Edinburgh entdecken
Edinburgh für Citybummler
Einen guten Eindruck von Edinburgh gewinnt man auf einer Tour mit einem der Touristenbusse („Hop-on-Hop-off“), in die man an verschiedenen Stellen zusteigen kann (–>).
Die Royal Mile, beginnend beim Schloss, führt direkt durch das Herz der Altstadt. Ideal zum Flanieren geeignet sind die Abschnitte Castlehill, Lawnmarket und High Street, die als Fußgängerzone ausgebaut sind. Sie bilden das touristische Zentrum der Stadt, wo Ausflugsbusse verkehren, Stadttouren beginnen und wo man in Souvenirläden stöbern kann.
Mannigfaltige Ansichten kann man in den unzähligen kleinen Gässchen (sogenannte Closes oder Wynds) entdecken, die von der Royal Mile abzweigen. Sie führen in Hinterhöfe und von dort meist weiter hinab auf eine der nächsten Straßenebenen. Aspekte dieser verborgenen Ecken Edinburghs kann man bei einer historischen Führung oder abends bei einer Gruseltour entdecken (–>).
Von der Royal Mile führt die hübsche, von Geschäften und Restaurants gesäumte Victoria Street {19} bis hinunter auf den Grassmarket {18}. Hier laden im Sommer zahlreiche Kneipen mit Außenterrasse zu einer Erfrischung ein. Auf dem unteren Abschnitt der Royal Mile, Canongate, geht es etwas ruhiger zu. Um die Jeffrey Street und die St. Mary Street finden sich Cafés und Boutiquen, die nicht nur von Touristen frequentiert werden. Von hier kann man in Ruhe weiterspazieren bis zum schottischen Parlamentsgebäude {10} und dem Palace of Holyroodhouse {11}.
Über die South Bridge (im südlichen Abschnitt Nicholson Street genannt) gelangt man in die südliche Altstadt mit dem Universitätsviertel – die Gegend um den Nicholson Square lässt den studentischen Einfluss spüren und gehört zu den multikulturellsten Gebieten der Stadt. Die Universität {12} hat seit ihrem Bestehen für die Stadt eine große Bedeutung. Die Studenten sorgen für eine offene Atmosphäre und ein aktives Nachtleben. Reizvoll ist ein Spaziergang über die North Bridge nach Sonnenuntergang. Die Altstadtkulisse ist dann in ein Lichtermeer getaucht und Ströme von Nachtschwärmern bevölkern die Straßen.
Die idyllischen Princes Street Gardens (–>) unterhalb der Altstadt sind die grüne Oase in der Innenstadt, immer bevölkert von Cityarbeitern und Citybummlern, die hier ihre Beine ausstrecken oder ihren Lunch essen. In den Haupteinkaufsstraßen der Neustadt, Princes Street {20} und George Street, herrscht ein ständiges Kommen und Gehen in und aus den Geschäften, Restaurants und Büros des Stadtteils. Lediglich in den Seitenstraßen des rechteckigen Straßenrasters aus der georgianischen Periode geht es etwas ruhiger zu. Abends verwandelt sich die George Street mit ihren Lounge-Bars in ein schickes Ausgehviertel.
Wer noch einen anderen Stadtteil sehen und die Umgebung etwas kennenlernen möchte, der kann zum Beispiel in das an die Neustadt angrenzende Dean Village {34} wandern. Hier locken die zwei Museen der Scottish National Gallery of Modern Art {35}: Modern One und Modern Two. Unterhalb davon, an den Ufern des Water of Leith (–>), erlebt man eine fast dörfliche Atmosphäre abseits der ausgetretenen Pfade.
Stockbridge, unweit der Neustadt gelegen, ist ein angesagtes Wohnviertel für Yuppies mit der zum Stil der Bewohner passenden Gastronomie. Auf der dortigen Raeburn Street findet sich ein Sammelsurium an Antiquitätenläden und Boutiquen.
Wer Seeluft nicht nur aus der Ferne schnuppern möchte, sollte den Bus nach Leith (–>) nehmen. Hier säumen Fischrestaurants das angesagte Ufer des Water of Leith, das „The Shore“ {36} genannt wird. Bei einer Besichtigung der Royal Yacht Britannia {38} wird die Nähe Edinburghs zum Meer deutlich. In der Ferne sieht man sogar die Ausläufer der Highlands auf der anderen Seite des Meeresarms Firth of Forth.
Wer das Gewässer noch ein wenig weiter erkunden möchte, kann einen Ausflug nach South Queensferry zur Forth Rail Bridge {39} anschließen.
Ausflug in die Unterwelt – Edinburgh-Gruseltouren
Wer sich gerne mal gruselt, Schauergeschichten anhört und dies in einem passenden Ambiente erleben möchte, der sollte auf jeden Fall an einer der in Edinburgh angebotenen Gruseltouren teilnehmen.
Die Touren sind unterschiedlich thematisiert: Zum einen gibt es Führungen in die unterirdischen vergessenen Gewölbe und Gassen der Stadt, die den Schwerpunkt auf (mehr oder weniger) historisch akkurate Fakten legen. Andere wieder gehen auf die Jagd nach Legenden und Spukgestalten und wollen paranormale Phänomene aufspüren. Verschiedene legendäre Geister sollen hier ihr Unwesen treiben wie beispielsweise der kopflose Trommler im Edinburgher Schloss, der Geisterhund, der über die Friedhöfe wandert, der MacKenzie-Poltergeist im Covenantors Prison oder die Todeskutsche, die auf der Royal Mile verlorene Seelen einsammelt.
Die Altstadt mit ihren engen Gässchen („Closes“) birgt einige düstere Geheimnisse und Geschichten, die einem kalte Schauer über den Rücken jagen können. Robert Louis Stevenson soll Edinburgh nachgesagt haben, dass die ganze Stadt ein Doppelleben führe, so wie die von ihm geschaffenen literarischen Figuren des Dr. Jekyll und Mr. Hyde: auf der einen Seite die verkommenen düsteren Gassen der Altstadt, auf der anderen die klassizistischen sterilen Fassaden der Neustadt.
Bei den historisch ausgerichteten Touren erfährt man viel Wissenswertes über das Leben im Edinburgh der vergangenen Jahrhunderte. Interessant sind besonders Führungen, die durch die Wynds und Closes der mittelalterlichen Altstadt führen wie z. B. „Secrets of the Royal Mile“ von Mercat Tours (hier ist auch ein Besuch des Edinburgh Castle {1} eingeschlossen) oder die thematischen Touren von Historic Edinburgh Tours.
Was im Untergrund vor sich ging, wird während der Touren von kostümierten Gestalten eindrucksvoll in Szene gesetzt. Als Vorlage für diese Figuren dienen den Veranstaltern zum Beispiel zwielichtige Gestalten der Edinburgher Historie. Da gab es die grausamen Serienmorde von William Burke und William Hare, die Menschen umbrachten, nur um die Leichname gewinnbringend an die Anatomie der medizinischen Fakultät zu verkaufen. Dies brachte ihnen den Namen „Bodysnatchers“ (Körperfresser) ein. 17 unschuldige Opfer mussten auf diese Weise von November 1827 bis Oktober 1828 ihr Leben lassen. Nachdem die beiden entlarvt wurden, kaufte sich Hare frei, indem er Burke verriet, der 1828 gehängt wurde. Danach wurde sein Leichnam ebenfalls im Edinburgh Medical College seziert. Makabre Überreste von Burke wie z. B. seine Totenmaske werden im Surgeons’ Hall Museum {13} ausgestellt. Burke und Hare hatten ihr Hauptquartier nicht weit vom Standplatz des Galgens auf dem Grassmarket {18}. The Cadies & Witchery Tours bietet eine „Murder and Mystery Tour“ an, die sich auch auf die Spuren von Burke und Hare begibt. Das Thema wurde im Jahr 2010 mit einer Prise Galgenhumor als „Burke & Hare“ von Regisseur John Landis verfilmt.
Robert Louis Stevenson diente nicht zuletzt der Bösewicht Deacon Brodie (1741–1788) als Inspiration für seine Erzählung Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1885). Brodie war gelernter Schreiner und ein geachteter Bürger der Stadt, später sogar Mitglied des Stadtrats. Leider verfiel er der Spielsucht, hatte gleich zwei Geliebte und fünf Kinder, die versorgt sein wollten. Bei Nacht ging er daher mit einer Bande auf Raubzüge, um seine Kasse aufzubessern. Während seiner Schreinertätigkeit hatte er Gelegenheit, Häuser genau auszukundschaften und ließ Schlüssel nachmachen, mit denen er sich Zutritt verschaffen konnte. Schließlich wurde er erwischt und 1788 gehängt. In Brodie’s Close am Lawnmarket (Royal Mile Nr. 304) befand sich Brodies Schreinerwerkstatt. Heute befindet sich im Erdgeschoss das Deacon’s House Café.
Wer über die Hauptverbindungsachsen North Bridge und South Bridge wandert, versteht, dass die Altstadt auf verschiedenen Ebenen funktioniert. Es gibt Geschäfte und Gebäude auf den Brücken und Querstraßen unterhalb der Brücken. Die viaduktähnlichen Brückenbögen, die sich zwischen den links und rechts davon aufgerichteten Gebäuden hindurchziehen, bilden eine weitere Ebene. Hier entstanden 1785 durch Ausgrabungen unterhalb der South Bridge die Katakomben („Vaults“). In diesen Gewölben befanden sich noch bis 1830 Lagerräume, Geschäfte und Wohnungen, dann wurden sie zugemauert. Da die Altstadt auf einem Hügel gebaut ist, der zur Neustadt hin stark abfällt, wurden die Häuser an die Steilwand gebaut und hatten teilweise bis zu 10 Stockwerke. Nach unten hin gab es kaum Tageslicht und die Closes waren überaus eng und ein Herd für Epidemien.
Einige der Gruseltouren führen durch dieses unterirdische Gewirr von Gängen: Die South Bridge Vaults, auch bekannt als „Damnation Alley“, werden von City of the Dead Tours besucht, South Niddry Street Vaults von Auld Reekie Tours, Blair Street Vaults von Mercat Tours. Dort spuken Verblichene angeblich als Geister herum und treiben noch heute mit den Besuchern Schabernack.
In Mary King’s Close, das sich unterhalb der Royal Mile befindet, wurde gleich ein ganzes Gewirr von Gässchen und Häusern überbaut. Man setzte 1753 einfach die City Chambers (Sitz der Stadtverwaltung) obendrauf. Obwohl nun kein Tageslicht mehr in diese Gassen hineinkam, lebten in dem feuchten, düsteren unterirdischen Gebiet weiterhin Menschen.
In dieses Areal erhält man Einlass durch das Museum The Real Mary King’s Close, in dem historische Figuren die Führungen aus ihrer Sicht schildern. Generell müssen Kinder über 5 Jahre alt sein, um an den Führungen teilzunehmen.
Wer mit Poltergeistern und anderen Spukgestalten auf Tuchfühlung gehen möchte, sollte eine der Ghost Tours buchen, z. B. „Ghostly Underground“ von Mercat Tours, „Ghost and Torture Tour“ von Auld Reekie Tours, „City of the Dead Haunted Graveyard Tour“ von City of the Dead Tours oder „Ghosts and Gore Tour“ von The Cadies & Witchery Tours. Wer jeglichen Bezug zur greifbaren Realität über Bord werfen will, kann an einer paranormalen Tour teilnehmen, die „wirklichen Geistern“ auf der Spur ist („Extreme Paranormal Tour“ von City of Edinburgh Tours). Daran dürfen allerdings nur Erwachsene teilnehmen. Alle Touren müssen im Voraus gebucht werden.
<4> [G8] Auld Reekie Tours, 45 Niddry Street, EH1 1LG, Tel. 0131 5574700, www.auldreekietours.com. Eintritt: Preise variieren pro Tour von ca. 12 bis 16 £ für Erwachsene. Bei manchen Touren sind Getränke mit eingeschlossen. Touren beginnen bei der Tron Kirk auf der Royal Mile.
<5> [G8] City of Edinburgh Tours, Tel. 0131 2206868, www.cityofedinburghtours.com. Preise je nach Tour 6–15 £. Tourbeginn bei der Polizeibox auf der Royal Mile vor der Tron Kirk. Die Touren werden vom Historiker Dr. David Richie empfohlen.
<6> [F8] City of the Dead Tours, Information Centre, St. Giles Church, Royal Mile, EH1 1RE, Tel. 0131 2259044, www.cityofthedeadtours.com. Eintritt: 11 £ Erwachsene, 9 £ ermäßigt, 7 £ Kinder. Touren beginnen vor der St. Giles Church {6} auf der Royal Mile.
> Historic Edinburgh Tours, Tel. 07742612862, www.historicedinburghtours.co.uk. Preise je nach Tour ab 10 £ (erm. 9 £, Kinder 2 £), die Treffpunkte variieren. Geschichtlich interessante Touren durch die Altstadt und Greyfriars. Die Touren beginnen an verschiedenen Plätzen.
<7> [G8] Mercat Tours Ltd, Mercat House, 28 Blair Street, EH1 1QR, www.mercattours.com, Tel. 0131 2255445, Eintritt: Preise variieren pro Tour ab 13 £ für Erwachsene, mit Schlossbesuch ab 30 £. Die Touren beginnen am Mercat Cross auf der Royal Mile.
> The Real Mary King’s Close (s. S. <ÜS>)
<8> [F9] The Cadies & Witchery Tours, 84 West Bow (Victoria Street), EH1 2HH, Tel. 0131 2256745, www.witcherytours.com, Eintritt: 10 £ Erwachsene, 7,50 £ Kinder. Beim Besuch im kleinen Laden der Veranstalter auf der Victoria Street kann man gruftig-gruselige Souvenirs erstehen (Mo.–Sa. ab 10.30, So. ab 12 Uhr).
Kurztrip nach Edinburgh
Wer die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Edinburgh an einem Wochenende kennenlernen möchte, dem helfen die unten stehenden Vorschläge bei der Orientierung. Die beiden im Anschluss skizzierten Stadtspaziergänge (–>) empfehlen konkrete Routen durch die Stadt.
1. Tag
Vormittags
Das Zentrum der Altstadt ist ideal für einen Stadtbummel, denn entlang der Royal Mile reihen sich Attraktionen wie an einer Kette aneinander. Zum Einstieg kann man vom Castle Hill, dem Vorplatz des Edinburgh Castle {1}, die Aussicht auf die Stadt genießen (wer das Schloss besichtigen will, sollte ca. zwei Stunden einplanen). Danach flaniert man ausgedehnt die Royal Mile hinunter und passiert Sehenswürdigkeiten und Museen wie The Scotch Whisky Experience {3}, The Real Mary King’s Close (–>) und die St. Giles Church {6}. Auch Souvenirjäger und Shoppingbegeisterte kommen in den zahlreichen Geschäften auf ihre Kosten. Wer hungrig ist, kann in der Saint Giles Cafe & Bar (–>) ein spätes Frühstück oder aber einen Lunch einnehmen.
Nachmittags
An einem Abstecher zum nahen National Museum of Scotland {16} haben auch Kinder großen Spaß, denn hier gilt es, sieben Stockwerke mit interaktiven Exponaten zur Geschichte Schottlands und zur Wissenschaft aus aller Welt zu erkunden.
Die Royal Mile führt bis zum historischen Königssitz Palace of Holyroodhouse {11} mit den Ruinen der Holyrood Abbey aus dem 12. Jh. und dem modernen Bau des Scottish Parliament {10} gegenüber. Der Besuch des Palastes dauert ca. eine Stunde, eine Kaffeepause im Schlosscafé kann man jedoch auch ohne Besichtigung einlegen. Im Hintergrund lädt das Naherholungsgebiet rund um den Berg Arthur’s Seat (–>) zu einem Spaziergang mit Aussicht ein.
Abends
Nun empfiehlt sich ein Abendessen in einem der feineren Restaurants der Altstadt, z. B. Grain Store (–>) oder Wedgwood The Restaurant (–>). Auf der Victoria Street {19} laden Whisky Bars wie The Bow Bar (–>) zu einem Glas ein. Im studentischen Viertel rund um die Cowgate gibt es etliche Musikkneipen – neben Pop, Rock und Jazz (z. B. im Bannermans, Whistlebinkies oder Cabaret Voltaire) wird hier auch das traditionelle Cèilidh mit Folk Music und Tanz geboten, etwa im Royal Oak (–>).
Ausgefallene Shops entlang der malerischen Victoria Street {19} (007ed Abb.: lnh)
2. Tag
Vormittags
Die Princes Street {20} ist die Hauptschlagader Edinburghs. Auf ihrer Südseite bilden die weitläufigen Grünanlagen der Princes Street Gardens (–>) mit den Museen Scottish National Gallery {21} und Royal Scottish Academy {22} die Grenze zwischen Alt- und Neustadt. Auf der Nordseite reihen sich Geschäfte aneinander, z. B. das historische Kaufhaus Jenners (–>) von 1895. Unweit davon erhebt sich das markant aufragende Scott Monument {23} für den literarischen Nationalhelden Sir Walter Scott. Den Bummel durch die klassizistische Neustadt setzt man entlang der Läden und Restaurants in der George Street und ihren Seitenstraßen fort. Die George Street mündet auf den St. Andrew Square {24}, wo das Luxuskaufhaus Harvey Nichols (–>) einen Blick wert ist. Im Mulberry Walk bietet sich das beliebte Restaurant Valvona & Crolla VinCaffè (–>) für eine kulinarische Verschnaufpause an.
Nachmittags
Gleich um die Ecke entdecken Kulturinteressierte den neogotischen Bau der Scottish National Portrait Gallery {27} mit den Porträts bekannter Schotten. Vom St. Andrew Square ist es nicht weit bis zum Calton Hill, von dem sich ein weites Panorama über die Stadt eröffnet.
