10.3 Netzwerke mit Glasfaserkabeln
Für räumlich größere Netze, aber auch bei Neubauten empfehlen sich Glasfaserkabel. Vor dem Bau oder der Erweiterung Ihres Netzes müssen Sie aber für Ihre Planung auf einige Besonderheiten Rücksicht nehmen:
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Sie können Glasfaserkabel zusammen mit Stromleitungen in einem Kanal, einer Kabelrinne oder einem Leerrohr gemeinsam verlegen (Abbildung 10.8).
Abbildung 10.8 Gemeinsame Führung von Glasfaser- und Stromkabeln
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Sie brauchen keine Rücksicht auf einen möglichen elektrischen Potenzialunterschied zwischen zwei Gebäuden zu nehmen.
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Glasfaserkabel benötigen keinen Anschluss an den Potenzialausgleich eines Gebäudes.
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Für die Installationsarbeiten von Glasfasern benötigen Sie Spezialwerkzeuge.
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Für Messungen und die Fehlersuche an Glasfaserstrecken brauchen Sie (teure) Messgeräte.
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Sie können dadurch Kosten sparen, dass Sie vorkonfektionierte Kabel in räumlich kleineren Netzen verwenden. An diesen befinden sich bereits an beiden Enden die Steckverbinder. Dies können Sie nutzen, wenn Sie für die Leitungsführung vor allem Kabelrinnen und zu öffnende Kanäle verwenden. Sie müssen die Kabel dann nur über kurze Strecken durch Mauer- und Deckendurchbrüche ziehen. Wenn Sie Leerrohre verwenden, sollten diese innen eine glatte Oberfläche aufweisen. Bedenken Sie auch, dass Sie die Kabel mit einem Stecker oder Steckerpaar durch das Rohr ziehen und schieben müssen. Es darf hier also nicht zu eng werden, sonst wird das Kabel beim Einbringen beschädigt.
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Sie können einen gemischten Betrieb mit herkömmlicher Kupferverkabelung einrichten. Dies können Sie vor allem bei Bestandsnetzen so handhaben. Aber auch für schnelle Backbones zwischen Etagen-Switches oder Gebäuden können Sie die Glasfasern einsetzen. Die Versorgung der Arbeitsplätze geschieht dann wiederum über die Kupferverkabelung (Abbildung 10.3). Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 2.2, »Lichtwellenleiter, Kabel und Verbinder«.
10.3.1 Kabeltrassen für LWL-Kabel
Sie können Glasfaserkabel wie Kupferkabel auch durch Leerrohre, Kabelkanäle und Kabelrinnen führen:
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Beachten Sie bei der Verlegung unbedingt die vom Hersteller angegebenen minimalen Biegeradien. Anders als ein Kupferkabel können Sie ein LWL-Kabel nicht »um die Ecke« verlegen. Sie müssen Platz für »runde« Führungen vorsehen.
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Auch Glasfaserkabel dürfen keiner Staunässe ausgesetzt werden. Für diese Zwecke gibt es aber speziell ummantelte Kabel.
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Vermeiden Sie große mechanische Beanspruchungen Ihrer LWL-Kabel. Diese können besonders bei der gemeinsamen Führung mit Stromkabeln auftreten.
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Bei längeren Strecken benötigen Sie Platz für die sichere und trockene Aufbewahrung der Spleißboxen. Dafür verwenden Sie abschließbare Unter- oder Aufputzschränke. Im Freien auf dem Werks- oder Campusgelände benutzen Sie entsprechende Verteilerkästen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Spleißmuffen, die Sie in Kabelschächten unterirdisch unterbringen, erreichen Sie hier die Kabel bei jeder Witterung. Stellen Sie den Kasten aber so auf, dass er nicht durch Fahrzeuge, Flurförderzeuge oder Lastkräne beschädigt werden kann. Eventuell bauen Sie einen entsprechend starken mechanischen Schutz auf. Wenn Sie Ihr Gelände nicht gegen den Zutritt Unbefugter schützen können, bringen Sie die Kästen so unauffällig und stark gesichert wie nur möglich unter.
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Auch Glasfaserkabel erhöhen die Brandlast!
