© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2019
Diana Morschhäuser, Wilhelm Fischer und Michael JakobPraxis der Herzschrittmacher-Nachsorgehttps://doi.org/10.1007/978-3-662-57828-5_10

10. Antworten auf häufige Patientenfragen

Diana Morschhäuser1 , Wilhelm Fischer2 und Michael Jakob3
(1)
München, Key Account Manager München, München, Deutschland
(2)
Klinik Schongau, Schongau, Deutschland
(3)
Ärztekammer des Saarlandes, Ethikkommission Ärztekammer des Saarlandes, Saarbrücken, Deutschland
 
10.1 Allgemeine Fragen
10.2 Störbeeinflussung /Patientensicherheit
10.2.1 Störbeeinflussungen im häusliches Umfeld
10.2.2 Störbeeinflussungen durch Umwelteinflüsse
10.2.3 Störbeeinflussungen im beruflichen Umfeld
10.2.4 Störbeeinflussungen im medizinischen Umfeld
10.2.5 Übersicht der Störquellen
10.3 Nachsorgen im Ausland
Literatur

In der Praxis werden der behandelnde und der überweisende Arzt des Schrittmacherpatienten vor und nach der Operation mit einer Fülle berechtigter Fragen konfrontiert. Nach dem Motto „je einfacher die Frage, desto schwieriger die Antwort“ kann eine rasche und eindeutige Auskunft problematisch sein. Die hier vorgeschlagenen Antworten, die sich an gängigen Schrittmachersystemen und Behandlungsmethoden, an unserem derzeitigen Wissensstand und der Verständlichkeit für die Patienten ausrichten, mögen Hilfestellung geben.

10.1 Allgemeine Fragen

Wie sieht ein Herzschrittmacher aus? Wie funktioniert er?

Dank modernster Mikroelektronik sind die neuesten Schrittmacher kaum größer als eine Streichholzschachtel. In der flachen Kapsel sind der Taktgeber und die Energiequelle untergebracht. Von diesem Gehäuse führen ein oder zwei biegsame Kabel durch eine Vene ins Herz. Vom metallenen Kabelkopf gelangen winzige, die Herztätigkeit auslösende Stromstöße zum Herzmuskel und zwar nur dann, wenn Sie es brauchen – wenn z. B. Ihr Herz weniger als 60- bis 70-mal in der Minute schlägt.

Welche Lebensdauer hat ein Schrittmacher?

Die Funktionsdauer der Schrittmacher kann in Abhängigkeit vom Aggregat, Stimulationshäufigkeit und eingestellter Parameter zwischen 5 und 15 Jahren betragen.

Wenn die liegende Sonde nicht mehr funktioniert und das Problem nicht durch eine Umprogrammierung behoben werden kann, wird eine neue Sonde implantiert. Bei Sondeninfektionen muss die liegende Sonde vorher entfernt werden.

Was sollte ich als Träger eines Schrittmachers beachten?

Tragen Sie Ihren Schrittmacherausweis stets bei sich.

Nehmen Sie die Schrittmacherkontrolltermine wahr.

Manipulieren Sie nicht an Ihrem Schrittmacher, indem Sie ihn unter der Haut hin- und herschieben.

Fragen Sie Ihren Arzt nach der eingestellten Herzfrequenz. Liegt Ihr Puls darunter, fragen Sie Ihren Arzt, denn meistens liegt ein früh einfallender Extraschlag mit schlechter Füllung des Herzens vor, sodass keine Pulswelle getastet werden kann bzw. keine Pulswelle vom Handblutdruckmessgerät erfasst wird. Es kommen aber auch spezielle Programmierungen in Betracht (Hysterese).

Zu enge Unterwäsche , vor allem zu enger BH oder Korsettagen bzw. straff anliegende Hosenträger, können die Haut über der Schrittmachertasche irritieren. In einem solchen Fall sollten Sie lockerere Wäsche verwenden bzw. Träger abpolstern.