Wer noch weiter schweifen möchte, nimmt den Bus Nr. 11 bis zum Ocean Terminal {37} in Leith. Dort kann man auf dem auch bei Kindern beliebten Museumsschiff Royal Yacht Britannia {38} Seeluft schnuppern. Danach kann man am Shore of Leith {36} in eines der Fischrestaurants einkehren.
Abends
Den Abend könnte man mit einem Aperitif im opulenten viktorianischen Ambiente des Café Royal (–>) einleiten. Die nahe George Street ist das Zentrum für Nachtschwärmer – in trendigen Lounge-Bars wie Rick’s (–>), Tigerlily (–>) oder Candy Bar & Kitchen (–>) kann man abendessen, danach legen DJs bis spät in die Nacht auf. Ein Glas Wein in ruhiger Atmosphäre, begleitet von Jazzmusik, genießt man dagegen in Whighams Wine Cellar (–>).
Stadtspaziergänge
Der Verlauf der hier beschriebenen Spaziergänge kann mittels unserer kostenlosen Web-App nachvollzogen werden.
Spaziergang 1: Edinburghs Highlights im Westen und Süden
Startpunkt ist die Touristeninformation (Edinburgh iCentre, –>) in der Princes Street {20} oberhalb des Hauptbahnhofs Waverley. Nebenan erhebt sich der imposante neogotische Bau des Balmoral Hotel (–>) aus dem Jahr 1902. Der 1846 eröffnete Bahnhof Waverley wurde unterirdisch in die Senke gebaut, die durch die Trockenlegung des Sees Nor Loch entstanden war. Ein Stück weiter biegt man links nach Süden auf die Waverley Bridge ab, einem der Haltepunkte für die Hop-on-Hop-off-Busse (–>).
Am anderen Ende der Brücke erreicht man links die Cockburn Street, die sich in einer Kurve bis hinauf zur Royal Mile schlängelt und von ausgefallenen Boutiquen gesäumt ist. Oben angekommen, sieht man vor der Tron Kirk einen kleinen Kiosk, wo man Tickets für Gruseltouren erwerben kann (–>). Nach rechts in Richtung Westen folgt man der Royal Mile bergan. Linker Hand ragt schon bald die St. Giles Church {6} auf, deren kronenartiger Kirchturm 1485 entstand. Während der Reformation im 16. Jh. war sie die bedeutendste Kirche der Stadt; hier predigte der Kleriker John Knox.
An der Ecke zur Bank Street biegt man links auf die George IV. Bridge und spaziert an der National Library {15} vorbei. Unterhalb der Brücke verläuft die Straße Cowgate, ein Anlaufpunkt für Nachtschwärmer. Man passiert das gemütliche Café Elephant House (–>), in dem J. K. Rowling an ihren Harry-Potter-Romanen schrieb. Hier kann man gut pausieren und einen Lunch zu sich nehmen.
An der Ecke zur Chambers Street blickt man auf den Rundturm des National Museum of Scotland {16}. Er gehört zum modernen Anbau des weitläufigen Museums. Keinesfalls verpassen sollte man den Ausblick von der Dachterrasse. Westlich des Rundturms, an der Candlemaker Row, befindet sich der Eingang zum Greyfriars Friedhof {17}. Viele Gruseltouren führen zu der Nekropole mit ihren verwitterten Gruften. Die dazugehörige Kirche war einst Treffpunkt der Covenanter, die für ihren presbyterianischen Glauben zu Märtyrern wurden. Am Fuß der Candlemaker Row breitet sich der Grassmarket {18} aus, früher ein Viehmarkt und heute ein vielseitiger Platz für Veranstaltungen wie den Wochenmarkt (Grassmarket Market, –>). Die Umrisse eines Galgenkreuzes im Boden weisen darauf hin, dass hier auch Menschen hingerichtet wurden. So erinnert das Martyr’s Cross an die bereits erwähnten Covenanters. An der Nordseite des Platzes führt die Victoria Street {19}, auch West Bow genannt, bergan. Entlang der bunten Geschäftsfassaden spaziert man bis zu einem Durchgang auf halber Höhe, von dem Treppen hinauf zum Upper Bow führen. Von dort gelangt man auf den Vorplatz der ehemaligen Tolbooth Kirk, heute The Hub {5}. In der neogotischen Kirche des Architekten Augustus Pugin aus dem Jahr 1844 ist das Büro des Edinburgh International Festival (–>) untergebracht. Rechts an der Kirche vorbei gelangt man wieder auf die Royal Mile, die von hier zum Edinburgh Castle {1} hinaufführt. Neben mehreren Museen beherbergt das Schloss die historische St. Margaret’s Chapel und die schottischen Kronjuwelen. Anschließend wandert man linker Hand bergab über die Ramsay Lane in Richtung The Mound mit der Scottish National Gallery {21} und der Royal Scottish Academy {22}, die mit schottischer und internationaler Kunst aufwarten. Auf der Princes Street geht es wieder zurück zum Balmoral Hotel, wo der Spaziergang endet.
Spaziergang 2: Edinburghs Highlights im Norden und Osten
Bei der Erkundung der Aussichtspunkte sind einige Höhenunterschiede zu überwinden. Den wohl sch��nsten Ausblick auf Edinburgh und das Umland hat man vom 103 Meter hohen Calton Hill (–>). Ab dem Balmoral Hotel (–>) gelangt man auf der Straße Waterloo Place in Richtung Osten, von der linker Hand Stufen auf den Hügel hinaufführen.
Nachdem man den Rundumblick genossen und die klassizistischen Zierbauten wie das National Monument {9} auf Fotos gebannt hat, steigt man die Stufen wieder hinab und folgt der geschwungenen Regent Road nach Osten, wobei man rechter Hand auf die Felsen der Salisbury Crags schaut. Rechts ragt ferner das Burns Monument von 1824 zu Ehren des Schriftstellers (–>) auf. Wenige Meter vor dem Denkmal windet sich ein Pfad im Zickzack durch die Abbey Mount Gardens hinab bis auf die Calton Road. Ihr folgt man nach Osten und sieht bald links den Palace of Holyroodhouse {11} und rechts den aufwendigen Neubau des Scottish Parliament {10}, die sich am Fuße der Salisbury Crags gegenüberstehen. Im 12. Jh. befand sich hier nur die Holyrood Abbey, deren Ruinen man heute noch besichtigen kann. Das nahe gelegene Café Hemma (–>) ist ideal für eine ausgedehnte Lunchpause.
Nördlich vom Parlament folgt man dem östlichsten Abschnitt der Royal Mile, genannt Canongate, bergauf. Man passiert die Canongate Kirk von 1690, die Hauskirche der Queen, wenn sie in Edinburgh weilt. Davor erinnert eine Statue an den Dichter Robert Fergusson (–>). Einen Blick wert ist The People’s Story Museum {9} im Canongate Tolbooth, das den Lebensalltag im 17. Jh. dokumentiert. Das Museum of Edinburgh (–>) gegenüber macht mit der Geschichte der Stadt vertraut. Das älteste noch existierende Haus auf der Royal Mile ist das John Knox House {8} von 1490. Zugang zu dem hiesigen Museum erhält man durch das benachbarte Scottish Storytelling Centre.
Schließlich gelangt man zur Kreuzung mit der Straße North Bridge, die nach Norden über die Bahnschienen zum Balmoral Hotel zurückführt, wo der Rundgang endet. Von der Brücke hat man noch einmal eine gute Sicht auf die drei Hügel der Stadt: Castle Hill, Calton Hill und Arthur’s Seat.
Das gibt es nur in Edinburgh
> Edinburgher Schloss {1}: Über eine Million Besucher pro Jahr zieht das Schloss an. Im Sommer findet auf dem Vorplatz das Military Tattoo (–>) statt.
> Arthur’s Seat: Der vulkanische Hausberg der Stadt ist als Naherholungsziel beliebt. Hier kann man die Hektik der Stadt aus der Ferne in völliger Stille beobachten (–>).
> Edinburgher Festival: Das Festival, das in den Sommermonaten (Juni–September) stattfindet und mehrere Hauptveranstaltungen umfasst, ist eine der Hauptattraktionen für Touristen. Schon allein das Treiben auf den Straßen ist sehenswert (–>).
> Gruseltouren: Wer sich gerne gruselt, kommt hier auf seine Kosten. Auf den Spuren schauriger Begebenheiten aus der Edinburgher Geschichte werden Nachtwanderer durch die verborgenen Gassen der Stadt geführt (–>).
> Greyfriars Bobby {17}: Welche andere Stadt käme auf die Idee, einem treuen Polizeihund ein Denkmal zu setzen? Die Statue des Schnauzers Bobby ist mit einer anrührenden Geschichte verknüpft.
Old Town: Edinburgh Castle und Royal Mile
Entlang der sogenannten Royal Mile, die sich vom Schloss bis zum Palace of Holyroodhouse erstreckt, befinden sich einige der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, ebenso wie zahlreiche Museen und interessante Bauwerke. Die verschiedenen Abschnitte der „Meile“ sind mit den Namen Castlehill, Lawnmarket, High Street und Canongate versehen. Nach einem Besuch des Schlosses wandern die meisten Touristen die Royal Mile hinunter und werden in den Sog der Souvenirgeschäfte gezogen. Hier gibt es Schottenkaro im Überfluss ebenso wie Whisky, Shortbread und Dudelsäcke. Zwischen den Souvenirgeschäften befinden sich historische Gebäude, Museen und Ausstellungen, sodass man gut und gerne mehrere Tage damit verbringen könnte, alle Sehenswürdigkeiten zu erkunden.
Ein Blick in die kleinen Wynds and Closes, also jene Gässchen, die von der Flaniermeile abzweigen, lohnt sich. Teils gibt es steile Treppen, die auf eine der unteren Ebenen führen, auf denen die Altstadt einst angelegt war. Die Gassen sind ein Anlaufpunkt bei historischen Stadt- und Gruseltouren.
{1} Edinburgh Castle *** [E9]
Man betritt das Schloss durch das Portcullis Gate, wo man einen Audioguide ausleihen kann, den es natürlich auch in deutscher Sprache gibt. Wer genug Englisch spricht, kann sich auch einer der geführten Touren anschließen, die in regelmäßigen Abständen stattfinden. Diese Touren sind im Eintrittspreis inbegriffen.
Auf der rechten Seite des Eingangs befinden sich mehrere Kanonen, genannt die Argyle Battery, die über die Neustadt in den Norden hinausragen. Wenn man daran vorbeigeht, gelangt man zu der berühmten One O’Clock Gun, die seit dem Jahr 1861 jeden Tag (außer sonntags) um 13 Uhr mittags einen Schuss abfeuert. Ursprünglich diente die Kanone den Schiffen im Hafen von Leith als Zeitansage.
Hinter der One O’Clock Gun führt der Weg in einer Kurve auf einen breiten Hof, genannt Middle Ward. Die Museen, die diesen Hof säumen – das National War Museum of Scotland, The Regimental Museum of the Royal Scots Dragoon Guard und das Royal Scots Regimental Museum – beschäftigen sich mit der militärischen Geschichte Schottlands und seiner Regimenter. Auf der entgegengesetzten Seite des Platzes gelangt man durch das Foogs Gate in den oberen Teil des Schlosses, die Zitadelle.
Das erste Gebäude, das hier ins Auge fällt, ist das älteste noch erhaltene Bauwerk in Edinburgh. Die St. Margaret’s Chapel ließ König David I. (Regierungszeit 1124–1153) im Angedenken an seine heiliggesprochene Mutter Margaret erbauen. Die einfache Steinkapelle ist heute mit Buntglasfenstern verziert, die die heilige Margaret ebenso wie die schottischen Nationalheiligen und William Wallace zeigen. Im Laufe der Jahre geriet das Gebäude in Vergessenheit und wurde erst im 19. Jahrhundert restauriert.
Neben der Kapelle befindet sich eine Kanone, die aus der Zeit der Belagerung des Schlosses im Mittelalter stammt, mit dem Spitznamen Mons Meg. Solche Kanonen waren dazu gedacht, die dicken Mauern der Befestigungen zu durchbrechen und Mons Meg konnte eine Steinkugel fast drei Kilometer weit schleudern.
Auf der rechten Seite geht es hinauf zu dem höchstgelegenen Platz, an dem sich der Royal Palace (Königlicher Palast), die Great Hall (der Große Saal), The Scottish National War Memorial (Nationale Kriegsgedenkstätte) und das Queen Anne Café befinden.
Der Bau des Schlosses wurde von James IV. veranlasst. Zeitweilig wurde es von Mary Stuart (–>) bewohnt. In den Steinmauern findet man ihre Initialen und die ihres Ehemannes Lord Darnley eingeritzt. Man kann das Schlafzimmer besichtigen, in dem 1566 ihr Sohn James VI. (der spätere James I., erster König eines vereinten Englands und Schottlands) geboren wurde.
Eine der größten Attraktionen für Besucher sind die sogenannten Honours of Scotland, d. h. die Kronjuwelen, die auf die schottischen Könige James IV. und V. im 15. und 16. Jahrhundert zurückgehen. Sie wurden bei Krönungszeremonien getragen. Queen Elizabeth II. trug die Juwelen im Jahr 1953 bei ihrem ersten Besuch in Schottland als neu gekrönte britische Königin. Die Krönungsinsignien bestehen aus einer Krone, einem Zepter und dem Staatsschwert. Sie erscheinen auch auf dem Wappen Schottlands.
Vor den Wirren des Bürgerkrieges wurden die Kronjuwelen in einem Versteck vergraben, da man befürchtete, dass ihnen dasselbe Schicksal bevorstand wie den englischen Juwelen, die von Oliver Cromwell vernichtet worden waren. Nach der Vereinigung mit England im Jahr 1707 hielt man sie für überflüssig und sie wurden in einer Katakombe des Schlosses eingemottet und gerieten in Vergessenheit. Erst im Jahr 1818 unternahm Sir Walter Scott Anstrengungen, die Juwelen wiederzufinden. Bei einer gründlichen Suche wurde die Kiste entdeckt. Scott wurde dafür geadelt. Während des 2. Weltkrieges wurden die Juwelen wiederum in Sicherheit gebracht. Seither werden sie jedoch im Edinburgher Schloss ausgestellt.
Im Jahr 1996 wurde der Stone of Destiny (Krönungsstein), auch bekannt als Stone of Scone, wieder zu den Insignien hinzugefügt. Auf dem roten Sandsteinblock sind gemäß der Geschichtsschreibung vom 9. bis 13. Jahrhundert alle schottischen Könige gekrönt worden. Edward I. entwendete den Stein im Jahr 1296 während der anglo-schottischen Kriege. Fortan verblieb er 700 Jahre in der Westminster Abbey und war in den englischen Krönungsstuhl eingebaut. Erst im Jahr 1996 wurde der Stein von der Labour Regierung an Schottland zurückgegeben. Um den Stein ranken sich viele Legenden und eine davon besagt, dass Edward nie den echten Krönungsstein besaß, sondern dass er von Mönchen in Dunkeld am River Tay, wo sich einst das spirituelle Zentrum der Schotten befand, vergraben wurde.
Vor dem Schloss befindet sich die Castle Esplanade, ein breiter Platz, der als Parkplatz für Busse und Autos genutzt wird. Im August werden hier Zuschauertribünen für das Military Tattoo aufgebaut (–>). Der Ausdruck „Tattoo“ bezeichnet den allabendlichen Trommelwirbel, der die Soldaten dazu aufrief, in die Kaserne zurückzukommen, und der sie ermahnte, dass es Schlafenszeit war. Das Tattoo ist ein fester Bestandteil des Edinburgher International Festivals und umfasst einen Aufmarsch von Dudelsackorchestern verschiedener schottischer Highland-Regimenter, aber auch von Regimentern aus dem Commonwealth und anderen Ländern, ferner ein spektakuläres Feuerwerk und andere Darbietungen des Militärs.
Wenn man von der Castle Esplanade nach oben schaut, sieht man die beeindruckende Half Moon Battery (halbmondförmige Geschützgruppe) aus dem Jahr 1578. Sie wurde als Verstärkung für die Verteidigungsanlagen des Schlosses gebaut. Sie überblickte die Royal Mile und damit angreifende Truppen, die auf das Schloss zumarschierten.
> Castlehill, EH1 2NG, www.edinburghcastle.gov.uk, Tel. 0131 2259846, Apr.–Sept. tägl. 9.30–18 Uhr, Okt.–März tägl. 9.30–17 Uhr, Eintritt: Erw. 17 £, Kinder 5 bis 15 Jahre 10,20 £, erm. 13,60 £. Bei Online-Buchung holt man die Tickets am Automaten und muss nicht Schlange stehen. Audioguides in verschiedenen Sprachen (Erw. 3,50 £, erm. 2,50 £, Kinder 1,50 £) ebenso wie Informationstafeln in Blindenschrift. Während des Military Tattoo im August können sich die Öffnungszeiten ändern.
Majestätischer Anblick – das Edinburgher Schloss thront über der Stadt (068ed Abb.: kw)
{2} Tartan Weaving Mill * [E8]
Nichts wird öfter mit Schottland assoziiert als das Schottenkaro, genannt Tartan, und der Schottenrock, genannt Kilt. Auf der Royal Mile wird den Touristen das Karo in vielen Formen angeboten.
Die Weberei Tartan Weaving Mill wird von der Kiltschneiderei Geoffrey Tailor Kiltmaker geführt. Man kann hier die Karomuster der Highlandclans (–>) vom laufenden Meter kaufen zuzüglich der nötigen Accessoires wie Hüte, Sporran (kleine Leder- und Felltasche) etc. sowie Decken, Mützen und Teddybären im Schottenkaro.
