Sony Center: Der gläserne Komplex nach einem Entwurf von Helmut Jahn umfasst sieben Gebäude, darin u. a. die Sony-Europazentrale, die DB-Konzernzentrale, Büros, luxuriöse Penthouse-Wohnungen, das Museum für Film und Fernsehen(s. u.), Kinos, das Legoland Discovery Centre(→ S. 96), Restaurants und Cafés. Der Gebäudetrakt rechts hinter dem BahnTower überbrückt die Reste des einstigen Grandhotels Esplanade, das im Krieg zu 90 % zerstört wurde. Zu dessen Gästen gehörten einst Charlie Chaplin, Greta Garbo und Billy Wilder. Die Ruine selbst diente Wim Wenders als Kulisse für seinen Filmklassiker Himmel über Berlin. Für die Neugestaltung des Potsdamer Platzes musste die Ruine versetzt werden. Dabei wurde der 1300 t schwere Kaisersaal auf Luftkissen verschoben (nicht zugänglich, heute ein Veranstaltungssaal des gleichnamigen Restaurants). Im angrenzenden historischen Frühstückssaal, der für den Transport in über 500 Teile zerlegt wurde, serviert man heute Steinofenpizzen. In der Passerelle, dem unterirdischen Gang vom Sony Center (Zugang gegenüber dem Kaisersaal) zum Bahnhof Potsdamer Platz, erinnert eine Dokumentation an die Geschichte des Platzes.
Touristenmagnet: das Sony Center am Potsdamer Platz
Vom Forum in der Mitte des Sony Centers blickt jeder mal nach oben. Am schönsten ist der Blick am Abend: Die sich selbst reinigenden Stoffbahnen in der grandiosen Dachkonstruktion wechseln dann ihre Farben.
Museum für Film und Fernsehen: Spannend konzipierte Zeitreise durch die fast 100-jährige Film- und Fernsehgeschichte Deutschlands. Der Schwerpunkt liegt auf jener Zeit, als Berlin noch Hollywood Konkurrenz machte, man denke nur an Murnaus Der letzte Mann oder Langs Metropolis. In der Abteilung „Fernsehgeschichte“ können 2000 Sendungen aller Genres ab 1952 per Mausklick abgerufen werden - da werden Kindheitserinnerungen wach!
Potsdamer Str. 2 (Sony Center), +Potsdamer Platz. Tägl. (außer Mo) 10-18 Uhr, Do bis 20 Uhr. 7 €, erm. 4,50 €, Do 16-20 Uhr Eintritt frei. Kostenlose Führungen stets So um 14 Uhr. www.deutsche-kinemathek.de.
Daimler-City: Die Daimler-City (wer hier investiert hat, kann jeder selbst erraten) besteht aus 19 Gebäuden, über 100 Geschäften, zehn Straßen und einer zentralen Piazza. Den Masterplan zum Prototyp des neuen Berlin schufen Renzo Piano und Christoph Kohlbecker. Folgt man vom Potsdamer Platz der Alten Potsdamer Straße, passiert man nach wenigen Schritten den Eingang zum Panoramapunkt auf dem Kollhoff-Tower, von wo einem Berlin zu Füßen liegt (s. u.). Etwas weiter steht linker Hand das einstige Weinhaus Huth (Hnr. 5), das einzige noch gänzlich erhaltene historische Gebäude rund um den Potsdamer Platz. Hier präsentiert Daimler Contemporary wechselnde Ausstellungen abstrakt-konstruktiver, minimalistischer Kunst.
Etwas weiter trifft die Alte Potsdamer Straße auf den Marlene-Dietrich-Platz. Vor dem dortigen Musicaltheater wird zur Berlinale der rote Teppich ausgerollt, das Theater wird dann zum Filmpalast. Im Wassergraben vor dem Theater und der Spielbank Skulpturen aus der Daimlerkunstsammlung - teure Plastiken erkennt man in Berlin daran, dass sie zum Schutz vor Sprayern im Wasser oder in unerreichbaren Höhen stehen. Ein Infoblatt zu allen Skulpturen in der Daimler City (darunter Werke von Nam June Paik, Robert Rauschenberg, Keith Haring oder Frank Stella) liegt bei Daimler Contemporary aus.
S+U Potsdamer Platz.Daimler Contemporary, Eingang etwas unauffällig zwischen Lutter & Wegner und dem Coffee Shop. Tägl. 11-18 Uhr. Eintritt frei. Klingeln! www.sammlung.daimler.com.