Verständigen Sie Ihren Arzt, wenn sich die Operationsnarbe entzündet oder wenn Sie eine schmerzhafte Rötung und/oder Schwellung im Bereich der Schrittmachertasche bemerken. Sprechen Sie vor längeren Reisen mit Ihrem Arzt und weisen Sie bei Schrittmacherkontrollen darauf hin, wenn Sie vorhaben, Zeitzonen zu überschreiten (Zu beachten ist: Wenn Sie als Schrittmacherpatient in eine andere Zeitzone fliegen, sollte eine evtl. tageszeitabhängige – falls vorhanden – Ruhefrequenz umprogrammiert oder ausgeschaltet werden).

Lassen Sie sich eventuell die Adressen von Kliniken geben, die mit Ihrem Schrittmacher vertraut sind.

Wenn Sie zum Arzt oder Zahnarzt gehen, sagen Sie ihm, dass Sie Schrittmacherträger sind.

Bleiben Sie starken elektromagnetischen Feldern fern, wie sie in der Nähe von Radiosendern, Schweißanlagen und Elektrostahlwerken bestehen.

Setzen Sie den Implantationsort nicht zu lange der direkten Sonneneinstrahlung aus.

Was darf ich mit dem Schrittmacher wieder alles tun?

Sie können Ihr gewohntes Leben in der Regel ohne wesentliche Einschränkungen weiterführen. Wenn keine Herzmuskelschwäche oder andere Begleiterkrankungen vorliegen, können Sie die meisten Sportarten uneingeschränkt wieder aufnehmen. Sie dürfen baden, duschen, saunieren und schwimmen. Empfehlenswert ist, während der ersten 3 Monate nach Sondenimplantation Schwimmen mit extremen Armbewegungen zu vermeiden. Widmen Sie sich ungehindert Ihren Hausarbeiten und Ihren Hobbys. Sie können wieder ein ganz normales Sexualleben führen. Sie können mit dem Auto, Schiff oder Flugzeug reisen. Sie dürfen nach einer Absprache mit Ihrem Arzt oder Betriebsarzt Ihre gewohnte berufliche Tätigkeit wieder aufnehmen. Fragen Sie aber in Zweifelsfällen Ihren Arzt.

Ist meine Belastbarkeit eingeschränkt? Bin ich jetzt ein „Herzkrüppel“?

Selbstverständlich sind Sie kein Herzkrüppel, es ist zu erwarten, dass Sie nach der Schrittmacherimplantation deutlich besser belastbar sind.

Welche Medikamente soll ich weiterhin einnehmen?

Die meisten Medikamente werden durch das Einsetzen eines Schrittmachers nicht überflüssig, das gilt vor allem bei einer eventuell vorhandenen Herzmuskelschwäche. Denkbar ist, dass die Wassertabletten (Diuretika) nach Implantation des Schrittmachers reduziert werden können, weil sich Herzfunktion und Rhythmus normalisiert haben. Auf der anderen Seite erlaubt die Schrittmacherstimulation, dass z. B. β-Blocker wieder einsetzbar sind. Eine Beeinflussung der Schrittmacherfunktionen ist durch viele Medikamente möglich, vor allem bei einer Überdosierung. Eine Änderung der Medikamenteneinnahme sollte nur in Absprache mit Ihrem Arzt erfolgen.

Kann ich mit einem Schrittmacher sterben?

Ja, der Schrittmacher gibt nur einen elektrischen Impuls ab, der das Herz erregen soll. Wenn das Herz nicht mehr erregbar ist, ist der Schrittmacherimpuls ohne Funktion.

Welche Störungen können beim Schrittmacher auftreten?

Wie bei jedem technischen Gerät können beim Schrittmacher Störungen auftreten. Sie sind jedoch selten. Dazu zählen der vorzeitige Schrittmacherausfall, ein Kabelbruch oder eine Kabelverschiebung. Am Kabelkopf kann unter Umständen ein so dichtes Narbengebilde auftreten, sodass die Stromstärke des Schrittmachers nicht mehr ausreicht, das Herz zu erregen. Eine Narbenbildung kündigt sich langsam an und stellt keine Notfallsituation dar.

Darf ich wieder Auto fahren ?