Der Besucher wird über die verschiedenen Ebenen einer relativ geräumigen Fabrikhalle geleitet. Dort kann man den gesamten Herstellungsprozess des Karostoffes nachverfolgen und Webstühle in Aktion beobachten. Zudem wird erklärt, wie die komplizierten Muster aus den vielen verschiedenfarbigen Fäden gewebt werden. Wer einen Stoff kaufen möchte, kann sich über die Clanzugehörigkeit informieren oder gleich die entsprechende Hintergrundliteratur kaufen. Wer ein spaßiges Andenken mit nach Hause nehmen möchte, kann sich in voller Kluft als Clanchief vor historischem Hintergrund fotografieren lassen. Dies ist so beliebt, dass man sich in der Hochsaison hierfür vorher anmelden muss.
> 555 Castlehill, EH1 2ND, www.royal-mile.com/interest/tartanweavingmill.html, Tel. 0131 2261555, tägl. 9–17.30 Uhr, Eintritt frei
{3} The Scotch Whisky Experience ** [E8]
Empfehlenswert ist die einstündige Tour durch dieses Museum, das direkt unterhalb des Schlosses liegt. Hier erfährt man Interessantes über die Whiskyherstellung und kann Whiskys aus verschiedenen Regionen probieren. Es wird auch erklärt, wie Verschnitte (Whisky Blends) hergestellt werden. Eine Audioführung gibt es in deutscher Sprache.
Wer keine Tour unternehmen will, findet im angeschlossenen Museumsshop eine große Auswahl verschiedener Whiskysorten. Hier kann man außerdem Probierfläschchen kaufen, wenn man sich nicht für eine Sorte entscheiden kann.
> 345 Castlehill, EH1 2NE, Tel. 0131 2200441, www.scotchwhiskyexperience.co.uk, April–Juli tägl. 10–18 Uhr, Aug. Mo.–Fr. 10–17, Sa. 10–17.40, So. 10–18 Uhr, Jan.–März u. Sept.–Dez. tägl. 10–17 Uhr, Eintritt: Es gibt verschieden lange Touren, die Preise rangieren von 15,50 £ bis 73 £ pro Person.
{4} Outlook Tower mit Camera Obscura * [E8]
Die Camera Obscura stammt aus dem Jahr 1853 und ist ein Periskop, das Bilder von Edinburgh direkt auf eine weiße Leinwand projiziert. So entstehen Stadtansichten aus einer ungewöhnlichen Perspektive. Die Stars der Show sind die Bewohner der Stadt und ihre Aktivitäten, die auf Ameisengröße verkleinert dargestellt werden. Die Ausstellung World of Illusions zeigt ungewöhnliche optische Objekte wie z. B. 3-D-Hologramme, mit denen Erwachsene und Kinder interaktiv herumspielen können. Diese Attraktion eignet sich daher besonders gut für Kinder.
> Castlehill, EH1 2ND, www.camera-obscura.co.uk, Tel. 0131 2263709, Apr.–Juni, tägl. 9.30–20 Uhr, Juli/Aug. tägl. 9–22 Uhr, Sept./Okt. tägl. 9.30–20 Uhr, Nov.–März tägl. 10–19 Uhr, Eintritt: Erwachsene 15,50 £, erm. 13,50 £, Kinder 5–15 Jahre 11,50 £, Kinder unter 5 Jahren frei
Kleine Whiskykunde
Das Wort „Whisky“ ist die englische Version des gälischen Ausdrucks „uisge beatha“ und bedeutet „Lebenswasser“. Im Whiskyland Schottland werden mehr als 120 Sorten Single Malt (Scotch) hergestellt, außerdem gibt es viele sogenannte Blends (Verschnitte). Single Malt Whiskys werden aus Wasser, Hefe und gemälzter Gerste hergestellt. Verschnitte hingegen sind oft wesentlich billiger und enthalten mehrere Whiskysorten, die mit Reinalkohol und Wasser gemischt werden. Whisky ist wie Brandy ein warmes Getränk, das sein Aroma am besten entfaltet, wenn es bei Zimmertemperatur getrunken wird. Über Menschen, die ihren Whisky „on the rocks“ trinken, rümpfen Whiskykenner daher eher die Nase. Allerhöchstens gibt man ein paar Tropfen Wasser hinzu, das Zimmertemperatur hat.
In Schottland gibt es zahlreiche Destillerien, in denen Whiskys mit den unterschiedlichsten Geschmacksnoten gebrannt werden. In der Region Speyside wird über die Hälfte aller Scotch Whiskys gebrannt. Hier befinden sich z. B. die Destillierien Glenfiddich und Glenlivet. Auf der Insel Islay wird Whisky mit Torfrauch aromatisiert. Dadurch erhalten z. B. die Sorten Lagavulin und Laphroaig einen würzigen Geschmack.
Je länger ein Whisky im Fass gelagert wurde, umso besser sind der Geschmack und seine Qualität. Die minimale Lagerzeit beträgt drei Jahre. Die teureren Whiskys haben allerdings eine Lagerzeit von 8 oder 12 Jahren, in Einzelfällen sogar von bis zu 25 Jahren.
{5} The Hub ** [F8]
Die Heimat des Büros des Edinburgh International Festivals ist das ganze Jahr über geöffnet. Hier gibt es Ausstellungen und das angenehme Café-Restaurant Cafe Hub. Das Gebäude, ursprünglich die Kirche Tolbooth Kirk, entstand in den Jahren 1842 bis 1844 und wurde von dem Stararchitekten der viktorianischen Ära Augustus Pugin in Zusammenarbeit mit James Gillespie Graham entworfen. Einige Bauelemente ähneln denen der Houses of Parliament in London, an dessen Entwurf Pugin ebenfalls beteiligt war. Der Kirchturm des Gebäudes ist mit 74 Metern der höchste in Edinburgh und das Gebäude hat viele neugotische Verzierungen. Es wurde einst als Versammlungshalle der Church of Scotland genutzt. Seit 1984 ist die ehemalige Kirche der Sitz der Verwaltung des Edinburgh International Festivals. Hier bekommt man während des Festivals die nötigen Tickets (das Fringe Festival hat allerdings sein eigenes Büro etwas weiter unten auf der High Street).
> The Hub Festivalbüro und Café, Castlehill, EH1 2NE, Tel. 0131 4732000, www.thehub-edinburgh.com, www.hubtickets.co.uk, Mi.–Fr. 10–16, Sa. 9.30–17, So. 10.30–17 Uhr
Kleine Pause: Cafe Hub
Das Café im Hub Festivalbüro ist für eine Pause zu empfehlen, es gibt nette Kleinigkeiten zu essen. Wer draußen sitzt, kann außerdem das Treiben auf der Royal Mile verfolgen (–>).
{6} St. Giles Church *** [F8]
Die Säulen, die den Kirchturm stützen, sind normannischen Ursprungs. Aus dem Mittelalter sind beispielsweise die Steinmetzarbeiten in der Albany Aisle (Seitenschiff). Der Kirchturm selbst, der an eine Königskrone erinnert, stammt aus dem Jahr 1485. Die bunten Glasfenster von Edward Burnes Jones und William Morris in der Albany Aisle entstanden zum Teil in der viktorianischen Ära und zum Teil in der präraffaelitischen Periode (d. h. Vorläufer des Jugendstils). Es gibt auch ein Burns Window aus dem Jahr 1985, das Szenen aus der Prosa des schottischen Schriftstellers Robert Burns darstellt.
Die Kirche spielte während der schottischen Reformation, aber auch während des englischen und schottischen Bürgerkriegs im 17. Jahrhundert eine wichtige Rolle. John Knox, der herausragende Kleriker Schottlands im 16. Jh., war ein radikaler Verfechter des Calvinismus. 1555 predigte er von der Kanzel von St. Giles und war 1560 einer der Mitverfasser des „First Book of Discipline“, das die Regeln der Schottisch-Presbyterianischen Kirche festlegte. Später wurde Knox zum Erzfeind der katholischen Monarchin Mary Stuart. Heute erinnert im Westflügel eine Statue an ihn.
1582 kam es zu einer Aufspaltung der presbyterianischen Kirche in die gemäßigte Scottish Episcopal Church sowie die radikalere Church of Scotland („The Kirk“). Die letztere war viel demokratischer, sah eine direkte Verbindung von Gott zu den Gläubigen und lehnte Bischöfe ab.
Die St. Giles Church wird gerne auch „Kathedrale“ genannt, was sie aber eigentlich nicht ist. 1633 erhob Charles I. die Kirche zwar in den Stand einer Kathedrale, indem er einen Bischof für die Diözese Edinburgh ernannte, da die presbyterianische Kirche die Autorität von Bischöfen jedoch ablehnte, verlor das Gebäude den Anspruch auf den Titel im 17. Jahrhundert. Charles I., der sich in Schottland krönen ließ, unternahm noch weitere Anstrengungen, die Church of Scotland an die Traditionen der anglikanischen Staatskirche anzupassen. 1637 ließ er von anglikanischen Bischöfen ein Gebetsbuch erstellen, das fortan in Schottland benutzt werden sollte. Dies erschien den protestantischen Presbyterianern fast wie ein Rückschritt zum Katholizismus und ein unüberwindliches Hindernis. Während eines Gottesdienstes, bei dem aus dem Gebetsbuch gepredigt wurde, brodelten die Emotionen und eine gewisse Jenny Geddes, eine ortsansässige Marktverkäuferin, nahm den Klappstuhl, auf dem sie gesessen hatte und warf ihn auf den Pfarrer. Daraus entwickelte sich ein gewalttätiger Aufstand, der zu einer offenen Revolte gegen Charles I. anwuchs. Dies war eine der ersten Vorandeutungen des Bürgerkrieges. An dieses Ereignis erinnert heute ein dreibeiniger Stuhl in der Kirche.
1638 führte die Rebellion zur Festlegung des National Covenant, eines Gelübdes der schottischen Presbyterianer gegenüber Gott, ihre Kirche gegen die Eingriffe durch Charles I. zu verteidigen. Viele der Aufständischen unterzeichneten das Dokument in der Greyfriars Kirche {17}, angeblich mit ihrem eigenen Blut. Heute ist eine Replik des Dokuments in dem Flügel der Preston Aisle ausgestellt.
Zwei der Männer, die hierin involviert waren, liegen in der Kirche begraben: James Graham, Marquess of Montrose, und Archibald Campbell, Marquess of Argyll. Sie sind ein Beispiel dafür, wie die Reformation und der Bürgerkrieg Schottland aufspalteten. Beide Männer unterzeichneten den National Covenant gegen Charles I., aber Montrose lief später zu den Royalisten über und mobilisierte eine Armee gegen Argyll. Zur Strafe wurde er 1650 vor der Kirche geköpft und sein Kopf wurde auf einem Speer als Warnung ausgestellt. Argyll wurde während der Restauration durch Charles II. 1661 auf ähnliche Weise hingerichtet. Beide Männer wurden später (zusammen mit ihren Köpfen) in der Kirche begraben. Das Grab von Montrose findet sich im Flügel der Chepman Aisle und Argylls Grab in St. Eloi’s Aisle.
Nach der Reformation erlebte die Kirche eine abenteuerliche Geschichte: Sie war Polizeistation, beheimatete kurzzeitig die Feuerwehr, eine Schule und diente als Kohlenkeller. Das schottische Parlament traf hier zusammen ebenso wie die Stadtverwaltung und die Generalversammlung der Church of Scotland. Heutzutage wird die Kirche für Staatsanlässe genutzt, beispielsweise von der Queen.
Die Kapelle auf der Südostseite gehört dem Orden der Distel (Order of the Thistle), einem Ritterorden ähnlich dem der Templer, der der höchstrangige Orden Schottlands ist und dem auch Mitglieder der königlichen Familie angehören. Der Schutzheilige Schottlands, St. Andrews, ist auch der Schutzheilige des Ordens. Die Kapelle, die im Jahr 1911 gebaut wurde, ist ausladend dekoriert und weist mittelalterliche Stilelemente auf wie z. B. Wappen mit Tiermotiven, gotische Kreuzgänge und thronähnliche Stühle.
> Royal Mile, Parliament Square, EH1 1RE, Tel. 0131 2260674, www.stgilescathedral.org.uk, April–Okt. Mo.–Fr. 9–19, Sa. 9–17, So. 13–17 Uhr, Nov.–März Mo.–Sa. 9–17, So. 13–17 Uhr. Der Eintritt ist frei, aber es wird um eine Spende von 3 £ für den Erhalt des Gebäudes gebeten. Fotografieren ist erlaubt, kostet aber 2 £. Rooftop-Touren in die Kuppel, 6 £ (max. 4 Pers.), Buchung s. Website.
Jakobiteraufstände – das Ende der Highlandclans
Die Bevölkerung der Highlands blieb bis etwa 1700 weitgehend unangetastet von den religiösen, politischen und sozialen Veränderungen im Land. Die Clangesellschaft war nach der alten Feudalordnung aufgebaut und die Clanaristokratie verhielt sich loyal zu den Königen der Stuarts, d. h. dem katholischen Glauben. In Anlehnung an den Namen des letzten Stuart-Königs James II. (im Lateinischen Jacobus) entstand die Rebellengruppe der Jakobiter, die sich gegen die protestantische Reformation aussprach und für die Wiedereinsetzung der katholischen Stuart-Monarchie kämpfte. Unterstützung fanden die Jakobiter vor allem unter den Highlandclans im Norden und Westen (nördlich des River Tay). Als der im Jahr 1688 während der „Glorious Revolution“ abgesetzte und vertriebene König James II. 1701 verstarb, erklärte sich sein Sohn zu seinem rechtmäßigen Nachfolger James III. („The Old Pretender“). Mit Unterstützung von König Louis XIV. von Frankreich betrieben die Jakobiter fortan eine Politik, James III. zum Thron zu verhelfen. Die Engländer sahen in diesen Bestrebungen eine direkte Bedrohung für die englische Monarchie und man fürchtete eine Konterreformation, insbesondere gegen George I., der seit 1714 regierte.
1715 kam es zum ersten Jakobiteraufstand (auch „The Fifteen“ genannt). Aus dem französischen Exil kommend, landete James III. mit dem Schiff im Dezember 1715 in Peterhead. Der Earl of Mar unterstützte ihn mit einer Armee, die aus 10.000 Mann bestand. Es fanden verschiedene Kämpfe statt, jedoch unterlagen die Jakobiter und James reiste 1716 wieder nach Frankreich zurück.
1745 kam es zu einem weiteren Aufstand („The Fortyfive“) unter dem Sohn von James III., Charles Edward Stuart (auch bekannt als Bonnie Prince Charlie oder „The Young Pretender“). Dieser war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Bonnie Prince Charlie landete im Sommer 1745 in den westlichen Highlands auf der Insel Eriskay und marschierte nach Glenfinnan, wo er seine Armee versammeln wollte. Mit sich gebracht hatte er aber nur eine Handvoll Männer und einige Goldreserven. Da die meisten schottischen Adligen und Highlandclans jedoch inzwischen von der Union Englands und Schottlands profitierten, hatten sie der jakobitischen Sache abgeschworen. Bonnie Prince Charlie fand daher nur wenige Gleichgesinnte. Er belagerte das Edinburgher Schloss {1} im September 1745. Allerdings weigerte sich der Stellvertretende Gouverneur, General George Preston, sich zu ergeben. Die Jakobiter versuchten, eine Blockade um das Schloss zu errichten, worauf General Preston sie unter Beschuss nehmen ließ. Im November gaben die Jakobiter das Vorhaben auf.
Charles Stuarts Pläne, von Schottland aus gar eine Invasion Englands voranzutreiben, waren mit seiner kleinen Truppe illusorisch. Die Unterstützung, die er sich vom französischen König erhofft hatte, blieb ebenfalls aus. Um Inverness im Norden zu halten, beorderte Charles seine Armee aus dem Süden zurück nach Norden, wo es schließlich am 16. April 1746 zur entscheidenden Schlacht bei Culloden kam. Hier gewannen die Regierungstruppen unter dem Duke of Cumberland und die jakobitische Bewegung wurde ein für alle Mal besiegt. Etwa 200 Clansmänner fanden in der Schlacht den Tod. Charles versteckte sich noch einige Zeit in den Highlands und entkam schließlich im September 1746 von der Isle of Skye aus nach Frankreich. Er starb an den Folgen von Alkoholismus. Im Jahr 1844 wurde in Erinnerung an seine Flucht der Skye Boat Song veröffentlicht, der die tragische Geschichte von Bonnie Prince Charlie romantisiert. Das Lied ist bis heute ein Dauerbrenner der schottischen Folkmusic.
Die britische Regierung begann nun eine systematische Politik der Zerschlagung der Highlandclans („Highland Clearances“). Die nordwestlichen Highlands wurden von der Armee besetzt. Die Vertreibung dauerte mehrere Jahrzehnte. Etliche Gemeinden in den Highlands wurden geplündert und in Brand gesteckt. Die Clanchiefs, denen man eine Unterstützung der Jakobiter nachweisen konnte, wurden enteignet. Von Befestigungen wie Fort Augustus und Fort William aus überwachte die Armee das Gebiet.
Mit dem Disarming Act von 1746 wurde das Tragen von Waffen und Schottenkaro verboten, da man annahm, dass dies den Nationalismus und die Rebellionsbereitschaft der Highlander fördern könne. 1782 wurde diese Verordnung wieder aufgehoben. Dennoch war dies der Anfang vom Ende der alten Clanordnung. Viele der Clanchiefs waren eher daran interessiert, am wirtschaftlichen Aufschwung Schottlands teilzuhaben, als für eine verlorene Sache zu kämpfen. Nach der Schlacht von Culloden wuchsen die beiden Nationen England und Schottland fester zusammen.
