10 | Sollen wir zu Hause bleiben? Corona, der Krieg und die Diffusion der Arbeit |
Im Dezember 2019 wurde in Wuhan (China) zum ersten Mal eine bisher unbekannte Art von Lungenerkrankung registriert, die als Infektion mit einem Virus unter der Bezeichnung SARS-CoV II identifiziert wurde. Im Frühjahr 2020 brach dann in Deutschland die Corona-Epidemie als Teil einer weltweiten Pandemie aus. Dies führte im Gefolge von Maßnahmen zu erheblichen Einschränkungen der persönlichen Freiheiten in vielen Ländern und zu massiven Auswirkungen auf die Arbeitswelt.1
Bei den Todesfällen sind die Zahlen wegen der Definitionsdifferenzen, ob ein Patient an oder mit Corona oder durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gestorben ist und wegen der in vielen Ländern hohen Dunkelziffern, strittig. Weltweit dürfte sie aber bei einem zweistelligen Millionenbetrag liegen. Die Pandemie verlief in Deutschland in diversen Wellen2, wobei mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit neue Wellen – auch wegen der Bildung neuer Virusvarianten – nicht ausgeschlossen werden können. Trotz der Todeszahlen ist weltweit kein nennenswerter Rückgang des bisherigen Bevölkerungswachstums zu verzeichnen.
10.1 | Lektionen aus Pandemien |
Die „Pest des Thukydides“ in Athen (sogenannte Attische Pest 430 – 426 v. Chr.) führte hingegen zu einem dramatischen Rückgang von etwa einem Viertel der Bevölkerung, zum Zusammenbruch der sozialen Strukturen, zum wirtschaftlichen Niedergang, zur politischen Destabilisierung und zu den bekannten militärischen Niederlagen in den Peloponnesischen Kriegen. Ob dieses Ereignis als Ursache für den Niedergang der klassischen griechischen Kultur angesehen werden kann, ist jedoch umstritten.3
Im Falle der Justinianischen Pandemie, die 541 n. Chr. in Ägypten begann und die Mittelmeerländer in mehreren Wellen erfasste, waren die Folgen Nahrungsmittelknappheit, ein Rückgang der Steuereinnahmen aufgrund der schrumpfenden Bevölkerung und der Zusammenbruch eines großen Teils des Wirtschaftslebens. Hinzu kam die Schwächung der militärischen Fähigkeiten aufgrund des Mangels an rekrutierbaren Soldaten.4
Einige Historiker stellten einen Zusammenhang zwischen diesen Folgen und dem wirtschaftlichen und militärischen Aufschwung des islamischen Weltreichs her.5 Der Schwarze Tod wütete von 1346 bis 1353 in Europa und forderte etwa 25 Mio. Menschenleben. Als Folgen dieser Pestepidemie haben Historiker extreme soziale Prozesse wie Pogrome, Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung, Erosion der Moralvorstellungen, Finanzkrisen und Kriege ausgemacht.6
Mangels Kenntnis der Ursachen wurde die Krankheit schon in der Antike als Strafe der Götter angesehen, und entsprechend den jeweiligen Religionen bereiteten sich die Kulte darauf vor, die Götter zu besänftigen. Die Menschen legten Gelübde ab und gaben Versprechen und wenn sie überlebten, wurden die den Göttern gegebenen Versprechen erfüllt.7 Als weitere Konsequenz kann in früheren postpandemischen Gesellschaften oft das Erstarken religiöser Bewegungen beobachtet werden.8
Es kann auch davon ausgegangen werden, dass Pandemien Trendverstärker sind, d. h., sie beschleunigen Entwicklungen, die bereits im Gange sind. So lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob die Renaissance durch die Pestepidemien in Europa ausgelöst wurde. Auffällig ist jedoch der zeitliche Zusammenhang mit der Zeit nach der Pest. Auch die Epidemien rund um den Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) zeigen eine zeitliche Übereinstimmung mit den intellektuellen Umwälzungen wie den philosophischen Strömungen des Rationalismus und dem Aufkommen der methodisch verstandenen Naturwissenschaften im 17. Jahrhundert.9
Die letzte große Pandemie, die Spanische Grippe, tötete während des Ersten Weltkriegs und danach in mehreren Wellen (Frühjahr 1918 bis Anfang 1919) mehrere zehn Millionen Menschen. Die kriegsbedingte Mobilität (z. B. Fronturlaub) führte zu einer schnelleren Ausbreitung der Epidemie. Der Pandemieforscher Eckhard Michels (2010) hat gezeigt, dass diese Pandemie in der aktuellen Berichterstattung der Zeit sowie in der Geschichtsschreibung10 erstaunlich wenig wahrgenommen wurde. Durch dieses „Rauschen“ in der Wahrnehmung verlor die Spanische Grippe ihre Bedeutung als eigenständiges Ereignis und wurde als Zeichen einer kriegsbedingten Gesundheitsverschlechterung interpretiert.11
10.2 | Die Pandemie und ihr Einfluss auf technische Entwicklung und Arbeitsorganisation |
10.2.1 | Die Effekte |
Trotz der ersten Zulassungen von Impfstoffen in verschiedenen Ländern ab August 2020 führte die Pandemie ab Herbst 2020 zu einer weltweiten Wirtschaftskrise. Ursache waren Massenquarantänen, Ausgangsbeschränkungen, Betriebsunterbrechungen oder -schließungen und ein Anstieg der Arbeitslosigkeit. Letzterer hielt sich in Deutschland wegen des Modells der Kurzarbeit allerdings in Grenzen.