10.3.2 Dosen und Patchfelder
Dosen und Patchfelder können Sie genauso anbringen, wie Sie es von der Kupfertechnik her gewohnt sind. Sichern Sie Aufputzkanäle und Dosen, wie für die Kupferkabel in Abschnitt 10.2.3, »Dosen und Patchfelder«, gezeigt wurde. Einige Besonderheiten müssen Sie wegen der andersartigen Betriebsgefahren beachten:
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Sichern Sie ungenutzte LWL-Dosen und Steckplätze an Patchfeldern und Medienkonvertern so ab, dass niemand in die Öffnungen blicken kann (Unfallverhütung, Augenschutz).
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Die Schutzabdeckungen verhindern auch, dass Staub, Ölfilme und Feuchtigkeit die empfindliche Optik verschmutzen.
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Bauen Sie das räumliche Umfeld von Patchfeldern und Medienkonverterleisten wegen nicht abzusehender Weiterentwicklungen großzügig auf.
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Auch bei den Patchkabeln müssen Sie Biegeradien beachten. Sparen Sie deshalb nicht mit Halterungen, an denen die Kabel zugfrei geführt werden.
10.3.3 Medienkonverter
Für gemischte Netzwerke benötigen Sie Medienkonverter zur Signalumsetzung. Diese erhalten Sie in verschiedenen Bauformen:
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19-Zoll-Einbau-Leiste oder -Feld (EDV-Raum, Stockwerksverteiler)
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Einzelgerät zur Montage in einer Wanddose, auf Hutschiene oder Aufputz
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Mini-Switch mit einem LWL-Anschluss
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Tischgerät mit einem Kupferanschluss
Bei Medienkonvertern handelt es sich um aktive Komponenten. Für diese müssen Sie einen Stromanschluss vorsehen. Verwenden Sie 19-Zoll-Felder im EDV-Raum, müssen Sie die eventuell entstehende Abwärme in Ihre Klimatisierungsberechnung mit einbeziehen. Ein Beispiel für ein Tischgerät finden Sie mit dem Edimax ET-913MSC+. Er setzt von 1000Base-T nach 1000Base-SX (Multimode) um. Er verfügt über einen RJ45- und einen SC-Duplex-Anschluss. LEDs für die Link-Kontrolle und Aktivität befinden sich an der Frontplatte. Sie können mehrere dieser Konverter im Rack ET-920MCR zusammenfassen und in Ihrem Netzwerkschrank im EDV-Raum unterbringen.
10.3.4 LWL-Multiplexer
Mittels LWL-Multiplexer verbinden Sie auch weiter auseinanderliegende Firmenstandorte. Die Glasfaserverbindung stellt Ihnen Ihr Telekommunikationsdienstleister zur Verfügung. Meist werden zwei oder vier Monomode-Fasern bereitgestellt. Sie können je Faserpaar einen herkömmlichen Medienkonverter für Monomode-Fasern anschließen. Sie schaffen damit eine Kopplung zum entfernten LAN mit 10 oder maximal 100 Mbit/s.
Wenn Sie einen LWL-Multiplexer zur Standortverbindung benutzen, erhöhen Sie die Verbindungsgeschwindigkeit enorm. Sie können dabei Übertragungsraten zwischen 1 Gbit/s und 10 Gbit/s nutzen.
Der Multiplexer teilt den Datenstrom auf mehrere Wellenlängen auf, die er gleichzeitig in eine Faser einspeist. Beim Empfänger werden die verschiedenfarbigen Signale wieder zu einem Datensignal zusammengesetzt. Eine weitere Variante filtert auf der Empfängerseite die einzelnen Farben aus und gibt diese zur weiteren Konvertierung (optisch/optisch oder optisch/elektrisch) weiter. Damit ist es Ihnen möglich, Port-Trunking zwischen zwei Switches über ein WAN zu benutzen. LWL-Multiplexer arbeiten mit verschiedenen Verfahren:
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CWDM, Coarse Wavelength Division Multiplex; Übertragungsraten bis 10 Gbit/s über 70 km ohne Repeater sind möglich.
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DWDM, Dense Wavelength Division Multiplex; Übertragungsraten von 10 bis 100 Gbit/s über 80–200 km werden erreicht.
LWL-Multiplexer dieser Art finden Sie unter anderem auf der Webseite www.lambdaline.com/de der Firma DeltaNet AG (Dietikon, Schweiz) dargestellt.