In der von der DGK 2018 herausgegebenen Pocketleitlinie „Fahreignung bei kardiovaskulären Erkrankungen“ wird zwischen Privatfahrern und Berufsfahrern unterschieden. Privatfahrer führen normalerweise Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen Gesamtmasse mit maximal 8 Sitzen und fahren ca. 30–60 Minuten am Tag. Für Privatfahrer gibt es nach Herzschrittmacherimplantation oder Schrittmacherwechsel keine Einschränkung der Fahrtauglichkeit. Berufsfahrer führen ein Fahrzeug ca. 8 Stunden am Tag mit einer Gesamtmasse >3,5 Tonnen oder sind im gewerblichen Personentransport tätig (Taxi-, Bus-, Krankenwagenfahrer). Die Fahreignung ist bei Berufsfahrern eine Woche nach Herzschrittmacherimplantation oder Schrittmacherwechsel gegeben. Bei Berufsfahrern mit Schrittmacherabhängigkeit bzw. Synkopen in der Anamnese ist die Fahreignung 4 Wochen nach Implantation gegeben (Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz-und Kreislaufforschung e. V. 2018).

Muss ich im Auto einen Sicherheitsgurt tragen?

Sie sind wie jeder andere Verkehrsteilnehmer verpflichtet, im Auto einen Sicherheitsgurt anzulegen. Der Sicherheitsgurt schadet Ihrem Schrittmachersystem nicht. Nur in ganz seltenen Fällen ist eine gewisse Abpolsterung zwischen Sicherheitsgurt und Schrittmacheraggregat durch Watte o. Ä. von Vorteil. Nach einem Unfall sollte der Schrittmacher auf jeden Fall überprüft werden. Das Tragen eines Schrittmachers führt nicht zum Verlust der Fahrerlaubnis.

Kann ich eine Kernspintomographie (MR) durchführen lassen?

Bei den starken elektromagnetischen Störfeldern kann ein intermittierender oder permanenter Funktionsausfall/Umprogrammierung des Schrittmacheraggregates die Folge sein. Durch thermische Einwirkung bei MR-Untersuchungen können Veränderungen an der Sondenspitze im Herzmuskel auftreten, die zu einem vorübergehenden, evtl. permanenten Stimulations- und Wahrnehmungsverlust führen können. Aus diesem Grunde wird von einer MR-Untersuchung abgeraten. Ausnahmen sind bedingt MR-taugliche Schrittmachersysteme (► Abschn. 2.​10).

10.2 Störbeeinflussung /Patientensicherheit

Die häufigsten Fragen betreffen die Angst vor einer externen Störbeeinflussung des Schrittmachers. Untersuchungen zur Störbeeinflussung von Schrittmachern im Alltag liegen zwar vor, doch sind längst nicht alle Störsituationen erfasst und beurteilt. Die am häufigsten angesprochenen Störsituationen sind aufgelistet. Wegen der – je nach Schrittmachermodell unterschiedlichen – Störschutzschaltungen können Störquellen in vielen Fällen ohne gefährdende Wirkung bleiben.

Neben der Wahrnehmung von gewünschten Signalen ist je nach Programmierung auch die Wahrnehmung unerwünschter patienteneigener Signale möglich (Myosignal-Oversensing, R-Wellen Far-Field-Sensing im Vorhof, T-Wellen-Oversensing im Ventrikel).

Signale der Impulsabgabe (z. B. AV-Crosstalk ) sowie externe elektrische Signale und mechanische Erschütterungen können die korrekte Funktion des Schrittmachers beeinflussen. Elektrische Störsignale sind Signale des Schrittmachers oder Signale eines anderen elektrisch aktiven Implantats (z. B. zusätzlich implantierter Defibrillator). Diese Störsignale können je nach Programmierung und Filtereigenschaften des Schrittmachers zu einem Oversensing führen und den Schrittmacher entweder inhibieren oder triggern. Beispiele hierfür sind in ► Abschn. 9.​3.​2 aufgeführt.

Externe Störquellen, die den Schrittmacher beeinflussen können, sind elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder, energiereiche Strahlung und mechanische Einwirkungen.

Zum Schutz vor externen Störquellen sind im Schrittmacher diverse Sicherheitsfunktionen eingebaut:
  • Eingangsschutzdioden: Schutz vor hoher, über die Sonde eingekoppelter Energie.

  • Bei starken magnetischen Feldern stimuliert der Schrittmacher im Magnetmodus (starrfrequente Stimulation mit der Magnetfrequenz) .