Trotzdem waren die sozioökonomischen Auswirkungen massiv und wirken bis heute nach:
Rückgang der Fahrgastzahlen im öffentlichen Verkehr
Belastung des parlamentarischen Systems durch Notverordnung und beschleunigte Gesetzgebung zur Legitimation von Einschränkungen der persönlichen Freiheitsrechte; Verschiebung von Wahlen und Konferenzen
Rückgang der Umweltverschmutzung und des CO2-Ausstoßes
Überlastung des nationalen Gesundheitswesens, Unterversorgung des Normalbetriebs, Unterbrechung von klinischen Studien zugunsten Corona-Forschung
Absage von Präsenzveranstaltungen aller Art (Kunst, Kultur, Politik, Wissenschaft)
massive Einkommensverluste bestimmter Berufsgruppen wie Tourismus, Hotel- und Gaststättengewerbe, Kulturbetrieb und freischaffende Künstler
massive Gewinne für Branchen wie Pharmaindustrie, Ausrüster der Digitalisierung an Behörden und Einrichtungen der Bildung (Schulen, Universitäten etc.), Lieferdienste etc.
Ein Effekt der Corona-Pandemie ergab sich durch die rasche Weiterentwicklung von Software für Videokonferenzen (Zoom, Webex, Microsoft Teams, Jamulus für den Musikbereich etc.): Virtuelle Meetings, seien dies Chorproben, Geschäftsmeetings, politische Konferenzen oder Vereinstreffen, nahmen zu und wurden zur Gewohnheit.
Neben Lehr- und Lernsoftware für Zwecke im Bereich der Bildung wurden auch Plattformen, Netzwerke und Software für die Arbeit im Homeoffice weiterentwickelt. Das Homeoffice bekam – mit all den in Abschnitt 3.6 diskutierten Problemen der „Telearbeit“ – einen neu eingeschätzten Stellenwert, der sich über kurz oder lang auch in der Novellierung der Regelungen im Arbeitsrecht niederschlagen dürfte.
10.2.2 | Corona und die Arbeitswelt |
Um die Veränderungen nach 2020 zu verstehen, werfen wir nochmals einen Blick zurück. In der Vor-Covid-Zeit wurde Digitalisierung so verstanden, dass es um Tätigkeiten gehe, die von Menschen ausgeführt werden und die nun schrittweise und zunehmend durch computergesteuerte Maschinen ersetzt werden können. Parallel zu dieser schon länger andauernden Entwicklung war eine zunehmende Vernetzung von Wertschöpfungsprozessen in Dienstleistung und Produktion festzustellen. Neben dem Rationalisierungsdruck durch den internationalen Wettbewerb spielte dabei auch die schlichte Tatsache eine Rolle, dass die Automatisierung der Automatisierung immer besser technologisch beherrscht wurde. Dies führte zu einer Beschleunigung der Digitalisierung im industriellen und kommerziellen Bereich. Zudem standen weitaus mehr finanzielle Mittel als zuvor für Investitionen zur Verfügung. Billige Speicher- und Rechnerkapazitäten, die zuvor exponentiell gewachsen waren, erhöhten ebenfalls die technologischen Möglichkeiten. Hinzu kamen die vorhandenen Qualifikationen und das technologische Know-how, ohne die solche Entwicklungen nicht möglich gewesen wären.
