L’Isola di San Francesco del Deserto
Die abgeschiedene Klosterinsel San Francesco ist ein ausgesprochenes Inselidyll. Ihre markanten hohen Zypressen, die wie schwarz-grüne Lanzen in den Lagunenhimmel stechen, kann man von Sant’Erasmo aus besonders deutlich erkennen.
Franz von Assisi höchstselbst soll hier im Jahr 1220 eine Einsiedelei gegründet haben, berichtet eine Legende. Aber vermutlich geht die Klostergründung im 13. Jh. auf einen gewissen Jacopo Michiel zurück, der hier 1228 eine Kirche zu Ehren des heiligen Franz errichtete. Seitdem (von einigen kurzen Unterbrechungen abgesehen) leben hier Franziskanermönche in paradiesischer Abgeschiedenheit. Heute sind es lediglich noch eine Handvoll, die sich zusammen mit einigen Helfern um die Pflege der Klosterinsel mit ihren kontemplativen Kreuzgängen und erholsamen Gärten kümmern. Leider ist die verwunschene Insel mit der Aura eines Böcklin-Gemäldes nur mit dem Privat- bzw. Taxiboot zu erreichen, am besten von Burano aus (www.lagunafla.it, phone16doubleline.gif 0039/3397781132). Wer die Kosten dafür nicht scheut, findet tägl. (außer Mo) 9-11 und 15-17 Uhr Einlass (Führungen nur noch auf Italienisch). Es kann nicht schaden, seinen Besuch vorher telefonisch anzukündigen (unter phone16doubleline.gif 041/5286863). Spende nach freiem Ermessen.
Uns hat der über 80-jährige Padre Antonino durch Kreuzgänge und Betkapellen, Kirche und Sakristei geführt. Kunstgeschichtlich Wertvolles hat er uns nicht zeigen können, aber den Anekdoten aus seiner 40-jährigen Missionarszeit in China und auf den Philippinen haben wir gerne gelauscht. Mittlerweile musste Padre Antonino die Insel aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Seitdem führt zumeist der jugendlich wirkende Fràte Paolo die Tagesbesucher durch das Kloster - doch die Spuren, die Padre Antonino hinterlassen hat, sind noch präsent.
Für alle, die das Klosterleben für ein paar Tage intensiver kennenlernen wollen: „Wer eine Erfahrung der Religionsgemeinschaft und des Gebetes machen möchte, dem bietet die Franziskanergemeinschaft nach vorheriger Absprache mit dem Zuständigen Gastfreundschaft“ (phone16doubleline.gif 041/5286863, www.sanfrancescodeldeserto.it).
Mit Naturführern unterwegs in Venedig und seiner Lagune
Ein Beitrag der Cooperativa Limosa
Die Lagune von Venedig ist eines der ausgedehntesten Feuchtgebiete Europas und biologisch gesehen ein produktives, aber auch ein sehr instabiles Ökosystem. Sie bewahrt heute noch wunderschöne Landschaften, wie die weitläufigen Salzwiesengebiete (Barene) und die ausgedehnten Schilfgürtel an den Flussmündungen, die wattähnlichen Lagunengründe (Velme), die nur während der Ebbe auftauchen, und die vielen kleinen, oft unbewohnten Inseln, die Raum für eine besondere Pflanzen- und Tierwelt bieten. Zahlreiche Vogelarten nutzen die Salzwiesen als Nistplätze bzw. als Überwinterungsgebiet oder als Rastplatz während der Vogelwanderungen. Damit bietet dieses einzigartige Feuchtgebiet das ganze Jahr über Gelegenheit zum Birdwatching. Die Lagune von Venedig ist ein europäisches Flora-Fauna-Habitat (FFH) und gehört zu den EU-Vogelschutzgebieten im Rahmen von Natura 2000.
Je nach Jahreszeit lassen sich Seiden-, Silber-, Grau- und Purpurreiher auf den Salzwiesen beobachten, während die nachtaktive Rohrdommel, Wasserrallen, Teichhühner, Eisvögel sowie die kleine Rohrammer, der Teichrohrsänger und die majestätische Rohrweihe die Schilfgebiete bevorzugen. Blässhühner und etliche Entenarten bevölkern die offenen Wasserflächen. Die charakteristischen Stelzvögel und seit einigen Jahren eine Kolonie von Flamingos suchen ihr Futter im flachen Brackwasser der Fischfarmen. Die Anzahl der Kormorane hat zum Leidwesen der Fischfarmer stark zugenommen. Sie haben es auf die Meeresfische abgesehen, die im Frühling in die Lagune kommen und im Herbst zur Fortpflanzung wieder aufs offene Meer hinausziehen. Einige dieser Fische (Meeräschen, Goldbrassen und Seebarsche) werden zusammen mit dem Aal auch in den weitläufigen Fischfarmen (Valli) der Lagune gezüchtet.
