Das Zentralgebiet, auch »südliches Tiefland« genannt, umfasst die guatemaltekischen Departamentos Petén und Izabal. Es reicht in die Nachbarländer Mexiko (Tabasco sowie die südlichen Teile von Campeche und Quintana Roo) einerseits und Belize sowie Honduras andererseits hinein. Das Gebiet besteht größtenteils aus Regenwald. Klimatisch ist dieser Regenwald der sogenannten Tierra Caliente (heißen Zone) zuzuordnen – einer Zone, die bis zu 800 m über dem Meeresspiegel reicht. Kennzeichnend sind Tagestemperaturen bis zu 40°C und Nachttemperaturen um die 20°C. Diese tropische Regenwaldzone hat einen durchschnittlichen Jahresniederschlag von 2000 bis 4000 mm und eine Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80 %. Im Vergleich hat Köln einen Jahresniederschlag von 804 mm. Zur Zentralregion gehören als einziges Gebirge die bis zu 1000 m hohen Maya Mountains in Belize. Ansonsten ist das Grenzgebiet zwischen Guatemala und Belize durch Sumpf und eine Seenlandschaft (Dep. de Petén, Guatemala) geprägt. Der Westen des Tieflandes bzw. der mexikanische Bundesstaat Tabasco ist sumpfig bzw. ein Schwemmgebiet des Usumacinta und seiner Nebenflüsse.
Die Nordregion entspricht dem nördlichen Teil der Halbinsel Yukatan und umfasst die mexikanischen Bundesstaaten Yukatan, den Norden von Campeche und von Quintana Roo sowie einen kleinen Teil von Belize. Diese in die Karibik hineinreichende Halbinsel mit savannenartiger Landschaft und buschartiger Vegetation ist geologisch gesehen eine insgesamt 450 km breite Kalksteinplatte. Durch den Einbruch von unterirdischen Höhlen entstand unter dem Erdboden Yukatans ein ganzes System miteinander verbundener Wasserbecken.10 Diese Cenotes, wie sie in der Mayasprache heißen, waren letztlich die einzige Möglichkeit der Wasserversorgung und galten den Maya daher als heilig. Die Stadt Chichén Itzá (»am Rand des Brunnens der Itzá«) verdankt einem solchen Cenote ihre Entstehung und ihren Namen. Denn Yukatan ist eine sehr regenarme Landschaft ohne größere Flüsse, mit Ausnahme des Usamacinta und des Belize River.
Geologische Besonderheiten des Maya-Gebietes sind die immer wiederkehrenden Erdbeben, die Vulkantätigkeiten und die Hurrikans bzw. tropischen Wirbelstürme. Das Maya-Gebiet liegt an dem durch Vulkane und Erdbeben geprägten »Pazifischen Feuerring«. Vor allem in Guatemala besteht daher ein extrem hohes und ständiges Erdbebenrisiko. Ursache dafür sind zwei Faktoren: Zum einen schiebt sich an der Pazifikküste die Cocos-Erdplatte unter die leichtere Karibische Erdplatte, und zum anderen gibt es darüber hinaus eine zweite Verschiebung zwischen der Karibischen und der Nordamerikanischen Erdplatte. Das Hochland besteht aus vielen Vulkanen, von denen die meisten nach wie vor aktiv sind. Durch diese tektonische und vulkanische Aktivität ist der Boden reich an Mineralien und daher für den Ackerbau besonders geeignet.
Der Unterschied zwischen Sommer und Winter ist im Maya-Gebiet nicht so entscheidend wie der zwischen der Regenzeit von Juni bis Oktober (in den nördlichen und östlichen Gebieten bis Dezember) und der Trockenzeit von November bis Mai. Kennzeichnend für die Regenzeit sind kurze, starke Schauer, meist zur Nachmittagszeit, nicht Dauerregen. Ein Phänomen der Regenzeit und kennzeichnend für die Küstengebiete sind die allseits gefürchteten Hurrikans. Diese tropischen Wirbelstürme haben eine Windstärke von 12 bzw. eine Windgeschwindigkeit von 118 km/h. Vermutlich verdanken die Worte »Hurrikan« und »Orkan« ihre Herkunft einer für Sturm und Wind zuständigen Maya-Gottheit namens Huracán (Hun-r-akan).
Das Maya-Gebiet ist durch eine sehr hohe Biodiversität (d. h. eine Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren) geprägt. Grund dafür sind die gerade beschriebenen sehr unterschiedlichen Lebensräume. Im Folgenden soll ein Überblick über die wichtigsten Pflanzen und Tiere gegeben werden, die nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für das Weltbild und die Religion der Maya von Bedeutung waren. So zeigt sich die bedeutende Rolle des Maises als wichtigstes Nahrungsmittel im Leben der Maya in der Religion, wie zum Beispiel im zentralen Mythos von der Erschaffung der ersten Menschen aus Mais.
Die für die Maya-Wirtschaft wichtigen Pflanzen Mais, Bohne, Kürbis, Kakao, Tomate, Vanille, Tabak, Avocado und Papaya sind als indianisches Erbe heute auch bei uns bekannt. Mais, Bohne und Kürbis sind dabei die wichtigste Nahrungsgrundlage der Maya und auch der Nachbarkulturen. »Aus gelbem und weißen Mais machten sie sein Fleisch. Aus Maisbrei machten sie die Arme und Beine des Menschen. Einzig Maismasse trat in das Fleisch unserer Ahnen, der vier Menschen, die geschaffen wurden.«11 So berichtet der Schöpfungsmythos im Popol Vuh über die Erschaffung des Menschen aus Mais. Dieser Mythos über die »Maismenschen« belegt die Bedeutung der Maispflanze als Hauptnahrungsmittel bis heute nicht nur der Maya, sondern in ganz Mesoamerika. Besondere Bedeutung kommt dem Beginn der Domestikation des Maises in Mexiko um 5000 v. Chr. zu, weil diese den Übergang von der nomadischen Großwildjägerkultur zur sesshaften Ackerbauerkultur und somit den ersten Schritt zur Hochkultur markiert. Der Beginn der Kultivierung des Maises war daher eine kulturelle Revolution ähnlich wie der Beginn des Getreideanbaus in der Alten Welt. Die Anfänge des Maisanbaus lassen sich archäologisch im Gebiet des heutigen mexikanischen Bundesstaates Tamaulipas nachweisen, im Tal von Tehuacán (Puebla) bis hin nach Oaxaca.
Mais (Zea mays) gehört zur Familie der Süßgräser. Der Name stammt aus der Sprache der Arawak–Indianer der Karibik und Südamerikas, auf die Christoph Kolumbus auf einer seiner Entdeckungsfahrten traf. Kolumbus war es, der den ersten Mais nach Europa brachte. Schon 1525 gab es in Spanien die ersten Maisfelder. Ursprünglich auf wärmeres Klima angewiesen, wird der Mais heute in entsprechend klimatisch resistenten Sorten weltweit angebaut – in den meistens Ländern als Tierfutter. Der kultivierte Mais stammt von dem Wildgras Teosinte ab. Die Ähre der Teosinte mit zwei Reihen von Körnern ist dem Aussehen nach eher den Ähren von Weizen oder Gerste vergleichbar als den großen Kolben mit mehreren Körnerreihen heutiger Maispflanzen, die ohne menschliche Hilfe nicht mehr fortpflanzungsfähig sind. Trotz dieser Unterschiede haben aber Teosinte und der heutige Mais dieselbe Chromosomenzahl, ihre Blüten gleichen sich und sie können sich miteinander vermischen. Daher ist man sich heute sicher: Teosinte ist die Urform des Maises.