  • Bei starken elektrischen und elektromagnetischen Feldern wechselt der Schrittmacher in den Störmodus (A00, V00, D00) oder Backup-VVI-Modus bzw. in den Standby-Modus.

  • MR-Tauglichkeit einiger Schrittmachermodelle.

Für den Patienten mit implantiertem Herzschrittmacher stellen jedoch nur wenige Situationen im Alltagsleben, bezüglich einer Störbeeinflussung, ein Problem dar. Er muss Bereiche und Geräte vermeiden, die als potenziell gefährlich für den Herzschrittmacherpatienten gekennzeichnet sind. Externe Störquellen sind fast überall vorhanden; im häuslichen Umfeld, bei Hobby, Sport und Reisen, im öffentlichen Verkehr, im Beruf und im medizinischen Bereich.

10.2.1 Störbeeinflussungen im häusliches Umfeld

Für Herzschrittmacherträger gilt der allgemeine Grundsatz ganz besonders, beim Kauf elektrisch betriebener Geräte auf das amtliche Sicherheitszeichen (VDE-geprüft; CE-Zeichen) und den bestimmungsgemäßen Gebrauch der Geräte zu achten. Kurzschlüsse und Wackelkontakte können zur Störbeeinflussung des Schrittmachers führen.

10.2.2 Störbeeinflussungen durch Umwelteinflüsse

Spezielle Probleme können möglicherweise unter Umwelteinflüssen wie Diebstahlsicherungsanlagen, Hochspannungsleitungen, Radarsender und diversen Schweißgeräten, auf Reisen, bei Hobby und Sport auftreten. Beim Blitzunfall ist der Schrittmacherpatient unter anderem dadurch gefährdet, dass die Schrittmacherfunktion bis hin zum Totalausfall gestört sein kann.

10.2.3 Störbeeinflussungen im beruflichen Umfeld

Im beruflichen Umfeld reichen im Regelfall die Sicherheitsnormen zum Vermeiden von Störbeeinflussungen aus. Es können jedoch im Einzelfall bedeutsame Störungen auftreten, deren Risiko für den Schrittmacherträger von den für Arbeitsmedizin zuständigen Personen bekannt sein muss. Das Risiko hängt von der Art und Intensität der Störungen, vom Schrittmachersystem, vom Implantationsort, von der Sondenkonfiguration (bipolare oder unipolare Wahrnehmung), aber auch von der Programmierung (z. B. Empfindlichkeitseinstellung) ab. Bei der Vielzahl der in der Industrie auftretenden Störquellen kann hier keine umfassende Beurteilung abgegeben werden. Einige Beispiele sind in ◘ Tab. 10.1 dargestellt.
Tab. 10.1

Mögliche Störeinflüsse auf aktive Implantate

Mögliche Situationen

Hinweise, Vorkehrungen, Empfehlungen

Risiko/

Einfluss

Kein Einfluss

Häusliche Umgebung

Bohrmaschine

Störung, wenn die Bohrmaschine zu nahe an die Brust gehalten wird

+

 

Elektrische Gartengeräte (Rasenmäher, Heckenschere)

Können bei aktivitätsgesteuerten frequenzadaptiven HSM zu einer höheren Stimulationsfrequenz führen

(+)

 

Elektrischer Schlag

Elektrische Entladungen, die dadurch entstehen, dass man auf einen Teppich geht und anschließend eine Türklinke anfasst, beeinflussen die HSM-Funktion nicht

Stromunfälle mit dem elektrischen Netz im Haushalt oder mit höheren Spannungen können die Funktion des HSM beeinflussen oder schädigen. Stromunfälle sind für Patienten mit und ohne HSM gleichermaßen gefährlich

+

+

Heizkissen und Heizdecken auf der Brust

Je nach Fabrikat können Heizkissen und Heizdecken sehr starke magnetische Felder abstrahlen – Herstellerdaten anfordern

(+)

 

Herde:

Induktionskochherd

Abstand zum Herd ca. 30 cm einhalten

+

 

Ceranfeld

Keine Störung, da normale Wärmeerzeugung mit Heizdrähten

 