Bei der Coronakrise, die sich seit 2020 in weiteren, manchmal heftigeren, manchmal schwächeren Wellen fortsetzte, wird der Mensch noch lange, auch nach der Normalisierung der Wirtschaft, ein Verbreiter und ein Ansteckungsrisiko sein, auch wenn mittlerweile effektive Impfstoffe und die ersten Medikamente zur Verfügung stehen. Solange kein wirklich einschlägiges Heilmittel gefunden wird, das auf breiter Basis weltweit einfach und kostengünstig angewendet werden kann, werden bei erneutem Ausbruch, wie in China im Frühjahr 2022, die nicht-therapeutischen Interventionsmaßnahmen wie Abstandsregelungen, Hygienemaßnahmen, Versammlungsbeschränkungen, Betriebsschließungen etc. im wirtschaftlichen Bereich vielleicht noch lange nach der eigentlichen Krise in Wellen, d. h. im Stop-and-go-Verfahren, notwendig sein.
Dies wird die weitere Steigerung der Effizienz von Produktion und Dienstleistungen zwar nicht verhindern, aber doch in gewisser Weise dämpfen. Die alternative Strategie liegt auf der Hand: Wo immer es möglich erscheint, wird der Mensch durch die Maschine ersetzt. Dies erhöht die räumliche Distanz zwischen den Mitarbeitern, vermindert die Häufigkeit der Begegnungen und verringert damit die Ansteckungswahrscheinlichkeit und anteilig die krankheitsbedingten Ausfallzeiten. All diese Effekte werden die Personalkosten senken, andererseits aber auch die Investitionen in die entsprechenden Technologien erhöhen.
Warum also sollten Kassierer sich selbst oder ihre Kunden durch tagelangen Kontakt mit potenziell infektiösen Kunden gefährden, wenn sie durch intelligente Kassenautomaten ersetzt werden können? Warum sollten Labore nicht in der Lage sein, Handhabungssysteme halbautomatisch vom Homeofficeaus zu steuern? Warum sollen die Menschen in Produktion und Montage noch in einer Halle zusammensitzen, wenn nur noch das Personal für Leitstände, Programmierung, Disposition und Wartung benötigt wird? Die menschenleere Fabrik als erneute Vision aus den 1980er-Jahren wäre dann auch die virenfreie Fabrik.
Es stand zu befürchten, dass je nachdem, wie lange der ökonomische Stillstand durch Lock-down-Maßnahmen dauerte und wie die Infektionskurven in der Ausstiegsphase verliefen, viele Menschen nicht nur kurzfristig, sondern auch dauerhaft ihren Arbeitsplatz verlieren könnten. Diese Annahme war deshalb plausibel, weil entweder einige Betriebe nach der Krise wahrscheinlich nicht mehr existieren könnten oder weil Rationalisierungsschritte, die eigentlich für später geplant waren, bereits in der Pandemiephase hätten vorgezogen werden können. Damit wären viele Tätigkeiten als Beschäftigungsgrundlage wegfallen. Eine Folge dieser möglichen Überlegung wäre ein Anstieg der Sockelarbeitslosigkeit12 und eine Zunahme des Anteils der Langzeitarbeitslosen13 gewesen.
Es hat sich allerdings gezeigt, dass durch die Maßnahmen der Kurzarbeit der Anstieg der Arbeitslosigkeit niedrig gehalten werden konnte.14 Nun wird eine Wirtschaft, die sich gerade erholt, keine massiven Neueinstellungen vornehmen. Wenn es also zunächst bei doch vielen kleineren Firmen um Substanzerhaltung und erst in einem zweiten Schritt – wenn überhaupt – wieder um das Wirtschaftswachstum geht, wird die Netto-Brutto-Schätzung der verloren gehenden Arbeitsplätze zu den hinzugewonnenen auf längere Sicht eher zu einer sinkenden als zu einer steigenden Beschäftigungszahl führen.
