Diese Kräuter befreien die Oberfläche (Biao 表) von äußeren Pathogenen, die eingedrungen sind und dort eine Fülle verursacht haben. Wenn einer oder mehrere der sechs bioklimatischen pathogenen Faktoren (Wài-Gan Liù-Yín 外感六淫) in den Organismus eindringen, findet eine Auseinandersetzung mit der Widerstandskraft des Körpers, hauptsächlich dem Abwehr-Qi (Wèi Qì 卫气), in den oberflächlichen Körperschichten statt. Das ist eine Erkrankung des Äußeren (Biao).
Behandlungsziel ist hier das Zerstreuen der Fülle der äußeren Pathogene direkt nach außen (Jie-Biao 解表), sodass diese nicht ins Innere vordringen können. Die Kräuter werden eingesetzt, um die Arbeit des Wei Qi zu unterstützen, die Blockade durch Wind-Kälte bzw. Wind-Hitze in der Oberfläche zu lösen und so auch die hinabführende Verbreitung des Lungen-Qi wiederherzustellen.
Das geschieht mittels einer moderaten Anregung des Schwitzens (Han Fa 汗法). Die pathogene Energie blockiert die Oberfläche, verkrampft die Poren und erzeugt eine Fülle (Shí Zhèng 实证). Diese Blockade, die auch die typischen Muskelschmerzen am Anfang einer Erkältungskrankheit bewirkt, wird gelöst, „die Poren werden geöffnet“, d. h. das Schwitzen ermöglicht und angeregt. Wenn Qi und Blut wieder frei in der Oberfläche zirkulieren, kann Ying Qi 营气 aus dem Inneren (Li 里) dem Wei Qi 卫气 im Äußeren (Biao 表) Säfte zur Verfügung stellen, Schweiß kann austreten und mit ihm pathogene Energie, von der der Organismus sich befreien will (Jie Biao 解表).
Die Chinesische Medizin verwendet hier die gleiche Methode wie die westliche Erfahrungsheilkunde: das Schwitzen wird gleich zu Beginn einer Erkältungskrankheit kräftig angeregt. Allerdings sollte man darauf achten, dass das Schwitzen – je nach Konstitution – nur kurzfristig gefördert wird, da hierbei Zheng Qi (hier Lungen-Qi, Ying Qi und Wei Qi) mobilisiert wird und Säfte mit dem Schweiß verloren gehen (vgl. MAG 2009). Um der Schmälerung von Energie vorzubeugen, können wir von vornherein Kräuter hinzufügen, die das Zheng Qi 正气 und die Säfte schützen (s. Rezept bei Disharmonie von Ying Qi und Wei Qi). Meist ist es ausreichend, eine dezente Befeuchtung der Haut zu bewirken, Muskelschmerzen und Kälteschauer sollten dann nachlassen. Explizit kontraindiziert sind diese Diaphoretika bei Frösteln durch Yang-Leere und Fieber durch Yin-Leere, spontanem oder nächtlichem Schwitzen, nach Blutverlusten und bei chronisch fiebrigen Erkrankungen mit Schädigung von Blut und Säften (vgl. POR 1978).
In der chinesischen Pharmakologie werden die Arzneien dieser Kategorie als scharf bezeichnet. Der Begriff „scharf“ weist in der chinesischen Materia medica vor allem auf eine zerstreuende, zerteilende – hier die Oberfläche befreiende – Funktion hin, und dies durchaus auch, wenn die Arznei unserer sinnlichen Wahrnehmung nach gar nicht scharf schmeckt. Der in dieser Weise verstandene Geschmack ließe sich als „funktionell“ bezeichnen gegenüber dem sensorisch wahrnehmbaren Geschmack. Die Kräuter in diesem Kapitel sind bis auf den frischen Ingwer nur „funktionell“ scharf. (▶ Kap. 1)
Wenn wir die Pflanzen dieser Kategorie vom Standpunkt der modernen westlichen Pflanzenheilkunde aus nach ihren Inhaltsstoffen betrachten, fällt bei den Wind-Kälte-Pflanzen auf, dass sie gehäuft ätherische Öle enthalten (Zimt, Ingwer).
