3. NOMEN


Das Klingonische kennt verschiedene Typen von Nomen oder Substantiven.

3.1 Einfache Nomen

Einfache Nomen sind, ähnlich wie im Deutschen einfache Wörter, z. B. DoS Ziel oder QIH Zerstörung.

3.2 Komplexe Nomen

Zusammengesetzte Nomen bestehen, wie der Name bereits sagt, aus mehr als einem Wortelement.

3.2.1 Zusammengesetzte Nomen

Nominal-Komposita sind Wörter, die aus zwei oder drei eigenständigen Nomen zusammengesetzt sind. Das Klingonische ist dem Deutschen in dieser Hinsicht ähnlich, da beide Sprachen sehr reich an solchen Kompositionen sind. Ein Beispiel im Deutschen ist die berühmte Donau-Dampf-Schiff-s-Kapitän-s-Mütze. Ein klingonisches Beispiel wäre jolpa’ Transporterraum. Das Wort besteht aus den beiden Nomen jol Transporterstrahl und pa’ Raum, Zimmer.

3.2.2 Verben auf -wI’

Der zweite Typ zusammengesetzter Nomen besteht in einem Verb mit einem angehängten Suffix, welches die Bedeutung jemand/ein Ding, welches etwas tut/bewirkt hat. Im Deutschen lautet das entsprechende Suffix -er, wie in Arbeit-er, jemand der arbeitet oder Bohr-er, etwas, das bohrt. Das entsprechende klingonische Suffix erscheint zum Beispiel in baHwI’ Schütze, welches aus dem Verb baH Feuere (einen Torpedo o. Ä.) und -wI’ jemand, der feuert (z. B. einen Torpedo) besteht. So bedeutet also baHwI’ jemand, der einen Torpedo feuert. So’wI’ Tarnvorrichtung kommt von dem Verb So’ verhüllen, tarnen und -wI’. So’wI’ ist also, in diesem Fall, ein Ding, welches verhüllt oder tarnt.

Ein Nomen, das aus einer solchen Verbindung aus Verb und Suffix besteht, ist ein gewöhnliches Nomen und kann zusammen mit anderen Nomen ein N-Kompositum bilden. Ein Beispiel ist das klingonische Wort tIjwI’ghom Entergruppe; es besteht aus den Elementen tIj entern, einsteigen, dem Suffix -wI’ jemand, der einsteigt oder entert und dem Nomen ghom Gruppe. Wörtlich übersetzt bedeutet tIjwI’ghom also Gruppe von Leuten, die allesamt entern.

3.2.3 Andere komplexe Nomen

Es existieren im Klingonischen eine ganze Reihe von Nomen, die zwei oder mehr Silben lang sind, die aber nicht in demselben Sinne als N-Komposita gelten, wie diejenigen, die oben beschrieben werden.

Diese Nomen waren möglicherweise einmal als Komposita gebildet worden, aber eines oder alle der hierfür verwendeten Nomen sind in Vergessenheit geraten oder werden als eigenständige Wörter aus anderen Gründen nicht mehr verwendet, sodass es ohne tiefergehende etymologische Forschungen unmöglich ist, zu sagen, was die einzelnen Komponenten des Wortes für sich bedeuten. Ein Beispiel ist das Wort ’ejDo’ Raumschiff. Die Silbe ’ej begegnet uns ebenfalls in ’ejyo’ Sternenflotte, doch gibt es keine bekannten klingonischen Wörter ’ej, Do’ oder yo’, die irgendetwas mit der Sternenflotte, der Föderation oder wie auch immer gearteten Raumfahrzeugen zu tun hätten. Es ist möglich, dass Do’ ein altes klingonisches Wort für Raumschiff ist (ein modernes Wort hierfür ist Duj), das nur noch in dem Begriff ’ejDo’ verwendet wird, doch bleibt dieses ohne weitergehende Untersuchungen natürlich nur eine bare Vermutung.