Panoramapunkt Potsdamer Platz: Hinauf geht es mit dem schnellsten Aufzug Europas. Oben lädt ein Café ein, nett v. a. am frühen Abend. Hier behält man auch nach mehreren Gläschen Wein noch den Überblick!
Potsdamer Platz 1 (auf dem Dach des Kollhoff-Towers), +Potsdamer Platz. Im Sommer tägl. 10-20 Uhr, im Winter bis 17 Uhr. 5,50 €, erm. 4 €. www.panoramapunkt.de.
Holocaust-Denkmal: 2711 aufrechte Stelen, die an Sarkophage erinnern, bilden das Denkmal für die ermordeten Juden Europas (errichtet 2003-2005). „Ausmaß und Maßstab des Holocaust machen jeden Versuch, ihn mit traditionellen Mitteln zu repräsentieren, unweigerlich zu einem aussichtslosen Unterfangen“, so der Architekt der Gedenkstätte Peter Eisenmann. Unter dem Stelenfeld liegt der Ort der Information (Zugang an der südöstlichen Ecke), der die nationalsozialistische Terrorpolitik kurz erläutert, vielmehr aber die Dimension des Holocaust und die einstige Vielfalt des europäischen Judentums wie auch die Orte des Verbrechens beleuchtet. Im „Raum der Namen“ sind zum Gedenken und in Erinnerung an die ermordeten oder verschollenen Juden Kurzbiografien über Lautsprecher hörbar. 10.000 Kurzbiografien sind bereits aufgenommen, sechs Millionen wären möglich. Wären einmal alle Kurzbiografien in der hier präsentierten Form gesprochen, müsste man sechs Jahre, sieben Monate und 27 Tage warten, bis sich der erste Name wiederholt.
Cora-Berliner-Str. 1, Brandenburger Tor o. +Potsdamer Platz. Ort der Information, April-Sept. tägl. (außer Mo) 10-20 Uhr,Okt.-März bis 19 Uhr. Eintritt frei. www.holocaust-mahnmal.de.
Sommertag am Reichstag
Reichstag: Der Reichstag, 1995 von Christo verhüllt und dann von Norman Foster umgebaut (mehr zur Geschichte des Gebäudes ab S. 19), beherbergt seit 1999 den Deutschen Bundestag. Foster schuf hinter der historischen Fassade einen Hightech-Neubau (mit eigener Wasser- und Elektrizitätsversorgung), aus dem die prägnante gläserne Kuppel emporragt. Damit diese nicht irgendwann wieder hinter der Fassade verschwindet, mussten die bereits vorhandenen rund 2000 Stützpfeiler im sandigen Boden durch massive Betonpfeiler ergänzt werden.
Hauptbahnhof und Umgebung: An der Stelle des im Krieg zerstörten und 1959 gesprengten Lehrter Bahnhofs steht heute der von Meinhard von Gerkan entworfene größte Kreuzbahnhof Europas. Rund 300.000 Reisende und Besucher zählt er täglich. Die Züge in Nord-Süd-Richtung halten unterirdisch in 15 m Tiefe, die Ost-West-Gleise verlaufen 10 m über dem Straßenniveau. Die sich darüber wölbende Stahl- und Glaskonstruktion sollte ursprünglich 430 m lang werden, aus Kostengründen und um die Fertigstellung zur WM 2006 nicht zu verzögern, wurden nur 321 m realisiert, sodass die Medien spöttelten, Erste-Klasse-Reisende müssten nun im Regen zusteigen. Da die Glassegmente für eine Verlängerung des Daches existieren, ist der weitere Ausbau noch nicht vom Tisch. Der Erhöhung des Bautempos vor der WM ist es zudem geschuldet, dass auch für andere Konstruktionen schlichtere Lösungen gewählt wurden. Folge: Die oberirdischen Gleise müssen bereits für 25 Mio. Euro saniert werden.
Auf der ehemaligen Brachfläche nördlich des Bahnhofs ist mit der Europacity ein neues Wohn- und Büroquartier im Wachsen, das mit ca. 40 ha rund doppelt so groß wie der Potsdamer Platz werden soll. Auch am nahen Humboldthafen tummeln sich die Schaufelbagger. Dort entsteht die Berliner Zentrale von PricewaterhouseCoopers, dazu sind Cafés und Läden am Wasser in Planung.