+

Halogenkochfeld

Keine Störung, da normale Wärmeerzeugung mit Heizdrähten

 

+

Infrarotfernbedienung

Kein Einfluss

 

+

Magnete

Lautsprecher, Hörkissen, Haftmagnete für Modeschmuck, Sortiermagnete können den Schrittmacher beeinflussen – HSM geht in der Regel – je nach Programmierung – in den Magnetmodus über

+

 

Massageliegen

Üben in der Regel keinen Einfluss auf den HSM aus; aktivitätsgesteuerte frequenzadaptive HSM können durch die wahrgenommenen Schwingungen die Stimulationsfrequenz anheben

+

 

Mikrowelle

Keine Störung bei bestimmungsgemäßen Gebrauch

 

+

Rasierer: netzbetriebener mit Schwingankerantrieb nahe vor der Brust

HSM wird inhibiert oder getriggert – Herstellerdaten anfordern, auf akkubetriebene Rasierer umstellen oder ohne Schwinganker

+

 

Umwelt/Hobby/Beruf

Autozündanlage

Wenn der HSM-Patient sich bei geöffneter Motorhaube über die Zündung beugt, kann die Schrittmacherfunktion beeinflusst werden. Bei geschlossener Motorhaube gibt es keine Beeinflussung

+

 

Diebstahlsicherungsanlagen/EAS-Anlagen („electronic article surveillance“)

Diese starken elektromagnetischen Störquellen befinden sich meistens im Kassenbereich von Kaufhäusern. Sie können den HSM beeinflussen. Diesen Bereich zügig passieren

+

 

Gewitter

Patienten mit und ohne HSM sind gleichermaßen gefährdet

+

 

Hochspannungsleitungen

Nicht unter Hochspannungsleitungen durchgehen. Hohe Spannung zwischen Leitung und Boden können den HSM beeinflussen

+

 

Radarsender

Radarsender können bei Ballonfahrten, Gleitschirmfliegen, Segelfliegen oder auf militärischem Gelände den HSM beeinflussen. Im normalen Umfeld gibt es keine Beeinflussung

+

 

RFID („radio-frequency-identification“)

RFID ermöglicht die automatische Identifizierung und Lokalisierung von Gegenständen und Lebewesen. RFID wird im Alltag vielfältig eingesetzt. In Abhängigkeit vom eingesetzten System (Sendeleistung, Frequenz, Reichweite etc.) kann die Funktion eines HSM beeinflusst werden

(+)

 

Schweißgeräte:

Elektroschweißgeräte, Schutzgasschweißgeräte

Diese Schweißgeräte können die Funktion des HSM beeinflussen. Der HSM-Träger darf diese Geräte nur bedienen, wenn die Unbedenklichkeit geprüft ist. Das Schweißkabel darf nicht über die Schulter geführt werden

(+)

 

Punktschweißgeräte

Starke getaktete Magnetfelder können den HSM inhibieren oder triggern

+

 

Autogene Schweißgeräte

Beeinflussen HSM nicht

 

+

Tauchsport

Meistens bis ca. 5 m Tiefe – Herstellerangaben beachten. Manche Hersteller erlauben größere Tiefen

+

 

Trafostation im Wohngebiet

Kein Einfluss

 

+

Kommunikation

Funkanlagen

Amateur und CB

(+)

 

Mobiltelefone

E Netz hat keinen Einfluss

 

+

D-Netz: Mobiltelefone sollten herstellerabhängig einen Sicherheitsabstand von ca. 15–25 cm vom HSM haben

+

 

Abhängig vom Hersteller gibt es schon HSM, die mobilfunkverträglich sind und nicht gestört werden

 

+

Schnurlose Telefone

Kein Einfluss

 

+

Reisen

Bahn

In Deutschland keine Gefahr

 

+

Ballonfahrt

Im Heißluftballon ist der HSM-Patient ungeschützt vor elektromagnetischen Störfeldern. Fliegt der Ballon in die Nähe eines Radarsenders, kann der HSM beeinflusst werden

+

 

Flughafen

Keine Gefahr für den HSM-Patienten. Metalldetektoren bei den Sicherheitskontrollen lösen evtl. Alarm aus, deshalb Schrittmacherausweis vorzeigen

 