Die bei uns hauptsächlich verzehrte Gartenbohne (Phaseolus vulgaris L.) mit ihren verschiedenen Sorten (grüne Bohne, rote Kidney-Bohne, weiße Bohne oder gelbe Wachsbohne) stammt aus Zentralamerika und ist bis heute neben dem Mais das Grundnahrungsmittel der Maya. Als drittes wichtiges Nahrungsmittel sind die verschiedenen Sorten der Kürbisse (Cucurbita) zu nennen. Der Kürbis ist ebenfalls eine Pflanze amerikanischen Ursprungs, die vermutlich schon 10 000 v. Chr. domestiziert wurde. Und schließlich verdanken wir den Maya noch Kakao und Schokolade. Schon 1502 lernten Kolumbus und seine Mannschaft die Kakaobohnen kennen, als sie auf ein Handelskanu der Maya trafen.12 Sie waren darüber verwundert, wie eifrig sich gleich mehrere Maya bückten, um heruntergefallene Kakaobohnen aufzuheben. Kakao war bei den Maya ein Luxusgut, sowohl als Zahlungsmittel als auch als Getränk der High Society. Die Wörter Schokolade und Kakao stammen von den Maya-Wörtern cacau haa und chocol haa (»heißes Wasser«). Die Spanier machten aus chocol haa das Nahuatl-Wort chocolatl und so wurde es in die anderen europäischen Sprachen übernommen.13
Die Kakao-Pflanze (Theobroma cacao) gehört zur Familie der Malvengewächse. Die Pflanze ähnelt einem Obstbaum: Die Früchte wachsen direkt am Baumstamm und sehen wie Honigmelonen oder übergroße Zitronen aus. Eine Frucht enthält 20 bis 60 Bohnen. Heute werden – je nach Schokoladenart – aus 15 bis 100 Kakaobohnen eine halbe bis drei Tafeln Schokolade hergestellt. Bei der Ernte löst man die Kakaobohnen aus dem Fruchtfleisch und legt sie zum Trocknen in der Sonne aus. Die Herkunft der Kakaopflanze ist nicht eindeutig geklärt, wahrscheinlich stammt sie aus Südamerika. Der Anbau des Kakaos aber begann im Maya-Gebiet. Einen Hinweis für den Beginn des Anbaus liefern uns auf die Zeit um 1150 v. Chr. datierte Keramikreste in Honduras (Ulúa-Tal), in denen der in Mittelamerika nur in Kakao vorkommende Stoff Theobromin nachgewiesen wurde. Das Hauptanbaugebiet der Kakao-Pflanze ist heute nicht mehr Mittelamerika, sondern Afrika.
Der Siegeszug des Kakaos bzw. der Schokolade in Europa begann erst, nachdem die Spanier diese ihrem Geschmack angepasst hatten: Während die Maya den Kakao heiß und mit Chili-Pfeffer gewürzt tranken, genossen die Spanier diesen kalt oder lauwarm mit Zutaten der Alten Welt wie Zucker, Zimt, Anis und teilweise schwarzen Pfeffer. Für das Jahr 1544 ist erstmals belegt, dass das Schokoladengetränk an den spanischen Königshof gelangte, neben anderen Geschenken und Handelsgütern für den König. 1585 wurde dann erstmals eine Schiffsladung Kakao von Veracruz nach Sevilla geliefert. Als Getränk fand die Schokolade dann von Spanien aus ihre Verbreitung in ganz Europa, zum einen durch die Königs- und Fürstenhäuser, zum anderen durch die Klöster bzw. Orden, vor allem den Jesuitenorden. Die Schokolade entwickelte sich zu einem beliebten, aber gleichzeitig nach wie vor der High Society vorbehaltenen exotischen Getränk. Für die Kirche war die Einordnung des neuen Getränkes nicht einfach, sodass damals Theologen Streitgespräche darüber führten, ob und inwiefern der Genuss von Schokoladengetränken in der Fastenzeit erlaubt sei oder nicht.
Die Agave, die bis zu einer Höhe von knapp über 2000 m vorkommt, ist seit der vorspanischen Zeit eine wichtige Nutzpflanze: Aus den Blättern stellte man die Kleidung der einfachen Bevölkerung her, die Dornen benutzte man als Nadeln und für das Blutopfer.
Die Baumwollpflanze (Gossypium hirsutum) ist ein ca. sechs Meter hoher Strauch, dessen Früchte sich durch lange Faserbüschel auszeichnen, die zur Herstellung von Textilien dienen. Während das Importgut aus dem Orient Baumwolle in der europäischen Antike als Luxusgut galt und erst im Mittelalter weite Verbreitung fand, lässt sich der Anbau von Baumwolle in Zentralmexiko im Tal von Tehuacán bereits in der Zeit zwischen 3400 und 2300 v. Chr. nachweisen. Im Maya-Gebiet kommt die Baumwolle in zwei Arten, einer weißen und einer braunen, vor, wie Diego de Landa berichtet: »Man erntet wunderbar viel Baumwolle, und sie wächst überall im Land; von ihr gibt es zwei Arten: Die eine säen sie jedes Jahr aus, und ihr Strauch, der klein ist, hält sich nur jenes eine Jahr; der andere Strauch hält sich fünf oder sechs Jahre; und in jedem Jahr liefert er seine Früchte, die ein paar walnussgroße Kapseln mit grüner Schale sind; sobald eine derartige Kapsel reif ist, platzt sie an vier Stellen auf, und dann hat man die Baumwolle vor sich.«14
Im tropischen und sehr artenreichen Regenwaldgebiet der Maya sind diverse Baumarten von wirtschaftlicher Bedeutung zu erwähnen. Bäume, die den Maya Früchte lieferten, sind der Brotnussbaum (Brosimum alicastrum), der Avocado-Baum (Persea americana), der Papaya-Baum (Carica papaya) oder die Schwarze Sapote (Diospyros ebenaster), ein Baum mit tomatenähnlichen Früchten. Aus dem gegorenen Saft des Amapolabaums (Pseudobombax elipticum) wurde ein alkoholisches Getränk für kultische Zwecke gewonnen. Die Früchte des Brotnussbaums wurden ähnlich wie Mais gemahlen und zu Tortillas verarbeitet. Aus dem Copal-Baum (Protium copal) wurde das Räucherharz (Copal) gewonnen, aus dem Milchsaft des Breiapfel- bzw. Sapotebaums (Manilkara zapota) das Chicle-Gummi, das wir heute als Erbe der Maya für die Kaugummiherstellung verwenden. Ebenfalls ein indianisches Erbe ist der vom Panamakautschukbaum (Castilla elastica) stammende Kautschuk, aus dem die Maya die Vollgummi-Bälle des rituellen Ballspiels herstellten und der heute als Gummi in verschiedenster Form (einschließlich Latex) Verwendung findet. Schon die Maya nutzten das gegen Feuchtigkeit und Termiten resistente Holz des bis zu 70 m hohen Amerikanischen Mahagoni-Baums (Swietenia macrophylla; auch Caoba genannt) für ihre Bauten. Und schließlich ist der heilige Baum der Maya zu nennen, der Kapokbaum (Ceiba pentandra) – oder Yaxché, wie der Maya-Name lautet –, der mit einer Höhe von bis zu 70 m, einer weit ausladenden Krone und einem Stammumfang von drei bis fünf Metern nicht nur im Regenwald auffällt, sondern auch als Schattenbaum die Plätze bzw. Zócalos der Dörfer und Städte damals wie heute prägt. Als kosmischer Baum symbolisierte er für die Maya die alles verbindende Weltachse.
Kaffee, Banane, Kokosnuss, Zuckerrohr und Zitrusfrüchte sind Pflanzen, die ursprünglich nicht in der Neuen Welt beheimatet waren, sondern aus der Alten Welt stammen, aber heute in der Landwirtschaft des Maya-Gebietes vor allem als Exportgüter eine durchaus wichtige Rolle spielen.
Die Tierwelt des Maya-Gebietes, vor allem die des Regenwalds, ist sehr artenreich, sodass hier wiederum nur die wirtschaftlich relevanten Arten aufgezählt werden sowie die, die das Weltbild, vor allem die Religion, der Maya besonders prägten. Als Säugetiere sind zu nennen Jaguar, Hirschwild, Kaninchen, Pekari, Affen, Opposum und Fledermäuse. Von den Vögeln sind vor allem der Quetzalvogel, Papageien, Tukan und Kolibris zu erwähnen, von den Reptilien die verschiedenen Schlangenarten, Krokodile, Leguane und Schildkröten und schließlich die verschiedenen Fisch- und Muschelarten.
