Zerberus

Mit diesem Höllenhund ist der philhellenische Zoo der deutschen Sprache, in dem sich auch die Chimäre und die Hydra tummeln, erst vollständig. Benjamin Hederich beschreibt das Tier mit den furchterregenden drei Köpfen in seinem 1770 erschienenen »Mythologischen Lexikon« so:

Er war der Hund des Pluto, welchen dieser vor den Eingang der Hölle geleget, da er denn zwar alle und jede gern in dieselbe hinein, allein niemanden wieder heraus ließ, indem er die, welche dergleichen unternahmen, entweder mit seinem ungeheuren Bellen wieder zurück trieb oder auch gar zerriß und fraß.

Seit den 1830er-Jahren ist das Wort in der Bedeutung ›Pförtner, Türhüter oder Ähnliches, der streng oder unfreundlich ist‹ Teil des deutschen Bildungswortschatzes und wird in diesem Sinne zum Beispiel in Zeitungen gebraucht. 1885 träumt dann der Dichter Arno Holz in seinen »Liedern eines Modernen« von einer Aussöhnung der Erbfeinde Deutschland und Frankreich:

Wohl steht noch heut, Gewehr bei Fuß,

Ein Cerberus an jeder Grenze,

Doch schon umweht’s mich wie ein Gruß

Aus ferner Zukunft fernem Lenze.

Dann schlägt kein Tambour mehr Allarm,

Dann steht die Welt voll goldner Halme

Und Frankreich ringt dann Arm in Arm

Mit Deutschland um dieselbe Palme.

Schöner kann ein Buch, in dem so viele Wörter vorkommen, die wir dem Französischen verdanken, nicht enden.