Der schlimmste Tod, den ich je miterlebte, war der eines Mannes, der an Lungenkrebs starb. Ich arbeitete zu jener Zeit als Arzt im Praktikum an einem öffentlichen Krankenhaus in Boston. Da es sich in den Statistiken der Gefängnisse nicht gut machte, wenn Insassen während der Haft dort verstarben, wurden todkranke Häftlinge für ihre letzten Tage in mein Krankenhaus verlegt, auch wenn es nur noch wenig gab, was wir für sie tun konnten.
Es war Sommer und im Häftlingstrakt gab es keine Klimaanlage, jedenfalls nicht für die Häftlinge. Wir Ärzte konnten uns in die gekühlten Randbereiche der Station zurückziehen, doch die Häftlinge, die mit Handschellen an ihre Betten gefesselt waren, lagen bei dieser Hitze im oberen Stockwerk dieses großen Backsteingebäudes nur ausgestreckt in ihren Betten. Wenn sie mit Fußfesseln den Flur vor uns entlanggeführt wurden, folgte ihnen ein stechender Schweißgeruch.
In der Nacht, als jener Mann starb, hatte ich eine meiner Sechsunddreißig-Stunden-Schichten. Damals arbeiteten wir bis zu 117 Stunden pro Woche. Es ist erstaunlich, dass uns dabei nicht mehr Menschen zum Opfer fielen. Nachts waren wir nur zu zweit: ich und ein schwarz arbeitender Arzt, der es vorzog, für seine 1.000 Dollar Vergütung zu schlafen. Somit war ich die meiste Zeit auf mich allein gestellt, wenn es um die Betreuung von Hunderten Patienten ging, einige von ihnen im Endstadium ihrer Krankheiten. Es war in einer dieser Nächte, durch die ich mich wegen des Schlafentzugs wie im Nebel schleppte, als mich der Notruf erreichte.
Bis zu dieser Nacht waren alle Tode, die ich mitbekommen hatte, entweder solche, bei denen die Patienten bei meiner Ankunft bereits tot waren, oder solche nach einem Alarmruf höchster Priorität, wenn wir nach einem Herzstillstand verzweifelt und fast immer erfolglos versuchten, den oder die Patientin wiederzubeleben.
Bei diesem Mann war es anders.
Er krallte sich mit weit aufgerissenen Augen in sein Bett, während er verzweifelt nach Luft rang. Der Krebs hatte seine Lungen mit Flüssigkeit gefüllt. Er wurde buchstäblich vom Lungenkrebs ertränkt.
Während er verzweifelt strampelte, funktionierte ich nur noch medizinisch und spulte wie im Lehrwerk alle möglichen Maßnahmen ab. Doch es gab nichts mehr, was ich für den Patienten tun konnte. Er brauchte mehr Morphium, das auf der anderen Seite des Trakts verwahrt wurde, doch mir blieb keine Zeit, dorthin zu rennen, geschweige denn, es rechtzeitig zum Patienten zurück zu schaffen. Ich war nicht gerade beliebt auf der Häftlingsstation. Einmal hatte ich den Fall eines Wärters gemeldet, der einen kranken Häftling schlug, und als Dank Todesdrohungen bekommen. Die Wärter würden mich niemals schnell genug durch die Sicherheitstür lassen. Ich flehte die Schwester an, das Morphium zu besorgen, aber sie schaffte es nicht rechtzeitig zurück.
Das Husten des Mannes wurde zu einem Gurgeln. „Alles wird gut“, sagte ich. Noch im selben Moment dachte ich mir: Wie entsetzlich dumm, so etwas zu jemandem zu sagen, der gerade erstickt. Eine weitere Lüge in einer wahrscheinlich langen Reihe an herablassenden Äußerungen, die dieser Mensch im Laufe seines Lebens von diversen Autoritätspersonen zu hören bekam. Hilflos wechselte ich von der Arztrolle in die eines Mitmenschen. Ich nahm seine Hand in meine, die er mit all seinen verbliebenen Kräften packte, während er mich mit einem panischen Gesichtsausdruck zu sich heranzog. „Ich bin hier“, sagte ich, „ich bin ja hier“. Unsere Blicke blieben aneinander hängen, während er direkt vor meinen Augen erstickte. Es war, als ob ich dabei zusähe, wie jemand zu Tode gefoltert wird.
Atmen Sie tief durch. Und jetzt stellen Sie sich vor, wie es sich anfühlen würde, nicht atmen zu können. Wir müssen alle gut auf unsere Lungen achten.
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Die Todesursache Nummer 2 in den USA, Lungenkrebs, fordert jährlich etwa 300.000 Menschenleben. Genau wie unsere Todesursache Nummer 1, die Herzkrankheiten, lässt sich auch Lungenkrebs weitgehend vermeiden. Lungenkrankheiten können in den verschiedensten Formen auftreten, doch gibt es drei Arten, an denen die Menschen am häufigsten sterben: Lungenkrebs, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Asthma. Lungenkrebs ist die Krebsart, an der wir am häufigsten sterben. Die meisten der 160.000 Lungenkrebstode pro Jahr sind eine direkte Folge des Rauchens. Doch vermag auch eine gesunde Ernährung die DNA-schädigende Wirkung von Tabakrauch abzumildern, und vielleicht sogar, den Lungenkrebs daran zu hindern, sich weiter auszubreiten.