Der Jaguar (Panthera onca) zählt zu den Großkatzen. Er ist die drittgrößte Katzenart der Welt nach Tiger und Löwe und die größte auf dem amerikanischen Kontinent. Sein Körpergewicht beträgt durchschnittlich 60 kg, die Körperlänge (ohne Schwanz) variiert zwischen 1 und 1,80 m. Seine Beutetiere sind sehr vielfältig, von größeren Säugetieren wie Hirsch, Affen oder Nagetieren über Vögel, Reptilien bis hin zu Fischen.
Schon in der ersten Hochkultur Mesoamerikas, bei den Olmeken, wurde dem Jaguar eine ganz besondere Verehrung zuteil. Dies erklärt man damit, dass der Jaguar als größte Raubkatze Amerikas für den Menschen ein gefährliches und furchteinflößendes Tier war. Indem man den Jaguar im Kult verehrte, hoffte man, die Gefährlichkeit des Jaguars zu bannen und seine Macht für sich nutzbar machen zu können. Dies war vor allem die Macht, Regen und somit Fruchtbarkeit zu bringen. Diese Eigenschaften wurden dem Jaguar wohl deshalb zugeschrieben, weil er nicht nur auf der Erde und auf Bäumen, sondern auch oft an Flüssen und Gewässern seine Beutetiere jagt und ein guter Schwimmer ist. Als »Herr der Tiere«, der diese jagt und erbeutet, selbst aber keine Feinde hat außer den Menschen, gilt der Jaguar in ganz Mesoamerika als Symbol der Macht, mit dem sich auch die Herrscher und Krieger gerne darstellten.
Im Schöpfungsbericht des Popol Vuh werden Waldjaguar, Nachtjaguar und Mondjaguar als Namen der ersten Menschen genannt. Die Bezeichnung »Jaguar« ist öfters Bestandteil des Namens der Maya-Herrscher, wie zum Beispiel »Schlangen-Jaguar« (Chan B’alam) von Palenque oder »Stammvater-Jaguar« (Yat B’alam) von Yaxchilán. Zudem ließen sich Herrscher sowie Krieger gerne mit Attributen des Jaguars als Ausdruck ihrer Macht darstellen, zum Beispiel mit Umhängen aus Jaguarfell oder Jaguarmasken sowie Schuhen aus Jaguartatzen. Einige Maya-Herrscher ließen sich mit diesen Jaguar-Attributen auch bestatten, wie Funde in Kaminaljuyú, Uaxactún oder Altun Ha zeigen. Anlässlich der Bestattung des Herrschers Yax Pac von Copán opferte man 15 Jaguare. Die Macht eines Herrschers zeigte sich nicht zuletzt im Krieg. Bekannt ist die Stele 26 von Yaxchilán, die wohl die Vorbereitung eines Krieges zeigt: Der Herrscher Schild-Jaguar steht in Kriegerrüstung vor seiner Frau Xoc, die ihm ein Getränk in einem Gefäß in Form eines Jaguarkopfes reicht. Auch in der nachklassischen Zeit sind in Chichén Itzá (Yukatan) – ähnlich wie in der Toltekenhauptstadt Tula – Reliefdarstellungen von Jaguaren üblich, die Menschenherzen verschlingen und sich mit Kriegerdarstellungen abwechseln, ebenso Steinaltäre in Jaguarform. Diese Darstellungen können als Belege für die Verbindung des Jaguars mit Menschenopfern und Krieg gelten.
Fleischlieferanten der Maya waren Pekari, Hirsch, Kaninchen und Opposum. Das Pekari oder Nabelschwein (Tayassu) kommt in zwei Gattungen vor. Ebenso gibt es eine Reihe verschiedener Hirscharten der Gattung Odocoileus, die sowohl im Regenwald als auch in der Savannenlandschaft von Yukatan und im Hochland verbreitet sind. Ob Wüste, Sümpfe, Wald, Buschland oder Gebirge, die diversen Arten der Baumwollschwanzkaninchen (Sylvilagus) sind überall präsent. Sie erscheinen als Attribut der Fruchtbarkeits-, Mond- und Wassergottheit Ix Chel. Als Tageszeichen 8 Kaninchen wurde es in den Maya-Kalender aufgenommen, und selbst ein Herrscher von Copán trug den Namen 18 Kaninchen.
Als Affenarten sind vor allem die Klammeraffen (Ateles) und der Brüllaffe (Alouatta palliata) zu nennen. Der Schutzpatron der Schreiber war eine Affengottheit. Als nachtaktive Tiere wurden die Fledermäuse von den Maya mit der Unterwelt in Verbindung gebracht. Im Unterschied zu den Fledermäusen der Alten Welt zählen ihre neuweltlichen Verwandten zu den Vampirfledermäusen (Desmodontinae) und ernähren sich vom Blut ihrer Beutetiere. Eine Ausnahme sind die Fruchtvampire, die sich (wie der Name schon sagt) von Früchten ernähren, wie die nur ca. vier Zentimeter große, vor allem in Honduras vorkommende Weiße Fledermaus (Ectophylla alba).
Der Mittelamerikanische Tapir (Tapirus bairdii) gilt im Dresdner Maya-Codex als Symbol des Planeten Mars und heute als Wappentier von Belize. Diego de Landa schreibt dazu: »Die Indios hielten es für eine große Heldentat, dieses Tier zu töten, und das Fell oder Teile von ihm wurden als Andenken gehütet und bis an die Urenkel weitervererbt […].«15 Als weitere Säugetiere sind die zu den Kleinbären zählenden Nasen- bzw. Rüsselbären (Nasua), der Wickel- bzw. Honigbär (Potos flavus), die Ameisenbären und Faultiere, Gürteltiere sowie ferner diverse Nagetiere wie die mit den Meerschweinchen verwandten Pacas (Cuniculus) und Agutis (Dasyproctidae) sowie das Südopossum (Didelphis marsupialis), eine Beutelrattenart, zu nennen.
Die bunten Federn der artenreichen Vogelwelt (allein bis zu 900 Arten in Guatemala) fanden bei den Maya als kostbarer Schmuck in vielfältiger Form Verwendung. Von den vielen Papageienarten ist vor allem der Hellrote Ara (Ara macao) zu erwähnen, der mit fast einem Meter Länge weltweit zu den größten Papageien zählt. Ebenso gehören Eulen wie der Virginia-Uhu (Bubo virginianus) oder die Amerika-Schleiereule (Tyto furcata) zur Vogelwelt. Die Eule gilt als Attribut des Gottes L, dem die Bereiche Schöpfung und Unterwelt zugeordnet werden. Und schließlich ist eine Reihe von Greifvögeln zu nennen: Adler, Geier, Falken und Sperber. Die vorwiegend sich von Aas ernährenden und so als Gesundheitspolizei wirkenden Geierarten wie der Königsgeier (Sarcoramphus papa) und der Kleine Gelbkopfgeier (Cathartes burrovianus) mit ihren farbigen Köpfen sowie der einem Truthuhn ähnelnde Truthahngeier (Cathartes aura) wurden in den Kalender als Tageszeichen Geier aufgenommen. Neben dem Adler ist die Harpyie (Harpia harpyja) als einer der größten und stärksten Greifvögel der Welt zu nennen. Es ist zu vermuten, dass bei der Bezeichnung Adler in den Quellen oft in Wirklichkeit die Harpyie gemeint ist. An kleineren Vögeln sind die Sägeracken (Motmots) oder Kolibri-Arten zu erwähnen. Auffallend sind die zur Familie der Spechtvögel zählenden Tukane (Ramphastidae) mit ihren bunt gefärbten riesigen Schnäbeln, die unter anderem zur Regulierung der Körpertemperatur dienen. Wie Diego de Landa berichtet, ergänzten tauben- und rebhuhnartige Vögel sowie Wachteln, Enten und Gänse den Speiseplan der Maya.16
Eine besondere Bedeutung kommt dem Quetzalvogel (Pharomachrus mocinno) zu, der heute das Wappentier Guatemalas darstellt. Er war namensgebend für den zentral-mexikanischen Gott Quetzalcoatl (»Gefiederte Schlange«, von Nahuatl quetzal = »Quetzalvogel« bzw. »Feder des Quetzal«, coatl = »Schlange«), der als K’uk’ulkan für Chichén Itzá prägend ist. Der zur Familie der Trogone gehörende, fast 40 cm große und bis 200 g schwere und im Regenwald lebende Vogel zeichnet sich durch ein farbig-schillerndes, vor allem rotes und grünes Gefieder aus. Der Schwanz kann bis zu einem Meter lang werden. Nur während der Brutzeit haben die Männchen bis zu 80 cm lange Oberschwanzdecken, d. h. den Schwanz verdeckende Federn, die danach wieder ausfallen. Die Federn des Quetzal, vor allem die während der Brutzeit gebildeten Oberschwanzdecken, galten als besondere Luxusartikel und waren dementsprechend wertvolle Handels- und Tributobjekte.
