Kapitel 6
Anwendungen

Anwendungen, also Benutzersoftware, finden Sie unter Ubuntu in großen Mengen für alle möglichen Zwecke. Egal, ob es um Grafikanwendungen, Videobearbeitung, Büro-Software oder Spiele geht – in der Handhabung einfachere oder professionelle Software –, das Software-Archiv von Ubuntu ist bestens gefüllt.

Sie werden unter Ubuntu zahlreiche Anwendungen finden, die Sie möglicherweise auch von Windows kennen – so ist etwa Firefox der Standard-Webbrowser und Thunderbird der Standard-E-Mail-Client. LibreOffice ist auch unter Windows als Office-Suite recht bekannt und ist mit Microsoft-Office-Dokumenten sehr kompatibel. Zahlreiche weitere unter Windows bekannte Anwendungen lassen sich aus dem Internet herunterladen und unter Ubuntu installieren.

Natürlich gibt es unter Ubuntu auch viele alternative Anwendungen, mit denen Sie die Standard-Anwendungen ersetzen können.

6.1   Standard-Anwendungen unter Ubuntu

In den folgenden Abschnitten finden Sie Standard-Anwendungen, die unter Ubuntu bereits vorinstalliert sind – also solche, die nötig sind, um mit dem Computer sinnvoll arbeiten zu können.

6.1.1   Nautilus – der Dateimanager

Der Dateimanager unter Ubuntu nennt sich Nautilus, im Anwendungsmenü zeigt sich dieser unter dem vereinfachten Namen »Dateien«. Mit diesem verwalten Sie Ihre Dateien in unterschiedlichen Verzeichnissen, verschieben diese auf andere Datenträger und finden solche wieder (siehe Abbildung 6.1).

Abb. 6.1: Nautilus – der Dateimanager mit geöffnetem Kontextmenü

Nautilus ist sehr einfach aufgebaut. Per Rechtsklick öffnen Sie das Kontextmenü – hiermit benennen Sie Dateien um, kopieren und fügen ein, verschieben nicht mehr benötigte Dateien in den Papierkorb oder legen neue Verzeichnisse (bzw. Ordner) an. Per Doppelklick öffnen Sie, wie unter Windows gewöhnt, Verzeichnisse und Dateien.

Links finden Sie eine Liste mit oft genutzten Ordnern – ein Klick darauf öffnet diesen direkt, egal, welchen Ordner Sie gerade geöffnet haben. Möchten Sie dieser Liste einen Ordner hinzufügen, öffnen Sie diesen per Doppelklick, klicken im geöffneten Ordner rechts und wählen Zu Lesezeichen hinzufügen.

Über die Schalter rechts oben im Fenster lässt sich die Ansicht im Fenster anpassen, so etwa Dateien und Verzeichnisse als einfache Liste anzeigen. Auch lassen sich die Einträge nach verschiedenen Kriterien sortieren – so etwa nach dem Datum und Uhrzeit der Erstellung oder nach ihrer Größe. Zudem finden sich hier die Einstellungen und die Hilfe mit den Tastenkombinationen innerhalb von Nautilus.

Suchen

Zum Suchen von Dateien und Verzeichnissen finden Sie in Nautilus zwar den Schalter mit der Lupe – diesen anzuklicken ist jedoch unnötig. Tippen Sie einfach drauflos, die Suche wird dadurch automatisch gestartet. Erste Suchergebnisse zeigen sich sofort nach dem Eingeben erster Zeichen.

Sind die Symbole – also die Icons der Dateien und Ordner im Fenster – zu klein, nutzen Sie die Tastenkombination Strg++ zum Vergrößern und Strg+, um die Ansicht zu verkleinern.

Dateivorschau mit GNOME-Sushi

GNOME-Sushi ist eine schnelle Dateivorschau für Nautilus. So zeigen sich damit nicht nur Bilder stärker vergrößert (als das Icon-Symbol im Fenster), sondern Musikdateien werden abgespielt, ohne den Musikplayer zu öffnen und Videos werden abgespielt, ohne den Videoplayer zu öffnen. Auch der Inhalt von PDF-Dateien wird so sichtbar, ohne den Dokumentbetrachter zu öffnen – Sie erhalten somit einen schnellen Blick auf die jeweilige Datei. Sie installieren diese Soft­ware als Debian-Paket (siehe Abschnitt 5.2.2) über das Paket »gnome-sushi« – anschließend klicken Sie die gewünschte Datei mit der linken Maustaste an und drücken die Leertaste. Ein erneutes Drücken der Leertaste schließt die Vorschau wieder.

Ubuntu hat die nötige Software, um komprimierte Archive zu öffnen (etwa ZIP, Tar.gz …), bereits vorinstalliert. Sie nutzen die Software ganz einfach im Dateimanager Nautilus per Kontextmenü. Um ein komprimiertes Archiv zu entpacken, wählen Sie Hier entpacken – alternativ wählen Sie ein entsprechendes Verzeichnis mit dem Eintrag Entpacken nach …

6.1.2   Firefox – der Webbrowser

Firefox ist nicht nur unter Microsoft Windows bekannt. Unter Linux – also auch unter Ubuntu – ist Firefox der Standard-Webbrowser (Abbildung 6.2).

Abb. 6.2: Firefox – der Standard-Webbrowser unter Ubuntu

Firefox ist sehr einfach aufgebaut – Sie finden oben ein Feld, das fast die komplette Breite des Fensters belegt. Hier geben Sie die Webadresse (URL) ein oder beginnen eine Suche im Internet. Standardmäßig nutzt Firefox die Suchmaschine von Google – dies lässt sich jedoch über die »Einstellungen« (der Schalter ganz rechts oben) über den Eintrag »Suche« schnell ändern. Unter »Standardsuchmaschine« wählen Sie zwischen Google, Bing oder auch der anonymisierenden Suche von DuckDuckGo und weiteren.