3.3 Suffixe

Allen Nomen, ob einfache oder zusammengesetzte, können ein oder mehrere Suffixe folgen. Wenn zwei oder mehr Suffixe an einem Nomen verwendet werden, müssen sie in einer festgelegten Abfolge erscheinen. Suffixe können bezüglich ihrer relativen Lage in der Nachfolge des Nomens klassifiziert werden, welche der Einfachheit halber von eins bis fünf durchnummeriert werden können; Suffixe der Klasse 1 folgen direkt dem Nomen, Suffixe der Klasse 2 denjenigen der ersten Klasse, bis hin zu denen des Typs 5, die am Ende des Komplexes erscheinen. Dieses kann wie folgt illustriert werden:

NOMEN-1-2-3-4-5

Wenn kein Suffix der Klasse 1 verwendet wird, folgt ein Suffix der Klasse 2 natürlich direkt dem Nomen, wird nur ein Suffix der Klasse 5 verwendet, erscheint es ebenfalls direkt hinter dem Nomen. Die relative Abfolge wird also nur dann eingehalten, wenn mindestens zwei Suffixe verwendet werden.

Jede Suffixklasse beinhaltet mindestens zwei Suffixe, doch kann in einem Komplex jeweils nur ein Suffix einer Klasse verwendet werden. Ein Nomen kann also zum Beispiel mit einem Suffix der Klasse 4, nicht jedoch mit zwei oder drei Suffixen derselben Klasse 4 verbunden werden.

Die Suffixklassen und die in ihnen enthaltenen Morpheme gliedern sich wie folgt:

3.3.1 Typ 1: Augmentative/Diminutive

-’a’ Augmentativ

Dieses Suffix bezeichnet ein Verhältnis des Nomens zu etwas Größerem, Wichtigerem oder Mächtigerem.

SuS Wind

SuS’a’ starker Wind, Sturm

Qagh Fehler

-Qagh’a’ -großes Versäumnis, unentschuldbarer Fehler

woQ Macht, Stärke

-woQ’a’ letzte, endgültige, ultimative -Stärke

-Hom Diminutiv

Das genaue Gegenteil des augmentativen Suffixes. Es indiziert, dass das Nomen zu seiner Verkleinerung referiert, verkleinert wird, weniger wichtig ist, als wenn es ohne das Suffix auftritt.

SuS Wind

SuSHom Lufthauch

roj Frieden

rojHom Waffenstillstand, vorläufiger Friede

3.3.2 Typ 2: Numerale

Wie im Deutschen verfügt das Nomen im Klingonischen nicht über ein spezielles Suffix, welches anzeigt, dass es im Singular steht: nuH Waffe bezeichnet eine einzelne Waffe, gleich welchen Typs. Im Gegensatz zum Deutschen bedeutet der Mangel eines spezifischen Pluralsuffixes nicht, dass das Nomen singularisch verwendet wird. Im Klingonischen kann ein Nomen ohne ein Pluralsuffix auf mehr als eine Entität referieren. Die Pluralität wird entweder durch ein Verbpräfix (siehe Kapitel 4.1), einen eigenständigen Terminus (Kapitel 5.1) oder durch den Kontext angezeigt. Zum Beispiel kann sich das Wort yaS Offizier auf einen einzelnen Offizier oder eine Gruppe von Offizieren beziehen, in -Abhängigkeit von anderen Wörtern im Satz oder vom Gesprächs-kontext.

Vergleichen Sie die folgenden Beispiele:

yaS vImojpu’ Ich bin Offizier geworden.

yaS DImojpu’ Wir sind Offiziere geworden.

yaS jIH Ich bin (ein) Offizier.

yaS maH Wir sind Offiziere.

Im ersten Satzpaar besteht der einzige Unterschied in den verschiedenen Verbpräfixen (an dieser Stelle nur partiell beschrieben, siehe Kapitel 4.1): vI- Ich, DI- Wir. Im zweiten Satzpaar besteht ein Unterschied zwischen den Pronomen: jIH Ich, maH Wir.