An COPD sterben in den USA jährlich ungefähr 140.000 Menschen; entweder durch Beschädigungen der Lungenbläschen (Lungenemphysem) oder durch entzündete und geschwollene Atemwege, die mit zähem Schleim verstopft sind (chronische Bronchitis). Auch wenn die durch COPD verursachten Lungenschäden permanent und nicht heilbar sind, kann eine obst- und gemüsereiche Ernährung dazu beitragen, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und die Lungenfunktion der über dreizehn Millionen Betroffenen zu verbessern.
Asthma fordert in den USA jährlich 3.000 Menschenleben und ist eine der häufigsten Krankheiten bei Kindern, kann aber wahrscheinlich mit einer gesünderen Ernährung größtenteils vermieden werden. Forschungsergebnisse legen nahe, dass schon wenige Obst- und Gemüseportionen mehr pro Tag sowohl die Asthmafälle im Kindesalter als auch Asthmaanfälle bei Betroffenen reduzieren helfen.
Jedes Jahr werden in den USA etwa 220.000 Fälle von Lungenkrebs diagnostiziert. Lungenkrebs verursacht mehr Todesfälle als die ihm nachfolgenden häufigsten drei Krebsarten zusammen, nämlich Darm-, Brust- und Bauchspeicheldrüsenkrebs.1 Fast 400.000 US-Amerikaner leben unter dem Damoklesschwert Lungenkrebs, das sie jeden Moment treffen könnte.2 Anders als bei Herzkrankheiten, die immer noch als direkte Folge einer arterienverstopfenden Ernährung anerkannt werden müssen, ist es weithin unbestritten, das Tabak mit Abstand die häufigste Ursache für Lungenkrebs ist. Der American Lung Association zufolge ist Tabak für bis zu 90 Prozent aller Lungenkrebstode mitverantwortlich. Rauchende Männer haben eine dreiundzwanzigfach höhere Wahrscheinlichkeit an Lungenkrebs zu erkranken als Nichtraucher. Bei Frauen ist die Wahrscheinlichkeit immerhin noch dreizehn Mal größer. Darüber hinaus schädigen Raucher nicht nur sich selbst, sondern auch andere: Tausende Todesfälle pro Jahr werden allein dem Passivrauchen zugeschrieben. Die Gefahr für Nichtraucher, an Lungenkrebs zu erkranken, ist 20 bis 30 Prozent höher, wenn sie regelmäßig Zigarettenrauch ausgesetzt sind.3
Die Warnungen auf Zigarettenpackungen sind jetzt überall zu finden, aber es gab eine lange Zeit, in der der Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs von einflussreichen Interessengruppen vertuscht wurde – ganz ähnlich wie heutzutage der Zusammenhang zwischen bestimmten Lebensmitteln und anderen häufigen Todesursachen unter Verschluss gehalten wird. So rief z. B. Philip Morris, der führende Zigarettenhersteller der USA, 1980 das berüchtigte Whitecoat Project ins Leben. Der Konzern engagierte Ärzte, um unter deren Namen bereits vorgeschriebene Forschungsergebnisse zu veröffentlichen, die den Zusammenhang zwischen Passivrauchen und Lungenkrebs abstritten. In diesem Papier wurden die Ergebnisse verschiedener wissenschaftlicher Berichte passend herausgepickt und neu zusammengestellt, um die belastenden Beweise zu den Gefahren des Passivrauchens zu verschleiern und zu verfälschen. Diese massive Schönfärberei, die mit raffinierten Werbekampagnen der Tabakindustrie, einschließlich Werbung mit speziell entwickelten sympathischen Trickfilmfiguren, gekoppelt wurde, führte dazu, dass Generationen von US-Amerikanern von Zigaretten abhängig wurden.4
Falls Sie trotz aller Beweise und Warnungen gegenwärtig rauchen, ist der wichtigste Schritt, den Sie tun können, damit aufzuhören. Sofort. Bitte. Sie werden die Vorteile postwenden bemerken. Laut der American Cancer Society sinkt bereits zwanzig Minuten nach dem Aufhören mit dem Rauchen sowohl Ihr Puls als auch Ihr Blutdruck. Innerhalb einiger Wochen verbessert sich Ihr Blutkreislauf und auch Ihre Lungenfunktion. Innerhalb weniger Monate regenerieren sich die Flimmerzellen, die beim Reinigen der Lunge helfen, Schleim abtransportieren und das Infektionsrisiko verringern. Bereits ein Jahr, nachdem Sie mit dem Rauchen aufgehört haben, sinkt Ihr Risiko, eine koronare Herzkrankheit zu entwickeln im Vergleich zu aktiven Rauchern bereits um 50 Prozent.5 Wie wir in Kapitel 1 gesehen haben, hat der menschliche Körper die wunderbare Fähigkeit, sich selbst zu heilen, solange wir ihn nicht ständig aufs Neue verletzen. Eine einfache Umstellung der Ernährung kann dabei helfen, den Schaden, der durch die im Tabakrauch enthaltenen Karzinogene entstanden ist, zu begrenzen.
