GRUNDSÄTZLICHES ZUR RITUALVORBEREITUNG UND ÖFFNUNG DES HEILIGEN RAUMES

Es gibt eine Fülle von Möglichkeiten, sich auf Rituale einzustimmen. Von einer ausgiebigen körperlichen Reinigung über Gesänge, Gebete, Anrufungen, körperlich erschöpfende Verausgabung als Tor zur Ekstase, stille Meditation und Räucherwerk bis hin zum saisonalen Dekorieren eines Altars ist alles dabei.

Möglicherweise hast du bereits deine Weise gefunden, dich einzustimmen und einen heiligen Raum zu kreieren. Falls du bisher wenig Kontakt mit Ritualarbeit hattest, findest du hier ein paar Inspirationen für dich zum Ausprobieren. Später kannst du dann das vertiefen, was von den verschiedenen Möglichkeiten mit dir in Einklang ist.

Da ich eine naturspirituelle Praxis lebe und die direkte Verbundenheit mit den Elementen sehr schätze, empfehle ich dir in diesem Buch immer wieder, die Rituale im Freien durchzuführen; sollte dies aber schwierig für dich sein, kannst du deine Ritualpraxis mit ein wenig Kreativität auch in deinem Zuhause umsetzen (auf den Seiten 121 f. im Kapitel zum Monat April findest du beispielhaft eine „Zuhause-Variante“).

Begib dich an einen Ort, an dem du möglichst ungestört wirken kannst.

Beginne zunächst damit, eine warme und sichere Atmosphäre zu schaffen, indem du heimische Kräuter räucherst, Kerzen entzündest17 oder eine dich unterstützende Musik abspielst. Im Grunde ist alles geeignet, was deiner Seele entspricht und sowohl dir als auch den Spirits, die du einladen magst, ein Gefühl des Willkommenseins beschert. Deine Form könnte also auch sein, zu trommeln, zu rasseln, zu musizieren, ein Lied zu singen, eine Klangschale einzusetzen, Glöckchen oder Zimbeln zu nutzen oder auch zu pfeifen.

Es ist sehr weit verbreitet, im nächsten Schritt die sechs Richtungen anzurufen und um ihre Unterstützung zu bitten. Dabei wendet man sich in die vier Himmelsrichtungen und schließlich auch hin zu Mutter Erde und Vater Himmel/Sonne (also nach unten und nach oben) und spricht zu ihnen und ihrer Kraft. Die Zuordnungen der vier Elemente, der vier Jahreszeiten und der dazugehörigen Farben und Themen variiert verständlicherweise je nach Kulturkreis, und daher ermutige ich dich auch hier von Herzen: Erspüre dies ganz individuell für dich und mit deinem Wesen.18 Es wird sowohl dich selbst tief berühren als auch andere Menschen, wenn sie dem lauschen, denn die Echtheit und Intimität deines Kontaktes werden spürbar. Du kannst auch jedes Mal ganz neu aus dem Moment heraus spüren und benennen, was aus deinem Herzen fließt – völlig frei. Und daher kannst du auch alle Gottheiten, deine weisen Ahninnen und Ahnen, Krafttiere, Pflanzengeister, Spirit-Guides und andere Wesenheiten einladen oder ansprechen, mit denen du dich verbinden möchtest. Schließlich kannst du zur Vorbereitung natürlich auch um Schutz bitten und einen Ritualkreis ziehen (ganz wörtlich gemeint, auf dem Boden mit einem Stock oder deinem Fuß einen Kreis ziehen oder auch, indem du Mehl kreisförmig ausstreust, einen Kreis abschreitest etc.).

Wenn alles vorbereitet und alle guten Kräfte eingeladen bzw. herbeigerufen sind, benenne gern noch einmal ganz bewusst und hörbar deine Intention für das Ritual.

Und wenn du dann dein Ritual durchgeführt hast und es beenden möchtest, schließe deinen heiligen Raum, indem du dich wieder an all die Kräfte wendest, die du gerufen hast, dich bei ihnen von Herzen bedankst und dich wieder von ihnen verabschiedest. Dann kannst du die Kerzen löschen und den Ritualkreis wieder aufheben, falls du einen gezogen hast.

ALLTAGSZAUBER TIPP, WENN NUR WENIG ZEIT ZUR VERFÜGUNG STEHT

In manchen Monaten oder an manchen Tagen ist in deinem Alltag vielleicht so viel los, dass ein zeitaufwendiges Ritual einfach nicht drin ist. Ich verstehe das sehr gut! Da ich jedoch auch weiß, welch wichtige Ankerpunkte diese tiefen Rituale, in die man viel hineingibt, sein können – und vor allem, wie viel aus ihnen zurückkommt, wenn man sich diese Zeit nimmt –, findest du in diesem Buch zu allen Monaten zwei solch umfangreichere Rituale. Es macht mich und meine Arbeit einfach aus. Doch ist dies nicht immer und für alle möglich und entsprechend sind Alternativen wichtig, um eine spirituelle Praxis gerade auch in vollgepackten oder herausfordernden Zeiten aufrechtzuerhalten – denn dann benötigen wir sie oft am dringendsten. Alle Anleitungen sind daher so beschrieben, dass du dir mit Leichtigkeit auch einen „Alltagszauber“ aus diesen Ritualen kreieren kannst.

Nimm dir 15 bis 30 Minuten Zeit, in der du ungestört bist, stimme dich mit dem kurzen Text zur Zeitqualität und zur Kraft des jeweiligen Mondes ein, nutze die Journaling-Fragen und gib dich ganz in deinen Schreibprozess hinein. Schließe dann gern mit einem der auf den Seiten 36 bis 48 beschriebenen Kurzrituale zur jeweiligen Mondphase ab. So hast du immer ein zur Monatsenergie passendes Ritual, das nicht eintönig wird und auch jederzeit machbar ist.

Wir alle gehen durch Phasen und Rhythmen – immer wieder neu. Es wird Monate geben, die dich in einem Jahr ganz unglaublich rufen, um naturspirituell oder rituell zu wirken. Die gleichen Monate können in anderen Jahren wiederum mit ganz anderen Dingen oder Verpflichtungen angefüllt sein. Bitte mache dir deshalb dabei niemals Druck, denn keines der Rituale sollte zu einem weiteren Punkt auf deiner To-do-Liste werden, der nur noch mehr Stress verursacht.

16 Sozusagen eine „Taufe“ ohne religiösen Überbau, also eine tiefe initiatorische Verbindung zwischen Mensch und Name.

17 Völlig klar sollte hier sein, dass auf offenes Feuer immer gut zu achten ist, um sich und anderen keinen Schaden zuzufügen. Insbesondere im Freien und in Hochsommerzeiten sind Rituale mit Feuer teilweise nicht möglich (Waldbrandgefahr). Bitte lasse deine Kerzen also nie unbeaufsichtigt und sorge für einen feuerfesten Untergrund auf Sand in einem sicheren Gefäß oder nutze z.B. einfach Schwimmkerzen in Wasser.

18 Dieses Thema des eigenen Spürens war und ist mir so wichtig, dass ich 2013 gemeinsam mit meinem Mann Dirk Grosser das Büchlein „Öffne deinen heiligen Raum“ schrieb, um eine ganz persönliche Begrüßung all der Kräfte zu entwickeln und zu schauen, welche der bekannten Modelle und Anrufungstexte wirklich stimmig sind, bzw. um Anleitung zu geben für einen eigenen, tief verbundenen Text. Alle Varianten haben ihre Berechtigung und ganz eigene wunderbare Qualitäten.