Das Maya-Gebiet ist für die Vielfalt an Schlangenarten bekannt: Während Mexiko weltweit als Land mit den meisten Schlangenarten gilt, 705 an der Zahl, kommen in Guatemala dagegen »nur« an die 100 Schlangenarten vor. Zu erwähnen sind hier vor allem die Grubenottern (Crotalinae) und die Abgottschlange (Boa Constrictor) mit verschiedenen Unterarten. Zu den Grubenschlangen gehören zum Beispiel die Klapperschlangen, die vorwiegend kleine Säugetiere und Vögel erbeuten, indem sie diese mit dem klapperartigen Geräusch ihres Schwanzes ablenken und gleichzeitig zubeißen. Die Klapperschlangen warten dann, bis die Beute durch den Giftbiss getötet wurde. Extrem giftig ist die ebenfalls zu den Grubenschlangen gehörende, bis zu zwei Meter große Terciopelo-Lanzenotter (Bothrops asper). Nicht giftig, aber nicht weniger gefährlich ist die teilweise bis zu drei Meter große Abgottschlange (Boa constrictor), die ihre Beute (vorwiegend Säugetiere, Vögel, Reptilien und Amphibien, die sie bewältigen kann) mit ihrem mächtigen Körper so lange würgt, bis diese an Herzkreislaufversagen sterben. Die Schlange, wie andere Reptilien auch, wächst ständig und häutet sich dabei, indem sie ihre alte Haut abstreift und mit der neuen Haut verjüngt erscheint. Dies führte dazu, dass die Schlange in vielen Kulturen und Religionen weltweit eine bedeutende Rolle spielt und ihr Fruchtbarkeit, Regeneration und Unsterblichkeit, aber auch der Bereich Unterwelt und Tod zugeordnet werden.
Die Schlange war eine der wichtigsten Gottheiten in ganz Mesoamerika, die schon bei den Olmeken, häufiger aber seit der klassischen Zeit in Teotihuacán als Gefiederte Schlange dargestellt wurde. Als solche wurde sie von den Azteken unter dem Namen Quetzalcoatl als Schöpfergott und Kulturheros sowie von den Maya als K’uk’ulkan bzw. Cucumátz übernommen. Vor allem in Chichén Itzá in nachklassischer Zeit erreichte die Verehrung des K’uk’ulkan, beeinflusst durch die zentralmexikanische Stadt Tula, ihren Höhepunkt mit dem Bau eines Tempels (Castillo).
In der Maya-Kunst erscheinen Schlangen als Attribut von Gottheiten, wie K’awiil mit seinem Schlangenbein, der so ikonografisch als Zepter der Herrscher diente. Häufig sind Darstellungen von Schlangenköpfen, aus denen die Köpfe von Gottheiten oder Menschen bzw. Ahnen hervorragen. Im Chenes-Stil von Yukatan wurden die Tempeleingänge als Schlangenmaul dargestellt. Schließlich spielte die Schlange in der rituellen Ekstase als sogenannte Visionsschlange eine bedeutende Rolle: Beim Blutopfer, das der Herrscher an sich durchführte, erschien diesem in der Ekstase eine Schlange, aus deren Maul der Kopf eines Ahnen oder Gottes hervorragte, mit dem er dann kommunizieren konnte. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Türsturz 25 in Yaxchilán, der zeigt, wie der Frau Xoc – der Frau des Herrschers Itzámnaaj B’alam II. – beim Blutopfer der Dynastiegründer Yat B’alam im Rachen der Visionsschlange erscheint.
Neben den Schlangen ist als größtes Reptil der Krokodilkaiman (Caiman crocodilus) zu nennen, dessen Lebensraum die Sumpf-, Seen- und Flussgebiete der Tropen sind. Die Echten Eidechsen (Lacertidae) kommen nicht auf dem amerikanischen Doppelkontinent vor, dafür aber ihre Verwandten, die ebenfalls zu den Schuppenkriechtieren gehörenden Leguane (Iguanidae). Je nach Art variiert ihre Größe von 14 cm bis zu zwei Meter. Zu erwähnen sind ferner die verschiedenen Arten der Landschildkröten und der größeren Meeresschildkröten. Vor allem Monterrico (Guatemala) mit seinen durch Vulkanasche schwarzen Stränden ist bis heute als der bevorzugte Eiablageort der Meeresschildkröten sowie durch entsprechende Naturschutzprojekte bekannt. Die Schildkröte symbolisierte für die Maya die Erde. So wird die Wiedergeburt des Maisgottes ikonografisch oft so dargestellt, dass der Maisgott aus dem aufbrechenden Panzer der Schildkröte bzw. der Erde hervorsteigt. Der Gott N als Träger des Himmels bzw. des Kosmos wird mit einer Schildkröte (oder Schnecke) auf seinem Rücken dargestellt. Zahlreiche Fischarten, Muscheln, Schnecken, Krabben und Hummer bereichern bis heute den Speiseplan der Maya an den Meeresküsten. Die Schalen von Muscheln oder Schnecken wurden zu Artefakten wie Schmuck oder rituellen Objekten verarbeitet, zum Beispiel die der Großen Fechterschnecke (Lobatus gigas).
Neben giftigen Vogelspinnen und Skorpionen gibt es schätzungsweise 220 000 Arten von Insekten allein in Guatemala: von Schmetterlingen und Heuschrecken bis hin zu Sandflöhen und Mücken. Vor allem Mücken können für den Menschen durch Übertragung von Krankheiten wie Malaria zur Plage werden, wie es sowohl die Eroberer als auch die Entdecker der Maya-Kultur wie John Lloyd Stephens im 19 Jh. buchstäblich am »eigenen Leib« erleben mussten. Haustiere der Maya waren Truthuhn, Hund, Ente und Bienen. Pferd, Esel, Schwein und Haushuhn brachten die Spanier aus Europa mit, waren den Maya also bis zur Eroberung unbekannt.
Das Truthuhn (Meleagris gallopavo) war neben dem Hund das einzige wohl seit der späten Präklassik domestizierte Tier der Maya. Die Wildform dieses größten Hühnervogels ist von Kanada bis Nordmexiko verbreitet. Der Hahn wird bis zu einen Meter hoch und 10 kg schwer, die Henne ist etwas kleiner und wiegt nur bis zu 4 kg. Beide Geschlechter haben ein schwarzes und dunkelbraunes Gefieder, der Hals ist rot. Der Hahn zeichnet sich durch einen zwischen den Augen beginnenden, ca. 8 cm langen roten Hautlappen aus. Das Truthuhn war einer der wichtigsten Fleischlieferanten der Maya, daneben wurden die Federn als Schmuck verwertet. Das heutige Haustruthuhn, besser unter der Bezeichnung Pute bekannt, kann bei den schweren Puten bis zu 15 kg Gewicht aufweisen. Angeblich soll der Eroberer Hernan Cortés schon Truthühner nach Spanien gebracht haben, jedenfalls sind diese schon relativ schnell nach der Eroberung nach Europa gelangt.