Zuallererst ist es wichtig, die giftige Wirkung zu verstehen, die Zigaretten auf die Lunge haben. Tabakrauch enthält Chemikalien, die das Immunsystem des Körpers schwächen, ihn anfälliger für Krankheiten machen und seine Fähigkeit einschränken, Krebszellen zu bekämpfen. Gleichzeitig kann Tabakrauch die Zell-DNA beschädigen, wodurch das Risiko erhöht wird, dass sich Krebszellen bilden und zu wuchern beginnen.6
Um zu testen, wie stark eine Ernährungsumstellung die Beschädigung der DNA verhindern kann, untersuchen Wissenschaftler oft chronische Raucher. Ein Forscherteam rief eine Gruppe Langzeitraucher zusammen und bat sie, fünfundzwanzigmal mehr Brokkoli zu sich zu nehmen als durchschnittliche US-Amerikaner, sprich ein paar Röschen pro Tag. Im Vergleich zu Rauchern, die keinen oder wesentlich weniger Brokkoli aßen, hatten die Brokkoli-Esser im Zeitraum von zehn Tagen 41 Prozent weniger DNA-Mutationen in ihrer Blutbahn. Lag das nur daran, dass der Brokkoli die Aktivität der entgiftenden Enzyme in der Leber ankurbelte, die dabei halfen, die Karzinogene unschädlich zu machen, bevor sie es in die Zellen der Raucher schafften? Nein. Sogar als die DNA aus den Zellen der Probanden entnommen und als DNA-schädigend bekannten Chemikalien ausgesetzt wurde, wies das genetische Material der Brokkoli essenden Raucher deutlich weniger Schäden auf als das der anderen Probanden. Das bedeutet, dass der Verzehr von Gemüse wie Brokkoli Sie auf subzellulärer Ebene wahrscheinlich widerstandsfähiger macht.7
Jetzt glauben Sie aber nicht, dass das Essen von reichlich Brokkoli, bevor Sie eine Packung Marlboro Red rauchen, die krebserregende Wirkung des Tabakrauchs vollständig neutralisiert. Das tut es nicht. Doch wenn Sie versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören, kann der Verzehr von Gemüse wie Brokkoli, Kohl oder Blumenkohl das Entstehen weiterer Schäden verhindern.
Die gesundheitlichen Vorteile der Brokkoli- bzw. Kreuzblütlerfamilie gehen noch weiter. Zwar ist Brustkrebs die Krebsart, an der die meisten US-amerikanischen Frauen leiden, doch sterben sie am häufigsten an Lungenkrebs. Etwa 85 Prozent der Frauen mit Brustkrebs sind fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben. Bei Lungenkrebs aber verhält es sich zahlenmäßig umgekehrt: 85 Prozent der Frauen sterben innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose Lungenkrebs. Neunzig Prozent dieser Todesfälle ereignen sich infolge von Metastasen, der Verbreitung der Krebszellen in anderen Körperregionen.8
Einige in Brokkoli enthaltene Bestandteile haben das Potenzial, dieses Metastasenwachstum zu unterdrücken. In einer Untersuchung aus dem Jahr 2010 legten Wissenschaftler eine Schicht menschlicher Lungenzellen, die von Lungenkrebs befallen waren, in eine Laborschale, zerteilten sie und schoben sie auseinander, sodass ein freier Streifen in der Mitte entstand. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden waren die Zellen wieder aufeinander zu gerückt, und innerhalb von dreißig Stunden hatte sich der freie Streifen ganz geschlossen. Als die Wissenschaftler aber Wirkstoffe aus Kreuzblütlergemüse auf die Krebszellen tröpfelten, ging das Krebswachstum zurück.9 Ob das Essen von Brokkoli Krebspatienten zu einem längeren Überleben verhilft, muss noch in klinischen Studien getestet werden. Das Gute an einer gesunden Ernährungsumstellung aber ist, dass sie keine Nachteile hat und zusätzlich zu jeder anderen gewählten Behandlung durchgeführt werden kann.
Rauchen versus Grünkohl
Forscher haben herausgefunden, dass Grünkohl, dieses dunkelgrüne Blattgemüse, das auch als der „König der Kohlgemüse“ bezeichnet wird, dabei helfen kann, den Cholesterinspiegel niedrig zu halten. Sie arbeiteten mit einer Gruppe von dreißig Männern mit hohem Cholesterinspiegel zusammen, die über einen Zeitraum von drei Monaten täglich drei bis vier Schuss Grünkohlsaft trinken mussten. Das entspricht etwa 14 Kilogramm Grünkohl bzw. einer Menge, die ein durchschnittlicher US-Amerikaner in einem Jahrhundert essen würde. Was passierte? Wurden alle grün und begannen plötzlich mit der Photosynthese?
Nein. Der Grünkohl senkte stattdessen ihr „böses“ LDL-Cholesterin und trieb ihr gutes HDL-Cholesterin in die Höhe10 – in einer Weise, wie es das Rennen von fast 500 Kilometern tun würde.11 Am Ende des Versuchs hatte sich die antioxidative Aktivität im Blut der meisten Probanden erhöht. Interessanterweise aber blieb die antioxidative Aktivität bei einer kleinen Zahl von Probanden auf einem niedrigen Niveau. Dabei handelte es sich tatsächlich um die Raucher. Es wurde angenommen, dass die freien Radikale, die durch das Rauchen entstanden, den Anteil der Antioxidantien dezimierten. Wenn Ihre Angewohnheit zu rauchen dazu führt, dass die antioxidative Wirkung von etwa achthundert Tassen Grünkohl zunichte gemacht wird, ist es wirklich an der Zeit, endlich damit aufzuhören.
