (weil sie sich in dir verselbstständigt haben)?

Welche Masken magst du ablegen?

Wie würdest du sie charakterisieren? (Beschreibe diese „fiesen Seiten“ wie einzelne Persönlichkeiten, und wenn du magst, gib ihnen Namen.)

Wer wohnt da in dir, den du nun zum Ausziehen bewegen magst?

Gib dir selbst ausreichend Raum, diesen Fragen nachzuspüren und den Charakteren nachzusinnen, die dir während deiner Innenschau begegnen. Entscheide dann ganz bewusst, bei welchen es an der Zeit ist, dass sie gehen und du sie herzlich verabschieden kannst. Drücke ihnen gegenüber gern auch deine Dankbarkeit für die Erfahrung und Erkenntnis aus sowie für all das, wovor dich diese Dämonen und Monster bewahrt haben. Denn da ist immer auch etwas Gutes daran, etwas, das uns zur Seite stand und geholfen hat, bis wir nun einen anderen Umgang damit gefunden haben und es sich so überholt hat, dass wir es nun wieder loslassen möchten. Leben ist Entwicklung, und an irgendeinem Punkt waren dir diese Monster einmal dienlich. Wenn wir diese Schatten ins Licht des Bewusstseins holen und sogar den Punkt finden, an dem wir dankbar dafür sein können, ist es uns möglich, viel leichter loszulassen.

Male während des Rituals deine Monster am besten mit Wasserfarben auf kleine Stücke Pappkarton (ca. 10 cm x 5 cm), loche und fädele diese auf eine Schnur (Wolle oder groben Bindfaden). Natürlich kannst du auch andere Materialien verwenden (wie Stofffetzen, leere Klopapierrollen etc.) und andere Farben wählen (Filzstifte, Acrylfarben etc.), doch mit dem oben genannten Vorschlag funktioniert es meiner Erfahrung nach am leichtesten und hat im Zusammenwirken mit den Elementen den schönsten Effekt.

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RITUAL
ZUR BEGEGNUNG MIT DEINEN MONSTERN

Widme dich jeder einzelnen Monsterpersönlichkeit nacheinander. Beginne z. B. mit der „ungeduldigen Furie“ in dir, die schneller aufbraust, als sie sollte. Wie sieht sie aus? Welche Farben assoziierst du mit ihr? Und dann nimm eines deiner Stellvertreter-Stofffetzen/Kartons und male sie darauf. Male sie mit genau dem Gesichtsausdruck oder der Fratze, die du vor deinem inneren Auge siehst, wenn du an einen Moment denkst, in dem sie in dir lebendig wird und das Ruder übernimmt. Wann immer ihre Wesenszüge sichtbare Gestalt angenommen haben, widme dich dem nächsten Monster in dir, das du verabschieden möchtest … bis du sie alle in Form und Farbe vor dir hast. Fädele sie nach und nach auf die Schnur auf.

Mach dann mit deiner „Monster-Gebetsfahne“ einen Spaziergang zu einem Baum, der dir passend erscheint. Am besten gehst du nicht zu weit weg von deinem Haus, denn es zieht ja die Wilde Jagd übers Land. Es darf also durchaus in deinem Garten sein, wenn du das Glück hast, einen zu haben. Und falls du in der Stadt lebst, ist auch dein Balkongitter eine gute Alternative. Nimm gern ein paar Gaben wie Samen oder Nüsse mit, die du als Dank an diesem Ort in der Natur (oder auf deinem Balkon) ablegen kannst.

Wenn du deinen passenden Baum/Ort gefunden hast, stimme dich noch einmal auf jedes einzelne Monster ein und hauche ihm deinen Atem ein, um den Stellvertreter lebendig werden zu lassen und einem nach dem anderen noch einmal ganz bewusst zu begegnen. Wende dich nun an den Baum/Ort, dem du die Monster übergeben wirst, und an die Wilde Jagd, die sie mitnehmen darf. Sprich gern ein paar Worte, drücke einen Wunsch aus, ein Gebet, einen Segen und gib schließlich deine Monster vertrauensvoll in die Äste des Baumes (oder an das Balkongitter). Knüpfe die beiden Enden nicht zu eng um den jeweiligen Ast, sodass er noch wachsen kann.