Charakteristisch für die Flora sind hingegen die üppigen Schilfgürtel an den Flussmündungen sowie die Halophyten-Vegetation der Salzwiesen. Die Salz liebenden Halophyten sind wahre Spezialisten in der als Lebensraum schwierigen Gezeitenzone, die durch Schwankungen im Wasserstand und Salzgehalt geprägt ist. Diese Pflanzen können überschüssiges Salz ausscheiden oder in den Blättern ablagern und Süßwasser in besonders dickfleischigen Blättern speichern. Eine eher unerwartete Vegetation findet man in den kleinen Naturschutzgebieten der Küstenstreifen Lido-Alberoni und Pellestrina-Ca’ Roman. Strandhafer, Meeresschneckenklee, Stranddisteln und Tamarisken besiedeln dort die Dünen, während dahinter ein regelrechter Küstenmischwald gedeiht, der auch interessante Feuchtbiotope beherbergt.
Heute stellt die starke Nutzung der Lagune eine große Gefahr dar. Negative Auswirkungen haben insbesondere die Industrieanlagen von Porto Marghera, der regelmäßige Tankerverkehr, die immer intensivere Kreuzschifffahrt und nicht zuletzt die wachsenden Touristenströme in der Altstadt von Venedig.
Im Laufe des letzten Jahrhunderts hat die Lagune von Venedig über 60 % ihrer Salzwiesen durch Erosion verloren. Eine immer geringere Menge an Sedimenten gelangt zu den Salzwiesen, die außerdem aufgrund der Lagunenbodenabsenkung an Höhe verlieren. Hinzu kommen der steigende Meeresspiegel und der Wellengang, den die schnellen Motorboote verursachen. Umweltprojekte zum Schutz und zur Rückgewinnung einiger wichtiger Abschnitte der Lagunengründe und Salzwiesen sollen jetzt das Schlimmste verhindern. Diese Projekte in Verbindung mit vielen anderen Maßnahmen zum Schutz der Stadt und der Lagune gehen noch auf die Sondergesetze aus den 70er-Jahren zurück, die als Reaktion auf die Hochwasserkatastrophe von 1966 verabschiedet wurden, darunter auch das vieldiskutierte Großprojekt zur Schließung der Hafeneinfahrten bei Hochwasser (MOSE). Ob es in naher Zukunft zur großflächigen Einrichtung des Naturparks „Laguna Nord“ kommt, ist allerdings noch nicht entschieden, Hoffnung macht jedoch eine städtische Behörde, die die Einrichtung des Naturparks fördern soll.
Wer diese Themen vertiefen möchte und wer die Altstadt von Venedig auf eine völlig neue, originelle Weise erkunden will, kann sich an die Cooperativa Limosa wenden, die sich seit über 25 Jahren um einen umweltverträglichen, nachhaltigen Tourismus bemüht. Im Rahmen ihres Projekts SlowVenice bietet Limosa Führungen sehr unterschiedlicher Art an:
Streifzüge durch die Stadt: abseits vom Massentourismus durch das unbekannte Venedig. Sie erfahren aufregende Geschichten vom Alltag im Mittelalter und den Problemen von heute, von alten Berufen, von Frauen und Waisenkindern, von Juden, Werftarbeitern und Dogen und der genialen Trinkwasserversorgung der Stadt. Erleben Sie obendrein das unerwartet viele Grün an Brücken und Kanälen, auf Plätzen und in Gärten mit allen Sinnen.
Führungen in der Lagune: mit dem Rad zwischen Meer und Lagune über die mächtigen Schutzdämme des Lido (Murazzi) bis zum Naturschutzgebiet Alberoni oder zu Fuß über den südlichen Teil der Fischerinsel Pellestrina zum Naturschutzgebiet Ca’ Roman. Exklusive Bootstouren mit dem Bragozzo (traditionelles venezianisches Holzboot) oder Fahrten mit den öffentlichen Vaporetti durch die unbekannte Inselwelt der nördlichen Lagune. Während der deutschsprachigen Führungen wird auf historische, naturkundliche und umweltpolitische Aspekte eingegangen. Die Führungen kosten halbtags ab 15 € und ganztags ab 25 € pro Person. Darin sind keine Transportkosten (Vaporetti, Radmiete, Bragozzo etc.) enthalten.
Ökotipp: Weitere Informationen und rechtzeitige Buchung der SlowVenice-Führungen bei der Cooperativa Limosa, Via A. Toffoli, 5, 30175 Venezia-Marghera, phone16doubleline.gif 041/932003, www.slowvenice.it.