Hochwasser
Eine spiegelglatte Wasserfläche bedeckt den Markusplatz, und das trübe Salzwasser macht auch vor den Portalen der Markuskirche und den Arkaden der angrenzenden Prachtbauten nicht Halt. Touristen bewegen sich auf schmalen Laufstegen. Einheimische schieben sich in Gummistiefeln durch die Fluten. - Bilder, die jeder kennt! Was den Touristen bisweilen sogar Freude macht, ist für die Venezianer längst zur traurigen Realität geworden. Überflutungen der Stadt sind so alt wie Venedig selbst, doch sie ereignen sich immer häufiger.
Trotz intensiver Bemühungen gibt es bisher noch keinen ultimativen Hochwasserschutz (→ „Ist Venedig eigentlich noch zu retten?“, S. 37). Vor allem wenn der Schirokko-Wind das Meerwasser mit Wucht in die Lagune drückt, schwillt die Flut nicht selten um das Doppelte an. Dann fühlt man sich an die historische Sturmflut von 1966 erinnert, als der tief liegende Markusplatz 1,24 m unter Wasser stand und der Flutpegel 1,94 m über Normalnull lag. Seitdem gibt es eine Flutwarnzentrale (Centro Maree) in der Stadt, die den zu erwartenden Hochwasserstand täglich errechnet und die Bevölkerung mit Sirenengeheul warnt, falls er eine bedrohliche Höhe erreichen sollte. Das ist bei einem Pegelstand ab 1,10 m der Fall. Dann beginnt das Wasser über die Uferkanten zu strömen bzw. an den tiefsten Punkten der Stadt aus den Abflussöffnungen zu sprudeln und breitet sich von dort immer weiter aus. Einige Wege werden so nach und nach unpassierbar, und nicht selten steht der ahnungslose Tourist plötzlich vor einer beachtlichen Pfütze, die man trockenen Fußes nicht mehr überqueren kann. Dann heißt es trockene Umwege suchen, was besonders abends in abgelegeneren Ecken der Stadt nicht ohne Tücken ist.
Wer in den Wintermonaten nach Venedig reist, sollte seine Gummistiefel einpacken, denn gegen Acqua alta gibt es keinen besseren Schutz. Den zu erwartenden Wasserstand des Tages erfährt man in den lokalen Tageszeitungen oder direkt beim Centro Maree (phone16doubleline.gif 041/2411996 Anrufbeantworter). Das letzte große Hochwasser ereignete sich am 11. November 2012, es hatte einen Pegelstand von 1,49 m und war damit das sechsthöchste seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1872.