Die ätherischen Öle besitzen eine antivirale bzw. antibakterielle Wirkung, sie können eingedrungene Erreger abtöten. Sie wirken hyperämisierend und schweißtreibend auf der Haut, was wir als energetisch wärmende, bewegende und die Oberfläche entstauende Wirkweise bezeichnen können. Die meisten haben eine lokal und systemisch erwärmende Wirkung, einige bewirken allerdings (lokal angewendet) eine kühlende Sensation, sie sind deshalb in den kühlenden Kräuter-Gruppen zu finden (Pfefferminze, Eukalyptus).
Auch Gerbstoffe kommen häufig vor, auch sie wirken erregerabtötend auf der Oberfläche der Schleimhäute, haben aber durch ihre reizlindernde, entzündungshemmende Wirkung eher kühlende Qualität.
Bei den Wind-Hitze-Pflanzen finden sich gehäuft Flavonoide (Holunder-, Linden-, Mädesüßblüten). Sie wirken durchblutungsfördernd auf die kleinen Kapillaren, was wir zur Durchflutung der Peripherie bzw. der Oberfläche des Körpers benötigen. Sie haben einen starken Bezug zu schützenden Hüllen von Pflanzen wie Schale, Rinde, was wir als Signatur für das chinesische System Oberfläche (Biao 表) verstehen können.
Vom Blickpunkt der Signaturenlehre aus fällt bei den Wind-Hitze-Pflanzen auf, dass gehäuft Blüten vertreten sind. Ihnen wird in der chinesischen Betrachtung unter anderem der starke Bezug zur Oberfläche zugeschrieben, weil sie leichtgewichtig (oben schwebend) sind.
Symptome
Westliche Medizin akute Erkältungskrankheiten, grippale Infekte, Grippe
Therapieprinzip Die Oberfläche von Wind und Kälte befreien und wärmen. Entsprechend werden warme bzw. heiße, (funktionell) scharfe Kräuter verabreicht.
Beachte: In der Gruppe der Wind-Kälte zerstreuenden Arzneien haben wir uns entschieden, zwei sehr kräftige Kräuter an den Anfang zu stellen, obwohl diese nicht in Europa heimisch sind: Cassiazimtzweige und frische Ingwerwurzel. Zimt und Ingwer haben eine sehr lange Tradition als Gewürze und Heilmittel in Europa, sind hier preiswert erhältlich und in ihrer Wirksamkeit als wärmende, Kälte zerstreuende Kräuter bewährt und bekannt. Die Lindenblüten, bei uns heimisch und bewährt, eignen sich durchaus auch bei Wind-Kälte, sind aber noch stärker Wind-Hitze zerstreuend und deshalb in ▶ Kap. 2.3 eingeordnet.
Siehe ▶ Tab. 2.1.
▶ Tab. 2.1 Monografie Zingiber officinalis viridis.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Zingiber officinale viride, rhiz. | Ingwer, Wurzel (frisch) | warm | scharf, aromatisch, leicht süß | Lu, Ma, Mi | 1–6 Scheiben der frischen Wurzel 3 Min. Dekokt u./o. 10 Min. Infus |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Oberfläche von Wind und Kälte befreiend, schweißtreibend | beginnende Erkältung, grippale Infekte | ||||
Lunge wärmend; Kälte, Feuchtigkeit und Schleim aus der Lunge ableitend | alle Katarrhe der Atemwege mit dünnem, klarem, hellem Sekret | ||||
Milz und Magen wärmend, stärkend und regulierend, Magen-Qi absenkend Feuchtigkeit und Schleim transformierend |
Übelkeit, Verdauungsstörungen mit Völle- und Spannungsgefühlen von Stagnation, Schleim und/oder Kälte auch nach schwer verdaulichen Speisen; Seekrankheit, Schwangerschaftsübelkeit | ||||
Toxizität von Kräutern und Speisen abpuffernd | Rezepturen ausgleichend, harmonisierend | ||||
MAD, POR (1978), Positivmonografien Kommission E, WHO, ESCOP |
Anmerkung Eine Scheibe frische Ingwerwurzel wiegt ungefähr 1 Gramm.
In der chinesischen Pharmakologie wird der frische Ingwer geköchelt, wenn er verwendet wird, um die Oberfläche zu befreien, was natürlich zu einer Verringerung des Gehaltes an ätherischen Ölen führt, die Schärfe aber verstärkt. Wenn es allerdings darum geht, die aromatische, Feuchtigkeit transformierende Wirkung zu nutzen, sollte der Ingwer nicht gekocht werden.
