2 Kräuter zur Behandlung äußerer Erkrankungen

2.1 Grundsätzliches

2.1.1 Pathologie

Diese Kräuter befreien die Oberfläche (Biao 表) von äußeren Pathogenen, die eingedrungen sind und dort eine Fülle verursacht haben. Wenn einer oder mehrere der sechs bioklimatischen pathogenen Faktoren (Wài-Gan Liù-Yín 外感六淫) in den Organismus eindringen, findet eine Auseinandersetzung mit der Widerstandskraft des Körpers, hauptsächlich dem Abwehr-Qi (Wèi Qì 卫气), in den oberflächlichen Körperschichten statt. Das ist eine Erkrankung des Äußeren (Biao).

2.1.2 Therapieprinzip

Behandlungsziel ist hier das Zerstreuen der Fülle der äußeren Pathogene direkt nach außen (Jie-Biao 解表), sodass diese nicht ins Innere vordringen können. Die Kräuter werden eingesetzt, um die Arbeit des Wei Qi zu unterstützen, die Blockade durch Wind-Kälte bzw. Wind-Hitze in der Oberfläche zu lösen und so auch die hinabführende Verbreitung des Lungen-Qi wiederherzustellen.

Das geschieht mittels einer moderaten Anregung des Schwitzens (Han Fa 汗法). Die pathogene Energie blockiert die Oberfläche, verkrampft die Poren und erzeugt eine Fülle (Shí Zhèng 实证). Diese Blockade, die auch die typischen Muskelschmerzen am Anfang einer Erkältungskrankheit bewirkt, wird gelöst, „die Poren werden geöffnet“, d. h. das Schwitzen ermöglicht und angeregt. Wenn Qi und Blut wieder frei in der Oberfläche zirkulieren, kann Ying Qi 营气 aus dem Inneren (Li 里) dem Wei Qi 卫气 im Äußeren (Biao 表) Säfte zur Verfügung stellen, Schweiß kann austreten und mit ihm pathogene Energie, von der der Organismus sich befreien will (Jie Biao 解表).

Die Chinesische Medizin verwendet hier die gleiche Methode wie die westliche Erfahrungsheilkunde: das Schwitzen wird gleich zu Beginn einer Erkältungskrankheit kräftig angeregt. Allerdings sollte man darauf achten, dass das Schwitzen – je nach Konstitution – nur kurzfristig gefördert wird, da hierbei Zheng Qi (hier Lungen-Qi, Ying Qi und Wei Qi) mobilisiert wird und Säfte mit dem Schweiß verloren gehen (vgl. MAG 2009). Um der Schmälerung von Energie vorzubeugen, können wir von vornherein Kräuter hinzufügen, die das Zheng Qi 正气 und die Säfte schützen (s. Rezept bei Disharmonie von Ying Qi und Wei Qi). Meist ist es ausreichend, eine dezente Befeuchtung der Haut zu bewirken, Muskelschmerzen und Kälteschauer sollten dann nachlassen. Explizit kontraindiziert sind diese Diaphoretika bei Frösteln durch Yang-Leere und Fieber durch Yin-Leere, spontanem oder nächtlichem Schwitzen, nach Blutverlusten und bei chronisch fiebrigen Erkrankungen mit Schädigung von Blut und Säften (vgl. POR 1978).

In der chinesischen Pharmakologie werden die Arzneien dieser Kategorie als scharf bezeichnet. Der Begriff „scharf“ weist in der chinesischen Materia medica vor allem auf eine zerstreuende, zerteilende – hier die Oberfläche befreiende – Funktion hin, und dies durchaus auch, wenn die Arznei unserer sinnlichen Wahrnehmung nach gar nicht scharf schmeckt. Der in dieser Weise verstandene Geschmack ließe sich als „funktionell“ bezeichnen gegenüber dem sensorisch wahrnehmbaren Geschmack. Die Kräuter in diesem Kapitel sind bis auf den frischen Ingwer nur „funktionell“ scharf. ( Kap. 1)

2.1.3 Inhaltsstoffe

Wenn wir die Pflanzen dieser Kategorie vom Standpunkt der modernen westlichen Pflanzenheilkunde aus nach ihren Inhaltsstoffen betrachten, fällt bei den Wind-Kälte-Pflanzen auf, dass sie gehäuft ätherische Öle enthalten (Zimt, Ingwer).