Das indische Gewürz Kurkuma, das dem Currypulver seine charakteristische gelbe Farbe verleiht, kann ebenfalls Schäden an der DNA eindämmen, die durch das Rauchen entstehen. Seit 1987 hat das US-amerikanische National Cancer Institute über tausend verschiedene Substanzen auf „chemopräventive“ (krebsverhindernde) Aktivitäten getestet. Nur ein Dutzend davon hat es bis in klinische Studien geschafft, und unter den vielversprechendsten von ihnen ist Curcumin, das Pigment, das für die intensive gelbe Farbe von Kurkuma verantwortlich ist.12
Chemopräventive Substanzen können je nachdem, in welchem Krebsentwicklungsstadium sie diesen bekämpfen, in unterschiedliche Untergruppen unterteilt werden: Karzinogen-Blocker und Antioxidantien helfen, das anfängliche Auslösen einer DNA-Mutation zu verhindern, während antiproliferative Substanzen das Wachstum von Tumoren und die Ausbreitung von Krebszellen verhindern. Curcumin ist deshalb speziell, weil es sich scheinbar allen drei Substanzen zuordnen lässt, und daher vermutlich dabei helfen kann, das Wachstum von Krebszellen zu verhindern und/oder aufzuhalten.13
Wissenschaftler haben die Wirkung von Curcumin auf die DNA-verändernde Fähigkeit verschiedener Karzinogene getestet und herausgefunden, dass Curcumin tatsächlich einen starken antimutagenen Effekt auf diverse häufig auftretende krebserregende Substanzen hat.14
Diese Experimente aber wurden in vitro durchgeführt, d. h. in der Laborschale. Es wäre schließlich ethisch nicht vertretbar, Menschen bösartigen Karzinogenen auszusetzen, um dann festzustellen, ob sie an Krebs erkranken oder nicht. Doch dann kam jemand auf die brillante Idee, eine Gruppe mit Probanden zu suchen, die bereits durch ihr eigenes Zutun Karzinogene in ihrer Blutbahn aufwiesen: Raucher!
Eine Möglichkeit, die Konzentration DNA-mutierender Chemikalien im Körper von Menschen festzustellen, besteht darin, deren Urin auf Bakterien zu tröpfeln, die in einer Laborschale wachsen. Bakterien teilen, so wie alles Leben auf der Erde, die DNA als ihre gemeinsame genetische Sprache. Es überraschte nicht, dass die Wissenschaftler bei diesem Experiment herausfanden, dass der Urin von Nichtrauchern weit weniger DNA-Mutationen auslöste, schließlich hatten sie weit weniger Karzinogene in ihrem Körper. Doch als den Rauchern Kurkuma gegeben wurde, sank die DNA-Mutationsrate bis zu 38 Prozent.15 Dabei wurden ihnen keine Curcuminpillen verabreicht, sondern lediglich täglich etwas mehr als ein Teelöffel von dem herkömmlichen Kurkumagewürz, dass man überall in Lebensmittelgeschäften kaufen kann. Natürlich kann Kurkuma die Auswirkungen des Rauchens nicht gänzlich neutralisieren. Auch nachdem die Probanden diese Kurkumamenge einen Monat lang eingenommen hatten, war die DNA-verändernde Wirkung ihres Urins noch immer größer als die der Nichtraucher. Nichtsdestotrotz können Raucher, die Kurkuma zu einem festen Bestandteil ihrer Ernährung machen, die durch das Rauchen entstehenden Schäden etwas eindämmen.
Die krebsbekämpfende Wirkung von Curcumin geht über die Fähigkeit, potenzielle DNA-Mutationen zu verhindern, hinaus. Er scheint ebenso dabei zu helfen, den programmierten Zelltod zu regulieren. Körperzellen sind dafür vorprogrammiert, in einem Prozess namens Apoptose (von griechisch ptosis, fallen, und apo, weg) Platz für neue, frische Zellen zu machen. In diesem Sinne baut sich Ihr Körper alle paar Monate16 mit dem Baumaterial wieder neu auf, das Sie ihm über Ihre Ernährung zuführen. Einige Zellen aber bleiben länger als erwünscht – nämlich Krebszellen. Sie setzen ihren vorprogrammierten Selbstmord außer Gefecht und sterben nicht dann ab, wenn sie es eigentlich sollten. Da sie einfach weiterleben und sich fleißig weiter teilen, können sie irgendwann Tumore bilden und sich im gesamten Körper ausbreiten.
Wie aber wirkt sich Curcumin auf diesen Prozess aus? Es scheint die Fähigkeit zu haben, den Selbstzerstörungsmechanismus in den Krebszellen wieder neu programmieren zu können. Alle Zellen enthalten sogenannte Todesrezeptoren, die den Prozess der Selbstzerstörung in Gang setzen. Krebszellen allerdings können ihre eigenen Todesrezeptoren lahmlegen. Curcumin indes scheint in der Lage zu sein, die Todesrezeptoren zu reaktivieren.17 Darüber hinaus kann es Krebszellen auch direkt durch die Aktivierung von „Exekutionsenzymen“, sogenannten Caspasen, abtöten, die sich in den Krebszellen befinden und diese von innen durch das Aufspalten ihrer Proteine zersetzen.18 Anders als die meisten Chemotherapeutika, gegen die Krebszellen nach einer gewissen Zeit resistent werden können, wirkt sich Curcumin simultan auf mehrere Mechanismen des Zelltods aus, wodurch es für die Krebszellen schwieriger wird, ihrer eigenen Zerstörung zu entgehen.19
Curcumin zeigte in vitro gegen eine ganze Reihe verschiedener Krebszellen Wirkung, einschließlich Brustkrebs-, Hirntumor-, Blutkrebs-, Darmkrebs-, Nierenkrebs-, Leberkrebs-, Lungenkrebs- und Hautkrebszellen. Aus bisher noch nicht vollständig entschlüsselten Gründen greift Curcumin nicht von Krebs befallene Zellen nicht an.20 Leider muss Kurkuma noch in klinischen Tests auf seine Wirksamkeit bei der Prävention oder der Behandlung von Lungenkrebs untersucht werden. Da es aber bei der Verwendung von beim Kochen üblichen Mengen keinerlei Nachteile gibt, empfehle ich, dass Sie Wege finden, dieses Gewürz zu einem Teil Ihrer Ernährung werden zu lassen. In Teil 2 dieses Buches finden Sie mehrere Vorschläge dazu.