Wenn du magst, dann besuche den Baum nach einer Weile wieder und schau nach, was geschehen ist. Nach einer Weile werden die Farben vom Regen (oder vom Schnee) ausgewaschen sein oder einfach verblassen, was auch bedeutet, dass deine Monster vom Wetter und den Elementen mitgenommen wurden. Dann kannst du deine Karton-Fahne abnehmen und in einer kleinen Zeremonie z. B. dem (Kamin-)Feuer übergeben.

Ist es nicht ein herrliches Gefühl, die magische Welt der alten Götter lebendig werden zu lassen und dennoch ganz bodenständig hier und jetzt zu leben? Gerade weil es aus unseren Traditionen so wenig schriftlich Überliefertes gibt, sind wir alle aufgerufen, unsere Traditionen neu zu kreieren und hier auch einmal mutig den Anfang des Neuen zu bilden.

Setze jetzt für einen kraftvollen Neujahrsbeginn und die Ausrichtung deiner selbst für einen ebenso kraftvollen weiteren Weg den Samen im Feld deines Lebens.

Mögest du all das im alten Jahr zurücklassen, was deinem weiteren Lebensweg nicht länger dienlich ist, und unbeschwert das neue Jahr beginnen können. Mögest du Schöpferin deines Lebens sein und den Zauber des Neubeginns atmen, und möge dieser Zauber dich bis weit ins neue Jahr hinein heilsam begleiten. Mögest du dabei stets den Segen des Anfängergeistes in dir tragen und die Welt immer wieder auch durch die Augen des magischen inneren Kindes erblicken.

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19 Du wirst zu jedem Monat solche Bezeichnungen finden und dies sind zumeist alte Monatsnamen aus dem Volksmund. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass gelegentlich auch ein Name dabei ist, der vermutlich eher den Vollmond in diesem Monat meinte und die entsprechenden gesellschaftlichen Ereignisse des damit einhergehenden Festes. Dies ist zum Beispiel bei einigen der Namen für den Monat Januar der Fall.

20 Innerhalb der acht Kreisfeste eines Jahres richten sich vier Feste nach der Sonne aus (Sommer- und Wintersonnenwende, die Frühjahrs- und die Herbst-Tagundnachtgleiche), während die vier anderen Feste (in der keltischen Tradition „Imbolc, Beltane, Lughnasadh“ und „Samhain“ genannt) sich nach dem Mond ausrichten. Hier gibt es verschiedene Angaben darüber, wann diese Feste genau gefeiert wurden und ob es sich jeweils um den Neu- oder Vollmond handelte (im rekonstruierten gebundenen germanischen Mondkalender waren die Neumonde z. B. stets maßgeblicher, und es gab über die vier Feste hinaus noch weitere). Daher lade ich dich mit diesem Buch ein, vorwiegend ohne rekonstruierte Konzepte anderer für dich den Jahreslauf im Einklang mit der Urkraft der Natur zu zelebrieren, und verzichte hierzu in diesem Buch auf die ausführlichen Nennungen aller Varianten.

21 Wann genau der Eintritt ins Wassermannzeitalter geschehen ist, variiert je nach Quelle, und es gibt dazu verschiedene Ansichten, doch inzwischen stimmen die meisten darin überein, dass wir dieses neue Zeitalter mit all seinen „Winden der Veränderung“ bereits betreten haben. Eine Tierkreiszeichen-Analogie findest du hier nur ausnahmsweise, um den großen Wandel deutlicher hervorzuheben, der gerade für viele so spürbar ist, und um hierin eine mögliche Erklärung anzubieten und gleichsam rituell zu verweben.

22 Wenn es für dich stimmig ist, kannst du sowohl die Große Bärengöttin als auch Brigid und/oder die Bärenkraft bewusst in jedes deiner Rituale integrieren und diese Kräfte gezielt einladen, dich zu unterstützen.