Paradoxerweise begann sich in der abflachenden vierten Welle der Pandemie eine Knappheit von Arbeitskräften auf den Sektoren des Arbeitsmarktes auszuwirken, in denen die Betriebe wegen pandemiebedingten Problemen ihre Mitarbeiter verloren hatten: Diese hatten bei anderen Branchen angeheuert oder den Arbeitsmarkt verlassen und fehlten nun. Ein schlagendes Beispiel sind die Bereiche Sicherheit, Abfertigung, Dienstleistungen, aber auch aus Gründen der Erschöpfung und aufgrund der unbefriedigenden Bedingungen der Pflegebereich. Hinzu kommt, dass die demografische Entwicklung sich diesem temporären Effekt überlagert. Viele Baby-Boomer – die Generation der zwischen 1960 und 1975 Geborenen – gehen nun in den Ruhestand. Ab 1965 zeigt die Statistik den sogenannten Pillenknick, d. h., die Reproduktionsrate sank bis 1972 unter die Sterberate. Man kann es auch populär ausdrücken: Die heute notwendigen Arbeitskräfte wurden damals nicht geboren.
Die Pandemie könnte noch weitere Auswirkungen zeitigen. Start-ups werden – nicht ganz zu Unrecht – als die Keimzelle der Innovation angesehen. Sie brauchen Risikokapital, wobei die Betonung auf Risiko liegt. Wenn die Kapitalressourcen schnell dahinschmelzen, wird sich die Spreu vom Weizen schneller als bisher trennen, trotz staatlicher Rettungspakete. Der Shutdown zeigt bereits, dass man beginnt, über notwendige und weniger notwendige Bedürfnisse nachzudenken – ein Unterfangen, an dem sich noch alle Philosophen und Ökonomen die Finger verbrannt haben. Was immer an Geschäftsmodellen in Start-ups entwickelt wird, das Ergebnis drückt sich in Dienstleistungen oder Produkten aus. Manche dieser Dienstleistungen und Produkte könnten nach der Krise vielleicht als fragwürdig, vielleicht sogar als überflüssig angesehen werden.
Es hat sich herumgesprochen, dass Arbeit nicht nur zum Geldverdienen da ist. Neben dem Erwerb von Einkommen und Besitz ist menschliche Arbeit als in der Gesellschaft anerkannte Tätigkeit sinn- und identitätsstiftend. Sie strukturiert Anerkennungs- und Belohnungssysteme und vermittelt wirtschaftliche und soziale Teilhabe. Das Versagen dieser Funktionen von Arbeit wird gerade in der Krise schmerzlich deutlich. Wenn wir aber davon ausgehen müssten, dass menschliche Arbeit – in welcher Form auch immer – langfristig zu einem seltenen Privileg für wenige, nur hochqualifizierte Menschen werden könnte, wäre eine massive Veränderung unserer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aushandlungsprozesse zu erwarten. Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde eben nur die monetäre Seite abdecken. Denn erst dann müsste eine Kultur entwickelt werden, die in der Lage ist, Sinn und Identität, Anerkennung, Solidarität und gesellschaftliche Teilhabe, ohne die bisherigen traditionellen Arbeitsbedingungen zu organisieren. Diese Kultur können wir uns wohl noch nicht vorstellen, weshalb 2019 der verzweifelte Ruf „Rettet die Arbeit“ zu hören war.15 Ob er erhört wird, ist nicht sicher.
10.3 | Arbeiten unter Bedrohung – Anmerkungen zu 2022 |
„Wir finanzieren die Zerstörung und anschließend finanzieren wir den Wiederaufbau. Das ist Staatsfinanzierung.“
Diese wortwörtliche Äußerung eines Staatsfinanzierers16 ungefähr um das Jahr 2011 bestätigt letztlich die zynische Weisheit der Börsianer, wonach man kaufen sollte, wenn auf der Straße Blut fließt.17 Die Bedingungen des Arbeitens und der Trend zu einer Tätigkeitsgesellschaft veränderten sich mit der abrupten Dynamik der politischen und ökonomischen Bedingungen, die der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 mit sich gebracht hat und noch bringen wird:
Arbeiten unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen des Arbeitsergebnisses und des Arbeitsprozesses (Diebstahl von Informationen, Cyberangriffe, Cybersabotage)18
Veränderungen der globalen Marktbedingungen durch Lieferketten-Probleme, multilaterale Auswirkungen von Sanktionen, Lebensmittelknappheit
Arbeit in autokratisch regierten Ländern unter Bedingungen der Kriegswirtschaft respektive Kommandowirtschaft
Anstieg der weltweiten Inflation, Ende der Niedrigzinspolitik
Auswirkungen der Sanktionen insbesondere auf die jeweils eigene Energiewirtschaft und daraus resultierend eine Neuaufstellung und Neudefinition der Energiewende
Notwendigkeit des späteren materiellen Wiederaufbaus zerstörter Infrastrukturen (Häuser, Versorgung, Kanalisation, Netze, Energie etc.): Dieser Aufbau kann durch die Digitalisierung organisatorisch unterstützt, aber nicht ersetzt werden.