Wie viele andere Webbrowser lässt sich Firefox durch sogenannte Add-ons erweitern. Solche Erweiterungen können Werbeblocker sein, aber auch etwa Webseiten in andere Sprachen übersetzen und vieles mehr. Sie können nach solchen Add-ons über das Menü (der Schalter ganz rechts oben) und den Eintrag Add-ons und Themes suchen, alternativ durchstöbern Sie die Webseite https://addons.mozilla.org/de/firefox/. Die Installation gelingt ganz einfach per Mausklick auf den Schalter Zu Firefox hinzufügen – anschließend fragt Firefox zur Sicherheit noch einmal nach und Sie bestätigen die Installation (siehe Abbildung 6.3).

Abb. 6.3: Firefox mit Add-ons erweitern

6.1.3   Thunderbird – der E-Mail-Client

Die schon oft totgesagte E-Mail hat schon einige Zeit überlebt und ist im Internet eine wichtige Art der Kommunikation. Viele Benutzer rufen ihre E-Mails über den Webbrowser bei ihrem Anbieter ab. Doch der Webbrowser ist für solche Angelegenheiten nicht gerade komfortabel – er ist nicht nur langsam, sondern E-Mails lassen sich über einen E-Mail-Client auch besser verwalten. Thunderbird ist der Standard-E-Mail-Client unter Ubuntu und sehr einfach zu nutzen.

Beim ersten Start der Software geben Sie Ihre E-Mail-Adresse und das zugehörige Passwort ein – den Rest erledigt Thunderbird von selbst (Abbildung 6.4).

Abb. 6.4: Thunderbird – der E-Mail-Client

Links finden Sie die Verzeichnis-Hierarchie Ihres E-Mail-Accounts – ein Klick darauf öffnet den jeweiligen Inhalt. Ein Klick auf einen E-Mail-Eintrag zeigt darunter deren Inhalt an.

Mit den entsprechenden Schaltern oben erstellen Sie neue E-Mails oder durchsuchen die vorhandenen nach Schlagwörtern – auch das Adressbuch ist dort zu finden. Mit den Schaltern direkt über der E-Mail antworten Sie oder löschen nicht mehr benötigte Nachrichten.

In der Liste links lassen sich neue Ordner per Rechtsklick erstellen, sodass Sie Ihre E-Mails besser organisieren können. E-Mails ziehen Sie aus der Liste rechts ganz einfach in den gewünschten Ordner.

Standardmäßig ruft Thunderbird alle zehn Minuten Ihre E-Mails vom Server ab, dies und mehr lässt sich in den Einstellungen anpassen. Sie finden die Einstellungen rechts oben über den Schalter mit den drei Linien und den Eintrag »Konten-Einstellungen« (siehe Abbildung 6.5).

Abb. 6.5: Thunderbird – Konten-Einstellungen

Hier finden Sie unter den »Server-Einstellungen« das Intervall, nach dem Thunderbird Ihre E-Mails abruft, und links in der Liste noch weitere Einstellungen. So finden sich unter dem Eintrag »Junk-Filter« auch die Einstellungen für den Spamfilter – hier lässt sich unter anderem anpassen, was mit erkanntem Spam automatisch geschehen soll.

Auch lassen sich E-Mails heute in Thunderbird ganz einfach ohne die Installation von Erweiterungen verschlüsseln.

Info zur Verschlüsselung

Bei einer E-Mail handelt es sich um eine reine Textdatei. Diese wandert über E-Mail-Server so durch das Internet, dass diese jeder mit dem nötigen Wissen lesen kann – so etwa die Administratoren von E-Mail-Servern. Durch Verschlüsselung schieben Sie dem einen Riegel vor.

In den zuvor beschriebenen Einstellungen finden Sie unter anderem den Eintrag »Ende-zu-Ende-Verschlüsselung« – hier klicken Sie auf den Schalter Schlüssel hinzufügen und wählen Neuen OpenPGP-Schlüssel hinzufügen. Im sich öffnenden Assistenten klicken Sie nur noch auf den Schalter Schlüssel erstellen.

Nachdem die Software den Schlüssel erstellt hat, lässt sich noch anpassen, ob Sie E-Mails automatisch verschlüsseln und oder signieren möchten. Über den Schalter OpenPGP-Schlüssel verwalten können Sie Ihren öffentlichen Schlüssel per E-Mail an Ihre Kontakte versenden – dieser wird benötigt, um Ihnen verschlüsselte E-Mails senden zu können (jemand, der Ihnen eine ver-schlüsselte E-Mail senden möchte, benötigt Ihren öffentlichen Schlüssel – umgekehrt benötigen Sie den öffentlichen Schlüssel des Empfängers, um diesem eine verschlüsselte E-Mail zu senden). Den Rest (verschlüsseln und entschlüsseln) erledigt Thunderbird anschließend alleine oder je nach Ihren Einstellungen auch manuell über die Schalter Verschlüsseln und Signieren (siehe Abbildung 6.6).

Abb. 6.6: Einstellungen zur Verschlüsselung von E-Mails in Thunderbird

Signieren von E-Mails

Das Signieren von E-Mails verhindert zwar nicht, dass andere Ihre E-Mails lesen können – die Signatur zeigt dem Empfänger jedoch, dass die E-Mail wirklich von Ihnen stammt und nicht verändert wurde.

Thunderbird besitzt auch einen integrierten Kalender und eine Verwaltung für Aufgaben – an diese gelangen Sie rechts oben über die beiden Schalter Zum Kalender-Tab wechseln und Zum Aufgaben-Tab wechseln (Abbildung 6.7).