{7} Parliament Square mit Parliament House * [F8]
Der Platz, auf dem sich die Kirche St. Giles {6} befindet, ist auf drei Seiten umgeben von Gebäuden, die heute zum großen Teil zum Justizpalast gehören. Das Gebäude direkt hinter der Kirche beheimatete für mehrere Jahre das schottische Parlament, bevor dieses mit dem englischen Parlament zum britischen Parlament zusammengelegt wurde und fortan im Palace of Westminster tagte. Obwohl das Gebäude heute von Anwälten und ihren Klienten genutzt wird, ist es für Besucher offen und man kann einen Blick in die große Haupthalle werfen, in der von 1639 bis 1707 die 314 Abgeordneten des schottischen Parlaments tagten. Die Halle beherbergt eine kleine Ausstellung über die Geschichte des Gebäudes. Im Jahr 1707, als der Act of Union beschlossen wurde, beendete Kanzler Seafield die Sitzung mit den Worten: „Diese Versammlung ist vertagt“. Damals ahnte wohl niemand, dass es bis zum Jahr 1999 dauern würde, bis das schottische Parlament erneut zusammentreten würde.
Das gotische Deckengewölbe erinnert an die Konstruktion der Westminster Kathedrale in London. Das Parliament House wurde im 18. Jh. restauriert und eine neue klassizistische Fassade wurde angefügt, um es in Einklang mit der restlichen Architektur des Platzes zu bringen.
In der Mitte des Parliament Square befindet sich ein in das Pflaster eingebautes Muster in Form eines Herzens. Auf diesem sogenannten Heart of Midlothian befand sich früher das alte Gefängnis, das direkt an die Justizgebäude angeschlossen war. Ein alter Aberglaube besagt, dass es Glück bringt, auf das Herz zu spucken. Das „Heart“ hat auch einem der Fußballteams Edinburghs seinen Namen verliehen (–>).
> Parliament House, Royal Mile, Parliament Square, EH1
{8} Scottish Storytelling Centre/ John Knox House ** [G8]
Das älteste noch existierende Haus auf der Royal Mile, das John Knox House, entstand ca. 1490 und ist eingegliedert in das Storytelling Centre. Angeblich wurde es 1572 zur letzten Residenz des Kirchenmannes John Knox. An den Bau grenzte einst eines der mittelalterlichen Stadttore, das sogenannte Netherbow Gate. An dieser Stelle befand sich die Stadtgrenze zwischen der Altstadt und dem Viertel Canongate. Wer die Altstadt durch dieses Tor betreten wollte, musste Zoll zahlen – auch wenn er eigentlich in der Altstadt wohnte und diese nur kurzzeitig verlassen hatte. Dies führte dazu, dass viele der ärmeren Einwohner nie die Stadtgrenzen verließen, da sie sonst nicht mehr in der Lage gewesen wären, nach Hause zurückzukehren. Das Tor selbst wurde 1764 abgerissen. Die Glocke aus dem Stadttor, die Netherbow Bell aus dem Jahr 1621, wurde in den Glockenturm des Storytelling Centre integriert. Das Storytelling Centre erinnert an die alte keltische Tradition des Geschichtenerzählens und der Rezitation von Epen. Hier gibt es Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene, die sich mit keltischer Tradition beschäftigen und im Oktober findet das Scottish International Storytelling Festival statt (–>)
Im John Knox House werden die Lebensgeschichte von John Knox und sein religiöser Konflikt mit Mary Stuart dargestellt. Ein Audioguide über die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner ist erhältlich.
> 43–45 High Street, EH1 1SR, www.tracscotland.org, Tel. 0131 5569579, John Knox House: Mo.–Sa. 10–18 Uhr, Juli–Aug. auch So. 12–18 Uhr, Eintritt: Erwachsene 5 £, erm. 4 £, Kinder 1 £, unter 7 Jahren frei
{9} Canongate Tolbooth – The People’s Story Museum * [H8]
Dieses Gebäude aus dem Jahr 1591 ist eines der ältesten Gebäude in Edinburgh und fällt wegen seines Uhrturms ins Auge, der auf die Straße herausragt (die Uhr stammt aus dem Jahr 1884). Das Haus wurde von dem Feudalherren Sir Lewis Bellenden of Auchintoul errichtet. Die Verwaltung des Bezirks Canongate nutzte es zur Rechtsprechung und als Gefängnis. Außerdem mussten hier Zoll und Steuern entrichtet werden. 1879 wurde es restauriert. Heute ist hier ein Museum über die Geschichte der Bewohner Edinburghs untergebracht. Das Museum beschreibt das Leben der „einfachen Leute“ vom 17. Jahrhundert bis zum heutigen Tage. Die Informationen, basierend auf Augenzeugenberichten und Situationen des täglichen Lebens, werden eindrucksvoll in Szene gesetzt.
Nicht weit von hier, vor dem Eingang des Canongate Friedhofs, kann man eine Statue des Poeten Robert Fergusson sehen, dessen Gedicht „Auld Reekie“ Edinburgh seinen Spitznamen gab. Hier liegt auch der Privatsekretär von Mary Stuart, David Rizzio, begraben (–>).
> Canongate, EH8 8BN, Tel. 0131 5294057, www.edinburghmuseums.org.uk, Mi.–Sa. 10–17, So. 12–17 Uhr, im Sommer erweiterte Zeiten, Eintritt: frei
{10} Scottish Parliament *** [H8]
Voller Ambitionen gab man 1999 den Bau des Parlamentsgebäudes in Auftrag, ein Projekt, das viele Kontroversen auslöste. Der katalanische Architekt Enric Miralles, der den Entwurf für das Gebäude lieferte, verstarb bereits im Jahr 2000 und der Bau ging nur langsam voran. Aus den anfänglich geplanten 40 £ Millionen für den Bau wurden bis zur Fertigstellung im Jahr 2004 400 £ Millionen. Dies führte zu vielen Diskussionen und der Anklage, dass Edinburgh Anwandlungen von Größenwahn habe. Seit das Parlament hier tagt, hat es zwar keine weiteren Diskussionen gegeben, es gibt allerdings immer noch Kritiker, die behaupten, Miralles Entwurf habe es nicht geschafft, sich geschmackvoll in die umliegende Landschaft des Holyrood Parks und die historische Architektur des Holyrood Palastes einzupassen. Das umstrittene Gebäude gewann im Jahr 2005 den Architekturpreis des Royal Institute of British Architects (RIBA).
Die Fassade des Gebäudes zeigt eine Reihe von fantasievollen asymmetrischen Linien und Dekorationen. Das Bauwerk hebt sich von der klassischen Eleganz des gegenüberliegenden Hollyrood Palastes und den moosbewachsenen Felsen der Salisbury Crags im Hintergrund ab. Man kann sich einer Führung durch das Gebäude anschließen, wenn das Parlament nicht tagt.
> Canongate, EH99 1SP, Tel. 0131 3485200, www.scottish.parliament.uk, Mo.–Sa. 10–17 Uhr, ausgenommen Sitzungstage. Unter www.visitparliament.scot/check-availability kann man sich für eine kostenlose Führung anmelden.
{11} Palace of Holyroodhouse und Holyrood Abbey *** [I8]
James IV. veranlasste den Bau des Palastes 1498, um etwas mehr Komfort zu haben, da das alte Schloss zugig und unmodern geworden war. Seitdem war der Palast der bevorzugte Sitz der schottischen Krone und das Gebäude wurde nach und nach erweitert sowie erneuert. Charles II., der sich in Schottland krönen ließ, gab 1671–1678 eine Komplettrenovierung in Auftrag. Aus dieser Zeit stammt die opulente barocke Innendekoration des heutigen Gebäudes.
Man kann eine Anzahl von Räumen besichtigen, u. a. die privaten Gemächer von Mary Stuart, in denen sich die grausige Ermordung ihres Privatsekretärs David Rizzio durch ihren Mann, Lord Darnley, zutrug (s. Exkurs rechts). Bonnie Prince Charlie hielt sich kurzzeitig hier auf, bevor er vor dem Hannoveraner König Georg II. seine Niederlage erklären musste. In der Great Gallery (Große Galerie) befinden sich 96 Porträts von gekrönten Häuptern Schottlands bzw. Herrschern aus den frühesten Jahrhunderten. Charles II. gab diese Porträts 1684 bei dem flämischen Maler Jan de Wet in Auftrag, der sie fast fließbandmäßig fertigstellte. Bei genauem Hinsehen sind die Gesichter einander sehr ähnlich.
An den Palast angeschlossen ist die Holyrood Abbey. Hierhin gelangt man nur durch den Palast. König David I., der Sohn von Malcolm III. Canmore, ließ die Abteil im Jahr 1128 errichten. Angeblich war David bei der Jagd im Holyrood Park von einem Hirsch angegriffen worden und konnte sich nur retten, indem er dem Tier ein Kruzifix entgegenhielt. Als Dank für seine Rettung nannte er die Abtei „Holy Rood“, „Heiliges Kreuz“. Im Laufe der Jahre bildete sich um die Abtei herum die Ansiedlung Canongate, das Viertel, das bis heute den östlichen Teil der Royal Mile bildet, und die Stadt wuchs langsam zusammen. Die ursprüngliche Abtei wurde im Laufe der Jahre immer wieder renoviert und ausgebaut, so z. B. für die Krönung von Charles I. 1633. Zwar überstand sie die turbulenten Zeiten der Reformation und des Bürgerkriegs, wurde jedoch als Symbol des Katholizismus 1688 von einem wütenden Mob niedergebrannt. Heute sind nur noch Ruinen zu besichtigen, die zum größten Teil auf das 17. Jahrhundert zurückgehen. Dem Palast angegliedert, in der ehemaligen Holyrood Free Church, befindet sich die Queen’s Gallery (–>), in der Werke aus der privaten Kunstsammlung der Queen ausgestellt werden.
> Canongate, Tel. 0131 5565100, www.royalcollection.org.uk/visit, April–Okt. tägl. 9.30–18 Uhr, Nov.–März tägl. 9.30–16.30 Uhr, geschl.: während Besuchen der Queen, Eintritt: Erwachsene 14 £, erm. 12,70 £, Kinder 5–17 Jahre 8,10 £, Kinder unter 5 Jahren frei
Der Palace of Holyroodhouse {11}, eingebettet in eine weite Parkanlage (069ed Abb.: kw)
Auf den Spuren von Mary, Queen of Scots
Dem Vermächtnis von Mary Stuart, oder auch Mary, Queen of Scots (1542–1587), begegnet man in Schottland überall. Ihre Geschichte ist untrennbar mit den Wirren der Reformation verbunden. Über keinen anderen schottischen Monarchen sind so viele Bücher geschrieben worden.
Sie war die Tochter von James Stuart V. von Schottland (1512–1541) und Marie de Guise (1515–1560). Nach dem Tod von James V. wurde die nur neun Monate alte Mary am 9. September 1543 zu seiner Nachfolgerin gekrönt, wobei ihre Mutter als eigentliche Regentin fungierte. Als Französin und Katholikin paktierte Marie de Guise mit Frankreich gegen die Bestrebungen Henrys VIII., Mary mit seinem Sohn Edward zu vermählen. Im Alter von sechs Jahren wurde Mary Stuart an den französischen Hof gesandt, wo sie mit dem französischen Thronerben François II. aufwuchs, mit dem sie 1558 im Alter von 16 Jahren vermählt wurde. Dies löste den schottisch-englischen Krieg „The Rough Wooing“ aus, der bis 1549 andauerte. François II. bestieg 1559 den französischen Thron, wodurch Mary gleichzeitig Königin von Frankreich und Schottland wurde. Nach dem Tod von Mutter und Ehemann im Jahr 1560 kehrte Mary nach Schottland zurück, wo sie ein durch die protestantische Reformation verändertes Land vorfand. Die katholische Fraktion der Adligen war an die Franzosen gebunden, die noch bis 1560 Truppen im Hafen von Leith stationiert hatten. Die protestantische Hälfte der Adligen (Lords of the Congregation) verfolgte zusammen mit religiösen Streitern wie John Knox eine kompromisslose Reformation der schottischen Kirche und erhielt Unterstützung von der englischen Königin Elizabeth I., die seit 1558 auf dem Thron saß und in Mary eine Rivalin sah.
Mary erwies sich als unerfahrene Regentin und traf einige gravierende Fehlentscheidungen. Obwohl sie die reformierte Kirche tolerierte, beanspruchte sie für sich selbst eine Ausnahmeregelung und praktizierte weiterhin die katholische Messe. Der Reformator John Knox, der beständig von der Kanzel Unmut gegen sie schürte, wurde ihr erbitterter Feind. Mary weigerte sich zudem, Elizabeth I. als rechtmäßige Königin Englands anzuerkennen und gab ihren eigenen Anspruch auf den Thron nie auf. Die 1565 eilig geschlossene Ehe mit ihrem Cousin Lord Darnley war eine weitere Fehlentscheidung. Darnley verfolgte seine eigenen Interessen und verbündete sich mit den reformierten Lords of the Congregation gegen Mary. Nachdem die Lords Marys Privatsekretär David Rizzio am 9. März 1566 in den Gemächern der schwangeren Königin im Palace of Holyroodhouse {11} auf brutalste Weise mit 56 Messerstichen ermordet hatten, suchte die Königin Schutz beim Earl of Bothwell und floh ins Edinburgh Castle {1}. Im Palace of Holyroodhouse erinnert eine Plakette in den Gemächern der Königin an die Ermordung von Rizzio. Er wurde auf dem Friedhof der Canongate Church begraben.
Im Edinburgher Schloss brachte Mary am 19. Juni 1566 ihren Sohn, den späteren König James I./VI. zur Welt. 1567 ereignete sich in der Kirk o’ Field, wo der erkrankte Darnley im Hospital lag, eine Explosion, bei der der Gatte starb. Mary und der Earl of Bothwell wurden verdächtigt, Darnley ermordet zu haben. Der Verdacht verdichtete sich, nachdem Mary den Earl of Bothwell kurz darauf heiratete. Nach einem Besuch bei ihrem Sohn im Stirling Castle wurde sie von den protestantischen Lords verhaftet und im Loch Leven Castle unter Hausarrest gestellt. Die Lords übernahmen die Erziehung des Thronfolgers. Am 24. Juli 1567 wurde Mary gezwungen, der schottischen Krone zu entsagen, die damit auf ihren Sohn James überging.
1568 floh Mary nach England. Elizabeth I. sah in ihr eine zu große Bedrohung für die englische Krone und so verbrachte Mary die nächsten Jahre in Gefangenschaft in verschiedenen Schlössern Englands. Schließlich wurde Mary nachgewiesen, dass sie versucht hatte, Elizabeth I. durch Komplotte zu stürzen, um an den englischen Thron zu gelangen. Obwohl es ihr widerstrebte, sich an ihrer Verwandten und einer ehemaligen Königin zu vergreifen, sah Elizabeth I. schließlich keine andere Möglichkeit, als Mary zu verurteilen. Am 7. Februar 1587 wurde sie schließlich in Fotheringhay Castle in Northamptonshire geköpft.
Eine dramatisierte Darstellung von Marys Hinrichtung ist in der Scottish National Portrait Gallery {27} zu sehen.
Spaziergang auf dem Vulkan – Arthur’s Seat
Edinburgh sitzt auf sieben Hügeln vulkanischen Ursprungs. Arthus’s Seat – der Hausberg der Edinburgher – ist einer davon. Dort, wo die Royal Mile am Holyrood Palace und dem schottischen Parlament endet, beginnt der Holyrood Park (–>), aus dem der Hausberg im Osten herausragt. Der grasbewachsene Arthur’s Seat ist mit 251 Metern ü. d. M. die höchste Erhebung der Stadt und etwa 350 Millionen Jahre alt. Südwestlich erheben sich weitere Ausläufer der Hügelkette – die zerklüfteten Felsen der Salisbury Crags.
Wie der Berg zu seinem Namen kam, ist nicht ganz geklärt. Viele glauben hierin eine Anspielung auf König Arthur der Angelsachsen zu sehen. Historisch macht dies jedoch wenig Sinn. Wahrscheinlicher ist, dass der Name von dem Ausdruck „Archers’ Seat“ (Sitz der Bogenschützen) abgeleitet wurde. Archäologische Funde haben belegt, dass sich in der Eisenzeit ein oder mehrere Hügelforts hier befunden haben.
Der Holyrood Park, der insgesamt 270 Hektar umfasst, war einst das Jagdgelände der königlichen Familie. Erst im Jahr 1856 wurde das Gebiet landschaftlich gestaltet, vornehmlich vom Gemahl Königin Victorias, Prinz Albert. Er ließ die Seen St. Margaret’s Loch und Dunsapie Loch künstlich anlegen. Heute kümmern sich die Holyrood Park Rangers um den Park und bieten auch geführte Touren an: www.historic-scotland.gov.uk/ranger.
Der einzige natürliche See in dem Gebiet ist Duddingston Loch im Süden des Parks. Er ist heute ein Vogelschutzgebiet. Duddingston Village ist ein hübsches Örtchen mit einem historischen Pub, dem Sheep Heid Inn. Hier kann man nach einem Spaziergang gut einkehren.
Am kürzesten und einfachsten ist der Aufstieg auf Arthur’s Seat von Dunsapie Loch auf der Ostseite des Berges (dauert nur ca. 20 Min.). Weitere Aufstiegsmöglichkeiten gibt es vom Parkplatz bei St. Margaret’s Loch, vorbei an der Ruine der St. Athony’s Chapel, die auf das 15. Jahrhundert zurückgeht. Dies ist ein langsam ansteigender Pfad.
Auch vom Duddingston Loch aus gibt es einen Wanderweg. Wer nicht mit dem Auto unterwegs ist, kann auch direkt beim Parlament die Straße überqueren und entlang der Straße auf dem asphaltierten Pfad in Richtung St. Anthony’s Chapel laufen. Beim St. Margaret’s Loch steigt der Pfad auf den lang gezogenen Kamm des Berges, der aufgrund seiner Form auch mit einem schlafenden Löwen verglichen wird.