Die ätherischen Öle besitzen eine antivirale bzw. antibakterielle Wirkung, sie können eingedrungene Erreger abtöten. Sie wirken hyperämisierend und schweißtreibend auf der Haut, was wir als energetisch wärmende, bewegende und die Oberfläche entstauende Wirkweise bezeichnen können. Die meisten haben eine lokal und systemisch erwärmende Wirkung, einige bewirken allerdings (lokal angewendet) eine kühlende Sensation, sie sind deshalb in den kühlenden Kräuter-Gruppen zu finden (Pfefferminze, Eukalyptus).

Auch Gerbstoffe kommen häufig vor, auch sie wirken erregerabtötend auf der Oberfläche der Schleimhäute, haben aber durch ihre reizlindernde, entzündungshemmende Wirkung eher kühlende Qualität.

Bei den Wind-Hitze-Pflanzen finden sich gehäuft Flavonoide (Holunder-, Linden-, Mädesüßblüten). Sie wirken durchblutungsfördernd auf die kleinen Kapillaren, was wir zur Durchflutung der Peripherie bzw. der Oberfläche des Körpers benötigen. Sie haben einen starken Bezug zu schützenden Hüllen von Pflanzen wie Schale, Rinde, was wir als Signatur für das chinesische System Oberfläche (Biao 表) verstehen können.

Vom Blickpunkt der Signaturenlehre aus fällt bei den Wind-Hitze-Pflanzen auf, dass gehäuft Blüten vertreten sind. Ihnen wird in der chinesischen Betrachtung unter anderem der starke Bezug zur Oberfläche zugeschrieben, weil sie leichtgewichtig (oben schwebend) sind.

2.2 Wärmende Kräuter, die Wind-Kälte zerstreuen

Symptome

Westliche Medizin akute Erkältungskrankheiten, grippale Infekte, Grippe

Therapieprinzip Die Oberfläche von Wind und Kälte befreien und wärmen. Entsprechend werden warme bzw. heiße, (funktionell) scharfe Kräuter verabreicht.

missing link Beachte: In der Gruppe der Wind-Kälte zerstreuenden Arzneien haben wir uns entschieden, zwei sehr kräftige Kräuter an den Anfang zu stellen, obwohl diese nicht in Europa heimisch sind: Cassiazimtzweige und frische Ingwerwurzel. Zimt und Ingwer haben eine sehr lange Tradition als Gewürze und Heilmittel in Europa, sind hier preiswert erhältlich und in ihrer Wirksamkeit als wärmende, Kälte zerstreuende Kräuter bewährt und bekannt. Die Lindenblüten, bei uns heimisch und bewährt, eignen sich durchaus auch bei Wind-Kälte, sind aber noch stärker Wind-Hitze zerstreuend und deshalb in  Kap. 2.3 eingeordnet.

2.2.1 Zingiber officinale viride

Siehe  Tab. 2.1.

Tab. 2.1 Monografie Zingiber officinalis viridis.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Zingiber officinale viride, rhiz. Ingwer, Wurzel (frisch) warm scharf, aromatisch, leicht süß Lu, Ma, Mi 1–6 Scheiben der frischen Wurzel 3 Min. Dekokt u./o. 10 Min. Infus
Wirkbeschreibung Indikationen
Oberfläche von Wind und Kälte befreiend, schweißtreibend beginnende Erkältung, grippale Infekte
Lunge wärmend; Kälte, Feuchtigkeit und Schleim aus der Lunge ableitend alle Katarrhe der Atemwege mit dünnem, klarem, hellem Sekret
Milz und Magen wärmend, stärkend und regulierend, Magen-Qi absenkend
Feuchtigkeit und Schleim transformierend
Übelkeit, Verdauungsstörungen mit Völle- und Spannungsgefühlen von Stagnation, Schleim und/oder Kälte auch nach schwer verdaulichen Speisen; Seekrankheit, Schwangerschaftsübelkeit
Toxizität von Kräutern und Speisen abpuffernd Rezepturen ausgleichend, harmonisierend
MAD, POR (1978), Positivmonografien Kommission E, WHO, ESCOP

Anmerkung Eine Scheibe frische Ingwerwurzel wiegt ungefähr 1 Gramm.

In der chinesischen Pharmakologie wird der frische Ingwer geköchelt, wenn er verwendet wird, um die Oberfläche zu befreien, was natürlich zu einer Verringerung des Gehaltes an ätherischen Ölen führt, die Schärfe aber verstärkt. Wenn es allerdings darum geht, die aromatische, Feuchtigkeit transformierende Wirkung zu nutzen, sollte der Ingwer nicht gekocht werden.