Ins Zentrum der Macht
Politkern begegnet man im Regierungsviertel selten, da diese auf den unterirdischen Tunnel- oder den oberirdischen Brückensystemen unterwegs sind. Verstecken aber will sich die Politik hier nicht. Viel Glas wurde im Regierungsviertel verbaut, um Transparenz zu schaffen. Nichts ähnelt einer miefigen Behörde, die Bundestagsgebäude gleichen eher Kunsthallen. Und sie stecken auch voller Kunst - die bundestagseigene Kunstsammlung umfasst Werke von insgesamt 111 Künstlern, darunter Arbeiten von Georg Baselitz, Joseph Beuys, Hans Haacke, Jenny Holzer, Joseph Kosuth, Sigmar Polke und Gerhard Richter. Der Kunst-am-Bau-Richtlinie ist es zu verdanken, dass eine Besichtigung aller Gebäude überaus spannend ist.
Auf den Reichstag
Kuppel und Dachterrasse konnten 2013 nur nach vorheriger Anmeldung (mind. 3 Tage im Voraus, wegen starker Nachfrage aber besser früher) kostenlos besichtigt werden. Termine (alle 15 Min. während der tägl. Einlasszeit von 8 bis 22 Uhr) können über www.bundestag.de gebucht werden, eine Anmeldung ist aber auch per Fax( 22736436) oder per Post (Deutscher Bundestag, Besucherdienst, Platz der Republik 1, 11011 Berlin) möglich, nicht jedoch per Telefon. Kurzentschlossene können probieren, beim Besucherdienst schräg gegenüber dem Reichstag an der Scheidemannstraße eine Last-Minute-Zutrittsberechtigung zu bekommen. Alternativ dazu kann man auch einen Tisch im Restaurant Käfer reservieren, dem Dachgartenrestaurant neben der Kuppel (feine Küche, höhere Preise, 2262990, www.feinkost-kaefer.de). Egal wie: Vergessen Sie nicht, Ihren Ausweis mitzubringen.
Ohne Mandat in den Bundestag
Das geht in Verbindung mit einer 90-minütigen Führung oder einem 45-minütigen Vortrag, wobei die Arbeitsweise des Parlaments sowie die Geschichte und Architektur des Reichstagsgebäudes erläutert werden. Führungen finden nur in der sitzungsfreien Zeit tägl. um 10.30, 13.30, 15.30 u. 18.30 Uhr statt, die Vorträge auf der Besuchertribüne des Plenarsaals (ebenfalls nur in der sitzungsfreien Zeit; nicht so spannend wie die Führung) zu jeder vollen Stunde. April-Okt. tägl. 9-18 Uhr, sonst Mo-Fr 9-17 Uhr, Sa/So bis 16 Uhr. Spezielle Führungen zum Thema „Kunst und Architektur“ finden i. d. R. ganzjährig Sa/So um 11.30 Uhr statt, Führungen für Familien mit Kindern zwischen 6 und 14 J. ebenfalls ganzjährig Sa um 10, 12.30 u. 14.30 Uhr sowie So um 10 u. 12.30 Uhr. Tagt der Bundestag (22 Sitzungswochen im Jahr), ist Mi-Fr der Besuch einer Plenarsitzung möglich. Im Anschluss an alle Führungen oder Vorträge geht es auf die Kuppel. Egal für was Sie sich entscheiden: Alle Führungen sind kostenlos. Melden Sie sich am besten mehrere Wochen im Voraus an (gleiches Verfahren wie für die Kuppel).
Diese Häuser können nur im Rahmen kostenloser Kunst- und Architekturführungen (i. d. R. Sa/So um 14 u. 16 Uhr) besichtigt werden. In Verbindung mit diesen Führungen darf im Anschluss auch noch die Reichstagskuppel bestiegen werden. Für das Anmeldeverfahren → Auf den Reichstag.
Ohne Anmeldung kann tägl. (außer Mo) von 11 bis 17 Uhr der Kunst-Raum mit temporären Ausstellungen besichtigt werden und zu den gleichen Zeiten das von Ben Wagin gestaltete Mauer-Mahnmal, bei dem Mauersegmente im Gebäude dem ursprünglichen Verlauf der Mauer folgen. Zugang über die Spree-Uferpromenade, Eintritt jeweils frei.
Gelangt man am einfachsten zum Tag der Offenen Tür stets Ende August. Anmeldungen für kostenlose Führungen (Sa um 11 Uhr) - am besten mehrere Wochen im Voraus - unter 184002187 o. besucherdienst@bk.bund.de.