Abb. 6.7: Kalender in Thunderbird

6.1.4   LibreOffice – die Office-Suite

LibreOffice ist eine zu Microsoft Office kompatible Office-Suite mit einer Textverarbeitung, einer Tabellenkalkulation und einer Software zum Erstellen von Präsentationen. Zusätzlich lassen sich mit der Office-Suite Grafiken und mathematische Formeln erstellen und mit Datenbanken arbeiten.

Kompatibel bedeutet, dass sich mit LibreOffice unter Microsoft Office erstellte Dokumente öffnen und bearbeiten lassen. Es kann jedoch sein, dass die Dokumente unter der jeweiligen anderen Office-Suite etwas anders aus­sehen – besonders aufwendige Formatierungen können Schwierigkeiten machen. Auch unter Microsoft Office erstellte Makros lassen sich nicht nutzen und umgekehrt funktioniert dies ebenfalls nicht. In Abbildung 6.8 sehen Sie einige Vorlagen von Microsoft Office unter LibreOffice.

Abb. 6.8: Microsoft Office-Vorlagen in LibreOffice

LibreOffice lässt sich durch Erweiterungen im Funktionsumfang erweitern – solche Erweiterungen finden Sie für alle möglichen Aufgaben unter https://extensions.libreoffice.org/ zum Download. So lässt sich etwa durch die Erweiterung »LanguageTool« die Grammatik deutlich verbessern.

Um eine oder mehrere Erweiterungen zu installieren, laden Sie diese herunter und öffnen in LibreOffice das Menü Extras|Extension-Manager. Im sich öffnenden Fenster klicken Sie auf den Schalter Hinzufügen und es öffnet sich der Dateimanager. Sie navigieren zur heruntergeladenen Datei und wählen diese aus – damit wäre die Erweiterung installiert. Nach einem Neustart von LibreOffice ist die Erweiterung nutzbar.

6.1.5   Shotwell – Fotos verwalten

Shotwell dient dazu, digitale Fotos zu sammeln, zu organisieren und wiederzufinden. Mit dieser Software importieren Sie Bilder von externen Datenträgern, aus normalen Verzeichnissen und von digitalen Kameras.

Vor allem bei größeren Fotosammlungen ist das Suchen schwieriger – Shotwell kann Fotos nach Uhrzeit, nach von Ihnen erstellten Ereignissen und nach von Ihnen erstellten Kategorien organisieren – so fällt das Wiederfinden der Fotos viel leichter (siehe Abbildung 6.9).

Abb. 6.9: Fotos mit Shotwell sammeln

Standardmäßig zeigt die Software alle Bilder auf einmal in einer Übersicht an. Sie vergrößern ein Bild ganz einfach mit einem Doppelklick. Mit Esc gelangen Sie wieder zurück in die Übersicht.

Mit einem Rechtsklick auf ein Foto gelangen Sie in das Kontextmenü. Hier lässt sich das Foto mit Stichworten und Kommentaren versehen. Dies dient zum einfacheren Wiederfinden. Auch mit Sternchen lassen sich Fotos versehen. Erstellte Kommentare und dergleichen finden Sie anschließend links in der Liste – ein Klick auf einen solchen Eintrag öffnet alle so markierten Fotos in der Übersicht.

Haben Sie ein Bild mit einem Doppelklick vergrößert, lässt sich dieses auch mit einfachen Methoden bearbeiten, verbessern und zuschneiden (siehe Abbildung 6.10).

Abb. 6.10: Fotos in Shotwell anzeigen und einfach bearbeiten

6.1.6   Rhythmbox – Musikplayer

Rhythmbox ist die Standard-Anwendung zum Sammeln und Abspielen von Musikdateien. Egal, um welches Musik-Format (MP3, OGG, WMA …) es sich handelt – Rhythmbox wird die Dateien abspielen.

Auch mit großen Musik-Sammlungen hat diese Software keine Schwierigkeiten. Ihre Musik wird in unterschiedlichen Kategorien angezeigt. Standardmäßig durchsucht Rhythmbox den von Ubuntu automatisch angelegten Ordner »Musik«. Weitere Ordner – etwa von externen Speichermedien – lassen sich ganz einfach per Mausklick importieren.

Angezeigt wird Ihre Musik nach Genre, Künstler und Titel. Mit einem Doppelklick spielen Sie eine Datei ab. Ziehen Sie Dateien links in die Warteschlange, stellen Sie sich so eine Wiedergabeliste zusammen – diese wird abgespielt und wieder geleert. Möchten Sie dauerhafte Wiedergabelisten erstellen, klicken Sie auf den Schalter mit dem Plus über der Warteschlange und vergeben einen Namen für diese Wiedergabeliste. Ihre Wiedergabelisten zeigen sich unter dem gleichnamigen Eintrag – Dateien fügen Sie dieser per Kontextmenü hinzu (siehe Abbildung 6.11).

Abb. 6.11: Rhythmbox – Musikplayer

Mit einem Rechtsklick und der Wahl des Eintrags Eigenschaften können Sie auch die Metadaten der jeweiligen Datei bearbeiten.

Metadaten

Metadaten sind in einer Datei enthaltene Informationen, die man ­eigentlich nicht sieht – eine Anwendung kann diese Metadaten jedoch nutzen, um Ihnen mehr Informationen über die Datei anzuzeigen. Je nach Dateiformat können dies unterschiedliche Arten von Informationen sein – bei Musikdateien sind dies etwa der Künstler, das Album, das Genre und weitere Daten. Metadaten, die Sie mit Rhythmbox in Dateien speichern, sind natürlich auch in anderen Mediaplayern sichtbar – etwa am Smartphone.