Das bedeutet, dass viel Arbeit im Gesamten im Sinne von zu bewältigenden Aufgaben auf die unmittelbar und mittelbar durch Sanktionsfolgen betroffenen Volkswirtschaften zukommt, um überhaupt wieder den ökonomischen Status quo ante zu erreichen. Das bedeutet auch, dass schon jetzt die weltwirtschaftlichen Wachstumsprognosen reduziert werden mussten. Doch gerade auf hinreichend genügend Wirtschaftswachstum beruhten bisher die vermuteten Bedingungen, dass die Jobs, die durch die Anwendung von KI und durch die Digitalisierung verloren gehen, durch neue, allerdings qualifikatorisch anders charakterisierte Jobs ersetzt werden könnten und dass diese neuen Jobs im Gesamten die Anzahl der verlorenen Jobs übersteigen. Das bedeutet, dass sich die Gesamtbilanz trotz gegenwärtigen Arbeiter- und Facharbeitermangels langfristig auf einen Brutto-Abbau von Arbeitsplätzen hin entwickeln wird.
Die Ereignisse zeigen jetzt schon, dass es auf dem Arbeitsmarkt immer noch Verlierer und Gewinner gibt und geben wird. Die Dynamik der Aufteilung in Gewinner und Verlierer ist hier massiver, als es die langsamen Veränderungen des Arbeitsmarktes durch die Einführung von KI-basierten Technologien bewirken könnten. Paradoxerweise werden aber gerade diese KI- und digitalisierungsgenerierten Veränderungen gern aus Marketinggründen als disruptiv bezeichnet, was sie so nicht sind. Es mag sein, dass diese Sichtweise vor dem Krieg in gewisser Weise nachvollziehbar war, aber die Dynamik der jetzigen Verhältnisse übersteigt die Einsichten in die bisherigen Modelle bei weitem.
1 Die Anzahl der weltweit bestätigten Infektionen erreichte am 6. Januar 2022 die Marke von 300 Mio. Fällen, am 8. Februar 2022 waren es 400 Mio. Fälle, am 15. April 2022 war die Anzahl auf 500 Mio. Fälle weltweit angestiegen. Vgl. Redaktionsnetzwerk Deutschland (2022), dpa (2022).
2 Je nach Zählung Stand Juni 2022.
3 Hays (2005).
4 Voigtländer/Voth (2013).
5 Pamuk/Shatzmiller (2014).
6 Graus (1987). Für weitere Folgen siehe Gingerich/Vogler (2020).
7 So gehen die Passionsspiele, die alle zehn Jahre in Oberammergau stattfinden, auf ein solches Gelübde zu Beginn der Pestepidemie 1633 zurück.
8 Hays (2005).
9 Bergdolt (2017).
10 Michels (2010).
11 Michels (2010), siehe auch Hammond (2020).
12 Siehe auch Lohr (2020).
13 Verstärkt werden könnte dieser Trend durch die Entlassung vor allem derjenigen Beschäftigten, die mit dem geforderten Tempo der geforderten Nachqualifizierung nicht oder nicht mehr mithalten können.
14 Siehe auch die Zahlen in Bild 5.7 (nach BfA 2022).
15 So der Buchtitel von Herzog (2019).
16 Das sind Leute, die dem Staat Geld in großem Umfang leihen. Ohne sie könnte der Staat keine Schulden aufnehmen. Das Gespräch fand 2011 statt.
17 Der Satz soll auf den Finanzier Baron Nathan Mayer Rothschild (1822 – 1836) zurückgehen.
18 Schon früh diskutiert bei Gaycken (2012). Kritisch siehe Rif (2018).