Der Wissenschaftler James Hutton (1726–1797), der als Vater der modernen Geologie angesehen wird, entwickelte zur Zeit der Aufklärung anhand der Gesteinsformationen und Erdschichten, die er unter anderem bei den Salisbury Crags entdeckte, die Theorie, dass die Erde sich in einem Zyklus ständiger Wandlung von Zerstörung und Erneuerung befindet und dass geologische Aktivitäten die Zusammensetzung des Erdreichs beeinflussen. Diese Forschungen, die er 1785 veröffentlichte, waren bahnbrechend, denn selbst zu dieser Zeit war man noch der Annahme, die Erde sei nur etwa 6000 Jahre alt. Nach Abschluss seiner Dissertation lehrte er Geologie an der Universität von Edinburgh. Die sogenannte „Hutton’s Section“, wo sich verschiedene Gesteinsschichten am Berg zeigen, sieht man beim Aufstieg auf die Salisbury Crags bei der Radical Road.
Für die Edinburgher ist der Holyrood Park mit dem Hausberg ein beliebter Naherholungsort. Gruppen von Studenten wandern auch nachts hierher, um bei Sternenlicht das ein oder andere Bier zu genießen. Unabhängig von der Tageszeit sollte man beim Wandern in dem Gelände angemessenes Schuhwerk tragen, denn die Pfade sind teilweise uneben und können bei Regen rutschig sein. Auch für Wetterumschwünge sollte man ausgerüstet sein, denn in dieser Ecke Schottlands ist es sehr windig und es kann bei Regen recht kühl werden.
<1> Sheep Heid Inn, 43–45 The Causeway, EH15 3QA, Tel. 0131 6617974, www.sheepheidinn.co.uk
Südliche Altstadt
{12} Edinburgh University * [G9]
Die Universität von Edinburgh wurde im Jahr 1582 von James IV. gegründet und gehört damit zu den ältesten Universitäten im Vereinigten Königreich. Im 18. Jahrhundert erwarb die Universität großen Ruhm, denn von hier ging die schottische Aufklärung aus. Aufgrund der Denker dieser Zeit, von denen viele an der Universität studierten, und aufgrund der griechisch inspirierten Architektur erwarb sich die Stadt den Beinamen „Athen des Nordens“.
Zu den herausragendsten Köpfen der Zeit zählen der Philosoph und Nationalökonom Adam Smith sowie der Empiriker David Hume. Es war eine Zeit der Blüte der Wissenschaften und Erfindungen.
Zu den berühmtesten Absolventen der Universität gehören Alexander Graham Bell, der Erfinder des Telefons, der Biologe Charles Darwin, der Mathematiker James Clerk Maxwell, der Autor J. M. Barrie (Verfasser des Romas „Peter Pan“), der Schriftsteller Robert Louis Stevenson und natürlich der Nationaldichter Sir Walter Scott. Momentan hat die Universität 24.000 Studenten. Die Hochschule gehört seit Jahren zu den 20 besten in der Welt. Weitere Gebäude der Universität finden sich nahe der Meadows (–>) im Süden der Stadt, am Holyrood Park (–>) und am Teviot Place.
Für die Öffentlichkeit zugänglich ist die Talbot Rice Gallery (–>) auf dem Gelände der Universität in der südlichen Altstadt. Sie wurde im Jahr 1975 gegründet und ist nach dem ehemaligen Professor für bildende Künste David Talbot Rice (1934–1972) benannt. Hier wird zeitgenössische Kunst gezeigt und es gibt Wechselausstellungen zu verschiedenen Themen.
> The University of Edinburgh Old College, South Bridge, südl. Altstadt, EH8 9YL, Tel. 0131 6501000, www.ed.ac.uk
Edinburgh, Hort der schottischen Aufklärung
In der zweiten Hälfte des 18. Jh. kam es mit dem wirtschaftlichen Aufschwung auch zu einer geistigen und kulturellen Blüte. Nach 1730 wurden die Universitäten reformiert und es wurde modernes, zukunftsweisendes Gedankengut gelehrt, man sprach von der schottischen Aufklärung. Tatsächlich waren die schottischen Universitäten an der vordersten Front der Aufklärungsbewegung in Großbritannien. Man lehrte Newtons „Principia Mathematica“ (1687) und Lockes „Essay Concerning Human Understanding“ (1689), lange bevor dies in den Universitäten Englands zum Lehrstoff wurde. Bereits um 1710 basierten die Kurse zur Naturphilosophie alle auf Newtons Lehren. Die schottischen Universitäten erarbeiteten sich schnell einen Ruf als Vorreiter auf den Gebieten der Philosophie, der Geschichte, der Naturwissenschaften und des Rechts. In der Stadt entstanden verschiedene humanistische Gesellschaften und Salons, wo Gelehrte zusammenkamen und Ideen austauschten. Den Denkern wurden nur wenige Grenzen gesetzt, da ihre dominanten Figuren fast alle Mitglieder des gesellschaftlichen Establishments waren – die Führer der aufklärerischen Bewegung waren fast alle Universitätsprofessoren. Umgekehrt floss jedoch dadurch das neue Gedankengut in alle Bereiche des täglichen Lebens ein. Die Faculty of Advocates etablierte die Advocates Library, eine Bibliothek, die den Gelehrten Zugang zu den wichtigen literarischen Werken ermöglichen sollte. Das hier zusammengetragene Material bildete später den Grundstock für die schottische Nationalbibliothek.
Das neue Gedankengut hatte vor allem Auswirkungen auf die Sozialphilosophie. Die neuen Theorien waren bestrebt, die menschliche Gesellschaft und die natürliche Welt zum Besseren hin zu verändern. Außer einem moralischen Anspruch der Verbesserung des Menschen wurde auch Wert auf einen praktischen Nutzen der Ausbildung und die tatsächliche Anwendbarkeit von Theorien gelegt. Unter anderem wurde daher auch Latein durch Englisch als Lehrsprache ersetzt.
Mit der schottischen Aufklärung wird vor allem die „Science of Man“, die Wissenschaft des Menschen assoziiert. Adam Smith war Philosoph und der erste Nationalökonom der Welt. Seine Werke „Theory of Moral Sentiments“ (1759) und „The Wealth of Nations“ (1776) sind Meilensteine der Wissenschaft. John Millars Werk „Origins of the Distinction of Ranks“ (1771) war eines der ersten Werke der Soziologie. Er studierte die Verhaltensweisen und die soziale Entwicklung des Menschen in verschiedenen Klassen. Er wollte ein besseres Verständnis dafür gewinnen, wie die Persönlichkeit des Menschen geformt wird und inwieweit dies von den sozialen Lebensumständen abhängt. David Hume führte die von John Locke aufgestellte Theorie des Empirismus weiter. Er war von allen schottischen Aufklärern der herausragendste, aber auch der radikalste. Sein Werk „Treatise of Human Nature“ (1739–1740) inspirierte nachfolgende Philosophen wie Immanuel Kant. Humes Extremismus kostete ihn zwar den Lehrstuhl für moralische Philosophie an der Edinburgher Universität, er gab jedoch weiter seine Schriften heraus und war Mitglied aller wichtigen Zirkel. 1752 erhielt er den Posten des Bibliothekars der Advocates Library. David Hume ist auf dem Calton Hill Burial Ground am Waterloo Place beerdigt. Außerdem steht eine Statue von ihm auf der Royal Mile.
{13} Surgeons’ Hall Museum *** [G9]
Die Ausstellungsgegenstände sind thematisch auf drei Abteilungen verteilt: Wohl Pathology Museum (Pathologie), The History of Surgery Museum (Geschichte der Chirurgie) und The Dental Collection (Zahnmedizin).
Robert Sibbald (1641–1722) gründete 1681 das Royal College of Physicians of Edinburgh. Er wurde 1685 erster Medizinprofessor an der Universität. Aus seinem medizinischen Garten bei Holyrood entwickelte sich später der Botanische Garten {33}.
Im 18. Jahrhundert kam es zu der Etablierung zahlreicher Schulen für Anatomie in Edinburgh. Alexander Munro (1697–1767) gründete eine der ersten medizinischen Akademien in Edinburgh, die zum ersten Mal wissenschaftlich an den menschlichen Körper und dessen Heilung durch Medizin und Chirurgie herangingen. Er wurde 1722 erster Professor für Anatomie in Edinburgh. Unter seinem Sohn, Alexander III., erlangte die Fakultät Ruhm in ganz Europa. Weitere wissenschaftliche Fortschritte machten z. B. die Mediziner James Young Simpson (1811–1870), der die Betäubungseigenschaft von Chloroform entdeckte, und Joseph Lister (1827–1912), der die antiseptische Chirurgie begründete.
Nicht zuletzt erfährt man auch etwas über die Verbrecher Burke und Hare, die den Bedarf der anatomischen Fakultät an Leichen für ihre Zwecke nutzten, indem sie völlig gesunde Menschen umbrachten und dann die Leichen verkauften (–>).
Das Museum gibt einen guten Einblick in die eher gruseligen Instrumente und Behandlungsweisen der frühen Jahre der Medizin und angehende Mediziner finden hier sicher einiges, was für das Studium interessant ist. Man kommt auch um eingelegte Körperteile in Formaldehyd nicht herum.
Das Museum ist in einigen Bereichen interaktiv gestaltet, sodass Besucher ihre eigenen Fähigkeiten mit modernen chirurgischen Instrumenten testen können. Die Dental Collection zeigt gruselige zahnärztliche Instrumente aus verschiedenen Jahrhunderten.
> Nicholson Street, südl. Altstadt, EH8 9DW, Tel. 0131 5271711/1600, www.museum.rcsed.ac.uk, tägl. 10– 17 Uhr, Eintritt: Erwachsene 7 £, Rentner/Studenten 4 £, Kinder unter 5 Jahren frei
{14} Festival Theatre * [G9]
Das Festival Theatre ist eine der wichtigsten Anlaufstellen während des Edinburgher Festivals, denn es ist der Sitz der Verwaltung für das International Festival. Hier erhält man Karten und Informationen. Das Theater mit einem transparenten Glasvorbau befindet sich auf dem Platz des ehemaligen Empire Theaters und öffnete seine Pforten im Jahr 1994. Es hat die größte Bühne in ganz Schottland und die zweitgrößte in Großbritannien. Es ist eine der renommiertesten Theateradressen in Schottland.
Hier finden Gastspiele des Schottischen Balletts und der Schottischen Oper statt. Während des Edinburgh International Festival hat es sich außerdem als erste Adresse für Ballett und zeitgenössischen Tanz herauskristallisiert.
Das King’s Theatre, westlich in Tollcross gelegen, ist dagegen spezialisiert auf Sprechtheater – hier gastieren Produktionen aus dem Londoner West End und von der Royal Shakespeare Company. Ursprünglich war das King’s Theatre im Jahr 1906 als ein Varietétheater gebaut worden. Jedes Jahr zu Weihnachten findet hier ganz in diesem Sinne die beliebte Pantomime, d. h. Märchenspiele für die ganze Familie, statt.
> Festival Theatre, 13/29 Nicholson Street, südl. Altstadt, EH8 9FT, Tel. 0131 5296000, www.edtheatres.com
<2> [D10] King’s Theatre, 2 Leven Street, Tollcross, EH3 9LQ
{15} National Library * [F8]
Die schottische Nationalbibliothek ging aus der ehemaligen Advocates Library hervor (–>) und besteht seit über 300 Jahren. Sie verfügt über Belegexemplare aller schottischen Publikationen, inklusive Musikarchiv. Die Sonderausstellungen informieren z. B. über bedeutende schottische Wissenschaftler oder andere Persönlichkeiten. Es werden auch kostenfreie Veranstaltungen und Workshops durchgeführt. Im Erdgeschoss gibt es außerdem eine kleine Ausstellung über die Geschichte des Buchdrucks. Das Ganze wird komplettiert durch ein nettes Café und einen Buchladen. Die Bibliothek ist auch beteiligt an der Organisation verschiedener Stiftungen und Preise für Autoren und Dichter wie z. B. dem Robert Louis Stevenson Fellowship in Zusammenarbeit mit dem Scottish Arts Council.
> George IV. Bridge, südl. Altstadt, EH1 1EW, Tel. 0131 6233700, www.nls.uk, Mo., Di., Do., Fr. 9.30–20.30, Mi. 10–20.30, Sa. 9.30–13 Uhr. Die Ausstellungen sind geöffnet Mo.–Fr. 10–20, Sa. 10–17, So. 14–17, das Café Mo.–Fr. 9–20, Sa. 9–17, So. 14–17 Uhr.
{16} National Museum of Scotland *** [F9]
Im Jahr 2011 wurde der ursprüngliche, viktorianische Bau des Royal Museum in den modernen Bau des National Museum integriert und die Sammlungen wurden zusammengeführt. Die Exponate bieten einen detaillierten Einblick in die Geschichte und Naturkunde Schottlands sowie der Weltkulturen. Das moderne, helle Gebäude hat einen interessanten Rundturm aus dem Jahr 1998, der einem mittelalterlichen Burgturm nachempfunden ist. Darin befindet sich auch das renommierte Tower Restaurant (–>). Ganz oben im 7. Stock gibt es eine Aussichtsterrasse, die man auf jeden Fall besuchen sollte.
Die Sammlung ist unterteilt in acht Galerien. Im Atrium der Grand Gallery sind besonders große Stücke untergebracht. Window on the World bietet Gemälde und Kunsthandwerk und Discoveries Erfindungen, die die britischen Kolonialisten mit nach Hause brachten. In der Galerie Scottish History and Archaeology gewinnt man einen detaillierten Einblick in die Geschichte Schottlands von der prähistorischen Zeit bis zum heutigen Tage. World Cultures ist eine volkskundliche Abteilung mit Kunstgegenständen aus aller Welt. Die Natural World Galerie mit Dinosaurierskeletten zieht besonders Kinder an.
Die Abteilung Art, Design and Fashion wirft einen Blick auf Gebrauchsgegenstände, Kunsthandwerk und Mode aus verschiedenen Kulturen. In der Galerie Science and Technology sieht man neben zahlreichen schottischen Erfindungen, wie z. B. medizinischem Gerät, auch die ausgestopften Überreste von „Dolly“, dem ersten geklonten Schaf. Dieser Bereich des Museums ist besonders interaktiv gestaltet. Im Abschnitt über die industrielle Revolution ist eine ganze Dampflokomotive ausgestellt.
> Chambers Street, südl. Altstadt, EH1 1JF, Tel. 0300 1236789, www.nms.ac.uk, tägl. 10–17 Uhr, Eintritt: frei
{17} Greyfriars Kirche, Greyfriars Friedhof und Greyfriars Bobby * [F9]
Der Greyfriars Friedhof ist ein schönes Beispiel für eine historische Nekropole mit aufwendigen Grabmälern und Gruften, die heute unter Denkmalschutz stehen.
Die Kirche stammt aus dem Jahr 1620 und war die erste Kirche in Edinburgh, die nach der Reformation in Schottland gebaut wurde. Das Gelände, auf dem die Kirche errichtet wurde, gehörte ursprünglich dem Franziskanerorden „Greyfriars“. In der Kirche trafen sich die rebellischen Presbyterianer, die im Jahr 1638 den National Covenant unterzeichneten (–>), eine Replik des Covenant kann man in der Kirche besichtigen. Das Südende des Friedhofs wird auch als Covenanters’ Prison bezeichnet, denn hier wurden die aufständischen Covenanters 1679 vor ihrer Hinrichtung auf dem Grassmarket {18} festgehalten. Das Martyr’s Monument erinnert an die Märtyrer, die hier namenlos begraben wurden.
Geschichte und Kulisse des Ortes bilden die Inspiration für viele Gruseltouren, die hier Station machen.
Viele werden sich fragen, was es mit der Statue des Hundes auf sich hat, die schräg gegenüber vom Greyfriars Friedhof auf der George IV. Bridge steht. Der Terrier auf dem Podest war der treue Hund des Polizeiwachtmeisters John Gray. Nachdem Gray 1858 verstarb, fand man den Hund wenige Tage später auf dem Grab seines Herrchens sitzend. Zunächst wollte der Friedhofsgärtner den Hund vertreiben. Wie ein Bumerang kehrte dieser jedoch immer wieder zurück. Schließlich gestattete man es dem „Bobby“ über das Grab seines Herrchens zu wachen, was er denn auch 14 Jahre lang tat, bis er schließlich verstarb. Der Hund entwickelte sich bereits zu Lebzeiten zu einer Legende. Er wurde sozusagen ein „Gemeinschaftshund“ der Edinburgher, für den die Städter alle zusammen sorgten. Die Geschichte wurde in den letzten Jahrzehnten mehrfach verfilmt.
> Greyfriars Tolbooth and Highland Kirk, Greyfriars Place, südl. Altstadt, Tel. 0131 2265429, www.greyfriarskirk.com, Nov.–März Do. 11–15 Uhr, April–Okt. Mo.–Fr. 10.30–16.30 Uhr, Sa. 11–14 Uhr, Eintritt: frei
{18} Grassmarket ** [E9]
Neben der Statue führt die Candlemaker Row hinab zum Grassmarket. Er ist gesäumt von Restaurants und ausgefallenen Geschäften untergebracht in historischen Gebäuden. Diese entstanden vorwiegend im 17. Jahrhundert rund um den ehemaligen Marktplatz. Heute finden unregelmäßig unterschiedliche Märkte statt. Der offene Platz eignet sich gut für Veranstaltungen und insbesondere während des Edinburgh Festivals werden hier zahlreiche Konzerte und Theaterstücke aufgeführt. In den Pubs und Restaurants, die an den Platz angrenzen, kann man bei gutem Wetter draußen sitzen.
Am Grassmarket stand früher der Galgen. Im Pflaster des Platzes ist ein Kreuz zu finden, das auf den ehemaligen Standort des Galgens hinweist. Der Grassmarket war auch der Schauplatz der Porteous Riots, einem Aufstand, bei dem der Kapitän der Stadtgarde von einer wütenden Menge gelyncht wurde, nachdem er mehrere Schmuggler hinrichten ließ (–>).