Der Hund wurde zwar in Mesoamerika als Haustier gehalten, aber es ist bislang nicht ganz sicher, ob der Hund in Amerika domestiziert oder schon den ersten Einwanderern aus Asien folgte. Auf jeden Fall wurde der Hund in Mesoamerika weitergezüchtet. Vor einigen Jahren fand man in der Maya-Stadt Seibal Hundeknochen und -zähne, die aus der präklassischen Zeit zwischen 700 und 350 v. Chr. stammen. Durch Analysen ließ sich feststellen, dass sie mit Mais gefüttert wurden. Bei zwei Hunden ließ sich nachweisen, dass sie nicht aus Seibal, sondern aus dem Hochland nahe Guatemala-Stadt stammten. Dies wird als Nachweis dafür gewertet, dass der Hund bei den Maya auch ein Handelsobjekt war. In den Codices erscheint der Hund als »Blitztier«, d. h. er stand in Verbindung mit dem himmlischen bzw. vom Himmel kommenden Feuer. Ferner wird er mit dem Feuer-, Regen- und Maisgott zusammen dargestellt. Sicher belegt ist, dass der Hund als Opfertier eine wichtige Rolle spielte. Diego de Landa schreibt über die Hunde der postklassischen Maya in Yukatan: »[…] diese können nicht bellen und dem Menschen kein Leid antun, Jagdtiere aber greifen sie an: Sie stöbern die Wachteln und andere Vögel auf und setzen den Hirschen eifrig nach, und manche sind sehr gute Spürhunde. Sie sind klein, und die Indios aßen sie als Festbraten […].«17
Von den Bienen berichtet Landa: »Es gibt zwei Arten von Bienen. Und beide sind weitaus kleiner als die spanischen. Die größere Art hält man in Bienenstöcken, die einen sehr geringen Umfang haben; diese Bienen bauen keine Waben wie die unsrigen, sondern stellen gewisse kleine, Nussschalen gleichende Blasen aus Wachs her, die alle zusammenliegen und mit Honig gefüllt sind. Wenn die Indios einen Bienenstock ausnehmen wollen, öffnen sie ihn lediglich und bringen diese Bläschen mit einem kleinen Stock zum Platzen, und so läuft der Honig heraus; das Wachs entnehmen sie, wann sie es für angebracht halten. Die übrigen Bienen werden von ihnen in den Wäldern, in ausgehöhlten Bäumen und Felsen, gehalten […] der Honig ist sehr gut, allerdings etwas verwässert […]. Diese Bienen stechen nicht und tun auch (nichts), wenn man sie schlecht zeidelt.«18
Wie Diego de Landa berichtet, scheinen die Maya zudem Enten als Haustiere gehalten zu haben: »Es gibt andere kleine und sehr schöne Entlein, die Maxix heißen; sie sind überaus zutraulich, und wenn sie im Haus gehalten werden, sind sie unfähig zu fliegen.«19
Die Bezeichnung »Maya« umfasst nicht, wie man auf den ersten Blick annehmen möchte, eine einheitliche Kultur, Ethnie und Sprache, sondern verschiedene Kulturen sowie eine Vielzahl von ethnischen Gruppen und Sprachen in geografisch unterschiedlichen Lebensräumen. Zur Maya-Sprachgruppe gehören zahlreiche Untergruppen, deren Sprachen sich zum Teil erheblich (vergleichbar der europäischen Sprachenvielfalt) voneinander unterscheiden, die sich aber alle aus dem Proto-Maya in der Zeit zwischen ca. 4000 und 3000 v. Chr. entwickelten. Die Hieroglyphen-Inschriften der klassischen Zeit im Tiefland entsprechen einer frühen Form der heutigen Chol-Sprache. Zu beachten ist dabei, dass sich die geografische Verteilung im Laufe der Zeit verändert hat, durch Wanderbewegungen und Umsiedlungen einerseits in der vorspanischen Zeit und andererseits in der spanischen Kolonialzeit.
Die heutigen Maya-Sprachen, die den unterschiedlichen ethnischen Maya-Gruppen entsprechen, werden meistens in fünf große Sprachgruppen mit mehr oder weniger kleineren Untergruppen eingeteilt. K’iche’ stellt dabei die größte, Yukatekisch die zweitgrößte Sprachgemeinde dar, während das zur Yukatekischen Sprachgruppe gehörende Lakandonisch mit ca. 100 Sprechern zu einer der kleinsten Maya-Sprachgruppen zählt. Wie die meisten indianischen Sprachen Amerikas gelten auch die der Maya als »gefährdete Sprachen«, die sich durch einen zwar langsamen, aber ständigen Rückgang der Anzahl der Sprecher auszeichnen. Selbst entsprechende Fördermaßnahmen wie zum Beispiel zweisprachige Schulen ändern nichts daran. Der Grund ist letztlich die Anpassung an die spanische Sprache der Mehrheitsgesellschaft, von der man sich mehr gesellschaftliche Akzeptanz erhofft. Nicht wenige Maya aus den ländlichen Gebieten wandern in die Städte ab, wo die spanische Sprache die Voraussetzung für den gesellschaftlichen und beruflichen Aufstieg ist.
Hier ein sehr vereinfachter Überblick20 über die verschiedenen sprachlichen und ethnischen Maya-Gruppen:
1. Huastekisch (Mexiko: Veracruz, San Luis Potosi; 160 000 Sprecher)
2. Yukatekisch
2.1.Yukatekisch (Yukatanhalbinsel; 786 000 Sprecher)
2.2.Lakandonisch (Tiefland im Osten von Chiapas; ca. 100 Sprecher)
2.4.Mopan (2500 Sprecher)
3. Cholan-Tzeltalan
3.1.Cholan
3.1.1.Ch’ol (Chiapas, 212 000 Sprecher)
3.1.2.Chontal (Tabasco, 37 000 Sprecher)
3.1.3.Ch’orti (Guatemala, Honduras, 12 000 Sprecher)
3.2.Tzeltalan
3.2.1.Tzeltal (Chiapas, 446 000 Sprecher)
3.2.2.Tzotzil (Chiapas, 405 000 Sprecher)
4. Chujean (Chiapas und Nord-Guatemala)
4.1.Chuj (61 000 Sprecher)
4.2.Tojolabal (52 000 Sprecher)
5. K’ichean-Mamean
5.1.K’ichean
5.1.1.Kekchí (Guatemala, Belize, El Salvador: Alta Verapaz bis Lago Izabal; 716 000 Sprecher)
5.1.2.Popom-K’ichean
- Poquomam (11 000 Sprecher)
- Poquomchi (93 000 Sprecher)
5.1.3.Core K’ichean
- K’iche’ (Guatemala: westliches Hochland; 891 000 Sprecher)
- Kaqchikel (Guatemala: ursprünglich Iximché, jetzt Lago de Atitlán und Sololá; 445 000 Sprecher)
- Tz’utujil (Guatemala: Gebiet von Santiago Atitlán; 63.00 Sprecher)
- Sakapultekisch (7000 Sprecher)
- Sipakapense (6000 Sprecher)
5.2.Mamean
5.2.1.Mam (478.00 Sprecher)
5.2.2.Teco (1000 Sprecher)
5.2.3.Ixil (84 000 Sprecher)
5.2.4.Awakatekisch (12 000 Sprecher)
Über die klassische Zeit der Maya besitzen wir – im Unterschied zu den Azteken oder Inka – keine Augenzeugenberichte der spanischen Chronisten. Diese liegen uns erst aus der Postklassik vor, der Zeit, in der die spanischen Eroberer auf die Maya trafen. Dementsprechend sind die Quellen der Maya-Kultur – das gilt vor allem für die klassische Zeit – primär die archäologischen Funde und Zeugnisse (zum Beispiel Siedlungen und Kultanlagen mit den Wohnhäusern, Tempeln, Stelen, Skulpturen sowie der Gebrauchs- und Kunstobjekte wie Keramik oder Schmuck), zum anderen die vier erhaltenen Bücher der Maya bzw. Codices aus der postklassischen Zeit und schließlich die Berichte der spanischen Chronisten und Missionare.