+

GPS-Navigation

Keine Beeinflussung des HSM

 

+

Sicherheitsgurt und Airbag

Keine Beeinflussung des HSM

 

+

Verkehrsradar

Ungefährlich – Sendeleistung zu schwach

 

+

Medizinische Umgebung

Elektrokrampftherapie

Beeinflussung nur bei unipolarem Sensing. Anwendung nur unter Puls- und EKG-Kontrolle

+

 

Elektrochirurgie

Schrittmacher vor Anwendung, wenn möglich, umprogrammieren in getriggerten Modus VVT/AAT und bipolares Sensing. Neutralelektrode sollte so gelegt werden, dass sie den Hochfrequenzstrom vom Thorax separiert. EKG und Pulskontrolle notwendig. Bipolares Kautern ist zu bevorzugen. Schädigung des HSM und/oder Reizschwellenanstieg aufgrund von Verbrennung oder Mikrokoagulation an der Sondenspitze möglich

+

 

Elektroschock

Kardioversionsschocks als auch Defibrillationsschocks können die HSM-Hardware und -Software schädigen. Zur Vermeidung von möglichen Defekten sollten die Schockelektroden möglichst weit vom HSM entfernt und senkrecht zur implantierten Sonde (anterior-posteriore Richtung) angelegt werden. Falls möglich, vor dem Schock einen getriggerten oder starrfrequenten Modus mit maximaler Stimulationsenergie programmieren. Bei Vorhofflimmern evtl. medikamentöse Kardioversion bevorzugen

+

 

Hochfrequenzstromablation

Schrittmacher vor Anwendung, wenn möglich, umprogrammieren in getriggerten Modus VVT/AAT und bipolares Sensing

+

 

Hochfrequenztherapie (Kurzwellen, Dezimeterwellen, Mikrowellen)

Wenn möglich, bei HSM-Trägern vermeiden. Wenn nötig, Angaben des Herstellers beachten. Bei uni- und bipolaren Systemen gleichermaßen störanfällig, nur unter EKG- und Pulskontrolle

+

 

Kernspintomographie/Magnetresonanztherapie

Nur bei MR-tauglichen HSM-Systemen inkl. Sonden unter Berücksichtigung der Herstellerbedingungen und Vorsichtsmaßnahmen möglich. Programmierung auf starrfrequenten Modus V00/A00/D00 oder 0D0; Herstellerangaben beachten, ob das HSM-System auch im Untersuchungsbereich liegen darf

MR-Untersuchung, bei nicht MR-tauglichen Schrittmachern ist kontraindiziert

+

+

Lithotripsie

(Stoßwellentherapie)

Druckschädigungen und elektromagnetische Störungen möglich; nicht in den Fokus der Schallwellen bringen (mind. 15 cm Abstand zum Aggregat); auf AAT/VVT programmieren und Synchronisierung der Stoßwellen mit der R-Zacke, um möglichen Inhibierungen vorzubeugen; Frequenzadaptation ausschalten

+

 

Niederfrequenztherapie

Bei bipolarem Sensing keine Störung, bei unipolarem Sensing Anwendung möglich, wenn das Schrittmachersystem außerhalb des durch die Reizstromelektroden abgedeckten elektrischen Feldes liegt. EKG und Pulskontrolle notwendig

+

 

Röntgendiagnostik

Keine Beeinflussung

 

+

Sonographie/Ultraschall für diagnostische Zwecke

Kein Einfluss

 

+

Strahlentherapie

Anwendung kann die CMOS-Schaltung im Schrittmacher schädigen. HSM darf nicht im Bestrahlungsfeld liegen und muss während der Behandlung abgedeckt werden. Streustrahlung messen. Ggf. ist eine Verlagerung des HSM notwendig

+

 

TENS, Muskelstimulation

Anwendung möglich, wenn:

– Eine vorherige Testung unter intrakardialer EKG-Ableitung (z. B. mit Annotation) keine Störungen aufweist

– Ein Abstand von mind. 70 cm eingehalten wird

– Die TENS-Frequenz >70 Hz ist

Die Wahrscheinlichkeit einer Beeinflussung durch Störeinflüsse ist bei bipolaren HSM sehr viel geringer als bei unipolaren Geräten

+

 

Zahnvitalitätsprüfung

Häufiges Ein- und Ausschalten der Vitalitätsprüfer kann zu Inhibierungen des Schrittmachers führen

+

 

Ein Wechsel des Arbeitsplatzes kann in seltenen Fällen erforderlich sein. Bei möglichen Problemen kann eine Langzeit-EKG-Aufzeichnung während der Arbeit aufschlussreich sein. Im Zweifelsfall sollte unbedingt eine Arbeitsplatzbeurteilung durch einen auf Herzschrittmacher spezialisierten Sachverständigen durchgeführt werden.