23 Wenn du die Archetypen und ihre Kraft für ein Mehr an Energie und Klarheit nutzen magst, findest du in unserem umfangreichen Onlinekurs „Tiefe, Kraft & Wunder“ unter www.sacred-web.de eine Fülle von Anregungen.

24 Es kann sehr unterstützend sein, wenn du einen großen Spiegel nutzt, in dem du dich selbst in all deiner königlichen Kraft sehen kannst, oder wenn du zum Abschluss dein königliches Sein mit einem Foto festhältst. Ein Bild drückt für manche mehr aus als alle Worte im Tagebuch.

25 © Online-Kurs „Tiefe, Kraft und Wunder“ (2020), Jennie Appel & Dirk Grosser, www.sacred-web.de.

26 Das folgende Vollmond-Ritual kann auch eine wundervolle Bestandsaufnahme zur Frühjahrs-Tagundnachtgleiche um den 21. März herum sein, wenn Licht und Dunkelheit gleichauf sind und Balance bringen. Sollte es jetzt noch nicht passend für dich sein, dann atme ganz entspannt das Licht des Vollmondes und kuschele dich noch einmal ein. Alles kommt zur richtigen Zeit.

27 Einer der Namen dieses Mondes im Volksmund ist „Hungermond“, und dieser Mond kann uns viel Erkenntnis über das Bestehen in kargen Zeiten schenken.

28 Die Bezeichnung geht auch auf das germanische Wort langat-tin für die Zeit der länger werdenden Tage zurück. Heute ist es jedoch gebräuchlicher, die gesamte dreimonatige Frühlingszeit als Lenz(ing) zu bezeichnen, und dieser hat sich so von einem Monatsnamen zu einer Jahreszeit-Bezeichnung gewandelt.

29 Mehr zu der von mir seit vielen Jahren sehr geschätzten Brigid findest du in unserem Buch „Brigid – Lebe die Weisheit einer Heiligen, Göttin und Druidin“, siehe Literaturempfehlungen am Ende des Buches.

30 Wenn du einen Garten hast oder einen Ort in der nahen Umgebung, der dich ruft, kannst du dort auch für jeden Bereich eine Furche bilden und deine Samen direkt in das Beet ausbringen, das du anlegst, und dein Ritual so in der freien Natur abhalten.

31 Für die (Wieder-)Erweckung deiner wilden, leidenschaftlichen Lebenskraft kannst du natürlich auch eine archaische männliche Gottheit wie Freyr oder den Hirschgott Cernunnos wählen und dich und deine Samen von ihnen symbolisch aus dem Winterschlaf küssen lassen.

32 Unter Berücksichtigung vieler verschiedener Überlieferungen aus einigen germanischen wie slawischen Sprachen ergibt sich auch die Herleitungsmöglichkeit rund um das Verb osenfür den Ostermonat (Eostremónath) und ginge so auf „schütten, schöpfen“ zurück, was als uraltes heidnisches Brauchtum und spätere christliche Adaption eine Wasserweihe (oder Taufe) gedeutet wird. Fühle dich daher gern auch frei, dich einer Sache zu widmen bzw. sie zu weihen und mit dem Wasser symbolisch zu benetzen, wenn dies im folgenden Neumond-Ritual entstehen mag.

33 Möglicherweise ist sie für dich „namenlos“ und einfach „die Große Göttin“ oder du verbindest diesen Begriff direkt mit einer Göttin, mit der du schon lange vertraut bist. Nutze das, was für dich stimmig ist.

34 Sollte etwas sehr Schmerzhaftes dazu hochkommen, schreibe es auf die Rückseite des jeweiligen Anteils unter der Überschrift „Ich lasse dazu los“, sodass du die Transformationskraft des Feuers ebenfalls nutzt.

35 Dazu einfach mit den Fingern durch die Haare fahren und schauen, welche sich von selbst lösen oder wie in einigen Märchen beschrieben: Zupfe dir drei Haare aus.

36 Diesen Blogartikel sowie mehr Infos zu Luisa Carla Hartmann und ihrer wertvollen Arbeit findest du hier: https://inlovewiththestars.de/vollmond-in-waage-am-8-april-2020-um-435uhr/ (zuletzt abgerufen am 01. 12. 2021).

