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Die schmale, fingernageldünne Sichel des abnehmenden Mondes verschwand hinter sturmgepeitschten Wolkenfetzen, die letzten Lampen in der Straße waren erloschen, und außer dem Rascheln der trockenen Blätter war kein Laut zu hören. Im flackernden Kerzenlicht warf die Hecke zuckende Schatten, die Flamme kämpfte mühsam gegen den kalten Wind. Noch einmal rekapitulierte ich die Worte, die zu sagen waren, dann wandte ich mich entschlossen in alle vier Himmelsrichtungen und intonierte die Beschwörung mit heiserer Stimme.
Es war zum Mäusemelken, seit zwanzig Minuten suchte ich schon diese dämliche Waldstraße, wo angeblich das komfortable Landhaus der Wenzels stehen sollte. Ich hasse es, unpünktlich zu Besichtigungsterminen zu kommen. Außerdem war das hier ein Millionenobjekt, was mir nicht nur finanziell, sondern auch imagemäßig ungeheuer gut in den Kram passen würde. Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern bringen zwar das tägliche Brot; Butter, Lachs und den trockenen Weißen brachten die Einfamilienhäuser.
Nach diesem kleinen Intermezzo machte ich mich wieder an die Arbeit. Wirklich, das Geschäft lief wieder. Wäre ja auch ein Wunder, wenn nicht. So wie ich mich ins Zeug legte. Es hätte ja auch im letzten Jahr gefluppt, wenn ich nicht so viele Aufträge an Thorwald und Partner verloren hätte. Aber darüber wollte ich mich jetzt nicht ärgern.
Am Samstag vertrieb mir ein Haufen Termine jeden Gedanken an Magie oder Zufälle. Ich war redlich geschafft und beschloss, früh zu Bett zu gehen, um mich einmal richtig auszuschlafen. Luzi war anderer Meinung, sie hatte wohl noch eine wichtige Verabredung im Garten. Darum ließ ich das Schlafzimmerfenster offen, damit sie hereinkommen konnte, während ich schlief.
Also fand ich mich in Gesellschaft junger Noch-Kinderloser, alter Wieder-Kinderloser und von Familien mit Kleinstkindern.
Zurück im Ferienclub, führte ich dann erst einmal ein Telefonat mit Alizia und versicherte mich, dass es Luzi gut ging.
An diesem Abend beging ich einen Mord!
Er hatte sich in jugendliche Schale geworfen, der Herr Schriver. Jeans klemmten seinen Bauch ein, und ein reptilienbehaftetes Hemd ließ graumelierte Brustbehaarung erahnen. Nun ja. Es kostete mich einige Überredung, ihn in mein Auto zu lotsen, aber ich wollte heute unbedingt unabhängig sein.
Samstag, am frühen Abend, traf ich mich mit dem interessierten Ehepaar am See. Die beiden hatten bereits den ganzen Nachmittag Häuser und Grundstücke besichtigt, waren erschöpft, überfüttert und damit leichte Beute für die Gifttröpfchen, die ich ihnen fein verteilt in die Ohren sprühte. Etwa, dass das Problem mit dem Grundwasser ganz bestimmt gelöst würde. Und der öffentliche Grillplatz ja nur im Sommer genutzt werden könne. Und das mit den Mücken, na, es gab doch Moskitonetze. Das sehe doch herrlich exotisch im Schlafzimmer aus. Und das bisschen Fluglärm …
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