Vor allem die Hieroglypheninschriften und bildlichen Darstellungen auf Stelen, an Gebäuden oder auf Keramik informieren über die einzelnen Herrscher, deren Inthronisation und besondere Ereignisse während ihrer Regierungszeit sowie das Leben am Hof des Herrschers oder über Szenen aus dem rituellen oder kriegerischen Bereich. Die vier erhaltenen Bücher der Maya, die Codices21, sind vorwiegend religiös-astronomischen Inhalts: Sie enthalten in Bild und Schrift Informationen über die astronomischen und kalendarischen Kenntnisse sowie den damit zusammenhängenden Pantheon der Maya. Schließlich sind die indianischen Schriften22 – meist in Maya-Sprache, aber in lateinischer Schrift – aus der postklassischen Zeit zu nennen: Die bekanntesten sind das Popol Vuh und die diversen Bücher mit dem Titel Chilam Balam. Weniger bekannt, aber nicht weniger unbedeutend sind die Annalen der Kaqchikel, das Tanzdrama Rab’inal Achí oder die Lieder von Dzitbalché. Das Popol Vuh ist die einzige schriftliche indianische Quelle, die mythologische Texte wie den Schöpfungs-Mythos oder den Mythos der Göttlichen Zwillinge, aber auch die Geschichte der K’iche’-Maya des Hochlandes in einem historisch-mythologischen Kontext enthält. Die Chilam-Balam-Bücher bestehen vor allem aus den Prophezeiungen der Jaguarpriester und geben so einen Einblick in das religiöse Weltbild der yukatekischen Maya der postklassischen Zeit. Die Lieder von Dzitbalché sind ein Beispiel für die Poesie der yukatekischen Maya, und ebenso ist das Tanzdrama Rab’inal Achí ein Beispiel für die Belletristik der K’iche’-Maya. Die Annalen der Kaqchikel geben die Geschichte der Kaqchikel-Maya wieder, wobei sich wie im Popol Vuh historische Ereignisse mit mythologischen Vorstellungen vermischen.
Die ersten Kontakte von Europäern und Maya fanden, wie erwähnt, erst in der Zeit der Postklassik statt. Aus dieser Zeit stehen uns als wichtigste Augenzeugenberichte die des Missionars Diego de Landa und des Chronisten der Eroberung Bernal Díaz del Castillo zur Verfügung. Sie gehören zu den ersten europäischen Augenzeugen, die die Maya-Kultur erlebten. Deshalb sind sie zwar einerseits informativ und wertvoll, andererseits aber als befangen und nicht in unserem heutigen Sinne als objektive Historiker bzw. Ethnografen einzustufen. Denn sie stellten die Kultur der Maya zum einen aus ihrer europäisch-christlichen Sicht dar, zum anderen verfolgten sie mit den Berichten ganz bestimmte Absichten und Ziele wie Reichtum und Ruhm durch Eroberung, Missionierung der Indianer und nicht zuletzt die Rechtfertigung ihres eigenen Tuns und Handelns. Ein Verständnis für die indianische Kultur ist dabei nicht vorauszusetzen. Es trafen bei der spanischen Eroberung buchstäblich zwei Welten und entsprechend zwei verschiedene Weltsichten aufeinander, die spanisch-europäische und die der Maya. Zudem passten die Chronisten ihre Information an die Bedürfnisse, Erwartungen und das Verständnis der europäischen Leser der damaligen Zeit an. Die Spanier trafen auf eine ihnen vollkommen neue bzw. fremde Kultur. Dabei war das Andere und Exotische für die Leserschaft besonders interessant und wurde hervorgehoben oder sogar übertrieben dargestellt. Schließlich sind die Unterschiede des zeitlichen Kontextes des Autors auf der einen und des heutigen Lesers auf der anderen Seite zu berücksichtigen. Trotz dieser zu beachtenden Einschränkungen sind die spanischen Augenzeugenberichte nicht ausschließlich als Fake News, also vollkommen falsch und wertlos einzuordnen, sondern sie liefern sozusagen ein Grundgerüst an Informationen.
Diego de Landa (1524–1579), geboren im spanischen Cifuentes de la Alcarria, trat mit 13 oder 17 Jahren in Toledo dem Franziskanerorden bei, wurde zum Priester geweiht und kam 1549 nach Yukatan, wo er als Missionar tätig war und 1572 zum Bischof geweiht wurde. Er starb am 29. April 1579 während einer Dienstreise nach Mexiko-Stadt. Diego de Landa verfolgte einen gewaltsamen Missionskurs gegen diejenigen Indios, die an ihrer Religion festhielten und der christlichen Mission widerstanden. Andererseits sammelte er in seinem Bericht aus Yukatan23 von 1566 Material über Geschichte, Kultur und Religion der Maya – heute die wichtigste Primärquelle zur Maya-Kultur der postklassischen Zeit in Yukatan. Landa verfasste sein Werk, um mit diesen Informationen besser gegen die Religion der Maya vorzugehen, erfolgreicher zu missionieren und sich damit gegen die Vorwürfe des Missbrauchs seiner Amtsgewalt bei den von ihm initiierten Autodafés zu rechtfertigen. Ziel war also nicht eine Dokumentation der Maya-Kultur, weil Landa diese für wertvoll erachtete. Die Informationen erhielt er aus erster Hand von zwei Maya-Indianern. Der eine war Nachi Cocom (ca. 1510–1562) aus der Dynastie der Cocom und Oberhaupt bzw. Halach Huinik der Cocom von Sotuta. Es war jener Anführer des vereinten Maya-Heeres im Kampf 1541 gegen den Eroberer Montejo, der schließlich 1542 von den Spaniern besiegt und inhaftiert wurde. Aus dem Feind wurde ein Freund der Spanier. Er ließ sich auf den Namen Juan taufen und schloss mit Montejo den sogenannten Vertrag von Ebtún, nach dem er und seine Anhänger Ländereien von den Spaniern erhielten, im Gegenzug aber Gebiete an die Spanier abgaben. 1546 trat er als Vermittler beim Aufstand der Cupul auf. Nachi Cocom genoss sowohl bei den Indios als auch bei den Spaniern hohes Ansehen. Sein Grab wurde wie eine Pilgerstätte verehrt. Deshalb ließ Landa, obwohl er ihm die wichtigsten Informationen seines Werkes verdankte, seinen Leichnam exhumieren und verbrennen. Lorenzo Cocom, sein Bruder und Nachfolger als Halach Huinik der Cocom, beging ein halbes Jahr nach Nachis Tod Selbstmord, um der Inquisition durch Landa zu entgehen. Der andere indianische Informant Landas war Gaspar Antonio (1531–1610). Sein Vater war der Maya-Priester Ah Kin Chi, seine Mutter stammte aus der Dynastie der Tutul Xiu. Er war der Dolmetscher der spanischen Kolonialverwaltung von Yukatan, da er aufgrund einer guten Ausbildung bei spanischen Missionaren nicht nur Yukatekisch und Nahuatl (die Sprache der Azteken), sondern auch Spanisch und Latein perfekt beherrschte.