Auch wenn der Großteil der Lungenkrebsfälle mit dem Rauchen zusammenhängt, erkrankt etwa ein Viertel der Betroffenen daran, obwohl sie niemals geraucht haben.21 Auch wenn einige dieser Fälle auf das Passivrauchen zurückzuführen sind, gibt es eine andere Ursache, die sehr wahrscheinlich karzinogene Schadstoffe produziert: die beim Braten oder Frittieren entstehenden Dämpfe.
Wenn Fette auf Brat- oder Frittiertemperaturen erhitzt werden, egal ob es sich um tierisches Fett wie Schmalz oder pflanzliches Fett wie z. B. Pflanzenöl handelt, werden flüchtige giftige Chemikalien mit mutagenen Eigenschaften (sprich fähig, genetische Veränderungen zu verursachen) in der Luft freigesetzt.22 Das passiert sogar schon, bevor die Temperatur des Rauchpunkts erreicht wird.23 Wenn Sie zu Hause viel braten, kann eine gute Durchlüftung der Küche das Lungenkrebsrisiko senken.24
Das Krebsrisiko kann auch davon abhängen, was gebraten wird. Eine Untersuchung an Frauen in China fand heraus, dass Raucherinnen, die jeden Tag Fleisch braten, fast ein dreimal so hohes Lungenkrebsrisiko haben wie Raucherinnen, die täglich andere Zutaten als Fleisch braten.25 Dies scheint auf Karzinogene namens heterozyklische Amine zurückzuführen zu sein, die sich immer dann bilden, wenn Muskelgewebe sehr hohen Temperaturen ausgesetzt wird. (Mehr darüber erfahren Sie in Kapitel 11.)
Die Auswirkungen von beim Braten von Fleisch entstehenden Dämpfen kann mitunter schwer von den Auswirkungen des Verzehrs des Fleischs zu unterscheiden sein, doch eine kürzlich durchgeführte Studie, die sich den Einfluss des Grillens auf schwangere Frauen genauer ansah, versucht diese herauszufiltern. Wenn Fleisch gegrillt wird, werden dabei polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) gebildet, die auch zu den wahrscheinlichen Karzinogenen im Zigarettenrauch zählen. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass nicht nur der Verzehr von gegrilltem Fleisch im ersten Schwangerschaftsdrittel mit einem geringeren Geburtsgewicht in Zusammenhang stand, sondern dass auch die Frauen, die lediglich den Grilldämpfen ausgesetzt waren, ebenfalls Babys mit einem geringeren Geburtsgewicht zur Welt brachten. Das Einatmen der Dämpfe wurde ebenfalls mit einer kleineren Kopfgröße in Zusammenhang gebracht, einem Indikator für den Umfang des Gehirns.26 Untersuchungen der Luftverschmutzung legen nahe, dass das Einatmen polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe während der Schwangerschaft negative Auswirkungen auf die zukünftige kognitive Entwicklung des Kindes haben kann (was sich z. B. in einem deutlich geringeren IQ ausdrückt).27
Es kann sogar schon ein Gesundheitsrisiko sein, direkt neben einem Restaurant zu wohnen. Wissenschaftler schätzten das Krebsrisiko für das gesamte Leben der Menschen ein, die nahe den Entlüftungsschächten chinesischer, traditionell US-amerikanischer und Grill- bzw. Barbecue-Restaurants lebten. Das ständige Einatmen der Dämpfe aller drei Restaurantarten führte dazu, dass die Probanden gefährlichen Konzentrationen von PAL ausgesetzt waren. Die chinesischen Restaurants allerdings stellten sich als die schlimmsten heraus. Es wird davon ausgegangen, dass dies mit der Menge an gebratenem Fisch zusammenhängt,28 da die beim Pfannenbraten entstehenden Dämpfe hohe Konzentrationen an PAK enthalten, die die DNA menschlicher Lungenzellen beschädigen können.29 Wegen des erheblich erhöhten Krebsrisikos schlussfolgerten die Forscher, dass es nicht sicher ist, mehr als einen oder zwei Tage pro Monat neben dem Entlüftungsschacht eines chinesischen Restaurants zu leben.30
Und was ist mit dem betörenden Duft von brutzelndem Speck? Die dabei entstehenden Dämpfe enthalten einen Typ Karzinogene, der Nitrosamine genannt wird.31 Auch wenn jede Art von Fleisch potenziell karzinogene Dämpfe freisetzen kann, ist Speck wahrscheinlich die schlimmste von allen: Eine Untersuchung der University of California (UC Davis) fand heraus, dass Bratdämpfe von Speck etwa viermal so viele DNA-Mutationen auslösen wie die Dämpfe von Rinderbuletten, die bei gleichen Temperaturen gebraten werden.32