6.1.7   Aufgaben – Termine und Aufgaben verwalten

Mit der Software Aufgaben verwalten Sie auf einfache Weise Ihre Aufgaben und Termine. Diese lassen sich in sogenannten Listen organisieren und verwalten. In diesen Listen lassen sich wieder unterschiedliche Aufgaben legen, so verwalten Sie etwa berufliche Aufgaben und private in eigenen Listen (siehe Abbildung 6.12).

Abb. 6.12: Aufgaben – Aufgaben und Termine verwalten

Mit dem Schalter Neue Liste erstellen Sie weitere Listen, die Sie je nach Ihrem Wunsch benennen. Ein Klick in eine solche Liste öffnet diese. Nutzen Sie in einer Liste den Schalter mit dem Plus, legen Sie eine neue Aufgabe oder einen neuen Termin an. Hier lassen sich Notizen angeben und natürlich auch das Datum und die Uhrzeit.

Ein Klick in die Checkbox vor der Bezeichnung der Aufgabe setzt diese Aufgabe auf »Erledigt«. Alternativ löschen Sie den kompletten Eintrag mit einem Klick auf die Schaltfläche Löschen (siehe Abbildung 6.13).

Abb. 6.13: Aufgaben – Aufgaben und Termine verwalten

6.1.8   Evince – der PDF-Betrachter

Evince ist der PDF-Betrachter unter Ubuntu – damit lassen sich also PDF-Dateien anzeigen und ausfüllbare PDF-Dateien ausfüllen. Klicken Sie eine PDF-Datei im Dateimanager doppelt an, öffnet sich Evince automatisch und zeigt den Inhalt der Datei an.

Sind darin Felder zum Ausfüllen vorhanden, klicken Sie einfach in das jeweilige Feld und beginnen zu schreiben.

Klicken Sie auf den Schalter mit dem kleinen Stift links oben, lässt sich das PDF-Dokument mit eigenen Notizen versehen oder Texte markieren. Der erste Schalter links oben dient dazu, eine schnelle Übersicht über das Dokument in einer Liste links anzuzeigen (siehe Abbildung 6.14).

Abb. 6.14: Evince – Dokumentbetrachter

6.2   Alternativen zu Windows-Anwendungen

Ubuntu hat gerade einmal die wichtigsten Anwendungen vorinstalliert, um mit einem Computer sinnvoll arbeiten zu können. Wie Sie weitere Software installieren, lesen Sie ab Abschnitt 5.2. Da Ubuntu auf Debian basiert, haben Sie Zugriff auf Tausende weitere Anwendungen. Zusätzliche Software finden Sie per Flatpak (siehe Abschnitt 5.2.3) und Snap (Abschnitt 5.2.1).

In diesem Abschnitt finden Sie Alternativen zu den unter Microsoft Windows häufig genutzten Anwendungen. Viele Alternativen lassen sich unter Ubuntu ganz einfach über die Software-Verwaltung installieren, andere können Sie im Internet downloaden. Zahlreiche freie Anwendungen stehen ihren kommerziellen Pendants unter Windows in nichts nach, einige bieten sogar mehr professionelle Funktionen.

6.2.1   Master PDF Editor – Alternative zu Adobe Acrobat Pro

Master PDF Editor ist eine professionelle Alternative zur bekannten PDF-Suite unter Windows. Mit dieser Software lassen sich einfache PDF-Dateien erstellen und mit ausfüllbaren Feldern und Schaltern versehen und vielem mehr.

Master PDF Editor ist keine freie Software, sondern Software, die Sie kostenlos in den Funktionen uneingeschränkt nutzen können – in der kostenlosen Version wird dem erstellten PDF jedoch ein Wasserzeichen hinzugefügt. Möchten Sie die Software im vollen Umfang nutzen – also ohne Wasserzeichen –, müssen Sie für die Lizenz rund 65 € erwerben – im Gegensatz zu Adobe Acrobat Pro als Abo aber immer noch ein Schnäppchen.

Sie finden diese Software als DEB-Paket für Ubuntu zum Download unter:

https://code-industry.net/free-pdf-editor/#get

Zur Installation nutzen Sie am einfachsten die Paket-Verwaltung von Debian wie in Abschnitt 5.2.2 beschrieben – Sie installieren also GNOME Software, anschließend klicken Sie das heruntergeladene Paket rechts an und wählen Öffnen mit|Mit anderer Anwendung öffnen|Software-Installation. Anschließend brauchen Sie nur noch auf den Schalter Installieren zu klicken.

Abb. 6.15: Master PDF Editor – Alternative zu Adobe Acrobat Pro

6.2.2   Scribus – freie Alternative zu Adobe Acrobat Pro, Affinity Publisher und VivaDesigner

Im Gegensatz zu Master PDF Editor ist Scribus freie Software und kann auch als Alternative zu Affinity Publisher oder VivaDesigner gesehen werden.

Mit Scribus erstellen Sie PDF-Dateien mit Schaltern und ausfüllbaren Feldern, aber auch Werbe-Flyer oder kleine Zeitschriften. Scribus ist zwar etwas umständlicher zu bedienen – bringt nach etwas Zeit der Einarbeitung jedoch sehr professionelle Ergebnisse. Sie installieren diese Software unter Ubuntu ganz einfach über die Software-Verwaltung als Debian-Paket.

Zu Beginn legen Sie die Art des zu erstellenden Dokuments fest – also die Anzahl und die Ausrichtung der Blätter. Alternativ nutzen Sie eine der vorhandenen Vorlagen (siehe Abbildung 6.16).