Bernal Díaz del Castillo (zwischen 1492 und 1496 – 1581) ging nicht nur als Teilnehmer bzw. Augenzeuge, sondern vor allem als der Chronist der spanischen Eroberung Mexikos schlechthin in die Geschichtsbücher ein. Geboren wurde er in armen Verhältnissen und ohne große Schulausbildung in der spanischen Stadt Medina del Campo. 1514 reiste er nach Kuba, nahm 1517 zunächst an der Expedition von Francisco Hernández de Córdoba teil, bei der die Küste der Halbinsel Yukatan entdeckt wurde, später dann an der Expedition nach Yukatan unter Juan de Grijalva. Das Unternehmen, das ihn berühmt machte, war aber die Entdeckung und Eroberung Mexikos und der Hauptstadt der Azteken, über die er als Augenzeuge in seinem Werk Wahrhafte Geschichte der Eroberung Neuspaniens24 berichtete. Nach der Eroberung von Tenochtitlán 1521 schloss er sich in den Jahren 1524 bis 1526 der weniger erfolgreichen Expedition unter Cortés nach Honduras ins Maya-Gebiet an. In den Jahren 1539–1541 sowie 1550–1551versuchte er in Spanien mit Erfolg den Lohn für seinen Anteil an der Eroberung zu erhalten: Er wurde zum Gouverneur der Stadt Santiago de los Caballeros (heute Antigua Guatemala) in Guatemala ernannt. Dort fand er seine letzte Ruhestätte. Er war ein Befürworter der Encomiendas25, besaß selbst mehrere und war deswegen ein Gegner von Bartolomé de las Casas.
Dieser, der Dominikanermönch Bartolomé de las Casas (1484–1566), war zunächst selbst Besitzer einer Encomienda, machte dann aber als erster Bischof von Chiapas vor allem den Kampf gegen die Unterdrückung und Versklavung der Indios durch die Spanier zu seinem Lebensziel. In zahlreichen Schriften klagte er die spanischen Eroberer und Kolonisten wegen ihrer an den Indios begangenen Grausamkeiten an. Die bekannteste dieser Schriften ist der Kurzgefasste Bericht über die Verwüstung der Westindischen Länder26 von 1542, in der er vor allem die Entvölkerung ganzer Gebiete aufgrund der Versklavung aufs Schärfste verurteilte. Dementsprechend wurde Las Casas zu einem gern zitierten Beispiel der sogenannten Schwarzen Legende (Leyenda negra). Darunter versteht man ein einseitiges, antispanisches Geschichtsbild, das die Spanier als grausam, fanatisch und menschenverachtend darstellt. Gegner der Leyenda Negra führen gerne an, dass es Las Casas möglich war, seine Kritik öffentlich vorzubringen und dass durch seine Bemühungen erfolgreich die »Neuen Gesetze« zum Schutze der Indios durchgebracht wurden. Dabei wird aber übersehen, dass diese teilweise wieder rückgängig gemacht wurden und Las Casas sich derartig starken Bedrohungen ausgesetzt sah, dass er schließlich frustriert sein Bischofsamt in Chiapas aufgab und nach Spanien zurückkehrte.
Hernan Cortés, der Eroberer Mexikos und der Azteken-Hauptstadt Tenochtitlan, beschreibt in seinen Fünften Brief seiner Brieflichen Berichte27 an Kaiser Karl V. vom 3. September 152628 seinen Eroberungszug nach Honduras. In seinen insgesamt fünf Briefen an Karl V. wollte Cortés seine Taten und Handlungen rechtfertigen.
Eine Theologie für Indianer29, verfasst durch den Dominikanermissionar Domingo de Vico, ist als Einblick in die Vorstellungswelt der postklassichen Maya eine wertvolle Quelle. De Vico kam 1544 mit einer von Bartolomé de las Casas geführten Gruppe nach Neuspanien und erhielt von Francisco Marroquín, dem Bischof von Guatemala, den Auftrag, ein Werk über den indianischen »Götzendienst« und den Umgang mit diesem zu schreiben. So verfasster er zunächst die Schrift Umgang mit dem Götzendienst30. In den Jahren zwischen 1550 und 1554 folgte sein 800-seitiges Hauptwerk, die in der Sprache der K’iche’-Maya geschriebene Theologie für Indianer. Hier versucht De Vico, mit Begriffen aus der Vorstellungswelt der Maya und mit Bibeltexten den Indios die christliche Lehre nahezubringen. Das Werk ist nicht im Original, sondern nur in Kopien erhalten, von denen sich fünf in der Bibliothèque Nationale von Paris und sechs in der Princeton University (Princeton, New Jersey) befinden. De Vico errichtete in San Marcos (Alta Verapaz) eine Kirche und war bei den Indios beliebt. Allerdings verurteilte er mehrmals einen Häuptling der Chol-Maya, weil dieser mehrere Ehefrauen hatte. Das war für ihn und seinen Mitarbeiter Andrés López das Todesurteil: Beide wurden 1555 getötet und geopfert. Die Spanier rächten sich, indem sie 80 Maya erhängten und 180 versklavten.
Zu erwähnen sind schließlich spätere Nachfolger bzw. »Kollegen« von Diego de Landa: Franziskanermönche, die nicht nur über ihre Missionstätigkeit bei den Maya berichten, sondern auch über deren Kultur, Gesellschaft und vor allem Religion. So zum Beispiel Diego López de Cogolludo (1613–1665), der ab 1629 als Missionar in Yukatan tätig war. In seinem Werk Eroberung von Yukatan31 berichtet er in den ersten drei Kapiteln über die Eroberung Yukatans und im vierten Kapitel über das Land und die Kultur der Maya. Den größten Teil aber, nämlich die folgenden sechs Kapitel, nimmt die Beschreibung der Missionierung der Maya durch die Franziskaner ein. Cogolludo verwendete als Quellen vor allem Landas Bericht aus Yukatan, daneben aber auch die Werke von Bernardo de Lizana32 und Juan de Torquemada33.
Der Franziskanermönch Andrés de Avendaño y Loyola unternahm 1695 und 1696 zwei Missionsreisen von Mérida aus zu den Itzá und Kejache im Petén und spielte eine nicht unwesentliche Rolle bei den gleichzeitigen spanischen Eroberungszügen. Im Bericht über die beiden Missionsreisen zu den Itzá und Kejache34 beschreibt er neben seiner dortigen Missionstätigkeit ausführlich die Geografie, Flora und Fauna des Petén-Gebietes sowie die Kultur der Itzá, vor allem ihre Religion und Gesellschaft. Er hatte Yukatekisch gelernt und verwendet in seinem Werk entsprechend die yukatekischen Bezeichnungen für die geografischen Orte, Pflanzen und Tiere.
Juan de Torquemeda (um 1562–1624) war ebenfalls Franziskanermissionar. Obwohl sein Werk, die Indianische Monarchie35 vor allem die Geschichte und Kultur der Azteken und ihrer Nachbarvölker behandelt, informiert er daneben ebenso über die Huasteken und Maya. Das Manuskript nahm Torquemeda mit auf seiner Spanienreise, die in der Zeit zwischen 1612 und 1613 stattfand, worauf das Werk 1615 erstmals in Sevilla publiziert wurde.
Von José de Acosta (1539–1599), einem Jesuiten, stammt die erste Natur- und Sittengeschichte der Neuen Welt36, die er 1587 nach seinem Aufenthalt in Neuspanien und Neukastilien in Spanien verfasste. Vor allem die naturgeschichtlichen und geografischen Besonderheiten beschreibt Acosta ausführlich, daneben aber auch die indianischen Kulturen und Riten, Herrschaftsformen oder Kriege. Obwohl Acosta den Schwerpunkt auf die Beschreibung der Kulturen der Azteken und Inka legt, so verdanken wir ihm bezüglich der Maya doch durchaus interessante Informationen, zum Beispiel über die Nutzpflanzen Mais oder Kakao. Interessant ist seine These, dass die Indianer aus Nordostasien stammen, weil sie den Tataren sehr ähnlich sehen würden.