2.2.2 Cinnamomum cassia

Siehe  Tab. 2.2.

Tab. 2.2 Monografie Cinnamomum cassia.

Name lat. Name dt. Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Cinnamomum cassia, ramulus Zimt, Zweige (chines. Gui Zhi) warm aromatisch, scharf, süß Lu, Bl, He, Uterus 1–4 g getr. Droge Infus, 1–6 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Oberfläche von Wind und Kälte befreiend, Tai Yang wärmend, diaphoretisch akute Erkältung (Wind-Kälte), auch bei diffusem Schwitzen bei starker Erkältlichkeit (mehr Wind als Kälte)
Ying Qi und Wei Qi harmonisierend zur Prophylaxe bei starker Erkältlichkeit mit rezidivierenden Wind-Kälte-Infekten
Yang Qi verbreitend, so (Tai-Yang-) Leitbahnen wärmend und durchgängig machend Zystitis oder rheumatische Schmerzen (bes. der Schulter) von Wind, Feuchtigkeit und Kälte
Yang wärmend, bewegend
im Herz
im Uterus
Stagnation von Yang, Qi, Xue
Druckgefühl im Thorax, Angina pectoris
Dysmenorrhöe, stockende Menstruation
MAD, POR (1978)

Anmerkung Die Zweige des Cassiazimtes sind nur in Spezialapotheken, die chinesische Drogen verkaufen, oder in sog. Asialäden erhältlich. Sie harmonisieren und stärken Ying Qi und Wei Qi und sind darum bei rezidivierenden Erkältungen sehr gut wirksam. Außerdem schmecken sie im Gegensatz zum Ingwer Kindern meist gut. Die Zimtrinde, die bei uns gebräuchlich ist, wirkt hauptsächlich wärmend auf das Innere, ist also bei Yin-Leere kontraindiziert ( Kap. 8).

In der chinesischen Pharmakologie werden die Zimtzweige einige Minuten geköchelt, was natürlich zu einer Verringerung des Gehaltes an ätherischen Ölen führt, die angestrebte Wirkung jedoch nicht mindert.

2.2.3 Weitere Kräuter, die Wind-Kälte zerstreuen

2.3 Kühlende Kräuter, die Wind-Hitze zerstreuen

Symptome

Westliche Medizin frische oder auch schon einige Tage lang bestehende Erkältungskrankheiten, Laryngitis, leichte Bronchitis, grippale Infekte, Grippe

Therapieprinzip Oberfläche von Wind und Hitze befreien und kühlen. Entsprechend werden kühle bzw. kalte, (funktionell) scharfe Kräuter verabreicht.

2.3.1 Sambucus nigra

Siehe  Abb. 2.1 und  Tab. 2.3.

Tab. 2.3 Monografie Sambucus nigra.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Sambucus nigra, flor. Holunder, Blüten kühl leicht aromatisch, leicht süß Lu, Bl 0,5–10 g getr. Droge Infus, 2–10 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Oberfläche von Wind und Hitze befreiend, diaphoretisch
Nase befreiend
allergische Reaktionen, beginnende Erkältung, grippale Infekte mit Fieber, Schnupfen, Halsentzündung
Lungen-Qi absenkend
Hitze-Schleim der Lunge ableitend
Katarrhe der Kopfschleimhäute, Sinusitis, allergische
Rhinitis, chronischer Schnupfen, Bronchitis, Keuchhusten, Asthma
Wind und Feuchtigkeit ableitend, Hitze kühlend und diuretisch bei Bi-Syndromen Rheuma mit Entzündung, Schwellung, harnsaure Diathese
Feuchte-Hitze der Blase ableitend Grieß, Steine der Harnwege
Feuchtigkeit ableitend Ödeme
MAD, FIS (1989), KRÖ1 172, Positivmonografien Kommission E, WHO
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Abb. 2.1 Sambucus nigra.

2.3.2 Tilia cordata

Siehe  Tab. 2.4.