Siehe ▶ Tab. 2.2.
▶ Tab. 2.2 Monografie Cinnamomum cassia.
Name lat. | Name dt. | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Cinnamomum cassia, ramulus | Zimt, Zweige (chines. Gui Zhi) | warm | aromatisch, scharf, süß | Lu, Bl, He, Uterus | 1–4 g getr. Droge Infus, 1–6 ml Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Oberfläche von Wind und Kälte befreiend, Tai Yang wärmend, diaphoretisch | akute Erkältung (Wind-Kälte), auch bei diffusem Schwitzen bei starker Erkältlichkeit (mehr Wind als Kälte) | ||||
Ying Qi und Wei Qi harmonisierend | zur Prophylaxe bei starker Erkältlichkeit mit rezidivierenden Wind-Kälte-Infekten | ||||
Yang Qi verbreitend, so (Tai-Yang-) Leitbahnen wärmend und durchgängig machend | Zystitis oder rheumatische Schmerzen (bes. der Schulter) von Wind, Feuchtigkeit und Kälte | ||||
Yang wärmend, bewegend im Herz im Uterus |
Stagnation von Yang, Qi, Xue Druckgefühl im Thorax, Angina pectoris Dysmenorrhöe, stockende Menstruation |
||||
MAD, POR (1978) |
Anmerkung Die Zweige des Cassiazimtes sind nur in Spezialapotheken, die chinesische Drogen verkaufen, oder in sog. Asialäden erhältlich. Sie harmonisieren und stärken Ying Qi und Wei Qi und sind darum bei rezidivierenden Erkältungen sehr gut wirksam. Außerdem schmecken sie im Gegensatz zum Ingwer Kindern meist gut. Die Zimtrinde, die bei uns gebräuchlich ist, wirkt hauptsächlich wärmend auf das Innere, ist also bei Yin-Leere kontraindiziert (▶ Kap. 8).
In der chinesischen Pharmakologie werden die Zimtzweige einige Minuten geköchelt, was natürlich zu einer Verringerung des Gehaltes an ätherischen Ölen führt, die angestrebte Wirkung jedoch nicht mindert.
Symptome
Westliche Medizin frische oder auch schon einige Tage lang bestehende Erkältungskrankheiten, Laryngitis, leichte Bronchitis, grippale Infekte, Grippe
Therapieprinzip Oberfläche von Wind und Hitze befreien und kühlen. Entsprechend werden kühle bzw. kalte, (funktionell) scharfe Kräuter verabreicht.
Siehe ▶ Abb. 2.1 und ▶ Tab. 2.3.
▶ Tab. 2.3 Monografie Sambucus nigra.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Sambucus nigra, flor. | Holunder, Blüten | kühl | leicht aromatisch, leicht süß | Lu, Bl | 0,5–10 g getr. Droge Infus, 2–10 ml Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Oberfläche von Wind und Hitze befreiend, diaphoretisch Nase befreiend |
allergische Reaktionen, beginnende Erkältung, grippale Infekte mit Fieber, Schnupfen, Halsentzündung | ||||
Lungen-Qi absenkend Hitze-Schleim der Lunge ableitend |
Katarrhe der Kopfschleimhäute, Sinusitis, allergische Rhinitis, chronischer Schnupfen, Bronchitis, Keuchhusten, Asthma |
||||
Wind und Feuchtigkeit ableitend, Hitze kühlend und diuretisch bei Bi-Syndromen | Rheuma mit Entzündung, Schwellung, harnsaure Diathese | ||||
Feuchte-Hitze der Blase ableitend | Grieß, Steine der Harnwege | ||||
Feuchtigkeit ableitend | Ödeme | ||||
MAD, FIS (1989), KRÖ1 172, Positivmonografien Kommission E, WHO |
Siehe ▶ Tab. 2.4.