Abb. 6.16: Neues Dokument mit Scribus erstellen

Scribus arbeitet mittels Rahmen – Textrahmen und Bilderrahmen. Dies bedeutet, Sie wählen im Editor den gewünschten Rahmen über Schaltflächen und ziehen den Rahmen wie gewünscht auf. In diesen Rahmen schreiben Sie anschließend den Text oder fügen das Bild ein. Per Kontextmenü passen Sie anschließend die Eigenschaften an.

Passt Text nicht in einen Rahmen, verknüpfen Sie mehrere Rahmen einfach per Kontextmenü miteinander und der Text fließt automatisch in den nächsten Rahmen über. Die Eigenschaften von Bildern passen Sie ebenfalls über das Kontextmenü per Rechtsklick an – dort nehmen Sie auch die Formatierung von Text vor.

Zu Beginn scheint die Arbeit mittels Rahmen und Kontextmenü etwas umständlich – diese Art zu arbeiten zeigt aber schnell die Vorzüge dieser Software: Alles lässt sich ändern und anpassen, ohne andere Bestandteile des Dokuments zu beeinflussen.

Ganz rechts in der Werkzeugleiste finden Sie übrigens die Werkzeuge für Schalter und deren Eigenschaften und Felder mit all den nötigen Optionen. Auch Schalter und Felder fügen Sie erst als Rahmen ein, anschließend bestimmen Sie per Kontextmenü deren Eigenschaften.

Einen einfachen Flyer als Beispiel sehen Sie in Abbildung 6.17.

Abb. 6.17: Ein Beispiel-Dokument in Scribus

6.2.3   Onlyoffice – Alternative zu Microsoft Office

LibreOffice (siehe Abschnitt 6.1.4) ist zwar die unter Ubuntu (Linux) meist genutzte Office-Suite, hat aber immer wieder Probleme mit komplexen Formatierungen aus Microsoft Office. So sehen Dokumente, die mit Microsoft Office erzeugt wurden, unter LibreOffice nicht immer so aus, wie sie aussehen sollten. Hier setzt die ebenfalls freie Software Onlyoffice an – egal, ob in Onlyoffice oder in Microsoft Office erstellt, die Dokumente sehen in beiden Office-Suiten immer gleich aus. Probleme mit der Kompatibilität kennt Onlyoffice nicht.

Sie installieren die Software ganz einfach über Ubuntu Software als Snap-Paket. Onlyoffice verfügt über eine Textverarbeitung, eine Tabellenkalkulation und eine Software zur Präsentation. Eine Software zur Bearbeitung von Grafiken und mathematischen Formeln sowie einer Anbindung zu Datenbanken fehlt Onlyoffice allerdings. Onlyoffice lässt sich wenn gewünscht jedoch problemlos neben LibreOffice betreiben.

Anders als LibreOffice zeigt sich Onlyoffice im Anwendungsmenü unter nur einem Eintrag – dieser nennt sich »Onlyoffice Desktop Editors«. Es öffnet sich ein Fenster, über das Sie dann die gewünschte Anwendung starten (Abbildung 6.18).

Abb. 6.18: Onlyoffice – Startfenster

Als Erstes stellen Sie über den Schalter Settings unten links die Sprache auf Deutsch um und klicken auf den Schalter Anwenden – ohne Neustart stellt sich die Anwendung auf Deutsch um.

Über die jeweiligen Schalter oben links erstellen Sie neue Dokumente, über Lokale Datei öffnen öffnen Sie bereits vorhandene Dokumente.

Neben lokalen Dokumenten kann die Software auch mit solchen aus der Cloud umgehen – Onlyoffice kann die Cloud der Firma hinter Onlyoffice nutzen, diese ist jedoch eher für Firmen gedacht und dementsprechend teuer. Sie kann jedoch auch mit zahlreichen anderen Online-Speichern umgehen, unter anderem mit kostenlosen wie etwa Nextcloud oder ownCloud – den passenden Schalter hierzu finden Sie unter Verbindung zur Cloud.

Im Vergleich zu LibreOffice ist Onlyoffice optisch moderner gehalten. So nutzt Onlyoffice ohne weitere Konfiguration sogenannte Menü-Bänder wie auch Microsoft Office (siehe Abbildung 6.19 mit einer Vorlage von Microsoft Office).

Abb. 6.19: Onlyoffice mit einer Microsoft-Office-Vorlage

6.2.4   BricsCAD – Alternative zu AutoCAD

AutoCAD ist so gesehen der Quasi-Standard für CAD unter Microsoft Windows – die Firma, die diese Software entwickelt, zeigt jedoch keine Ambitionen, AutoCAD auch für Linux bereitzustellen.

Eine mögliche Alternative zu AutoCAD ist jedoch die Software BricsCAD von Bricsys. BricsCAD ist zu AutoCAD vollständig kompatibel, das bedeutet, Sie können natürlich auch unter AutoCAD erstellte Dokumente mit BricsCAD weiterbearbeiten.

BricsCAD ist eine kommerzielle Software und kostet je nach Umfang 590 € (einmalig) bis 2100 € (einmalig), auch ein jährliches Abo (geringerer Preis) ist möglich. Die Software ist jedoch auch für den äußerst professionellen Einsatz in Firmen geeignet. Eine kostenlose Alternative finden Sie im folgenden Abschnitt.

Es gibt eine kostenlose Testversion zum Download. Diese können Sie in vollem Umfang und ohne Einschränkungen für 30 Tage testen:

https://boa.bricsys.com/download.do

Das heruntergeladene DEB-Paket installieren Sie ganz einfach, wenn Sie die Datei rechts anklicken und Öffnen mit|Mit anderer Anwendung öffnen|Software-Installation wählen (Abbildung 6.20).