37 Wenn dich die ausführlichere Ritualentstehung interessiert, findest du sie als Inspiration auf meinem Blog: www.jennie-appel.de/2020/04/08/vollmond-ritual-raus-aus-dem-ahnengefängnis/ (zuletzt abgerufen am 17. 12. 2021)

38 Manche alten heidnischen Kalendersysteme nennen hier den fünften Neumond nach der Wintersonnenwende und andere den fünften Vollmond. Da Neues aus dem dunklen Schoß der Mutter Erde entsteht, habe ich für das Feuerritual den Neumond gewählt, der zumeist auch sehr nah am feurigen Frühlingsfest Beltane ist. Und dieses Fest ist wiederum heutzutage innig mit der Walpurgisnacht verschmolzen, die vom 30. April auf den 1. Mai gefeiert wird. So widmen wir uns in diesem Monat auf jeden Fall auch stark der Kraft der Fünf bzw. der Hexenkraft.

39 Weitere bekannte Namen für den Monat Mai sind Liebesmonat, Blumenmond, Weidemond/Winnemond (da nun das Vieh auf die Weide gebracht wurde). Und in Schwaben nennt man ihn tatsächlich auch „Lustmonat“.

40 Kurz gesagt ist mit „Hexenwunde“ das kollektive Trauma gemeint, das durch die Gräueltaten der Hexenverfolgung ausgelöst wurde; deren Schmerzen sind für viele Frauen auch heute noch spürbar. Im Rahmen dieses Buches würde es zu weit führen, darauf näher einzugehen. Für dieses wichtige Thema, zu dem es so viel zu wissen, zu sagen und zu transformieren gibt, habe ich die Rituale der Völvaschmiede entwickelt (erhältlich als kraftvolle Online-Erfahrungen im Sacred Web und von Hunderten von Frauen als zutiefst heilsam beschrieben). Mehr dazu findest du bei Interesse hier: www.sacred-web.de/voelvaschmiede. Für jetzt ist es absolut ausreichend zu fühlen, ob und was dieses Wort in dir auslöst, und im Verlauf des Rituals um Heilung für diese Wunde zu bitten.

41 Noch heute zeugt in weiten Teilen Europas das Aufstellen des Maibaumes mitsamt den dazugehörigen Bräuchen voller sexueller/erotischer Symbolik davon. Auch hier verbinden sich Himmel (Phallus, Maibaum) und Erde (Kranz als Symbol für den Schoß der Göttin), um stellvertretend die Erde zu befruchten, auf dass neues Leben und Früchte (Erntesegen) entstehen.

42 Die Neun ist eine besonders heilige Zahl, in der drei Mal die heilige Drei enthalten ist. Sie spielt seit sehr langer Zeit eine große Rolle in magischen Feuern zur Mai-Zeit.

Für die Auswahl der verwendeten Hölzer gibt es aus unterschiedlichen Quellen ganz unterschiedliche Angaben, daher ermutige ich dich wie so oft in diesem Buch: Vertraue deiner Intuition!

Bekannt sind u. a. kunstvoll aufgeschichtete Holzstöße aus den Zweigen von Apfelbaum, Birnenbaum, Pflaumenbaum, Buche, Wacholder, Eibe, Hasel, Fichte und Weide. Auch magische Zusammenstellungen aus Hölzern in Verbindung mit deren Bedeutung (die ebenfalls variiert) sind bekannt: z. B. Birke für Weiblichkeit und Fruchtbarkeit, Eiche für Männlichkeit und Lebenskraft, Eberesche für das Leben, Weide für den Tod/Ende eines Zyklus, Weißdorn für Reinigung, Hasel für Weisheit und Zauberkraft, Apfel für die Liebe, Tanne für die Ewigkeit des zyklischen Prinzips bzw. Wiedergeburt/Unsterblichkeit, wilder Wein für Ekstase und Freude.

Möge dich dies inspirieren, selbst intuitiv auszuwählen und deine eigenen Assoziationen zu den gewählten Hölzern festzuhalten. Vielleicht werden sie sich von Jahr zu Jahr wandeln.