Wie sieht es mit Tempeh-„Speck“ aus? Tempeh ist ein Produkt aus fermentierten Sojabohnen, aus dem eine Vielzahl von Fleischersatzprodukten hergestellt wird. Wissenschaftler haben die DNA-verändernden Wirkungen der Bratdämpfe von Speck und Rindfleisch mit denen von Tempeh verglichen. Die Speck- und Rindfleischdämpfe waren mutagen, die von Tempeh aber nicht. Es ist trotzdem keine gute Idee, gebratene oder frittierte Lebensmittel zu essen. Auch wenn nach dem Einatmen von Tempeh-Bratdämpfen keine DNA-Veränderungen beobachtet wurden, verursachte der Verzehr des gebratenen Tempeh einige DNA-Mutationen, wenn auch 45-mal weniger als bei Rindfleisch und 346-mal weniger als bei Speck. Die Forscher legten nahe, dass diese Ergebnisse das höhere Risiko von Köchen, an Atemwegserkrankungen und Lungenkrebs zu erkranken, erklären könne, ebenso wie das geringere Erkrankungsrisiko bei Vegetariern.33
Wenn Sie dabei sein müssen, wenn Speck und Eier gebraten werden, tun Sie das lieber an einem Grill im Garten oder Hinterhof, wo Sie den Dämpfen nicht so stark ausgesetzt sind. Untersuchungen zeigen, dass die Anzahl der sich in den Lungen ablagernden Partikel beim Braten oder Grillen in geschlossenen Räumen zehnmal so hoch ist wie im Freien.34
Eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), so wie z. B. ein Emphysem oder eine chronische Bronchitis, erschwert das Atmen stark und verschlimmert sich mit der Zeit immer mehr. Zusätzlich zur Kurzatmigkeit kann COPD starken Husten, eine übermäßige Schleimproduktion, Keuchen und ein Engegefühl in der Brust auslösen. Diese Krankheit betrifft mehr als vierundzwanzig Millionen US-Amerikaner.35
Rauchen ist mit Abstand die Hauptursache für COPD, aber es können auch andere Faktoren ausschlaggebend sein, wie bspw. über einen langen Zeitraum stark verschmutzter Luft ausgesetzt zu sein. Für COPD gibt es leider keine Heilung, aber trotzdem gute Nachrichten: Eine gesunde Ernährung kann dabei helfen, COPD zu vermeiden und ein Verschlimmern der Krankheit zu verhindern.
Schon vor 50 Jahren wiesen Forschungsergebnisse nach, dass der Verzehr großer Mengen an Obst und Gemüse sich positiv auf eine gute Lungenfunktion auswirkt.36 Nur eine Extraportion Obst mehr am Tag kann das Risiko, an COPD zu sterben, um 24 Prozent verringern.37 Im Gegensatz dazu zeigten Untersuchungen von Zwillingspaaren an der Columbia und Harvard University, dass der Verzehr von verarbeiteten Fleisch- und Wurstwaren wie Speck, Fleischwurst, Schinken, Hotdogs, Würsten und Salami das COPD-Risiko erhöhen kann.38,39 Man glaubt, dass dies mit den Nitritsalzen in den Fleischprodukten zusammenhängt, die scheinbar ähnlich lungenschädigende Eigenschaften aufweisen wie die Nitritbeiprodukte im Zigarettenrauch.40
Was aber, wenn Sie bereits an der Krankheit leiden? Können die Lebensmittel, die das Entstehen von COPD vermeiden helfen, nicht auch zu dessen Behandlung eingesetzt werden? Das wussten wir nicht, bis 2010 eine bahnbrechende Studie veröffentlicht wurde. Über einhundert COPD-Patienten wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Einer Gruppe wurde gesagt, sie sollten ihren Obst- und Gemüseverzehr stark erhöhen, während die andere Gruppe bei ihrer normalen Ernährungsweise blieb. Im Verlauf der folgenden drei Jahre ging es den Probanden mit der gleichgebliebenen Ernährungsweise wie zu erwarten immer schlechter. Im Gegensatz dazu konnte das Fortschreiten der Krankheit bei den Probanden der Gruppe, die mehr Obst und Gemüse aß, aufgehalten werden. Ihre Lungenfunktion hörte nicht nur auf, sich zu verschlechtern, sondern verbesserte sich sogar etwas. Die Wissenschaftler schlossen daraus, dass dies mit der Kombination der antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften von Obst und Gemüse und der gleichzeitigen Reduzierung des Fleischkonsums zusammenhing, welcher eine prooxidative Wirkung zu haben scheint.41
Egal, wie genau dies nun ablaufen zu scheint, eine Ernährung mit mehr vollwertigen pflanzlichen Lebensmitteln kann dabei helfen, das Entstehen dieser häufig vorkommenden tödlichen Krankheit zu verhindern und deren Fortschreiten aufzuhalten.