Tab. 2.4 Monografie Tilia cordata.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Tilia cordata, flor. Linde, Blüten leicht kühl süß, zusammenziehend Lu, Bl, Mi, Le, He 0,5–10 g getr. Droge Infus, 1–10 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Oberfläche befreiend, diaphoretisch Wind-Hitze (Wind-Kälte) ableitend akute Erkältung, Fieber; zum Einleiten des Schwitzens (hoch dosiert)
Husten stillend, Schleim ableitend Husten bei Erkältung, alter Husten mit Schleim
Wind und Feuchtigkeit ableitend, diuretisch und Hitze kühlend bei Bi-Syndromen Rheuma mit Entzündung, Schwellung, harnsaure Überlastung, Gicht, Ischialgie
Hitze, Feuchtigkeit, Hitze-Schleim der Blase ableitend Grieß, Steine der Harnwege
Leber-Yang und inneren Wind absenkend, Schleim ableitend Apoplex, Schwindel, Epilepsie (Prophylaxe)
Shen beruhigend Angst der Kinder bei Fieber, nervöse Zustände
MAD, FIS (1989), KRÖ1 229, Positivmonografien Kommission E, WHO

2.3.3 Salvia officinalis

Siehe  Abb. 2.2 und  Tab. 2.5.

Tab. 2.5 Monografie Tilia cordata.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Salvia officinalis, fol. Salbei, Blätter neutral zusammenziehend, etwas bitter und scharf, aromatisch Lu, Mi, Ma, Uterus 1–10 g getr. Droge Infus oder Kurzdekokt, 0,5–5 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Oberfläche von Wind-Hitze oder Wind-Kälte befreiend, diaphoretisch bei beginnender Erkältung zum Einleiten des Schwitzens (3–5g, 5–10 Min. Infus, heiß trinken)
Wind-Hitze kühlend, ableitend Erkältung mit Halsentzündung, Tonsillitis (zum Trinken und Gurgeln)
adstringierend, haltend, Qi stärkend, die Poren regulierend, Lungen-Qi und Wei Qi unterstützend Leere-Schweiße haltend (Qi-Leere, Yin-Leere), so die
Körperflüssigkeiten schützend
adstringierend, haltend, Qi stärkend, Milz-Qi unterstützend, die Organe zu halten Senkung von Uterus u. a. Organen
adstringierend, haltend, den Milchfluss hemmend übermäßige Laktation, zum Abstillen
lokal adstringierend, kühlend, blutstillend, kräftigend wackelnde Zähne, alle Entzündungen in Mund, Rachen, Kehlkopf
Feuchtigkeit und Schleim transformierend, sehr trocknend:
Schleim der Lunge ableitend
Feuchtigkeit von Milzschwäche
Husten mit Schleim (Expectorans)
zu weicher Stuhl, Durchfall, vaginaler Ausfluss
Leere-Hitze beruhigend übermäßiges Schwitzen und Unruhe im Klimakterium oder bei Hyperthyreose
KRÖ1 288, MAD, ROS (2006), Positivmonografien Kommission E, WHO
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Abb. 2.2 Salvia officinalis.

Anmerkung

Eine ganz ähnliche Polarität weist die Schafgarbe auf, die wir bei den Durchfall hemmenden Kräutern ( Kap. 19) eingeordnet haben.

missing link Beachte: Neuerdings wird von längerer Anwendung von alkoholischen Extrakten oder des reinen ätherischen Öls von Salbei wegen des Thujongehaltes abgeraten. Der Grad der Schädlichkeit der Thujone ist umstritten. Von längerer Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit ist aus Vorsicht abzuraten.

2.3.4 Euphrasia officinalis

Siehe  Abb. 2.3 und  Tab. 2.6.

Tab. 2.6 Monografie Euphrasia officinalis.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Euphrasia officinalis, herb. Augentrost, Kraut kühl leicht bitter, zusammenziehend Le, Lu 1–5 g getr. Droge Infus, 1–5 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Qi zu den Augen bringend, Augen stärkend, Meldekraut zu den Augen schwache Sehkraft, überanstrengte Augen, Windempfindlichkeit, alle Entzündungen des inneren und äußeren Auges, Glaukom
Wind-Hitze- und Hitze-Schleim kühlend und trocknend Katarrhe der Kopfschleimhäute, wie Konjunktivitis, Heuschnupfen
Feuchte-Hitze der Leber kühlend und trocknend Gelbsucht, Vergiftung von Alkohol
Hitze-Schleim der Lunge ableitend Schnupfen, Sinusitis, Bronchitis mit zähem Schleim, Halskatarrh
adstringierend, kühlend, trocknend lokale Anwendung: Katarrhe mit gelbem Sekret, bes. der inneren und äußeren Augen; Warzen
MAD, KRÖ1 50, ROS (2006), Negativmonografie Kommission E (1992, da die Wirksamkeit nicht belegt sei)
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Abb. 2.3 Euphrasia officinalis.