43 Damit ist gemeint, dass du gern auch ein Feuer mit Birken- oder Eichenholz machen kannst (was immer du verfügbar hast) und dies um die weiteren acht kleineren Hölzchen ergänzt, die gern auch kleine Zweige sein können. Es geht vor allem um die Qualität der heiligen Neun.

44 Nach alter Tradition eignen sich hier auch morgenfrische Frauenmantel-Blätter bzw. die von ihnen gesammelten Tropfen ganz wunderbar.

45 Kräuter spielen auch im August eine große Rolle, insbesondere zum sogenannten Frauendreißiger. Dies ist der Zeitraum vom 15. August bis etwa 8. September, der Hauptsammelzeit für Wurzeln und Kräuter. Daher kannst du das Kräuterritual gern auch im August für dich durchführen, wenn es sich da stimmiger anfühlt – oder zu beiden Zeiten im Jahreskreis. Aus meiner Erfahrung fühlen sich das Räucherwerk und auch die gebundenen Kränze aus diesen beiden Zeiten jeweils ganz unterschiedlich an. Probiere es gern für dich selbst aus.

46 L. Redmond ist Autorin des Buches „When the Drummers Were Women: A Spiritual History of Rhythm“ (Three River Press 1997); Übersetzung des Zitats von der Autorin.

47 Die ursprünglichen Höhlenmalereien wurden über diese lange Zeit häufig ergänzt, erweitert, teils übermalt (vermutlich um sie zu bekräftigen, zu erneuern) und somit wurden die Orte wie auch Symbole immer wieder genutzt. Sowohl die ältesten Kunstwerke als auch jüngere wie z. B. Runensteine oder Flechtornamentik und die genaue Bedeutung auf piktischen, keltischen, germanischen oder slawischen u.a. Steinritzungen, Schmuck- oder Keramikfunden werden uns vermutlich immer rätselhaft bleiben, da sich die Ursprungsbedeutung nicht sicher rekonstruieren lässt. Erkennbar ist dadurch jedoch die tiefe Bedeutung, die die Spirale in vielen Kulturen weltweit seit Jahrtausenden hat.

48 Räuchersticks sind eher kleiner und werden enger bzw. komplett umwickelt. Bei Kräuterbuschen bleibt der obere Teil meist etwas „luftiger“ und erinnert an einen kleinen Blumenstrauß (wobei es teilweise, je nach Region, auch regelrechte dicke, gebundene „Büsche“ gibt, denen wir uns hier jedoch nicht widmen).

49 Bitte sammle nur, was du wirklich kennst oder was du z. B. mithilfe einer Pflanzen-App sicher identifizieren kannst! Einige Pflanzen haben äußerst ähnliche giftige Doppelgänger und andere sind u. a. „Hebammen-Pflanzen“ und erzielen möglicherweise eine absolut unerwünschte Wirkung beim Verwenden (Wehen einleitender Beifuß soll hier nur als ein Beispiel genannt sein). Lass dich aus allem dir Bekannten leiten; im Zweifel schlage die Pflanzen bitte nach und stelle deinem intuitiven Wirken das Wissen um die Heilpflanzen an die Seite. Natürlich eignet sich dazu auch ein Phythotherapiekurs hervorragend, wenn die Pflanzenliebe dich packt.

50 Dies ist kein medizinischer Hinweis, sondern meint die ritualmagische Wirksamkeit, die Pflanzensignaturenlehre, Mythologie, Duftbotschaft u. a. in sich vereint.

51 Sollte dir das Ritual in vollem Umfang derzeit nicht möglich sein, kannst du in diesem Jahr mit einem zarten Herantasten beginnen und findest auf S. 175 auch eine Alternative dafür. Vielleicht fühlt es sich dann in einem der folgenden Jahre stimmig an, das ganze Ritual durchzuführen, und falls es jedes Jahr bei der Alternative bleibt, ist dies ebenfalls zutiefst wertvoll.