▶ Tab. 2.4 Monografie Tilia cordata.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Tilia cordata, flor. | Linde, Blüten | leicht kühl | süß, zusammenziehend | Lu, Bl, Mi, Le, He | 0,5–10 g getr. Droge Infus, 1–10 ml Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Oberfläche befreiend, diaphoretisch Wind-Hitze (Wind-Kälte) ableitend | akute Erkältung, Fieber; zum Einleiten des Schwitzens (hoch dosiert) | ||||
Husten stillend, Schleim ableitend | Husten bei Erkältung, alter Husten mit Schleim | ||||
Wind und Feuchtigkeit ableitend, diuretisch und Hitze kühlend bei Bi-Syndromen | Rheuma mit Entzündung, Schwellung, harnsaure Überlastung, Gicht, Ischialgie | ||||
Hitze, Feuchtigkeit, Hitze-Schleim der Blase ableitend | Grieß, Steine der Harnwege | ||||
Leber-Yang und inneren Wind absenkend, Schleim ableitend | Apoplex, Schwindel, Epilepsie (Prophylaxe) | ||||
Shen beruhigend | Angst der Kinder bei Fieber, nervöse Zustände | ||||
MAD, FIS (1989), KRÖ1 229, Positivmonografien Kommission E, WHO |
Siehe ▶ Abb. 2.2 und ▶ Tab. 2.5.
▶ Tab. 2.5 Monografie Tilia cordata.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Salvia officinalis, fol. | Salbei, Blätter | neutral | zusammenziehend, etwas bitter und scharf, aromatisch | Lu, Mi, Ma, Uterus | 1–10 g getr. Droge Infus oder Kurzdekokt, 0,5–5 ml Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Oberfläche von Wind-Hitze oder Wind-Kälte befreiend, diaphoretisch | bei beginnender Erkältung zum Einleiten des Schwitzens (3–5g, 5–10 Min. Infus, heiß trinken) | ||||
Wind-Hitze kühlend, ableitend | Erkältung mit Halsentzündung, Tonsillitis (zum Trinken und Gurgeln) | ||||
adstringierend, haltend, Qi stärkend, die Poren regulierend, Lungen-Qi und Wei Qi unterstützend | Leere-Schweiße haltend (Qi-Leere, Yin-Leere), so die Körperflüssigkeiten schützend |
||||
adstringierend, haltend, Qi stärkend, Milz-Qi unterstützend, die Organe zu halten | Senkung von Uterus u. a. Organen | ||||
adstringierend, haltend, den Milchfluss hemmend | übermäßige Laktation, zum Abstillen | ||||
lokal adstringierend, kühlend, blutstillend, kräftigend | wackelnde Zähne, alle Entzündungen in Mund, Rachen, Kehlkopf | ||||
Feuchtigkeit und Schleim transformierend, sehr trocknend: Schleim der Lunge ableitend Feuchtigkeit von Milzschwäche |
Husten mit Schleim (Expectorans) zu weicher Stuhl, Durchfall, vaginaler Ausfluss |
||||
Leere-Hitze beruhigend | übermäßiges Schwitzen und Unruhe im Klimakterium oder bei Hyperthyreose | ||||
KRÖ1 288, MAD, ROS (2006), Positivmonografien Kommission E, WHO |
Anmerkung
Eine ganz ähnliche Polarität weist die Schafgarbe auf, die wir bei den Durchfall hemmenden Kräutern (▶ Kap. 19) eingeordnet haben.
Beachte: Neuerdings wird von längerer Anwendung von alkoholischen Extrakten oder des reinen ätherischen Öls von Salbei wegen des Thujongehaltes abgeraten. Der Grad der Schädlichkeit der Thujone ist umstritten. Von längerer Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit ist aus Vorsicht abzuraten.
Siehe ▶ Abb. 2.3 und ▶ Tab. 2.6.
▶ Tab. 2.6 Monografie Euphrasia officinalis.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Euphrasia officinalis, herb. | Augentrost, Kraut | kühl | leicht bitter, zusammenziehend | Le, Lu | 1–5 g getr. Droge Infus, 1–5 ml Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Qi zu den Augen bringend, Augen stärkend, Meldekraut zu den Augen | schwache Sehkraft, überanstrengte Augen, Windempfindlichkeit, alle Entzündungen des inneren und äußeren Auges, Glaukom | ||||
Wind-Hitze- und Hitze-Schleim kühlend und trocknend | Katarrhe der Kopfschleimhäute, wie Konjunktivitis, Heuschnupfen | ||||
Feuchte-Hitze der Leber kühlend und trocknend | Gelbsucht, Vergiftung von Alkohol | ||||
Hitze-Schleim der Lunge ableitend | Schnupfen, Sinusitis, Bronchitis mit zähem Schleim, Halskatarrh | ||||
adstringierend, kühlend, trocknend | lokale Anwendung: Katarrhe mit gelbem Sekret, bes. der inneren und äußeren Augen; Warzen | ||||
MAD, KRÖ1 50, ROS (2006), Negativmonografie Kommission E (1992, da die Wirksamkeit nicht belegt sei) |
Siehe ▶ Tab. 2.7.