Zuletzt sind die Verwaltungsakten der Kolonialzeit als historische Quellen zu nennen. Selbst einige Chronisten dieser Zeit greifen auf diese zurück. So hatte Juan de Villagutierre Soto-Mayor als Gerichtsschreiber an der Real Audiencia y Chancillería de Valladolid Zugang zu den kolonialzeitlichen Dokumenten. Diese Möglichkeit nutzte er, um seine Geschichte der Eroberung der Provinz der Itzá, […] der Lakandonen und anderer indianischer Völker […]37 (1701) zu verfassen.
Selbst die moderne Wissenschaft ist nicht frei von Fake News. So stellten sich zu Ende des 20. Jh. einige bis dahin als reale Quellen der Kolonialzeit angesehene Manuskripte als Fälschungen heraus: So zum Beispiel das sogenannte »Canek Manuskript«, angeblich von einem Franziskaner namens Alonso de Vargas verfasst. Inhaltlich beschreibt es den Besuch des Franziskanermönchs Andrés de Avendaño y Loyola in Tayasal im Jahr 1695, zusammen mit zwei weiteren Missionaren und zehn Maya-Priestern. Auch das angeblich um 1548 entstandene Manuskript Wie die Indios ihre Malereien herstellten38 ist eine Fälschung. Diese Manuskripte übernahmen Informationen aus dem Buch The Ancient Maya von Sylvanus G. Morley (1947) und wurden in den 1950er- und 1960er-Jahren verfasst.39
Die vorspanische Maya-Kultur wird in folgende Phasen eingeteilt:
Frühe Präklassik |
1800–1000 v. Chr. |
Mittlere Präklassik |
1000–300 v. Chr. |
Späte Präklassik |
300 v. Chr. – 250 n. Chr. |
Frühe Klassik |
250–600 n. Chr. |
Späte Klassik |
600–800 n. Chr. |
Endklassik |
800–950 n. Chr. |
Frühe Postklassik |
950–1150 n. Chr. |
Mittlere Postklassik |
1150–1450 n. Chr. |
Späte Postklassik |
1450–1697 n. Chr. |
Erste Skelett-Funde von Menschen, die als nomadische Jäger- und Sammlerinnen lebten, stammen in Yukatan aus der Zeit zwischen 13 700 und 13 370 v. Chr.
In der Frühen Präklassik sind ab 1700 v. Chr. erstmals Maisanbau, Siedlungen und Keramik nachweisbar. In der Mittleren Präklassik ab 700 v. Chr. weisen Wohnhäuser und Kultanlagen auf eine hierarchische Gesellschaft hin. Es ist der Beginn des Kalender- und Schriftsystems. In der Späten Präklassik ab 300 v. Chr. entstehen monumentale Tempelanlagen, größer als in der folgenden Zeit der Klassik. Dies endet aber in der Zeit um 250 n. Chr., als die Städte aus bislang unbekannten Gründen verlassen werden.
Die auf die Präklassik folgende Epoche der Klassik (250–950 n. Chr.) ist die eigentliche Blütezeit der Maya-Kultur. Im Tiefland entstehen eine Vielzahl von kleineren und größeren Stadtstaaten mit Palast- und Tempelanlagen, die von einem Herrscher regiert werden und mit den Nachbarstädten durch Handel, Konkurrenz, Kriege oder Bündnisse in Beziehung stehen. Dabei dominieren die konkurrierenden Supermächte Tikal und Calakmul. Kunst, Schrift- und Kalendersystem erleben den Höhepunkt ihrer Entwicklung. Hieroglypheninschriften vor allem auf Stelen informieren über die Herrschaftsdynastien der einzelnen Städte. Die Klassik endet mit einem Kollaps. Um 950 v. Chr. sind die Städte menschenleer, ein großer Teil der Bevölkerung ist ins nördliche Tiefland, nach Yukatan ausgewandert. Bis heute sind die Gründe für den Kollaps nicht eindeutig geklärt. Man geht davon aus, dass der Zerfall des Herrschertums gesellschaftliche Veränderungen zur Folge hatte, verstärkt durch Klimawandel und Dürreperioden.
Die Zeit der Postklassik (1450–1697 n. Chr.) wird einerseits von der Maya-Gruppe der K’iche’ im Hochland von Guatemala und andererseits von den Itzá mit ihren Zentren Chichen Itzá und Mayapán auf der Halbinsel Yukatan geprägt. In Yukatan kommt es nochmals zu einem kulturellen Aufschwung. Kennzeichnend für diese Epoche ist allerdings nicht mehr die Regierung durch einen Herrscher, sondern durch ein Kollektiv. Die hierarchischen Grenzen zwischen Ober- und Unterschicht sind demnach nicht mehr so ausgeprägt wie in der klassischen Zeit. Die Postklassik ist zudem die Zeit der Ankunft der spanischen Entdecker und Eroberer. 1502 hat Kolumbus erstmals Kontakt mit einem Handelskanu der Maya. Aber erst 1697 mit der Unterwerfung der Itzá von Tayasal ist die Eroberung abgeschlossen.
4Als Mittel- bzw. Zentralamerika bezeichnet man die Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika. Dabei bildet der Isthmus von Tehuantepec die nördliche Grenze.
5Paul Kirchhoff: Mesoamérica: sus límites geográficos, composición étnica y carácteres culturales, Acta Americana 1 (1943), 92–107.
6Als ausführliche Darstellung sei hier auf den Marixwissen-Band »Das Alte Mexiko« von Ulrike Peters, 2015, verwiesen.
7s. S. 70.
8Gemeint ist der Tempel des Quetzalcoatl in Chichén Itzá, den Landa im Anschluss ausführlich beschreibt.
9Diego de Landa 2017, 172.
10s. S. 108 f.
11Popol Vuh 1978, 103.
12s. S. 136.
13So die Erklärung von Sophie u. Michael D. Coe 1996, 140.
14Diego de Landa 2017, 205.
15Ebd., 211.
16Ebd., 206–210.
17Ebd., 210 f.
18Ebd., 194.
19Ebd., 210.
20S. dazu die ausführlicheren Aufstellungen von Lyle Campbell / Terence Kaufman: Maya Linguistics: Where are we now? In: Annual Review of Anthropology (14/1985), 187–198; und Michael Dürr: Sprachen Mesoamerikas, in: Eveline Dürr / Henry Kammler (Hg.) 2019, 88. Sprecherzahlen nach dem Zensus von 2010 in Mexiko und 2002 in Guatemala, s. dazu den Beitrag von Michael Dürr, S. 87 (Anm. 32).
21s. dazu ausführlich S. 160–165.
22s. dazu ausführlich S. 165–169.
23Relación de las cosas de Yucatán (»Bericht über die Dinge in Yukatan«).
24Historia verdadera de la conquista de la Nueva España.
25Eine Encomienda verpflichtet den Inhaber (Encomendero) derselben zur Unterweisung der ihm anvertrauten Indianer in der christlichen Lehre, wofür er von diesen im Gegenzug Tribut oder Dienstleistungen erhält. Von Anfang an wurde die Encomienda als Ausbeutungsinstrument missbraucht. Siehe dazu ausführlicher S. 223.
26Brevissima Relación de la Destrucción de las Indias.
27Cartas de Relación.
28Enthalten in Documentos para la historia de Espana, Vol. IV.
29Theologia Indorum.
30Tratado de los ídolos, 1544.
31Conquista de Yucatán, Madrid 1688.
32Historia de Yucatán. Devocionario de Nuestra Seňora de Izamal y Conquista Espiritual.
33Monarquía Indiana.
34Relación de las dos entradas que hice a la conversion de los gentiles ytzáex y cehaches.
35Monarquía Indiana.
36Historia natural y moral de las Indias, Sevilla 1590.
37Historia de la conquista de la provincia de el Itza, reducción, y progressos de la de el Lacandón, y otras naciones de indios bárbaros, de la mediación de el reyno de Guatemala, a las provincias del Yucatán en la América Septentrional, Madrid 1701.
38El modo de cómo hacían la pintura los indígenas.
39Hanns Prem: The »Canek Manuscript« and other faked documents, in: Ancient Mesoamerica 10 (July 1999), 297–311.