Asthma ist eine entzündliche Atemwegserkrankung, die durch ständig wiederkehrende Anfälle wegen verengter und geschwollener Atemwege, Kurzatmigkeit, Keuchen und Husten gekennzeichnet ist. Asthma kann sich in jedem Alter entwickeln, beginnt in der Regel aber bereits in der Kindheit. Sie ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern und tritt von Jahr zu Jahr häufiger auf.42 In den USA leiden fünfundzwanzig Millionen Menschen an Asthma. 7 Millionen von ihnen sind Kinder.43
Eine wegweisende Untersuchung hat kürzlich gezeigt, dass die Asthma-Raten sich weltweit erheblich unterscheiden. Die The International Study of Asthma and Allergies in Childhood beobachtete über eine Million Kinder in fast einhundert verschiedenen Ländern und wurde zu einer der umfangreichsten Erhebungen, die je zu dieser Krankheit durchgeführt wurden. Die Untersuchung fand einen zwanzig- bis sechzigfachen Unterschied bei der Häufigkeit von Asthma, Allergien und Ekzemen heraus.44 Warum tritt Rhinokonjunktivis (juckende Augen und Triefnase) bei Kindern in Teilen Indiens bspw. nur zu 1 Prozent, überall sonst auf der Welt aber zu 45 Prozent auf?45 Faktoren wie Luftverschmutzung und Raucherquote spielen natürlich eine Rolle, der größte Zusammenhang aber wurde nicht darin festgestellt, was in den Lungen, sondern damit, was im Magen der Kinder landete.46
Heranwachsende, die in Gebieten lebten, wo mehr stärkehaltige Lebensmittel, Getreide, Gemüse und Nüsse verzehrt wurden, zeigten weitaus weniger chronische Symptome wie Keuchen, allergische Rhinokonjunktivitis und allergische Ekzeme.47 Jungen und Mädchen, die täglich zwei oder mehr Portionen Gemüse aßen, hatten ein scheinbar nur halb so hohes Risiko, an allergischem Asthma zu erkranken.48 Generell scheint die Häufigkeit von Asthma und Atemwegsbeschwerden Berichten zufolge bei den Bevölkerungsgruppen geringer zu sein, die mehr pflanzliche Lebensmittel essen.49
Lebensmittel tierischen Ursprungs werden hingegen mit einem erhöhten Asthmarisiko in Verbindung gebracht. Eine Untersuchung von über hunderttausend Erwachsenen in Indien zeigte, dass diejenigen, die täglich oder sogar nur hin und wieder Fleisch verzehrten, ein beträchtlich höheres Risiko hatten, an Asthma zu erkranken, als diejenigen, die bei ihrer Ernährung ganz auf Fleisch und Eier verzichteten.50 Eier und Erfrischungsgetränke wurden ebenfalls mit Asthmaanfällen und Atemwegsbeschwerden wie Keuchen, Kurzatmigkeit und Husten bei körperlicher Belastung bei Kindern in Zusammenhang gebracht.51 Der Verzicht auf Eier und Milchprodukte bei der Ernährung konnte in nur acht Wochen die Lungenfunktion asthmatischer Kinder verbessern.52
Der Mechanismus, mit dem durch die Ernährung Entzündungen der Atemwege herbeigeführt werden, wird wahrscheinlich in dem dünnen Flüssigkeitsfilm, der die Grenze zwischen Ihren Atemwegen und der Luft von außen bildet, ausgelöst. Mit den Antioxidantien, die dem Obst und Gemüse entstammen, das Sie essen, bildet dieser Film die erste Abwehrlinie gegen die freien Radikale, die zu einer asthmatischen Überempfindlichkeit der Luftwege, Krämpfen und erhöhter Schleimproduktion beitragen.53 Nebenprodukte der Oxidation können in der ausgeatmeten Luft gemessen und durch das Wechseln zu einer primär pflanzenbasierten Ernährung beträchtlich reduziert werden.54
Wenn Asthmatiker weniger Ost und Gemüse essen, verschlechtert sich dann ihre Lungenfunktion? Australische Wissenschaftler versuchten, Obst und Gemüse vom Speiseplan von Asthmapatienten zu streichen, um zu sehen, was dann passieren würde. Innerhalb von zwei Wochen verschlechterten sich die Asthmasymptome immens. Interessanterweise war die obst- und gemüsearme Ernährung, die bei dieser Untersuchung angewandt wurde – eine Begrenzung auf eine Portion Obst und zwei Portionen Gemüse pro Tag – typisch für eine durchschnittliche westliche Ernährung. Mit anderen Worten entsprach die Ernährungsweise, die die Wissenschaftler benutzten, um die Lungenfunktion der Patienten einzuschränken und ihr Asthma zu verschlimmern, faktisch der durchschnittlichen US-amerikanischen Ernährung.55
Lässt sich Asthma durch mehr Obst und Gemüse lindern? Wissenschaftler wiederholten dieses Experiment und erhöhten dieses Mal den Obst- und Gemüseverzehr auf bis zu sieben Portionen pro Tag. Diese einfache Methode, nur mehr Obst und Gemüse zu den täglichen Mahlzeiten hinzuzufügen, halbierte die Exazerbationsquote (Verschlechterungsrate) bei den Probanden.56 So viel zur Macht einer gesunden Ernährung.