Abb. 6.20: BricsCAD – Alternative zu AutoCAD

6.2.5   FreeCAD – Alternative zu AutoCAD

FreeCAD ist eine kostenlose Alternative zu AutoCAD und freier Software. Die Bedienung ist etwas ungewohnt, wenn man bisher mit anderen Anwendungen dieser Art vertraut war – dies sollte sich nach kurzer Zeit jedoch schnell legen.

Von einfachen 2D-Zeichnungen bis hin zu 3D-Modellen von Maschinenteilen und ganzen Maschinen modellieren Sie mit dieser Software alles wie auch in den kommerziellen Anwendungen dieser Art. Dateien von AutoCAD lassen sich mit FreeCAD jedoch nicht weiterverarbeiten.

Sie installieren diese Software über Ubuntu Software als DEB-Paket, alternativ als Snap-Paket in aktuellerer Version (Abbildung 6.21).

Abb. 6.21: FreeCAD – Alternative zu AutoCAD

6.2.6   GIMP – Alternative zu Photoshop

Photoshop ist die unter Microsoft Windows wohl am häufigsten genutzte Software zum Bearbeiten von Fotos. Unter Linux können Sie nur ältere Versionen dieser Software unter Wine (siehe Abschnitt 5.5.1) installieren – aktuellere lassen sich also nicht nutzen. Die Software ist einfach zu kompliziert aufgebaut.

GIMP wird zu Unrecht als nur sehr einfache Bildbearbeitung und nicht mit Photoshop ebenbürtig bezeichnet. Die meisten Benutzer sehen jedoch nur oberflächlich auf diese Software und finden entsprechende Einträge für die gesuchten Funktionen nicht in den Menüs. GIMP ist auch eine Alternative und kein Nachbau von Photoshop. Es hat ähnliche Funktionen, diese finden sich aber meist in anderen Menüs. Hat man die Umgewöhnung erst einmal überwunden, ist GIMP Photoshop nicht wirklich unterlegen. Auch lassen sich unter Photoshop erzeugte Dateien mit GIMP weiterbearbeiten.

Sie installieren GIMP über Ubuntu Software als Debian-Paket – alternativ als Snap-Paket – zwischen beiden Paketen gibt es keinen Unterschied. Sie erhalten GIMP so mit seinen Basis-Funktionen. Sie sollten jedoch weitere Funktionen, Filter und Pinsel nachinstallieren. Dies gelingt über die Debian-Pakete mit den Bezeichnungen »gimp-data-extras« und »gimp-plugin-registry« und am schnellsten über das Terminal (siehe Abschnitt 4.3) mit den folgenden Befehlen:

sudo apt update
sudo apt install gimp-data-extras gimp-plugin-registry

GIMP lässt sich im Ein-Fenster-Modus betreiben sowie im Mehr-Fenster-Modus. Der Ein-Fenster-Modus ist vor allem dann vorteilhaft, wenn man an Photoshop gewöhnt ist (Abbildung 6.22).

Abb. 6.22: GIMP im Ein-Fenster-Modus

Im Mehr-Fenster-Modus wird das einzelne Fenster in drei Fenster aufgeteilt – in einem Fenster liegen die Werkzeuge, in einem weiteren das eigentliche Bild und es gibt ein Fenster mit den Ebenen, Pfaden und Pinseln. Der Mehr-Fenster-Modus ist vor allem dann hilfreich, wenn Sie mehrere Bildschirme am Computer angeschlossen haben. So legen Sie beispielsweise die beiden kleinen Fenster mit den Werkzeugen auf einen Monitor und das zu bearbeitende Bild auf einen anderen.

Um zwischen dem Ein-Fenster-Modus und dem Mehr-Fenster-Modus umzuschalten, nutzen Sie das Menü Fenster|Einzelfenster-Modus (siehe Abbildung 6.23). Über dasselbe Menü schalten Sie wieder zurück.

Abb. 6.23: GIMP im Mehr-Fenster-Modus

6.2.7   GNU Paint – Alternative zu Microsoft Paint

Für kleine Berichtigungen an Fotos, Text in Fotos einfügen und ähnliche kleine Aufgaben ist GIMP zu überdimensioniert – hier genügt oft eine kleinere Anwendung. Unter Windows nimmt man für solche Aufgaben gerne Micro­soft Paint – eine Alternative unter Ubuntu wäre GNU Paint.

Abb. 6.24: GNU Paint – Alternative zu Microsoft Paint

6.2.8   Darktable – Alternative zu Adobe Lightroom

Moderne digitale Kameras können nicht nur einfache JPEG-Fotos erstellen, sondern auch Roh-Fotos aufnehmen – hierzu zählen auch viele Smartphones.

Digitale Kameras nehmen ohne weitere Einstellungen normale Fotos im JPEG-Format auf – dies bedeutet, die Software der Kamera übernimmt die Entwicklung der Fotos. Je nach Hersteller ist die Qualität dann unterschiedlich, besser oder schlechter – dabei können moderne Objektive meist bessere Qualität liefern.

Roh-Fotos werden so im Speicher der Kamera gespeichert wie das Objektiv, also die Hardware der Kamera, die Umgebung wirklich wahrnimmt. Sie selbst übernehmen dann die Entwicklung – mit der richtigen Software gelingt dies fast automatisch. Die Farben und Kontraste erscheinen im entwickelten Bild dann viel natürlicher, Fotos wirken realistischer. Sie können die Entwicklung in der Software natürlich auch beeinflussen.

Unter Windows ist für die Entwicklung von Roh-Bildern vor allem die Software Lightroom von Adobe im Einsatz. Die Software gibt es unter Linux nicht – Darktable ist jedoch ein großartiger Ersatz und auch von Fotografen entwickelt.