2.3.5 Weitere Kräuter, die Wind-Hitze zerstreuen

2.4 Rezepturen

2.4.1 Frühstadium einer Erkältung (Wind-Kälte oder -Hitze in der Oberfläche)

Siehe  Tab. 2.7.

Tab. 2.7 Rezeptur Frühstadium einer Erkältung.

Kräuter Menge Temperatur Geschmack Wirkung in der Rezeptur
Zingiber viride (frischer Ingwer) 2–3 Scheiben warm scharf, aromatisch die Oberfläche von eingedrungenem Wind befreiend, diaphoretisch
Tilia, flor., (Lindenblüten) 2–4 g leicht kühl süß, zusammenziehend die Oberfläche von eingedrungenem Wind befreiend, diaphoretisch

Zubereitung und Anwendung

Symptome und Befunde

Syndrome frisch eingedrungener Wind (mit Kälte oder Hitze) in der Oberfläche

Westliche Befunde gerade beginnender, viraler, grippaler Infekt

Therapieprinzip

missing link Therapieempfehlung

Diese einfache Rezeptur befreit die Oberfläche von Wind-Kälte oder Wind-Hitze. Es ist eine Grundrezeptur für das erste Erkältungsstadium, auch wenn noch nicht eindeutig ist, ob es sich um Wind-Kälte oder Wind-Hitze handelt oder aber wenn die Symptomatik eine Mischung aus beidem ist. Falls der Patient zu Wind-Kälte und Verschleimung mit kaltem Schleim neigt, wird der Anteil von Ingwer erhöht, bei Neigung zu Wind-Hitze und Husten der Anteil an Lindenblüten.

Grundsätzlich wird die Rezeptur nach dem Einsetzen des Schwitzens abgesetzt oder verändert.

2.4.2 Akuter Infekt bei starker Infektanfälligkeit (Akute Wind-Kälte in der Oberfläche/Disharmonie von Ying Qi und Wei Qi)

Siehe  Tab. 2.8.

Tab. 2.8 Rezeptur Akuter Infekt bei starker Infektanfälligkeit.

Kräuter Menge Temperatur Geschmack Wirkung in der Rezeptur
Cinnamomum cass., ram. 3 g (1 g) warm aromatisch, scharf, süß die Oberfläche von Wind-Kälte befreiend; Ying Qi und Wei Qi harmonisierend
Zingiber, rhiz. 3 g (1 g) warm scharf, aromatisch die Oberfläche von Wind-Kälte befreiend
Millefolium, herb. 1 g neutral bitter, zusammenziehend, aromatisch Wind ableitend; Ying zurückhaltend, Schwitzen hemmend; Qi tonisierend
Salvia, fol. 1 g   zusammenziehend, etwas bitter und scharf, aromatisch Wind ableitend, Ying zurückhaltend, Schwitzen hemmend
Urtica, herb. 1 g neutral fad, leicht salzig, süß, zusammenziehend Blut und Ying Qi nährend
Eleutherococcus, rad. 1 g warm süß, scharf, bitter Lungen-Qi, Wei Qi tonisierend
Glycyrrhiza, rhiz. 0,2 g neutral süß tonisierend
Mischung 1: Urtica, herb.; Glycyrrhiza, rhiz.
Mischung 2: Cinnamomum cass., ram.; Millefolium, herb.; Salvia, fol.; Eleutherococcus, rad.; 1–3 Scheiben frischer Ingwer

Zubereitung und Dosierung

Symptome und Befunde

Syndrome

Westliche Befunde akuter, viraler, grippaler Infekt, frische Erkältung bei chronisch geschwächtem Immunsystem, z. B. postviralem Erschöpfungssyndrom, akuter Schwächezustand, z. B. nach schwerer Geburt

Therapieprinzip

Zur Tonisierung Langfristig eingenommen und individuell modifiziert kann die Rezeptur angewendet werden, um Qi zu tonisieren, Blut und Ying Qi zu nähren und die Funktion des Wei Qi so wieder zu aktivieren. In den nicht akuten Phasen entsprechen dann die angegebenen Mengen einer Tagesdosis, Zimtzweige und Ingwer werden niedriger dosiert (Angabe in Klammern).

Weitere Modifizierungen