Unter bestimmten Umständen ist der einzige Weg zu entscheiden, ob von einer oder mehreren Entitäten die Rede ist, die Interpretation des Kontexts. So kann yaS mojpu’ mit er/sie ist (ein) Offizier geworden oder sie sind Offiziere geworden übersetzt werden. Diejenigen, die an einem Gespräch teilnehmen, in dem dieser Satz verwendet wird, werden vermutlich aus dem Kontext heraus wissen, auf wieviele Personen dieser Satz bezogen werden muss, um seine korrekte Bedeutung erfassen zu können. Glücklicherweise ist es für einen Studenten des Klingonischen niemals falsch, ein Pluralsuffix einem Nomen anzufügen, wenn er sich im Satz auf mehrere Personen beziehen will, auch wenn die Beifügung im klingonischen Sprachgebrauch redundant sein kann. Dementsprechend ist sowohl yaS maH als auch yaSpu’ maH korrekt, beide Sätze haben die Bedeutung Wir sind Offiziere (-pu’ ist ein Pluralsuffix). Auf der anderen Seite kann im Klingonischen kein Pluralsuffix an ein Nomen angehängt werden, welches sich nur auf ein Subjekt bezieht, besonders, wenn der Satz zusätzlich ein Pronomen enthält. Der Satz yaSpu’ jIH Ich bin Offiziere ist im Klingonischen wie in der deutschen Übersetzung gleichermaßen falsch.

Das Klingonische kennt drei verschiedene Pluralsuffixe.

-pu’ -Pluralsuffix für Lebensformen, die sich einer (gesprochenen) Sprache bedienen.

Dieses Suffix kann verwendet werden, um die Pluralität von Klingonen, Terranern, Romulanern, Vulkaniern usw. anzuzeigen, nicht aber für niedere Tiere aller Art, Pflanzen, unbelebte Objekte, elektromagnetische oder anderer Strahlen, Wellen etc.

yaS Offizier

yaSpu’ Offiziere

Duy Unterhändler (Sing.)

Duypu’ Unterhändler (Pl.)

-Du’ Pluralsuffix für Körperteile.

Dieses Suffix findet Verwendung, wenn es sich auf Körperteile von Lebewesen bezieht, die einer Sprache mächtig sind oder es generell auf alle anderen Tiere verweist.

qam Fuß

qamDu’ Füße

tlhon Nasenloch

tlhonDu’ Nasenlöcher, Nüstern

-mey Pluralsuffix aller Nomen.

mID Kolonie

mIDmey Kolonien

yuQ Planet

yuQmey Planeten

Das Suffix kann auch im Zusammenhang mit Lebewesen, die sich einer Sprache bedienen, verwendet werden, also mit Nomen, die den Plural gewöhnlich auf -pu’ bilden. Ein so verwendetes Suffix bildet eine Konnotation, die man am ehesten mit dem Terminus überall verstreut, vereinzelt oder zerstreut übersetzen kann. Vergleichen Sie folgende Ausdrücke:

puq Kind

puqpu’ Kinder

puqmey überall verstreute Kinder

Das Suffix -mey kann nicht im Zusammenhang mit Körperteilen verwendet werden. Es muss angemerkt werden, dass diese grammatikalische Regel von klingonischen Dichtern des Öfteren verletzt wird, um bestimmte Assoziationen in ihren Dichtungen zu provozieren. Formen wie tlhonmey überall verstreute Nasenlöcher, sind manchmal anzutreffen. Bevor sich Studenten des Klingonischen in der Verwendung solcher Nuancierungen sicher fühlen, ist es anzuraten, sich stets an die grammatikalischen Regeln zu halten.

Zum Schluss bleibt anzumerken, dass es im Klingonischen Nomen gibt, die immer pluralische Bedeutung haben und deshalb niemals Träger eines Pluralsuffixes sind.

ray’ Ziele

cha Torpedos

chuyDaH Triebwerke

Die singularischen Formen dieser Nomen unterscheiden sich deutlich von den pluralischen:

DoS Ziel

peng Torpedo

vIj Antriebsdüse

Die Singularformen können zwar Träger des -mey Suffixes sein, doch sie tragen dann stets konnotativ die Nebenbedeutung des Verstreutseins.

DoSmey überall verstreute Ziele

pengmey überall verteilte Torpedos

Nomen mit einem solchen inhärenten Plural werden grammatikalisch als Singularform behandelt, sodass sie z. B. auf Singularpronomen referieren (Kapitel 4.1, 5.1). Zum Beispiel muss in dem Satz cha yIghuS Fertig bei den Torpedos! oder Macht die Torpedos zum Feuern bereit! das Verbpräfix yI-, ein Imperativpräfix zur Verwendung gegenüber einzelnen Objekten, verwendet werden, obwohl das Objekt (cha Torpedos) eine pluralische Bedeutung hat.