Sie installieren diese Software unter Ubuntu über Ubuntu Software. Sie ist als DEB-Paket wie auch als Snap-Paket verfügbar – das Snap-Paket belegt mehr Platz auf der Festplatte, ist aber auch aktueller.

Roh-Fotos

Roh-Fotos haben meist die Dateiendung ».dng«, dies kann je nach Hardware-Hersteller aber auch variieren. Solche Dateien belegen um einiges mehr Platz auf der Festplatte als normale JPEG-Fotos – dies liegt an den enthaltenen Daten. Sie beinhalten alles, was die digitale Kamera aufgezeichnet hat – die Dateigröße wird erst dadurch verringert, dass die Software der Kamera unnötige Daten entfernt. Welche Daten die Software entfernt, liegt wiederum am Hersteller, dies bringt dann einmal mehr und einmal weniger kräftige Farben. Entwickeln Sie Roh-Bilder selbst, regeln Sie auch selbst, was dabei herauskommt.

Die Software folgt nicht unbedingt Standard-Anwendungen – Sie finden so gut wie keine großen Schalter. Links besteht in Untermenüs die Möglichkeit, Roh-Fotos zu importieren – Darktable unterstützt alle bekannten Dateiformate dieser Art. Nach dem Import finden Sie diese im mittleren Teil des Fensters (siehe Abbildung 6.25).

Abb. 6.25: Darktable – Alternative zu Adobe Lightroom unter Linux

Klicken Sie in der Übersicht ein Foto doppelt an, wird dieses in vergrößerter Ansicht angezeigt – der Rest der Fotos landet darunter in einem Foto-Streifen.

Rechts finden Sie nun die unterschiedlichen Möglichkeiten, die Fotos zu entwickeln. Sie öffnen einen Eintrag mit einem Klick und bearbeiten die Fotos durch Verschieben der vorhandenen Regler.

Durch das Öffnen eines Bilds – also dem Vergrößern eines solchen – wird links auch ein weiteres Menü geöffnet. Über dieses lassen sich bearbeitete Fotos in das bekannte JPEG-Format exportieren (siehe Abbildung 6.26).

Abb. 6.26: Darktable – Roh-Fotos bearbeiten und exportieren

6.2.9   Evolution – Verbindung zu Microsoft Exchange (Office 365)

In Unternehmen wird heute zur Kommunikation meist Microsoft Exchange genutzt – Kontakte und Kalender werden so über das Netzwerk aktuell gehalten.

Unter Linux war die Anbindung zu Microsoft Exchange lange Zeit reine Glückssache – heute gelingt dies über Plug-ins ganz einfach. Gerade die Software Evolution macht den ganzen Vorgang einfach, außerdem passt die Optik dieser Software zur grafischen Umgebung von Ubuntu.

Sie installieren Evolution über Ubuntu Software – wichtig im Zusammenhang mit Microsoft Exchange: Installieren Sie das Debian-Paket »evolution-ews«. Die Installation dieser Software gelingt nicht über Ubuntu Software – am schnellsten geht dies auf dem Terminal mit den Befehlen:

sudo apt update
sudo apt install evolution-ews

Normales E-Mail-Konto (ohne Exchange)

Nach der Installation von Evolution und des Plug-ins durch das Debian-Paket starten Sie Evolution und richten Ihren Account ein. Dazu geben Sie einfach Ihren Namen und Ihre E-Mail-Adresse ein und bestätigen mit Vorwärts – den Rest übernimmt der E-Mail-Client (siehe Abbildung 6.27).

Abb. 6.27: Evolution als E-Mail-Client

Aufgaben

Evolution integriert auch durch die Software Aufgaben (siehe Abschnitt 6.1.7) erstellte Aufgaben und Termine.

E-Mail-Konto mit Exchange (Office 365)

Um ein E-Mail-Konto mit Exchange-Funktion zu erstellen, starten Sie Evolution und geben in den Einstellungen zum Server »Exchange-Webdienste« an. Weiter geht es mit den folgenden Einstellungen:

Nach einem Klick auf Weiter ist die Software mit Microsoft Exchange oder Office 365 verbunden (Abbildung 6.28).

Abb. 6.28: Einstellungen für Exchange (Office 365) unter Evolution

6.2.10   Digikam – Alternative zu ACDSee Photo Studio und ähnlichen Fotosammlungen

Digikam ist eine Software zum Sammeln und Organisieren von Fotos. In Abschnitt 6.1.5 wurde bereits Shotwell vorgestellt – Digikam ist vor allem dafür gedacht, wenn man noch mehr Funktionen möchte. Bei besonders großen Foto-Sammlungen liegt Digikam klar im Vorteil – die Software besitzt unzählige Möglichkeiten, Fotos in die Sammlungen einzuordnen.

Zu den vielen Funktionen zählen das Organisieren mittels Geodaten (GPS), die Gesichtserkennung (die Software erkennt Bilder mit Gesichtern automatisch) und das Suchen ähnlicher Fotos. Dazu lassen sich Fotos nach Datum ordnen und anzeigen, natürlich auch Alben erstellen.

Fotos lassen sich einzeln mit der integrierten Bildbearbeitung auf verschiedene Arten bearbeiten und verbessern – zudem verfügt die Software über eine Stapelbearbeitung, sodass Sie mehrere Bilder gleichzeitig mit denselben Funktionen bearbeiten können. So lassen sich etwa auch auf mehreren Bildern gleichzeitig Wasserzeichen einfügen.

Beim ersten Start fragt die Software, ob sie diverse Engines (Hintergrunddienste) – etwa für die Gesichtserkennung – herunterladen darf, dies sollten Sie mit Ja bestätigen. Anschließend öffnet sich die eigentliche Software (Abbildung 6.29).

