prädestinieren

Wieder einmal ein Wort, das den Weg von der Religion ins Profane ( profan) genommen hat. Im Christentum ist die Idee der Prädestination ein auf den Kirchenlehrer Augustinus von Hippo zurückgehendes theologisches Konzept, demzufolge Gott von Anfang an das Schicksal der Menschen vorherbestimmt. Welthistorisch bedeutsam wurde es in der Reformation durch die Spaltung in die beiden großen Zweige des Protestantismus: Johannes Calvin vertrat die Idee, es gebe seit Anbeginn der Schöpfung von Gott »Erwählte« und »Verworfene«; Martin Luther hingegen behauptete, jeder Gläubige sei bereits durch die Gnade Gottes – und allein durch diese – errettet. Einig waren sich beide nur darin, dass man Gnade und Errettung nicht in irgendeiner Weise durch gute Werke verdienen könne. Durch diesen Streit wurde das mittellateinische praedestinatio im 16. Jahrhundert so wichtig, dass es als feminines Substantiv Prädestination eingedeutscht wurde. Genauso gelangte prädestinieren auf der Basis des lateinischen Verbs praedestinare ins Deutsche.

Schon der berühmte Arzt Paracelsus, der als Erster medizinische Fachbücher auf Deutsch verfasste und dessen Einfluss auf den deutschen Wortschatz kaum zu überschätzen ist, benutzte den Terminus in seinen Schriften nicht mehr im eng religiösen Sinne. In seinem Werk über »Wundartzney« aus den 1530er-Jahren erläutert er, dass das »universale Arcanum [das heilsame Prinzip einer Arznei, mh] in die Elementen predestinirt und ordinirt sey / un wo der Artzet nicht weist wohin die predestinationes medicaminum sich hinzichen oder fügen / der ist unbillich ein Artzet«. Auffällig ist, dass an der Stelle predestinationes medicaminum wie bei einem lateinischen Fremdwort üblich in Antiquaschrift gesetzt ist, während die Verben prädestinieren und ordinieren in Fraktur wiedergegeben werden. Offenbar empfand sie Paracelsus oder zumindest der Drucker als eingedeutschter, was sie durch die deutsche Wortbildungssilbe -ieren tatsächlich waren.

Über prädestinieren schreibt Otto Basler im »Deutschen Fremdwörterbuch«, es habe zwar den »gleichen wortgeschichtlichen Verlauf wie Prädestination«, sei aber doch viel häufiger belegt und in allgemeiner Bedeutung bis heute gebräuchlich. Diese allgemeine Bedeutung erläutert der Online-Duden mit ›für etwas besonders geeignet machen, wie geschaffen erscheinen lassen‹. Menschen oder manchmal Orte werden zumeist durch eine bestimmte Eigenschaft für etwas prädestiniert: »Doktor Schatzheber, schon durch diesen Namen zum Geburtshelfer prädestiniert, sah sich genötigt, mit der Zange einzugreifen«, steht in »Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive« von Otto Julius Bierbaum aus dem Jahr 1897. Man kann aber genauso für oder zu etwas prädestiniert sein. Martin Walser lässt in seinem Roman »Ehen in Philippsburg« von 1957 einen ehrgeizigen Politiker sagen: »Wir sind eine Partei, die jeden Wähler aufnehmen kann, CSLPD, bei uns kann jedes Interesse seine Heimstatt finden, und wir sind einig, sind eine Partei mit einem Apparat, für die Regierung prädestiniert.«