52 Wenn du in dieser rituellen Praxis oder durch das Lesen dieses Textes feststellst, dass du dir heilsame Begleitung bei diesem Thema wünschst, ermutige ich dich sehr, dir eine therapeutische und gern auch schamanisch-energetische Begleitung zu suchen und diesem so immens wichtigen Thema tiefgründig und ganzheitlich zu begegnen. Ein Buch kann und wird eine achtsame therapeutische Einzelbegleitung niemals ersetzen können, und ich als Autorin kann keinesfalls die persönliche Geschichte aller Leserinnen hinreichend bedenken. Bitte suche dir also unbedingt professionelle Hilfe, wenn du spürst, dass dieses Thema dich triggert bzw. nachhaltig bewegt und bedrückt. Je nach Schwere deiner Familien-Traumata kann eine professionelle psychologische Begleitung für diese Aufarbeitung nötig sein. Dieses Buch dient der achtsamen Bewusstseinsarbeit und der Vermittlung eines traditionellen rituellen Kontextes sowie der praktischen Wissensvermittlung, wodurch ein angemessenes Eingehen auf Einzelschicksale hierbei sicherlich nicht gewährleistet werden kann. Doch kann ich versichern, dass alle Übungen und Rituale seit Jahren angewendet werden und erprobt sind. Und sie können dich durch wichtige energetische Prozesse begleiten.

53 Hintergrundwissen zu diesen keltischen Urgöttinnen, der Mond-, Sonnen- und Erdenmutter, sowie eine sanfte alternative Ritualvariante findest du bei Interesse auf meinem Blog: www.jennie-appel.de/2020/01/05/die-3-bethen-heilige-dreifaltige-weiblichkeit/ (zuletzt abgerufen am 5.12.2021).

54 Hier gibt es u.a. das Sinnbild eines nach unten gewandten Dreiecks, das an vielen uralten Göttinnen-Funden (den sogenannten Venus-Figuren) den lebensschenkenden Schoß der Großen Göttin kennzeichnet. In den Traditionen hierzulande taucht es oft auch als Raute (z. B. am Maibaum) auf, stellvertretend für ein Ackerfeld und die alten Namen der Mutter Erde: Agga, Akka, Egga.

55 Bitte achte hier selbstverständlich auf dich und deine Gesundheit, sollten bei dir irgendwelche Einschränkungen oder Kontraindikationen vorliegen. Schreite – statt des Drehens – in diesem Falle zumindest drei Mal, gern auch neun Mal, deinen Kreis ab und tritt dann bewusst in die Mitte. Starte hier mit deiner Ähre.

56 Überliefert von Einhard und Beda Venerabils, vgl. „Der gebundene Mondkalender der Germanen“ von Andreas E. Zautner, S. 49.

57 Sehr bekannt ist auch die Sage um seine geliebte Amme Tailtiu, die an diesem Tag starb und für die Lugh einen Grabhügel errichtete. Jahr für Jahr soll er ein 28 Tage währendes Fest (14 Tage vor Lughnasadh und 14 Tage danach) dort veranstaltet haben, wo sie in die Erde einging. Auch hier zeigt sich das Bild des mit der Erde verbundenen Lichtgottes. In diesem Mythos liegt das Gewicht dann mehr auf dem Sterben/beginnenden Herbst.

58 Du findest auch jede Menge Rezepte, Videos und Geling-Tipps im Internet, dabei auch einige Gebildbrote mit aufwendigen bedeutsamen Symbolen und Mustern, wenn dir danach ist. Ein einfaches Hefezopf-Grundrezept, wie du es z. B. im Kapitel zum Monat November auf Seite 240 findest, statt dem hier genannten, wäre ebenfalls völlig ausreichend; da geht es dann mehr um die Süße des Lebens.

59 Einen Blick „hinter die Kulissen“ eines unserer Göttinnenrituale findest du bei Interesse in diesem Bericht auf meinem Blog: www.jennie-appel.de/2019/08/02/empfange-und-erschaffe-deine-vision/ (zuletzt abgerufen am 6. 12. 2021). Lass dich gern davon inspirieren.