3.3.3 Typ 3: Qualifikation

Suffixe dieser Klasse zeigen an, wie sich das Verhältnis des Sprechers gegenüber der Aussage des Nomens verhält, oder, wie sicher der Sprecher ist, dass dieses Nomen adäquat verwendet wird.

-qoq (das) sogenannte

Dieses Suffix zeigt an, dass das Nomen in einer falschen oder ironischen Art und Weise verwendet wird. Wenn die Rede von -rojqoq sogenannter Frieden und nicht von roj Frieden ist, signalisiert der Sprecher, dass der Frieden nicht legitim ist oder wenn, nur von kurzer Dauer sein wird.

-Hey offenbar, augenscheinlich

Dieses Suffix gibt die Information, dass der Sprecher sich zwar ziemlich sicher ist, dass das Objekt, worauf das Nomen referiert, akkurat beschrieben ist, er aber trotzdem Zweifel hat. Wenn zum Beispiel der Scanner eines klingonischen Schiffes die Anwesenheit eines Objektes meldet, und der Offizier, der die Nachricht weitergibt, annimmt, es handele sich dabei um ein fremdes Raumschiff, er sich jedoch nicht völlig sicher ist, wird er dieses Objekt eher mit dem Ausdruck DujHey ein anscheinendes Schiff, wahrscheinlich ein Schiff beschreiben, als es einfach Duj Schiff zu nennen.

-na’ definitiv, sicherlich

Das Gegenteil von -Hey. Das Suffix zeigt an, dass es für den Sprecher nicht den geringsten Zweifel an der Genauigkeit des von ihm gewählten Ausdrucks gibt. Wenn also derselbe klingonische Offizier wie oben von der Anwesenheit eines Fahrzeugs überzeugt ist, wird er die Präsenz eines Dujna’ melden, die definitive, unbezweifelbare Anwesenheit eines Schiffes.

3.3.4 Typ 4: Possessivsuffixe/Spezifikation

Die vierte Suffixklasse der Nomen ist mit Abstand die größte, da sie alle besitzanzeigenden und hinweisenden Suffixe enthält.

Die Possessivsuffixe sind:

-wIj mein

-maj unser

-lIj dein

-raj euer

-Daj sein, ihr, sein

-chaj ihre

Als Beispiel: juH Heim, Haus, juHwIj mein Haus, juHlIj dein Haus, juHchaj ihr Haus etc.

Wenn das Objekt, das besessen wird, ein Lebewesen ist, das in der Lage ist, sich sprachlich zu verständigen, so gibt es im Klingonischen darüber hinaus noch vier weitere Suffixe, für die Besitzer in der zweiten und ersten Person:

-wI’ mein

-ma’ unser

-lI’ dein

-ra’ euer

Diese Suffixe erscheinen in Ausdrücken wie joHwI’ mein Fürst und puqlI’ dein Kind. Es ist grammatikalisch korrekt, bei der -Sprache mächtigen Lebewesen das reguläre Possessivpronomen zu verwenden (wie in puqlIj dein Kind), aber solche Verwendungen haben im Klingonischen eine verächtliche bis abfällige Konnotation; joHwIj für mein Fürst berührt nahezu ein Tabu. -Studenten des Klingonischen sollten sich dieses stets vor Augen halten.

Um anzuzeigen, dass zwei Nomen in einem Besitzverhältnis zueinander stehen, verwendet das Klingonische kein eigenes Suffix. Die Nomen stehen vielmehr in der Ausdrucksfolge Besitzer – Besitz: jagh nuH Feindes Waffe (wörtlich Feind Waffe). Diese Konstruktion wird auch für Phrasen verwendet, die im Deutschen mit einem Genitivpronomen (dessen, deren) übersetzt werden müssen: die Waffe der Feinde (siehe hierzu auch Kapitel 3.4).

Des Weiteren existieren zwei Suffixe, durch welche die räumliche Nähe des Sprechers zum Referenzobjekt des Nomens spezifiziert wird.