{19} Victoria Street ** [F9]
Die malerische Victoria Street führt vom Grassmarket wieder hinauf auf die Royal Mile. Die bunten Ladendekorationen bieten eine gute Fotokulisse und die unterschiedlichsten Geschäfte laden zum Bummeln ein. Die Straße wurde im 18. Jahrhundert als Verbindung zur Royal Mile und zur George IV. Bridge angelegt. Die Victoria Terrace überschaut das hübsche Sträßchen und von hier gelangt man über verschiedene Stufen wieder auf die Royal Mile. Die Ansicht von der Victoria Terrace wird sehr oft als Hintergrund für Fernsehaufnahmen verwendet.
New Town – die Neustadt
{20} Princes Street, George Street und Queen Street *** [E7/8]
Die Princes Street ist die eigentliche Hauptstraße der Stadt. Sie ist immer belebt und hier befinden sich die größten Kaufhäuser, der Waverley-Bahnhof – der Hauptbahnhof der Stadt – und das Balmoral Hotel (–>), das Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut wurde. Ursprünglich war das Balmoral als Bahnhofshotel gedacht, heute ist es jedoch eines der luxuriösesten Hotels der Stadt. Da der Bahnhof versenkt angelegt ist, diente der Uhrturm des Hotels Reisenden als Orientierung. Heute ist er als Wahrzeichen nicht mehr von der Princes Street wegzudenken. Die Princes Street soll in den nächsten Jahren fußgängerfreundlicher gestaltet werden. Stadtbummler sollen von erweiterten Gehwegen und weniger Verkehr profitieren, außerdem will man die Straße durch mehr Cafés beleben, sogar ein Aussichtsrestaurant ist geplant.
In der George Street befinden sich trendige Boutiquen und Restaurants sowie Geschäftshäuser. Die Queen Street ist etwas ruhiger, hier gibt es einige sehr exklusive Restaurants und private Klubs.
Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Altstadt, die noch in ihre mittelalterlichen Strukturen gezwängt war, zu eng für ihre zahlreichen Bewohner. Die sanitären Anlagen waren unzureichend und Krankheiten grassierten. Man hatte über die Jahrhunderte hinweg mehr Geld in die Befestigungsanlagen der Altstadt gesteckt als in die Verbesserung der Lebensqualität der Bewohner. Wo sich heute die Princes Street Gardens erstrecken, befand sich früher ein See, der Nor Loch, der auch als Schlossgraben diente. Leider wurden, in Abwesenheit eines Kanalisationssystems, auch die Fäkalien, die die Bewohner der Altstadt auf die Straße schütteten, morgens von der Stadtreinigung den Berg hinunter in den Nor Loch gespült, sodass der See zur verseuchten Kloake wurde. Außerdem verhinderte der See eine Ausweitung von neuen Bauprojekten nach Norden hin. Im Zuge der Konstruktion der Neustadt und anschließender Restaurierung der Altstadt wurde der See über mehrere Jahrzehnte hinweg bis ins Jahr 1816 trockengelegt.
Als 1707 zwischen Schottland und England Frieden einkehrte, machten sich die Stadtplaner daran, ihr Augenmerk auf die umliegenden Gegenden zu richten. Im Jahr 1766 fand eine Ausschreibung für Vorschläge zur Gestaltung eines neuen Stadtteils statt, der nördlich des Nor Lochs errichtet werden sollte. Der Plan des 22 Jahre alten James Craig machte das Rennen. Die ausgearbeiteten Pläne aus dem Jahr 1776 kann man heute noch im Museum of Edinburgh (–>) besichtigen.
Craigs Plan verband die Neustadt mit der Altstadt durch die North Bridge, die noch heute eine der Hauptverbindungsachsen zwischen den beiden Stadtteilen ist. Die Pläne sahen ein Raster vor mit der George Street in der Mitte als Rückgrat, begrenzt durch zwei elegante Plätze, St. Andrew im Osten und Charlotte Square im Westen. Auf der Südseite des Rechtecks befand sich die Princes Street, die auf den Schlossberg blickt und auf der Nordseite die Queen Street, mit Blick auf den Firth of Forth. Craigs Konzept passte sich sehr harmonisch in die vorhandene natürliche Umgebung ein. Zwischen den Hauptachsen mit ihren eleganten Hausfronten befanden sich parallel kleinere Straßen, die für Händler, Lieferfahrzeuge und Kutschen gedacht waren.
{21} Scottish National Gallery *** [E8]
Seit der Eröffnung hat das Museum eine sehr attraktive Sammlung an Werken klassischer Kunst von der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert angesammelt. Zu den hier vertretenen berühmten Künstlern zählen u. a. Raphael, Titian, Rembrandt, van Gogh, Monet, Turner und Gauguin. Die Galerie besitzt außerdem eine der bedeutendsten Sammlungen schottischer Kunst, u. a. mit Werken von Henry Raeburn und den Glasgow Boys. Die beiden Museen National Gallery und RSA sind durch den Weston Link miteinander verbunden, der in den Princes Street Gardens unterhalb der beiden Gebäude gelegen ist. In dem Durchgang gibt es einen Vorlesungsraum, ein Geschäft und ein großes Café-Restaurant. Bis 2019 wird der Eingang in den Princes Street Gardens neu gestaltet und erweitert, sodass man die Ebene mit den schottischen Meistern in Zukunft direkt erreichen kann. Einige Werke werden daher zwischenzeitlich in andere städtische Galerien ausgelagert oder gar nicht ausgestellt.
> The Mound, EH2 2EL, Tel. 0131 6246200, www.nationalgalleries.org, tägl. 10–17 Uhr, Do. bis 19 Uhr, Eintritt: frei
{22} Royal Scottish Academy *** [E8]
Die erste Ausstellung fand 1827 statt. Heute gibt es in der RSA internationale Ausstellungen zeitgenössischer Kunst zu sehen. Die Lehrtätigkeit wurde in das Edinburgh College of Art (–>) ausgelagert, allerdings erhalten die Studenten immer noch die Möglichkeit, ihre Kunstwerke auszustellen. Die RSA vergibt auch verschiedene Stipendien und Kunstpreise wie z. B. den New Contemporaries Award für junge schottische Künstler. Die Akademie beansprucht jeweils ein Werk der Künstler als Diplomarbeit. So hat man inzwischen ein beträchtliches Archiv zusammengetragen. Die Bibliothek der Akademie hat ihren Schwerpunkt auf Werken des 19. und 20. Jahrhunderts.
> The Mound, EH2 2EL, www.royalscottishacademy.org, Tel. 0131 2256671, Mo.–Sa. 10–17, So. 12–17 Uhr, Eintritt: frei
{23} Scott Monument ** [F8]
Wenn man vor dem immensen Denkmal steht, das Sir Walter Scott (1771–1832) auf der Princes Street gewidmet ist, ahnt man bereits, dass er von den Schotten nicht nur aufgrund seines literarischen Talents geachtet wird.
Scott war unzweifelhaft eine der herausragendsten Persönlichkeiten im Schottland des 19. Jahrhunderts. Er machte Öffentlichkeitsarbeit für die schottische Sache und dies führte dazu, dass der Tourismus in Edinburgh florierte. Scott verdiente seinen Lebensunterhalt durch seine Arbeit als Jurist, hatte jedoch zu Lebzeiten auch einigen Erfolg mit Romanen wie „Waverley“, „Rob Roy“ oder „Lady of the Lake“, die von 1814 bis 1819 entstanden. Um 1832 fand eine Ausschreibung für die Gestaltung eines Denkmals für Scott statt und der Auftrag wurde an den Schreiner George Meikle Kemp vergeben. Die Bauarbeiten begannen 1844. Das 61 Meter hohe neugotische Denkmal hat verschiedene Ebenen, die durch Treppen erreichbar sind. Von oben hat man einen guten Ausblick auf die Altstadt. In der ersten Ebene findet sich ein kleines Museum mit Informationen über Scott. Das Monument hat viele kleine Nischen, in denen Abbildungen von Charakteren aus Scotts Romanen zu sehen sind. In der gewölbten Decke sieht man Porträts anderer schottischer Poeten. Leider fand Baumeister Kemp einen tragischen Tod. Zwei Jahre, bevor das Monument 1846 enthüllt wurde, ertrank er im Union Canal.
> East Princes Street Gardens, Stadtmitte, EH2 2EJ, Tel. 0131 5294068, www.edinburghmuseums.org.uk, Apr.–Sept. tägl. 10–19 Uhr, Okt.–März tägl. 9– 16 Uhr, Eintritt: 5,90 £
Nationalstolz und Schottenkaro
Das Bild des „typischen“ Schotten ist für die meisten mit Schottenrock („Kilt“) und Dudelsack verbunden. Der Kilt war jedoch bis ins 17. Jahrhundert kein weitverbreitetes Kleidungsstück und wurde ausschließlich von den Bewohnern des bergigen Hochlandes (Highlands) getragen. In den Lowlands trug man im Wesentlichen dieselbe Kleidung wie die englischen Nachbarn. Über die entlegenen Bergregionen der Highlands hatten die Bewohner der Lowlands keine besonders gute Meinung. Dort lebten die Clans noch im 18. Jahrhundert in einem überkommenen Feudalsystem: Ärmliche Kleinbauern („Crofters“) pachteten Land vom Clanchief und mussten Frondienste verrichten. Auch die für Lowlander unverständliche gälische Sprache der Highlander sorgte für Unverständnis und Vorurteile.
Die Kluft der Highlander bestand aus gewebten, knielangen Wollstoffbahnen, die man wie einen Plaid über die Schulter warf und die von einem Gürtel in der Mitte zusammengehalten wurden. Der obere Teil konnte auch über den Schultern durch eine Schnalle zusammengehalten werden, wodurch man noch eine Kapuze hinzugewann. Solche Plaids waren entweder einfarbig oder braun oder grau kariert. Dies gab dem Träger eine perfekte Tarnung in der Moorlandschaft der Berge.
Dieser altertümliche „quelt“ wäre wahrscheinlich irgendwann in Vergessenheit geraten, hätte nicht der Engländer Thomas Rawlinson, ansässig in Inverness, um 1720 auf die Bitten der Arbeiter gehört, die ihm mitteilten, dass das Plaid für Arbeiten im Wald nicht geeignet sei. Rawlinson entwarf daraufhin eine kürzere Version, den „small kilt“ (kleinen Kilt), der es den Arbeitern erlaubte, ihre Arme und Beine frei zu bewegen. Dieser kurze Rock setzte sich schnell durch.
Nach dem Jakobiteraufstand von 1745 (–>), an dem viele Highlandclans beteiligt waren, wurde ihnen das Tragen von Kilts und Karo („Tartan“) sowie Waffen durch den sogenannten „Disarming Act“ von 1746 verboten. Erst 1782 wurde das Verbot wieder aufgehoben, nicht zuletzt weil man die im Kampf geschulten Highlander dann für den Militärdienst in der britischen Armee rekrutierte. Es entstanden verschiedene „Highlandregimenter“ und der karierte Kilt wurde zu ihrer Uniform. Jedes Regiment hatte sein eigenes Muster, wie z. B. der „Black Watch Tartan“ (in den Farben grün, blau und schwarz). So unterschied man sich von den englischen Truppen, die den „Redcoat“ trugen.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gewannen die Highlands im Zuge der Epoche der Romantik aufgrund ihrer wilden Schönheit an Attraktivität. Als König George IV. im Jahr 1822 Edinburgh besuchte, brachte Sir Walter Scott ihn dazu, einen Kilt zu tragen. George wählte den Royal Stuart Tartan der schottischen Königslinie aus. Der farbenfrohe Tartan, hellrot mit grün-gelben und blauen Streifen ist auch heute noch eines der bekanntesten und beliebtesten Karomuster.
Ab dem Jahr 1815 machte man sich schließlich daran, alle Clantartans ordentlich zu katalogisieren. Man schrieb die Clanchiefs an und bat sie, ein Muster ihres Tartans mitzuschicken. Leider führte dies nicht immer zum Erfolg. So schrieb z. B. Lord MacDonald an die Highland Society, dass er nicht wisse, was das Karo des MacDonald-Clans sei und bat die Society, ihm eines zu empfehlen. Man erkannte, dass hier ein Fall von „Invention of Tradition“ (erfundene Tradition) vorlag, d. h., dass die langjährige Geschichte, die man in die Karomuster hineininterpretiert hatte, zum großen Teil nicht auf Fakten beruhte. In den Highlands hatten die Clans oft mehr oder weniger die Stoffe getragen, die gerade verfügbar waren und sich nicht unbedingt auf ein einziges Muster festgelegt, das den Clan auszeichnete.
1963 wurde die Scottish Tartan Society gegründet. Jedes neue Karo, das seitdem entworfen und benutzt wird, muss vom jeweiligen Clanchief beglaubigt werden und darf dann erst den Namen des Clans tragen. Die Geschäfte auf der Royal Mile und die Kiltschneider verkaufen Schottenkaro jedoch am laufenden Meter mit wachsender Begeisterung an Touristen, auch wenn gar keine Verwandtschaft zu einem Clan besteht.
Von britischen Designern und internationalen Modehäusern werden die Stoffe modisch verarbeitet und „coole“ Kilts werden in trendigen Boutiquen überall in Edinburgh verkauft. Heute hat jede größere Organisation oder Vereinigung in Schottland wie z. B. die Scottish Rugby Union ihr eigenes Tartan, das Briefpapier und Marketingartikel schmückt.
{24} St. Andrew Square ** [F7]
Am östlichen Ende des Straßenrasters der Neustadt befindet sich der St. Andrew Square, Heimat teurer Designerläden, Banken und Restaurants. Zur Zeit seiner Entstehung gehörte er zusammen mit dem Charlotte Square {25} im Westen zu den begehrtesten Wohnadressen der Neustadt.
Der St. Andrew Square wurde 1772 angelegt und in den letzten Jahren komplett umgestaltet. An der Südseite befinden sich neue Bürogebäude mit zahlreichen Restaurants im Erdgeschoss. In der Mitte des Platzes befindet sich eine Gartenanlage, aus der das Melville Monument aus dem Jahr 1821 hervorragt. Es erinnert an den einflussreichen Anwalt und Politiker Sir Henry Dundas, erster Viscount von Melville. Sein Verwandter, Sir Lawrence Dundas, ebenfalls Politiker und Geschäftsmann, ließ 1774 an der Ostseite des Platzes von dem klassizistischen Stararchitekten William Chambers eine palladianische Villa errichten, das Dundas House. Später zog hier die Hauptfiliale der Royal Bank of Scotland ein, die bis heute hier residiert. Daneben reihen sich rund um den Multrees Walk Luxusgeschäfte wie das Kaufhaus Harvey Nichols (–>) und Filialen von Designern wie Armani und Louis Vuitton aneinander. Unmittelbar davor verlaufen die Schienen der Straßenbahn.
Die ursprünglich für den St. Andrew Square geplante Kirche wurde auf der George Street realisiert, da das Dundas House nun ihren Platz einnahm. 1774 entstand die Kirche im sogenannten Queen-Anne-Stil mit einem mehrstöckigen Kirchturm, der über einem Portikus thront. 1964 wurde sie mit der St. George’s Church (zuvor am Charlotte Square) zusammengelegt und heißt heute St. Andrew’s and St. George’s Church. Gegenüber entstand 1843 The Dome (–>).
{25} Charlotte Square ** [D8]
Am westlichen Ende der George Street befindet sich der Charlotte Square mit seinen eleganten georgianischen Fassaden.
Das Denkmal in der Mitte des Charlotte Square ist Prinz Albert gewidmet, dem deutschen Gatten von Queen Victoria. Es wurde von Königin Victoria selbst enthüllt. In der Gartenanlage um das Denkmal findet jedes Jahr das Edinburgh Book Festival statt.
Die Gebäude rund um den Platz wurden alle von dem britischen Stararchitekten des Klassizismus, Robert Adam, im Jahr 1791 entworfen. Die Nordseite des Platzes ist besonders beeindruckend. Die Hausnummer 6 beheimatet das Bute House, den Sitz des First Ministers of Scotland (d. h. des Premierministers für Schottland). Das Amt hat momentan Nicola Sturgeon von der SNP inne. Dies ist vergleichbar mit Nr. 10 Downing Street in London. Hier finden Sitzungen des schottischen Kabinetts statt, es werden Minister empfangen und Pressekonferenzen ausgerichtet. Vor Wiedereinsetzung des schottischen Parlamentes im Jahr 1999 war das Bute House die Residenz des Secretary of State of Scotland, d. h. des Ministers für schottische Belange der britischen Regierung. Seit der Politik der Devolution hat dieser Posten aber angesichts der neuen Regierungsgewalt des schottischen Parlaments nur noch diplomatische Bedeutung. Lange Zeit wohnte an diesem Platz die Crème de la Crème von Schottlands Aristokratie. In der Hausnummer 24 wurde zum Beispiel Feldmarschall Douglas Haig geboren. Er war ein umstrittener General im Ersten Weltkrieg, der für große Verluste auf den Schlachtfeldern in Flandern verantwortlich gemacht wurde. Haig ist ein Denkmal auf der Castle Esplanade gewidmet. Alexander Graham Bell, der Erfinder des Telefons, wurde nicht weit vom Charlotte Square, in der South Charlotte Street Nr. 38, geboren.
{26} Georgian House ** [D8]
Die interessanteste Attraktion am Charlotte Square ist sicherlich das Georgian House. Ebenfalls von Robert Adam entworfen, wurde es ab 1796 von Mitgliedern der schottischen Aristokratie bewohnt. Der erste Eigentümer war der Clanchief des Lamont-Clans, der hier bis 1815 lebte. Der letzte Eigentümer verstarb 1966 und damals wurde das Haus vom National Trust for Scotland übernommen – einer Organisation, die sich um die Denkmalpflege in Schottland kümmert.