▶ Tab. 2.7 Rezeptur Frühstadium einer Erkältung.
Kräuter | Menge | Temperatur | Geschmack | Wirkung in der Rezeptur |
---|---|---|---|---|
Zingiber viride (frischer Ingwer) | 2–3 Scheiben | warm | scharf, aromatisch | die Oberfläche von eingedrungenem Wind befreiend, diaphoretisch |
Tilia, flor., (Lindenblüten) | 2–4 g | leicht kühl | süß, zusammenziehend | die Oberfläche von eingedrungenem Wind befreiend, diaphoretisch |
Zubereitung und Anwendung
Symptome und Befunde
Syndrome frisch eingedrungener Wind (mit Kälte oder Hitze) in der Oberfläche
Westliche Befunde gerade beginnender, viraler, grippaler Infekt
Therapieprinzip
Therapieempfehlung
Diese einfache Rezeptur befreit die Oberfläche von Wind-Kälte oder Wind-Hitze. Es ist eine Grundrezeptur für das erste Erkältungsstadium, auch wenn noch nicht eindeutig ist, ob es sich um Wind-Kälte oder Wind-Hitze handelt oder aber wenn die Symptomatik eine Mischung aus beidem ist. Falls der Patient zu Wind-Kälte und Verschleimung mit kaltem Schleim neigt, wird der Anteil von Ingwer erhöht, bei Neigung zu Wind-Hitze und Husten der Anteil an Lindenblüten.
Grundsätzlich wird die Rezeptur nach dem Einsetzen des Schwitzens abgesetzt oder verändert.
Siehe ▶ Tab. 2.8.
▶ Tab. 2.8 Rezeptur Akuter Infekt bei starker Infektanfälligkeit.
Kräuter | Menge | Temperatur | Geschmack | Wirkung in der Rezeptur |
---|---|---|---|---|
Cinnamomum cass., ram. | 3 g (1 g) | warm | aromatisch, scharf, süß | die Oberfläche von Wind-Kälte befreiend; Ying Qi und Wei Qi harmonisierend |
Zingiber, rhiz. | 3 g (1 g) | warm | scharf, aromatisch | die Oberfläche von Wind-Kälte befreiend |
Millefolium, herb. | 1 g | neutral | bitter, zusammenziehend, aromatisch | Wind ableitend; Ying zurückhaltend, Schwitzen hemmend; Qi tonisierend |
Salvia, fol. | 1 g | zusammenziehend, etwas bitter und scharf, aromatisch | Wind ableitend, Ying zurückhaltend, Schwitzen hemmend | |
Urtica, herb. | 1 g | neutral | fad, leicht salzig, süß, zusammenziehend | Blut und Ying Qi nährend |
Eleutherococcus, rad. | 1 g | warm | süß, scharf, bitter | Lungen-Qi, Wei Qi tonisierend |
Glycyrrhiza, rhiz. | 0,2 g | neutral | süß | tonisierend |
Mischung 1: Urtica, herb.; Glycyrrhiza, rhiz. | ||||
Mischung 2: Cinnamomum cass., ram.; Millefolium, herb.; Salvia, fol.; Eleutherococcus, rad.; 1–3 Scheiben frischer Ingwer |
Zubereitung und Dosierung
Symptome und Befunde
Syndrome
Westliche Befunde akuter, viraler, grippaler Infekt, frische Erkältung bei chronisch geschwächtem Immunsystem, z. B. postviralem Erschöpfungssyndrom, akuter Schwächezustand, z. B. nach schwerer Geburt
Zur Tonisierung Langfristig eingenommen und individuell modifiziert kann die Rezeptur angewendet werden, um Qi zu tonisieren, Blut und Ying Qi zu nähren und die Funktion des Wei Qi so wieder zu aktivieren. In den nicht akuten Phasen entsprechen dann die angegebenen Mengen einer Tagesdosis, Zimtzweige und Ingwer werden niedriger dosiert (Angabe in Klammern).
Weitere Modifizierungen