Wenn es an den Antioxidantien liegt, warum nicht einfach ein Nahrungsergänzungsmittel dafür nehmen? Schließlich ist es einfacher, eine Pille zu schlucken, als einen Apfel zu essen. Der Grund ist recht einfach: Ergänzungsmittel scheinen nicht zu funktionieren. Untersuchungen haben wiederholt gezeigt, dass sich antioxidative Nahrungsergänzungsmittel nicht positiv auf die Linderung von Atemwegs- oder allergischen Erkrankungen auswirken, wodurch die Bedeutung einer Ernährung, die auf vollwertigen Lebensmitteln statt darauf beruht, isolierte Substanzen oder Extrakte in Pillenform einzunehmen, deutlich unterstrichen wird. 57 So fand z. B. die Harvard Nurses’ Health Study heraus, dass Frauen, die dank einer nussreichen Ernährung hohe Vitamin-E-Werte aufwiesen, ihr Asthmarisiko scheinbar fast halbieren konnten. Bei Frauen, die lediglich Vitamin-E-Ergänzungsmittel einnahmen, wurden keinerlei daraus erwachsenden Vorteile festgestellt.58
Wem ging es wohl besser? Der Gruppe mit Asthmapatienten, die täglich sieben Portionen Obst und Gemüse aß, oder der Gruppe, die drei Portionen mit fünfzehn „Portionsäquivalenten“ in Tablettenform zu sich nahm? Die Tabletten schienen überhaupt keinen positiven Effekt zu zeigen. Die Lungenfunktion und das Asthma verbesserten sich erst dann, als diese Patienten anfingen, ihren Obst- und Gemüseverzehr zu erhöhen und dabei zeigten, wie entscheidend das Essen ganzer, vollwertiger Lebensmittel zu sein scheint.59
Wenn nur wenige Portionen Obst und Gemüse mehr am Tag solch eine starke Wirkung haben, was passiert dann mit Asthmapatienten, die sich plötzlich ausschließlich pflanzenbasiert ernähren? Wissenschaftler aus Schweden gingen dieser Frage nach und probierten mit einer Gruppe von Patienten mit schwerem Asthma, denen es trotz der besten medizinischen Behandlungsmaßnahmen nicht besser ging, eine streng pflanzenbasierte Ernährung aus. Die Gruppe bestand aus fünfunddreißig Patienten, deren Asthma bereits vor langer Zeit von Ärzten diagnostiziert wurde. Zwanzig von ihnen mussten wegen akuter Anfälle in den vorangegangenen zwei Jahren bereits ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ein Patient hatte insgesamt bereits bei dreiundzwanzig Notfällen intravenöse Infusionen bekommen. Ein weiterer berichtete, er wäre schon über hundertmal ins Krankenhaus eingeliefert worden, und ein weiterer Proband hatte während eines Anfalls sogar einen Herzstillstand erlitten, woraufhin er reanimiert und an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden musste.60 Es handelte sich also um einige sehr schwere Fälle.
Von den vierundzwanzig Patienten, die bei der pflanzenbasierten Ernährung blieben, ging es 70 Prozent nach vier Monaten besser, und nach einem Jahr sogar 90 Prozent. Dies waren allesamt Menschen, bei denen sich im gesamten Jahr vor ihrer Ernährungsumstellung keinerlei Verbesserung ihres Zustands gezeigt hatte.61
Nach nur einem Jahr mit einer gesünderen Ernährung konnten alle Patienten bis auf zwei die Dosis ihrer Asthmamedikamente verringern oder ihre Steroide und Arzneimittel sogar ganz absetzen. Objektive Messungen der Lungenfunktion und der körperlichen Belastbarkeit ergaben eine Verbesserung, und gleichzeitig sagten einige Patienten, dass sie ihrem subjektiven Empfinden nach eine solche Verbesserung fühlten, als hätten sie „ ein neues Leben geschenkt bekommen“.62
Es gab keine Kontrollgruppe, also mag der Placebo-Effekt für einen Teil der Verbesserung verantwortlich sein, doch das Schöne an einer gesunden Ernährung ist doch, dass es dabei nur positive Nebenwirkungen gibt. Zusätzlich zur Verbesserung ihrer Asthmakontrolle nahmen die Probanden durchschnittlich über acht Kilogramm ab, und auch ihre Cholesterin- und Blutwerte verbesserten sich. Schaut man sich die gesundheitlichen Vorteile im Vergleich zu den Risiken an, ist eine pflanzenbasierte Ernährung den Versuch auf jeden Fall wert.
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Die tödlichsten Lungenkrankheiten variieren weltweit erheblich, was ihr Vorkommen und ihre Prognose betrifft. Wie bereits beschrieben ist Rauchen mit Abstand die häufigste Ursache für Lungenkrebs und COPD, während Krankheiten wie Asthma typischerweise bereits im Kindheitsalter entstehen und mit einer Reihe von Begleitfaktoren in Zusammenhang gebracht werden, wie z. B. einem geringen Geburtsgewicht und häufigen Atemwegsinfektionen. Mit dem Rauchen aufzuhören bleibst der effektivste Weg, um den schlimmsten Lungenkrankheiten vorzubeugen, doch können wir die Abwehrkräfte unseres Körpers auch dadurch stärken, dass wir eine Ernährungsweise befolgen, die zum Großteil aus schützenden pflanzlichen Lebensmitteln besteht. Dieselbe Ernährungsweise, die schwer an Asthma erkrankten Menschen Linderung verschaffen kann, ist auch die, die in der Lage zu sein scheint, das Auftreten aller drei Erkrankungen von vornherein zu verhindern. Wenn Sie zu den vielen Millionen Menschen gehören, die bereits an einer Lungenkrankheit leiden, kann das Aufhören mit dem Rauchen und der Wechsel zu einer gesunden Ernährungsweise einen lebensrettenden Unterschied bedeuten. Es ist nie zu spät, gesünder zu essen und zu leben. Die Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers sind bemerkenswert, doch Ihr Körper braucht dafür Ihre Hilfe. Wenn Sie Lebensmittel in Ihren Speiseplan aufnehmen, die krebsbekämpfende Substanzen enthalten, und antioxidantienreiches Obst und Gemüse essen, werden Sie sehr wahrscheinlich die Widerstandsfähigkeit Ihrer Atemwege stärken und leichter atmen können.
Immer wenn ich bei meiner Arbeit als Arzt unter Zeitdruck stand und überlegte, ob ich das Rauchen oder die schlechten Ernährungsgewohnheiten eines Patienten ansprechen sollte, hielt ich kurz inne und dachte an den furchtbaren Tod jenes Mannes in Boston. Niemand verdient es, so zu sterben. Und ich möchte gern glauben, dass auch niemand so sterben muss.