Das Haus wurde renoviert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute ist auf drei Stockwerken das Leben zur Zeit des 18. Jahrhunderts dargestellt, mit antiken Möbeln, Porzellan, Silber und Kunstgegenständen dieser Epoche und sogar einem Weinkeller. Man gewinnt einen Eindruck, wie das Leben in den eleganten oberen Stockwerken verlief, und auch davon, wie hart die Bediensteten im Souterrain arbeiteten, um den Haushalt zu führen. Es empfiehlt sich, zum Vergleich noch ein anderes restauriertes Wohnhaus wie z. B. das Gladstone’s Land (–>) in der Altstadt zu besichtigen.
> 7 Charlotte Square, EH2 4DR, Tel. 0844 4932118, www.nts.org.uk/ Property/Georgian-House, 1.–22. März u. Nov. tägl. 11–16 Uhr, 23. März bis 31. Okt. tägl. 10–17, 1.–16. Dez. Do.–So. 11–16 Uhr, Eintritt: Erwachsene 7,50 £, erm. 6 £, Familienticket 17 £
{27} Scottish National Portrait Gallery ** [F7]
Das beeindruckende Gebäude der Porträtgalerie auf der Queen Street im Norden der Neustadt ist aus rotem Sandstein und zeigt viele Merkmale der Neugotik. Architektonisch bildet der Bau aus dem Jahr 1885 einen deutlichen Gegensatz zum homogenen klassizistischen Stil der Neustadt. Das Gebäude erhebt den Anspruch, das erste Museum in Großbritannien gewesen zu sein, das speziell für den Zweck der Ausstellung von Porträts gebaut wurde. Das Museum wurde 2011 komplett modernisiert und die Werke wurden in einen neuen Kontext gebracht. Heute sind die Porträts chronologisch gereiht, sodass man die Geschichte Schottlands besser nachverfolgen kann. Außerdem gibt es immer wieder Wechselausstellungen zu besonderen historischen Themen.
Die Bandbreite der Abbildungen bekannter schottischer Persönlichkeiten reicht von James IV. über Mary Stuart, Bonnie Prince Charlie und Robert Burns bis zu Sean Connery und dem Küchenchef Tom Kitchin (s. The Kitchin –>).
> 1 Queen Street, Tel. 0131 6246200, www.nationalgalleries.org, tägl. 10–17 Uhr, Eintritt frei außer Sonderausstellungen
Der Osten – Calton Hill und Broughton
{28} Nelson Monument ** [G7]
Das Nelson Monument aus dem Jahr 1815 wurde zum Gedenken an Admiral Lord Nelson errichtet, der im Jahr 1805 die britische Flotte siegreich durch die Schlacht bei Trafalgar führte und dabei sein Leben ließ. Der 32 Meter hohe Turm soll von der Form her einem umgedrehten Fernrohr ähneln. Eine Treppe mit 143 Stufen führt zu einer Aussichtsplattform. Der Turm diente dazu, Signale an die Schiffe im Hafen von Leith weiterzuleiten. Jeden Tag um 12 Uhr im Winter und 13 Uhr im Sommer fällt noch heute ein roter Ball innerhalb der Turmspitze herunter. Er half den Seefahrern, ihre Chronometer zu justieren, mit denen sie die Längengrade bestimmten. Gleichzeitig wurde im Edinburgh Castle {1} die One O’Clock Gun abgefeuert, sodass jeder Seemann wusste, was das Stündchen geschlagen hatte.
> Calton Hill, östl. Neustadt, EH1, www.edinburghmuseums.org.uk/venue/nelson-monument, Tel. 0131 5562716, Apr.–Sept. Mo.–Sa. 10–19 Uhr, So. 12–17 Uhr, Okt.–März Mo.–Sa. 10–16 Uhr, Eintritt: 5,90 £
{29} National Monument *** [G7]
Ursprünglich war es als Denkmal an die Soldaten gedacht, die in den napoleonischen Kriegen ihr Leben lassen mussten und es sollte dem Parthenon in Athen gleichen. Es war eines von vielen Bauprojekten, die Edinburgh den Titel „Athen des Nordens“ einbrachten. Es stammt von William Playfair, einem der herausragenden Architekten des britischen Klassizismus. König George IV. ebenso wie Sir Walter Scott befürworteten den Bau des Denkmals, da sie hofften, dass hier später einmal historische Persönlichkeiten oder schottische Helden eine angemessene Ruhestätte finden würden. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 1822, aber man geriet fast sofort danach in finanzielle Bedrängnis. Spendenaufrufe wurden nicht beantwortet und man hatte große Probleme, die Finanzwelt für die Sache zu mobilisieren. Bereits 16 Monate nach Beginn des Projektes musste man daher Bankrott anmelden. Heute bildet die „Ruine“ auf jeden Fall eine gute Fotokulisse.
Ebenfalls auf dem Calton Hill befindet sich das ehemalige City Observatory. Das Observatorium wurde im Jahr 1818 entworfen und war bis Ende des 19. Jahrhunderts in Benutzung. Am Westrand des Calton Hill steht wohl der meistfotografierte Zierbau des Hügels: Das Dugald Stewart Monument stammt ebenfalls von William Playfair und erinnert an Dugald Stewart (1753–1828), Professor für Moralphilosophie an der Universität Edinburgh. Es ist dem Lysikratesmonument in Athen nachempfunden. Vom Dugald Stewart Monument blickt man direkt auf den Schlosshügel mit der darunterliegenden Neustadt.
> Calton Hill, östl. Neustadt, EH1, Tel. 0131 5569536
Das National Monument – Schottlands Stolz und Armut (094ed Abb.:lnh)
{30} Regent Terrace/ Royal Terrace ** [H7]
Rund um das Raster der Neustadt, die ein begehrtes Wohnviertel bildete, entstanden im Laufe der Jahre weitere Wohnanlagen. Unterhalb des Calton Hill verlaufen die zwei Straßen Regent Terrace und Royal Terrace, die ebenfalls auf William Henry Playfair zurückgehen. Hier lebten reiche Kaufleute und Aristokraten. Von der Regent Road, die etwas unterhalb der Terrace verläuft, hat man einen guten Ausblick auf die darunterliegende Siedlung Canongate mit der Canongate Kirk und dem Friedhof sowie den Salisbury Crags im Naturpark Arthur’s Seat im Hintergrund.
Am Waterloo Place befindet sich der Calton Hill Burial Ground, wo unter anderem der Philosoph David Hume und der Architekt Robert Adam begraben liegen. An den Hügel schmiegt sich die Old Royal High School, die zwischen 1826 und 1829 nach Entwürfen des Architekten Thomas Hamilton entstand. Die Schule ist nun ausgelagert, aber das Gebäude wird von der Stadt Edinburgh genutzt.
Edinburgher Panoramen – eine Stadt mit Ausblick
Es gibt nur wenige Städte, die dem Besucher so viele verschiedene Panoramen eröffnen. Da Edinburgh auf Hügeln gebaut ist, gibt es immer wieder neue und unerwartete Ansichten auf die umliegende Landschaft. Hier schimmert ein Streifen blaues Wasser am Horizont im Norden, dort erheben sich im Süden die Berge der Lowlands und des Grenzgebiets zwischen Schottland und England. Wenn man in der Stadt unterwegs ist, zeigen sich immer wieder neue landschaftliche Facetten. Da sind zunächst die drei Hügel Arthur’s Seat (–>), Calton Hill (–>) und der Schlossberg {1}.
Eine besonders gute Aussicht auf die Altstadt bietet die Terrasse des National Museum of Scotland {16}. Vom Scott Monument {23} schaut man auf die Kulisse der Altstadt, die sich über den Princes Street Gardens erhebt, und kann das Treiben auf der Princes Street {20} beobachten.
Wer die Aussicht in Ruhe genießen will und dabei etwas essen oder einen Kaffee trinken möchte, dem sei z. B. das Café Elephant House (–>) auf der George IV. Bridge empfohlen. Von den hinteren Tischen hat man eine wunderbare Sicht auf den Schlossberg und die darunterliegende Altstadt.
Vom Ocean Terminal in Leith {37} und der Royal Yacht Britannia {38} überblickt man das Flussdelta des Firth of Forth mit dem gegenüberliegenden Ufer der Grafschaft Fife.
{31} Picardy Place, Broughton Street und Leith Street * [G7]
Westlich von Calton Hill erstreckt sich das Dreieck von Picardy Place, Broughton Street und Leith Street. Die Broughton Street ist ein hübsches Sträßchen mit vielen netten Cafés, Galerien und Geschäften, durch die man in Ruhe bummeln kann. Nachts verwandelt sich dieses Gebiet in das sogenannte Pink Triangle, da es hier eine hohe Konzentration von Schwulenbars und -klubs gibt.
Am Picardy Place hat das Playhouse (–>) seinen Sitz, das vorwiegend Musicalproduktionen zeigt. Das Omni Centre ist ein großer verglaster Komplex direkt neben dem Playhouse, in dem sich das Vue Multiplexkino sowie einige Bars und Restaurants befinden, in die man vor und nach dem Theater- und Kinobesuch einkehren kann.
Stockbridge, Dean und Inverleith
{32} Fettes College ** [A5]
Das Fettes College ist eine Privatschule und wurde im Jahr 1870 gegründet. Das College wurde von dem Architekten David Bryce im Scots Baronial Style (Neugotik) entworfen. Das Gebäude ist fantasievoll mit mittelalterlich anmutenden Schlosstürmchen und Figuren dekoriert. Es ist nicht verwunderlich, dass dieses Gebäude der Autorin J. K. Rowling als Vorlage für das College Hogwarts in den Harry-Potter-Romanen gedient haben soll.
Die Gelder für den Bau des Gebäudes wurden von dem Philanthropen Sir William Fettes gespendet, der die Institution für die Erziehung von armen Kindern und Waisen vorsah. Bei ihrer Eröffnung hatte die Schule 53 Schüler. Heute ist das College eine der renommiertesten und teuersten Privatschulen des Landes und den Söhnen und Töchtern von begüterten Schotten vorbehalten. Die Schule hat sich auch den Beinamen „Eton des Nordens“ erworben, in Anspielung auf die exklusive private Lehranstalt in England.
Rowling ist übrigens nicht die einzige Autorin, die sich von dem Gebäude inspirieren ließ. Der Schriftsteller Ian Fleming ließ seinen Helden James Bond hier die Schulbank drücken.
> Fettes College und Prep School, East Fettes Avenue, Inverleith, Tel. 0131 3322976, https://fettes.com
Edinburghs literarische Verbindungen
Edinburgh sieht sich selbst als eine literarische Stadt und ist stolz auf seine Schriftsteller, die ihren Teil zum Ruhm der Stadt beigetragen haben und noch beitragen. Im Jahr 2004 wurde Edinburgh von der UNESCO zur Literaturhauptstadt ernannt. Überall in der Stadt begegnet man Spuren von Edinburghs Denkern, Dichtern und literarischen Größen. Seit dem Jahr 1983 findet das Edinburgh International Book Festival (–>) im Sommer am Charlotte Square {25} statt.
Die Romantik des 18. Jahrhundert brachte verschiedene Dichter wie z. B. Robert Fergusson (1750–1774) und Robert Burns (1759–1796) hervor. Fergusson ist eine Statue außerhalb der Canongate Kirk auf der Canongate gewidmet. Im Sinne ihrer Zeit, die ein Erstarken des schottischen Nationalismus sah, schrieben beide in dem Dialekt Scots und Burns sogar einige Werke in Gaelic (Gälisch). Fergussons bekanntestes Gedicht ist eine lange Abhandlung über „Auld Reekie“, sein geliebtes Edinburgh.
Robert Burns ist als der Nationalbarde Schottlands bekannt und beliebt. Wie schon Fergusson vor ihm, wurde er eine der Schlüsselfiguren der romantischen Nationalbewegung. Sein bekanntestes Werk ist der Gedichtband „Poems chiefly in the Scottish Dialect“ aus dem Jahr 1786. Der lebenslustige Dichter stammte aus einer armen Bauernfamilie und thematisierte in seiner Poesie das harte Leben der Arbeiter und Farmer. Auch im Writer’s Museum ist ihm eine Etage gewidmet. Sein Liedtext „Auld Lang Syne“ ist auf der ganzen Welt bekannt und wird in Großbritannien traditionellerweise gesungen, um das neue Jahr einzuläuten sowie um offizielle Veranstaltungen zu beenden. Von Schotten im In- und Ausland wird die Kultfigur Burns jedes Jahr am 25. Januar während der „Burns Night“ gefeiert (–>).
Ein weiterer Autor, der sich um die schottische Sache verdient machte, war Sir Walter Scott (1771–1832). Scott war von Haus aus Jurist, seine wahre Liebe galt jedoch der Schreiberei. Er begann zunächst Poesie zu verfassen und später Romane, die zu ihrer Zeit sehr populär waren wie z. B. „Waverley“ und „Rob Roy“. Seine Romane romantisierten die Zeit der Jakobiterrebellionen (s. S. 34) und Highlander wie „Rob Roy“ wurden zu noblen, bewundernswerten Kämpfern. Als Vorsitzender der Celtic Society of Edinburgh war Scott maßgeblich an der touristischen Vermarktung dieses romantischen Schottlandbildes beteiligt. Er erwarb sich Ruhm durch die Wiederentdeckung der schottischen Krönungsinsignien, der Honours of Scotland, und erreichte durch seinen Einsatz den Besuch von König George IV. in Edinburgh. Nach seinem Tod im Jahr 1832 wurde Scott von den Edinburghern auf der Princes Street ein gebührendes Denkmal gesetzt {23}.
Robert Louis Stevenson (1850–1894) war einer der populärsten Schriftsteller seiner Zeit. Er wurde 1850 in Edinburgh geboren und kämpfte seit frühester Kindheit mit einem Lungenleiden. Stevenson kam aus einer Familie von Ingenieuren, rebellierte jedoch gegen den bürgerlichen, presbyterianischen Lebensstil seiner Eltern und verbrachte einen Großteil seiner Zeit in den Kneipen und zweifelhaften Etablissements Edinburghs, die ihm Stoff und Eindrücke für seine späteren Romane lieferten. Für Stevenson verkörperte Edinburgh zwei Seiten einer gespaltenen Persönlichkeit, wie auch die von ihm geschaffene literarische Figur des Dr. Jekyll und Mr. Hyde: klassizistische Geradlinigkeit, romantische Ansichten auf der einen Seite und eine zwielichtige Unterwelt in dunklen Gassen auf der anderen. Zu Stevensons bekanntesten Werken gehören „Treasure Island“ („Die Schatzinsel“) sowie „Dr. Jekyll and Mr. Hyde“.
Auch die Autoren Ian Rankin und Irvine Welsh beschäftigen sich mit den weniger schönen Seiten des Lebens in der Stadt. Ian Rankin (geb. 1960) ist der meistgelesene Krimiautor in Großbritannien. Seine Serie um Inspektor Rebus spielt in Edinburgh und Umgebung, die Geschichten greifen aktuelle Geschehnisse in der Stadt auf und sind für Leser ein guter Einstieg, um den Alltag der Stadt kennenzulernen. Viele Fans der Bücher pilgern nach Edinburgh, um die verschiedenen Schauplätze zu besuchen. Besonders beliebt ist die Oxford Bar (s. S. <ÜS>). Rankin kehrt hier selbst hin und wieder ein, weshalb die Fans hoffen, ihm hier einmal persönlich zu begegnen. Rankin hat viele internationale Preise gewonnen, unter anderem auch den Deutschen Krimipreis. Wer die Rebus-Tour bucht, kann auf den Spuren des Inspektors durch die Stadt wandern.
Irvine Welsh wurde 1958 in Edinburghs Stadtteil Leith geboren. Er wurde durch seinen Roman „Trainspotting“ (1993) bekannt, der vom britischen Regisseur Danny Boyle im Jahr 1996 verfilmt wurde. Welsh ist sicher einer der zeitgemäßesten, aber auch kontroversesten schottischen Autoren. Er wuchs selbst in sozial schwachen Verhältnissen in Edinburgh auf und bringt auch heute noch einen guten Blick dafür mit, wo die dunkleren Seiten der Stadt verborgen sind. Welsh geriet in die Edinburgher Unterwelt, war Teil der Punkszene, eine Zeit lang heroinabhängig und später Teil der Acid-House-Szene. Die Beschreibung des Alltags der Edinburgher Heroinabhängigen aus der Arbeiterklasse in „Trainspotting“ ist zum Teil autobiografisch.
Die Wahl-Edinburgherin J. K. Rowling, die seit 1993 in der Stadt lebt, beendete hier das Manuskript für das erste Buch ihrer Harry-Potter-Reihe. Edinburgh bot ihr die richtige Kulisse für einen Fantasy-Roman und verschiedene Ansichten der Stadt sollen ihr als direkte Inspiration gedient haben, wie z. B. der Blick aus dem Fenster des Cafés Elephant House (s. S. <ÜS>) und das Fettes College {32}, das fast als Modell für Hogwarts dienen könnte.
> Writer’s Museum. Im Wesentlichen ist dieses Museum Burns, Scott und Stevenson gewidmet (s. S. <ÜS>).
> Literary Pub Tour, The Scottish Literary Tour Trust, EH6 7EQ, www.edinburghliterarypubtour.co.uk, Tel. 0800 1697410, Onlinepreis Erw. 12 £, erm. 9 £. Hier werden die Teilnehmer von zwei Schauspielern, die die Charaktere Clart und McBrain verkörpern, auf eine Tour durch die Stadt mitgenommen, bei der verschiedene historische Pubs besucht werden.
> Rebus Tours, EH6 7EQ, Tel. 0131 5537473, www.rebustours.com, Tour „Hidden Edinburgh“ jeweils Sa. 12 Uhr, Start am Pub Royal Oak (s. S. <ÜS>), Preis: 10 £, erm. 9 £. Die Touren sind nicht nur für Inspektor-Rebus-Fans interessant (sie führen an verschiedene Romanschauplätze), sondern man erfährt auch etwas über die Historie der Stadt und weitere Schriftsteller.