Abb. 6.29: Digikam mit der Foto-Übersicht

Zu Beginn zeigt die Software Ihre Fotos in einer Übersicht – standardmäßig das zuletzt geöffnete Album. In Digikam werden Ordner als Alben bezeich-net – die unterschiedlichen Alben zeigt Digikam links in der Liste.

Klicken Sie ein Foto doppelt an, öffnet sich dieses vergrößert im unteren Bereich. Die weiteren Bilder des Albums zeigen sich oben in einem Fotostreifen.

Über das Menü Durchsuchen lassen sich Ihre Fotos nach unterschiedlichen Methoden kategorisieren und bewerten. Werkzeuge hingegen gibt Ihnen die Möglichkeit, unter anderem aus ausgewählten Fotos einen Kalender oder Panorama-Fotos zu erstellen. Im selben Menü lässt sich über den Bild-Editor das aktuell markierte Foto bearbeiten oder über die Stapelbearbeitung mehrere Fotos zur selben Zeit bearbeiten – siehe Abbildung 6.30.

Abb. 6.30: Die Stapelbearbeitung in Digikam

Die Stapelbearbeitung funktioniert recht einfach – Sie markieren in Digikam die gewünschten zu bearbeitenden Fotos und anschließend nutzen Sie das Menü »Werkzeuge|Stapelbearbeitung. Im sich öffnenden Fenster wählen Sie unten rechts die gewünschten Werkzeuge per Doppelklick aus. Oben in der Mitte klicken Sie eines der Werkzeuge an, rechts daneben finden Sie anschließend die zugehörigen Einstellungen. Mit einem Klick auf den Schalter Start links oben starten Sie den Vorgang.

6.2.11   Kdenlive – Alternative zu Adobe Premiere

Eine Alternative zu Adobe Premiere wäre Kdenlive – hierbei handelt es sich zwar um Software für den KDE-Desktop (der zweite große Desktop unter Ubuntu), aber mehr professionelle Funktionen finden Sie unter keiner anderen Videobearbeitung unter Linux. Sie installieren Kdenlive über Ubuntu Software.

Nach dem Öffnen ziehen Sie das oder die gewünschten Videos in das Dateifenster, dazu gehören, wenn vorhanden, natürlich auch die passenden Audio-Dateien. Das Dateifenster findet sich links oben.

Anschließend ziehen Sie die Videos und Audio-Dateien in die Videospuren und Audiospuren ganz unten. Hier lassen sich mehrere Videos nebeneinander zum Zusammenfügen auf eine einzelne Spur setzen, ebenfalls natürlich auch Audio-Dateien. Per Mausklick setzen Sie Stellen, an denen Videos geschnitten werden sollen – die entsprechenden Schaltflächen zeigen sich in der Mitte des Fensters.

Kdenlive verfügt über zwei Monitore – einen für das originale Video und rechts daneben einen für das bearbeitete Video (siehe Abbildung 6.31).

Abb. 6.31: Kdenlive – professionelle Videobearbeitung

Unter dem Dateifenster finden Sie zahlreiche weitere Reiter – in diesen finden Sie Video-Effekte, Übergänge und die Funktion, um Aktionen rückgängig zu machen.

Übergänge und Effekte ziehen Sie einfach aus diesem Fenster auf die geschnittenen Stellen in der oder den Videospuren – die Einstellungen dazu zeigen sich anschließend rechts unten im Fenster.

Das Menü Projekt bietet neben vielen weiteren Werkzeugen auch einen Titel-Editor, mit dem Sie Text in das Video schreiben können. Unter den Effekten zeigt sich unter anderem auch die sogenannte blaue Wand, mit dieser stellen Sie etwa eine Person im Vordergrund in ein anderes Video im Hintergrund.

Über das Menü Projekt|Rendern passen Sie schließlich die letzten Einstellungen für das Video an (etwa das Dateiformat und die Auflösung) und starten den Vorgang zum Speichern des bearbeiten Videos.

Eine einfacher gehaltene Videobearbeitung wäre etwa OpenShot – auch diese installieren Sie problemlos über Ubuntu Software.

6.3   Weitere Software

In den vorangegangenen Abschnitten rund um das Thema Software finden Sie nur eine sehr geringe Auswahl. Das auf Debian basierende Ubuntu enthält in seinen Software-Archiven Tausende von freien Anwendungen, die Sie per Mausklick installieren können. Über das Snap-Archiv von Ubuntu und das Flatpak-Archiv von Fedora erhalten Sie noch Hunderte weitere Anwendungen – darunter natürlich auch viele Spiele.

Gerade das Software-Archiv von Debian ist schier unergründlich – hier hilft die grafische Paket-Verwaltung Synaptic (siehe Abschnitt 5.2.2). Synaptic zeigt auch Anwendungen, die weder Ubuntu Software noch GNOME Software anbieten – darunter auch professionelle Terminal-Anwendungen. Zu solchen Terminal-Anwendungen zählen etwa viele wissenschaftliche – etwa Maxima, ein professionelles Algebra-System.

Bevor Sie im Internet nach Software suchen, sollten Sie erst die Software-Archive durchforsten, die Ihnen Ubuntu bietet. Oft hilft es schon, den Namen einer Windows-Anwendung einzugeben, um eine Alternative unter Ubuntu zu finden. Alternativ suchen Sie nach der Dateiendung, mit der eine Software umgehen können soll.

Nahezu alle unter Microsoft Windows verfügbaren Webbrowser lassen sich auch unter Ubuntu installieren und nutzen – besuchen Sie ganz einfach die Webseiten der jeweiligen Hersteller.