-vam diese/r/s

Dieses Suffix zeigt an, dass das Referenzobjekt in unmittelbarer Nähe zum Sprecher situiert ist, oder das so indizierte Nomen den Hauptgegenstand der Konversation bildet.

nuHvam diese Waffe (hier, direkt bei mir)

yuQvam dieser Planet (von dem wir gerade sprechen)

In Verbindung mit einem pluralischen Nomen (angezeigt durch ein Pluralsuffix oder ein inhärentes Pluralnomen (plurale tantum) wird -vam mit diese übersetzt.

nuHmeyvam diese Waffen

-vetlh jene/r/s

Dieses Suffix zeigt an, dass das Referenzobjekt des Nomens nicht in unmittelbarer Nähe situiert ist oder es nicht den untergeordneten Konversationsgegenstand bildet.

nuHvetlh jene Waffe (dort drüben)

yuQvetlh -jener Planet (im Gegensatz zu dem, von dem wir -gerade sprechen)

In Verbindung mit einem Nomen im Plural (s. o.) wird -vetlh mit jene übersetzt.

nuHmeyvetlh jene Waffen

Das Klingonische kennt keine äquivalenten Ausdrücke zu der, die, das und ein, eine, eines. Bei der Übersetzung aus dem Klingonischen müssen diese Wörter aus dem Kontext erschlossen und hinzugefügt werden. In diesem Buch werden sie bei den Übersetzungen hinzugefügt, um den Sätzen im Deutschen eine größtmögliche Glätte zu verleihen.

3.3.5 Typ 5: Syntaktische Markierungen

Die Suffixe dieser Gruppe beschreiben die Funktionen des Nomens im Satz. Wie im Deutschen wird die Verwendung eines Nomens als syntaktisches Subjekt oder Objekt durch seine Position im Satz bestimmt. Im folgenden Beispiel sind beide Sätze aus denselben Wörtern aufgebaut, doch haben sie je nach Wortstellung eine unterschiedliche Bedeutung.

Hunde jagen Katzen.

Katzen jagen Hunde.

Subjekte und Objekte sind im Klingonischen ebenfalls durch die Wortstellung bestimmt (Kapitel 6.1). In anderen Fällen legt das Deutsche die Funktion von Nomen im Satz durch das Hinzufügen von anderen Wörtern, meistens Präpositionen, fest. Im folgenden Satz legt der Ausdruck um … herum, in welchem das Wort Kanarienvögel eingebettet ist, fest, dass die Kanarienvögel weder jagen noch gejagt werden:

Hunde jagen Katzen um Kanarienvögel herum.

Das Klingonische kennt gleichermaßen Morpheme, die Nomen in ihrer Satzfunktion spezifizieren, sofern es sich bei dieser nicht um einen Gebrauch als Subjekt oder Objekt des Satzes handelt. Im Gegensatz zum Deutschen wird dieses Morphem als Suffix positioniert.

-Daq Lokativ, Ortsangabe

Dieses Suffix zeigt an, dass etwas in der unmittelbaren räumlichen Gegenwart des nominalen Ausdrucks, an den es angehängt ist, geschieht, geschehen wird oder geschehen ist. Normalerweise wird das -Daq kontextabhängig mit den deutschen Präpositionen hin … zu, in, an, bei oder auf übersetzt. Zum Beispiel handelt es sich bei dem Ausdruck pa’Daq um eine Verbindung von pa’ Raum mit dem Suffix -Daq. Der Ausdruck kann zum Beispiel in Sätzen auftreten, wie:

pa’Daq jIHtaH Ich befinde mich im Zimmer oder

pa’Daq yIjaH Gehe zu dem Zimmer!

Im ersten Satz wird jIH Ich im Sinne von Ich bin (Kapitel 6.3) verwendet, sodass in die naheliegendste Übersetzung von -Daq ist. Im zweiten Satz wird das Prädikat aus einem Verb der Bewegung jaH gehen gebildet, sodass -Daq hier am sinnvollsten mit hin … zu übersetzt werden kann. Es besteht jedoch keine Verpflichtung, in der Übersetzung eine Präposition zu verwenden. Das klingonische Wort Dung bedeutet darüberliegender Bereich, sodass DungDaq am ehesten mit hierüber, direkt oben auf übersetzt werden sollte. In Kapitel 3.4 werden weitere Präpositionalausdrücke vorgestellt werden.