{33} Royal Botanic Garden *** [D5]
Im Jahr 1820 wurde der Garten an seinen heutigen Platz in Inverleith verlegt. Er ist der zweitälteste botanische Garten in Großbritannien nach dem in Oxford. Das Gelände hat mehrere Eingänge und der Eintritt ist frei. Auf der Ostseite befinden sich zehn Gewächshäuser (für die allerdings eine Eintrittsgebühr verlangt wird), darunter auch das 1850 entstandene elegante Palmenhaus. Es gibt einen chinesischen Garten mit der größten Sammlung chinesischer Pflanzen außerhalb Chinas. In der Nordwestecke wurde eine Landschaft aus den schottischen Hochlandmooren nachempfunden. Hier wachsen mehrere Baumriesen der Art American Redwood. Mitten im Garten befindet sich das Inverleith House, in dem Ausstellungen zeitgenössischer schottischer Künstler gezeigt werden. Es gibt auch geführte Touren durch den botanischen Garten, die auf seltene Pflanzen aufmerksam machen. Diese Spaziergänge (Garden Walks) finden vom 29. März bis 30. September jeweils um 11 Uhr und 14 Uhr statt. Sie dauern etwa eine Stunde und kosten 3 £.
> 20 Inverleith Row, Stockbridge/Inverleith, EH3 5LR, Tel. 0131 2482909, www.rbge.org.uk, tägl. März–Sept. 10–18 Uhr, Nov.–Jan. 10–16 Uhr, Feb./Okt. 10–17 Uhr. Die Gewächshäuser schließen jeweils eine Stunde früher. Eintritt: Garten frei, Gewächshäuser Erwachsene 6,50 £, ermäßigt 5,50 £, Kinder unter 15 Jahren frei. In der Mitte des Gartens befindet sich das Terrace Café (–>).
{34} Dean Bridge, Dean Village ** [B8]
Die Dean Bridge, die das Tal des Water of Leith (–>) auf etwa 100 Metern Höhe überspannt, ähnelt einem Viadukt. Von hier aus hat man bei gutem Wetter einen fantastischen Blick über das Flusstal bis hin zum Firth of Forth.
Dean Village war einst ein Dörfchen mit verschiedenen Mühlen, die von dem Fluss betrieben wurden. Wenn man die steil absteigende Miller Row hinunterwandert, gelangt man zum Spazierweg am Flussufer. Entlang des Water of Leith verläuft auch eine beliebte Fahrradroute in die südlich liegenden Pentland Hills (www.sustrans.org.uk/ncn/map/route/water-of-leith), denn hier ist man weitab von der Hektik und dem Verkehr der Innenstadt. Nach etwa 700 Metern von der Miller Row entlang des linken Flussufers überquert man auf einer Brücke das Water of Leith und läuft auf der rechten Flussseite weiter. Man gelangt bald an ein Wehr, wo Angler ihr Glück versuchen.
Nicht weit von dort führen steile Treppen hinauf zur Scottish National Gallery of Modern Art und der Dean Gallery {35}, die einen Besuch lohnen.
{35} Scottish National Gallery of Modern Art (Modern One, Modern Two) *** [A8]
Die Galerie Modern One zeigt Werke aus der Sammlung des Museums vom frühen 20. Jahrhundert bis heute, darunter Arbeiten von Matisse und Picasso, Francis Bacon, David Hockney und Andy Warhol, Antony Gormley, Damien Hirst und Tracey Emin. Das Museum besitzt ein Café mit Gartenterrasse und im Garten sind u. a. Skulpturen von Henry Moore und Barbara Hepworth aufgestellt.
Gleich gegenüber auf der anderen Seite der Belford Road steht die Galerie Modern Two (ehemals Dean Gallery). Hier ist neben wechselnden Schauen eine Daueraustellung über den in Leith geborenen Bildhauer Eduardo Paolozzi zu sehen. Außer zahlreichen seiner Werke wird eine Nachbildung seines Studios gezeigt. Im Modern Two ist ferner die umfangreiche Kunstbibliothek des Museums untergebracht.
> 72 und 75 Belford Road, EH4 3DR, Tel. 0131 6246200, www.nationalgalleries.org, tägl. 10–17 Uhr, im Aug. 10– 18 Uhr, Eintritt: frei (außer Sonderausstellungen), Anreise: Bus Nr. 13 von George Street
Entdeckungen außerhalb des Zentrums
Leith
Leith, der Hafen Edinburghs und ca. 4 km vom Stadtzentrum entfernt, war bereits im 12. Jahrhundert ein Fischerdörfchen, wurde jedoch bald zu einem wichtigen Handelshafen. Während der Reformation hatten sich die Franzosen zum Schutz von Marie de Guise, der Mutter von Mary Stuart, hier verschanzt. Zu viktorianischer Zeit bot Leith den Edinburghern Zugang zur See, der Ort wurde aber erst 1920 eingemeindet. Mit dem Niedergang des Seehandels in den 1970er-Jahren verkam die Hafengegend, gilt heute jedoch als weitgehend regeneriert. Gegenwärtig sieht man im Hafen vor allem Jachten – die Docks haben keine wirtschaftliche Bedeutung mehr. Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten ist das Museumsschiff Royal Yacht Britannia {38}, das hier vor Anker liegt.
> Anreise: Lothian Bus Nr. 11 vom St. Andrew Square, Bus Nr. 1 und 34 Leith Street, Bus Nr. 35 und 36 von Holyrood Palace (www.lothianbusses.com)
{36} Shore of Leith ** [I2]
Der Stadtteil Leith erstreckt sich nördlich und südlich des Flusses Water of Leith, der in den Firth of Forth mündet. Zum Teil herrscht hier noch die etwas graue Architektur der ehemaligen „Docklands“ vor. Entlang der Uferpromenade, genannt Shore (Ufer), hat man jedoch in den vergangenen Jahren die ehemaligen Lagerhäuser restauriert und schicke Apartmentblocks gebaut. Es gibt viele trendige Bistros und Restaurants, vor allem einige sehr gute Fischrestaurants. Einen Michelin-Stern kann das Restaurant The Kitchin (–>) vorweisen, das schottisch-französische Küche bietet.
{37} Ocean Terminal * [H2]
Das Ocean Terminal ist ein moderner mehrstöckiger Komplex von Geschäften und Restaurants, in den auch der Zugang zur Royal Yacht Britannia {38} eingebettet ist. Dies mag zwar etwas pietätlos gegenüber einem so historischen Objekt wie der königlichen Jacht wirken, allerdings verbinden die meisten Besucher ihre Besichtigung mit einem Einkaufsbummel oder einer Pause in einem der Restaurants und Cafés, die verglast sind und Ausblicke auf das Meer bieten.
> Leith, EH6 6JJ, Tel. 0131 5558888, www.oceanterminal.com, Mo.–Fr. 10–20 Uhr, Sa. 10–19 Uhr, So. 11–18 Uhr. Das größte Einkaufszentrum in Edinburgh, einschließlich Kino, Spa und Indoor Skate Park sowie Zugang zur Royal Yacht Britannia.
{38} Royal Yacht Britannia *** [H1]
Die Queen sagte über ihre Jacht, dass dies der einzige Platz sei, an dem sie richtig ausspannen konnte. Hier war sie manchmal wochenlang auf Seereisen unterwegs, die sie zu den Zielen ihrer diplomatischen Tätigkeit auf der ganzen Welt führten. Im Wesentlichen hatte die Crew den Auftrag, der Familie an Bord so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen (Arbeiten auf Deck mussten z. B. bis 9 Uhr morgens beendet sein).
Interessant sind die getrennten Schlafzimmer der Queen und ihres Ehemannes, des Dukes of Edinburgh. Ebenso besichtigen kann man die Honeymoonsuite – in der Prinz Charles und Lady Diana im Jahr 1981 ihre Flitterwochen verbrachten – mit einem recht klein geratenen Doppelbett. Der Einrichtungsstil entspricht dem persönlichen Geschmack der Queen und man sieht viele private Fotografien der Familie. Der Speisesaal an Bord sah im Laufe der Jahre viele illustre Gäste: Hier speisten unter anderem Winston Churchill, Ronald Reagan und Nelson Mandela.
Auch vom Leben der Crew an Bord kann man sich ein Bild machen – selbst die Offiziere lebten auf der königlichen Jacht unter sehr beengten Verhältnissen. Das Schiff wurde 1953 gebaut und strahlt bis heute das Flair der 1950er-Jahre aus, selbst die Maschinen im Maschinenraum ähneln Museumsstücken. Sogar die Wäscherei kann man besichtigen, wo die königliche Wäsche an anderen Tagen gewaschen werden musste als die der Crew. Dies und andere interessante Hintergründe erfährt man durch eine Audiotour, die es auch in deutscher Sprache gibt.
1997 wurde die Jacht von der Labour-Regierung außer Dienst gestellt, da man nicht die für die kostspielige Restaurierung notwendigen 60 Millionen £ aufbringen wollte. (Die Jacht wurde von der Queen für die Ausübung ihrer diplomatischen Tätigkeit genutzt und die Kosten fielen daher unter Staatsausgaben). Dies war keine unumstrittene Tat, denn nicht nur Royalisten sahen dies als symbolischen Schlag gegen die britische Monarchie und eine alternde Königin, der man trotz ihrer intensiven diplomatischen Tätigkeit ihr Stückchen Privatsphäre nahm. Außerdem hatte die Jacht, mit der die Queen als Botschafterin für Großbritannien im Ausland fungierte, für die Nation und auch die Wirtschaft eine große Bedeutung.
Auf der Jacht gibt es ein Café, in dem man von weißbehandschuhten Kellnern bedient wird und eine gepflegte Tasse Tee zu sich nehmen kann. Von hier aus hat man einen guten Blick auf das Flussdelta mit seinen Inseln und dem gegenüberliegenden Ufer der Grafschaft Fife. Für die Besichtigung einschließlich Teepause sollte man zwei Stunden einplanen. Der Eingang zu der Anlage des Schiffsmuseums befindet sich im zweiten Stock des Ocean Terminals {37}.
> Ocean Terminal, Leith, EH6 6JJ, Tel. 0131 5555566, www.royalyachtbritannia.co.uk, Jan.–März u. Nov./Dez. 10–15.30 Uhr, April–Sept. 9.30–16.30 Uhr, Okt. 9.30–16 Uhr, geschl.: 25.12. und 1.1., Eintritt: Erw. 16 £, Kinder (5–17 Jahre) 8,50 £, erm. 14 £, Familie (2 Erw., bis 3 Kinder) 45 £
{39} South Queensferry und Forth Rail Bridge ***
Die Forth Rail Bridge ist eines der Bauwunder aus der viktorianischen Zeit. Sie wurde von 1883 bis 1890 von den Ingenieuren Sir John Fowler und Benjamin Baker konstruiert. Zur Herstellung wurden ungefähr 50.000 Tonnen Stahl verarbeitet. Die vielen Querverstrebungen der Stahlkonstruktion machen dieses Bauwerk so sehenswert. Die rote Farbe der Brücke sorgt dafür, dass sie die Aussicht dominiert, fast sollte man meinen, sie sei als Fotoobjekt gebaut worden. Für beide Enden der Brücke sind Besucherzentren mit einem Aufgang bzw. Lift auf die Brücke geplant (www.forthbridgeexperience.com).
Den besten Blick auf die Brücke hat man von dem Örtchen South Queensferry. Das Dörfchen lebte jahrhundertelang vom Fischfang. Es existiert noch eine alte Steinmauer am heutigen Jachthafen und es gibt eine hübsche High Street mit einigen historischen Häusern, z. B. das Black Castle aus dem Jahr 1626, die St. Mary’s Church aus dem Jahr 1441 und das Zollhaus Tollbooth aus dem Jahr 1600. Der Name des Ortes geht auf St. Margaret zurück, die heiliggesprochene Frau von König Malcolm III. Damals residierte das Königspaar in Dunfermline und Pilger mussten bis zur dortigen Kathedrale einen langen Weg auf sich nehmen. Margaret ließ daher einen permanenten Fährservice (Queen’s ferry) einrichten. 1964 entstand westlich von hier die Forth Road Bridge für den Autoverkehr. Aufgrund von Baufälligkeit wurde diese jedoch im August 2017 durch die neue Hängebrücke Queensferry Crossing ersetzt (www.forth-bridges.co.uk).
<3> Queensferry Museum, 53 High Street, South Queensferry, EH30 9HP, Tel. 0131 3315545, www.edinburghmuseums.org.uk/venues/queensferry-museum, Mo., Do.–Sa. 10–17, So. 12–17 Uhr, Eintritt frei
> Anreise: Zug von Waverley Station, ca. 15 Min. nach Dalmeny, von dort aus etwa 15 Min. zu Fuß; oder First Bus Nr. 43 von Princes Street. Man kann die Fahrt nach South Queensferry auch mit einer Bootsfahrt kombinieren: von der Waverley Station mit dem Bus nach South Queensferry und von dort mit dem Ausflugsboot, das auf dem Forth kreuzt. Infos: www.forthtours.com, Tel. 0870 1181866, ca. 14 £.
{40} Crammond *
Zwischen South Queensferry und Leith liegt Crammond, zu beiden Seiten eingerahmt von Golfplätzen. Wer an einem Sommertag die Beine im Firth of Forth abkühlen möchte, kann dies an dem kleinen Strand in Crammond tun. Hier mündet der Fluss Almond in den Forth und auf seiner Ostseite liegt der malerische alte Kern des Dörfchens, der nur aus wenigen Häusern besteht. Bereits von den Römern wurde hier im Jahr 142 n. Chr. ein Fort angelegt, auf dessen Überresten im 17. Jh. die Crammond Kirk entstand. Von der steilen Hauptstraße, die in den Stadtkern hinunterführt, gelangt man zum Parkplatz und dahinter zum Park mit der Kirk. Hier steht auch der Crammond Tower, der um 1400 erbaut wurde. Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden entlang des Flusses verschiedene Mühlen und eine Eisenschmiede. Hier wurde von 1752 bis 1860 eine Reihe von Werkzeugen wie Schaufeln und Nägel hergestellt, für die während der Industrialisierung eine große Nachfrage bestand. Die Produkte wurden direkt von hier verschifft und der Hafen gewann an Bedeutung.
Bei Ebbe kann man über einen kleinen Damm auf eine dem Ufer vorgelagerte Insel wandern. Allerdings sollte man sich informieren, wie die Tidenzeiten sind, denn bei Flut wird die Insel vom Festland abgeschnitten.
> Infos: www.undiscoveredscotland.co.uk
> Anreise: über die Queensferry Road (A90) oder mit dem Lothian Busses 41 von der George Street
Dunbar und North Berwick
Wer Seeluft schnuppern und das Umland Edinburghs noch etwas erkunden möchte, der findet an der schottischen Ostküste die historischen Städtchen Dunbar und North Berwick. Nach Dunbar entführte Lord Bothwell Mary, Queen of Scots (–>) im Jahr 1567, um sie zur Heirat zu zwingen. Schon allein der historische Hafen mit seinem Innen- und Außenhafen, dem Kopfsteinpflaster und der alten Steinmauer ist eine Sehenswürdigkeit, die ihresgleichen sucht. Man fühlt sich förmlich ins 17. Jahrhundert zurückversetzt. Das ehemalige Schloss von Dunbar, in dem Mary festgehalten wurde, stand direkt auf den Klippen, die den Eingang zum Außenhafen bildeten. Heute sind vom Schloss nur noch einige Mauern übrig, auf denen die Möwen nisten. Angeblich wurde die Zerstörung des Schlosses angeordnet, nachdem Mary zur Abdankung gezwungen wurde. Dunbar ist ein Fischereihafen und die Kais sind voll von Netzen und Fangkörben für die begehrten Meeresfrüchte und Langusten.
> Dunbar Information Centre, 143a High Street, EH42 1ES, April–Okt., www.dunbar.org.uk
> Anreise: Zug von der Waverley Station, Fahrtzeit 20 Min., Fahrplan: www.thetrainline.com
North Berwick liegt nur wenige Kilometer weiter westlich von Dunbar und blickt ebenfalls auf eine lange Geschichte zurück. Erste Siedler gab es hier bereits im 7. Jahrhundert. Im 11. Jahrhundert fuhr die Fähre von hier nach St. Andrews am gegenüberliegenden Ufer der Grafschaft Fife. 1715 und 1745 landeten hier die Highlander, die an den Rebellionen der Jakobiter (–>) beteiligt waren. Der Bell Rock Leuchtturm wurde von der Stevenson-Familie gebaut und Robert Louis Stevenson (–>) verbrachte mehrere Sommer hier mit seiner Familie. Die Stadt hat eine perfekte Lage mit zwei Stränden und Ausblicken auf die Felseninseln im Forth, wie den Bass Rock, der von Vogelkolonien bevölkert ist.
Das Seabird Center ist eine der bekanntesten touristischen Attraktionen der Stadt. Hier kann man alles über das Leben von Seevögeln erfahren und sogar per Livecam Vögel, Robben und Delphine beobachten. Das Café hat eine Terrasse auf dem Pier mit einem fantastischen Ausblick.
> Anreise: Züge nach North Berwick mit First Rail fahren von der Haymarket Station in regelmäßigen Abständen ab. Die Fahrt dauert eine halbe Stunde. Mit dem Auto folgt man der A1 in Richtung Osten.
> The Scottish Seabird Center, The Harbour, North Berwick, EH39 4SS, https://seabird.org, Tel. 06120 890202, Eintritt: Erw. 8,95 £, ermäßigt 6,95 £, Kinder 4–15 Jahre 4,95 £, Nov.–Jan. Mo.–Fr. 10–16 Uhr, Sa./So. 10–17 Uhr, Febr./März u. Sept./Okt. Mo.–Fr. 10–17 Uhr, Sa./So. 10–17.30 Uhr, April–Aug. tägl. 10–18 Uhr