60 Aufwendige „Corn Dollies“ und passende Bastelanleitungen für die Kornpuppen findest du in großer Fülle im Internet.

61 Schneidet man den Apfel horizontal mittig durch, wird in dem Kerngehäuse ein fünfstrahliges Pentagramm erkennbar. Die Fünfstrahligkeit (die auch in anderen heiligen Symbolen aufgegriffen wurde) nimmt sehr wahrscheinlich auch Bezug darauf, dass der Mensch mit Kopf, beiden Armen und beiden Beinen eben jene aufweist. So ist es ein Symbol des kraftvollen Wirkens in alle Richtungen aus der eigenen Mitte heraus.

62 Zu dieser Jahreszeit bringen verschiedene junge Kleinspinnen an exponierter Stelle einen Faden aus, der mit dem Wind und mit ihnen selbst fortgetragen wird, da sie sich so neue Lebensräume erobern. Teilweise fliegen sie damit Hunderte von Kilometern.

63 Selbstverständlich ist dies zu allen Mondritualen in diesem Buch möglich bzw. zu jeder deiner Mondzeiten, wenn dies für dich stimmig ist.

64 Zitat aus dem Dokumentarfilm „Mircea Eliade et la Redécouverte du Sacré“ („Mircea Eliade and the Rediscovery of the Sacred“) von Paul Barbă Neagră.

65 All dies sind Namen für die weisen Seherinnen, Zauberfrauen, Seidr-Wirkenden im Kontext der mittel-/nordeuropäischen Kultur.

66 Macha und Badb als todbringende Göttinnen sorgten für den Ausgleich in den Zyklen (und häufig tauchten sie gemeinsam mit Morrigan in einer Triade auf und wurden dann teils „Morrigans“ bzw. „Morrignae“ genannt).

67 Vom 13.11.2020

68 Mehr zu Freyja und ihrer Göttinnenkraft findest du im Buch „Urkraft des Nordens“ und in unserem Online-Kurs „Die Tiefe des Waldes“ sowie den Kursen zur „Völvaschmiede“ (alles auf www.sacred-web.de). Hier kannst du rund um diesen Themenkomplex einiges erleben, deinen ureigenen Völva-Weg stärken und mehr von Freyjas Qualitäten in dir erfahren.

69 Du findest auch jede Menge Rezepte, Videos und Geling-Tipps im Internet, sogar für aufwendige Flechtmuster, wenn dir danach ist. Ein einfaches Hefezopf-Grundrezept ist jedoch völlig ausreichend.

70 Opferrituale wie dieses, jedoch mit völlig freiem Fokus/ganz offen gehalten, findest du in nahezu jedem unserer Kurse und Bücher, und es darf daher auch in diesem Rituale-Buch nicht fehlen. Es mag dir im ersten Moment bekannt vorkommen, doch der Schlüssel ist hier immer deine ureigene klare Intention, mit der du jeweils die Gaben niederlegst! Es kann im Handumdrehen mit etwas Kreativität zu einem Dankesritual im September (zur Erntedank-Zeit) werden oder zu einer Opferzeremonie (siehe unser Buch „Urkraft des Nordens“). Darüber hinaus sind deiner Intention keinerlei Grenzen gesetzt. Im hier beschriebenen Ritual geht es nun um eine Art Inventur zum beruflichen Jahresabschluss – oder in der Familienvariante um das Flair zu Nikolaus/Weihnachten – und genau das macht dieses Gaben-Mandala so besonders.

71 Da ich in den letzten Jahren immer wieder Anfragen nach „familientauglichen“ Ritualen erhalten habe, möchte ich an dieser Stelle wirklich sehr ermutigen, dass letztlich alle Rituale in eine Familien-Variante umgewandelt werden können. Häufig reicht hierzu eine kindgerechte Erklärung aus, und unsere Kinder inspirieren uns meistens sehr erfrischend in ihrer Umsetzung. In diesem Sinne eignet sich das Dezember-Vollmond-Ritual (ab S. 253) ebenfalls wunderbar dafür. Auch im September-Kapitel (ab S. 210) findest du ein Familienritual. Möge es dich dazu inspirieren, es kreativ und frei familientauglich umzuwandeln.

72 Asgard ist eine der neun Welten des Weltenbaumes in der nordischen Mythologie und wird als „Wohnstätte der (Asen-)Götter“ bezeichnet.