An diesem Punkt muss darauf hingewiesen werden, dass bestimmte Ausdrücke, die im Deutschen durch Adverbien wie hier, dort oder überall erscheinen, im Klingonischen durch nominale Ausdrücke Verwendung finden: naDev (das) Hierliegende, pa’ (das) Dortliegende, Dat (das) Überallherumseiende, etwas eleganter vielleicht die Gegend im näheren Umkreis, die Gegend im weiter drüben liegenden Umkreis, die Gegend als Ganzes. Im Gegensatz zu anderen Nomen verbinden sich diese Ausdrücke niemals mit dem Lokativsuffix. Beachten Sie, dass pa’ der dort liegende Platz und pa’ Zimmer gleich artikuliert werden, pa’Daq jedoch nur im Zimmer oder hin zu (dem) Zimmer bedeuten kann.

Es gibt einige wenige Verben, deren Bedeutung eine lokative -Konnotation enthält, wie zum Beispiel ghoS vorstoßen. Nomen, die in einem Satz als Objekte solcher Verben verwendet werden, sind gewöhnlich keine Träger des Lokativsuffixes.

Duj ghoStaH Es nähert sich dem Schiff.

yuQ wIghoStaH Wir bewegen uns auf den Planeten zu.

Wobei Duj Schiff, Fahrzeug, ghoStaH es, etwas nähert sich und yuQ Planet, wIghoStaH wir bewegen uns auf etwas hin bedeuten. Wenn das Lokativsuffix mit Verben dieser Art trotzdem verwendet wird, ergibt sich daraus zwar eine Redundanz, doch der Satz ist deswegen grammatikalisch nicht falsch.

DujDaq ghoStaH Es nähert sich dem Schiff, dem es sich nähert.

-vo’ von, weg

Dieses Suffix ähnelt semantisch dem -Daq, wird jedoch nur verwendet, wenn die Bewegung in einer Richtung von etwas weg beschrieben werden soll.

pa’vo’ yIjaH Geh aus dem Zimmer; Verlasse den Raum!

-mo’ wegen

Dieses Suffix begegnet uns in Sätzen wie:

SuSmo’ joqtaH Es flattert im Wind.

Das Nomen SuSmo’ bedeutet wegen des Windes, also bedeutet der Satz wörtlich Es (die Fahne) flattert, weil es windet.

-vaD für, bestimmt für, gedacht für

Dieses Suffix bestimmt seinen nominalen Träger gewissermaßen als Empfänger oder Erleider einer Handlung.

Qu’vaD lI’ De’vam -Diese Information ist nützlich für die Mission.

Das Nomen Qu’vaD bedeutet für die Mission, bestimmt für die Mission und das Suffix -vaD kennzeichnet die Mission als dasjenige, für das etwas (eine Information) eine bestimmte Relevanz hat.

-’e’ Topisierung

Das Suffix betont ein Nomen als Träger der Handlung, eines Ausrufes oder einer Feststellung. Im Deutschen wird eine solche Topisierung im Satz entweder durch die bloße Betonung des Wortes oder eine spezielle syntaktische Konstruktion (meist die emphatische Wiederholung) erreicht.

jIlujpu’ jIH’e’ -Ich, und nur ich, habe versagt. -Ich bin es, der versagt hat.

De’’e’ vItlhapnISpu’ Ich habe diese INFORMATION gebraucht! Es war die Information, die ich brauchte, und nichts anderes.

Ohne das -’e’ gäbe es keine besondere Hervorhebung eines Nomens in den Beispielsätzen.

jIlujpu’ jIH Ich habe versagt.

De’ vItlhapnISpu’ Ich habe diese Information gebraucht.

(Für weitere Verwendungen des -’e’ siehe Kapitel 6.3)

3.3.6 Relative Ordnung der Suffixe

Wie zuvor bereits angesprochen, müssen die Suffixe, die an einem Nomen verwendet werden, zueinander in einer korrekten Ordnung nach ihren jeweiligen Klassenzugehörigkeiten stehen. Es ist zwar nicht häufig der Fall, dass ein Nomen von fünf Suffixen begleitet wird, doch es kommt von Zeit zu Zeit durchaus vor. Im Folgenden werden einige Beispiele für Nomen mit zwei oder mehreren Suffixen vorgestellt. Die Klassenzugehörigkeit des Suffixes wird durch Nummern angezeigt.