10.2.4 Störbeeinflussungen im medizinischen Umfeld

Im medizinischen Umfeld können viele medizinische Behandlungsverfahren eine Beeinträchtigung oder gar Gefährdung eines Herzschrittmacherpatienten verursachen. Vor allem bei Anwendung verschiedener apparativer Physiotherapieverfahren, bei transkutaner elektrischer Nervenstimulation und Muskelstimulation, in der Hochfrequenz-Elektrochirurgie und -Ablation, bei Gleichstromschocks zur Kardioversion bzw. Defibrillation, in der Strahlentherapie, bei MR-Untersuchungen, bei Stoßwellenlithotripsie und auch bei elektrischen Zahnvitalitätsprüfungen sind Störbeeinflussungen denkbar.

Weitgehend unbedenklich sind dagegen alle Arten von Ultraschall, Gleichströmen, Thermotherapie, Phototherapie und Laserlichtapplikationen. Um Gefährdungen des Herzschrittmacherträgers während einer medizinischen Untersuchung oder Behandlung zu vermeiden, ist ein differenziertes Vorgehen erforderlich, das einerseits das medizintechnische Verfahren und andererseits das Schrittmachermodell und die zugrunde liegende Rhythmusstörung des Patienten berücksichtigt.

10.2.5 Übersicht der Störquellen

Um die Risiken durch externe Störungen für Patienten mit Herzschrittmachern im Alltagsleben zu reduzieren, arbeiten die Hersteller von Herzschrittmachern und die elektromagnetische Felder erzeugende Industrie eng zusammen. Obwohl die Störbeeinflussung von Herzschrittmachern hauptsächlich ein technisches Problem darstellt, kann der Arzt durch Auswahl des Systems (bipolar), Implantationsort (rechtsseitig bei unipolaren Systemen) und entsprechender Programmierung einen wesentlichen Einfluss nehmen. Viele Risiken werden auch bei unipolarer Wahrnehmung relativiert, wenn eine ventrikuläre Wahrnehmungsschwelle von 6,8 mV (Anwendernorm, VDE) und mehr programmiert ist. Allerdings kann diese Programmierung nicht immer umgesetzt werden, weil die intrinsische Signalamplitude der R-Welle bzw. der ventrikulären Extrasystole evtl. zu klein ist oder der HSM keinen ausreichenden großen Messbereich zur Feststellung der intrinsischen Signale hat, d. h., dass die Programmierbarkeit erheblich eingeschränkt ist, wenn systemimmanent eine Messung von Signalen >5 mV nicht möglich ist.

Die am häufigsten in Frage kommenden Störsituationen sind in ◘ Tab. 10.1 aufgelistet. Wegen der – je nach Schrittmachermodell unterschiedlichen – Störschutzschaltungen, wie sie die Schrittmacherhersteller seit Jahren verwenden, können die in der Tabelle angegebenen Störsituationen in vielen Fällen ohne gefährdende Wirkung bleiben, sind jedoch der Vollständigkeit halber aufgeführt.

10.3 Nachsorgen im Ausland

Wenn der Patient sich im Ausland aufhält und einer Nachsorge bedarf, können bei vielen Herzschrittmacherfirmen auf der Homepage die Nachsorgezentren in den verschiedenen Ländern und Städten abgefragt werden.

Folgende Links zu den Nachsorgezentren oder über die Hotline können Auskunft dazu geben:

Zu beachten ist: Wenn der Patient in eine andere Zeitzone fliegt, sollte eine evtl. tageszeitabhängige Ruhefrequenz umprogrammiert oder ausgeschaltet werden.