QaghHommeyHeylIjmo’ -wegen -deiner scheinbar kleinen Fehler

Qagh

(Nomen)

Fehler

-Hom

(1)

Diminutiv

-mey

(2)

Plural

-Hey

(3)

anscheinend, scheinbar

-lIj

(4)

dein, deine

-mo’

(5)

-weil, wegen

pa’wIjDaq in meinem Quartier

pa’

(Nomen)

Zimmer, Raum, Quartier

-wIj

(4)

mein

-Daq

(5)

Lokativ

Duypu’qoqchaj ihre sogenannten Unterhändler

Duy

(Nomen)

Unterhändler, Abgesandter

-pu’

(2)

Plural

-qoq

(3)

sogenannten

-chaj

(4)

ihre

qamDu’wIjDaq zu meinen Füßen

qam

(Nomen)

Fuß

-Du’

(2)

Plural

-wIj

(4)

mein

-Daq

(5)

Lokativ

rojHom’e ’ Waffenstillstand (als Gesprächstopos)

roj

(Nomen)

Frieden

-Hom

(1)

Diminutiv

-’e’

(5)

Topisierung

In den vorangegangenen Beispielen wurde die Verwendung der Suffixe nur zusammen mit einfachen Nomen beschrieben. Das Gesagte gilt jedoch gleichermaßen für zusammengesetzte Nomen, wie sie in Kapitel 3.2 beschrieben worden sind:

DIvI’may’DujmeyDaq bei, an den Föderationskampfschiffen

DIvI’may’Duj

(Nomen)

Föderationskampfschiff

-mey

(2)

Plural

-Daq

(5)

Lokativ

baHwI’pu’vam diese Schützen

baHwI’

(Nomen)

Schütze

-pu’

(2)

Plural

-vam

(4)

dieser

3.4 Nomen-Nomen-Verbindungen

Einige Verbindungen von zwei oder mehr Nomen sind im Klingonischen so üblich geworden, dass sie als eigenständige Begriffe gehandhabt werden (Kapitel 3.2.1). Zusätzlich besteht die Möglichkeit, jedes Nomen mit jedem Nomen zu verbinden, sodass ein neuer Begriff entsteht, der jedoch in keinem Wörterbuch verzeichnet ist. Die Übersetzung einer solchen Verbindung wird entweder durch ein Genitivpronomen deren, dessen oder durch -einen präpositionalen Ausdruck von dem, für das realisiert. In der Konstruktion N1-N2 (also Nomen 2 angehängt an Nomen 1) lautete die Übersetzung also N2 von dem, der N1. Ein Beispiel: nuH Waffe wird mit pegh Geheimnis zu nuH pegh Geheimnis der Waffe oder alternativ übersetzt der Waffe Geheimnis. Wie in Kapitel 3.3.4 handelt es sich hierbei um die klingonische Possessivkonstruktion eines Nomens, das ein zweites „besitzt“. Wenn eine solche Nomen-Nomen-Konstruktion verwendet wird, kann nur das Nomen N2 Träger eines Suffixes der syntaktischen Markierung (Typ 5) sein. Beide Nomen können jedoch mit den Suffixen der übrigen Klassen verbunden werden. Drei Beispiele:

nuHvam pegh Geheimnis dieser Waffe

nuH

(Nomen)

Waffe

-vam

(4)

diese

pegh

(Nomen)

Geheimnis

jaghpu’ yuQmeyDaq auf, bei den Planeten der Feinde

jagh

(Nomen)

Feind

-pu’

(2)

Plural

yuQ

(Nomen)

Planet

-mey

(2)

Plural

-Daq

(5)

Lokativ

puqwI’ qamDu’ die Füße meines Kindes

puq

(Nomen)

Kind

-wI’

(4)

mein

qam

(Nomen)

Fuß

-Du’

(2)

Plural

Präpositionalphrasen werden im Klingonischen ebenfalls durch derartige Nomen-Nomen-Verbindungen ausgedrückt. Präpositionen wie darüber, über oder unter, darunter sind im Klingonischen Nomen, die am ehesten als Bereich, Raum darüber bzw. darunter übersetzt werden können. Das Lokativsuffix (Kapitel 3.3.5) folgt stets dem zweiten Nomen:

nagh DungDaq über dem Felsen

nagh

(Nomen)

Felsen

Dung

(Nomen)

-darüber, der darüber liegende Bereich

-Daq

(5)

Lokativ

Etwas freier ausgedrückt, kann der Ausdruck mit der Raum, der sich über dem Felsen befindet oder der Bereich oberhalb des Felsens übersetzt werden.